J l'Ml^ M: - ■ ■-, - ■ i ■ j. M '■ ■ , - . ' ■ ■■ i ' ' l- '«'H i^\j1;iantiadiiMtm ToRomu Library' Hi'U ^h;;;j' f • 1 i:'-n :/:.i!: !'■*!'! M.l' :r: :'li {i!lm|';!i:-:!: ar:i;in ;( tü'i!.*':'^ t Hi ilHi^i'!:! iiin;;;f. 1 t:,:;;'^ ■MM:"' ' ii;' ■*■-'. 'i HRDINGLISTJUN 15 1923 QUELLEN UND FORSCHUNGEN ZUR mum GESCHICHTE DER STADT FLOREM HERAUSGEGEBEN OTTO HARTWIG. MARBURG. N. G. ELWERT'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG. 1875. QUELLEN UND FOEßCHÜNGEN ZUR umm mmmi der mn Emu HERAUSGEGEBEN OTTO HARTWIG. ERSTER THEIL. ^ )gö«-j H ^ • ). SANZANOMIS GESTA FLORENTINORÜM. I S- S- Q 'S 2. CHRONICA DE ORIGINE CIVITATIS. 3. FLORENZ BIS ZUM ANFANG DES XII. JAHRHUNDERTS. MARBURG. N. G. ELWERT'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG. 1875. Alle Rechte vorbehalten. Die Verlagsbachhandlung'. Vorrede. Diesem ersten Hefte der »Quellen und Forschungen zur ältesten Geschichte der Stadt Florenz« soll das zweite und letzte sobald als möglich nachfolgen. Dasselbe wird wie dieses aus drei Ab- theilungen bestehen, von denen die beiden ersten ausführliche Gommentare zu theihveise noch nicht publicirten Annalen von Florenz bringen werden. Diesellien sind, wie eine anhangsweise mitzu- tlieilende Untereuchung über das s. g. Chronicon Brunetti Latini, im Maniiscripte schon nahezu voll- endet. Dagegen hat der letzte Theil, welcher einen reconstruh-ten Text der Gesta Florentinorum — des Quellenwerkes, aus dem G. Villani, Ptolmaeus Luccensis und andere Chronisten ihre Florenz betreffenden Nachrichten bis zum Jahre 1308 geschöpft haben — bringen wird, noch nicht abge- schlossen werden können. Das Erscheinen einer neuen correkten Ausgabe des Ptolmaeus Luccensis, die in Florenz vorbereitet ist, muss abgewartet und eine wichtige, nur handschriftlich vorhandene Ueberlieferung der Gesta Florentinorum, welche mir bisher noch nicht zugänglich Avar, zuvor ver- glichen werden. Hätte ich den Zeitpunkt fest bestimmen können, bis zu welchem dieses geschehen sein wird, so würde ich die Publication dieses ersten Theiles bis dahin verschoben haben. Allein da durch das Erscheinen der Epoche machenden »Florentiner Studien« von P. Scheffer-Boichorst und der Storia della repubblica di Firenze von Gino Capponi augenblicklich in weiten Kreisen die Aufmerksamkeit auf die (Jeschichte von Florenz gerichtet ist, hielt ich es für zweckmässig schon jetzt einen Theil meiner Forschungen zu veröffentlichen. Ob diesen »Quellen und Forschungen« eine kritische Aasgabe der Chronik G. Villanis folgen wird, ist noch unsicher. Verhandlungen mit einem bekannten italienischen Gelehrten, welcher die Herstellung des textkritischen Theiles dieser Ausgabe zu übernehmen sich bereit erklärt hatte, sind noch nicht abgeschlossen. Das Material zu den »Quellen und Foi-schungen« habe ich zum guten Theile auf einer Reise gesammelt, die ich durch ein Stipendium von Seiten Sr. Excellenz des Herrn Ministers Dr. Falck unterstützt im Herbste 1872 nach Mittelitalien machen konnte. Ich verfehle nicht für diese Unter- stützung meiner wissenschaftlichen Foi-schungen Sr. Excellenz hier öffentlich meinen schuldigsten Dank zu sagen. Da es mir wegen meiner amtlichen Geschäfte nicht gut möglich war länger als sechs Wochen in Florenz, Siena, Pisa und Lucca zu verweilen, so wird ein Jeder, der die Fülle des handschrift- I n liehen Materials kennt, welches zur Geschichte von Florenz in den Bibliotheken dieser Stadt aufge- häuft ist, es begreiflich finden, dass ich die mich interessirenden Handschriften nicht selbst eopiren konnte, sondern dieses meinen Freunden überlassen musste. Die Herren Archivbeamten A. Gherardi und C. Paoli haben sich in dieser Beziehung um meine Studien die grössten Verdienste erworben. Herrn Archivdirektor S. Bongi zu Lucca bin ich für die Gefälligkeit, mit der er eine Handschrift seines Archivs wiederholt für mich untersucht hat, gleichfalls zu besonderem Danke verpflichtet. Die Liebenswürdigkeit, mit der mich alle Bibliotheks- und Archivvorstände in Florenz und Siena — ich nenne nur die Hen-en L. Passerini, C. Quasti und L. Banchi — empfangen und in meinen Arbeiten gefördert haben, kann ich nicht genug anerkennen. Herrn Professor G. de Blasiis, der mir einen umfangreichen Auszug aus einer Handschrift der Biblioteca nazionale zu Neapel angefer- tigt und mitgetheilt hat, will ich gleichfalls meinen besten Dank hier auszusprechen nicht unterlassen. Fast jeder Gelehrte, der über die Geschichte des mittelalterlichen Italiens in den letzten Jahr- zehnten gearbeitet , hat für die Unterstützung , die er , sei es durch Mittheilung des werthvollsten urkundlichen Materials, sei es durch Hinweisung auf bisher übersehene Nachrichten und Zusammen- hänge, durch Herrn Universitätsassessor Th. Wüstenfeld erhielt, zu danken gehabt. Es freut mich, dass auch ich zu der Zahl derer gehöre, denen Wüstenfeld, man könnte fast sagen, seine unerschöpf- lichen Schätze geöffnet hat. Ich glaube im Namen sehr Vieler zu sprechen, wenn ich meinem Danke hierfür die Bitte hinzufüge , es möge dem Freunde gefallen , möglichst bald seine Sammlungen durch Drucklegung allen Forschem zugänglich zu machen. Mit dem Wunsche, dass diese »Quellen und Forschungen zur ältesten Geschichte von Florenz« von den Kennern der Geschichte der unvergleichlichen Stadt freundlich aufgenommen werden mögen, und in der Hoffnung , dass man jenseits der Berge in dem Werke des Fremden nichts weiter er- blicken wird als eine kleine Gegengabe für den Genuss, den Florenz selbst und seine vvunderhen^ liehen Kunstschätze mir bei wiederholtem Besuche bereitet haben, sende ich dieselben in die Welt hinaus. Marburg im Juni 1875. /'' Einleitung. I. Zu Sanzariomis Gresta Florentinorum. Der Verfasser der hier zum ersten Male') veröffentlichten Schrift: Gesta Florentinoram hat die Zeit , in der er lebte , durch gelegentliche Bemerkungen über die kriegerischen Ereignisse , an denen er persönlich theilgenommen hat, annähernd fixirt. Zu dem Kriege, den die Florentiner gegen die Burg Semifonte bis zum Jahre 1202 führten, sagt er: Tacere tarnen nolo magnalia, quae intcr cetera vidi guerra durante. S. 12. is. Als die Florentiner 1207 das sanesische Gasteil Mont- alto belagerten, befand er sich bei dem Heere derselben und erzählt: quae licet non viderim stans in eodem exercitu intellexi. S. IG, 7. Da wir den Namen des Autors, welcher den ersten Versuch gemacht hat, die Sagen über die Anfänge der Stadt Florenz von ihrer Gründung durch die Römer bis zum 11. Jahrhundert unserer Aera zu erzählen, den Autor der s. g. Chronica de origine civitatis, liicht kennen, der Verfasser der Gesta Florentinomm sich aber förmlich mit seinem Namen bei dem Leser einführt — Haec ego Sanzanome scribo S. 11, 25 — , so haben wir in ihm den ältesten, uns namentlich bekannten Geschichtsschreiber der Arnostadt vor uns. Genauer, als hiermit geschehen, können wir die Lebenszeit Sanzanonies nicht mit vollkom- mener Sicherheit bestimmen. Sein Werk bricht in der einzigen uns erhaltenen Handschrift mit einer Notiz zum Jahre 1231 2) mitten im Satze ab. Dieselbe könnte also möglicher Weise das W^erk Sanzanomes nur höchst unvollständig repräsentiren, und wir dürfen, wenn uns keine inneren Gründe über die Abfassunjszeit näheren Aufschluss geben sollten, aus dem heutigen Schlüsse des Werkes Nichts über dessen Entstehungszeit folgern. DaSanzanomezum Jahre 11 74 bemerkt: Hoc tarnen affirmo, quod 1) Es ist nur von dem Texte derselben schon vor einigen Monaten eine Ar-«iihl Abzüge im Ind. lectionum iiestiv. Marb. 1875 ausgegeben worden. Herr Professor .1. Cäsar hat die Ausgabe derselben mit mir besorgt und sich um die Constituirung des Textes die wesent- lichsten Verdienste erworben. 2) Moreni , Bibliografia di Toscana II, 31" (und Scheffer-Boichorst . Florentiner Studien S. 258 lassen das Werk um 1230 abbrechen. Aber S. o2, 22 heisst es anno millesimo ducentesimo trigesimo mense lulii und S. .33, 24 berichtet er von dem Kriege gegen Siena anno sequenti proximo aus dem April 1231. I* IV Senenses superare Florentinos non vidi nee audivi, quod in hello fuissent in tabula cum eisdem, könnte man auf die Vermuthung gerathen, schon zu dieser Zeit wolle er sich als Zeitgenossen der erzählten Thaten bezeichnen. Da er aber unmittelbar vor dieser Versicherung seine Wahrheitsliebe ganz im Allgemeinen betont hat, so wird sich schwerlich etwas aus dieser Stelle folgern lassen. Wenn er dagegen schreibt , der kaiserliche Legat Christian von Mainz habe , wie gesagt werde (ut dicitur) S. 8, 30, Florenz widerrechtlich bedrückt, so scheint er damit allerdings bestimmt anzudeuten, dass er das nicht aus eigener Erfahrung wisse. Doch da er sich möglicher Weise auch nur seines eigenen Urtheils über diese angeblichen Bedrückungen des Mainzer Erzbischofs mit diesen Worten hat begeben wollen , können wir nicht mit Sicherheit aus denselben schliessen , dass er sich nicht jener Zeit (,1173) aus eigener Erfahrung erinnere. Leider sind wir auch nicht in der Lage, die Lebenszeit unseres Autors durch anderweitige Urkunden näher zu bestimmen. Denn wii' wissen nicht, welchem der Sanzanome, über die uns Nachrichten erhalten sind, das Geschichtswerk zuzuschreiben ist. Es unterliegt wohl freilich keinem Z\\eifel , dass unser Autor mit einem der Juristen Sanzanome identisch ist, deren Namen uns in Urkunden aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts wiederholt begegnen'). Denn die Stellung, die er die Juristen (iuris periti S. 3, 34) im Staatslcben seiner Zeit einnehmen lässt, und die Hervorkehrung rechtlicher Gesichtspunkte in fast allen Reden, die er den handelnden Personen in den Mund legt, machen es an sich wahrscheinlich, dass er dem Juristenstande angehört hat uud in der Notariats- kunst, wie sie damals namentlich in Bologna in Verbindung mit der Kunst des Schriftthums über- haupt von den berühmtesten Lehrern geübt wurde^), unterrichtet war. Wenn nun, da der Name Sanzanome nicht zu den häufig vorkommenden, vielmehr eher zu den »singulären Ei-scheinungen«-^) zu rechnen ist, ein Iudex Sanzanome als Zeuge bei dem Eidschwur fungirt, durch den Rainaldus filius Comitis Alberti der Abtretung des Castells Semifonte an die Commune von Florenz von Seiten seines Vaters und Bruders im Februar 1200 beitrat^), ferner ein iudex et nolai-ius Sanzanome in einer Urkunde »ad faciendam conventionem et securitatem statutani inter dictum Guidottum Clariti et Meliorem Abbatis vice et nomine comunis Florentiae tarn civitatis, quam districtus ex una parte et Dom. Vicecomitem Potestatem Bononiee ex altera«^) erwähnt wird. 1) Scheffer-Boichorst 1. 1. S. 258 schreibt: .als Richter bezeichnet ihn die Aufschrift des Codex'. Hier- von weiss ich nichts. In der mir mitgetheilten genauen Beschreibung der Handschrift finde ich nichts hiervon erwähnt, Seh -B. hat das einfach auch nur aus Moreni 1. I. erschlossen, wie er selbst S. 250 Anm. 2 sagt. Moreni hat die Ueberschrifl der Handschrift : Domini Senzanome iudicis historia civitatis Florentiae ab eins origine usque ad aununi 1230 entweder selbst gemacht oder der Abschrift C. Strozzis (siehe weiter unten) entlehnt. 2) Bethmann-HoUweg. Der C'ivilprocess des gemeinen Rechts in geschichtlicher Entwicklung. VI, l.S. 160 u.f. 3) Scheffer-Boichorst, Florentiner Studien S. 259, In der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts kommt wieder- holt ein Sanzanome aus der Familie Bini als Podestä von Ravenna und Bologna vor. Der Name war also nicht gar zu singulär. 4) IldefoMSo di San Luigi 1. 1. VIII, 127. Mit Be- ziehung auf die Note Scheffer-Boichorst's S. 258 Anm. 3 bemerke ich, dass die Storia della guerra di Semifonte allerdings auf Grund von einigen ächten Urkunden höchst wahrscheinlich zwischen 1612 und 1620 von Piero della Rena gefälscht ist. 5) Ildefonso di San Luigi, Delizie VII, 289. so haben wir wohl Ursache, denselben mit dem Verfasser unserer Gesta Florentinorum für identisch zu halten Vielleicht ist es derselbe Sanzanome, der den Frieden zwischen Florenz und Siena am 21. April 1201 beschwören hilft und hier Sanzanome Mangiantie genannt wird*). Wenn man nun weiss , dass der Name Mangiantie in Florenz sehr wenig vorkommt , — ich finde denselben in den sehr ausgedehnten Personenregistern zu Lami's Monumenta ecclesiae Fiorentinae keinmal von einem Florentiner gebraucht — , er dagegen dort zum Jahre 1231 zweimal in Urkunden vorkommt, welche San Miniato al Tedesco und Gamporena betreffen, so liegt die weitere Vermuthung nahe unseren Sanzanome aus einem dieser Orte abstannnen zu lassen. Und das um so mehr, als uns ganz bestimmte Angaben über den Besitzstand einer Familie Sanzanome in das Grenzgebiet von Florenz und San Miniato al Tedesco weisen, hn Jahre 126G schätzen lacopus filius Sanzanomis et haeredes Ciati Sanzanomis den Schaden, den ihnen die Ghibellinen von 1260 — 66 an ihren Häusern zu Castel Fiorentino zugefügt haben, auf 200 Lire. Mehrere Nachbarn (confines), darunter die hae- redes Sanzanomis ebendaselbst auf 600 Lire^). Nun gehört ein Theil des Territoriums von Gampo- rena, das sich 1231 an San Miniato anschloss, zur Gemeinde von Castel Fiorentino, also zur Graf- schaft Florenz*). Da zur Zeit des tuscischen Bundes die Grenzen der Grafschaften im Einzelnen noch nicht genau festgestellt waren, man auch damals keine Veranlassung hatte, dieselben gegen einander zu regeln, so ist es doch nicht unmöglich, dass der Sanzanome, welcher 1199 für San Miniato al Tedesco den tuscischen Bund beschwört, mit unserem Autor identisch ist. San Miniato hätte sich von einem Manne vertreten lassen, der aus Gastel Fiorentino oder Gamporena stammend, später in Florenz lebte. Doch wird sich hierüber nichts mit einiger Sicherheit feststellen lassen*). Ist aber unser Autor ein und dieselbe Pei"son mit dem Sanzanome Mangiantie, so ist dadurch ausge- schlossen, dass der zu 1239 erwähnte Notar Sanzanome Spinelli, ode*^ gar der 1267 genannte Richter und Notar Sanzanome Spinelli Spine mit unserem Werke in Verbindung zu bringen sind*). Wenn der Autor desselben in den ersten Jahren des Jahrhundeils an kriegerischen Ereignissen Theil ge- nommen hat, wird derselbe schwerlich auch noch 1267 gelebt haben. Dagegen halte ich es für möglich, dass der D. Sanzanome Iudex, welcher am 20. August 1245 den Vertrag zwischen Florenz und Siena beschwören hilft , wieder mit unserem Autor identisch ist*). Ein Notar Sanzanome, 1) Das Verzeichniss der Zeugen bei diesem Frie- densschliisse. das Ildefonso di S. L., Delizio VII, 17Hu. f. bietet, ist sehr unvollständig. Ildefonso di S. L. hat das- selbe gar nicht nach der Urkunde gegeben, wie er selbst sagt. Wüstcnfeld hat nun in Siena das Original nach- gesehen, (Kaleffo vecchio 25) und thcilt mir daraus jene Unterschritt mit. 2) Ildefonso VII , 216 ^ 213. Sanzanome be- schreibt auch ein Gefecht, das zwischen Christian von Mainz und den Florentinern um Castel Fiorentino (1172) stattgefunden hat, ausführlich, wenn auch unklar. S. 8 Z. 23 u f. 3) Repetti, Dizionario I, 433. 4) In der Anzeige von Scheffer-Boichorsts Werk in der Jen. Litcraturzeitung (1874, S. 607) habe ich auf ürund einer irrthümlichen Mittheilung Wüstenfelds positiv angegeben, unser Sanzanome sei 1200 Rektor des Tuscischen Bundes gewesen. Das muss ich jetzt zurücknehmen. 5) Scheifer-Boichorst S. 258 nach Lami, Monu- menta II, 760 und Fineschi, Memorie ist. di S. Maria Novelle I, 59. 6) Archiv von Siena. Kaleffo vecchio p. '-'44 nach Wüstenfeld. VI der 1219 und 1226 genannt wird, kann die Gesta Florentinorum jedoch eben so gut verfasst haben'). So sind wir denn zur genaueren Fixii'ung der Abfassungszeit unseres Werkes nur auf innere Gründe angewiesen. Diese scheinen ein sicheres Ergebniss zu liefern. Scheffer-Boichorst hat sein Urtheilüber Sanzanome dahin zusanimengefasst, dass er ihn »einen be- schränkten Biedermann, einen untertliänigen Ghibellinen und einen schwülstigen unklaren Stilisten nennt«. S. 258. Zur näheren Begründung seines Urtheils über den politischen Charakter unseres Autoi-s hat Scheffer-Boichorst als ein Beispiel angeführt , wie derselbe die Einnahme von Montebuoni zu recht- fertigen wisse. Er sagt nämlich von den Florentinern: guerram cum castro Montisboni non sine causa inceperunt. »Villani dagegen« , so fährt der Kritiker fort, »sieht sich bei dieser Gelegenheit zu dem Ansprüche veranlasst: »»So begann Florenz seine Grafschaft auszubreiten, mehr mit Gewalt als mit Recht««. Das ist das Urtheil eines Mannes, aui dem nicht der Bann municipaler Enge lastet, durch sie ist der andere, wie ernstlich er auch gerecht sein will, von vornherein in Partei befangen«. So richtig das Urtheil Scheffer-Boichorst's vom allgemeinen Standpunkte aus in mancher Beziehung sein mag, so wenig billig erscheint es mir von dem Boden der gegebenen Verhältnisse aus. Der Vergleich Sanzanomes mit Villani , den Scheffer-Boichorst anstellt, verräth den schwachen Punkt desselben. Gewiss sagt Villani in den oben mitgetheilten Worten die einfache nackte Wahrheit, während Sanzanome nach Entschuldigungsgründen für die Gewaltthaten der Florentiner sucht. Aber man berücksichtige doch auch die Zeiten und Verhältnisse, unter denen beide Chronisten schreiben. Wenn man die Stellung, die Kaiser Friedrich IL, unter dem Sanzanome in Florenz schrieb, in Italien einnahm, mit der Ludwigs des ßaiern, des Zeitgenossen G. Villanis, vergleicht, dann wird verständlich sein, warum Sanzanome sich vorsichtig ausdrückte, während Villani schreiben konnte, was und wie er wollte. Der Eine verfasst sein Werk ungefähr nur ein Menschen- alter nach den gewaltsamen Eingriffen, die Kaiser Friedrich I. sich in die Entwicklung der Arno- stadt erlaubte. Die Grafschaft, die dieser Herrscher Florenz entzog, gab ihr Heinrich VI. nur in sehr beschränktem Maasse zurück. Der Andere dagegen lebte und schrieb zu einer Zeit, als deutsche Kaiser der Gegenstand des Spottes und der Verachtung der Florentiner, des »fünften Ele- mentes der Welt«2), geworden waren. Dass Männer, die unter so verschiedenen. Umständen die Geschichte ihrer Vaterstadt schreiben , dieselbe nicht nach denselben Gesichtspunkten behandelten, wird Niemanden Wunder nehmen. — Gewiss gab es auch schon in Florenz in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts verschiedene, einander feindliche Parteien. Aber irren wir nicht, so war bis zum Jahre 1231 die Stadt keineswegs besonders antikaiserlich gesinnt noch von politischem Partei- hader erfüllt. Hatte doch Kaiser Friedrich II. bis dahin keine Zeit und keine Macht gehabt, die kaiserlichen Rechte in Tuscien gegen die auch hier immer selbstständiger sich entwickelnden Gom- munen geltend zu machen. Die Adelsfraktionen, die sich in Florenz in Folge der Mordthat an dem Ponte Vecchio seit Ostern 121.0 gebildet hatten, waren damals noch keineswegs zu politischen Par- teien geworden. Bezeichnend ist, dass der Mörder Bondelmontes dei Bondelmonti , Oderigo Fifanti, also ein Haupt der Partei , welcher später die ghibellinische genannt wurde , an der Spitze 1) Scheffer-Boichorst S. 258 nach Lami, Monumenta 2) Bandini, Catalogus cod. lat. Bibliothecae Medicae 1, 52, 6)5. Laurentianae IV, 196. vn der Florentiner stand , die 1220 in Rom bei der Krönung Friedrichs IL den Rauftiandel mit den Pisanern anfingen, der durch seine Folgen zum Kriege mit Pisa und der ersten grösseren Nieder- lage dieser Stadt durch Florenz bei Castel del Bosco (1222) führte*). Kaiser Friedrich II. zeigte sich ja damals auch keinesAvegs als Gegner der Florentiner. Befand sich doch sein Legat Gozzolinus Mährend dieser Kämpfe mi Lager dereelben. (S. 24. lo.) Auch während der Kriege, die Florenz bis zum Jahre 1231 mit Siena führte, finden wir ebensoAvenig Spuren von inneren Parteiungen als von der Einmischung des Kaisers in die Fehden der Nachbarstädte. Erst im Frühjahre 1231 griff der Kaiser in die tuscischen Händel ein. Sofort erweisen sich nun die Florentiner den kaiserlichen Befehlen ungehorsam , und kurze Zeit darauf brechen in der Stadt die politischen Spaltungen aus. Es ist hier nicht der Ort, dieses weiter auszuführen. Nur so viel sei noch bemerkt, dass Florenz dem Zorn und den hohen Geldstrafen des Kaisers Trotz bot und Siena endlich zwang unter Vermittlung des päpstlichen Legaten Frieden zu schliessen. Kaum aber waren diese Kämpfe mit Siena beendet, so wenden sich die gährenden Volkskräfte zu den blutigsten Fehden gegeneinander. Der Palast der Commune wurde 1236 mit dem der ghibellinischen Familie Galigai zerstört, der Wechsel der bald kaiserlich bald päpstlich gesinnten Podestaten der Stadt zeigt uns dieselbe fortwährend den grössten politischen Schwankungen ausgesetzt; im Jahre 1239 wird zum ersten Male der Namen Guelfen in den kuraen (ungedruckten) Annalen der Stadt als Parteiljezeichnung gebraucht. Seitdem haben die politischen Faktionen, die die Stadt damals in ilu-en Mauern beherbergte, niemals wieder einen dauernden Frieden miteinander geschlossen. Bei dem schriftstellerischen Charakter unseres Autoi-s ist es gewiss nun zwar bedenklich aus dem, was er verschweigt, welter gehende Schlüsse auf die einzelnen übergangenen Thatsachen zu ziehen. Zu wichtige Ereignisse hat Sanzanome , gewiss absichtslos, übergangen und zu sehr be- herrscht ihn die rhetorische Phrase. Aber einen allgemeinen Eindruck von der politischen Lage von Florenz und der durch sie bedingten politischen Stellung Sanzanomes bekommen wir doch durch dessen Gesta. Sanzanome war ein eifriger Localpatriot , seine Vaterstadt hat immer Recht selbst wenn sie gegen ihre Nachbai-städte das schreiendste Unrecht begeht. Dabei ist er gut kaiser- lich gesinnt. Der kaiserlichen Autorität tritt er wenigstens nirgends zu nahe. Er will daher auch eine Empörung gegen den kaiserlichen Legaten Christian von Mainz nicht billigen, obwohl derselbe mit oder ohne Willen^) des Kaisers Florenz widerrechtlich bedrückt habe. Dass er aber als florentinischer Ghibelline schreibe , kann ich nicht finden. Denn irgendwie müsste dann doch der Gegensatz an- gedeutet sein, in dem er sich mit der guelfischen Partei seiner Vateretadt befindet; derselbe würde unwillkührlicli schon in die Erzählung von den Zeiten liineingetragen sein, in denen die spätere 1) Villani IV, 38 u. V, 2. so glaube ich dagegen, dass man ans solchen Kedens- 2) Icli verstehe die Stelle: licet ignorante majori arten bei Sai.zanome am allerwenigsten einen Schluss domino vel mandante (S. 8 Z. 34) ganz anders als auf seine wirkliche politische Gesinnung machen darf. Scheffer-Uoichorst S. 256. Wenn derselbe auch die Und das in diesem Falle um so weniger, da er sie den Worte: licet Romani sit jirincipis jirepriiim so um- gut kaiserlich gesinnten Sanesen in den Mund legt- schreibt: , ein andermal bestimmter das semperaugustus S. 28 Z. J8. gleichsam als eineunumstösslicheSatzung des Himmels', VIII Parteibildung erst in ihrer Entstehung begriffen war, wenn der Erzähler in einer Zeit geschrieben hätte, in der in Folge jener Parteibildungen Mord und Brand die Strassen von Florenz füllten. Sanzanome hat seine Gcsta Florentinoruni gewiss nicht mehrere Jahre nach dem Ausbruche des Gonfliktes zwischen dem Kaiser und seiner Heimathstadt niedergeschrieben; dieselben sind kaum über das Jahr 1231, in dem unsere Handschrift abbricht, fortgesetzt worden, mag auch ihr Autor noch längere Zeit über dieses Jahr hinaus gelebt haben'). Das Interesse, welches das Werk Sanzanomes gewährt, ist vorzugsweise ein literarhistorisches. Denn die gescliichtliche Ausbeute, welche die Gesta Florentinorum darbieten, sind an sich nicht allzubedeutend, während dieselben als der erste Versuch einer Geschichte der Stadt Florenz unsere Beachtung vollkommen verdienen. Denn wenn sie auch schon darum auf die spätere Entwicklung der florentmischen Historiographie keinen Einfluss ausübten , weil ihr Verfasser den späteren Chro- nisten, die sämmtlich sehr bestimmt der guelfischen Partei angehörten und in ihrer Geschichtsauf- fassung durch Martin von Oppau beeinflusst waren, wenn sie sein Werk überhaupt gekannt hätten, wegen seiner politischen Gesinnung wenig sympathisch sein konnte, wenn wir also in ihnen sozusagen den Ueberrest einer Bildungsschicht vor uns haben, die keine Weiterentwicklung erfahren hat, so sind sie doch eben schon durch dieses Alleinstehen eine interessante Erscheinung. Man könnte das Werk des Sanzanome mit jenen singulären Produkten tuscischer Bildnerei vergleichen, welche antiken Statuen und Reliefs so sklavisch nachgeahmt waren, dass vrir an ihnen auch die Spuren der Verwitteruug oder der Beschädigungen, die die Vorbilder im Laufe der Zeiten erlitten hatten, wiedergegeben finden, die aber eben deshalb nicht als die Vorboten einer solbstständigen, nur an die Antike angelehnten Kunstentwicklung zu betrachten sind-), welche hier mit Niccolö Pisano um die Mitte des 13. Jahrhunderts begann und mit dem rapiden Aufschwung, den das ge- sammte geistige Leben in Tuscien von dieser Zeit an nahm, in innigster Verbindung steht. Sanzanome, der in der Vorrede seines Werkes von sich selbst sagt, dass er »nicht genug und noch dazu an einem nicht geeigneten Orte studirt habe« , hat offenbar wenig historischen Sinn ge- habt. Die A\achtigsten , folgenreichsten Ereignisse übergeht er gänzlich. Wir bekommen aus seiner Erzählung kein Bild von der Stellung, die Florenz zum Reich während der Zeit Friedrichs L, seines Sohnes und Enkels einnahm. Eine Fehde, die die Stadt mit Christian von Mainz hatte, wird unklar berichtet, von der Entziehung des Gomitats durch Friedrich I., der theilweisen Wiederzurückerstattung 1) Scheffer-Boichovst hat die Abfassungszeit des Werkes nicht genauer bestimmt und dieselbe zwischen die Jahre 12.30 und 1253 verlegt. Denn in diesem Jahre brach eine Fehde zwischen Florenz und Pistoja aus, während Sanzanome ad a. 1228 S. 27 Z. 4 die Hoffnung ausgesprochen hatte, dass ein zwischen beiden Städten abgeschlossener Friede imperpetuum dantc do- mino duratura. Die Entstehungszeit des Werkes würde um einige Jahre herabgerückt werden müssen, wenn man in der p]rwllhnung des Königs Artus (S. 33. 24), auf den die Dritten hofften , eine Anspielung auf die vergebliche Hoffnung der Sanesen auf die Hülfe, die ihnen Kaiser Friedrich H. bringen werde, erkennen wollte. Doch glaube ich bei der sonstigen politischen Haltung Sanzanomes nicht , dass er sich diesen Ver- gleich erlaubt hat , so naheliegend diese Deutung der Stelle auch sein mag. Wflre dieselbe aber richtig, so musste unsere Schrift nach 1234 entstanden sein, als der Kaiser die Sanesen definitiv im Stiche gelassen hatte. 2) Schnaase, Geschichte der bild. Künste VII, 296^ IX desselben durch Heinrich VI.'), von der Bildung des luscischen Bundes, der Stellung Friedrichs II. zu den Kämpfen zwischen Florenz und Pisa (1222) u. s. w., erwähnt er Nichts. Auch über wichtige Vorgänge, welche die Entwicklung der städtischen Verfassung aufs Innigste berühren, wie z.B. über die Kämpfe der Familie Uberti gegen das Consularregiment (1177 u. f.) schweigt er. Dagegen er- zählt er uns die einzelnen Kriegszüge , welche die Florentiner gegen die der Stadt benachbarten (iistelle der Dynastenfamilien der Grafschaft oder gegen die benaclibarten Municipien, wie Siena, Pisa, Pistoja unternahmen.. Fast alles, was er berichtet, steht in Verbindung mit diesen Händeln, wie er denn die Entstehung der Stadt Florenz geradezu mit der Zerstörung des benachbarten Fiesole ihren Anfang nehmen lässt*). Da Sanzanome für die Verflechtung dieser lokalen Fehden und Kriege mit den grossen Kämpfen zwischen dem KaLserthum und Papstthuin, die das 1:2. und 13. Jahrhun- dert erfüllten , offenbar gar kein Verständni.ss hatte , sondern dieselben nur in ihrer lokalen Be- schränktheit zu überblicken im Stande war, so würden wir ihm sehr dankbar sein, wenn er nur diese klar, bestimmt und annähernd vollständig eiv.ählt hätte. Aber gerade hier sind die begrün- detsten Ausstellungen an seiner Scliritl zu machen. Nicht als ob er nicht den guten Willen gehabt habe , die Dinge wahrheitsgetreu dai-zustellen. Wo man sie controUiren kann , wird man stets finden, dass seine Angaben mit den anderweitigen Berichten übereinstinmien. Aber wie Vieles, und wir müssen sagen, gerade wie Wichtiges hat er übergangim; das was er erzählt, sind zuweilen Einzelheiten, die wir ihm gern schenken möchten; eine ganze Anzahl von an sich wichtigen Vor- gängen ist so erzählt , dass , wenn wir auch der schlechten üeberlieferung des Textes , wie billig, vollkommen Rechnung tragen, wir den Sinn seiner Erzählungen doch fast rmr erratlien können. Und doch war ihm an der Form seiner Erzählung sq viel gelegen, dass wir dieselbe zuweilen fast nur für eine rhetorische Stylübung aus einer Schule der Grammatik und Rhetorik, als ein Specimen der Ars dictandi halten möchten. Ein Umstand legt uns den Vergleich mit derartigen literarischen Erzeugnissen noch besonders nahe. Wie von den Meistern dieser Scimlen Formulare und An- weisungen zu Staatsschriften verfeiligt wurden''), in denen die Namen der Staatsmänner, von denen sie angeblich erlassen sein sollten , angegeben waren , als wären sie whklich erlassen , während sie nur fingirt sind und den wirklich erlassenen durchaus nicht entsprechen, so hat Sanzanome in seinem Geschichtswerk den handelnden Personen Reden in den Mund gelegt, die Municipien einander Briefe schreiben lassen, die ganz gewiss nicht so geschrieben und gesprochen worden sind, als er sie mittheilt, dabei alier die handelnden Personen genau und bestimmt, wenn auch nicht für den ereten Blick erkennbar, duixh Siglen angegeben. So wechseln die Podestaten B. von Pisa und U. von Florenz 1220 Briefe mit einander (S. 20, 85. S. 21, i), die fingirt sind. Aber die Namen der Podestaten sind richtig. Denn hinter dem B. versteckt sich der Podestä Bonacursus de Gane von Pisa^) und hinter dem U. der Podestä Ugo del Grotto von Florenz. Der Podestä von Florenz 0. (S. 22, s) und der von Pisa A. (S. 22, la) heissen: Otto di Pietro Gregorii di Roma und Albergeptus Pandemilii. 1) Stumpf, Reichskanzler HI, S. ■247. S) Bethmaiin-HoUwcg I. 1 \ 1, 1 S. 160. 2) S. 2, 28. A destructioiie . . . Faesularum ... 4; Arcliivio slorico VI, 2 S. (342. victoriarum suinuturinitiuin, cum ejus occasimie Floreotia gumpsisset «rigiuem. 11 Auch der Podestä A. zum Jahre 1219 (S. 19, i) ist richtig angegeben. Es ist Albertas di Mandella gemeint. Ebenso zum Jahre 1228 (S. 25, so), da der Podestä, der den Krieg gegen Pistoja führte, Andrea di Perugia heisst'). Hätte Sanzanome diesen von ihm fingirten Reden und Aktenstücken einen den wirklichen Verhältnissen entsprechenderen Inhalt gegeben und sie in einer verständlicheren und klareren Sprache abgefasst, so würden wir ihm immerhin manche Aufschlüsse über die Ideen und Motive der seine Vaterstadt leitenden Staatsmänner zu verdanken liaben. Aber bei ihm hat die rhetorische Plirase das Gefühl für die einfache historische Wahrheit und die Aufgabe des Er- zählers, die realen Verhältnisse in ihren Besonderheiten wiedei-zugeben , fast ganz erstickt, so dass er nur das Gerippe der Thatsachen giebt. Statt dasselbe nun auch mit seiner Musculatur und den ihr entsprechenden Bewegungen zu schildern, hat er es nur mit Gebilden seiner eigenen schwülstigen Phantasie umkleidet, die kaum als Drapperie, geschweige denn als wirkliche Körper gelten können. Und doch dürfen wir Sanzanome auch in dieser Beziehung nicht zu hart beurtheii ^n. Florenz war bis zu seiner Zeit keine Stadt gewesen, deren Bürger sich den Luxus der Pflege der Wissenschaften gestatten durften. Bis zum 13. .lahrimndert hatte die Stadt um ihre Existenz mit den Dynasten ihrer Grafschaft zu streiten, nachdem sie seit dem Beginne des 12. Jahrhunderts der Fesseln des markgräflichen Regiments ledig geworden war. Weit in jeder Beziehung hinter Lucca oder gar dem seebeherrschenden Pisa zurückstehend hat Florenz im 12. Jahrhundert noch keinen Schriftsteller gehabt, den wir etwa nur mit Guido Pisanus vergleichen könnten. Die einzigen histo- iTschen Aufzeichnungen aus dieser Zeit , welche wir kennen , sind die dürftigen Notizen , die Pertz als Annales Florentini (Monumenta Germ. XIX, 223) nicht zum ei-sten Male herausgegeben hat. Sie verdanken ihren Ursprung wahrscheinlich der Thätigkeit einiger Mönche, die die leere Seite einer Lombardahandschrift mit ihnen füllten. Sanzanome selbst zeigt uns indirekt , wie gering die Literatur war, die er zu seiner Zeit über die Geschichte der Stadt Florenz vorfand. Das einzige Werk, das im Anfang des 13. Jahrhunderts in Florenz über sie entstanden war, die Chronica de origine civitatis, die auch uns noch erhalten ist, hat er zur Einleitung seines Werkes benutzt^). Hätte er andere Aufzeichnungen zur Geschichte von Florenz vorgefunden und hätten dieselben nur in einem vollständigen Consular- und Podestatenverzeichnisse der Stadt bestanden, so würde er dasselbe wohl 1) Villani V, 5 2) Die allzuschlcchte Ueberlicferung des Textes dieser Einleitung macht es uiiniöglich , denselben her- zustellen und die Varianten in den Namen (Tibertinus Albinus, Uueiis u. s. w 1 zu erklären. Dass Sanza- nome aber nur einen etwas verschiedenen Text der Chronica de origine civitatis vor sich gehabt hat , be- weist die wörtliche Ucbereinstimmung anderer Stellen z. B. luctuosis victoriis (S. 1 Z. 19), wo nach S. 50 Z. 18 zu lesen ist luctuosis et victoriosis; S. 1 Z. 19 : mali quod Florinus fccerat eis venerunt mit S. b'2 Z. 28 mali memores quod Florinus fecerat eis etc. Da G Villani I. I'-G die Namen Tibertinus, Albinus, Gneus Pompejus, die unser Text der Chronica de origine civi- tatis und deren Ableitungen nicht kennen, hat. so ist es bei dem Verliilltnisse des Villani zu jener Chronik ganz unzweifelhaft , dass Sanzanome nur eine andere Redaction vor sieh gehabt hat. Villani. der Sanzanomes Arbeit sonst nicht kennt, lässt auch wie dieser Fiesole nur zwei Jahre von Cäsar belagert sein , während die Chronica de o. c- wie deren Ableitungen 8 Jahre an- geben. In der genauen Angabe der Monate und Tage dieser Belagerung (2 oder 8 Jahre), 6 Monate und 4 Tage stimmt Villani dann wieder mit der Chronica überein. XI benutzt haben. Denn die Namen der Podestaten, die er durch Anfangsbuchstaben andeutet, sind nur von solchen gegeben, die er selbst als seine Zeitgenossen aus den zwanziger Jahren des 13. Jahr- hundert gekannt hat. Hören wir freilich G. Villani , so hat es vor ihm , ja schon vor dem 12. Jahrhundert eine reiche historische Literatur in Florenz gegeben, die aber leider nicht auf seine Zeit gekommen sei. Doch hat es mit diesem 2feugnisse nie eigenthümliche Bewandtniss. Villani IV, 30 fügt zu seiner den Gesta Florentinorum zum Jahre 1117 entlehnten Notiz über das Brandunglück, das Florenz wiederholt heimgesucht hat, hinzu: E per l'arsione de' detti fuochi in Firenze arsono molti libri o chroniche che piü pienamente facieno memoria delle cose passate della nostra cittä di Firenze, sieche poche ne rimasono; per la quäl cosa a noi e convenuto ritrovarle in altre chroniche auten- tiche di diveree cittä e paesi , quelle di che in questo trattiito e fatto menzione in gran parte. Diese Motivirang des Mangels an Aufzeichnungen für die älteste Geschichte von Florenz ist aber bei Villani nicht original. Denn ganz ähnliches schreibt im Anschluss an diesen Brand vor ihm Thomas 'I\iscus, der in Florenz 1279 seine »Gesta imperatorum et pontificum« abfasste. Nachdem derselbe berichtet hat, dass die Grossgrätin Mathilde gestorboa sei, fährt er fort: Quo anno in burgo sanc- torum apostolorum Florentiae ignis accensus est, qui magnani partem civitatis consumpsit, et quod i'isiduum fuit predicte civitatis 1117 anno iterum ignis in sacrificium devoravit. Ex hoc factum est , quod in tarn nobili civitate et antiqua in ecclesiis vel monasteriis nuUa scripta antiquitatis, nulli quasi libri sanctorum repperiuntur , qui omnia tunc per ignem assumpta sunt et deleta. In qua civitate, cum hoc opus colligerem nullius antiquae scripturae auxilium potui invenire praeter cronica Eustachii, Romae ecclesiae diaconi. Auffallend ist es mir, dass Thomas Tuscus den Mangel an literarischen Hülfsmitteln in Florenz im Jahre 1279 auf ein Ereigniss zurück- führt, das mehr als anderthalb Jahrhunderte vor seiner Zeit stattgefunden hat. Nicht minder auf- fallend ist es aber, dass G. Villani, der zwei Jahrhunderte nach jenem Brande Material zu seiner Chronik sammelte , und dieselbe niederschrieb , als Florenz eine der reichsten , blühendsten Städte der damaligen Welt geworden war, eine ganz ähnliche Betrachtung an die Erwähnung dieses Brandes anknüpft. Da es nun notorisch ist, dass Villani den Thomas Tuscus gekannt und gelegentlich wört- lich ausgeschrieben hat (IV, 19 u. f. und Thomas Tuscus, Pertz, S. S. XXIi, 497 u. f.), so unterliegt es wohl keinem Zweifel, dass er auch zu seiner Erklärung des Mangels an Chroniken u. s. w. in Florenz durch die mitgetheilte Stelle des Thomas Tuscus veranlasst worden ist. G. Villani, der über die älteste Geschichte seiner Vaterstadt wegen des Mangels von ausführlichen älteren Annalen nichts Rechtes zu berichten wei.ss, mochte ganz froh sein, diesen Erklärungsgrund dargeboten zu erhalten. Er nahm denselben an , ohne darüber nachzudenken , dass doch in dem Zeitraum von zweihundert Jahren in einer Stadt wie Florenz, selbst wenn sie auch in demselben noch wiederholt von Feuersbrunst und andern Unglücksfallen heimgesucht wurde, Chroniken und andere literarische Erzeugnisse hätten entstehen müssen , wenn man nicht Noth wendigeres zu thun gehabt hätte als solche zu sammeln oder selbst zu verfassen und wenn hier die dazu nöthige Bildung und das Be- dürfniss nach ihnen vorhanden gewesen wäre. Da die Angabe des Thomas Tuscus, dass 1117 sehr viele Bücher zerstört, und darum nur wenige in Florenz um 12G0 vorhanden gewesen seien, gewiss auf keiner zeitgenössischen Ueberlieferung aus jenen Tagen beruht, sondern vielmehr darauf zurückzu- II* xn führen ist, dass Thomas von diesem oder jenem Confrator, den er bei Abfassung seines Werkes um Mittheiiung von schriftlichem Materiale zu demselben angegangen hatte, zur Entschuldigung wegen des Mangels desselben gehört haben mochte, durch wiederholte Brandunfalle , Plünderungen u. s. w., welche die Stadt heimgesucht hätten, und die in der That namentlich während der Kämpfe der Ghibellinen und Guelfen kurz vor der Zeit , in der Thomas schrieb, die Stadt dem gänzlichen Verderben nahe gebracht hatten, seien die meisten der dort vorhanden gewesenen Scripturen zu Grunde gegangen, so glaube ich nicht, dass auf die Behauptung des Thomas Tuscus, geschweige denn auf die G. Villanis, irgend welcher Werth zu legen ist. Man könnte glauben, Thomas Tuscus, welcher Schriftsteller citirt, die er nie gesehen hat, dann als Quellen seines Werks Schriften nennt, welche ausser ihm Niemand kennt , während er zwei seiner vorzüglichsten Hülfsmittel , die Werke des Martin von Oppau und des Vincenz von Beauvais, verschweigt'), habe sich mit seiner Angabe ■vielleicht seinen nächsten Lesern gegenüber nur entschuldigen wollen, dass er nicht ein noch gelehr- teres Werk als das vorliegende habe zu Stande bringen können, wenn wir nicht guten Grund zu der Annahme hätten, dass in der That nach der Mitte des 13. Jahrhunderts nicht viel mehr histo- rische Aufzeichnungen in Florenz vorhanden gewesen sind, als er ungefähr selbst gebraucht hat und wir auch noch besitzen. Wir kennen die Geschichte der Stadt Florenz und die literarische Bewegung innerhalb derselben nur lückenhaft. Aber im Grossen und Ganzen sind wir nicht schlechter über sie unterrichtet als über die Anfänge jedes anderen bedeutenden Gemeinwesens. Ja, wenn das Zusammengehen des künstlerischen und literarischen Fortschritts oder Rückschritts in irgend einem Staatswesen mit der politischen und socialen Entwicklung desselben nachweisbar ist, so kann dieses gerade für das mittelalterliche Florenz geschehen. Da aus den Jahren, in welche die ältesten lüstorischen Aufzeichnungen über Florenz das Brandunglück der Stadt verlegen, die ersten Anfänge der Stadtfreiheit, die Eroberung Fiesoles und die Vereinigung der Bewohner beider Städte zu Einer Bürgerschaft datiren-), so ist es an und für sich schon ganz unwahrscheinlich, dass 1115 und 1117 irgend welche nennenswerthen Aufzeichnungen zur Geschichte der Arnostadt vorhanden waren, welche hätten verbrennen können. Florenz hatte sich bis dahin noch nicht als selbstständige Com- mune, als eine von ihrer Umgebung sich abschliessende und zu selbstständigem Leben sich zusammen- fassende politische Einheit fühlen gelernt. Wie sollte die Stadt da eine GeschichLschreibung gehabt liaben, welche über gelegentliche Notizen über Brandunglück u. dgl. hinausgegangen wäre? Sobald aber als die Stadt bedeutender wurde , selbstständig und kräftig in die Geschicke Tusciens einzu- greifen begann, heben auch ihre Annalen an. Leider sind dieselben nur überarbeitet in den Gesta Florentinorum und , da auch diese uns bis jetzt nur überarbeitet vorliegen , also nur doppelt über- arbeitet uns erhalten. Aber ist es nicht bezeichnend, dass die Gesta Florentinorum mit der Nach- richt von der Belagerung der Stadt durch Heinrich IV. anheben und dann unvermittelt zur Er- zählung der Thaten übergehen, durch welche die bis dahin von ihren Markgrafen unmittelbar 1) Pertz. S. 8. XXil, -iHb u. 48fj. Mathilde mit vollem Rechte: Questa e l'epoca e il 2) Lami, Novelle letterarie VIII, 40 sagt von der cominciamento vero della Repubblica Fiorentina Zeit unmittelbar nach dem Tode der Grossgräfin xm abhängige Stadt ein ihrer Jurisdiction unterworfenes Gebiet sich zu schafTen und in die Reihe der mehr oder weniger thatsächlich autonomen Gemeinden einzutreten begann? Das Bedürfniss, den illegitimen und relativ späten Ureprung ihres Staatswesens zu verdecken, hat in der zweiten Hälfte des 13. und in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts eine Art officieller geschichtlicher Tradition über den Ureprung der Stadt , ihrer Freiheiten und uralten Geschlechter u. s. w. mit jener überall auftretenden Mischung beAvusster und unbewusster, gelehrter und volksthümlicher Erfindungen her- vorgebracht, welche in der Chronik G. Villanis ihren literarischen Niederschlag gefunden hat. Im Wesentlichen ist dei-selben aber schon Dante in der Auffassung der Geschichte seiner Vaterstadt gefolgt. Kehren wir nach dieser etwas vorausgreifenden Digression zu Sanzanome zurück, so dürfte es uns hiernach kaum zweifelhaft sein, dass derselbe bei Abfassung seiner Gesta Florentinorum kein anderes Werk zur florentinischen Geschichte vor sich gehabt hat, an dem er seinen historischen Stil hätte bilden können, als die Chronica de origine civitatis, dass er also als Autodidakt, nur in einer Nolariatsschule dürftig vorgebildet und tüchtig verbildet, sich mit den hier erlernten Phrasen und Sentenzen an eine Erzählung der Geschicke seiner Vatereladt gewagt hat. Wäre er freilich so talentvoll gewesen als sein Altersgenosse und Landsmann Buoncompagni'), von dem jüngeren, E|K)che machenden Standesgenossen Brunetto Latini ganz zu schweigen, so würde sein Werk besser ausgefallen, jedenfalls glatter und verständlicher geschrieben sein. Denn die rhetorische Beschreibung, welche uns dieser von einer Belagerung Anconas durch Christian von Mainz (Muratori , Scriptores VI, 92G u. f.) gemacht hat, ein Redeprunkstück, in dem die Belagerten Sentenzen des Terenz u. s. w. citiren, übertrifft nach ihrer formellen Seite weitaus die ähnlichen Versuche Sanzanomes. Auch die Verse, die dieser seiner Erzählung eingefügt hat, verrathen wenig poetischen Geist. Immerhin können die Gesta Florentinorum des Iudex Sanzanome dennoch als der ei-ste und nicht nur einzig auf uns überkommene , sondern , wie es scheint , auch in der ersten Hälfte des Ul Jahrhunderts einzig wirklich angestellte Versuch, die Geschichte der Stadt Florenz von ihrer IS'eubegründung durch die Vereinigung mit Fiesole an bis auf die Gegenwart herab zu erzählen, unser Interesse mit Recht in Anspruch nehmen. Hat es gewiss damals in Florenz auch geistig be- deutendere Männer gegeben als der Verfasser derselben, so bleibt doch dessen Werk , von dem historisch werthvollen Inhalt einzelner Angaben desselben abgesehen , ein merkwürdiges Denkmal \) Scheffpr-boichor.-t, der Sanzanome mit IJuon- coinpagni zusammenstellt, nennt diesen letzten .Gross- meister aller Xotare'. Alier Bnoncompagni ist niemals Notar gewesen und Scheuer unterscheidet hier nicht genau, ehenso wie Kockingcr .nicht liinreichend die Briefsteller und Formelbiicher von den Schriften über Niitariatskuust unterscheidet*. Bethmann-Hollweg 1. 1. VI. 1, S. 160. Bucmcompagni war ein .magnus magister in gramraatica' und lehrte dieselbe seit 1V18 in Bologna. Kin .Originalschriftsteller' , ein solemnis dictator, (Wattenbach, Schriftwesen S. HiG u. f) wird er von dem ihm keineswegs holden Salimbene (Monumenta h. Parmensia III, 1. S. .^(9) genannt. Salimbene, dem wir 1. 1 ausführlichere Nachrichten über diesen possen- reissenden Schulmeister verdanken, nennt denselben P^lorentinorum trufator maximus, während er die Floren- tiner seiner Zeit überhaupt als eiu Geschlecht von grossen trufatores bezeichnet. Dens te salvet (])ioti- salvi) . . . qui more Florentinorum magnus trufatcr est. 1. 1. S. 38 u. 39. XIV der Cultur, die damals in der Arnostadt verbreitet war, und die \v\t uns nach dem lebhaften Auf- schwung, den dieselbe im 13. Jahrhundert nahm, stets eher zu hoch als zu niedrig zu schätzen gewöhnt haben. Die gute alte Zeit von Florenz, welche Dante im 15. Gesänge des Paradieses preist, wäre sicher, wenn der Dichter selbst unter ihren Bedingungen hätte leben sollen, für ihn unerträg- licher gewesen, als er sich im Eifer über die schweren Schäden des 14. Jahrhunderts klar vorge- stellt hat"). — Wäre uns das Werk Sanzanomes in einer besseren handschriftlichen Ueberlieferung erhalten, so würden wohl auch manche Ausstellungen, die wir mit Recht gegen ihn erheben, theilweise wenig- stens wegfallen. Denn hier und da ist der uns überkommene Text, der im Anfang theilweise zerstört ist, dann im weiteren Verlaufe auch noch gar manclien unbeschriebenen Raum aufzuweisen hat, so entstellt, dass wir kaum den Gedanken des Autors zu erkennen vermögen. Es würde femer auch unbillig sein, alle die Sprachfehler, von denen unser Text wimmelt, allein auf die Rechnung des Autors zu setzen. Der Abschreiber, dessen Handschrift tler Ausgabe zu Grunde liegt, hat hier und da in Einzelnen seine Vorlage nicht lesen können , dieselbe hier und da offenbar nicht einmal dem Sinn nach verstanden^). Die uns erhaltene Handschrift der Gcsta Florentinorum, auf welche zuerst Moroni (Bibliografia di Toscana Fir. 1805 II, p. 313) aufmerksam gemacht hat, wird von A. Gherardi, dem ich eine sehr sorgfältige Abschrift desselben verdanke, folgendermassen beschrieben : »Da un codice gia Strozziano, (Classe XXV cod. 571), ora nella Biblioteca Magliabechiana (Nazionale) di Firenze, posto sotto la Classe II. Palch. II segnato di n* 124; legato in asse conculatta in pelle in 4". La Cronaca del Sanzanome e posta in principio del Godice , ch' e miscellaneo, in otto carte intiere di pergamena a due colonne. Notisi che la prima carta e frammentata, e di qui le lacüne che si riscontrano in principio della copia.« Die Handschrift gehört wohl noch dem XIII. Jahrhundert an. Von dieser Handschrift hat C. Strozzi selbst eine Abschrift genonunen , die sich in derselben Bibliothek (Gl. II, P. 11 God. 127) befindet. Als sich in unseren Tagen der zu früh verstorbene Garlo Milanesi anschickte, eine Geschichte der .'■tadt Florenz in Angriff zu nehmen, schrieb er sich auch unsere Gesta Florentinorum ab. Sein Apographum findet sich mit seinem gesammten literarischen Nachlasse auf der Bibliothek seiner Vaterstadt Siena. In der unlängst erschienenen Storia della reppublica di 1 1 Zur Culiurgeschichte Tiisciens aus iler Zeit 2) Das beweisen die für einzelne Worte offen ge- Sanzaiiomes enthalteu die nur theilweise edirtenSchrif- lassenen leeren Stellen. S. 7. Z. 33. S. 5. Z. 17. Er ten des Buoncompagni wertlivolle Beiträge. Was der- hat hier und da auch ein Wort ursprünglich falsch selbe z. B. von der Behandlung der llisirionen durch gelesen und sich dann verbessert. S. 3 Z. tj. S. 24 den mächtigsten Dynasten Tusciens, den Pfalzgrafen Z. 21. Die schwerverständliche Stelle S 31 Z. 19 u. f. Guido Guerra (111,1 erzählt (Kockinger, Formellmcher fallt doch wohi dem Abschreiber theilweise zur Last, in den(.uellen zur bayrischen und deutscheu Geschichte der sie nicht verstand S. 31. Z. 33 sind offenbar die IX. 1. S. 164) verräth eine fast unglaubliche KohheiL Sätze verstellt. Dieser Adel konnte sich den Florentinern allerdings in einer Weise verhasst machen, dass sie demselben niemals verziehen. XV Firenze von G. Capponi wird Sanzanome nur sehr kurz erwähnt. (S. 5 Anm. 1. S. 9 Anm. 2.) und auf eine in den Monumenta hist. patriae zu erscheinende Ausgabe desselben verwiesen. Der Text unserer Ausgabe ist nach der Abschrift A. Gherardis (A.), und einer Abschrift, welche Pertz für die Monumenta Germaniae in Florenz anfertigen liess und mir, nachdem man von der Ausgabe des Sanzanome in den Monumenta Germaniae Abstand genommen hatte , freudlichst zur Benutzung überlassen worden war (B), hergestellt worden. Der Herr Archivdirektor C. Quasti hat mir brieflich mitgetheilt, dass die Abschrift Gherardis »due volte e stata collazionata accuratissi- mamente«. Wer für Pertz die Abschrift besorgt hat, weiss ich nicht. Bin ich richtig berichtet, so ist bei ihr die Abschrift C. Milanesi's benutzt worden'). IL Zur Chx'onica de origine civitatis. Da wo Dante seinen Ahnherrn Cacciaguida die gute alte Zeit von Florenz schildern lässt, heisst es Paradiso C. XV, 124 u. f.) von den Frauen der Arnostadt: L'altra, traendo alla rocca la chioma, Favoleggiava con la sua famiglia De' Troiani e di Fiesole e di Roma. Diese »Märchen von Rom, Fiesole und den Trojanern«, welche Dante also schon in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erzählen lässt, lagen bisher dem grössten Theile der Freunde der Divina Comedia nur in der Gestalt vor, in welcher sie uns Giovanni Villani in seiner Chronik und die s. g. Malespini in ihrer Istoria aufbewahrt haben. Seit der Ausgabe der letzteren durch FoUini 1811 war zwar schon bekannt, dass uns eine Fassung derselben in lateinischer Sprache erhalten sei, deren Ij Scheffer-Boirhorst 1. 1. S. 2.50 Anm. " giebt (c. 1—66 t.i, dann die Fiorita di frate Guido da Pise, nach .Mittheilung von Pertz« eine Beschreibung der (c. 69 r. - 114 t, c. 67 u. 68 sind unbeschrieben), Handschrift, die ganz unrichtig ist. Der Irrthum von ferner die Vite di Dante e del Petrarca des Aretino Pertz erklärt sich wohl zum Theil daraus, dass indem- (c. 115 r.— 121 t.) und eine vierzeilige Strophe (quar- selben Band mit Sanzanome eine Handschrift des 14. tina) eines Fortunato prete e rettore di S. M. Madda- Jahrhunderts zusammengebunden ist , die auf Haum- lena enthält. So nach einer freundlichen Mittbeilung woUenpapier geschrieben ist und auf 123 besonders A. Gherardis vom 3. Mürz 1875. paginirten Blättern die Chronik VMllanis von I, 19 an. XVI sich angeblich der s. g. Ricordano M. bei Abfassung seiner Chronik bedient habe. Aber Niemand hat es bisher der Mühe werth gefunden, das in der Biblioteca nazionale iu Florenz enthaltene Manuscript seiner Vergessenheit zu entreissen und aligemein zugänglich zu machen. Dagegen hat G. F. Gargani in den Letture di famiglia corredate di scritti per fanciuUi Vol. I. No. 1 nach einer Handschrift der Marucelliana unter dem «Titel: 11 libro Fiesolano Leggenda de) buon secolo della lingua eine Uebertragung und Fortsetzung jener lateinischen Erzählung veröffentlicht , welche wohl im Kreise italienischer Gelehrten bekannt geworden ist , diesseits der Alpen aber kaum Verbreitung gefunden haben dürfte'). Da in einer 1339 abgefassten Descriptio Floren tiae urbis et rei publicae, welche Mansi hat abdrucken lassen^), von einer Chronica de origine civitatis gesprochen war, nach der die Florentiner »de genere sunt Romanorum producti« , so lag es nahe anzunehmen, dass diese Chronik mit dem s. g. Libro Fiesolano und dessen Vorlage identisch sei. Und hierin hatte ich mich nicht getäuscht. Nachdem ich so glücklich gewesen war, in dem Archiv zu Lacca die Handschrift aufzufinden, nach der Mansi eine Chronik des 14. Jahrhunderts tlieilweise hatte abdrucken lassen, in welcher die annalistischen Gesta Florentinorum in die Chronik des Martinus Polonus und andere Vorlagen hineingearbeitet sind, stellte es sich bald heraus^), dass dieselbe auch jene Cronica de origine civitatis , jedoch in einer eigenen Recension enthält. Um den Bildungsprocess dieses Werkes von seiner ältesten uns erreichbaren Fassung bis auf Villani und die s. g. Malespini hin vorzulegen, lasse ich die drei mir zugänglichen Bearbeitungen desselben in Columnen nebeneinander abdrucken. Die Seltenheit des von Gargani herausgegebenen Libro Fiesolano wird es rechtfertigen, dass ich auch diese Bearbeitung mit den- übrigen wieder veröffentliche. Wer der Verfasser dieser Chronica de origine civitatis ist, wird schon im dreizehnten Jahrhundert unbekannt gewesen sein. Der Verfasser der lucchesischen Bearbeitung derselben nennt an zwei Stellen, wo er von derselben spricht, den Namen des Autors nicht, und so wird er, da er z.B. von der Chronica Martiniana spricht, also den Verfasser der benutzten Quellen, wenn er ihn kennt, nennt, denselben wohl nicht gekannt haben. Dass derselbe spätestens im Anfang des 13. Jahrhunderts gelebt hat, ergiebt sich aus der Benutzung seines Werkes durch den Iudex Sanzanome. Schwieriger ist es, den terminus a quo zu bestimmen. Am weitesten hinaufgesetzt hat denselben Niebuhr, indem er sagt: »Eine vielleicht schon von Karl dem Grossen aus wunderlichen Volkssagen und poetischen Quellen zusammen gesetzte Geschichte 1 ) Nur mit Mühe habe ich in Florenz noch ein käufliches Exemplar des ersten Bandes dieser Le tiire auftreiben und zu einem exorbitanten Preise erstehen können. 2) Balnze-Mansi. Miscellanea IV, .Appendix S i:(8 3) Auf meine Anfrage nach jenem Mannscript, das ex Ms. (od. D. D. Mansi abgedruckt sein soll, sagte mir der Herr ArchiTdirektor Bongi sofort, das .\rchiv besitze dasselbe. Leider konnte ich mich nur einige Stunden in Lucca aufhalten, die mir noch durch die resultatlose Untersuchung anderer Handschriften ver- kürzt wurden. Die Beschreibung der Handschrift, die weiter unten folgt, hat mir HerrBongi, durch sein ausge- zeichnetes Regestenwerk vortheilliaft bekannt, zugesendet. Die Abschrift der Florenz betreffenden Theile derselben, die bei Mansi noch nicht gedruckt waren , hat Herr A. Ghcrardj auf dem Archiv zu P'lorenz . wohin man nach meiner Abreise auf meine Bitten die Handschrift geschickt hatte, besorgt. Der bekaimtlich sehr fehler- hafte Abdruck bei Mansi ist gewiss nicht von diesem überwacht worden. XVII der Anfange von Florenz etc.« Ich weiss nicht, welche Gründe Niebuhr bewogen haben, die Chronica als so alt anzusehen. Die Zahlenangaben, die in ihr vorkommen und die schon über das Jahr 1000 p. Chr. hinausweisen (S. CO u. 61 ) , sowie die Erwähnung der Imperatores de Alamania , hätten schon von einer solchen Datirung abhalten sollen. Vielleicht hat sie Niebuhr, der übrigens den lateinischen Text derselben nicht gekannt hat (S. 66), nur so weit hinaufgesetzt , weil in ihr noch Nichts von der Wiedererbauung der Stadt durch Karl d. Gr. gesagt war, während G. Villani dieselbe ausführlich erzählt. Villani kennt die Gründung von Florenz aber aus den Gedichten des carolingischen Sagenkreises. Leider ist das einzige Exemplar der nach Rajna (I Reali di Francia I, S. 313) von Andrea di Tieri de Magnabotti da Barberino herrührenden Reali di Francia , welches den Schluss derselben enthielt, mit der für Berlin erworbenen Albanischen Bibliothek in dem Meere versunken, und wir sind auf die kurzen Angaben L. v. Rankes (Abhandlungen der Berliner Akademie 1835 II, S. 403 u. f.) und die Capitelüberschriften des Gedichts , welche uns Michelant (s. Lemcke, Jahrbuch XI, 189 u. f , Xn, 60 u. f.) aufbewahrt hat, allein angewiesen. Hiemach lautete die Ueberschrift des letzten (Lib. VIII, cap. 188) Caj^itels der Reali di Francia: Chome si fece grandi lamenli d'Akla e poi si fecie assai ofici e Charllo andö in sino a Roma pell'anima d'Orlando e degli altri morti in Roncisvalle. (I. 1. XII, 405). Ueberein-stinimend hiermit sagt Ranke 1. 1. S. 418: »Der Verfasser, der eine schlechterdings historische Miene angenommen, wie er denn auch mit dem Ereignisse schliesst, mit welchem die Chronisten von Florenz und Venedig beginnen, verfehlt nicht ausführliche Reden in Schlacht und Rath einzuschalten«. Und S. 413 heisst es: »In der Handschrift des Aspramonte wird erzählt, wie Karl nach Rom geht, um Seelenmessen für Orlando anzuordnen. Auf der Hinreise gründet er Florenz, das Totila flagellum Dei zerstört hatte : auf der Rückreise lässt er bei dem Hafen Malamocco, wo derselbe eine andere Stadt zerstört hatte, Venedig aufrichten«. Die Venvechs- lung, oder richtiger gesagt die Identificirung Attilas und Totilas, die man hiernach als aus der Combination der angeblichen Zerstörung der beiden grossen italienischen Städte durch ein und die- selbe Persönlichkeit entstanden annehmen muss, ist zwar viel älter als das Eindringen des carolin- gischen Sagenkreises in Tuscien. Denn schon Petrus Diaconus z. B.*) hat die beiden mit einander 1) Die Verwechslung des Attila mit Totilas, welche sich Petrus Diaconus hat zu Schulden kommen lassen, in Verbindung mit einer Xotiz von C. Trcya über den Inhalt einer ungedruckten Handschrift desselben Autors hatten in mir sogar die Vcrmuthung erweckt, I'etrus Diaconus habe wie so manche andere Fabeleien auch die Leggende di Fiesole e di Troia zuerst aufgezeichnet Troya (Storia d'Ita^ia del medio evo IV, 2. S. 457; schreibt nämlich; Una Cronica di Pietro Diacono, che vidi giä in Monte Casino (Xum 257) e di eui poscia m'inviö copia il non mai a bastanza lodato e rimpianto P.D. Ottaviü Fraia Fraugipani, dottissimo ed umanissimo Archivista dell' illustre Badia, non trascura di notare Amulio e di Re Troiani con tuite le Leggendc di Fiesole e di Troia. Da sowohl Tosti wie Cara- vita in ihren einschlagenden Werken diese Handschrift nicht übergehen, aber Nichts von diesem Inhalte der- selben erwähnen , frug ich bei Tosti an und der ge- lehrte Abate hat mir denn auch in einem Schreiben vom 26. September 1874 versichert: H codice 257 che impropriamente e chiamato dalTroya Cronica di Pietro Diacono non contiene le leggende di Fiesole. V'i si legge perö un Catalogo di Re. Consoli etc., il principio del ijuale ho curato che venisse copiato v. mi atiretto spedirlo a Lei. Von dem Libro Fiesolano und den Leggende Fiesolane ist keine Spur in der Abschritt zu hndeu. m xvm verwechselt. (Pertz, Monumenta VII, 74fl.) Und bei Gottfried von Viterbo heisst es: Thotila rex Hunnoiuni sive Athila rex Wandalorum Belam germanum suum etc. pereniit. Pertz, Monumenta XXII, 85. Mir scheint jedoch wahrscheinlich, dass die Identificirung beider von Tuscien ausgegangen ist. Wie die Sage entstanden war, dass Florenz im 5. Jahrhundert zerstört sei, lässt sich nicht mehr sicher nachweisen. (Siehe S. 81 ). Aber wie sich aus unserer Chronik ergiebt, war dieselbe spätestens im 12. Jahrhundert in Florenz zwar verbreitet, jedoch noch so schwankend, dass man in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts noch an der Annahme festhielt, Attila habe Florenz zerstört. Denn wenn wir auch hierfür kein direktes Zeugniss haben, so beweist doch die Inschrift, welche sich an dem Castell befand , dass der Gonte Guido Novelle nach der Schlacht von Montaperti zu Poppi baute und mit Rüstungen und Waffen von Florenz ausstattete, dass man damals noch Attila, die Gottesgeissel, als Verwüster dieser Gegenden betrachtete. Denn in dieser Inschrift heisst es fD. D. Aneo MCCLXI. Ind. III Die Dominico III Februarii Exeunti | Domini Magnifici Comites Guido novellus et Simon Fratres et Filii | Magnifici Dominae Comitissae loannae fecerunt incipere aedificare portas et muros castri 1 Puppii jam ab Attila Dei flagellum dejectum'). Es ist mir nicht unwahrscheinlich, dass die Verwechslung des Attila und Totilas von dem Verfasser unserer Chronik ausgegangen , wenigstens durch ihn ihre weite Verbreitung und allgemeine Annahme in Florenz gefunden hat. Als dann die Gedichte des carolingischen Sagenkreises in Florenz eindrangen, bemäch- tigten sie sich auch dieses Stoffes, um ihn in Verbindung mit ihrem Helden zu bringen. Die voll- kommene Verschmelzung dieser Elemente liegt in der Chronik Villanis vor, welche dann für die spätere Zeit massgebend geworden ist. Doch wie dem nun auch sein mag, unsere Chronik mit ihrer Verwechslung des Attila und Totilas, die sich schon dadurch verräth, dass sie ihren Totilas 500 Jahre nach Catilina ansetzt, S. 57, kann nicht in so frühe Zeit hinaufgerückt werden, wie dieses durch Niebuhr geschehen ist. Sie berichtet von einer Zerstörung von Fiesole durch die Florentiner, die quingentos annos et plus nach der Wiederaufbauung der Stadt Florenz durch die Römer erfolgt sei. In Uebereinstimmung hiermit setzt Villani (IV, G) diese Zerstörung Fiesoles ins Jalir 1010. Nun steht aber unzweifelhaft fest^j, dass Fiesole erst 1125 von den Florentinern zerstört worden ist und die Erzählung von einer Zerstörung Fiesole's i. J. 1010 lediglich ein Irrthum Villanis ist,' der aus unserer Chronica herüber 1) Soldani, Storia di Passiiiiano S. 122. An dem Thore vou Poppi, quae ad Porrenam vocatur, fand sich diese Inschrift. Wenn mau nun bedenkt, dass Poppi da gebaut sein soll, wo Narses den Totilas schlug, — acht Miglien davon bei Caprese soll er begraben sein — , so müsste man um so mehr glauben, dass hier, wäre die Zerstörung dieser Gegend durch Totilas schon allgemein angenommen worden, (das Vorhandensein jener unrichtigen Lokaltradition, dass hier Taginae zu suchen sei, damals schon vorausgesetzt), statt des .attila: Totilas genannt worden wäre. 2) Sanzanome beginnt seine Geschichte von Florenz mit der Zerstörung von Fiesole .modernis temporis facta, . . . cum eius occasione Florentia sumpsisset originem'. Er verlegt die Zerstörung ins Jahr 1125 (S 2 u. 5.) Damit stimmen vollkommen übereiu die Annales Florentini Pertz XIX, 223, die annalistischen Gesta Florentinorum bei Villani u. s. w. Ja es ist uns noch der Brief erhalten, den der h. Atho mit den Mönchen von Vallombrosa zur Beschwichtigung des Zornes des Papstes Honorius II. über die frevelhafte Zerstörung von Fiesole an denselben gerichtet hat. XIX genommen ist. Denn bei Villani heisst es: I Fiorentini la feciono abbattere tutta e disfare, salvo il vescovado e certe altre chiese') und: rimanendo il vescovado in sua guiridizione. In unserer Chronik , nachdem hier wie dort erörtert ist , dass ein Uebereinkommen zwischen den Bewohnern der beiden Städte vermittelt sei: statuerant quod diruta civitate Faesulae cives eiusdem civitatis in civitatem Plorentiae ulterius habitarent, episcopatu Faesulae semper in sua libertate existente. Dass aber hier nur von dem Ereignisse i. J. 1125 die Rede ist, einlebt sich daraus, dass Sanzanome, wie in unserer Chronik, von dem Abschlüsse jenes 'Vertrages durch die Bischöfe von Florenz und Fiesole spricht und hinzufügt: episcopali sede in statu et libertate manente. Es kann nicht schla- gender erwiesen werden, dass hier nur von Einem Vorgange die Rede ist, den aber unsere Clironik nur um ein Jahrhundert zu früh angesetzt hat. Ist das aber richtig, so kann der Verfasser desselben diesem Ereignisse nicht mehr allzu nahe gestanden haben. Unsere Chronik kann nicht vor dem Ausgange des 12. Jahrhunderts entstanden sein. Vielleicht dass es uns gelingt, die Entstehungszeit noch bestimmter zu fixiren. In der geogra- phischen Einleitung des Werkes heisst es: Et postea pervenit per lictora maris et terrae Slavoniae usque ad civitatem Yadrae (S. 38). In den beiden italienischen Ueberarbeitungcn ist von der Stadt Yadra (Zara) nicht mehr die Rede. Ebensowenig in der ausführlicheren Beschreibung Villanis (1,5). Man wird schwerlich irren, wenn man als die Ursache dieses Schweigens der Uebersetzer den Um- stand ansieht, dass denselben die Stadt Zara nicht bekannt war, während der Verfasser der Chronica oft ihren Namen gehört haben mochte. Wann aber war Zara eine häufig genannte Stadt? Als am Anfange des Jahrhunderts der grosse Doge Dandolo die Kreuzfahrer zu bestimmen wusste, diese Stadt vom 10. November 1202 an zu belagern und Venedig zu unterwerfen*). Ich halte es daher für sehr wahrscheinlich , dass die Chronica nicht lange nach diesem Ereignisse, also in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts abgefasst ist*). 1) Wenn dann Villani noch hinzufügt e la rocca, so erweist sich dieses ganz deutlich als ein Zusatz von seiner Hand. Es musste doch noch 1125 etwas in Fie- sole zu zerstören gewesen sein, wenn in diesem Jahre nach seiner zweiten Quelle , den annalistischen ijesta Florentinorum, die Florentiner Fiesole genommen haben sollten. Er lässt daher in diesem Jahre auch nur die rocca di Fiesole schleifen. IV, 32. 2) Ich will jedoch nicht unterlassen zu bemerken, dass Brunetto Latini (Li livres ed. Chabaille S. 164) Zara (Jare oder JaireJ kennt. Gottfried v. Viterbo (?) kennt auch Jadera und crwiihnt es unter den Städten, die nach dem Tode Heinrichs VI von Kiieg heimgesucht waren. Pertz, Monumenta XXII, 338. 3) Wilken, Geschichte der Kreuzzüge V, 167 und die dort angeführten Quellen. Dazu jetzt noch Robert de Clary bei Hopf, C'hroniques S. 110. 4) Man könnte auf den Gedanken gerathen. dass der Anhang unserer Schrift, der den (sagenhaften) Ur- sprung einiger tuscischer Städte erzählt, ein Zusatz aus spiitererZeit sei, da ja allerdings später die fortschreitende Sagenbildung und Xovellendichtung sich unseres Buches bemächtigte und Erzählungen, wie die vom Ursprünge der Uberti im Libro Fiesolano und die Novelle von Catilina und Belisea in der Istoria der s g. Malespini (Cap. XVI. u.f. ed. Fellini) hinzugefügt wurden. Doch finde ich keinen Grund für diese Annahme. Die Er- zählung über die Entstehimg des BisthumsSiena, welche, wie wir weiter unten ausführen werden, im 13. Jahr- hundert bestimmt und gewiss richtig auf Vorkommnisse des 12. Jahrhunderts in Siena bezogen wurden, und Händeln zwischen Siena und Florenz um 1176 ihren Ursprung verdankt, führt uns gleichfalls auf eiue Ent- stehung unserer Schrift im.\nfang des 13. Jahrhunderts. in* XX Ein Einwand gegen diese Datirung könnte jedoch leicht erhoben werden, der von der Behauptung ausginge, wir könnton die Erwähnung Zaras nicht als Beweismoment für die Ab- fassungszeit unserer Zeit benutzen , da ja der Verfasser derselben hier wie anderwärts wohl einer geschriebenen Quelle gefolgt sein werde. In der That ist es richtig, dass unser Chronist ein gelehrter Mann war, welcher zur Abfassung seines Werkes eine Anzahl schriftlicher Vorlagen benutzt hat. Er selbst bei-uil sich im Eingange auf die ystoriografi und wiederholt dasselbe Citat, wo er von den verschiedenen Städten Tusciens zu reden beginnt (S. 61). Doch habe ich für die geogra- phische Einleitung unseres Werkes, in der Zara erwähnt wird, keine schriftliche Vorlage auffinden können, so viel ich auch nach einer solchen gesucht habe. Eine so grosse Belesenheit und Kennt- niss selbst der griechischen Klassiker, wie sie Niebuhr unserem Autor zutraut, möchte ich ihm übrigens nicht beimessen. Denn wenn Niebuhr') mit Beziehung auf unsere Chronik sagt: »Zu dem unerklär- lichsten gehört die unverkennbare Beziehung der Faesula auf das hesiodische Fragment LX« , so glauben wir doch, dass sich der berühmte Gelehrte hier geirrt hat. Wenn unser Chronist überhaupt etwas von der Hyade Waiavhj gewusst hat, so kann man doch dieses nui* daraus schliessen, dass er der Plejade (Atlantide) Elektra, welche gewöhnlich als eine Tochter des Atlas genannt wird, hier aber als die Gemahlin des Atlas auftritt, gedenkt. Denn wenn auch die Ableitung des Wortes Fiesole von fia sola, welche klärlich beweist , dass die alten italienischen Uebersetzer von der Be- ziehung auf die Hyade Faesula keine Ahnung hatten, in der lateinischen Erzählung noch nicht vorliegt, so erinnert doch hier sonst Nichts an die Verbindung der Stadt Faesulae mit jener mytholo- gischen Gestalt. Aber selbst wenn wir die Beziehung zugeben wollten , so würden wir doch viel eher annehmen, dass unser Chronist den Hyginus gekannt habe als den Hesiod. Hyginus oder sein Ergänzer (Cap. CXGII pag. 122 ed. Schmidt) nennt nämlich da , wo er die zwölf Töchter des Atlas aufzählt, die Hyade Phaesyla in erster Stelle, ebenso die Elektra als die erste Plejade. Dass unser Chronist den Hyginus vor sich gehabt habe , als er dieses niederschrieb , soll übrigens nicht hiermit behauptet werden. Wenn man die Namen der Genealogieen , die unser Chronist zusammengestellt hat, genauer prüft , wird man überhaupt sich der Wahrnehmung nicht entziehen können , dass derselbe wenn auch gerade nicht selbst Namen erfindet, doch willkührlich die Namen von Personen, die ihm irgend woher bekannt waren, mit einander in Verbindung bringt, und andere mit einander verwechselt. So kann ich es mir nur erklären, dass er von einer Tochter des Sicanus Candatia spricht, ein Name, der, soviel ich habe finden können, in ähnlicher Form nur als der der Königinnen von Meroe (Plinius VI, 29 [35] ) vorkommt , und aus der Apostelgeschichte bekannt war. Wer will Jedenfalls muss selbst der Anhang derselben vor 1264 n'^ptiptu Xagitroa^y l^oiut entstanden sein, da um dieses Jahr eineUeberarbeitung «tmon'^ljj tiäl A'oj»»»'?, ^i'oifV«vöc x» KXüut derselben, die uns im Cod. Luccensis erhalten ist, vor- *a»w *' tui^oiaoa xai EvSmqi) Tavvniai.oi genommen wurde. Vf? Toi«? xuXiomty inl ^*om (fvi.' ärd-^ünoiii. 1) Römische Geschichte I, 37 der Ausgabe von Isler. Das hesiodische Fragment (XIII. bei Göttling') lautet : XXI bei den etymologischen Spielereien, denen unser Autor ganz besonders ergeben ist, es aber bestimmt verneinen, dass ihm der Name der Stadt Gatania vorgeschwebt habe? Ohne Frage waren unserem Autor aber auch Sagen, die seit dem Alterthum in Tuscien localisirt waren, bekannt. Von ihnen sind uns die frühesten Anklänge in der Aeneis des Vergil und in dem Commentare des Servius zu diesem Gedichte erhalten. Bei Servius heisst es z. B. ad Aeneid. Lib. in. 104 (ed. Lion I, 193): Dardanus lovis filius et Electrae, profectus de Corytho*"», civitate Tusciae, primus venit ad Troiam, et illic parva aedificia collocavit. Näheres wird dann zu Aeneid. ni, 167 (1. 1. I, 200) berichtet und auch ein Zug beigefügt, der sich auch bei unserem Autor findet: Dardanus et lasius fratres fuerunt (lovis et) Electrae filii : [vel ut quidam volunt] sed Dardanus de love, lasius de Gorito procreatus est, a cuius nomine et mons et oppidum nomen accepit: postea lasium dicitur Dardanus occidisse. Hi tarnen fratres cum ex Etruria proposiiisscnt sedes cxteras peiere, profecti: et Dardanus quidem contracta in Troia iuventute Dardaniam urbem condidit, a qua Troianorum origo crevit etc.-). Dass aber auch Electra von Anderen als unserem Autor im Mittelalter in Verbindung mit der Gründung von Florenz -Faesulae gebracht wurde, zeigen die Ghronache di Viterbo des Niecola della Tuccia aus dem 15. Jahrhundert, in denen in der Einleitung berichtet wird, die Nachkommen Japhets seien nach Europa gekommen, hätten Londra e Gamellot und andere Städte gebaut, und wären schliesslich nach Italien gewandert. Fra questi discendenti, heisst es dann bei Niecola della Tuccia (ed. Giampi. Firenze 1872. S. 3) weiter, di lafet venne un barone chiamato Gorinto con sua moglie Elettra Saggia. Aveva costui gran tesoro ed assai uomini saggi con lui. Giunse in quel paese ove oggi e Fiorenza, e quivi edificö una nuova cittä, alla quäle pose nome Fesula Gorinta , cioe Gorinta per lo suo nome , e Fesula perche fu sola di qua de' nostri paesi. Ancora venne con lui un suo fratello chiamato Tusco, e pigliö terreno verso Arezzo; e poi che lui era prete, secondo la lor legge, fe una cittä con molti altari ad onore del suo die e pose gli nome la citta Toscana, che poi fu detta Aurelia. Offenbar ist diese Erzählung ganz imabhängig von unserem Buche , da Goritus-Gorintus , der hiernach dem tuscischen Sagenkreise im Altertliume und Mittelalter angehörte, in un.serer Erzählung gar nicht erwähnt wird. Man erkennt jedoch zur Genüge aus den Erzählungen, wie Sagen des Alterthums, die uns besonders von Servius aufbewahrt sind, sei es durch lebendige Tradition aus aller Zeit, sei es durch gelehrte Vermittlung im Anschluss an Vergils Aeneide unabhängig von einander in dem mittelalterlichen Tuscien fort- lebten. Unser Autor, der, wie wir sofort nachweisen werden, ein Gelehrter war, und bei Abfassung seiner Ghronik vei-schiedene schriftliche Vorlagen benutzte, hat die mythologischen Partieen seines Werkes offenbar aus mündlicher Ueberlieferung geschöpft. Denn die klassischen Reminiscenzen, die, was doch offenbar das Wahrscheinlichste ist, durch das Medium gelehrter Schulbildung in seiner Heimath wieder ledendig geworden waren') , sind ihm doch nur vielfach entstellt und ver- 1) Die Alten sahen den Corythus als den Heros Dardanus ex love, et Electra Atlantis filia genitus de eponymus von Cortona an. Spütere lateinische Dichter Italia sorte abire compulsus, agros Troios petit ibique nannten Cortona noch nach ihm arx Corythi, sedes Dardanum oppidum in regione Dardania collocavit. Corythi. Silius Italiens V, 122. IV, 721. 3) Damit steht keineswegs in Wiederspruch, das» 2) Vergleiche auch Servius ad Aeneid. VIII, 124. nach Dante zu Cacciaguidas Zeit die Mütter ihren Kin- xxn stümmelt zugekommen, wie sie in den Schulen gelehrt werden mochten. Die Erzählung, dass Apollo bei dem Baue von Fiesole thätig gewesen sei , möchte ich z. B. auf eine Verwechslung oder Entstellung zurückführen, die darin ihren Ursprung hat, dass u. A. Servius ad Aen. II, 619 u. III, 3 erzählt, Apollo und Neptun hätten auf Bitten Laomodons Troja mit Mauern umgeben. Trojus wird auch bei Servius als der Sohn eines Königs von Phrygien genannt (1. 1. ad Aen. V, 262). Wenn dann unser Autor den Stammbaum der trojanischen Helden durcheinander wirft und vielfach in Widerspruch mit dem uns. von Servius und Anderen aufbewahrten Genealogien tritt , so beweist das keineswegs gegen eine mittelbare Ableitung dieser entstellten Genealogien aus den Werken lateinischer Dichter, Grammatiker und Scholiasten. Servius hatte z. B. ad Aeneid. VIII, 130 die Vorfahren des Aeneas aufgezählt : Ex Electra , Atlantis filia , et love Dardanus nascitur , eius fiiius Erichthonius, ex eo Assaracus, ex illo Capys, ex illo Anchises, ex illo Aeneas'). Diese Namen finden wir sämmtlich bei unserem Autor wieder, nur dass sie statt des Capys ein sonst nirgends vorkom- mender Dampinus gesetzt ist. »Ilusque Assaracusque« waren unserem Autor aus Vergil (Aeneid. VI, 650) bekannt und die Zahl von XX miübus hominibus , mit denen Aeneas von Troja geflohen sein soll, ist vielleicht durch Verwechslung mit den XX Schiffen entstanden, die Aeneas folgten"). Denn auch auf Dares geht doch auch wohl die Zeitangabe über die Dauer der Belagerung Trojas, zehn Jahre, sechs Monate und fünfzehn Tage zurück, welche sowohl Giovanni Villani als unser Autor bieten, während Dares nur zehn Jahre, sechs Monate und zwölf Tage dazu verwilligt. Offenbar liegt hier nur eine Verwechslung von V und 11 vor , welche denn auch eine Handschrift unseres Werkchens, nach der das Libro Fiesolano gearbeitet ist, nicht begangen hat, da sie in üebereinstim- mung mit Dares richtig nur zwölf Tage bietet. Eines bedeutenden mythologischen Versehens macht sich dagegen unser Autor schuldig, wenn er den Aeneas sich bei der Minerva Raths darüber erholen lässt, wohin er sich wenden solle. Denn ohne Zweifel ist diese Ei-zählung aus Aeneid. III, 67 u. f. hervorgewachsen, wo berichtet wird, dass Aeneas, nachdem er durch ein furchtbares Wunderaeichen aus Thracien verscheucht war , den delischen Apollo gebeten habe, ihm einen Wohnort anzuweisen. G. Villani, welcher unsere Erzählung vor sich hatte, der aber auch den Vergil so gut kannte, dass er den alten Namen für Delos, Ortygia, in seinem Berichte über diese Befragung Apollos anzubringen nicht vergisst (Villani I. cap. 21. Aeneid. Lib. III, 124), hat nicht unterlassen den Namen der dem die Märchen vou Rom, Fiesole und Troja erzählen. Dass das geschehen sei, leugne ich nicht, behaupte aber dennoch, dass durch die Schulen der Grammatiker die mythologischen Sagen des Alterthums neu belebt nnd dann erst wieder in den Volksmund gekommen sind. Dante, der schon in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts diese Sagen erzählen lässt, hat gewiss keine chronologisch fest bestimmte Zeit damit im Auge gehabt, sondern nur die gute alte Zeit gemeint, die vor der seinigtn lag. Jedenfalls ist unser Werkchen ein Produkt gelehrter Thätigkeit, in das neben den ganz bestimmten Werken entlehnten Angaben auch florentinische Lokalsagen aufgenommen sind. 1) Ein anderer, erweiterter Stammbaum des Aeneas bei Dictys Cretensis IV, 22 ed. Meister S 65. Ver- gleiche auch Brunetto Latini, Li livres dou tresor ed. Chabaille I, 3'i, der dem ,grant livre de Troie', dem Gedichte Benoit's de Sainte More folgt. 2) Nach Dares Phrygius begleiteten 22 Schifi'e mit 'i400 Menschen den Aeneas. Xach Guido delle Colonne waren es 20 Schiffe. xxm Minerva hier zu tilgen. In ähnlicher Weise, wie sich G. Villani hiermit seiner Vorlage gegenüber kritisch verhält, bringt aber auch unser Autor an einer Stelle, an der wir seine Quelle noch nach- weisen können, Verbesserungen an derselben an, die er entweder selbst erfand, oder einer anderen Vorlage entlehnte. Unter den Werken, welche unser Autor benutzt hat, ist die Historia Romana des Paulus Diaconus zu nennen. Er hat ihr einzelne Sätze wörtlich entlehnt und die Genealogie der albanischen Könige entnommen. Wenn wir seine Worte S. 47 mit Paulus Diaconus vergleichen') Numitorautem abiens in agro suo vixit . . . Rheam vero quae et Ilia adimendi partus gratia virginem Vestalem fecit, quae cum septimo patrui anno geminos edidisset infantes, iuxta legem in terra viva defossa est, verum parvulos iuxta ripam fluminis expositos Faustulus regii pastor armenti ad Accam Lau- rentiam uxorem suam detulit, quae ob pulchritudinem et rapacitatem corporis quaestuosi lupa a vicinis appellatur. unde et ad nostram usque memoriam meretricum cellulae lupanaria dicuntur etc., so wird Niemand in Zweifel sein, dass hier Paulus Diaconus beziehungsweise die Historia miscella unserem Autor vorgelegen hat^). Hat nun Paulus Diaconus, hierin seiner Quelle folgend, von dem Sohne des Aeneas gesagt: qni Postumus ideo est appellatus, quia post mortem patris est editus, Silvius, quia ruri fuerat educatus'), so schreibt unser Autor, hierin Livius oder Servius*), vielleicht auch seiner eigenen Sprachkenntniss folgend: Silvius, quia in silva genitus fuit. Leider können wir unseren Autor nicht an anderen Stellen so controlliren, wie hier. Denn wenn er auch einige Angaben dem Orosius und Augustin entlehnt hat, so ist doch nicht sicher, dass er diese Autoren selbst vor sich gehabt hat*). Der erste Satz seiner Schrift stimmt freilich genau genug mit dem des Orosius überein : Sunt autem ab Adam primo homine usque ad Ninum , magnum ut 1) Historia miscella ed. Eyssenhardt I, 4. 2) Es ist ein eigenthümliches Spiel des Zufalls, dass der Verfasser der Chronica de origine civitatis ganze Sätze mittelbar einem üeschichtswerke ent- lehnt hat , dessen Autor , uns gleichfalls unbekannt, eine Latina historia de origine gentis Romanae ge- schrieben hatte. Denn die hier abgedruckte Stelle geht durch Hieronymus Vermittlung auf dieses so eben erwähnte Werk zurück , dessen I-'ragmente Mommsen, Leipziger Abhandlungen 1. (18.W) S. 689 zusammen- gestellt hat. 3) Silvius Postumus, quia post mortem patris editus ruri fuerat educatus etc. Mommsen 1. 1. 4) Livius I, 3 casu quodam in silvis natus. Servius ad Aen. Cuius (.\scanii) Lavinia timens insidias, gravida coniugit ad silvam et latuit in casa pastoris Tjrrhi. Et illic enixa est bilvium. Man vergleiche auch Gottfried von Yiterbo. Monum. Germ. XXII, 49 Z. 44, 45 und Brünette Latini, Li tresors I, c. 34. 5) Ich habe mir natürlich die Frage wiederholt vorgelegt), ob unser Autor bei den Partieen seines Werkchens , welche deutliche Spuren einer Benutzung schon vorhandener Werke verrathen, nicht vielleicht Einer Vorlage gefolgt sei, der er Alles entlehnt habe, dieselbe jedoch nicht lösen können, da ich die Vorlage nicht aufzufinden vermochte. Vorübergehend vermuthete ich dieselbe , was die historischeu Thcile des Werkes betrifft, in den in Brüssel (Bibliotheque de Bourgogne No. H897— .S918) handschriftlich erhaltenen Schriften des Guy de Pise (Guido Pisanus) gefunden zu haben. (C. B. Bock, Lettres k Monsieur L. Bethmann. Bruxelles 1850. S. 26). Aber ein Brief der Direktion der K. Bibliothek vom 10. April 1875 belehrt mich, dass keine Uebereinstimmung unserer Schrift mit der Guidos besteht XXIV dicunt regem, quando natus est Abraam, anni tria millia centum octoginta et quatuor (I, 1). Die Nachricht von der Oelquelle inTrastevere (S. 49), ist ihm wohl gleichfalls (VI, 8) entlehnt, aber in seiner geographischen Uebersicht schliesst er sich doch nicht an ihn an. Ob er bei dieser Augustinus de civitate Dei XVI, 17") unmittelbar oder Isidorus Etymol. XIV, 2 vor sich gehabt hat, wird sich eben so wenig mit einiger Sicherheit beweisen lassen, als wenn wir aus der Etymologie des Namens Tuscia (S. 49) schliessen wollen, er habe Isidorus-) oder Plinius gekannt. — Ueber die Quelle der Sagen von den Kämpfen der Römer gegen Faesulae, von der Erbauung der Stadt Florenz u. s. w. ist mir Nichts aufzufinden möglich gewesen. Dass in ihnen sich die Kämpfe abspiegeln, welche zwischen Faesulae und Florenz Jahrhunderte lang bis zum Jahre 1125 geführt wurden, und die der Einverleibuug der Grafschaft der ersten Stadt in die der anderen vorangingen, dürfte unzweifelhaft sein. Der Gegensatz zwischen Florenz und Fiesole beherrscht die Auffassung der heimathlichen Geschichte bei Dante , der die Mütter ihren Kindern hiervon erzählen lässt und von dem Volke, das von Fiesole horniederstieg, um in Florenz zu wohnen, sagt: Ma quell' ingrato popolo maligno Che discese di Fiesole ab antico, E tiene ancor del monte e del macigno Ti si farä, per tuo ben far, nimico. Bei ihnen ist unser Autor gewiss nur mündlich verbreiteten Lokaltraditionen gefolgt, die er jedoch in ein chronologisches System gebracht hat. Vergleicht man den raschen Fortschritt unserer Eraählung, die von der Gründung Roms nach einem kurzen eingeschobenen Satze auf die Geburt Christi überspringt, einige Sagen, die im Mittelalter über den Erlöser und seine Apostel besonders verbreitet waren, mittheilt, um dann sofort auf Catilina und die Gründungsgeschichte von Florenz überzugehen , mit der Darstellung Brunetto Latinis , der Lib. I. cap. 30 der Livres dou tresor von Romulus und den Römern und cap. 37 von der Verschwörung Catilinas handelt, von dem er schon cap. 36 vorgreifend gesprochen hat, so sieht man, welches Gewicht die Florentiner des 13. Jahr- hunderts diesen Sagen beilegten. Denn Brunetto Latini, der im Exil schrieb, hat unsere Schrift vielleicht gekannt, aber bei Abfassung seines Werkes nicht vor sich gehabt. Auch er erzählt von der Gründung der Stadt Florenz im Anschluss an die Belagerung des von Catilinariern vertheidigten Fiesole und weiss , dass die Stelle , an der die neue Stadt gegründet worden ist , früher Chies de Mars genannt wurde^). Wann diese Erzählungen von der Erbauung von Florenz entstanden sind. 1) Per idem tempus (Abrahae) emmentia regna erant gentium. Nam rex ille Ninus . . . Asiae populos subiugaverat . . . plerique aiitem in tertia totius orbis parte posuerunt, ut sint omnes, Asia, Europa et Africa ; quod non aequali divisione fecerunt. Namque isla, qiiae Asiii nuncupatur, a meridie per orientein usque ad meridiem, Europa vero a septentrione usque ad meridiem, Europa vero a septentrione usque ad occi- denteni, atque inde Africa ab Occidente usque ad meridiem. 2) Isidorus, Etymol. lib IX, 86, Tusci Italiae gens est, a frequentia sacrorum et turis vocata. 3) üer Hügel Camcrata zwischen Florenz und Fiesole, der unserem Verfasser die Veranlassung zur Erfindung eines römischen Feldherrn Gamertes geworden ist, ist wohl kaum identisch mit dem „plain ijui est au pie des hautes roches oü cele cite (Fiesle) seoit' , in dem Florenz gegründet wurde und der früher chies de Mars hiess. Denn mit der chies de Mars denkt Brunetto Latini doch wohl an die Stelle des Battistero's von San XXV lässt sieh schwer ermitteln. Denn dass dieselben, wie auch manches Andere über die Vorgeschichte anderer tuscischer Städte, nicht von dem Verfasser unserer Chronik erfunden sind, setzen wir als selbstverständlich voraus, könnten es übrigens auch aus seiner Erzählung über Siena für einen Theil derselben wenigstens beweisen. Doch geben uns die Namen der römischen Führer gegen Fiesole einige Anhaltspunkte. Nach ihnen zu schliessen, dürfen wir die Entstehung dieser Sagen nicht in eine allzufrühe Zeit hinaufrücken und sie etwa gar als aus römischer Zeit stammend und in Florenz von Mund zu Mund fortgepflanzt uns denken. Denn offenbar sind die Namen der römischen Feld- herrn doch nur aus den Namen der Berge entstanden, die Fiesole umgeben. Der Monte Geceri z. B. überragt die Stadt selbst, der Monte Rinaldi liegt jenseits des Mugnone, ein Vorberg des Monte Morello. Da nun der Name des Berges Monte Rinaldi offenbar deutschen Ursprungs ist, so ist schon damit der relativ späte Ursprung unserer Erzählung erwiesen. Leider bin ich nicht im Stande nachzuweisen, wann der Name dieses Berges auftritt'). Dass wir aber nicht aus inneren Gründen genöthigt sind, für die Entstehung dieser Sagen eine Zeit anzunehmen, welche durch Jahrhunderte von der Abfassung unserer Chronik getrennt ist, dürfte sich aus der Analyse des Sagengewebes ergeben, mit dem der Verfasser die älteste Geschichte der Stadt Siena umgeben hat. Wenn aber hier historische Vorgänge, von denen unser Autor kaum durch einige Jahrzehnte getrennt war, ja die sich wahrscheinlich noch zu seinen Lebzeiten abgespielt hatten, so tendenziös umgestaltet werden, dass sie kaum wieder zu erkennen sind, wer bürgt uns dafür, dass nicht auch Erzählungen über die Urgeschichte von Florenz und Fie^ole in u nserem Werke verwerthet sind, welche gleichfalls erst dem 12. Jahrhundert entstammen ? Ueberblickt man die Erzählungen über die Urgeschichte von Pisa, Lucca und Siena, die unser Autor den »Historien« entlehnt haben will und seinem Werkchen zur Hebung von dessen Glaub- würdigkeit angehängt hat, so wird man unschwer zu erkennen glauben, dass seine Angaben über dieselben sich nach der Stellung richten, welche sie zu seiner Zeit gegen Florenz einnahmen. Das im Anfange des 13. Jahrhunderts befreundete Lucca hat seinen Namen erhalten , weil dort das Licht (lux) des Christenthums zuerst aufgegangen ist , während das verfeindete Siena von Greisen (senes) und gallischen Marodeuren gegründet ist, und sein Bisthum, dessen Grenzen von den Floren- tinern fortwährend bestritten wurden , nur auf Bitten eines gastfreien Weibes erhielt. Aus unserer Giovanni, das auf dem Fundament eines Marstempels gegründet sein sollte. Denn Villani, der die Villa di Camarti richtig dahin legt, wo der Campus Martis war, in die Nähe des römischen Amphitheaters unweit des Arno, sagt vorsichtig, Cssar habe sein Lager presäo a Camarti, quasi ov' e oggi Fircnze aufgeschlagen. I, 36. 1) Der Berg Monte Rinaldi ist nicht zu verwech- seln mit dem Castello di Monte Rinaldi, das im Yal di Sieve lag und z. B. 1101 erwähnt wird. — Nicht uninteressant ist, dass nachdem einmal Florenz seine sagenhafte Vorgeschichte erhalten hatte, nun auch andere unbedeutendere Städte Tusciens sich im vierzehnten Jahrhunderte nach dem Vorbild der mächtigsten Stadt des Landes eine in den Hauptpunkten analoge Vorgeschichte schufen. So wird San Gimignano von zwei vornehmen Anhängern Catilinas gegründet, von Attila zerstört und von Karl dem Grossen reich begabt. Pecori, Storia di San Gimignano S. 30. F. Giunta, der in der Vita di B. Bartolo zuerst die Gründung der Stadt durch Muzins und Silvius, welche als Theilnehmer der catilinarischen Verschwörung nach Tuscien geflohen waren und San Gimignano gegründet hatten, erzählt , gehörte dem 14. Jahrhundert an- IV XXVI Schrift, der Sanzanome, Brunetto Latini und die Uebersetzer unserer Chronik gefolgt sind, sehen wir dann weiter, wie sicli diese Tendenz, den Florenz abgewendeten Städten einen möglicht verächt- lichen Ursprung zu geben , auch auf Pistoja ausdehnt , und die »Bäckerstadt« zu einer »Peststadl« geworden ist, per la grande pistolenzia, che vi fue. Doch würden wir irren, wenn wir annehmen wollten, unser Verfasser habe diese Etymologien selbst erfunden. Die Ableitung des Namens: Siena wird uns von einem Schriftsteller mitgetheilt , der mit dem grossen, Siena entstammten Papste Alexander III. eng befreundet, in dieser Ableitung offenbar nichts Ehrenrühriges gefunden hat. Johann von Salisbury zählt im Polikratikus VI, 17') die Städte auf, die nach den liistoriae Brennus gegründet habe, Mediolanum u. s. w. und fährt dann fort : Nam quod Senensium senibus suis et vale- tudinariis , armentariisque construxerint , non modo fides historiae sed celebris traditio est ; ex eo quidem validior, quod Senenses et lineamentis membrorum, venustate faciei et coloris gratia, moribns quoque ipsis ad Gallos et Britones, a quibus originem contraxerunt, videntur accedere, licet eos vetustas temporis, orbis plaga, situs regionis, convictus finitimorum, quibus sanguine et moribus diu permixti sunt, ex magna parta mutaverit. Nondum tarnen colorem Gallicum, candorem scilicet, haec omnia ad vicinorum similitudinem exterminasse sufficiunt. Graeci naraque lac gala dicunt, unde et ycdaSi'ag lacteus appellatur, et Galli quasi colore lactei et Galatae etc. Man könnte versucht sein anzunehmen, diese Aeusserung des Johannes von Salisbury beziehe sich nicht auf das tuscische Siena, sondern auf Sinigaglia, Sena Gallica ; aber das würde nicht richtig sein. Denn auch Dante spielt nach Boccaccio in der bekannten Stelle des Inferno XXIX, 121. Ed io dissi al Poeta: Or fu giammai Gente si vana come la sanese? Gerto non la francesca si d'assai auf die angeblich von den Franzosen ererbte Eitelkeit der Sanesen an. Nicht gerade unwahrscheinlich ist es, dass zwei, mehr als durch ein Jahrtausend von einander getrennte Kriegszüge von Völkern, die beide aus Gallien nach Italien kamen, hier zusammengeworfen sind. Ohne Frage hatte man ursprünglich, wie der ganze Zusammenhang bei Johannes von Salis- bury beweist, bei Erwähnung einer Colonie von Gallien zu Sena an Sinigaglia gedacht. Da jene Ableitung des Namens Gallier von yäka sehr bekannt war^), brachte man sie bei dieser Gelegenheit auch vor. Da nun aber nach dem tuscischen Senae eine fränkische Einwanderung stattgefunden hatte und der Name, den man dieser Stadt wohl zur Unterscheidung von jener beigelegt hatte, und der in unserer Chronik so eigenthümlich verwerthet ist, LaVegla, nicht sehr geläufig war, so flössen die beiden Städte leicht zu Einer zusammen und Johannes von Salisbury scheint nur von SenaGallica zu sprechen, während er in derThatSena laVegla meint. Dieser Name wird uns nämlich von OttoMorena als der Sterbeort des Acerbus Morena genannt^). Jaffe versteht darunter einen Theil der'Stadt Siena, den man Siena- vecchia nenne. Aber Siena nennt sich selbst auf Münzen Sena vetus und es ist ohne Zweifel unter Senam 1)0pp ed. üiles. T. IV, 42. Ammianus Marcellinus XVI, 12 nennt die Gallier candidi. 2) Die Ableitung findet sich bei Isidorus, Etymol. H) lam dictus namque Acerbus, cum apud Romam, ed. Arevalo III, 415, der an Aeneis VI, 660 erinnert febricitare cepisset .... usque ad Senam la veglam' XXVII la veglani auch bei Otto Morena die Stadt Siena allgemein zu verstehen'). Dass aber in Siena eine fränkische Colonie, freilich nicht zu der Zeit, in die sie Villani versetzt^), sich niedergelassen hatte, nachdem dort eine langobardische seit dem Anfange des 8. Jahrhunderts vorhanden gewesen war, ergiebt sich einfach aus der Thatsache, dass eine Reihe vornehmer Geschlechter, die nach dem sälischen Recht leben, seit dem Ende des 8. Jahrhunderts dort vorkommen^). Dann wird vor Allem im 9. Jahrhundert, zur Zeit als König Ludwig U. sich vergeblich abmühte, die langobardischen Theil- fürsten und muselmannischen Eroberer Unteritaliens zu unterwerfen, ein Graf Winigis, der Sohn eines fränkischen Grafen Rainerias, in Siena erwähnt, von dem dann die grossen Grafengeschlechter der Berardenghi, Ardingheschi , Giuleschi, Scialenghi, Cacciaconti, Cacciaguerra u. s. w. u. s. w. abstammen*). Ist hier durch die Entstehung der Angaben unserer Chronik über die Gründung von Siena durch fränkische Greise und Marodeure hinlänglich erklärt, so dürfte die Erzählung derselben von der Entstehung des BLsthums noch einer besonderen kleinen Untersuchung bedürfen. Denn wenn es auch klar ist, dass der Name jener »Alten« aus dem Beinamen der Stadt entstanden ist, und G. Villani wie zum Trotz gegen diesen Beinamen seine Erzählung der Gründung von Siena mit den Worten anhebt^) : La cittä di Siena ä assai nuova cittä, ch' ella fu coniinciata intorno agli anni di Cristo 670, so ist es doch rälhselhaft, dass man die Entstehung eines so alten Bisthums, wie das von Siena doch immerhin war, in eine so späte Zeit herabrücken konnte, als hier geschieiit. Denn der lateinische Text setzt dieselbe post multa terapora nach der Gründung durch die Franken und die italienischen Uebersetzungen rücken dieselben gar in das 12. Jahrhundert hinab. So und nicht anders kann ich wenigstens den Text des Cod. Lucc. verstehen. Dass die Fabel von einer Entstehung des Bisthums Siena durch Zusammenlegung von ia quodam lectulo, supra duos equos facto, a scutiferis suis se duci fecit. Ibique . . . quarta decima die aute kalendas Novembris iu 1167 mortuus est. Pertz, Mo.G. XVIII, 6.'>5. Unter dem Sienavecchia , was JafTe zu dieser Stelle anführt — Videtur scriptor sensisse eam urbis Seneusis partum, quae Sienavecchia vocatur — hat er wohl das Castello vecchio gemeint, wo die langobar- dische Colonie sich au der Stelle der alten Sena lulia festgesetzt hatte. Auf Münzen nennt sich die Stadt Siena vetus nach einem Citat ,bei Repetti V, 'ibl ; .\ntologia di Firenze Faso. XXX. üiuguo 1823 pag. 16. 1) Villani I, ü6 sagt ausdrucklich, Siena sei von jener Madonna Vegiia sempre sopranominata Siena la Vegiia. 2) Villani II, 40 versetzt die Gründung von Siena ins Jahr 74U und lasst sie von Gefährten Karl Martells ausgehen , nachdem er sie l, M ins Jahr 670 verlegt und gleichfalls von Karl Martell hat ausgehen lassen. 3) Repetti V, 299. 4) Nach Wüstenfeld. Dieser Gelehrte hält es nicht für unmöglich, dass die Erzählungen vou Karl Martell, seiner Bekämpfung der Langobarden u. s. w. in Unter- italien und die hiermit in Verbindung gebrachte Grün- dung von Siena durch Verwechslung mit den Kriegen Ludwigs II. entstanden seien. Ueber diese Kämpfe, .\mari , Storia dei Muselmani I , 369 u. f. Wolle man sich Conjekturen gestatten, meint ferner Wusteufeld, so könne man auf Grund der Urkunde bei Lami, Monu- menta I, 40 annehmen, dass diese fränkische Colonie von Siena sich besonders im Borgo di Camollia nieder- gelassen habe. Die hier erwähnten Bernardo, Rainer, Walfred etc. gehören nämlich dem Graiengeschlechte des Winigis an. 5j Villani I, 56. IV" xxvin acht Pfarreien verschiedener Diöcesen überhaupt entstehen konnte, ist nur dadurch möglich geworden, dass das Bisthum in der That sehr klein war*). Dazu kam, dass der Bischof von Siena mit seinen Nachbarn über verschiedene Pfarreien seit alten Zeiten im heftigsten Streite lag^). Einen solchen Process hatte Siena auch im 12. Jahrhundert mit Florenz über das viel umstrittene Poggibonzi. Auf dieselbe Zeit führt uns auch die Erzählung des Cod. Lucc, nach der der erste Bischof der Stadt ein Misser Gualterano gewesen wäre, von dem , ihn mitgerechnet , bis zum Jahre 1264 nicht mehr als 4 Bischöfe in Siena gelebt hätten. Dieser Gualterano ist nun offenbar identisch mit dem Bischof, der bald Gunteronus, bald Galfranus, bald Gualfredus genannt wird , und von 1176 — 1188 Bischof von Siena war^). Ihm folgte Bonus, dann Bonfiglius und als vierter Thomas Fusconus, der 1273 starb. Dieser Bischof Guntram, Gonteramus nennen ihn die Annalen von Siena*), scheint erst nach einer Sedisvakanz von 6 Jahren*) zur bischöflichen Würde erhoben zu sein. Da damals Alexander III. auf dem päpstlichen Stuhle sass, der seiner Geburtstadt gewogen gewesen sein wird, so benutzte derselbe den Friedensschluss zwischen Florenz und Siena 1176, um die Grenzen der Diöcesen beider Städte genau abzugrenzen. In einer Urkunde vom XVI Kai. lunii heisst es : Ex tenore publici instramenti nobis exhibiti et relatione dilecti filii nostri plebani Sanctae Agnetis plenius intelleximus, quod in compositione pacis vestrae et Florentinorum iidem Florentini ecclesiae et civitati vestrae resignaverunt quidquid infra terminos episcopatus vestri continetur et resignationem suam iuramentis et instrumentis publicis roborarunt. Ut autem de terminis inter vos et eos contentio in posterum nequeat suscitari, ipsos vobis auctoritate apostolica volumus confirmari, utconstanteretsollicitepostulastis. 1) Repetti V, 386. 2) Die Urkunden über die Grenzhändel mit Arezzo aus dem Anfange des 8. Jahrhunderts hat Brunetti abdrucken lassen. 3) Ich weiss wohl , dass nach Ughelli, Italia sacra III, 527^ in der ungedruckten Chronik des Bisdomini von Siena ein Bischof Gualteranus, der um 640 gelebt haben soll, der erste Bischof von Siena genannt wird. Aber Herr L. Banchi theilt mir mit, dass diese Chronik des Bisdomini ein Flickwerk (raffazzonamento ) aus den Chroniken G. Villanis und des Agnolo del Grasso sei und daher auch das Histörchen von der albergatrice Veglia enthalte, aber zum Jahre 673 in folgender Weise erzahle. ,ln questo tempo correnti gli anni 673 tor- nando el legato di Francia, el quäle fu mandato a con- durre e! giä detto Carlo (Carlo MartcUo), allogiö in casa di una nobile hostessa cbiamata madonna Vegla, che stava nel gran borgo, e la predetta fe' grand' honore e buon governo al predetto Legato e sua fami- glia, e non volse pagamento, ma ben humilmente pregö il Cardinale che si poteva far dare un vescovo a Siena, ne facessi il potere. El Legato rispose: ordinale am- basceria al papa et ioisarö lä e farö el potere. Furono fatti due ambasciaiori de' piü nobili originari Senesi e per il buon amore de' Senesi con i nobili di Francia ne chiamaron due a compagnia de' i)redetti ambas- ciatori. Uno fti misser Gilio e l'altro niisser Gualteriano. Cossi inipetrarono dal papa, e misser Gualteriano fu el primo vescovo, e impetrö misser Gilio il padronato della chiesa sul Poggio, edificata da N^obili, dove tor- naro poi i monaci di S. Egidio nel 8U8'. Pecci in seiner Geschichte des Bisthums Siena versetzt einen Gualterano I. in die Jahre ti68— 97, jedoch nicht ohne selbst Bedenken dagegen zu äussern. Er war danach der 5. Bischof. Einen Gualterano II. nennt Pecci zum Jahre 670. Er wird wohl hierbei auf der Chronik des Bisdomini fussen. Bisdomini, der Villani vor sich hatte, hatte die Erzählung desselben aber offenbar nicht in ihrer Entstehung erkannt, und datirte sie deshalb so weit zurück. L. Banchi, der jetzt der beste Kenner der Geschichte Sienas sein möchte, bezieht unsere Er- zählung wie ich auf Bischof Gunteram, der von 1176 bis 1188 Bischof war. 4) Pertz, M. G. XIX. S. :^26. 5) Der Bischof Rainerius starb 1170. Pertz, M.G.l.I. xxrx quod duximus vocabulis exprimendos, Vallem Senensem etc.')- Da sowohl in dieser als in einer besonderen, einen Monat später ausgestellten Urkunde^) die Pfarrei der h. Agnes zu Poggibonzi den Sanesen zugesprochen ^vird, die Papst Hadrian »levi et vano errore ductus« 1156 dem Bischof von Florenz zuerkannt habe, so ist es wohl kaum zweifelhaft, dass diese vermeintliche Begünstigung der Sanesen durch den Papst der Anlass zu dieser florentinischen, tendentiös erfundenen Sage von der Gründung des Bisthums von Siena und seiner Begabung mit Pfarreien der benachbarten Bisthümer durch Alexander III. geworden ist. Vielleicht dass durch den päpstlichen Legaten , der von Frankreich zurückkehrte, auf den Aufenthalt Alexanders IE. in Frankreich angespielt werden soll, oder unter dem Gesandten jener Pfarrer der Pieve der h. Agnes gemeint ist, der den Papst über den Frieden zwischen Florenz und Siena nähere Mittheilungen zukommen Hess und die Grenz- regulirung zwischen beiden Diöcesen beförderte. Ist auf diese Weise die Entstehung jenes Abschnittes über die Gründung von Siena richtig erklärt, mag nun derselbe der ältesten Redaktion unseres Werkchens angehört haben oder nicht, so werden wir annehmen dürfen , dass auf ähnliche Weise auch die übrigen Nachrichten , deren Quellen wir nicht im Einzelnen nachzuweisen im Stande sind, von unserem Autor aus den zu seiner Zeit in Florenz verbreiteten , mündlich fortgepflanzten Sagen geschöpft sind , welche die politische Stimmung seiner Landsleute ihren Nachbarn gegenüber abspiegelten. Wie die Sagen über Fiesole und die Gründung von Florenz auf Grund der langjährigen Rivalität entstanden sind, welche zwischen beiden Städten bis zur Unterjochung der einen durch die andere geherrscht hat, so sind auch die Erzählungen über Siena nichts anderes als sagenhafte Reflexe historicher Vorgänge, Avelche theilweise wenigstens in ganz bestimmter Richtung aufgefangen und ebenso wieder zuiückgeworfen Avorden sind." — Es bleibt uns nun noch übrig von den Handschriften nähere Mittheilung zu machen, auf die unsere Ausgabe der Chronica de origine civitatis und ihrer Ueberarbeitungen zurückgehen. Der Text der lateinischen Bearbeithng ist einer Handschrift der Biblioteca nazionale zu Florenz, der einzigen uns erhaltenen, entnommen. Dieselbe ist am Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahr- hunderts geschrieben und wird von A. Gherardi , der sie für mich abgeschrieben hat , beschrieben •wie folgt: Del Godice Magliabecchiano II, G7, legato in tavola con culatta di pelle, miscellaneo, in carta bambagina, da carte 31 a carte 35 tergo. Der uns von dieser Handschrift überlieferte Text ist nicht der beste. Wir haben ihm daher hier und da mit Conjekturen zu Hülfe kommen müssen, die hier durch die Uebersetzungen oder die Quellen an die Hand gegeben waren. Eine ausführlichere Beschreibung und ein näheres Eingehen auf ihren Verfasser erfordert die Handschrift zu Lucca. Dieselbe enthält ja ausser der, so viel wir wissen ältesten italienischen Bearbeitung der Chronica de origine civitatis noch eine selbstständige Bearbeitung des von Ptolmäus von Lucca Gesta Florentinorum genannten Quellenwerkes, welches mit anderen Chronikenfragmenten in eine Uebersetzung des Martin von Oppau eingefügt ist. Wir haben mithin in unserer Handschrift eine historische Compilation vor uns , welche neben einer anderen später zu beschreibenden alt- 1) Ughelli III, 551'. 2) Ughelli III, 547». Von Innocenz III. wurde dann ^ die Pfarrei wieder an Florenz zurückgegeben. XXX florentinischen Bearbeitung der Chronik Martins, die jetzt in Neapel aufbewahrt ist, ein Mittelglied in der literarischen Entwicklung repräsentirt, welche in Tuscien von der Chronik des päpstlichen Pönitentiars ausgehend zu der umfassenden Arbeit Giovanni Villanis geführt hat. Auch nach ihrer Abfassungszeit steht unsere allerdings nur von modemer Hand »Chronica Fiorentina con note in margine per Lucca« bezeichnete historische .Compilation dem Werk G. Villanis nahe. Zehn Jahre firüher als dieser begann der Verfasser derselben seine Schrift zu entwerfen (1290) , um sie sechs Jahre vor demselben mit dem Tode des Papstes Benedikt XII. (1242) abzuschliessen. Einen Zeitraum von 52 Jahren hindurch hat also ihr Verfasser an derselben gearbeitet. Das Nähere hierüber wird sich aus der Beschreibung der Handschrift selbst ergeben, deren Daten wir einer wiederholten sorg- föltigen Durchmusterung derselben durch den Archivdirektor Bongi verdanken. Die der Bibliothek des Staatsarchivs zu Lucca jetzt einverleibte Handschrift stammt aus der Samm- lung des Antiquars Giovanni Battista Orsucci ') und ist deshalb gezeichnet 0 40 della raccolta di Orsucci. In das Staatsarchiv von Lucca kam diese Handschrift mit allen übrigen Schriftstücken, die der Familie Orsucci angehört hatten, aus der s. g. Cancelleiia di Palazzo, in welche dieselben mit der von Staats wegen sequestrirten Habe des im Gefangnisse erdrosselten Gaetano Orsucci 1761 gekommen wai*. Es ist desshalb die Angabe, dass die Handschrift, nach der der theilweise Abdruck unseres Werkes in den Miscellanea von Baluze-Mansi besorgt ist, dem G. D. Mansi angehört habe , nicht richtig. Vielleicht dass Mansi den Abdruck der Chronik nur unter der Bedingung gestattet wurde, die Provenienz der benutzten Handschrift nicht richtig anzugeben. Denn auch in allen übrigen Fällen, wo Handschriften dieser Sammlungen benutzt wurden , verfuhr man in ganz gleicher Weise^). Wie die Handschrift in den Besitz G. B. Orsuccis gekommen ist, ergiebt sich nicht aus derselben. Dagegen ersehen wir aus ihr, dass sie schon im Anfange des 15. Jahrhunderts in Lucca sich befand, da auf dem ersten Blatt derselben zu lesen ist: Questo libro e di Simone di Francesco Bonghi. Dieser war 1431 und 32 Anziano di Lucca. Aus dem Besitze Bonghis war sie in den eines Piero di Berto gekommen , der in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts Notar in Lucca war und sich mit der Geschichte seiner Vaterstadt beschäftigte. Von ihm rühren die Randbemerkungen zur Geschichte Luccas her , unter denen sich u. A. ein bisher noch nicht edtirtes Placitum der Grossgräfin Mathilde vom April 1100 findet. Hen* Archivdirektor Bongi hat durch Vergleichung der ihm anderwärts bekannt gewordenen Schriftzüge des Notars Piero di Berto mit der Handschrift der Nachträge diesen von Mansi Anonymus von Lucca genannten Historiker sicher erkannt. Unserer Handschrift ist folgende Einleitung vorausgeschickt^) : TrovandochellaChronichaMartiniana 1) Ich fiiule deiiselbeu in den Memorie di l.ucca 1, 29 als einen sehr kenntuissreichen Mann erwähnt. G. B. Orsucci lebte um die Mitte des 1 7. Jahrhunderts. 2| Es ist kaum anzunehmen, dass Mansi selbst den Abdruck der Handschrift besorgt hat. Mit den Ge- schäften seines kirchlichen Amtes überhäuft, hat er die Anhänge zu seiner grossen Sammlung von Anderen herausgeben lassen. Daraus erklärtes sich, dass unsere ( hronik so sehr schlecht abgedruckt ist. '6) P^s lagen mir zwei Abschriften derselben vor Die eine rührt von Bongi selbst her. Die andere hat A. Gherardi verfertigt. Dieselben weichen nur in Kleinigkeiten von einander ab. die ich jedoch angezeigt habe, da wir ja hier einen alten historischen Text in italienischer Sprache vor uns haben. Der Text der Erzählung, wie überhaujit Alles, was nicht dieser Be- schreibung des Codex angehört, folgt der Abschrift A. Gherardis. XXXI infino ala Nativitä del nostro Signore leso xpo de la quäle si dirä qui appresso raccolse brevemente le materie di diverse croniche per lettera piü segiptandoi) e quella abreviando e dalcun altre pigliando alcuna cosa fedelniente infino a questo luogho o seguitata. E pertanto che per inanzi la detta Martiniana lascia molte cose le quäle perlengono a' fatti di Toscana e spetialmente della Gittä di Fiorenze e de le circunstanze di quali aver memoria puote essere utile a Fiorentini, e ancho per torre la sete del mio desiderio, il quäl e di quelli sapere effar memoria a pregho di miei conpagni, seguiterö da qui inanzi la detta Materiana (sie) come principal, fin chel suo trattato diua mescolando con essa varie e piii cose che in quella non si ricordano. E pertanto che di quelle che non vi si ricordano e che bisognano a Fiorentini spetialmente di saper la maior parte si trovano in diversi libri in Toscana per voghare (sie), e quäl na piü e quäl na meno, si seguirö al presente per volgare a intendimento, che se iddio apresta vita e podere di redurla tutta in latino secundo la latina graraatica. E a perseguitare questa inpresa comincio nellanno del detto nostro signore MCCLXXXX della nativitä preghando lui checci dea gratia di cogliare e di diciare el vero e di poter perseverar nell' opera e di fare in questo e nell' altre cose al suo piagiere e alla fme pervenire al suo regnio. E inperö che in Fiorenze si truova una brieve memoria del nascimento di quella e delle circunstanze inlendo di soprasedere a seguir quel che detto di sopra cioe di continuar de la nati- vitä di xpo tanto che questa memoria sia messa qui dinanzi, la quäl finita ritornerä a sequitar quello che di sopra promisi. Von Blatt 1 tei^o bis Blatt 8 tergo folgt nun die Erzählung vom Ursprung von Fiesole, Florenz u. s. w. , welche S. 36 u. f. in der Spalte 2 abgedruckt ist. Ihr lässt dann der Verfasser folgende Erklärung folgen: »Et particularmente chi vorrä provarä (sie) piü nanzi grande parte di queste cose a' tempi e a luoghi dele materie di sopra ricolte. Omai ci convene tornare ad osser- vare la promessa che di sopra fu fatta e faremo chi fine. Laudato sia Dio ! Ma una cosa ti voglia ricordare che adietro in questo libro sie (sie) volesse trovare una memoria per lectera chome questa cittä di Fiorenza e cresciuta, la quäl memoria perche fatta per lectera ponian (sie) che chadeva dinanzi al tempo chella fue colta fue mesa adietro al sermone lecterale in certo spatio di carte che soperchiava, che tu pigliando el tempo di quello se ne volesse riscrivare questo libro mettela lä dove piü ti place.« Hierauf folgt nun die Chronik »da Ottaviano e dura fino alla morte di Benedetto XII, essendo divisa in capitoletti brevksimi per certi anni, e lunghi assai verso il fine, i quali hanno principio e dLstinzione mediante il nome del papa e dell' imperatore con iniziale rossa, e gli anni. Finisce poi alla carta {»4 recto; dove perö sequita, copiato qui, per essere „stato dimenticato a suo luogo, il tratto di storia da Romano antipapa e Giovanni XIII, cioe anni 898 — 965, compreso nelle du carte 94 — 95«. (Bongi.) Mit Blatt 96 beginnt nun jene lateinische Chronik , von welcher der Autor in der Einleitung zu dem italienischen Texte gesprochen halte. Ihr ist folgendes Vorwort vorausgeschickt: Quia non multum refert quam multa documenta sciamus si sciamas quantum victoriae satis est, et quia in disciplinis multa delectant pauca vero iuvant, et quoniam non multum obest transire quatenus (?) 1) B. sequitando. xxxn scire licet nisi prodest , ideo in illorum obsequio qui brevi volumine invenire niulta desiderant et aliquando levia inter gravia coUocata perlegere, cogitavi nuper ego iuvenis et ignorans de hiis que pertinent ad materiam cronicorum in imilando potissime collecta in Martiniana Cronica tamquam breviora et veriora et de illis gratia brevitatis aliqua obmittendo ac de aliorum diversis scripturis dictis et cronicis alia immiscendo et potissime que spectabant ad gestorum notitiam in Italie partibus et presertim Tuscie, Lombardie, civitatis Florentiae ac partium circumstantium proximarum usque in presentem diem Anni Diii MCCLXXXX de mense Decembris et auctore Domino postea donec dura- verit et possibilitas aderit in presenti volumine pro delectatione legentium et mentis meae consolatione memoriam fideliter coUocare'). Set Martinianam predictam in hoc spetialiter immitando loquar licet puer cum eius prudentissimo coliectore dicens quam valde conveniens arbitror de conditione, statu et qualitate urbis tanquam de magnifico et excellentiori membro terreno et de quatuor maioribus regnis mundi, de quorum quarto s. romano et urbis regiminibus novi spetialiter referendum. Et incipiens cum Horosio in quo habemus scribere pariter et audire quod a mundi creatione usque ad urbem conditam Anni nii. IIIILXXXIIII, et ab urbe condita usque ad nativitatem xpi filii Dei vivi Anni vfl xv transierunt itaque fluxerunt ab adventu Christi retro V CLXXXXVIII anni, quam (sie) propter multa sequentia utilia est permicti. Hierauf beginnt der lateinische Text, der jedooch nicht das vom Ursprung von Florenz berichtet t was wir im italienischen Texte gefunden haben, wohl aber im Anschluss an die Chronik Martins von Oppau die Anfänge Roms, die Thaten seiner Könige erzählt , und eine Beschreibung der ^\^chtigsten Alterthümer der Stadt giebt. Nachdem er diese Arbeit 19 Seiten lang fortgesetzt hat, unterbricht er sich auf Blatt 105 recto und sagt: Poniamo cha Sequilar la promessa si convenisse che qui appresso si sequisse la cronica volgare che trovrerai piü innanci tutta fiata perche qui aveva le carte vote et accosta del latino si conveneva piü tosto il latino continuare, ponemo qui appresso una memoria lecterale la quäle caderebbe ine piü innanzi al tempo chella lue colta. Ma tu che volesse riscrivare polla dove ti place ; ma starebbe bene appiede della infrascripta memoria facta dell origine dela infrascripta citta di Firenze pero che questo prova poi comella e cresciuta el suo totale stato et dispositione sotto brevitä. Hieran schliesst sich dann die Beschreibung der Stadt Florenz aus dem Jahre 1339 in lateinischer Sprache, welche bei Mansi 1. 1. pag. 117 u. 118 sehr fehlerhaft abgedruckt ist und hier folgende Ueberschrift trägt: Gomincia qui la breve memoria colta del presente stato ed esposizione^) della cittä di Firenze. Neil' anno Domini MCCCXXXVIIII d' Aprile al tempo del SS. Padre Beatiss. Benedetto per la Div. Providentia Papa XII a prego di certi Sig. che desideravano di ciö avere in scriptura et anque perche vedendo l'infrascritta cronica dell' origine si puö vedere questa, che dimostra come eil' e cresciuta fino a questo tempo e per innanzi si poträ vedere se cresce o scende. Von Fehlern , die in dem Abdruck der nun folgenden Beschreibung von Florenz bei Mansi sich finden, hebe ich nur hervor, dass da, wo die Einkünfte der Stadt auf fi milia fiorini, und im äussersten Nothfalle auf vi an- 1) In der Chronik wiederholt der Autor einmal die e onorevoli dove per ricordarsene e piü ricreatione e Aufgabe, die er sich gestellt; Tralascieremo dilui ... piü frutto. Baluze-Mansi 1. 1 115 ad a. 1329. e torneremo a la materia che appartiene aquest'opera; 2 Wohl dispozione zu lesen, cioe di far memoria di quelle cose che sono piü utili xxxm gegeben sind, der Abdruck nur II milia und VI hat , also einen um das Hundertfache nierhigeren Betrag angiebt. Doch mit dieser Beschreibung von Florenz endet die Handschrift noch nicht. Von Blatt 107 tergo an folgt eine Erzählung der Thaten Ludwigs des Baiern in Mittelitalien , namentlich eine Beschreibung seines Zuges nach Rom und von Vorgängen, die hierbei in Viterbo und Bolsena statt- fanden. Dieser Theil beginnt: Anni MCCCXXVIII tempore domini lohannis pape venit quidam nomine Bavanis assumens sibi nomen Imperii etc. Dann schliesst sich hieran eine Notiz zum Jahre 1345, die sich auf Viterbo bezieht. Auf Blatt 109 recto brechen diese von Einer wie es scheint mit den Ereignissen gleichzeitigen Hand geschriebenen Bemerkungen ab'). Hiernach ergiebt sich , dass wir in unserer Handschrift , wenn wir von dem angebundenen Anhange absehen , es mit den Werken von zwei Verfassern zu thun haben , welche bis in das 5. Jahi-zehnt des 14. Jahrhunderts schrieben und beide in Verbindung mit Bolsena standen. Denn wie in dem Nachtrage, der von Blatt 107 bis 109 von anderer Hand als der ersten, die Blatt 1—107 geschrieben hat, auf Vorgänge in Bolsena besondere Rücksicht genommen wird , so enthüllt sich uns der Verfasser der ersten, uns beschäftigenden grösseren historischen Arbeit als ein Einwohner von Bolsena, indem er zum Jalire 1328, als von der Erstürmung von Bolsena gesprochen wird, sagt: Come il sa Pietro^) che io era coUoro di fuore. Mit Recht hat schon Scheffer - Boicliorst darauf hingewiesen, dass derselbe höchst wahi-scheinlich mit einem Pierruccio Corcadi von Bolsena identisch ist, der 1294 mit seinem Vater von Bolsena nach Viterbo geflohen und später der Stadt Orvieto als Geissei gegeben worden war^). In der That wird doch wohl kaum ein Anderer als einer der Flüchtlinge selbst die Lage des Hauses, in dem zu Viterbo diese Flüchtlinge von Bolsena aufgenommen wurden, gekannt haben und haben angeben können. War Pietro Corcadi 1328 noch zu Bolsena , so treffen \?ir ihn 1335 in Florenz. Er hatte dort Kriegsdienste genommen. Denn er nennt wiederholt zu diesem Jahre das Heer der Florentiner li nostri*) und zum Jahre 1342 (S. 116) bezeichnet er den Herzog von Athen als mio capitan. Ueber die Zeit der Abfassung unserer Chronik kann kein Zweifel bestehen. Sagt doch der Verfasser derselben selbst an zwei Stellen , er habe sie im Jahre 1290 begonnen niederzuschreiben. 1) An die Handschrift angebunden istBIattlll -127 noch eine C'hronichetta latina von Giovanni Manzini di Fivizzano di Lunigiana , welche sich auf Adolf von Nassau bezieht und bei Baluze-Mansi ]. I. pag. 126 u. f. abgedruckt ist. Dann folgt die bekannte Schrift des an- geblichen fratcr Thelophorus de Cusentia pauper pres- biter ac heremita prope Thebas, die sich auf das päpst- liche Schisma bezieht , aber den Zweck verfolgt, den Dogen von Genua Anton von Montaldo zu bewegen, den Plan, König Karl VI. von Frankreich zum Herrn von Genua zu machen , zu unterstützen Mosheim, Versuch einer unpartheyischen Ketzergeschichte S.347'. Hartwig, Heinrich von Langenstein II, S. 34 u. f. 2) Im Texte bei Mansi steht: picrro. 3) Scheffer, Florentinische Studien S. 227. Anm. 2, irrt, wenn er jenes Ereigniss ins J 1303 setzt. Cfr. Baluze-Mansi 1. I. pag. 107. Pierruccio (Petereben) wird er nur genannt, weil sein Vater Pietro neben ihm erwiihnt wird. 4) Absolut sicher ist das freilich nicht Denn er braucht auch den Ausdruck li nostri ganz allgemein, z. B. ad a. 1341 für die Christen im Gegensatz zu den Saracenen. XXXIV Damit stimmt denn auch überein, dass ersieh zu dieser Zeit »iuvenis et ignorans« und »puer« nennt. Auch über die Zeit, in der Pietro Corcadi seine Arbeit abschloss, kann kein Zweifel bestehen. Ist es an sich wahrscheinlich, dass Jemand, der 1290 geschichtliche Aufzeichnungen zu machen begann, dieselben nicht lange über das Jahr 1342 hinaus, mit dem dieselben abbrechen, wird haben fort- setzen können , so zeigt uns der Schluss derselben , dass unser Verfasser mit dem Jahre 1342 wirklich die Aufzeichnungen zur Geschichte seiner Zeit hat zu Ende gehen lassen wollen. Nur darüber könnte gestritten werden, ob innerhalb dieser 52 Jahre der Autor sein Werk gleichmässig mit den Jahren fortschreitend weitergeführt hat. Freilich wäre hierüber jedes Bedenken sofort beseitigt, wenn wir annehmen müssten, dass unser Autor sein Werk in der Gestalt abgefasst habe, in der es uns jetzt vorliegt. Wenn derselbe nach der Vorgeschichte von Florenz in seinem Werke eine Bemerkung einfliessen lässt, in derer (S. XXX, 21) doch offenbar auf einen Bestandtheil desselben hinweist, der erst nach 1339, beziehungsweise 1342 geschrieben sein kann , so ist doch klar, dass wenn, was nicht der Fall ist, jene Bemerkung nicht ein späteres Einschiebsel ist, der Verfasser Alles was nach derselben folgt, erst nach 1339 geschrieben haben kann. Aber das ist, wie sich aus dem Inhalt des Werkes bestimmt zu ergeben scheint, doch nicht richtig. Manche Eigenthümlichkeiten in der Zusammensetzung der Handschrift selbst zeigen, dass dieselbe keineswegs in der Zeitfolge geschrieben ist , wie uns dieselbe jetzt an einander geheftet vorliegt. Zunächst sei auf ein rein äusserliches Merkmal aufmerksam gemacht. Der erste Quaderno der Handschrift') besteht aus anderem Papier als die übrigen. Dasselbe trägt als Wasserzeichen ein Einhorn, das sich nicht weiter sonst in dem Papier der Handschrift findet. Ferner scheint es , als habe der Schreiber der Handschrift hier und da ein Blatt aus derselben wieder herausgenommen und dasselbe durch ein neues, mit Zusätzen versehenes ersetzt. Die Papierlagen schliessen auch hier und da nicht genau aneinander an^). Bringen wir diese äusseren Wahi-zeichen der Handschrift in Verbindung mit den verschiedenen Erklärungen ihres Autors über die Zusammensetzung seines Werkes , so dürfte sich Folgendes als sicher ergeben. Im December 1290 begann Pietro Corcadi seine Arbeit niederzuschreiben und zwar nicht, wie es nach dem jetzigen Bestand der Handschrift anzunehmen nahe liegt , mit dem italienischen, sondern mit dem lateinischen Texte, der Blatt 96 beginnt und die Einleitung der Chronik Martins von Oppau bringt. Aber er wurde der lateinischen Sprache bald überdrüssig und begann nun in italienischer Sprache von der Geburt Christi an weiter zu schreiben. Dass der lateinische Text vor dem italienischen entstanden ist , ergiebt sich aus dem Schluss des ersten Satzes der italienischen 1) Bongi schreibt über die Handschrift: Nella si allarga e cresce da ogni lato la porzione della pagina composizione materiale del codice ci e qualche cosa oceupata della scrittura. non facilmeute explicabile, ma che dipendc dall' opera 2) In oltre non tutti i quaderni attaccano rigoro- stessa del compilatore. Sono 6 grossi quaderni all' samente l'uno coll'altro , ed in due luoghi la parola antica, di scrittura che appare tutta di una mano, ma ultima di richiamo del quaderno che finisce non corri- non contemporanea, la quäle specialmente verso il fine spende esattamente con quello che sequita. S. Bongi non solo si restringe e si fa piü fitto il carattere, ma in einem Briefe vom 31. März 1875. XXXV Einleitung (S. XXXI, 3) : infino a questo luogho o sequitata, nämlich bis zur Greburt Christi, womit der lateinische Text abbricht. Diese seine italienische Chronik verspricht er dann »ganz« ins Lateinische zu übersetzen, wenn Gott ihm das Leben dazu verleiht. Da er mittlerweile aber in Florenz') una brieve memoria del nascimento di quella (cittä)« gefunden hat, so will er diese vor seiner Bearbeitung der Chronik Martins von Oppau einschieben , und darauf erst mit der Erzählung von der Geburt Christi an beginnen. (S. XXXI,i7). Auf diese brieve memoria, die mit der Chronica de origine civitatis ja identisch ist, war er wahrscheinlich erst durch die Beschreibung von Florenz von 1339 aufmerksam gemacht worden, da in ihr dieses Werkchen ausdrücklich erwähnt wird. Da ihm die Beschreibung von Florenz aber erst nach Beendigung seiner Chronik 1342 zugegangen war, — er sagt ja in der Ein- leitung zu ihr: la quäle cadarebbe ine piü innanzi al tempo ch'elle fue colta — so ergiebt sich hieraus, womit ja auch äussere Merkmale übereinstimmen, dass der erste Tlisil unserer Handschrift in seiner jetzigen Gestalt am spätesten abgefasst ist. Der Hinweis auf jene Beschreibung von Florenz, die auf die leeren Blätter des Heftes geschrieben ist , welches die am frühesten abgefasste lateinische Bearbeitung der Chronik Martins von Oppau enthält: perche qui aveva le carte vote et accosta del latino si conveneva piü tosto il latino continuare , verräth uas , dass die erste Lage unseres Manu- scriptes in seiner heutigen Form nach den Aufzeichnungen zum Jahre 1342, ich denke in Bolsena, wohin sich der Verfasser nach der Vertreibung seines Capitans, des Herzogs von Athen, aus Florenz (1343) wieder zurückgezogen haben wird, niedergeschrieben ist. Mit den oben erwähnten Fort- setzungen von anderer Hand aus dem Jahre 1345 kam unsere Handschrift noch im 14. oder in dem Anfang des 15. Jahrhunderts dann nach Lucca. Doch damit ist die Frage, wann Pietro Corcadi die Chronik Martins von Oppau verarbeitet und fort- gesetzt hat, noch nicht gelöst. Hierüber können wir nur aus der Erzählung einige Andeutungen gewinnen. Dass unser Autor nicht von Jahr zu Jahr seine historischen Notizen niedergeschrieben hat, ergiebt sich daraus, dass er (Mansi 1. 1. 112) vor den Ereignissen der Jahre 1330—32 schon That- sachen berichtet, die sich auf des Jahr 1334 beziehen. Und doch will es an anderen Stellen wieder scheinen, als ob er gleichzeitig mit den Ereignissen geschrieben habe. So sagt er zum Jahre 1334: Ora faremo qui memoria che rivoluto qui uno anno dal di che si scrive di sopra infmo a IV di Novembrc. L'anno passato dell' abbundanza delle acque che furono in Firenze etc.^). Darauf berichtet er, wie man der Stadt nach der grossen Ueberschwemmung allerlei Unglück für das nächste Jahr geweissagt habe, alles das aber nicht eingetroffen sei. Denn siamo per grazia di Dio compiuto r anno in Novembre da tutte cose usciti e ancora ci stiamo come ci stavamo prima e per quest' anno e stata questa terra piü sana. Wollen wir nun nicht annehmen , dass Pietro diese Worte wörtlich einer florentinischen Chronik entlehnt hat, die weiter nicht bekannt ist, so muss er dieselben im November 1334 niedergeschrieben haben. Da wir ihn 1335 in Florenz nachweisen zu können 1) Mir scheint die Nennung des Xamens der Stadt 2) Der Text wieder entstellt , doch der Sinn klar, Florenz dafür zu sprechen, dass die letzte Bearbeitung nicht dort stattgefunden liat. XXXVI geglaubt haben, er wenige Jahre später sicher in Florenz war, so liegt ja auch gar kein zwingender Grund zu der Annahme vor, dass er diese Notiz anders woher entlehnt hat. Wahrscheinlicher scheint, dass wir in ihr eine selbstständige Bemerkung vor uns haben. Doch das führt uns darauf, die Quellen, deren sich Pietro Corcadi bedient hat , schärfer ins Auge zu fassen. Ueber die Eine, welche dem Abschnitt, den wir hier zum Abdrucke bringen, zu Grunde liegt, kann kein Zweifel bestehen. Er nennt sie ja selbst Chronica de origine civitatis. Er hatte sie ja offenbar schon in italienischer Fassung vor sich und zwar in einer Bearbeitung, die im Jahre 1264 entstanden war. Denn wie lässt sich sonst die Angabe erklären, dass von dem Bischöfe Gualteranus von Sie na bis 1264- vier Bischöfe regiert hätten, wenn nicht damit gesagt sein sollte, dass sie in diesem, Jahre geschrieben sei? — Ferner citirt er noch eine Chronik von Ravenna, welche nicht weiter bekannt ist, und aus der er nur eine Notiz in Betreff der Abfassungszeit der Glosse des Accursius entlehnt hat»). Eben so wenig ist uns der Ursprung von einer Anzahl Angaben zur Geschichte der Stadt sicher bekannt, welche unsere Chronik allein uns erhalten hat. Könnten dieselben auf historische Glaubwürdigkeit Anspruch erheben , so würden einige derselben von nicht unbedeutendem Interesse für die Geschichte der Stadt sein-). Aber leider ist von einigen derselben nachweisbar, dass sie nicht richtig sein können und wahrscheinlich tendenziöser Erfindung ihren Ursprung verdanken. Wenn z. B. zum Jahre 827 erzählt wird , Kaiser Ludwig habe auf einem Zuge gegen die Saracenen im Val d'Elsa Halt gemacht und sich in einer Feste Semifonte aufgehalten, so ist dieses von allem Anderen abgesehen offenbar eine reine Erfindung, da wir durch Sanzanome wissen, dass Semifonte erst viel später — z^vischen 1164 und 1182 — entstanden ist. Wenn nun weiter von dieser Feste erzählt wird, die Besitzerin derselben, eine Gräfin Elolda (?), habe sich gegen König Conrad II. empört, worauf der Vicar desselben in Florenz im folgenden Jahre die kaiserliche Burg und den Palazzo der Gräfin zu Semifonte zerstört und den ganzen Ort verbrannt und ein Verbot erlassen habe, denselben je wieder zu bebauen, so könnte man aufdie Vermuthung kommen, unser Autor habe aus einer Quelle geschöpft, welche von den Grafen Alberti, die Semifonte erbaut hatten, beeinflusst war. Das wird fast zur Gewissheit, wenn wir sehen, dass unser Autor, — und es ist das ganz bezeichnend für die fast vollkommene Unkenntniss, in der man zu seiner Zeit über die frühere Ent Wicklung von Florenz selbst in den Kreisen lebte , die sich für die Vergangenheit der Stadt lebhaft interessirten, — zum Jahre 1118 den Podestä von Florenz Paganello de' Porcari nebst seinen drei Käthen einen Vertrag mit den Grafen Albert und Meinhard von Certaldo und der Gräfin Tavernaia abschliessen lässt, durch den die Einkünfte der Güter der Grafenfamilie Alberti, die zwischen Arno und Elsa lagen, zwischen den Alberti und der Stadt Florenz getheilt werden, und die Grafen Semifonte an die Stadt abtraten, weil sich diese Feste gegen sie empört hatte. Denn dieser Angabe liegt ein Faktum zu Grunde, nur dass dasselbe hier zu Gunsten der Grafen Alberti, so gut es gehen wollte, berichtet wird. Im Jahre 1184 schlössen nämlich diese Grafen einen 1) Mansi 1. 1. 99. Notizen zur florentinischen Geschichte, welche sich ia 2) Ich meine z. B. die Angabe über die Zeit, wann dem nicht von Mansi publicirten Theile finden, zusam- der Amoarm , der angeblich die Stadt nach Norden menstellen.) umgab, versandete. (Ich werde später diese einzelnen XXXVII Vertrag mit der Commune von Florenz ab, und 1200 kam ein zweiter zwischen denselben zu Stande. Beide sind uns noch erhalten und zeigen uns die Grafen Alberti in stetem Zurückweichen vor der Stadt. In dem emen (1184) geben sie ihre Burgen von Pogna und Certaldo auf, und approvarono che fosse messo un dazio da' consoli fiorentini dalle calende di maggio a quelle d'agosto sopra tutte le terre, castelli e ville che faveano tra Arno e Elsa, il quäle dovesse essere la metä de ' Fiorentini et l'altra metä de' Conti etc.'). In unserer Chronik wird nur der Inhalt des Vertrags von 1200, der angeblich 1118 abgeschlossen sein soll, mitgetheilt. Da heisst es : Che per tucte le tere di conti tra Elsa e Arno si dovesse niedere lo datio e devessesi cogliare per loro la mitä e l'altra mitä per loro, salvi li privilegii e immunitä di conti e cossi del passagio di Valdelsa. Die letzte Angabe ist nicht vollkommen genau, da die Grafen darauf verzichten , von Florentiner Bürgern das passagium zu erheben, das ausgenommen, welches mit den Konsuln der Kaufmannsgilde von Florenz vereinbart sei. Von der Aufrechterhaltung der Privilegien der Grafen ist ferner nicht die Rede, wohl aber \wd festgesetzt, dass die Grafen einen Monat jährlich in Florenz zubringen müssen, während in dem Vertrage von 1184 bestimmt war, dass die Alberti der Republik jährlich 400 Pfund guter pisanischer Münze zahlen, Krieg und Frieden nach ihrem Gutdünken schliessen und in Kriegszeiten jährlich zwei Monate in Florenz wohnen mussten. Weiter heisst es in unserer Chronik : e diedero a Fiorenze il castello di Semifonte et essere con Fiorenze ad omne guerra e cossi promisero avegnache Semi- fonte era ribellato e promisero di dare loro sforzo e mantenere li. Diese letzte Bestimmung ist dem Vertrag von 1200, in dem die Alberti auf Semifonte verzichteten und den Grund und Boden dieser Burg der Stadt überliessen, entlehnt. Da in dem Vertrag von 1200 die wesentlichsten Bedingungen des Abkommens von 1184, z. B. jene über die zwischen Florenz und den Grafen zu theilenden Abgaben wiederholt werden, auch allein dieser Vertrag mit dem Podestä Paganello de' Porcari und dessen drei Räthen (Tedaldo del Cantore, Ardingo del Riccio und Ottaviano di Guido Rossi) abgeschlossen i&i, so unterliegt es keinem Zweifel, dass unser Autor entweder diesen Vertrag bei Abfassung seiner Chronik vor sich gehabt hat, oder was wahrscheinlicher, da er ja noch andere Nachrichten über Semifonte hat, Erzählungen benutzt hat, welche im Interesse der Grafen Alberti erfunden waren. Möglichenveise war Pietro Corcadi in den Dienst der Grafen Alberti getreten und hatte nur mündlich Einiges von den Vergangenheit der Familie erzählen hören, das er dann in semem Werke anbrachte. Daraus würde sich die falschen Zahlenangaben erklären lassen , die bei einer schriftlichen Vorlage dennoch so früh kaum begreiflich sein würden. Können wir uns über diese Frage im Einzelnen kein ganz bestimmtes Urtheil bilden, da uns hier die Vorlagen, welche der Chronist benutzt hat , nicht vorliegen , so ist es uns leichter da zu einem sicheren Resultate zu gelangen, wo uns die benutzten Vorlagen erhalten sind. Schon Scheffer- Boichorst hat gefunden, dass in unserer Chronik die Angaben , welche Florenz betreffen , aus den Gesta Florentinorum direkt entlehnt sind, dass für das 14. Jahrhundert aber unser Autor auch die Chronik G. Villanis benutzt haben muss. Um das letztere für unseren Chronisten möglich zu 1) Die Urkunden sind bei Ammirato I, 146 und von Lami, Ildefonso da San Luigi und in der gefälsch- 158 auszugsweise mitgetheilt. Sie sind auch wiederholt, ten Storia della guerra di Semifonte S. 21 abgedruckt. XXXVffl machen, nimmt Scheffer-Boichorst mit Recht an'), »Villani habe schon vor 1341 einige Bücher seines Werkes veröffentlicht«. Im Einzelnen wird dann hierzu weiter ausgeführt , dass unser Autor sich seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts enger an Villani schliesse , dass dieses Verhältniss etwa bis zum Jahre 1328 fortbestehe , von da an unsere Chronik aber einen selbstständigen , besonderen Charakter annehme. Richtiges und einiges Unrichtige scheinen hier durch einander zu laufen. Richtig ist zunächst, dass unser Autor bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts den Gesta Florentinorum gefolgt ist. Wir können jetzt ganz scharf das Jahr 1309 als den Grenztemiin für die Benutzung desselben ebenso bestimmt feststellen, als es auch keinem Zweifel unterliegt, dass das erste Ereigniss, mit dem die Gresta Florentinorum begannen und das auch von Villani, Paolino Pieri, unserem Autor und dem altflorentinischen üebersetzer des Martin von Oppau, dessen Werk in Neapel erhalten ist-), demselben entnommen wurde, die Belagerung der Stadt Florenz durch Heinrich IV. war. Der Beweis , dass dieses Annalenwerk bis zum Januar 1309 herabgereicht hat, ergiebt sich aus der Scheffer nicht zugänglichen Bearbeitung der Chronik des Martin von Oppau, die in Neapel handschriftlich vorhanden ist imd bis zu diesem Jahre herabreicht. Ich setze den Schluss derselben hierher: Nel decto anno (1308 st. Florent.) del mese di gennaio li Aretini cacciaro fuori d' Arezzo coloro da Pietramala, li quali per lungo tempo avevano signoreggiato la terra, tenendone fuore la parte guelfa. E per la decta ragione li Aretini recarono li Guelfi in Arezzo e poi fecero pace colli Fiorentini e con la compagnia di Toscana. Man vergleiche nun hiermit unsere Chronik: In nel ditto anno di Gennaio gli Aretini cacciarono fuore d' Arezzo quelli di Petramala, la quäle per lungo tempo avevano signoreggiata la terra tenendo fuore li Guelfi. Pero gli Aretini riceverono li Guelfi in Arezzo e poi fecero pace con li Fiorentini. Niemand wird hier die Uebereinstimmung beider Chroniken verkennen können. Dieselbe zeigt sich aber nicht allein an dieser Stelle. Ptolmaeus Luccensis, G. Villani und Simone da Tosa gegenüber, welche die Gesta Florentinorum ja auch benutzten, erweist sich die Venvandtschaft jener neapolitanischen, unserer lucchesischen Arbeit und der Chronik des Paolino Pieri als eine innigere. Zum Jahre 1289 heisst es z.B. bei Paolino Pieri: Cod. Neapolit.: Cod. Lncc: Nel tempo predetto et mese Nel decto mese lo principe Del mese di Maggie il Pren- (di maggio) il Frenze Carlo uscito Karlo venne in Firenze, lo quäle cipo Carlo venne in Fiorenze de la pregione venne in Firenze, venia di Francia e di Provenza, dove ricevette grand' onore ; poi che andava a Roma ad Corte; poiehe di prigione era uscito e n' andö a Roma, e tutta la e li Fiorentini li fecero grandis- li Fiorentini li fecero grande Compagnia di Firenze 1' accom- simo onore e stette in Firenze honore, e dipo tre di che vi di- pagnoe infino a S. Quirico; e 1 ) Florentiner Studien S. 289. Die Worte, welche fatti passati e degli altri grandi awenimenti del secolo, Villani XI, 135 im J. 1341 einen Ritter zu ihm selbst beweisen dieses sicher, sprechen lässt : Tu hai fatto assai memoria de' nostri 2) Biblioteca Nazionale XIII, F. 16. XXXK tre di, e la Cavalleria di Firenze l'accompagnaro infmo a San Chirico di Eoserma et allora ad prego de Fiorentini si lasciö elli un Messer Amerigo di Nerbona in Toscana per Capitano di guerra. lasciö alli Fiorentini per loro Capitano Americo di Nerbona. morö nandö a corte di Roma e tucta la cavalleria di Firenze lo accampagnö infino a Sancto Quirico in Rosenna. E a priego di Fiorentini lasciö loro per loro Capitano di guerra Americo di Nerbona lo quäle era in sua compagnia. Villani erzählt dasselbe Ereigniss VE, 130 fast mit denselben Worten, jedoch mit Hinzufügung bestimmterer Daten. So weiss er, dass Karl am 2. Mai nach Florenz kam, der Papst sich damals zu Rieti aufhielt, und die Florentiner Uire Ritter und das Fussvolk naclisendeten , als sie hörten, dass die Aretiner den Prinzen in der Grafschaft Siena abfangen wollten: ma perö i Fiorentini accompagnarono il detto prenze infmo di lä dalla Bricola a confini del contado di Siena e d' Orbi- vieto. Darauf Avird auch unmittelbar folgend die Ueberlassung des Capitans Amerigo di Nerbona an die Florentiner berichtet. Das Auffallende bei diesen Differenzen ist, dass Paolino Pieri und die neapolitanische Handschrift als das Ziel, bis zu welchem die Florentiner Karl begleiteten , S. Quirico in JRosenna, die bekannte Stadt im Val d'Orcia angeben, die sonst aber stets S. Quirico in Osenna*) genannt wird, während Villani und Simone da Tosa, der ihm folgt, als dieses Ziel offenbar richtiger Bricola angeben. Denn San Quirico lag noch innerhalb des Contado von Siena, während Bricola, jetzt Spedaletto, an der Orcia wenige Miglien südwestlich von S. Quirico gelegen, allerdings den Grenzort der Grafschaft von Siena gegen die von Orvieto bildete. Wenn nicht unser Chronist der Kürze halber den Zusatz Rosenna ausgelassen hat , so ist es wahrscheinlich geschehen , weil ihm , als einem Bewohner von Bolsena, dieser Zusatz unnöthig zu sein schien. In gleicher Weise irrt unser Chronist mit dem Verfasser der neapolitanischen Uebei-setzung des Martin^), wenn sie König Karl I. 1285 in Capua sterben lassen, während Paolino Pieri, der wahrscheinlich die richtige Angabe, die Villani bietet , dass er in Foggia gestorben sei , irgend wo anders vorfand, sich nun mit der unbestimmten Nachricht, dass er in der Nähe Neapels gestorben sei, aus der Verlegenheit zog*). Eine andere sehr auffällige Uebereinstimmung findet sich zum Jahre 1289 zwischen Paolino Piero und unseren beiden Chroniken. Die Aretiner hatten einen Einfall in die Grafschaft von Florenz gemacht und waren bis in die Nähe von Florenz nach San Donato in Collina gekommen. Poi si tornaro la 1) Repetti V, 112 u. f. Die Stadt war unter Friedrich II. der Mittelpunkt der Reichsvcrwaltung in dieser Gegend. (S. Quirico in Osenna ist wahr- scheinlich mit S. Q in Rosis verwechselt.) 2) Der Wortlaut derselben liegt mir nicht vor. Ich entnehme die Angabe der Abhandlung B. Capassos Sui Diurnali di Matteo da Giovenazzo S. 49. 3) Paolino Pieri hilft sich an einer anderen Stelle, wo er eine Zeitangabe vorfand, die von seiner Erinnerung abwich, damit, dass er dasselbe Faktum zweimal er- zählt, aber beifügt, er folge hierbei eben einer Vorlage. Zum Jahre 1270 z. B. sagt : In questa tempo ho io tro- vato altrove scritto che furon presi quelli degli Uberti e morti Messer Azzolino et compagni, de ' quali 6 scritto addietro due anni, et io percio che (non ?) li vidi credo che cosi sia il vero, ma percio ch' io nou ne sono certo, non l'ho mutato. Die Gesta Florentinorum boten eben hier das Jahr 1270. XL la sera ad albergo a Fighine heisst es dann weiter in der neapolitanischen Handschrift, während in unserer Chronik gesagt wird: la sera tornaro ad allergo in Fichine, und Paolino Pieri berichtet: Poi la sera tornaro in Feghine ad albergo, e combattero il Palagio di Feghine ma non ebbero. Hier hat doch offenbar eine italienische Quelle vorgelegen, der man wörtlich folgte, während G. Villani, der in Allem sonst übereinstimmt und offenbar dieselbe Quelle gehabt hat, sich durch eine andere Lesart von den am nächsten mit einander verwandten Ableitungen der Gesta Florentinorimi unter- scheidet. Er sagt: E ciö fatto, si tornaro nel horgo di Feghine e stettonvi uno di e una notte. Doch ist es hier nicht der Oii auf die Zusammenhänge dieser abgeleiteten Quellen näher einzugehen. Diese Frage muss später in einem grösseren Zusammenhange erörtert werden*) , und wir nehmen hier nur vorweg , was zur Entscheidung unserer Frage festzustellen nothwendig war. Wir begnügen uns daher zu constatiren, dass 1) eine besonders enge Verwandtschaft zwischen unserer Chronik, jener neapolitanischen Bearbeitung des Martinus von Troppau und Paolino Pieri's Werk besteht , und 2) G. Villani , trotzdem dass seine Chronik mancherlei Abweichungen im Einzelnen darbietet, mit der Vorlage dieser drei Chroniken bekannt war. Denn dass nicht etwa die neapoli- tanische Handschrift einen Auszug aus G. Villani giebt, das vermag schon die Thatsache zu erhärten, dass diese allein die richtige Angabe über den Todestag Corso Donatis hat, G.Oktober 1308, während Villani über ihn Nichts enthält, Simone da Tosa den 8. November 1308 bietet, und die s. g. Chronik des Dino Compagni gar den 15. September 1307 angiebt. Und wenn in der neapolitanischen Chronik es von Coi-so Donati heisst, er sei in San Salvi am Morgen des 7. Oktober vi seppelito a grande honore, während G. Villani dem geradezu widerspricht und sagt: l'altra mattina fu soppellito in San Salvi con piccolo onore e poca gente , per tema del comune , so hat Villani dieser Angabe unserer Chronik ausdrücklich widersprechen und durch die Motivirung der Thatsache, die er feststellt, vor dem frrthum derselben warnen wollen. Denn dass er diese doch vor Augen hatte, als er seine Chronik niederschrieb, beweisen die unmittelbar folgenden Worte, mit denen er sein Endurtheil über Corso Donati einleitet. Die neapolitanische Chronik sagt: Questi fue de' piü savi e' de piü valenti cavalieri e piü meraviglioso parlatore e di maggior nominanza che allora fosse in Italia. Und mit welchen Werten hebt G. Villani (VIII, 96) seinen Epilog über den gewaltthätigen Mann an? Questo Messer Corso Donati fu de ' piü savi , e valente cavuliere , e il piü hello parlatore , e il meglio pratico , e di muggiore nominansa, e di grande ardere e imprese ch ' al suo tempo fosse in Italia. Diese Uebereinstimmung ist doch wohl beweisend. Wenn nun unmittelbar nach diesen Worten und jenen paar Zeilen , welche dem Kriegszuge der Florentiner gegen Arezzo im Januar 1309 gewidmet sind, welche Pietro Corcadi aufgenommen hat (oben S. XXXVIII, 20), während er über das Ende Corso Donatis schweigt, die neapolitanische Handschrift 1) Meine allerdings nicht unbedeutenden Auszüge die neue Ausgabe des Ptolmaeus Luccensis mir vor- aus der Handschrift zu Neapel, die ich Herrn Professor liegt und ich jene Handschrift erhalten haben werde, G. de Blasiis verdanke, gestatten keine vollkommene über die Gesta Florentinorum und das Verhältniss abschliessende IJeurtheilung des Verhältnisses zwischen ihrer Ableitungen zu einander auch im Einzelnen zu der Chronik Pietros und der neapolitischen Handschrift. definitiven Resultaten kommen zu können. Ich hoffe im zweiten Theile dieser Studien, wenn erst XLI abbricht, so kann dieser Schluss dadurch herbeigeführt sein, dass dem Verfasser mit diesem Jahre sein historischer Stoff ausging, in unserem Falle seine Vorlage abbrach, oder unsere Handschrift schliesst nur zufallig mit diesem Jahre, während das Werk vielleicht in anderen Texten weitergeführt war. Das Letztere ist aber dadurch ausgeschlossen, dass mit dem Schlüsse unserer Handschrift auch die Schritt Pietro Gorcadis einen anderen Charakter annimmt. Scheffer-Boichorst, der die neapolitanische Handschrift und ihren Abschluss mit dem Januar 1309 gar nicht kannte, hat ganz das Richtige gesehen, wenn er sagt: »Im Gegensatze zu dem Voraus- gehenden wird er da (seit dem Anfange des 14. Jahrhunderts) bei wachsender Fülle der Ereignisse von einer Gedrängtheit , die fast annehmen lässt , dass er nur die Kapitelüberschriften Villanis aneinander gereiht habe.« In der That sind die Sätze, in denen Pietro Gorcadi nach dem Schlüsse der neapolitanischen Handschrift die Ereignisse Tusciens von 1309 an berichtet und die in dem Mansischen Abdrucke S. 108 mit den Worten beginnen: In nel 1309 li Tarlati co Ghibellini tornaro in Arezzo etc. fast nichts Anderes als die Kapitelüberschriften G. Villanis VTII, 107 u. f.'). Sind wir in diesem Punkte vollkommen einverstanden mit Scheffer-Boichoret , so können wir in einem anderen ihm nicht folgen. Er meint nämlich, Pietro Gorcadi habe Villani »nur etwa bis zum Jahre 1328 benutzt, wo der Schreiber das erste Mal von seiner eigenen Person redet; von da verliert das Werk an Uebereinstimmung mit Villani, nimmt einen selbstständigen besonderen Gharakter an«. (S. 238.) Ohne dass ich im Augenblick daran dachte, dass schon Scheffer-Boichorst eine Be- nutzung Villanis durch unseren Autor für die ei-sten Jahrzehnte des 14. Jahrhunderts statuirt habe, fiel mir die Uebereinstimmung beider für die Jahre 1335 u. f. auf, welche die folgende Zusammen- stellung schlagend beweisen dürfte. Die Abhängigkeit unserer Chronik von Villani verräth sich sowohl in der Disposition des Inhalts als durch den Wortlaut. Villani XI, cap. 36 heisst es z. B. : Nel detto anno , a di 25 d' agosto , s' apprese fuoco in Firenze da San Gilio , e arse una casa de ' tintori. E poi a di 7. di settembre s ' apprese nella piazza di San Giovanni verso il corso degli Adimari , e arsono cinque case. Unser Autor schreibt: In quest' anno s'apprese il fuoco in Firenze da Sangilio di Trutati (?). Poi di Settembre s'apprese in nela piazza di San Giovanni e arse cinque case. Die Einnahme von Cittä di Castello , die Villani cap. 37 erzählt , hat unser Autor unmittelbar vorher berichtet. Darauf erzählt Villani cap. 38, wie il giovane Adoardo re d' Inghilterra contra Davit re nato di Roberto di Brus von Schottland zieht und dieser geschlagen nach Frankreich flieht. Unsere Chronik schreibt unmittelbar nach Erzählung des Brandes in Florenz: 1335 II Re Adoguardo giovane Re d' Ingilterra sconfisse il Re di Scotia Davide nato del Re Roberto Re di Buni (?) sconfie coloro, sen partio , e condussesi al Re di Francia. Das Gapitel 39 des Villani übergeht unsere Chronik, um 1) Mit welcher Flüchtigkeit hier excerpirt ist, venneno per disfare Pistoja; li Fiorentini lo lasciarono ergiebt sich daraus, dass hier in der Eile, wenigstens iare, entspricht dem Capitel 111, aber die Ueberschrift nach unserem Drucke, das Gegentheil gesagt wird, was lautet hier: Come i Lucchesi vollono disfare Pistoia, e Villani berichtet. Die vier ersten Satzchen Pietros Fiorentini fiirono contradianti. Ist bei Pietro nicht von 1309 an entsprechen vier aufeinander folgenden geradezu: non ausgefallen im Texte, so hat er die kurzen Kapiteln Villanis. Das fünfte: Li Lucchesi Capitelüberschrift falsch verstanden. VI XLn dann kurz zu erwähnen , was Villani cap. 40 berichtet. Die Vorgänge , die Villani XI, 41 ei-zählt, werden wieder übergangen, aber die Dinge, die sich in Pisa zutrugen , cap. 42 , dann wieder kurz berichtet u. s. w. Dann heisst es Villani XI, 51. E poi a di 5 d'agosto seguente la gente di messer Mastino . . . onde fu capitano e conducitore Ciupo degli Scolari . . . usci di Lucca e guadö Arno e guastö il borgo a Santafiore e altre villate di Samminiato, e albergaro due notti alla villa di Mar- tignano sotto Samminiato ... — E se la nostra cavalleria avesse piii studiato 11 cavalcare, non ne campava uomo per la male condotta ... — Per la quäl cosa il comune di Firenze ordinö che subitamente fossero rifatte le mure d' Empoli e di Pontormo . . . . e ordinarono che ' 1 borgo di Montelupo si compiesse . . . . e ordinossi di fare in Firenze grossa cavalcata a Lucca etc. In der Chronii.: heisst es: Poi d' Agosto la gente di Messer Mastino redutta in Lucca a prego de Pisani Ciupo degli Scolari vennero verso Santo Miniato e renderonvi grande danno , e albergaro due notti sotto Santo Miniato ; poi subito venendo li nostri si partirono con vituperio , e se li nostri avessero raeglio avvisato non ne sarebbe campato ne uno, e anco ce ne rimassero ; perciö si rifecero le Mura de F»'poli (? !) e di Pontormo e araforzaro Montelupo e pö s'ordinö di fare a Lucca grossa cavalcata. Dass aber noch andere Quellen als Villani unserem Autor zu Gebote standen, dass derselbe als Zeitgenosse der von ihm berichteten Begebenheiten, der Chronik Villanis bei einer Menge von Vorgängen nicht bedurfte, ist unfraglich. So erzählt er den grossen Sieg, den die Christen 1340 m Spanien erfochten, viel ausführlicher als Villani und hebt hervor, dass das »nel presente anno 1341« geschehen sei'). Villani verlegt dagegen die Schlacht am Rio Salado richtig ins Jahr 1340. — Auf die Selbstständigkeit des Berichtes unserer Chronik (zum J. 1335) über den Venturino di Bergamo und die von ihm angeregten Bussfahrten hat schon Scheffer-Boichorst aufmerksam gemacht. Nach alle dem hat unser Verfasser, nach Ausschluss dessen , was er als Augenzeuge oder Mitlebendcr berichtet, also sein Werk auf Grund der Chronik des Martin von Oppau und dessen Fortsetzen! , der Cronica de origine civitatis , der Gesta Florentinorum , von Abschnitten von G. Villanis Chronik , die dieser vor 1348 veröffentlicht hatte , einer Chronik von Ravenna und von Notizen verfasst, welche ihm, sei es mündlich oder schriftlich, über die älteste Geschichte von Florenz zugekommen waren und die in Betreff ihres Ursprungs theihveise wenigstens Beziehungen zur Grafenfamilie der Alberti verrathen. Was den Abdruck der von mir mitgetheilten Theile der Chronik Pietro Corcadis betrifft, so schliesst sich derselbe, wie schon bemerkt, genau an die Abschrift an, die von Herrn A. Gherardi herrührt. Ich habe gar nichts geändert als die Eigennamen gross geschrieben und die Interpunktion gesetzt. Um die Schreibweise der Eigennamen in der Handschrift zu zeigen, habe ich sie an ein paar Stellen (S. 40 delletra, S. 42 decuba) unverändert gelassen. Selbst wo offenbar orthographische Fehler vorlagen habe ich mir Nichts zu verbessern erlaubt. In Betreff des Libro Fiesolano kann ich mich kürzer fassen. Wer die drei Texte, die vAr zum Abdruck gebracht haben, nur oberflächlich mit einander vergleicht , mrd das Verhältniss , in dem das Libro Fiesolano zu den anderen Texten steht, sofort erkennen : es ist eine jüngere, besonders 1) Auf den Druck Mansis ist freilich gar kein doch ganz das Richtige steht. Verlass bei Zahlen . so dass ini Manuscript vielleicht XLIII in den sich aufCatilina beziehenden Theilen erweiterte und novellistisch ausgeschmückte Bearbeitung der lateinischen Urschrift. Der Verfasser derselben behandelt den ihm vorliegenden Text nicht allzu gewissenhaft. Wenn der Verfasser des Cod. Lucc. kein Bedenken trägt, den Oberbefehlshaber der römischen Armee gegen Fiesole aus Cäsar in Cicero zu verwandeln, offenbar weil ihm der Name des Berges , auf dem dieser sein Feldhermzelt aufgeschlagen haben sollte, Monte Ceciaro S. 53, mehr zu diesem als zu jenem .Namen zu stimmen schien, dann aber doch ruliig einige Zeilen weiter sagt, der Oberbefehlshaber habe die neugegründete Stadt nach seinem Namen Cesaria genannt wissen wollen, so weiss sich der Autor des Libro Fiesolano dem Text seiner Vorlage gegenüber so frei, dass er den Catilina in der Schlacht bei Pistoja nicht fallen, sondern mit 11 Gefährten entrinnen lässt. Nachdem einmal die Sage von der Abkunft der Familie Uberti von einem Sohne des Catilina, den Cäsar »zu einem grossen Bürger von Florenz gemacht hatte«, entstanden war, musste man natürlich Catilina Vater nach seiner ersten Niederlage weiter leben lassen. Diese Erzählung von dem Sohne Catilinas und dem Ursprung der Uberti giebt uns einen Anhaltspunkt für die Bestimmung der der Entstehungszeit unserer Bearbeitung. G. Villani schreibt I, 41 : E che gli Uberti fossero di quella progenie si dice : questo non troviamo per autentica cronica che per noi si pruovi. Villani , der die Chronica de origine civitatis in sein Werk aufgenonmien hat , sie also füi' ein autentica cronica gehalten hat, fand die Erzählung von dem Sohne Catilinas u. s. w. »per alcuno scritto«, vor. Ohne Zweifel haben wir in diesem »scritto« das Libro Fiesolano zu erblicken. Dasselbe muss also, da der Bearbeiter des Werkchens im Codex Lucc. dieselbe 1264 noch nicht kannte, im Anfange des 14., wenn nicht gegen Ende des 13. Jahrhunderts entstanden sein. Es ist walu"scheinlich, dass sie im Interesse der Familie Uberti, die wenn auch aus Florenz vertrieben doch immer noch den grössten Einfluss auf die Geschicke Tusciens ausübte, verfasst ist. — Der von uns gebotene Text schliesst sich genau an den von Gargani nach einer Handschrift der Marucelliana publicirten an. War es nun auch bei einer von Gargani edirten Publikation zu envarten, dass derselbe den Text der benutzten Handsclirift richtig wiedergebe, so habe ich doch Heixn C. Paoli, namentlich huch um das Alter der benutzten Hand- schrift festzustellen, gebeten, dieselbe genauer zu prüfen. Mein Freund schrieb mir am 28. August 1873 hierüber: Esemplice esame paleografico mi haconvinto che appariiene alla 2' metä del sec. XIV ; mä credo di potere determinare la data anche con maggiore esatezza. II cod. che contiene il Libro Fiesolano e miscellaneo , tutto scritto d' una mano , e verisimilmente senza interruzione di tempo. Contiene cose teologiche, chronologiche e storiche, raccolte e trascritte da un erudito (se vogliamo chiamarlo cosi) del secolo XIV°. Ora a. c. 48'" del cod., sul principio d' un trattato di cronologia e quesla nota: »In quest' anno 1382 corre la pacta« (epatta) etc., dal che mi pare di potere dedurre, che il cod. appartenga a codest ' anno 1382. — II cod. e cartaceo, in piccolo formato. II Libro Fiesolano ne occupa 27 carte , cominciando dalla c. 109. Ho fatto vari saggi , tenendo a riscontro l'edizione Gargani, e 1' ho trovato molto esatta. Nel cap. XV la lezione Ceto") piü volte ripetuta e chiarissima.« I) Schreibfehler für Otto, wie auch die s. g. Malespini lesen. <^>y XI. l» L Sanzanomis Gesta Florentinonim. incipit prologus gestorum florentinorum. Cum essem ut parvulus et saperem sicut ipse, tempora quasi balbutiendo transcurri, tanquam soninians concipiens et obliviscens plerumque conceptum exprimere vel proferre. Nunc autem que pan'uli erant prorsus omisis, loquor factus honio, dispersa 5 quedam desiderans congregare , ut omnibus in uno congregatis non corporibus radicibus sive foliis, sed floribus tan tum odoriferis et amenis, super me ipsos possim cum voluero utique gloriari, et ipsorum aroniacitate surnpta possint ceteri non digerendo vlrescere, habentes de similibus appetitum. Nam talia tangendo me cognosco promtissimum , cum grave sit visa describere, et gravius alicuius relatione percepta referre. Veniam igitur lOpeto, si audita referendo delinquo, et si super hiis quibus interfui, cum potius sit divine revclationis omnium recordari, ob defectum non patientis nature deficio, et obsecro ne dicar audax super hiis esse laborans, cum studuerini parum et in loco ad Studium non apto, quoniam dominus ubi vult spirat, et idem in alto manens dona prestat ut vult abundanter, nee quod in patria comendcr .... quoniam licet talem hono- 15 rificent alieni preter suos postulans comcndari. Tractaturus itaque de rebus gestis et florentinis ystoriis lavorabile duxi predicere a quibus fuit aedificata Florentia et ... . tali nomine appellata. Incipit über. Post mortem Catiline Gesar Metellus Geier. Gicero et Macrinus Romam luctuosis victoriis Florinus remansit cum suis. Fesulani mali 20 quod Florinus fecerat eis venerunt ad cas quem cum uxore et flliis inter- fecerunt fuisset relatum, hü duces reversi simt ad Gesar, Reinaldus comes. Gicero Albinus Gneus Gamertes qui prope Gamertem. Gaesar super montem civitati. Rainaldus ab alia parte Gicero Tibertinus Albinus Gneus ordinem paraverunt. Hiis obsidentibus ei 25 bellum diflicillimum agitatum est. Romani laborantes fere omnes reversi sunt A = apogr. Gherardi. B = apogr. Pertzii. 2 ipse B tempore (V) A. Eandan lectionem e cod. Flor, refert Moreni hibliografia della Toncana JI, p. 313. 6 ipsos A et B 11 non B enim A 13 prestat B lacunam habet A 14 quod A qui B talem A tales B Locoa lacunosos minus plenos et in nonnullis verbis ab A leviter äiscrepantes exhibet B 21 fuisset A fuisse B 1 Rom Cesar remansit cum suis in obsidione precepitque suis, ut eant in villa Gamarcia prope flunien Sarni, ibique hedificent parlatorium. Post duos annos fesulana civitate a Cesare destructa venit idem ad predictum flumen, ubi Florinus fuerat inter- fectus, ibique hedificavit civitatem. Cesar vero hedificata civitate volebat eam appellare 5 Cesaream. Senatoribus non permittentibus Cesar dedit decretum ut quicumque in labo- ribus superaret suo nomine civitatem vocarit .... Macrinus Albinus Gneus Marcius venerunt ad civitatem quam Cesar hedificabat, et invidentes Cesari partiti sunt. Albinus .... ad faciendum pavimentum civitatis. Macrinus duxit aquam cum cocleis et arco- ribus per septem miliaria, de qua civitas lavabatur. Gneus fecit muros civitatis ex coctis lOlateribus, super quos aptavit turres mire pulchritudinis viginti cubitorum inter utmmque spatio relicto. Martins aedificavit palatium magnum, in quo aqua arcu cum caveLs fogneis redundabat, et civitas per unamquamque festivitatem ad vomitum earum lava- batur. et quia unus alium non poterat superare in hedificando, alii appellabant eam Cesaream, alii Florinam eo quod in floribus erat hedificata, vel quia Florinus ibi interfectus 15 fuerat. maioii tamen parte consentiente appellaverunt eam Florinam , et ex nimio usu Florentiam eo quod hedificata fuit in floribus, vel quia ibi Florinus interfectus fuerat. dominante tamen Cesare pai-vo tempore ante quam xV? n;isceretur, quod probatur per magnificentissimum Ottavianum Cesarem successorem suum, a quo tempore X ut discribe- retur universus orbis exivit edictum. Item est et alia interpretatione dicta Florentia quasi 20 Florensia idest in ense florens , vel quia ab exellentioribus urbis fuit hedificata , ne refici posset tempore procedente civitas fesulana. dicitur insuper quod a Totila flagetlo dei fuit postea destructa Florentia et melioribus auguriis rehedificata per proceres, cum ex pacto intrasset eandem multo tempore iam obsessam necatis nobilibus in palatio quod dicebatur et hodie dicitui' Capitolium, et ibidem omnibus interfectis et singulis necem ignorantibus 25 ceterorum. iterum relevata civitas fesulana Florentia staute (?) destructa per Totilam , et urbe imperatore vacante que .... vivens in peccatis obiit, ut infra legitur, a Florentinis occisa. A destructione itaque Fesularum modernis temporibus facta victoriarum sumatur initium, cum eins occasione Florentia sumpsiset originem. decet tamen eiusdem menia 30 licet omnibus fuerint manifesta munitionesque describere , ut eins victoria iudicetur utique fatigosa. Erat enim super asperum montem sita et undique circumdata muris et saxis ultra modum appositis in eisdem, cuias opiiices cum in cor hominis ascendere non posset magisterium, dicuntur fabulose fuisse gigantes. Supereminebat enim circum- stantibus locis, de lapide iactu non timens nee de ingenio baliste. Cum autem concives 35 eiusdem vellent cum Florentinis de pari contendere antique litis memores existentes, et mercator quidam fiorentinus cum suis mercimonüs per Fesulas secure transiret, est de omnibus nequiter expoliatus, occasione cuiusdam questionis que movebatur a quodam 3 predictum flumen A pedem fluminis B 8 Lacunam explet B verbo incepit. 18 magni- ficentisBiuium A magnificum militem B 25 stante (?) A lacunam habet B. Fesulis habitante, hac scillcet occasione et quia venientes per stratam depredari non dubitabant , bellum inceptum est inter utrainque fortissimum , in quo sunt mortui plures et capti. quibus actis cum Florentini quod gestum erat molestissimum reputarent, factum est consilium per tunc dominantes consules de processu. Unde surgens quidam nobilis 5 inter cetera dixit : * Si de nobili Romanorum prosapia originem duximus sumpsimus, et ab eisdem victo- riosa incrementa virtutum, decet nos patrum adherere vestigiis, ne tamquam ingrati simus gentibus in dei-isum, et ne blasfemennn- a flliis tempore procedente, nos uvas acerbas que dentes eorum obstupuerint dicentibus comedisse. Cum igitur antiqui mali 10 Fesulani sint memores, et in excessibus audaces et prompti, a radicibus extirpare nos oportet eosdem, sicut sapiens cultor et prudens qui malum semen inutilem produ- centem (sie) herbam incidit et eandem, semen eius cadens in terram ne denuo nascatur igne comburit. conversionem igitur ne prestolemm- eorum, nisi prius de alto inregres- sibiliter descendentes in planum dixerint obedire, nam digni sumus intollerabili pena, et 15 filii mendaciter nominamur, si neglexerimus ultionem, quoniani cum fuisset hedifieata Florentia , ne relevaretur civitas fesulana , passi sumus eandem regioni tanto tempore superesse, et appellare se liberam que dici debet ancilla, vel se dicere quasi parem, que debet rationabiliter subiacere. opus est igitur transire per ignem, si non reperiretur transitus aliunde, ac eos de medio tollere, qui non trepidaverunt antiquitus ui-bi resistere omni 20 ipsam et orbem uno (?) tempore contempnendo. Cum autem placuisset populo sapientis» oratio, illico a consulibus exivit edictum, et preceptum factum est ab eisdem de preparatoriis omnibus ad exercitum, et dies est itineris certa nichilominus constituta, bellicosa tarnen campana sonante. Adveniente vero die certa, cum ascenderent monteni qui dicitur mons Cesaiis, bellum inceptum est, 25 et non sine gravi dampno. super ipsum Florentini fixere temptoria, et quasi per mensem in obsidione manentes, ibidem hedificia plurima construxere, licet percussiones eorum parum oflfonderent adversantes. In descensu vero factum est bellum, utraque parte frivola renianente, civitate tamen undique devastata. Anno vero secundo cum tracta- retui' de guerre processu, est ab onmibus ordinatum, ut super montem qui dicitur mons 30 macrinus castra locarentur , ab hac parte , inter utrunque ne possot aliquod intei-venire sinistrum, dimidia populi remanente. Fesulani vero credentes dimidiam partem altera ignorante posse percutere, consilium inierunt, ut in civitate pro custodia quarta parte remanente, tres partes cum advenls qui aderant in servitio super predictum montem percuterent existentes. Unde surgens quidam iuris peritus inter cetera dixit: 35 Viri fratres qui ab ytalo sumpsistis originem, a quo tota ytalia esse dicitur derivata, nobilitatem vestram respicite et antiqui loci constantiam, dies et tempora discementes, quoniam est nunc acceptabile tempus et dies appropinquat celeriter ultionum. discite 20 sie A omni B 35 derivata B deviata A quod emcliiisini passi habemus semper oculos sub velamine, nichilominus videntes assidue nostri sanguinis aspersores, pertransivimus huc usque vitam cum nece mixtam, et patruni nostrorum ob iram multe aninie periere, quia post conversionem aliarum gentium fuere posteriores ad fidem, quoniam sub protectione deorum existentes nolebant cum 5 eis uno domino servire. Nunc autem est apta medicina dolori , et dies accelerat critica festinanter. Cum igitur assint in ianuis amici, ipsos decet honorabiliter hospitari, äicut ille qui spargit quod non congregavit , et domum ad se non pertinentem invito domino non introivit. Sit itaque quisque memor eff'usi sanguinis, et gentis per nemora iam disperse non sit oblitor. mcmentote nobilem Gatilinam habentium pro niaiori, qui 10 potius elegerunl mori bellando , quam sine honore vivere fugiendo. sit igitur quisque vestrum audax in bello, et vkes bellando resummat, et cum sinms eis potentia et numero pares, contra ipsos non dubitemus insurgere, quoniam deus invadentibus aliena resistit, nee vim repellere vi prohibent rationes. Oratione vero iurisperiti ab omnibus approbata in media nocte surgentes castra 15 Florentinorum intraverunt potentissirne Fesulani, et invenientes ipsos inhermes quosdam occiderunt et quosdam ceperunt, et novissime consulem florentinum. et repleti spolüs cum redirent, clamor factus est Florentinorum sanctum lohannem alta voce clamantium, et irruentes in eos spolüs recuperatis et captis ex ipsis cepere circa trecentos, cadavera plurima relinquentes in campo. duravit enim bellum usque auroram, et orto sole sece- 20 dentes a loco sunt ad propria reversi , victoriam ceteris qui remanserant afferentes. Verumtamen quicquid fuerit, non fucrunt meliores Fesulanis in b[ell]o, nee potentiores in armis. Anno vero tertio cum proposuiasent circa Fesulas munitiones quattuor facere Floren- tini, unam super montem Cesaris , aliam super montem Macrini, aliam .... super montem 2.5 Reinaldi , et aliam prope abbatiam fesulanam , ut introitus in eadem essent difficiles et US, volentes consumarc proposltum, monlem Cesaris ascenderunt, super quem cum fuisset fortissimum bellum, bellando civitatem intraverunt viriliter cum Fesulanis, et sie capta est fesulana civitas et maior pars degentium in eadem in suo statu remanente arce. Fesulani vero videntes defuncte gentis et capte defectum, ac res 30 deficere comestibiles , et aptas esse non posse ad semen , considerantes etiam periculum imminens ob parvi loci distantiam, quietem optantes invicem de concordia tractaverunt, episcopi loci requLsito consilio, qui sedens dixit: Filioli mei, quos sine peccato gemitu peperi et cnutrivi, elapsum est iam terminum, cum dolore, auribus percipite verba que loquor non aliqua trepitudine motus, sed 35 paterna dilectione solummodo , que filiis etiam ingratis non denegat beneficium et de benignitate nature tutrix existens ad percussiones se clippeum preparat pro eisdem. sicut bene recolitis, vos monui plui'imum ab initio et instantissime castigavi, ne cum illa civitate que maior est numero viribus et potentia, vos moveretis ad litem, nee animos 24 Macrini aliam B aliam otn. A 80 aptas A apertas B 37 recolitis A recoletia B degentium in eadeni incitaretis ad iram, quoniam noii patiuntur iura minores maioribus doniinari, immo iuljent precellentibus obediri, et raro conüngit, quod maiores bellando cum pusiilis amittant, licet Deu3 pusillo gregi quandoque adiutor existat. obstendi etiam, quod locorum asperitas non potest avium refrenare volatum, nee maiorum piscimn 5 gressus possunt gratis piseiculi denegare. Nam etsi dicitur, quod iuste se defendere possit offensus, cavere tarnen debet ne vindicando deterioretur iniuria, et ne vindicata ira sibi vindicet iram. Item ne cadat stare credens, opus est flectere, et maxime aluvione crescente. nam frangit et aqua saxum gutta frequentante cesum, et arborem ipsa diruit centenariani diu irruens in radices. Sic et continua guerra fortiora frangit, altiora 10 declinat et debilitata consumit. Cum igitur teneamur vestros fene längeres, at nobis comisse eure coram deo reddere rationem, rogamus vos iterum et ortamur, quatinus aptiorem viam eligenies de cetero desistere debeatis a lite, per quam deus nimis offen- ditur, occurrunt immoderata dLspendia, periculum imminet pei'sonarum, successorum decrescit utilitas, animarum acceleratur interitus, et finis eiusdem litis sepe remanet 15 odiosus. Item et servus ««ervientium sibi licet se venundari non patiatur, propter litem efficitur litigator. Quibus dictis sie aninios audientium *)epLscopi cepit oratio, quod pariter omnes actjuiescentes dictis eiusdem. ipsum constituerunt per omnia dominum et actorem. 20 Factum est auteni, dum loquerentur simul Florentini et fesulaniis episcopus, con- cordia facta est, per quam destructa est civitas fesuiana cmn arce, episcopali sede in statu et libertate manente. Anno ab incarnatione domini millesimo centesimo vigesimo quinto. Unde versus: Subiacet hec mesla quia numquam fecit honesta. Parvo tempore procedente cum Florentini destruxissent castrum quod dicebatur 25 Monsgofonis , in reveisione guerram cum Castro Montisboni non sine causa inceperunt, quoniam cum in servitio Florentinorum apud predictum castrum eiusdem domini essent, videntes futuram eiusdem eastri Montisgufonis destructionem , statim de propria morte dubitaverunt. credentes eidem posse resistere reces.serunt noctu, castrum Montisbuoni custodibus liedificiis et neces.sariis onmiba« munientes, quod postea destructum est. Anno 30 millesimo centesimo trigesimo quinto. Post hec victoriam quandani, que ob excellentiam tam altis.sinü principis comitis Guidonis, qui per se quasi civitas est et provincia, et vera potest dici victoria, obmittere nolo tacendo. Cum bone memorie Gottofredus episcopus florentinus patruus comitis Alberti et frater comitis Nontigiuva pro eodem et ob eins utilitatem tacite contendens, 35 et illastrLs comes Guido altercarentur occasione bonorum olim comitis Ardovini, de pro- ö gtis A gratis B 8 cesum A et L U *)Spazio bianco nelV originale. A in marg. 1* 6 genie cuius esse dicuntur comites de Palude, in episcopatibus florentino et bononiensi et pistoriensi in Alpibus cxistentium contigit, quod cum ipsa bona comes proposuisset violenter intrare , ex adverso suli pretextu spiritualium possessionem intravit antedictus episcopus eorundem assumptis militibus et gente secum quam plurima congregata, et f) cimi ipsorum episcopus comiti prohiberet ingressum , bellum ineeptum est durissimum valde, et est episcopus superatus. et licet possessionem retinuerit ipsorum. de personis tarnen et rebus est episcopus dampna quam plm-ima consecutus. Florentini vero graviter indignati, tum quia quosdam florentinos cives tldeles episcopi ceperat, nee requisitis {sie) restituebat eosdem, tum quia cum esset maior civis eorum, sprevit examen, dmii quadam 10 vice illustris comitissa Imigla mater comilis Guidonis per Florentiam seeure transiret, Florentini per aliquot dies quasi curialiter detinuerunt eandem, ipsam non permittentes abire. quod comes reputans molestissimmn munitiones suas reparari iussit ad guerram, et specialiter castrum quod dicebatur Montis crucis. Episcopo cum eodem nichiloininus litigante, quod per insipientiam , Florentini aut gente plus duplo quoniam incepta iam 15 lite cum comite destruxerunt castrum dictum Cuonam, in castro Montis crucis fugientibus castellanis. Elapso vero brevi temporis spatio cum appropinquaret esta«, moverunt in manu potent i Florentini, et prope castrum predictum [)er dies quindecim residere con- struentes hedificia plurima super eo, licet per ipsa parum damniticaverint adversantes. Demum devastatis omnibus et combustis sunt ad propria Florentini reversi. Non enini 20 Florentia quievit a comite cotidie pulsata , nee comes vixit in otio sepe repulsus. Adveniente vero tempore yemis dum venti flarent et regioni frigus inciperet dominari, quidam Florentini quodam mane credentes silicet castrum posse capere per insultum, per loca non arida sed aquosa venerunt , spinis et tribulis plena , inusitata penitus et extranea. castrum illud noctu potenter intrarunt, lupis in silva uUulantibus quasi inille a') presens tempus vaticinantibus et futm'um. ad quormn voces excitati degentes in loco smTexerunt, hoc permittente deo, qui noluit forte animas simul et corjjora deperire. et facibus accensis, cum vidissent ipsos esse numero paucos, eiecerunt illos extra muros qui ascenderant, facientes bellum mirabile cum eisdem, sicque reversi sunt non petita licentia indecenter nemine vulnerato, obviantes gentibus venientibus in succursum. Anno 30 sequenti circa finem veris apud predictum castrum Florentini venerunt a superiori parte castra ponentes et devastatis omnibus et combustis recesserunt, alias terras comitls ab hac parte Alpium nichilominus devastando. bella fuere tunc, insultus [ilures, castrorum destiiictiones et captivitates plurima sunt secute. Procedente tempore in cancro existente sole sunt ad predictmii castrum Florentini 85 reversi , gereutes in firmo proposito super ipsum tanto tempore i-esidere quod pareat. Comes vero credens infortunio posse resistere, ex omni parte Lombardie, Tuscie, Marchie et Romaniole milites congregavit et veniens circuivit castra non per miliare distando. Et 10 transissei-et (sie) B 14 Locittk corriiptum sie exhibent A et B. An aucta pro aut? cum vidisset Floren tinos ritare firmos in castris, recedebat iratus, cum crederet obtinere, quoniam unum florentinum militem oportebat quattuor militibus respondere. Audaces ex adverso quidam et prompt! de castris consulibus exeuntes aciem militiun percusserunt retro cum comite venientem. duravit enim bellum ultra quam posset dici 5 fortissimum per diei partem quasi dimidiam , nee indulgebat populus florentinus requiera petentibus adversariis. novissime vero cum casu mortis vexillifer militum cecidisset, superati sunt penitus Florentini, et percusso pastore dispersi, amissis castris et ex omni parte remanentibus in campo pluribus interfectis. Unde vei-sus : Principium pravum finem producit amarum. 10 Nee mirum, quoniam sapientia succubuit dominante dementia, et prevaricatio vicit locum habente superbia. et etiam conditor civitatis pleraque bella Cesar amisit, victoriosis- simo tamen nic.hilominus existente. Anno millesimo centesimo quadragesimo sexto. Comes vero suos in certo loco congregari precepit, gratias turbata facie quia de 15 certo dubitabat eventu referens ut decebat, et cum quidam super hiis (jue acciderant letarentur, dixit inter cetera comes, quod amiserat obtinendo. Anno vero sequenti steterunt quasi fessi Florentini fere per annum non repellendo quemquam nee patiendo repulsam, et est consilio sumpto decretuni, quod denuo revertantur ad castram tanto tempore moraturi, quod dicat in omnibus obedire. diu namque steterunt 2(1 reversi assumptis amicis, castellum undique manganis lapidando ac verberando, terram comitis in Tuscia totam et Romaniolam tangendo in locis aliquibus, ut mitigarentur animi eorumdem, et ne novissimus error esset peior priore, comite mininie comparante. Nam nee volebat amittere comes, neque super illatam iniuriam aliud superaddere. Obsidione vero durante, cum utriusque partis esset tinis incertus, et eventus belli foiluitus utrique, 25 cooperantibus viris sapientibus et honestis concordia facta est, destructionem cuiusdam particule predicti castelli sine reintegratione ex paeto comite patiente, et quietem tole- rantibus Florentinis, quoniam, licet ob litem multa sanguinis fuisset aspersio, acquieverunt tamen ad precogitatum finem educto principio. est enim postea castrum destructum in lotum, asserentibus Florentinis comitem licet non directo sed per simile reintegrare delelum 30 et terra comitis Ardovini episcopo supradicto licet non ex pacto tacito remanente. qui duo mala fecit, nam terram ad se non pertinentem violenter intravit, et fratri suo privans episcopatum concessit eandem, «jue hodie per posteros detinetur eiusdem multo sanguine comparata. Unde versus: Nomen *)tunc mons crucis est cruciatus. Post hec cum Florentini amplius solito regionis inciperent dominari, proposuerunt 35 burgum Martura dictum de comitis Guidonis dominio sibi supponere. comes vero iam verberatus credens denuo verberari non posse, de predicto burgo castrum construxit super 9 parvuin pravum B 13 turbata A tributas h 16 auuserat B obmiserat A 18 quemquam B ([uequam A 21 tangendo A congrando B 27 ob lit«m licet B 31 non pro nam A ei B 33 ünde vereu« B om. A *) Spazio hianco nel codice. A in marg. 8 podium, qui Podiumljonizi diccbatur, partem montis, ut esset tutior defensio, Senensibus concedendo. prius tarnen florentinorum militvim venerat acies, et currens prohiberc voluit predicli montis ascensum. Tunc enitn bellum inceptum est, militibus et peditibus multis bellantibus ex adveiso, et licet per aliquam diei particulam bellum durasset, novissime 5 tarnen Separationen! optaverunt Florentini. Et licet inimicos cum dampno reliquerint, malus tarnen damjmum ceteris qui remanserant retulerunl. Cum essent vice quadam Florentini ad obsidionem castri quod dicebatur Castillione in introitu yaM'xf Trove siti, ccce Senenses venerunt super montem qui dicitur Mons maior, abbatie de Insula supereminentem, super ipsum castra ponentes, ut ipsorum forte metu 10 ab obsidione Florentini cessarent. domlnans autem ad contionem congregans universos cajito vexillo et monitione congrua premissa inter cetera dixit : Veniaiit post me non habentes domos, et quocumque iero, ceteri me sequantur. erit onim sine damno labor, cum lucro decus, et otium in futuram lucrabimur laborando. nee pauperabitur cogitatu nos in itinere sequens et effectu perpetualiter gaudioso. Sicque 15 per stratam francigenam currens finxit se Senis iturum. dubitantes vero de civitatis amissione Senenses relictis temptoriis sunt in fugam sine percussione conversi, civitatem preintrare credentes, et cum fugerent, sunt ex ipsis capti rnille septingenti. et ad rei memoriam Florentinus quidam currens ad portam cipellum cum pede proiecit in eandem. Florentini vero predicto castra destructo captos antedictos reducentes illos Sancto Tohanni 20 optulerunt, per regiam portam intrantes et per aliam liberi exeuntes. dicitur namque quod quia non cognoverunt gratiam ob reverentiam illius sanctissimi sibi collatam, quod est non inmierito ab eisdem, ut per sequentia liquet, gratia elongata. Ad hec cum maguntinus archiepiscopus legatus in Tus>:iam serenissimi Frederici primi Romanorum imperatoris vellet sibi subicere castrum quod dicebatur Castellum florentinum, 25 florentini episcopi proprium , et congregasset de Tuscia universos preter PLsanos, venerunt Florentini prope flumen Else castra ponentes, et transeuntes flumen iverunt visuri castellum novmn detentum per ai'chiepiscopum antedictum , quod gente plenum et muris et foveis et turre munitum inexpugnabile penitus videbatur. ad quod cum accessissent omnes armati. et cuiusque civitatis acies armata existeret ex adverso, bellum ingens inceptum est pa- 30 tientibus adversariis, et scalas ponentes ad muros cnitellum potentissime intraverunt, licet in introitu plures fuissent mortui securibus gladiis e' laijidibus et graviter vulnerati, archi- episcopo deridente suos, et quadam quercu reservante vexilluui, quod tangere quisque spernens mandatum reputavit inane. Non enim hec pro victoria scribo nee in aliquibus super hiis commendo Florentiam, licet ignorante maiori domino vel mandante fuerit ab 35 archiepiscopo ut dicitur indebite pregravata. Anno millesimo. . . .*) 12 habentes A habitantes B sequantur B sequentur A 21 quii om. B congregaverunt (?) B 35 *)Spazio bianco. A in marg. Post ista cum nobilis vir Rainerius Ubertini fuisset captus apud Ai-itiuni et diu inhoneste detentus, Florentini recordantes obsequiorum, que sepe contulerat nobilis ante- dictus, Aritium niisere legatos iniponentes eisdem, ut salutatione premissa preces effun- derent copiosas, ut gratia florentini comunis ipsuni nobilem absolutuin dimitterent Aretini. 5 Dernuni et quod non possent tanto viro deficere, cum ipsum teneantur pre aliis onmimode honorare. Iverunt nanique legati proponere omnia iuxta mandatum, ne iudicarent pro- cedenti tempore transgressores . quibus precedente .sujjer salutatione responsione decenti talis est facta responsio: Personas vestra» ea que sunt cornunitatis noslre honoris et com- modi afferentes libenter recipinius et videmus. Venam tarnen sapientis est ab initio in- 10 dagare quid jietat, si iustuui vel quod videatur honestum, et a quo, et si a pari vel a niaiori vel subdito, item si obsequia uUo tempore precessere, quibus petitor largitione sit dignus. Unde si petitis tamquam a iiiaioii vel pari, non decet, quoniam aperte veritas contradicit, et si tanquam a subdito, vosinetipsos aperte decipitis. Cum igitur ipsum no- bilem multis precedentibus caasis detineamus in vinclis, et consumasset opei-a manifesta 15 que probatione non indigent, quibus est nexibus dignus et vapulai'i multis, rogamus vos, quatinus r&sponsionem nostram non reputetLs iniquam, velitis a tali petitione desistere, .ac comunitati vestre referre , quod decet maiores, licet sint quasi soluti legibus, tarnen legibus vivere. Sunt enim inanes revei-si legati, non dico inanes immo quasi pregnantes desi- derantes sine dolore citissime parturire. et oranibus in consilio sapientissime recitatis 20 clamor factusest magnusdicentium: ad Aritium, ad Aritium. Obtinuit tamen sensus et rata discemens, et statutum est quod Aretinos in pei-sonLs proprüs requirant consules de pre- dictis et de gratia querant ipsum nobilem absolvenduui , nou ipsos inuitis precibus one- rando, nee minas aliquas inferendo. Et accedentes ad locmii cum ambularent coram carcere, viderunt predictum in turri morantem, dicentes eidem ut securissime de liberatione 25 confidat, et affirmantes quod amicis quicquid contingerc posset, de personis et rebus nullo tempore defecere. Super quibus Aretini ad iram moti proposuerunt consulibus non dare consiliuni nee petitionibus eorundem uUo modo deferre, artius consueto ipsum nobilem cruciantes. Cum igitur sibi dai'i consilium consules peterent festinanter, petitioni deferre Aretini jjenitus denegarunt, sine petitione respondentes eisdem, quod captum non absol- 30 verent , nisi secundum opera castigatum. Reversis vero coasulibus bellicosa campana so- nuit et statuta est dies itineris per preconem et Interim factis preparatoriis onmibus ad exercitum, iter aripuerunt Florentini victorioso preeunte carrocio consule taliter precon- tionante: Gesta predecessorum noslroruni existentia coram nobis per exempla nos instruunt 35 siniilia opera consuinmare, licet alias reperiremur in aliquibus negligentes, et a discretione etiam natuia non prodivis patrum discernit ab alienigenis sanguinem, et imitatur se- pLssime quod ignorat. Teneamur igitur eoram onmi iure sectari vestigia, ne reputemur 13 etsi A et non B 31 itineris B veneris A 35 alias A alia B 10 indigni vocabulo filiorum, vel abutendo heredltate nominemur ingiati. Cum itaque Aretini nos antiquitus in pluribus offendissent, emendare decuisset ipsos offensas, ut mitigaretur ira examinata vindicta, et nunc noviter offensis aliud superaddere, quod levia forte in gravioribus verterentur, quoniam modicum fermentuni totam massam corrumpit, et levis 5 curat magnum medicina iangorem. Oportet igitur nos esse principales et iu- dices, et offendentes expedit dure punire, ut initium non sumant nos offendere presunientes. Recommendamus ergo vobis carocium presens, cui sicut decet niembra capiti deservire, et invicem patrocinantes in bello et simul uno et in eodem tantum (?) super victoria confidentes conferentes, non cogitetis de recessu, nisi Rainerio Ubertini viro nobili ab- 10 soluto et nobis de offensis integre satisfacto. Processerunt itaque Florentini et venientes prope civitatem castra locaverunt, non multis diebus elapsis de carcere supra dictum hominem nobilem extraentes. Reversi sunt itaque cum gaudiosa victoria, ob pietatem et bonam famam civitati parcentes. Anno milesimo centesimo septuagesimo, versu habente locum : Vir sapiens cernit , bona querens 15 pessima spernit. Item et quod legitur expectantes : Si parcus parcis grandis domi- naberis arcis. In reversione vero non pro victoria — sed pro victoria dico, cum noni debeat dici victoria, cum sibi subditis agere vel contendere, sed potius castigatio — incepta est guerra cum castello quod Feghine dicitur. quod cum esset penitus inexpugnabile, vacilabat iram 20 civitatis emendo, demum cum damno paruit undique devastatum, morte dimissa, quoniam vita Florentinis erat utilior, nee resistere potest sub dominio vivens, et mortis et vite ipsorum plenissima potestate. Annis paucis elapsis cum Senenses vellent sibi subicere terras nullo iure ad se per- tinentes, venerunt domini de Asciano aretini episcopatus, petentes se velle subicere Flo- 25 rentinis. ipsi vero acquisti facti a Senensibus de Podiobonizi memores existentes, rece- perunt illud sub custodia, certis pactis appositis in contractu, elapso tempore timentes Florentini, ne castrum illud per insultum vel aliter posset a Senensibus occupari, illuc transmiserunt aciem militum pro custodia, et cum essent pro ipsius loci munitionibus laborantes, venerunt Senenses obsessuri castrum personarum et rerum dominari credentes. 30 quibus Florentie recitatis cum Florentini de acie militum quam transmiserant dubitarent, consilium est de itinere stabilitum, et statuta die certa eadera die iter arripuerunt, pre- paratis necessariis ad bellum et non asumpto carrocio. et cum appropinquassent loco, surgens consul dixit: Cum Senenses per longa tempora graves et iniuriosi nobis in pluribus extitissent, 35 inimicis nostris ubique prestando pro viribus patrocinium , ac in episcopatu nostro 2 ipsos A in ipsos B 6 initium B vitium A Ratnerio A et B 15 doniinaberis A donaberig B 27 aliter A aliunde (aliquando) B 11 acquirendo iura nobis invitis, et modo conentur terram in alterius episcopatu sitani nobis subditani occupare, et quod gravius est sanguinem nostrum interficere obsidendo, defendere nosmetipsos oportet, et sie offensas diu nobis illatas ulcisci, quod non relinquatur heredibus hereditas ultionis, et non blasfeinemur procedente tempore ab ipsis vilitate personarum 5 laboribus vel expensis. Verumtamen cum simus liic in loco non apto sine magno dampno recessu (sie), ne sit processus habilis nisi per ferrum, monemus vos plurimum et ortamur ac vobis destricte precipimus, quatenus respicientes honores et dampna que contingere possunt, memores esse velitis nominis excellentis, cum audacia bellando nee vaeando ad tempus, etsi vacare contingeret, nee (sie) propter continentiam vel otium in bello dica- 10 mini negligentes, in idipsum citissime revertendo, ut laudabilem vitam prc aliis gentibus deferentes, victoriam valeatis pro diademate reportare, Sanetum lohannem eaput nostrum in bello secure clamantes, ob cuius reverentiam alia vice captos a nobis Senenses remi- simus absolutos. Cum autem placuisset consulis miiversis oratio, spiritus fortitudinis quasi de alto in ]5 unumquemque descendit et similiter cor ardens in quemquam, et audaces effeeti ut ac- cipiter super avem sunt omnes incontinenti armis induti, precurrere invicem altercantes. Interim stantes in castro cum vidissent turbam militum venientem, bellum cum Senensibus inceperunt, quo durante venerunt cum tubis et magnis voeibus Florentini invenientes ipsos alligatos ad bellum, separationem querere nequeuntes. Novissime cum bellirai per 2() diei maximam partem forte durasset, quosdam occiderunt et quosdam eeperunt , plurima relinquentes in campo corpora semiviva. ceteri vero fugam appetentes relictis temptoriis non aspexeinint retro, Florentinis ipsos dieentibus hoc fecisse, ne deterius eis quam in statuam verti contingeret. Reversi sunt itaque cum victoria Florentini castello spoliis re- pleto reducentes circa mille captos. Anno niillesimo centesimo septuagesimo quarto. 25 Hec ego Sanzanome scribo nuUum pravum scienter apponendo mendaeium , licet ut credo raro contingat, quin in ynstoriographis scribat plerumque quod verum est et utile obmittendo, et addendo forte aliqua relatione fallaci in aliquibus veritati contrarium. hoc tamen affirmo, quod Senenses superare Florentinos non vidi nee audivi, quod in bello fuissent in tabula cum eisdem. Cum autem fecissent in carceribus per multa tempora 30 capti, interrogaverunt, quid faeturos Senenses optabant. Florentini vero respondentes dixerunt, nil aliud nisi quod legis pena dimissa restituant Podiumbonizi per furoris audaciam occu- patum. Cum igitur questiones et eonsilia fuissent plurima super hiis, licet gravissimum videretur adeptum cum honore cum dampno relinquere, factum est quibusdam sapientibus mediantibus, quod sui partis dieti castelli Podiibonizi Florentinis est dimidia concessa, et 35 terminata questio per fmes, cum esset questio de finibus comitatus. Postea combusta est eivitas Florentie. Anno M. C. LXX. VII. 7 quatenus A quod B 22 dieentibus A dicentes B 26 in ynstoriographit scribat A et B, ubi expectes istoriographus 34 mediantibu» om. A 35 combusta A constructa B. 12 Transcursis annis postca non multi» discordia orta eSt inter nobilem virum comitem Albertum et Florentinos volentes sibi supponere castrum Po^a dictum , ipsins nobilis proprium. Ideni vero comes, dum excellentissimus Frederieus primas Romanoruni ini- perator intraret Ytaliani, de ipso confidens, de ipso castro super excellentiori monte qui 5 dicebatur Somofonti castrum construxit eodem nomine appellatum, eiusdem imperatoris asunipto vexiilo. quo nulluni Ytalia melius nee forte simile preter unum. Nam pessima fuit illa triliulationis et angustie dies, qua constructum est illud castrum, pro quo fuit tantus sanguis aspersus, et pro quo sumptibus et laboribus tanta pericuia processerunl, per quinquenniimi guerra diu'ante , et eidem omnibus de Tuscia prestantibus patrocinium. 10 quod est emptum ex pacto pretio magiio valde, quia ne cadavev tale resurgeret timebatur, et atferret centuplum resurgendo. quod jjostea per vendentes est mortuum. ni<'mori:mi dedecoris centies duplicantes, quoniam nil vituperabiiius, nil apud deum et homines damnosuni magis quam dellctum eius qui semetipsum occidit.- Anno millesimo ducentesinio secundo. 15 Tacere tarnen nolo magnalia, que inter cetera vidi guerra durante. Nam cum pre- dictuiii castrum esset inexpugnabile , et eius occasus per obsedionem esse non posset, recordantes Florentini que fecerant predecessores eoruin apud Montem crucLs insultas (sie), castrum illud proposuerunt capere posse per raptum. sicque a quibusdam, qui ex pacto illud exiverant, ad mandata conversis sumpto consilio ordinati precessores, qui preibant 20 per quemdam timorosum locum muros securiter ascepderunt , turbam venientem retro prope credentes adesse. Excitatis igitur castellanis cum vidissent illos stantes super muros, et aspicerent legionem de foris vacuam inimicis, insurrexenuit adversus eos, et cum fuisset bellum mirabile super muros, sexaginta bellantibus cum quinque milibus, optinuemnt plures, licet ex ipsis plures fuissent mortui et gravlter vulnerati. novissime mortui sunt 25 et ipsi preter decem , qui de muris fortuitu cadentes, recuperantes vitam quasi iam per- ditam evaserunt, forte quod ob aliqua precedentia sua bona opera vel parentum animabus ne simul cum corporibus deperirenl. voluit omnipotens misereri. 0 quam mira pietas, o quam tristis aspectus mulienmi exeuntium extra portas, deferentium pueros super sinum, credentium processum dolorosum et maiitorum torpLssimum flnem, claniantium ve! ve! 30 et de regressu penitus desperantiuni, item Florentinomm venientium in sucursum, astan- tium de foris prope muros. videntium necem fratrum et quasi proprii sanguinis aspersores et nequeuntium illis dare suffragium. His actis rccesserunt Florentini reportantes cum luctu merorem. castellanis remanentibus cum letitia, üct t elapsn brevi tempore sit in eius contrarium ipsa conversa. 35 Elapsis annorum brevibus circulis cmii Senenses plurimum exultarent, quia supera- 12 vituperabiiius B viturabilius (sie) A 19 precessores A precursores B 2ü vel ^4 pro B 31 aspersores A asiiersiones B 13 verant castrum quod dicitur Monsalcinuni. consulibus et militibus florentinis ibidem tunc temporl«! existentibus in auxilium cum eisdem, inceperunt regionibus utique dominari, comitatum florentinum ingenio turbando et reddendo mala pro bonis, ac Tornanum castrum per singulares personas violenter permittendo teneri, fide fractis et pactis futurum 5 exitum ignorantes. Igitur Florentini otium invenire credentes, irati sunt fortius. tinientes tarnen ne diceretur ijtsos loco iuris habere potentiam, incipere dubitabant. nee desistere poterant cum honore. Verebantiu" idem civitatis senensis viribus, cum esset plena populo, gente probLssima ac in cunctis aniena, et in pari iure posset omnibas respondere. Interim cum 10 venissent in Castro dicto Montepulciano degentes , perrexerunt castrum velle subicere Florentinis, affirmantes uliquibus non teneri, nLsi iure diocesano episcopo aretino. Flo- rentini vero super hüs deliberatione habita competenti illud nuUis pactis appositis in eustodiam receperunt, credentes (}uod otium gcneraret illa commissio. super quibus cum Senenses enormiter uascerentur, incipit eLsdem utendi contrarüs accrescere appetitus, et 15 castrum Tornanum aperte tenentes, super alüs minabantur inferre gravamina. Florentini vero credentes vinccre sensu dementiam et humilitate superbiam, propositmn eorumdem significaverunt Scneasibus, per legatos saiutatione prcmissa inter cetera dicentes: Loquiinui' coram vobis, qui ob precedentia obsequia nobis tenemini ad grata merita respondere, ac nobis super iure nostro dare favorern, et si defecerimus in aliquo, nostrum 20suplere defectum, ut nos benigne audientes velitis quietem respicere regionis ac bonum, quod homo consequitur ex eadem, considcrantes quod non dicuntur vere divitie usurpate per vim vcl contra bonam consuetudinem occupate, quia non placatm' homo nee etiam deus, nisi sint integre restitute. Cum igitur ipso dante qui super semen bonum super- seminare non» egligit zizania, quodam tempore discordia creviset, et suft'ocata decrevisct 25 dante domino per concordia (sie), et nunc ob detentationem castri Tornani incipiat forte resui^ere, rogamas vos sicut possumus, ut iustum ab irüusto sapientissime discernentes castrum ipsum nobis pertineas mero iure restituere velitis, ut liquet nobis per plurima instrumenta concessum, scituri quod hoc est nostre voluntatis et firmi propositi, societatem et aniicitiam vestram omni tempore sine lesione conservare, et si nos sentitis culpabilos 30 in aliquibus contra iiu"a , desistere penitus volumus ab offensis , et de nostris rationibus comodis et honoribus contentari. nee debetis ignoscere prudentes, quod licet corpas auferri sibi tunicam patiatui-, dissolutionem tamen membroruzn idem corpus non sulistinet animatum. — Quibus per Senenses super saiutatione competenti responsione premissa, inter cetera talLs est facta responsio: 35 Decet nobilitatem vestram apta verba proponere et ad laudem et honorem omni- moda pertinentia, quoniam sapientia fulgetis et moribus, ut evidenter ipsa verba declarant 12 nullia A nulliui B 24 creviset A cuiusvi« B decreviset A de cuiusvis B 25 detentii- tioiieni A detentionem S 28 hoc if hec A 31 contentari B conletari A 2* 14 i;t vestra bona opera manifcstant. ot tales decet legatos mittere civitatein, (jui nonien eius inter gentes affoninl sapienter, et per qiios eiusdem fama crescat, et expirent si qua viderentur adversa. Super eo vei'o, quod ob precedentia obsequia postulatis, audiri non oportet, quoniam verbum quod de sapientis ore procedil, prurientes aures incitat ad Sauditum, et vacillantia corda roducit in otium. Super aliis vero que dicitis nos de quiete monentes, gratias vero reddimus infinitas. Quies tarnen totius regionis in vobLs plene consistit, cum maiores sitis numero et potentia, et absit quod causam in perpetuuni comittamus quieti contrariam , vel unde po sit oriri discordia. Nam et raro contingit, quod minores maioribus vim inferant, nee presumitur, quod de aliquibas iniurieiitur cisdem. 10 Super facto vero Tomani nullam habemus potestatem, cum per nobiies, quorum est pro- prium, nobis contradicentibus teneatur, et volentes idem domini forte corpus integrum conservare, dissolutionem raembrorum audire minime patiuntur. contitemur tamen coliata servitia per subsequentia opei'a non linita , peroptantes vobis dissimilibas dante domino deservire respondere , ut quiescat quisque de paribus honoratus, et. restituat totum (juod 15 possidet alienum. Audita vero respoiisionc vei-bonmi cauteriatuni liabentiuui iiitellectum, recesserunt nil repoiiantes nisi verba tantum mentem et spiritum conturbantia. quibus veraciler re- citatis cum proponerent per vim detentum recuperare per vim, et morbum iam inceptum sanare pcj- simile, et tam castnmi quam eiusdem dominos posuissent in bannum, ipsi 20 domini in libertatem sine manumissione credentes hafxjre , et alienmn prescribere possi- dendo, Florentinorum salmas futuram vindicantes offensam audacter occuparunt, et cum perseverarent acriter in excessibus, post multas ofifensiones triginta tres torsellos senonsium mei'catorum dctineri tunc florentini consules precepere, donec restitueretur ablatum, ac castrum Tornanum inhoneste detentum. Senenses vero crga plurima conturbati, quoniam 25 amiserant que principatum super omnibus obtinet sapientiain , viam eligere aptiorem pe- nitus ignorabant, incipere cum dampno iites, nee pati poteranl Florentinos ipsorum sumptibiis militare. Item dubitabant dona predicta repelore detinendo Tornanum, ac cmn essent reprobi, legis auxilium invocare. Cum igitur super hiis in vicem altercarenfur et questiones plurime inter eos, novissime restituta sunt bona et Tornanum est expedite 30 dimissum, dominis ipsius loci vendentibus ipsuni episcopo florentino, et comitatus est denuo certis flnibus designatus, Florentinis nicliil lucranlibus super cos. Quibus actis credidit Florentia quiescere cum Senensibus recuperato Tornano, quod semper respicit regionem civitati propinquam, et suarum reram pacifica possessione letari, et opus non esse projwnere legem si (|uis in tantam ciun eisdem sub alicuius examine contendendo. 35 Procedente tempore cum contra statuta pacta a Senensibus se pulsatos esse dicerent 19 et tam ^ ita iJ quam ^d quem B 20 manumissione .1 manumissore B -H si quis iu tanta^u A et B super intantam B in marg. (jiuid imbiiit verbix corrupti», non Uquel. 15 Horentini, et Senenses requisiti non resisterent a proposito, cum iam per biennium Castro Montispulciani guerram fecissent, insurrexwunt adversus eos potentipsime Florentini, annuntiata per preconem sceundum consuetudineni die, et victorioso preeunte carrocio. cum per duos menses iani campana bellicosa pulsata fuisset , intraverunt comitatum se- •"> nensem prope casti-uin Monsaltum dictum (Ästra ponentes , potestate timc intei' cetera taliter contionante : Invita Florentia trahitur ad bellandum, et indebite cotidie contra iura vexatur. Iuris igitur clipeum deferentes solatium pi'eliando lucrantur, et armorum onus est leve ac suave item bellantibiis pro iustitia, et crescit honor filiis existentibus patribus in vigore, to nee lamentantur hereditate dampnosa, et proborum in pugna fama volans otium in futurum generat successoribus. proccdemus igitur in nomine magni dei victijrie de iure prestolantes adventum, et invicem in belio precuirere procurantes esse arma non permittatis in otio. et si fortuitu ipsa deficerent, strevas non differatis appetere, ac supplere defectum etiam morsibus in subsidium. 15 Residentibus itaque Florentinis circa predictum castrum amicis assunij)tis proiecerunt cum manganis pluribus in eodem, et ut non po&sent in eodem stantes super recessu vel exitu cogitare, quando mortis periculum incurrerenl vel capture, custodiebatur idem semper undique per castodos. Cum autem die quadaiii igtieos radios emittente sole custodes inermes ad arborum quiescerent unibras pro labore fessi, ecco Senenses jjropo- 20 nentes eripere de periculo in castello morantes ex improvisu manu fort! venere, plures occidentes ex ipsis. in castello vero exifstentes, cum non esset liabilis exitus ex eodem, elegerunt potius fortuitum casum exiiectate, quam iter aperire ferro. Florentini vero videntes cu- stodum capturam et eorundem crudelLssimam necem. in ictu armis induti iri-uerunt citissime in eos, et fugavenmt per quattuor miliaria eosdem non i)er vias aptas bello sed 25 per Silvas et nemora, iter quoruni f»t etiam feiis silvaticis cum iniuiia, eis siquidem ne- mora profuere, et eisdem fuerunt ipsa dampnosa. nam multis proi'ogavere vitam et qui- busdam supervenit mors, qui remanserant jjer nemora semivivi, qui forte viveient, si potuissent per ipsa nemora reperiri. Castrum Valcortesc et aliud Oi'giale dictum pe- tenlibus fugam vite dedere sulf'ragium. et Florentinorum similiter laboi- inuueiisus et diel 30 qui iam inceperat inclinare. duravit enim bellum fortissimum valde per diei partem quasi per dimidiani, militibus trecentis qui aderant urbevctanis cum Senensibus ex adverso pugnantibus i)otentissime, et sunt evulsa temptoria et omnia rapta ad exercitum perti- nentia. milites peditesque sunt capti mille ducenti seu circa, et plures ex utraque parte mortui, quidam graviter vulnerati. Audaces vero quidam Florentini, cum esseiit inimicos 35 fugando graviter fessi, predictorum castrorum inconsulte ripas ascendentes luctuosam re- jjoilaverunt victoriam. In reversione vero per silvam sunt armis proiectis in fugam 1 non nm. A 10 lamentantur B lamentatur ..4 11 prestolantes A prestantes B 14 streva* A Htrena« B 17 quando A quin B incurrerent A incuntrerent B 22 custorum (sie) A iuetoruin B 29 diä A dies B 31 per om. B 16 Florentini repleti, quoniani utilius erat deferenlibus ipsa eos fugere nudos, quam indutos armis vel aliquibus indumentis. Cum autem iam advesperasceret , et deficerent qua^i ponitus inimici, sunt ad castra Florentini reversi militum centurionem invenientes et aciem suam et peditum honorabilem gregeni statutorum pro custodia carocii stantiuni 5 circa Monsaltuni, quia non potuerunt Interesse gestis, super se ipsos fortiter murmui'antium. Habitatores cuius castri el ceteri qui aderant pro custodia super infortunio flentes vitam carceratam hunüliter postulavei'unt. Onüttere tarnen nolo, que licet non viderim stans in eodern exercitu intellexi, quod mulieres a longe venientes immoderate plorabant, querentes Corpora maritoruTn . et unnm querens revolvebat plurima suurn desiderans invenire. 10 Clamabant onines indistincte tlentes, et cum esset alterata forma, vix aliqua earum maritum poterat i-ecognoscere. recedebant enim dolentes relictis corporibus non sepultis et quibusdam sine vulnere semivivis, qui defecerunt in fuga, cum deficerent debilitate spiritus pro labore, et blasphemantes civitatem maledicebant ei. Destructum est enim predictum castrum Monsaltuni, et recesserunt Florentini 15 lucrosam victoriam reportanles. Anno millesimo ducentesimo septimo mense lunii. ünde versus: Est factum planum Monsaltum nomine vanum. Item versus : M. CG. VII. doniini comprehenderatnanos Tempus, cum misere succubuere Sene. 20 Mensis erat lunius Indictione dena kalendas lunii precedens tunc duodena dies. Nam qui sunt soliti vi debellare superbos, Hü virtute sua perdomuere Senas. Multa prius passi que demens lila senensis 25 Urbs perpetrarat intuleratcjue diu. Iam Florentini stultos punirc volentes Cum proprio curm vi petiere Senas. Castra sibi subigunt, terram populantur, adurunt Rura, fugant liostes, omnia clade terunt. 30 Interea castrum, quod mons ibi dicitur altas, Munitum populo disposituque loci Obsidet instanter Florentia clara facitque Sive subire iugo sive subiie siti. Audentes igitur latebras exire Senenses 35 Florentinorum .sunt prope castra siti. His dabat auxilium pre cunctis Urbevetanus, Luca carens luce Pistoriique lues, 1 deferentibuB A defendentibus B fugere A fugare B 2 advesperasceret B advesperasceretur A 5 ip808 A ipsis B 6 habitatores A habitationes B 9 plurima A plnra B 19 terapus A »ubi- plant" gant AetBt episcopus B 28 populantur (Mc) A ploranter B 31 obsident A et B 'M audentes B audacea A IT Innumeri populi comites proceresque potentes, His aderant equitum milia lecta tria. Ecce die medio castris egressa iuventus In Floren tinos impetuosa ruit. 5 Arma viri capiunt, subito Mars intonat arma, Hinc Bellona ferox surgit amica necis. Florentinorum colles montesque corascant Agminibus, tot sunt, quod tremat omne solum. Invadunt hostes properanter more leonum. 10 Tela cruore niadent fulmineusque mucro. Nee mora, continuo perimunt fugantque rebelles, Horrificusque tiuior cogit inire fugam. Et nisi nox properans, nisi Valcortese fuisset, A Florentinis urbs capienda fuit. 15 Percussis igitur multis et ciade peremptis Sunt ex nobilibas sub iuga mille dati. Diripiunt etiani temptoria cuncta relicta, Turbaque captivis rebus onusta redit Arma, cruceni, curruni leferensque senensia signa, 20 Et decus aeternum promeruere sibi! Protinus ad castruni redeunt, et funditus illud Et capiunt inibi quot remorantur ibi. Perpetuo timeant ergo doleantque Senenses Et toties victi colla subacta gerant. 115 At decus Ytalie Florentia florida gaude, Mitibus indulge, colla subacta superba doma. Anno vero sequenti licet quidam dicerent opus non esse super Senenses iterum mi- litare, cum incumberent pigneri, et quidam dicerent arborem ex parte iam incisam, ne fructus inde oriretur ex ea, esse penilus extirpandam, hec tarnen maiori parte volente 30 assumpto victorioso carrocio denuo intraverunt senensem potentissime comitatum. et in- trantes regionem Ascialingam obsiderunt castrum quod dicitur Monasterium, quod integrum reliquenint, cum in eodem stantes sc more non defenderent monachorum. inde sm-gentes destruxerunt castra hec silicet (*) novLssime castrum quod dicitur Rugoniagnum, quod percussiones expectans noluit ex 35 pacto parere, credens forte post vulneratam causam remedium postulare. Verumtamen possum ego veritati testinioniuin uüiine perhibere, quoniam cum Florentini non possent ibi 2 aderant A et B 22 ibi A in tot ü 33 <^ui, che siamo in fine della prima colontta del retto della carta 5, e Imciato bianeo uno npazio capace de' S versi all' incirca. A. in tnarg, 3 18 ipsius castelli muros ascendere et scale deficerent fracte iam saxis, primas de se fecit scabellum, recipiens alium super renes, et sie de renibus in renes ascendentes, pervenerunt ad summum, resistentibus cum gladiis et securibus castellanis, et ignem mixto sulphure proicientibus super eos. evaserunt tarnen ab igne, celo dante pluviam et immoderatam 5 grandinem, camem armis vacuam usque ad sanguinem iacerantem. Superatum est tarnen castrum ab utraque parte pluribus interfectis, et in eodem sunt capti homines ducenti et ultra. Eodem anno cum capti non sine dampno gravi et personarum modica lesione in carceribus sine otio quiescerent, venerunt Marturienses, qui utriusque partis tune vide- 10 bantur amici, hortantes de concordia instantissime Florentinos, et ostendentes lucrum, quod homo consequitur ex eadem. dicebant inter se curaturos ita, quod pacem Senenses Monte- pulcianensibus dabunt finem et concessionem de omnibus faciendo, et iura in Podio- bonizi conipetentia sibi concedent. Florentini vero licet cognoscerent vias suas, credentes tamen utendo Podiobonizi tanquam proprio posse quiescere, Marturiensium acquievere 15 consiliis eosdem arbitros amicabiles faciendo. Quid multa? Expedit sub breviloqaio transcurrere, cum sit labor in vanum, brevi tempore duratura. Igitur breviter dico, pacem esse factam et concessionem predictam supradicta forma et divisionem comitatus utriusque civitatis certis finibus designatam super podium quod dicitur Monsanese, pro memoria rei geste et maiori in firmitate invitatis et presentibus episcopis , abbatibus, 20 pluribus religiosis, potestatibus Tuscie civitatum, comitatibus , proceribus , nobilibus, et ad maiorem firmitatem teste deo, per quem omnia observare iurarunt, Sanctissimo Inno- centio papa omnia feliciter confirmante. Recuperavit enim Florentia ins suum neminem iniuste ledendo. Oppidum vero Mortennanum dictum Florentie iurisdictionis deum non timens nee hominem reverens 25 quasi iuxta sidera mansit, et parere dedignans florentinum spernebat examen, iudex et executor existens. Florentini vero futuram infamian) quiescere potius optabant, quam illatam iniuriam valde fessi incipere vindicare. Cum autem permissione dei, qui iniuriam illatam sibi quandoque per alios ulciscitur non rogatos, cum urbevetani mercatores cum bestiis et rebus aliis per districtum Florentie secure transirent, domini castelli predicti 30 obviam venientes eisdem ipsos de rebus omnibus expoliarunt , in dei et hominum con- tumeliam et Florentinorum iniuriam non modicam et gravamen, res ipsas, ac si per- tinerent ad eos, iure dominii disfrahere posse credentes, et in suos usus, ac si essent magnLs laboribus acquisitc, convertere. Urbevetani vero, ut provincie diuturni mores expostulant, cum fuissent in districtu Florentie, sibi restitui res oblatas instantissime po- 36stulant. dominans autem civitatis, cum nulla obstaret exceptio, litteras direxit dominis antedictis in hunc modum : 19 A. dei gratia florentina potestas nobilibus viris dominis de Mortennano saluteni et ho- nesta vivere. Querelam contumeliis plenam et dolore non vacuam recepimus continentem, quod cum raercatores urbevetani cum bestiis et rebus aliis per districtum nostrum secure transirent, vos contempnentes dominium nostrum contra iustitiam de omnibus expoliastis 5 eosdem, preceptorum iuris non recordantes. Cum igitur deceat sapientes libenter sufferre insipientes, dimittimus ultionem, vobis per presentia scripta mandantcs, quod vel restituere debeatis ablata, vel per vos vel per aliquem vestrum omni auctoritate munitum non dififerre venire, si de iure confiditis, obiectis rationabiliter responsuri . Qui litteras derisorie quasi recipientes dixerunt, se nolle de novo alicuius ditioni sub- lOicere, nee esse consuetudinis predecessorum ipsorum sub Florentinorum examine respon- dere. Denuo per legatos nobiles viros dominans significavit e'sdem, non mandans neque precipiens, sed monens et ortans, ut alter ipsorum saltim veniret coram ipso , curaturus stare mandatis, sub conditione se nexibus aliquibus non alligandi. qui denuo respondentes dixerunt, se plurimum ammirari, cum nunquam fuerint nee sint alicuius ditioni suppositi, 15 inter cetera proponentes, se consilium super propositis habituros. Responderunt cnim secundum consilium amicorum repulantium civitatem esse ve- nalem et precibus posse cornimpi, ostendentium etiam cives eiusdem super talibus non esse concordes. Super quo plures simili spe ducti dicuntur fuisse decepti :et a radicihus extirpati. Florentini vero auditis responsionibus antedictis, Urbevetanis damna de publico 20 integraliter emendaiunt, de offensis vetcribus et novLssimis pro^wnentes ulcisci. Anno vero sequenti super predictum castrum hostiliter equitarunt cum timore tamcn et dubio, cum esset castrum illud pre natura loci fortissimum, et palatiis mire pulchri- tudinis et lurre munitum, ac circumdatum foveis et'muris ab interiori parte decem bra- chiorum crossitudinL«. et pervenientes ad locum construxerunt haedificia phirima circa illud 25 et manganos et trabuccum oneratum plumbo, licet percussores eorum non nisi sicut fabe marmoree offenderent muros. Cum autem diu resedissent ibidem in vanum utique laborando, proposuerunt rem aggredi novam, inauditam et prius insoUtam, castnun vi- delicet intrare sub terram, et omnia diruere, licet cum immoderatibus (sie) sumptibus et laboribus. et incipientes foveam ad pedem montis processerunt, propter ruinam et ne labo- 30 rantes ofTenderent proiecti iapides de castello lignLs cooperientes eandem, et cum immo- deratis angustiis pervenientes ad turrim foderunt ipsam, similiter et muros aptando ligna sub ipsis, ut in ictu ruerent igni combustis, castellanis interius destruentibus muros et bellum iriirabilo facieiitibus cum eisdem. Interim videnti^ domini supradicti eoniindem appropinquare necem et ceterorum existentium cum eisdein, paruerunt licet inviti, carcerem 1 Florentina A Florentie B 2 continentem A continenteä B 23 turre R terre A 24 oros- sitadiniü A et B 25 percussores A precursores B 27 priiis A prorsug 'B insoUtara A insolut uu B 32 igni A igitur B 33 interini A iterum B 20 relictis omnibus postulantes. Igne vero siib terra accenso haedificia omnia ceciderunt, et omnia in momento a radicibus sunt evulsa per dies XL laborantibus Florentinis. Anno M. CG. vigesimo mense lulii. (*) Unde quidam spiritu prophetie : 0 Mortennane non est tibi nomen inane. Mors 5 tua mors dura multis dabit aspera iura. Non enim pro vi^toria haec scribo, sed pro me- moria tantum hostendens periculum dedignantium maioribus obedire et magisterium novum ad coniodum dominorum. Universis tarnen et singulis consulo, quod nomina congrua filiis et locis imponant, cum plerumque nomina facta sequantur, a nomine predicti castri sumentes exemplum. dieebatur enim Morlennana, ana secundum vulgare secundum latinum 10 labor. Unde Mortennana idest in labore morluum. Obmittere tarnen nolo quod contigit obsidione durante. Nani cum Florentinorum ab inferiori parte sexta pars custodiret, ne in Castro stantes exirent, quin inciderent in foveam, ut cecus cecum ducens venerunt noclurno tempore Marturenses assumptis amicis et irruentes in custodes bellum ingens cum eisdem fecerunt, de duobus Florentinis uno Mlante et altero castellanis denegante 15 recössuni , et Florentinorum quinque partibus ignorantibus a superiori parte sistentibus. Recessei-unt itaque Marturenses non propter iustitiam martirizati, luctum duplicem repor- tantes, de personis propriis et amicorum et fratrum, quos de castello trahere nequierunt, et etiam de quodam nobili viro pisano milito. ipsoruni tunc potestate, quem mortuum reduxerunt. 20 Anno primo imperii excellentissimi Fredeiici secundi Romanorum imperatoris, silicet Millesinio ducentesimo XX, pontificatus sanctissimi pape Honorii anno, dum idem rex existens induxisset curiam, et desuper altare principis apostoloiiim sumpsisset imperiale diadenia, ex omni parte mundi magnalibus et nobilibus congregatis, Pisanorum que aderat honorabilis mullitudo cum quibusdam Florentinis pei-veniens ad litem, temptoria incidit 25 eorumdeni, pei-sonas nichilominus enomiiter vulnerando. Ipsi vero tristem vicem reddere non diflerentes, cum quasi iam dies inciperet inclinare, recuperatis rebus ablatis ipsorum omnia evulsere temptoria, dilaniantes sie omnia ipsa, quod non fuerunt sine labore sutores, et quosdam vulnerantes ad mortem et expoliantes de annis et rebus omnibus universos. nee mirum, quoniam cum essent coram matre timebant, ne filiale nomen verteretur in 80 numero privignorum vel non repellendo vires filii falso vocabulo dicerentur. Pisanorum vero potestas invitus sustinens quod aeciderat Pisanis, illico precipiendo mandavit, ut per- sona? et bona Pisis existentia detinerentur, iuramenta solvens et pacta, quibas erat in- vicem utraque pars comunitas alligata. In reversione vero florentina potestas credens satisfacere posse verbis curialibus et honestis, direxit litteras continentes hec: 85 Nobili et sapienti viro B. dci gratia Pisanorum potestati, amico et socio plurimum 4 *) Spazio bianco. A in maig. prophetie A prophete B 7 consulo A comilio B quod A qui B 23 que A etiam B 30 privignorum A priugornm B 35 Pisanorum A pisane B 21 honorando, et eiusdeiii civitatis honorabili consilio V. eadeni gratia florentina potestas et eiusdem civitatis consiiiuni et comune salutem et in amicitie sinceritate constantiam. Dolorosam conipellimur enarrare materiani relatione gravem et auditione mirandam, quod cum milites utriusquc comunis cssent in exercitu excellentissimi Frederici imperatoris, 5 super semen boniim supei-seniinante diabolo zizaniam, pervenerunt ad litem non declinantes ab iia, cum unum dicerentur ubique et easent revera, ut testificabantur obscquia et per famam publicam apparebat, nee recordati sunt eius, quod quisque sine doctore novit, quod licet m orsu linguam dentes offendant , nichilominus ambo gaudent quiete post morsum, et patrocinantes inviccm in obsequiis obliti sunt offensaiuni. Cum igitur sapientum sit 10 proprium insipienles honeste sufferre, sapientiam et amicitiam vestram rogamus attentius, quatenus honore vestro et antique et moderne dilectionis intuitu quod gestum est, cum a sapienti bus non proce?serit , niitigantes iram non revocetis ad animum. tarnen si nos forte sentitis obnoxios sui^er hiis, vos arbitratores et iudices facientes nosmetipsos sub exaniine vestro supponimus, considerantes, quod licet offendatur deus, nichilominus pater 15 et dominus, ittni quod non offuscatur aurum inter spinas manens, nee eius decrescit cla- ritas conculcatione pedum nee per inhonest um tactum eiusdem qualitas transmutatur. Presentatis igitur et lectis litteris antcdictis cum nuntius responsionem instantissime postularet, ipsam dare pisana potestas penitus denegabat inferendo minas, si coram eo amplius conipareret. lite itaque inter Pisanos et Lucenses orta patiente domino tempore 20 procedenti, qui plerumque digna (actis reddit contra iura viventibus, venerunt legati lu- censes viri patrocinium post ulantos ins1antii=sinie Fiorentinis, cum Pisani tanquam leo rugiens querens (|uem devoret, ipsorum terram violenter intrassent, et hedilicassent castra duo, Monte morectium silicet et Planectolem, ad eorum iniuriam et non modicam lesionem, et credertnt Tusciam tot.nni sibi subicere expoliando Florentinos et iuxta cutem Lucam 25 radendo. reccsserunt timi legati gaudiosam domi responsionem referentes. Pisani vero rerum auditione gestarum fortius solito indignati, ex omni parte Tuscie et Lombardie con- grcgatis amicis et subditis, projte castrum predictum Montemorectium venientes temptoria fixenmt lastella Lucensium indebite devastando, non recordantes unde sumpsit Florentia nomen et ethimologio Luce potentis. Lucenses vero venientes iuxta flumen Sarni castra 30 loc^averunt, ut ferebatur hoc pretextu , quod non posset a Fiorentinis promissio serviendi cum lionore negari. His igitur per legatos Lucensium Flor, relatis denuo postuiantes auxilium et asserentes, cum exercitus utriusque partis non per miliare distarent, separationem esse non jK)sse sine |)ericulo personaruni et honoris et rerum amissione, petebant diem certam, 1 eadein gratia, A eandeni gratiani B florentina A Ilorentie B 7 recordati sunt B recordatiji A 11 quat«nus A quod B 13 noenietipsos B voBmotipso« A 34 personarum A Pisanorum B 3* 22 ut diuturni florentini mores expostulant, assignari, quibus propositi« allegatis doininans direxit lilteras Pisas in hunc modum : Sapienti viro Pisanorum potestati 0. dei gratia Florentinoi'um potestas. Percepiniu-i pluribus referentibus , quod in cor noslrum vix potuisset ascendere, nisi hoc operuin 5approbasset affectus, quod vos super principio veloces et audaces in processu non con- siderantes exitum futarorum, luceasera intrastis hostiliter coniitatum haedificando castella in eodem ut in proprio, et terras et villas et arbores contra iuris ordinem devaslando. Cum igitur Lucenses coniuncti sint nobis sicut ungula carni, et expediat nobis ne posses- sionibus vel iure priventur, cum simus invicem membra, significamus vobis, quod proxima 10 die dominica iter arripientes venire non tardabimus, rationos eorumdem precursore domino defcnsuri. Qui taliter respondit: A. dei gratia Pisanorum potestas. Omnibus presentes litteras audientibus innotescat, quod nos usque ad diem dominicum quiescemus, expectantes eos, qui noscompellant de- 15 sistere ab opere quod incepimus. Lectis igitur in consilio litteris antedictis Florentini, licet res ad exercitum necessarie pro maiori parte deficerent, in ictu quasi arripuerunt iter amicis sive subditis minime re- quisitis, victorioso tarnen preeunte carrocio. Cum autem appropinquassent loco, quidam nobilis romanus civis tunc dominans dixit: 20 Si ex una ex (.«r) eadem stirpe nati pari nobilitate gaudemus, amore consanguinitas {sie] inspecto decet vos auribus verba nostra percipere, ac ea in cordibus tigere ne de- pereant, ut antiqua fama, que ceu sol super sydus omne nitescit, per nostra opera victo- riosa virescat, et dicant gentes, quod licet per longa locoruna spatia Florentia distet ab urbe, non sunt eins tamen attenuate virtutes, nee est eins debilitata potentia. Cum igitur 25 Pisani nos in multis graviter offendissent, occupando sine labore bona nostra magnis fatigationibus acquisita ac violenter eadem longo tempore detinondo, et socioruni nostrorum Lucensiuni per audaciam terras intransent (sie) deuni et rationes habentes in contentu, niandamus vobis et districte precipimus, quatinus predecessoium vestrorum, qui nunquara inimicis denegarunt propositis respondere, utentes viribus et potentia, corde velitis esse 3«primo prudentes, postmodum potentes in bello, sufferentibus isic) in bello laboribus, sollicitos in vigiliis, patientes in frigore ac caiore, ul pro patria pugriatores, ut reipublice defensores, ut honoris et laudis pre aliis gentibus possesson^s, obtinere credentes et primo pati quam repellere non peroptantes. Placuit enim omnibus potestatis oratio, et repieti spiritu fortitudinis pervenerunt ad 3ä locuni, et cum fuissent ibi consilia plurima de processu, surgens qiiidaiu nobilis dixit : Cum Pisani super propriis dornibus commoi(;ntur, et affirment vincere propter moram 3 Piaauorum A Piaanae B 0 A T> H 5 attectu» B iiffeotum A 23 et asserarit nos hie non posse longo tempore coinmoraiü, et nobis recedentibus dicant cum Lucensibus pugnaturos, cum sint plures numero, obtinere credentes, oportet indagatione subtili nos providere processum, et quem possit iinem processus generare discutere, item moram longam et comestibllium rerum defectum , item si Lucensibus relictis in campo 5 noster esse poterit cum honore recessus. Cum igitur hec esse non possint quin deridamur {sie) ab omnibus et feteat utique flos diu olens, est opus viam aperire ferro et ingenio vincere inimicos et arte. Expedit ergo, super burgum qui Bientina dicitur equitare, ubi vel reple- bimur spoliis vel cum adversariis preliabimur venientibus in occmsum. sit itaque quisque sapiens et consideret, ubi sumus, et qualem, si non obtinebimus, poterimus habere re- 10 gressum. Cum igitur onmibus placuiaset oratio, eadem hora tertia pars civitatis et milites omnes equitaverunt ad burgum in campo cum Lucensibus ceteris remanentibus. Et cum invenissent burgum gente vacuum, et redirent spoliis repleti burgo combusto, ecce Pisani vencrunt Sarno flumine in medio fluente. Florentini vero obviam in tlumine se faciente-s 15 eisdem bellum fortissimum agitarunt, et cum partem suam fluminis viriliter pars una- queque defenderet, apparuit acies militum de bosco exiens, et irruens in Pisanos bellum forte fortius fecerunt cum eisdem, in quo ex utraque parte mortui sunt plures, et ab ad- versa parte capti milites octuoginta non de plebe sed populo, et reliqui de renibus clippeum facientes fuge remedium patiere. duravit enim fuga flumen transeuntibus Flo- 20 rentinls per miliare quasi per villam que dicitur Calcinaria, que combusta, cum derivaretur a calce, est in calce versa. Unde versus : que nomen iuxta calx est effecta perusta. Caballis per prata ludentibus et gentibus a longe tarn magna videntibus, prae pietale hiis actis cum consiliarentur quidam dicentes exercitum tam florentiimra quam luccnsem esse pe- nitus separandum, cum tot et tales essent capti, quod opus non erat amplius preliai'i, ecce 20 Senenses et Marturenses venerunt manu forti, separatim ab exercitu pisano castra locantes. tunc expiravil consilium illud, et moram omnes unanimiter clamaverunt, adventu quorum in quemque novus spiritus supervenit, crevitque voluntas et insatiabilis appetitus ad instar leonis in bestiis in-uere noviter cupientis. Paucis diebus elapsis dum in castris quiescerent Florentini, et de ineeplione belli ac processu conferrent, et dicerent nil aliud 30 nisi solummodo bellum posse liti finem imponere, bellum fortissimum est cum Lucensibus parum pösi horam nonam inceptum, el cum mirabiliter preliarentur ambe partes, Flo- rentiiii veuciunt non in corde dupplici, et intrautes bellum miserunt fugatores in fugam, et quosdam ceperunt numero mille quingentos, et quosdam occiderunt , et quosdam per- cus.sermit, non tarnen in vultu, recuperatis captis, quos reducebant de Lucensibus, et rebus 35 ablatis, el accendentes locum preliando pervenerunt ad castra Pisanorum lignLs et foveis circmuiuaipie muiiita. In ingressu quorum fuit mirabile bellum, in quo ex utraque parte sunt plures occisi, et etiam sine vulnere sunt quidam mortui reperti, tantum pro labore 5 i»os»iut B poasit Ä 17 focorunt .1 fecit B 20 aerivaretur B dirueretur .1 28 cnpientis B iuipient1, 352. 4) L. Renier in Borghesi, Oeuvres V. 275 Anm. 3 hat die Zahl der 24 Colonien, die schon Borghesi nach- gewiesen hatte, auf 28 gebracht. Henzen hat nun zwar die von Guichenon (Borghesi V, 274) publicirte Inschrift auf Firenzuola beziehen zu solleu geglaubt, offenbar aber dabei die verschiedenen Stellen der Feld- messer über Florenz am Arno ausser Acht gelassen. Von dem Firenzm la, das in Itinerarien erwähut wird, ist gar nicht bek»nnt, dass es eine ( olonie Augusts war, also die Annahme . dass eine im Martyrologium Romanorum erwähnte Stadt lulia in territorio Parmensi mit Firenzuola identisch sei, eine etwas kühne und un- nöthige Hypothese. 5)Grotefend, Imperium Romanum tribntim descrip- tum. S, 54. Hier werden eine ganze Menge von Belegen beigebracht, dass die Colonie Florenz der Tribus Scaptia zugetheilt war. Da nun auch in P'aesulae Angehörige dieser Tribus vorkommen , so konnte man wohl anneh- men, dass diese Stadt zur 1 enachbarten Colonie ge- schlagen worden sei. Denn es war nicht üblich, ver- schiedene benachbarte Colonien ein und derselben Tribus zuzutheilen. Dazu kommt , dass Faesulae im Liber provinciarum gar nicht mehr erwähnt wird. Doch 77 der Augustus selbst seiner Geburt nach angehörte. Ihrem Gründer zu Ehren feierte die Stadt all- jährlich ein sechstägiges Fest'). Da Florenz schon vor Augustus bestand, so kann es zweifelhaft sein , auf welche der beiden Gründungen wir die noch heutigen Tages erkennbare römische Stadtanlage zurückzuführen haben'). Die früheste Angabe über die Stadtanlage von Florenz finden wir in der Chronica de origine civitatis. Hier heisst es von einer supponirten Erbauung der Stadt durch die Römer nach der angeblichen Zei-störung derselben durch Totila: Romani invenerunt secundum artem storlomiae (astrologiae) condecentes dies ad acdificationem civitatis Florentiae faciendam, et ut posset compleri giruni ipsius civitatis paiTO tempore ipsam, prout inferius continetur, muris giraverunt modico circuitu et ipsum melioribus argumentis reaedificaverunt , sicut est al) antiqua porta Sancti Petri usque ad antiquam poitam Sancti Panchratii et a sancta Maria sopra portaiu usque ad antiquam turrim, quae est iuxta episcopalum Florentinum, in qua est una ex portis antiquissimis civitatis Florentiae. Et sicut est ab uno latere urbis Romae ecclesia beati Petri, ita est in civitate Florentiae S. 59. Villani verlegt die Wiederaufrichtung der Stadt nun nicht in die Zeit nach dem Tode Totilas, sondern lässt Florenz von Karl dem Grossen und den Römern wieder aufbauen. (III, 1, 2, II, 1, I, 38.) Seine ausführliche Beschreibung »des Umkreises der alten Mauern« (Paradiso XV, 97) .stimmt mit der hier zum ersten Mnle veröfl'entlichten vollkommen überein. Dieselbe hat B. Varchi, der aber auch selbst- ständige Studien über die Mauern von Florenz gemacht hat^) und auf G. Villani als einen »uomo werden auch Augehürige der Tribiis Publilia in Faesulae (Grotclend S. 5) erwähnt, so dass vielleicht die siilla- nische Colonie dieser zugetheilt war. Plinius Hist. nat. ed. Detlefsen gedenkt III, .i und VII, 13 beider Stiidte. (Ueber das Theater zu Faesulae gehen die Ansichteu von Niebuhr I. 112 und Dennis S. 44i sehr weit auseinander. Da man es vor Kurzem zum zweiten Male aufgegraben hat, wird sich jetzt wohl Gewissheit über das Alter desselben erreichen lassen.) Nach florentiniscner leberliefernng wurde die Stadt von Rö- mern uud Fäsnlanern bevölkert. 1; {fr. die grosse Inschrift der Florentiner Duum- viri aus dem J. 18 p. Chr. bei Orelli Xr. 6k« in der es u. A. heisst: Ära numini Augusto pecunia nostra faciendam curabimus ludos Kx Idibus .\ugusti8 diebus sex in (perpeluuni) faciendos curabimus. Xatali Au- gustiie mulsiim et cruslulum mulicribus vicanis ad Bo- nam Deam pecunia nostra dedimus etc. J) Ich kann hier nur die Grundzflge einer Topo- graphie von Florenz geben. Hätte ein Florentiner den Fleiss und den Scharfsinn auf die Frforschung der Topographie seiner Vaterstadt verwendet, mit welchem C. Promis Turin und Aosta untersucht und die römische Anlage dieser Stiidte bis zur Evidenz klar gestellt hat, dann würden wir jetzt auch in Betreff der Arnostadt viel weiter sein. Ohne Nachgrabungen, welche aller- dings in Florenz schwierig sind, da sich in Folge von Ueberschwcmmungen, zahlreichen Bränden u. d. gl. der .Schutt der Jahrhunderte' sehr stark auf der ursprüng- lichen Anlage abgelagert hat, wird man hier zu keinen absolut sicheren Resultaten kommen, die Probe auf unsere Auseinandersetzungen nicht machen können. Doch dürften dieselben, welche schon darum auf eine Polemik gegen entgegengehende ,\nsichten sich nicht einrissen können , weil die neueste Auslassung eines Florentiuerä über die Topographie seiner Va crstadt mir nur mittelbar und höchst unvollkommen bekannt i«t(Giam- battista Uccelli hat nach Rosa , .'Archiv, storico Ser. III T. II S. 71 im J. 1861 einen Vortrag in der Societii Colombaria über sie gehalten i, jedem vorurtheilsfroien Leser einleuchten. So viel sei nur noch bemerkt, dass durch die Rücksichtnahme auf die gefälschte Chronik der s. g. Malespiiii bisher die ganze Grundlage der topographischen Untersuchungen von vornheiein dahin verschoben war. dass man die römische .Xubige für die Karls des Grossen erklären musste, und so den richtigen Ausgangspunkt verlor. :\) Ms \-yii< der Krieg gegen Florenz beschlossen 10* 78 assai seinplice et idiota etwas vornehm glaubt herabblicken zu dürfen, kurz und richtig so zusarnnien- gefasst : (Fiienze restaurata da Carlo Magno) ebbe quattro porte maestre, onde fu divisa in quattro quartieri ; le quali porte erano in guisa situate, che facevano come una croce. La prima dalla parte di levante si chiamava la porta di SanPiero; la seconda volgendo a manritta alla plaga di setten- trione, perche era quivi vicina al tempio di San Giovanni e non lungi dal vescovado, si nominava la porta del Duomo, ovvero del vescovo; la terza, la quäle era dall' occidente rincontro alla prima, fu nominata dalla chiesa, la quäle era puoco fuori di lei, la porta di Brancazio; la quarta e ultima, la quäl era a dirimpetto alla seconda , ebbe nome porta santa Maria , dove oggi si dice por santa Mai-ia colla niedesima scorrezione e abbreviatura ; e nel miluogo (come dicevano essij cioe nel inezzo quasi centro della cittä era la chiesa di santo Andrea, e quella di santa Maria in Campidoglio, quali si veggono ancora ne' tempi nostri. (Varchi 1. 1. III, S. 74, 75.) Man bedenke, Varchi will nicht den Grundriss der römischen, sondern der carolingischen Stadt geben. Und doch muss ein jeder, der die Anlage einer römischen Gastrurns auch nur oberflächlich kennt, sofort eingestehen, Varchi hätte die Disposition eines solchen nicht einfacher und klarer geben können als hier geschehen ist. Nimmt man nur einen Plan des mittelalterlichen Florenz in die Hand, wie er z. B. der Uebereetzung Dantes von Philalthes oder Vemons Ausgabe beigegeben ist, so kann man den Gardo und den Decu- manus Maximus ohne Weiteres ziehen. Der eine lief von der Porta del Duomo , wo im 13. Jahr- hundert nach dem Buche De oi-igine civitatis noch der Thurm stand , in dem sich das alte Thor befand, nach der Porta Santa Maria, die schon zu Villanis Zeit der StadterM'eiterung wegen abge- tragen und weiter hinausgeschoben war'). Die Via de' Suchiellinai und Galimara (auf Philalethes Plan) entsprechen der Linie des Gardo, die mit einer unbedeutenden Biegung durch die Via di Por San Maria auf den Ponte vecchio stösst, der Decumanus maximus, der den Gardo im rechten Winkel war, Hess Clemens VII. ein sehr genaues Relieibild der Stadt und ihrer ümgebnng durch den Uhrmacher und (jeometer Benvenuto di Lorenzo della Volpaia machen. Dieser erbat sich den bekannten Bildhauer >iiccolo il Tribolü zur Hülfe aus, und beide verfertigten nun in Holz ein Modell von Florenz, zu dem sie die Maasse zur Nachtzeit in der Stadt innerhalb sechs Monaten nahmen. Dieses Modell (Vasari, deutsche Ausgabe IV, 62J hat B. Varchi gesehen und ausserdem noch selbststandig gemessen, su dass er die Angaben Villanis über die dritte Umfassung der Stadt berichtigen zu können glaubt. Varchi sagt, er wolle der Beschreibung des Triboloetc. folgen : come iioträ conoscei e per se stesso ciascuno, che vorrä fare come ho fatto io, diligentemento laprova — das8 die Angaben Villanis in Betreff des terzo cerchio irrig seien. E perche puö ognuno, che vuole quello vedere, che ne scrisse Giovanni nel tempo suo, a me e piaciuto di dover sequitare piii che unaltro Niccolö scultore chiamato il Tribolo etc. B. Varchi Storia fiorentina (ed. Milano IbO:!) III, 57 (Lib. IX). Villani I. 38 sagt von der ältesten (römischen) Stadt: del comprcso e giro della cittit non troviamo cronica che ne faccia menzione. Das verhindert nun den Pseudü-Malespini nicht, cap. XXVI (cd. Follini; eine Beschreibung des ältesten (römischen) Florenz mit 3 Thoren u. s. w. zn entwerfen. Und doch soll nach der bisher geltenden Meinung Villani den Malespini aus- geschrieben haben! 1) Villani III, 2. E poi si volgiciio le mura ove sono oggi le case delli Scali per la via di Terma ia- fino in poite Sante Marie, passato alqnando Mercato nuovo . . . . e di sopra alla detta porta era la chiesa di Santa Maria chiamata Sopra porta, che poi quando si disfece la detta porta. cresciuta la cittä , si trasmutü la detta chiesa dov'e oggi. Vergl Villani VII, KJ und Richa, Le chiese III, 145. 79 am Mercato vecchio schnitt, wird durch die Strassenlinie des Corso, der Via delle CipoUu und der Via Strozzi von den Thoren von San Piero nach der Porta von San Pancrazio repräsentirt. Nach der Disposition eines römischen Castrums la^ das Forum westlich vomGardo an dem Schneidpunkte der beiden Hauptstrassen. Hiernach iiat dasselbe in Florenz da gelegen, wo wir den Mercato vecchio linden, der im Mittelalter auch Forum vetus. Forum regis, Mercatum regis genannt wird'). Das Kloster San Andrea, in dessen Nähe das Forum Regis, ist hier bestimmt nachweisbar, ebenso wie S. Maria im Campidoglio, das dem römischen Capilol entsprechen sollte*). Betrachtet man den Vernonschen Plan des mittelalterlichen Rom noch etwas genauer, so springen einem Jeden auf dem- selben noch eine grosse Anzahl von Strassen in die Augen, welche mehr oder weniger parallel mit dem Cardo oder Decumanus maximus laufen und den Strassen des römischen Gastrums ebenso ent- sprechen werden, wie dieses bekanntlich von G. Promis für die Straasen des heutigen Turin nach- gewiesen ist. Nur in Betreif der Ausdehnung der Stadt nach Osten können einige Zweifel bestehen. Denn man sollte doch als d;is Wahi-scheinlicliste annehmen, dass das Amphitheater der Stadt, dessen Ueberreste in der Nähe des Pallastes Peruzzi noch heute Jodermann sichtbar sind , innerhalb der römischen Umfassungsmauer gelegen habe. Das ist aber nicht möglich, wenn die Stadt vollkommen rechtwinklich erbaut ihr östliches Thor bei San Piero hatte. Doch kommt es auch anderwärts vielfach vor, dass das Amphitheater, hier vielleicht nach der ereten Anlage des Gastrums erbaut, ausserhalb der Ringmauer lag. Doch wie dem auch sein mag, die Grundlinien der römischen Stadt- anlage stehen für Florenz fest. Und hierauf kommt es uns, die wir keine Topographie der Stadt zu schreiben beabsichtigen, hier allein an. Sind sie aber richtig entwickelt , so wird es erlaubt sein, den weiteren Scliluss zu ziehen, dass die florentinische Lokaltradition irrt, wenn sie annimmt, dass San Giovanni auf Grund eines heidnischen Tempels erbaut sei. Nach der Disposition des römischen Gastrums lagen die Tempel am Forum. Möglicher Weise stehen daher San Andrea und Santa Maria del Gampidoglio an der Stelle heidnischer Heiligthümer. Die Golonie Florenz hatte nach denaufgefundenen Leichensteinen , und wie sich nach ihrer Entstehung von vornherein voraussetzen lä.sst, eine sehr gemischte Bevölkerung. Auch war sie wohl nicht allzubedeutend. Denn Strabo gedenkt ihrer mit keinem Worte. Doch machten sich die Florentiner zur Zeil des Tiberius in Rom einmal bemorklich, wie uns Tacitus^) aufbewahrt hat. Als im Jahre 15 p. Gh. im Senate der Plan discutirt wurde, den Lauf der Tiber zu corrigiren und 1) Das Forum veiiis, f. regis, mercatum regis (Ughelli III, 48. Lami, Monumcnta II, bli.i und 968) sind entweder villkommon identisch oder verschiedene Theile eines grosseren Ganzen, Ober dessen Lage gar kein Zweifel bestehen kann. Den Namen Forum vetus möchte ich iilirigcns nicht daher ableiten, dass man im mittelalterlichen Florenz gewusst hat, dass hier das römische Forum gelegen hat. Da an dem römischen Forum , dem Forum Kegis , auch die Curtis Regia zu suchen ist, 8» wurde hier im Namen deslongobardischen Königs und später des Kaisers Recht gesprochen. Die Jlarkgral'en, wie die Grossgräfin Mathilde, sassen aber nicht mehr hier üu Gericht, sondern in der Nähe von San Giovanni (dum in Dei nomine in civitate Florentiae ia via prope Kcclesiam S, Salvatoris juxta palatio de do- mui S.Battistae in judicio residisset Domina Beatrix etc. heisst es in einer Urkunde bei Fiorentini Memorie S. MOi, und das Forum vetus diente nicht mehr seinem ursprünglichen Zwecke. Daher wohl der Name vetus. 2) Villani III, 2. Hj Annales I, 7it. 80 und einige Zuflüsse derselben aus der Chiana nach dem Arno abzuleiten, erschienen Gesandtschaften der bei diesem Projekte interessirten Municipien und Colonien, von denen namentlich die Floren- tiner dringend baten , von demselben abzusehen , da die Ausführung desselben ihnen Verderben bringen werde. Die Lage der Stadt war also eine derartige, dass die geringste Zunahme der Wassermenge des Arno für dieselbe eine Lebensfrage war. * Aus den vier ei-sten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung liesitzen wir bei den römischen Schriftstellern keine weiteren Nachrichten über Florenz, wenn wir von der Nennung des Namens der Stadt bei Plinius absehen. Ein in der Nähe von Ghiusi gefundener Meilenstein unterrichtet uns nur, dass Kaiser Hadrian die Via Gassia, die durch ihr Alter in Verfall gerathen sei (vetustate coUap- sani) wiederhergestellt habe, hi den letzten Jahrhunderten der Kaiserzeit gehörte Florenz wohl zu den Städten der Tuscia annonaria, obwohl wir kein bestimmtes Zeugniss hierfür haben. Wann das Christenthum in Florenz seinen Eingang gefunden hat, wissen wir nicht. Doch gab es schon im Anfange des 4. Jahrhunderts einen Bischof in der Stadt, dessen Namen, Felix, uns Optatus von Mileve aufbewahrt hat^). Derselbe wohnte 313 einem römischen Goncil gegen die Donatisten bei. Zum vollständigen Siege über das Hcidenthum hat aber in Florenz, so scheint es wenigstens, die Kirche erst der Bischof Zenobius gegen den Ausgang des 4. Jahrhunderts geführt. Zu seiner Zeit wurde die älteste christliche Kirche der Stadt, von der wir sichere Kunde haben, San Lorenzo, ausserhalb des römischen Mauerringes an der Nordseite der Stadt, erbaut und vom h. Ambrosius, der von Mailand nach Bologna entwichen und von hier auf eine Einladung der Florentiner hin nach deren Stadt gekonmien war, im J. 393 mit einer uns noch erhaltenen Rede eingeweiht^). Die Freundlichkeit, mit der dieser grosse Heilige in Florenz aufgenommen worden war, vergalt derselbe ihr wieder, als sie einige Jahre später in grosser Gefahr schwebte. 1) Mommseii in den Schrifton der 11. Feldmesser II, 207 Anm. 118. Da Pistoja und das Mugello zur Tuscia annonaria gehörten, kann es kaum einem Zweifel unterliegen , dass auch B'lorenz hierher zu zälilen ist. Lami Mnnunionta Index LXXXVI ad a. äöG rechnet zur Tuscia annonaria Luna, Lucca. Pistoja, Florenz, Fiesole, Pisa, Volterru, Arezzo. Riena, Chiusi, Cortona, Perugia. Populonia und Rosellae. Das würde der spä- teren Tuscia Longobardorum, oder Tuscia regalis, im Gegensatz zur T. ducalis (Spoleto) und suburbicaria. dem zu dem Patrimonium Petri gerechneten Thcile Tusciens, entsprechen. Im .1. b'}5 gab es in der Tus-.ia annonaria 7 Bisthümer, deren Inliaber bei Mansi IX, 740 in einem Schreiben des Papstes Pelagius an sie namentlich aulgefflhit werden. Es i.st mir nicht ge- lungen, einen einzigen derselben in den bei Ughelli be- findlichen Bischofsreilieii nachzuweisen. Lami hat sie unterzubringen gewusst, natüilich von ganz willkühr- licheii Voraussetzungen ausgehend. 2) Optatus Miievitanus contra Donatistas Lib. I, 23- Man hat die Vermuthung ausgesprochen, das Bisthum von Florenz sei vielleicht von dem von Fiesole abge- zweigt (smerabrato) worden. (G. Capponi, Storia I , :!04-) Worauf sich diese Hypothese stützr. vermag ich nicht zu ergründen 5) .\mhrosii opera ed. Venetiis 1781. T. V. 133 u. f. Die s. g. exhortatio virginitatis. Ueher das Leben des h. Zenobius ist uns sehr wenig Zuverlässiges überliefert. Die ältesten Biographieen waren, wie wir aus einer Vita vom Erzbischof Lori'uz von Amalfi (■'; 1048) bei l'ghelli III, 13 ersehen, angeblich verbrannt Das Todes- jahr des Heiligen ist sehr unsicher. In der Kegel wird das Jahr 407 als solches angegeben , was bestimmt un- richtig ist Die Bollandisten (Acta S. S. Maii VI , 49 u f.) sind nicht abgeneigt, ihn bis zum Jahre 440 fort- leben zu lassen. — Der älteste christliche Friedhof der Stadt lag jenseits des .-Vrno, wo die Kirche von St. Feli- citä errichtet worden ist. Bei baulichen Veränderungen 81 Aus Rhätien hatte sich ein grosser Haufe deutscher Völkei-schaften, die nach neueren Unter- suchungen zu den pannonischen Ostgothen gehört haben sollen , im J. 404 unter dem heidnischen Könige Ratiger (Radagais) gegen Italien in Bewegung gesetzt. An den Mauern von Florenz brach sich die Kraft dieser Schaaren, die in der Belagerung befestigter Städte noch ungeübt waren. Doch war die Noth in der Stadt schon so hoch gestiegen, dass man an Uebergabe an die Barbaren dachte. Da verkündigte der li. Ambrosius , wie dessen Biograph Paulinus uns berichtet, einem Bürger der Stadt die nahe Befreiung. Stilicho erschien mit einem grossen Heere zum Entsätze, und Ratiger mu&ste die Belagerung aufgeben. Zwischen Florenz und Fiesole kam es dann zum Kampfe zwischen beiden. Eine Abtheilung des in drei Heerhaufen aufgelösten Gothenheeres wurde bis zur Vernich- tung geschlagen, der Ueberrest ins Gebirge gedrängt und hier entweder getödtet oder gefangen ge- nommen. Mehr als ein Jalirhundert lang nach dieser denkwürdigen Vertheidigung wissen die Geschichts- schreiber Nichts über die Geschicke von Florenz zu berichten. Die Ostgotlien, namentlich ikr König Totilas, sind es dann wieder, die ihren Namen mit der Geschichte der Stadt in einem in der Sage noch viel grösser reflektii-ten Zusammenhang gebracht haben. Kaum war Totilas an die Spitze des um seine Existenz kämpfenden Gothenvolkes getreten, als er von Faenza aus, wo er eine Heeres- abtheilung der Bv-zantiner leicht geschlagen hatte, tü-ei seiner besten Unterbefehlshaber, Bleda, Ro- derich und Uliaris zur Eroberung von Florenz über den Apennin entsandte. Diese schlössen die Stadt rasch ein, welche in die grösste Noth gerieth. Denn sie war nicht mit Lebensmitteln versehen. Der Schrecken, den das Ei-scheinen des Gothenheeres den Florentinern eingeflösst hat, war so gross, dass ihre Stadtsage Totila mit Attila in eine Person zusammenzog, und Florenz von »Totila der Gottesgeissel« im Jahre 450 dem Erdboden gleichmachen Hess, während der historische Attila nie nach Tuscien gelangt ist, und 54i2 Totila die Stadt nicht in eigener Person belagert, geschweige denn eingenommen hat. Denn da der byzantinische Befehlshaber dei-selben, Justin, auf eine Bol- schaft von der großen Gefahr, in der die Stadt schwebe, von Ravenna sofort Hülfe erhielt, musste das gothische Belagerungsheer rasch abziehen'). Obwohl nun das byzantinische Heer, welches die abziehenden Gothen verfolgte, geschlagen wurde, vernehmen wir doch nichts von einer Wiederauf- nahme der Belagerung. Totila zog ohne Aufenthalt nach Untcritalien weiter und Justin behauptete sich in Florenz*). Erst im Winter 545 — 546, so scheint es, musste er die Stadt aufgeben, um sich mit geringer Mannschaft Ravennas zu versichern, als Belisar selbst Italien verlassen hatte und nach Epi- damnus hinübergegangen war , um den Anmarsch der neugevvorbenen Truppen zu beschleunigen. Jedenfalls war Florenz einige Jahre später ohne byzantinische Besatzung im Machtbereiche der Gothen*). in diesem Stadttheile hat man wiederholt hier Denk- it) Procopius de bello Gothico, III, 5. male mit Inschriften aus früher christlicher Zeit aus- 4) Procopius I. 1. III, 6. gegralien. 5) Procopius meldet, wie auch Manso richtig be- 1 ) Pallmann, Geschichte der V&lkerwanderung, merkt, von einer Eroltening von Florenz durch die I, 248. Gothen Nichts Die Byzantiner haben die Stadt 545— 46 2) Bei Surius, De probatis sancterum historiis, einfach autgeben müssen, um sich in Ravenna weiiig- II, 526 u. f. stens halten zu können. 82 Doch war die Stadt offenbar nur schwach von ihnen besetzt nnd den Byzantinern nicht feindlich gesinnt. Denn als Narses 552 sich anschickte, den Schaaren des Leutharis und Butilinus ent- gegenzutreten, welche ihm seine gegen die Gothen erfochtenen grossen Erfolge streitig machen wollten, und mit einem Theile seines Heeres in Tuscien einrückte, ergab sich ihm Florenz wie die meisten Städte des Landes, Volterra, Pisa, Luna, Centumcellae freiwillig , auf das Vei-sprechen hin, dass sie keine Feindseligkeiten zu erleiden haben werde. Nur Lucca leistete hier drei Monate lang einen hartnäckigen Widerstand'). Mit dieser Erwähnung der Stadt Florenz durch Agathias verstummen dann wieder, nun aber nicht für Ein sondern für mehrere Jahrhunderte, alle Historiker über sie. Wann sie in die Hände der Langobarden gefallen ist, wissen wir nicht. Wahrscheinlich nicht vor 570. Dürfen wir aus dem Verhalten dieser in anderen Städten einen Schluss ziehen , so werden dieselben die Stadt, nachdem sie sich derselben bemächtigt hatten, nicht in Verfall gerathen und ihrer Widerstands- fähigkeit gegen äussere Feinde haben verlustig gehen lassen^). In der Stadt selbst, die mit ihrem Gebiet unter einem Dux stand, gab es einen Königshof (curtis regia) , in der unmittelbaren Nähe dei-selben, ein Königsfeld (campus und pratum regis)*). Ein mons regis wird in Urkunden späterer Zeit wiederholt erwähnt, ebenso, wie schon bemerkt, ein forum regis, das auch forum vetus genannt wird. Gegenüber der häufig wiederholten Behauptung, dass die Longobarden vorzugsweise sich in Faesulae und auf den die Stadt umgebenden Berghöhen niedergelassen und hier Burgen erbaut hätten, muss darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Kirche von San Giovanni, welche doch im frühen Mittelalter die bischofliche Cathedralkirche (episcopium) von Florenz war, langobardischen Ursprungs ist und ihren Namen von dem Schutzpatron dieses Volkes empfangen hat*). Wir besitzen 1) Agathias cd. Niebuhr I, 11. Schon aus dieser Erzählung des Agathias, die die Möglichkeit eines Widerstandes von Seiten der Florentiner voraussetzt, ergiebt sich, was von dem geschichtlichen Kerne der Sage von der Zerstörung 'von Horenz durcli Totila zu halten ist. 2) Die Langobarden stellten die Mauern der Städte wieder her, um sich gegen ihre H'einde zu schützen. z B in Verona. UghelliV, 711. Uebcr das ^Wachthaus* der Langobarden, den gardingus. in Florenz siehe S. 68. ;^) lieber campus regis s. üghelli III, 28. Terrara ad modios duodecim, quae dicitur campus regis prope ecclesiam S. loannis positam, hactenus pertinentem de curte regis sita Florentiae. et ita terminatur: de duabus i>artibus terram ipsius ecclesiae, ex tertia parte praecurrit fluvius Miuiioiie, de quarta vero parte terra quae Magiperti, Mauriperti et Floriperti eorumque con- sortium. (Urkunde von 81)8) Campus und pratum regis werden in einzelnen Urkunden so aufgefüh: t, dass man sie für identisch halten könnte z. B. üghelli III, .54. Dach werden sie in der Regel auseinander gehalten. DerXame campus regis lebt noch iu dem von Careggi, nordwestlich von Florenz, fort. Der mons regis. auch antiquitus mons Florentinus genannt (Üghelli III , 47 ) ist die Hohe über dem linken Aruoufer, auf der das Kloster von St. Miniato erbaut wurde. 4) Hegel, Stiidteverfa sung II, 197. .Johannes der Täufer war bekanntlich Schutzpatron der Langobarden, welchem die Königin Theodelinde die erste langobar- dische Kirche zu Monza und ihre Tochter, die Königin üuudiberga , eine zweite in der königlichen Hauptstadt Ticinum erbaute.' Paulus Diaconus de gestis Langob. IV, c. 49. — Auf die vielfach ventilirte Streittrage über die Zeit der Erbauung des Battisteros von S. Giovanni kann icö mich hier nicht einlassen. Ohne Nacligrabun- gen an Ort und Stelle wird sich auch nichts definitiv entscheiden lassen. Dass es nicht wahrscheinlich ist, dass hier ein Marstem]iel gestanden hat, habe ich schon bemerkt. Ich möchte mit Schnaase, Geschichte der bild. Künste IV, 440' z B. gegenHegel II, S. 198, den Bau 83 aus langobardischer Zeit freilich keine Florenz betreffende Urkunde, aus der dieses hervorginge. Denn dass die Urkunde des Bischofs Speciosus aus dem J. 724 für die Kanoniker (!) von St. Giovanni in der uns vorliegenden Fassung gefälscht ist, bedarf doch kaum eines weiteren Beweises*). Ebenso ist eine andere Urkunde des 8. Jahrhunderts für das Kloster Nonantula, mit der man die Sage von kaiserlosen« Zeit gerat hen war, er- holte, haben wir neben den bestimmten Angaben ülx^r die Bauten von St. Miniato, die Bischof Hildebrand 1013 in Angriff nahm, jedenfalls schon die Erzählungen anzusehen, welche sich in der Stadtsage der Florentiner an die Pereon Kaiser Ottos I. knüpfen. Wie Karl der Grosse tritt auch dieser Erneuerer der Weltmonarchie des grossen Franken als Wiederhersteller und Begründer der Stadt und deren Freiheiten auf. Ja er hat dieselbe mit einem grösseren Gomitat beschenkt als jener. Neue vornehme Familien sächsischen Blutes sind mit ihm hierher gekommen , die über ein Jahr - tausend hinweg mit den römischen Adelsgeschlechtern in direkte Verbindung gebracht werden. Der Sage war es gleichgültig, dass dieselben schon längst in Italien gesessen, ehe Otto nach Italien kam. Der Hass gegen die langobardischen Adelsgeschlechter war vielleicht gerade die Ursache, dass man einzelnen mächtigen Familien, den Guidonen, den Uberti u. A. , deren Einfluss man sich nicht ent- ziehen konnte, einen sächsischen Ursprung andichtete, um sie aus der Masse des übrigen Adels herauszuheben und ihre Bedeutung durch ihre nun mit der officiellen Tradition der Stadt in Ueber- 1) Lami, Mon. ir, 1380. Ughelli, III, 28, 29. 2) Lami, Mon. I, 87. Ughelli III. 37 u. f., III, 41. Die Fabeln bei Villani IV, 2 zeigen übrigens, wie gänz- lich verkehrt in den Köpfen der Florentiner des 14. Jahrhunderts sich die Geschichte der Vorzeit ihrer Stadt spiegelte. Villani ist z. B. geneigt, den Mark- grafen Hugo zu einem Markgrafen von Brandenburg zu machen. Nicht viel unrichtiger urtheilt freilich Gfrörer über diesen Mann und sein Verhültniss zur Kaiserin Theophano. Die Angabe bei Villani, dass Hugo sein väterliches Erbe in Deutschland verkauft habe, ist viel- leicht auf eine dunkle Erinnerung von dem Aufenthalt des Grossgrafen im J. 991 in Deutschland zurückzu- führen. Pertz, Mon. S. S. III, 61. — Der Gründer des Klosters von San Salvatore a Settimo, das vor 998 ge- stiftet wurde, war der Graf Lotbar aus dem Geschlechtc der Cadollnghi. Passerini im Arch. st. Ital. N. S. III, 2 S. 39. Villuni und nach ihm der Verfasser der Istoria der Malespini macheu fälschlich den Markgrafen Hugo von Tuscien zum Stifter. W 86 einstimmung gebrachte Herkunft gleichsam zu legitiniiren'). Die Stadtsage war dem gewaltigen Henscher, der dem mit den Geschicken von Florenz so eng verwachsenen Bisthume werthvolle Güter geschenkt hatte*), dankbar dafür, dass er die »Tyrannen« niedergeschlagen und einige Ord- nung wenigstens in dem unglücklichen Lande hergestellt hatte , welche sich auch unter seinen schwächeren Nachfolgern behauptete"). Als im Anfange des 11. Jahrhunderts nach dem Tode des Grossgrafen Hugo bis zum J. 1014 kein Markgraf in Tuscien die Reichsgewalt vertrat, hat gewiss auch Florenz nicht in den friedlichsten Verhältnissen gelebt. Wenn aber G. Villani berichtet, dass die Florentiner 1010 Fiesole eingenommen und bis auf die Burg zeretört hätten, so ist diese Vergewaltigung an der Nachbarstadt doch in das Reich der Fabeln zu verweisen. Denn wenn auch Lami zu viel beweist, da er mit den von ihm beigebrachten Argumenten consequenter Weise auch die Eroberung Fiesoles durch die Florentiner in dem Jahre 1125 in Abrede steilen müsste*), so genügt doch schon allein der Hinweis auf die Quelle , aus der Villani seine Angabe geschöpft hat , um dieselbe als eine nicht geschichtlich be- glaubigte darzuthun. Der Verfasser der Chronica de oiigine civitatis schliesst diese mit dem Bericht über die Zerstörung von Fiesole durch die Florentiner, freilich ohne die Jahreszahl 1010 anzugeben. Wenn auch nicht ersichtlich ist, warum Villani^) gerade die Zahl 1010 als das Jahr dieser Zerstörung an- gegeben hat, so lässt sich doch das System, das der Chronologie zu Grunde liegt, nachweisen. Die Zerstörang von Florenz durch Totilas hat er ins Jahr 450 verlegt. Diese Zalil war ihm durch die Chronica de o. c. (S. 57) nahegelegt, die in runder Summe von dem Tode Catilinas bis auf Totilas 500 Jahre rechnet. Nach der Zerstörung der Stadt durch Totilas wird dieselbe von den Römern aufgebaut und verbleibt in diesem Zustande mehr als 500 Jahre"). Villani, der von dem Wieder- aufbau der Stadt nach 450 nichts berichtet, da er nach den Gedichten aus dem carolingischen Sagenkreise die Wiederherstellung derselben mit Karl dem Grossen in Verbindung bringen wollte'), hat sich also des chronologischen Gerästes bedient, das ihm die Chronica de o.>c., welche von dem Wiederaufbau der Stadt durch Karl dem Grossen noch Nichts wusste, an die Hand gab. Das Ein- zige, was wir aus diesen Daten und der Abweichung Villanis von seiner Quelle ableiten können, sind Schlüsse auf die Zeit der Entstehung der Chronica de origine civitatis, die doch erst geraume Zeit nach der Zerstörung' Fiesoles im J. 1125 so ii-rthümliche Zeitangaben über dieselbe bringen konnte, und des Eindringens beziehungsweise der Umgestaltuug der Chansons de geste aus dem carolingischen Sagenkreise in Florenz selbst. Ist schon durch diesen Nachweis der Quelle, der Villani seine Erzählung von einer Zer- störung Fiesoles durch die Florentiner im Anfange des 11. Jahrhunderts entnahm, dei"selben jede 4) Die Abkunft von snclisischem Adel galt übrigens 5) VilLani IV, 6. Vergleiche oben die Einleitung ziemlich allgemein in Italien als Zeichen vornehmster zur Chronica etc. Herkunft. Vgl. Tronci, Memorie isioriche della cittä (i) Et ita per quingentos annos et plus stetit postea di Pisa. Livorno 1682 ad ann. 965. civitas Faesulana et Florentina. Postea crevit inimicitia 2) Lami I, Ib'i. maxima inter eos. hi. 60. 3) Giesebrecht, deutsche Kaisergeschichte I, 629. 7) S. die Einleitung zu II. 4) Lezioni, S. 28."> u. f. 87 historische Grundlage entzogen , so haben wir nicht nöthig , sichere historische Angaben , die uns Florenz um diese Zeit als eine keineswegs volki-eiche Stadt erscheinen lassen, als indirekte Beweis- mittel gegen die Wahi-scheinlichkeit einer Eroberung Fiesoles durch die Nachbarstadt in dieser Zeit zu verwerthen. Denn abgesehen davon, dass Petrus Damiani in der zweiten Hälfte des 11. Jahr- hunderts auf den 1058 in Florenz erfolgten Tod Papst Stephans X. und die Wahl Gerhards, des Bischofs dieser Stadt, der als Nicolaus II. den päpstlichen Thron bestieg, anspielend von Florenz sagt : Parva virum debet Florentia Romae: Quae tenet extinctum, cogatur reddere vivum, Sic nova Bethlaeis lux mundo fluxit ab oris^), ergibt sich die Thatsache, dass Florenz im Anfang des 11. Jahrhunderts keineswegs eine volkreiche Stadt war, aus dem Umstände, dass innerhalb der ältesten Umfassungsmauern, ja in der Nähe des Gentrums der Stadt, sich noch unbebaute Plätze befanden. Denn im 10. und im Anfang des 11. Jahr- hunderts (1018 — 19) verleihen die'Bischöfe wiederholt petiae terrae sitas in Civitate Florentiae, selbst in der Nähe des ehemaligen Forums. Dass die Stadt im 11. Jahrhundert dagegen einen bedeutenden Aufschwung nahm, beweisen die Kirchenbauten , von denen wir entweder urkundlich wissen , dass sie in diese Zeit fallen, oder die wir aus architektonischen Gründen in diese Zeit verlegen müssen. Aus dem Umstände, dass Pfingsten 1055 ein »grosses Goncil« zu Florenz gehalten wurde, dem Heinrich III. und Papst Viktor IL beiwohnten, kann freilich kein Schluss auf die Bedeutung der Stadt gezogen werden. Denn wir wissen, wie damals noch viel wichtigere Kirchenversammlungen in unbedeutenderen Städten abgehalten unirden. Doch wird sich nicht verkennen lassen, dass Florenz durch diese KircJien Versammlung und den Aufenthalt, den Päpste und Kardinäle wiederholt hier nahmen — war doch auch Nikolaus II. hier gestorben und die Kardinäle bis zur Wahl Alexanders IL, Anselms von Lucca, mehrere Monate hier geblieben — die Stadt an Ansehen, Macht und Bedeutung wachsen niusste. War sie doch auch in dieser Zeit einer der wichtigsten Mittelpunkte der Partei in Italien geworden, welche in dem Kampfe zwischen Staat und Kirche den Sieg der letzteren an- liahnen lialf; die Stellung, welche sie in dem Jahrhunderte erfüllenden Streite zwischen dem deut- schen Kaiserthum und der Curie fast ohne Wanken eingenommen hat, hat sie schon in diesem Jahrhundert , man kann sagen vor dem Ausbruche des Kampfes ergriffen. Hier hatte die loth- ringisclie Partei festen Fuss gefasst. Herzog Gottfried, der zwar dem weltlichen Besitz der Kirche gegenüber nichts weniger als schonend auftrat, aber dem Reiche gegenüber die beste Stütze der 1) Ughelli III, W. 2) Eine petia terrae nnd eine casa prope forum vetus (1018), una petia terrae sita in civitate Flurentie prope portam S. Peiri (1019); quoddam solum et terram Iiositam in civitate Florentiae prope mercatum Regis etc. 1 ami, Mon. II, 864 u. f. 3) Giesebrecht II. &07' sclireibt auf lionitho ge- stützt, dass auf dieser Synode auch der Bischof von Florenz wegen Simonie abgesetzt worden sei. Hier liegt aber ein Inrthum Bonithos klar zu Tage. Nach einer Urkunde bei Soldaui, Historia l'ass. S. 256 war schon 1050 der Lothringer Gottfried, der 10-Ö8 als Nicolaus II. Papst wurde, Bischof von Fhrrenz. Dass dieser 1055 nicht als Simonist abgesetzt worden ist , wird Jeder- mann zugeben. Da ein Nachfolger Gottfrieds, Petrus Theuzonis Medioliarbae filius (von 10G2 an Bischof) auf einer römischen Synode lOfiS abgesetzt wurde, er- klart sich der Irrthum Bonithos. Nachträglich sehe ich, dass schon Jafle Bonitho dieses Fehlers geziehen hat. Curie war, scheint sich besonders gern in Florenz aufgehalten zu haben. Waren doch auch Pisa und Lucca schon zu mächtige Gommunen geworden, als dass sie sich den Ansprüchen der herzog- lichen Gewalt so leicht gefugt hätten, wie das viel unbedeutendere Florenz, welches nur dann mit dem Herzog in Streit gerieth, wenn derselbe sich der demagogisch-kirchlichen Strömung, die die Stadt beherrschte, doch nicht ganz unbedingt zur Verfügung stellen zu können glaubte, sondern den fana- tisclien Mönchen gegenüber die bestehende kirchliehe Ordnung aufrecht zu halten suchte. Die von Glugny ausgehende kirchliche Bewegung hatte sich in Tuscien ein neues Centrum geschaffen, von dem aus sie in Itairen reformatorisch wirkte, hn oberen Amothale, im Casentino, hatte 1018 der h. Romuald die erste Niederlassung der Camaldulenser begründet. »Auch sie be- zeugen es, wie die Cluniacenser , dass was jene Zeit sittlich Kräftigendes und Reformatorisches in sich hatte, ihr vor allem in der Form des Mönchslebens zur Anschauung kommen und durch die Strenge der Mönchsaskese und der klösterlichen Disciplin in seiner Energie sich bethätigen musste, um die Kirche mit einem neuen Geiste zu beseelen«*). Unmittelbar in die Geschicke der Stadt Florenz griffen diese Mönche, deren Einwirkung auch auf die patarenische Revolution in Oberitalien grösser gewesen zu sein scheint, als man gewöhnlich annimmt, durch den h. Gualbert, f 1073, den Gründer der Abtei von Vallombrosa, ein. Wenn auch dieser gewaltige Bekämpfer der Simonisten nicht einer der vornehmsten Familien von Florenz entsprungen sein sollte^) , wie man später be- hauptet hat, so gehörte er doch einem ritterlichen Geschlechte der Stadt an. Kaum 18 Miglien von derselben entfernt gründete Gualbert 1039 die berühmte Einsiedelei, die Ariosto und der Puritaner Milton poetisch verherrlicht haben. Vor den Thoren der Stadt selbst hatten diese fanatischen Mönche in dem Kloster von San Salvi 1048 ihr zweites Kloster begründet und der h. Johannes Gualbertus demselben in dem Abte Berizzo einen seiner würdigen Vorsteher gegeben. Andere grossartige An- siedelungen der Congregation von Vallombrosa entstanden in dieser Zeit rings um Florenz, in dem Kloster des h. Michael zu Poggio di Marturi (Poggibonzi), zu Passignano im Val di Pesa, zu Settimo und an anderen Orten. Kein Wunder, dass es zu einem Zusammenstoss zv^^ischen diesen ihrer Macht über das niedere Volk sich wohl bewusstcn Mönchen und den in Staat und Kirche geordneten Ge- walten kam, sobald diese sich nicht in Allem den Winken der Fanatiker fügten. Von einem solchen Conflikte in Florenz, in dem schliesslich mit Hülfe des allmächtigen Archidiakonus Hildebrand (Gregor VII.) der Bischof der Stadt und der Markgraf Gottfried den Kürzeren zogen, sind uns aus- führliche, wenn auch nur einseitige, Parteiberichte erhalten. Der Bischof Petrus von Florenz (seit 10G2) sollte durch Bestechung , die sein Vater Theuzo Mediobarba aus Pavia geübt haben sollte, zu seinem Amte gekommen sein. Der h. Gualbert und die Mönche von Vallombrosa glaubten einen solchen Simonisten nicht in ihrer Nähe dulden zu dürfen und fingen an, gegen ihn öffentlich zu predigen und das Volk aufzureizen. Der Bischof, der mit 1| Baur, das Christenthum des Mittelalters S 106. Vater Valbert Herrn von Petroio und lässt seine Mutter 21 Doch nennt der ausgezeichnete Genealog L Villa der Familie Aldohraudeschi angehören. Passeriai (.Archiv, stör. ital. X. S III. 2 S. 43 seinen 89 der weltlichen Macht im besten Einverständniss lebte , soll sich der Widersacher durch eine Ge- waltthat zu entledigen versucht haben. Zur Nachtzeit wurden die Mönche von S. Salvi überfallen und schwer niisshandelt. Johannes Gualbertus , auf den man es bei dieser Gelegenheit ganz beson- ders abgesehen haben soll, hatte S. Salvi kurz vorher verlassen und sich nach Vallombrosa zurück- begeben. In Folge dieser Gewaltthat wurde das Volk von Florenz gegen seinen Bischof nur noch feindseliger gestimmt, und die Mönche erboten sich durch eine Gesandtschaft dem Papste Alexander IL gegenüber ihre Behauptung, dass der Bischof Petrus Simonist und Häretiker sei, durch die Feuer- probe zu erhärten. Aber der Papst wollte hiervon Nichts wissen. Auf einer römischen Synode, auf der Petrus durch einen Eid von der Anklage der Simonie sich zu reinigen bereit erklärte*), sprachen sich die meisten Bischöfe, darunter auch Petrus Damiani, zu Gunsten des Angegriffenen aus. Nur der Archidiakonus Hildebrand , Gregor VII., trat entschieden für die Mönche ein. Dagegen schützte Hei-zog Gottfried den Bischof und bedrohte seine Feinde mit den härtesten Strafen. Wenn man das bedenkt und noch dazu erwägt, dass Alexander ü., der der geistige Vater der Pataria in Mai- land gewesen war, und als Bischof von Lucca die kirchlischen Vorkommnisse in Florenz doch genau kennen musstc, sich gegen die Mönche aussprach, so kann es kaum einem Zweifel unterliegen, dass die ganze Anklage gegen Petras eine Ausgeburt mönchischen Uebereifers war. Als sich gegen diesen die bischöflich Gesinnten zu erwehren und die Fanatiker zurückzudrängen suchten, flohen eine An- zahl Geistlicher mit dem Archipresbyler aus der Stadt zum h. Gualbert nach Vallombrosa. So hart- näckig Würde der Streit, dass selbst die Anwesenheit Alexanders II. ebensowenig als die des Petrus Damiani in der Stadt etwas dazu beitragen konnte, denselben zu mildern. Schon hatten die Mönche Scheiterhaufen hergerichtet, um ein Grottesgericht zwischen ihnen und dem Bischöfe entscheiden zu lassen. Aber der Papst blieb auch jetzt standhaft in seinem WiderwUen gegen eine derartige Be- weisführung. Da aber nach der Abreise desselben sich d'e Gegensätze immer mehr schärften , das Volk von den Mönchen gewonnen die dem Bischöfe bisher treu gebliebene Geistlichkeit als Häretiker verhöhnte, verlangte diese eine Entscheidung durch das Gottesgericht. Aber Petras dachte über dieses wie Alexander II. und drohte den aufrührerischen Geistlichen, er werde sie wie die Laien, welche ihm nicht als ihrem rechtmässigen Bischöfe gehorchen wollten , durch die Krieger des »Präses«-) dazu zwingen; die Habe der aus der Stadt Flüchtigen falle der Obrigkeit (potestas) zu. In 1) Desidcrii i. e. Victoris III. dialogi Lib. III. in der Hibliotheca patnim maxima XVIII, 955. '-') L'iiter dem .Präses' ist hier gewiss Gottfried pemeiiii. Die Markgraien heisseii auch praesides z. B. Kamprottus divino munere Tusciae praeses et Marchio. Muratiiri -Antiqu. I, 963. Der Befehlshaber der Be- satzung von F'Inrcnz wird niunicipalis praesidis genannt — ich halte die Lesart Acta S. S. I. 1. S. ihO für rich- tiger als die S. 37C municipales, wie denn überhaupt die Biographie des h Gualbert, welche dem h. Atho von Pistoja zugeschrieaen wird, nur eine L'eberarbeitung der des Abts Andreas von Strumi ist. Es scheint so, als wäre damals Florenz direkt von Herzog Gott- fried regiert worden. Von Zwischengliedern der ., Ver- waltung, Grafen oder Vicegrafen, ist gar nicht die Rede. Der Bischof schickt Gesandte direkt an den Herzog, wenn er etwas durchsetzen will. — Municipalis heisst einfach C'astellan. Wenn von einem dominium potestatis gesprochen wird, das die Habe der Flüchtigen confis- ciren soll, so ist natürlich hier nicht an einen Podesti in der späteren, technischen Bedeutung des Wortes zu denken. Es ist hier vielmehr, wozu Muratori eine Menge Beispiele gesammelt hat , aligemein in der Be- deutung von Obrigkeit zu fassen. _ _90 der That kam es zu einem Einschreiten der bewaffneten Macht gegen die Priester, die sich nach S. Pieti-o geflüchtet hatten. Das Volk nahm eine immer drohendere Haltung an, und die Geistlich- keit stellte alle kirchlichen Funktionen ein. Jetzt kam es im Februar 1068 zum Vollzug des Gottes- urtheiles, an dem sich freilich der Bischof nicht betheiligte. Ein Mönch Petrus von Vallombrosa, Avegen seiner Heldenthat Igneus genannt und später zum Bischof und Cardinal befördert, der bis dahin die Aufsicht über die Esel und Kühe des Klosters geführt hatte, schritt auf Befehl seines Abtes zwischen zwei glühenden Holzstössen unversehrt hindurch, und damit war erw^iesen, dass Bischof Petrus wirklich ein Simonist war. Gegen eine solche Beweisführung konnte sich nun auch der Papst und eine in Rom versammelte Synode nicht verschliessen. Dieselbe setzte, nachdem der Glerus und das Volk von Florenz ein Schriftstück über den Streit zwischen dem Bischof und den Mönchen an Alexander ü. hatte gelangen lassen, auf einer Synode im Jahre 1068 Petrus ab. Ver- geblich sitchte sich der-selbe selbst mit Hülfe des Herzogs Gottfried in Florenz noch einige Zeit zu behaupten, that dann aber Busse und trat als Mönch in das Kloster Pomposa^). Ob durch diese Kämpfe zwischen dem Bischof der Stadt, dem ihn beschützenden Herzog und der von fanatischen Mönchen aufgehetzten Bevölkerung von Florenz »der erste Keim zur städtischen Freiheit der Florentiner Bürgerschaft gelegt worden ist«, wie Gfrörer behauptet hat, ist mehr als fraglich. Jedenfalls ist es irrig, wenn derselbe Historiker mit diesen Ereignissen das Hervoilreten des Consulats in der Stadt im J. 1102 in Verbindung bringen will. Dass in diesem Handel »plebe- jische Fäuste« thätig gewesen seien, folglich »patarenischeEinflüsse«^) verepürbar, und Hei-zog Gottfried gegen diese Bewegung gewesen sei, weil er »hinter derselben das Auftreten einer neuen politischen den Fürsten feindlichen Gewalt gewittert habe«, sind gleichfalls Behauptungen Gfrörers, die sehr der Reduction auf ihr richtiges Mass bedürfen. Gfrörer erzählt den ganzen Streit nur auf Grund der Darstellung Bertholds von Constanz. Dass neben diesem, in manchen Einzelheiten gewiss nicht, rich- tigen Berichte noch andere in den Lebensbeschreibmigen des h. Gualbert und den Dialogen des Desiderius von Montecassino , Viktoi-s III. , vorliegen , scheint demselben ganz unbekannt geblieben zusein. Er würde sonst wohl bemerkt haben, dass sich die Mailänder, statt auf die Florentiner Einfluss auszuüben , vielmehr von dem h. Gualbert »katholische« Geistliche aus seiner Umgebung ausbaten, welche der Bischof Rudolf von Todi, der nach der Absetzung des Petrus das Bisthum 1) Die Beweise, welche Lami Momimenta II, 105 u. f. und II, 1013 für die Behauptung beizubringen sucht, dass Petrus , der noch im Sommer 1068 im Ge- folge der Gräfin Beatrix in Lucca auftrete, gar nicht von seinem Sitze entfernt worden sei. sind nicht stich- haltig. Das Zeugniss Bertholds, Pertz, Script V. '273, liber den Eintritt .jenes in das Kloster von Pomposa ist unaulechtbar. Wenn die Mönche der Badia Fioren- fina des Petrus nach seinem Tode in Ehren gedenken, und ihn unter ihre vorzüglichsten Wohlthüter rechnen (Lami, Monumenta III. Inde.\ chronic. CLIXI. so be- weisst das nur. wie ungerechtfertigt die Anklagen der Vallombrosaner waren. — üeber die römische Synode sind jetzt die Annales Altahenses, Pertz, Script. XX. 819 zu vergleichen. Die beiden Lebensbeschreibungen des h. Gualbert, die dem Abt Andreas vou Strumi und dem h. Atho von Pistoja beigelegt werden, siehe Acta S. S. lulii T. III, 343 u. f. ' 2) üeber die Patarener zu Florenz werde ich später in den Anmerkungen zu den Annales Florentiui ein- gehende Mittheilungen machen. 91 Florenz verwaltete, ordinirte. Der Sieg der asketisch überspannten und fanatischen Mönchspartei in Florenz blieb nun hier nicht ohne weitergehende, die kirchliche Rechtgläubigkeit gefährdende Folgen. Das Papstthum selbst erlitt hier eine Niederlage, wie kurz vorher der legitime Bischof der Stadt. Da nach der Weissagung des Apostels Paulus') nur das Römerreich noch die Ankunft des Antichrists aufhält, so mussten während des Investitui-streites die curialistisch gesinnten Schriftsteller entweder unter dem Römerreiche ihrer Tage, das jene Aufgabe erfülle , das griechische Kaiserreich in Konstantinopel verstehen, oder das baldige Erscheinen des Antichrists erwarten. Denn mit dem römischen Kaiseireich deutscher Nation waren ja diese Curialisten principiell so zerfallen, dass sie in ihm nicht den xcaixiav des Antichrists erkennen konnten. Der bekannte Gregorianer Bonitho von Sutri huldigt nun der ersten Ansicht, wälu-end der Bischof Rainer von Florenz (1071—1113) be- hauptete, der Antichrist sei schon geboren und wirke in der Welt, die bald untei-gehen werde^). Als Beweis hierfür führte er den überall heri-schenden Unfrieden , die vielen blutigen Kriege , die damals geführt wurden, die immer weiter um sich greifende Sittenlosigkeit seiner Zeit an. Diese von einer so einflussreichen Seite ausgehende Behauptung verbreitete sich durch ganz Mittelitalien und regte das Volk auf. Wibcrt von Ravenna, der spätere Gegenpapst Anaclet, hielt es desshalb für geboten, einen ausführlichen Brief an den Bischof Rainer zu richten und ihn wegen seiner Irr- lehre derb zurechtzuweisen, und Paschalis II. berief im September 1106 ein Goncil nach Florenz, um dasselbe über die Lehre Rainers verhandeln zu lassen. Aber das massenweis zur Vei-sammlung herbeigeströmte Volk störte die Verhandlungen der Concilsväter in solchem Grade , dass dieselben zu keinem Beschlüsse kommen konnten'). Die extremste kirchliche Partei war in Florenz damals 1) II. Thessal. II, Ü u. 7. 2) Dülliiiger im Münchener historischen Jahrbuch für 1865 S. 388 u. f. Die Widerle(j;ung Rainers durch Wibert vou Ravenna gipfelt in der Ausführung, dass das Romerreich noch in voller Kraft stehe, dass Kaiser Heinrich IV. noch überall bis auf ganz wenige Aus- nahmen Gehorsam in Italien finde ; selbst Rom gehorche trotz des dort gewohnheitsmässig bestehenden Faktions- wesens dem Kaiser. Rainer möge nicht glauben, dass da« Reich an Macht verloren habe, quod Pseudo sit papa. Papam non Romanorum generalitas, sed pau- corum Romanorum cupiditas ordinavit. .\lso sei noch keine Möglichkeit vorhanden, dass der Antichrist schon erschienen sei. .\usser dem von DöUinger citirten .-Vb- drucke des Briefes von Wlbert ist derselbe auch bei Lami, Monumenta III. Index chronolog. CLXXVI zu lesen. 3) So stellt den Verlauf der Synode der Cardinal Petrus Pisanus (Watterich, Vitae II. S. 5) dar. Papa in Tusciam apud Florentiam concilium celebravit .... Sed frequentia populi, qui ob audiendam rei novitatem hinc inde confertim tumnituatimque confluxerat, nee concilium finem nee disputationis delibeiationemsuscepit. DiegeuaucreZeitbestImmungdes Concils ergiebt sich aus aus einer vom Papste in Florenz ausgestellten Urkunde. Jaffe, Regesia Pontif. ad. h. a. Mansi Conc. XX, 1195 erwähnt die Synode nur, um Unrichtiges über sie zu be- richten. — Was eine falsche Lesart einer Handschrift für Verwirrungen anrichten kann, ergiebt sich hierbei an einem ergötzliehen Beispiele. In einer Handschrift des Plinius, Hist. nat. III, 52 wird für Florentini prae- fluenti Arno adpositi gelesen: Fluentini etc. Diese Lesart war im 15. Jahrhundert in Florenz sehr ver- breitet und man -glaubte vielfach der ursprüngliche Name von Florenz sei Fluentia gewesen. Daher ent- stand das Adjcctivum fluentinus. Sabellicus, auf den sich Mansi beruft — das Citat ist nur eben so falsch als das aus Antoninus; es muss Sabellic. Enead. IX. Lib. 4 (Opp. H, S. 691) und Antoninus Secunda pars historialis Tit. XVI, capit. 1. Fol. CCXVI a heissen — 12 92 die allein herrschende. Mit dem Tode Rainers, dem ein Bischof aus einem der vornehmsten Adels- geschlecliter der Grafschaft, Gottfrid de' Conti Alberti di V^ernio (f 1143), folgte, scheint der Wahn von dem Erscheinen des Antichrichts sich verloren zu haben. Vielleicht, dass die Wahl Gottfrids. eines auf die Hebung des Besitzthums seines bischöflichen Stuhles und seiner Familie sehr bedachten Kirchenfürsten, nur als ein Rückschlag gegen die überspannten Tendenzen der Mönchspartei er- folgt ist. Von der die Florentiner im 11. Jahrhundert beherrschenden kirchlichen Richtung legt auch ihr Verhalten gegen Heinrich IV. ein schlagendes Zeugniss ab. Als dieser nämlich nach seinem Abzüge von Rom im Juli lOSl nach Tuscien gekonunen war, schloss Florenz vor ihm die Tliore, während die meisten Städte des Landes, darunter Lucca, der Hauptsitz der Markgi-afen, den Kaiser bereit- willigst aufnahmen und dafür die wichtigsten Stadtfreiheiten von ihm verbrieft erhielten. Da wir für die Belagerung der Stadt durch Heinrich IV. lediglich auf die Angabe der Gesta Florentinorum beschränkt sind, die berichten, Heinrich IV. sei am 21. Juli 1080 nach Floren-i gekommen, habe dit; Stadt belagert, aber geschlagen die Belagerung bald wieder aufgehoben, diese Nachricht aber, wie schon die Zeitbes! imnumg darthut, höchst unsicher überliefert ist, so können wir kaum aus derselben (;twas anderes als historischen Kern herausschälen, als dass sich Florenz Heinrich IV. feindlich gezeigt habe'). hat nun von einem episeoims fluentinus gesprochen, den dann Geiebrandus, Chronogr. Lib. IV, 603 (Ed. Lugd. I(i09) zu einem Bischöfe Fluentinus macht. — Die Zahl der dem Concile anwohnrnden Bischöfe hat zuerst, soviel ich sehe, Anioninus auf 340 festgisetzt. Irriger Weise verlegt er das C'oncil ins Jahr 1104, ins fünfte Jahr des Pontilicats des Paschalis. Andere lassen es 1105 gehalten sein. Ahtoninus verschweigt den Aus- gang desselben. Nach Sabellicus hat der Pai)St den Bischof ermahnt, ut temerario incoepto desisteret. Mansi giebt als Resultat au : Qua de causa hominem (episcopum) novitates studiosum et arrogantem jure meritoquc iucrepantes demiseruut. Ilef'ele hat es lür gut befunden, iiber das Concil ganz zu schweigen. 1) Dass die Nachricht aus den uesta Florentinorum stammt, beweist ihre wörtlich übereinstimmende Wieder- gabe bei Vi) iani, Paolinol'ieri, und in der lucchesischen und neapolitanischen Handschrift , die ich hier lerner als C. L. und C. X. bezeichnen werde. Sie lautet in C. N. Nel MLXXX lo detto Arrigo venne a rste a fiorenza a di XXI di luglio e levosseneadmodo di scon- ficta. Wenn G. A'illani lY. 23 noch Genaueres weiss, dass Heinrich die Stadt von der Nordostseite, vom Caft'a- gio (Campus fagii, das I20Ü vermessen und in die Stadt aufgenommen wird (Lami. Monumenta II, 810 u. 714), bis zum Arno längere Zeit belagert habe, so folgt er hierin höchst wahrscheinlich nur seiner eigenen Phan- tasie. Denn wenn Heinrich, was bei seinem schwachen Heere kaum glaublich ist, (Giesebrecht III, 020 u. 526) sich auf eine Belagerung der Stadt überhaupt einge- lassen hat, so war dieselbe jedenfalls nur von der Dauer weniger Tage, wie auch der C. L. ,ma pocha vi stecte' bemerkt. ^Aenn derselbe übrigens hinzufügt, Heinrich habe Florenz belagert, weil die Stadt es mi: dem Papste und dem Herzog Robert gehalten und von diesem einen Capitano mit Mannschaft aufgenommen habe, so ist der zweite Theil dieser Behauptung un- richtig. Denn was sollte ein Caiiitaii de.s Herzogs Robert Guiscard , der dem Papste , seinem Lehnsherrn, gegen Heinrich IV. vor Rom keinen Peistand leistete, im Gebiet der lirossgrätin ? Da Heinrich IV. in dem grossen Privileg für Lucca, das er am 2:i. Juni 1081 vor Rom ausstellte, die Florentiner ausdrücklich von dem Genuss von Handelsfreiheiten, die er den Lucchese;i gewiihrte, ausnahm — |)reci])inius etiam, ut jamdicto Luceuses liceniiam habeant emendi etvendendi in mer- cato sancti Dcmiini et Comiiarmuli, ea conditione u: Florentini predictam licentiam non habeant. Archivio storico Ital. X. Doc. p. 4 - so- ergiebt sich daraus, dass er deren feindselige Stimmung gegen ihn wohl kannte, ehe er auf seinem Rückzüge vor Rom in der Nähe ihrer Stadt voiüber kam. Heinrich IV war am 93 Das aber wird uns auch anderweitig bestätigt : durch den Ausschluss der Florentiner von den Markt- gerechtigkeiten, die er den Lucchesen A'erlieh'). Ohne Frage ist es eine richtige Bemerkung Villanis, dass Florenz sich im 11. Jahrhundert sehr bedeutend vergrössert habe. Findet er einmal die Ursache hiervon in der Zerstörung von Fie- sole (IV, 7 u. S), .so vvissen wir, dass diese Motivirung des Wachsthums der Stadt eine willkürlich ei-sonnene, unhistorische ist. Begriindet er sie dagegen an einer anderen Stelle (IV, 16) damit, dass er sie mit dem Aufenthalt der Curie in Florenz in Verbindung bringt, so ist dieses der Wahrheit näher. Florenz bildete in der That in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts den Mittelpunkt der antikaiserlichen, hierarchischen Partei in Tuscien. Während Lucca, dessen Bischof mit Gregor VU. der geistige Leiter der Grossgräfin Matliilde war, sich auf Seiten Heinrichs IV. stellt, so dass der Bischof mit seinen Getreuen die Stadt verla-ssen musste, blieb Florenz unwandelbar in der Ergeben- heit gegen seine Herrin, die Grossgrälin Mathilde, und den Papst. Die Siege, die die von diesen Mäcliten vertretenen Tendenzen im Laufe der Jahrhundeile über das deutsche Kaiserthum erfochten haben, hat das Wach.sthum der Stadt von ihrer, man könnte fast sagen zweiten Gründung an bis zu der Zeit hin befördert, wo gleichzeitig mit dem endgiltigen Unterliegen der Reichsgewalt Florenz zur mächtigsten herrschenden Stadt Tusciens erblüht war. Die enge Verbindung, in welche hie;- kirchlich-religiöse Tendenzen mit den kräftigsten Elementen eines Gemeinwesens getreten waren, das sich von seiner Entstehung an im bewussten Gegensatze gegen das nichtitalienische Kaiserthum und den demselben mit wenigen Ausnahmen zugethanen Adel auf ein Gewerbe und Handel treibendes Bürgerthum stützte, welches durcli den rechtschaffenen Fleiss der Handwerker und Fabri- kanten und den vei^schmitzten , rücksichtslosen, welterfahrenen Handelsgeist grosser Kaufleute und Bankiers zu einer der reichsten des Erdballs heranwuchs, hat der Geschichte der Amostadt ihre Signatur aufgedrückt, so lange dieselbe eine für die Culturenlwicklung Europas hervorragende Bedeutung gehabt hat. — Wir wissen nicht, auf welches historische Zeugniss hin G. Villani die Erbauung des zweiten MauerkreLses der Stadt , mit dessen Hülfe sie dem Angriff Heinrichs IV. im J. 1081 widerstanden haben .soll, in das Jahr 1078 verlegt; die Quelle, der Villani die meisten Nachrichten über die Vor- geschichte seiner Vateistadt entlehnt hat , welche auf historische Glaubwürdigkeit Anspruch erheben können , die Gesta Florentinorum, berichten uns Nichts hierüber. Da aber Villani den Bau des dritten Mauerringes 1324 alsStaat-sbeamler leitete^), so dürfen wir ihm wohl zutrauen, dass er über die Errichtung des zweiten Mauerkreises sich sorgfältig inforrnirt hatte. Die Nachrichten, die er uns 10. Juli 1081 noch in Siena iinJ am li). schon in Lucca. war, (Stumpf No. if'aS) am 21. nnch Florenz eekommen Kr wird wohl auf seinem Marsche die beide Städte sei, wird dadurch erwiesen. verbindende Strasse, die s g. Via Francesca, die Florenz IJ S. die vorausgehende .Anmerkung. nicht berührt, sondern den Arno bei Fucechio über- '-') Villani IX, 25ti la misura i'urono diligentemeute schritt, benutzt haben Die Unmiiglichkeit, dass Hein- misurate ad istanzia di uoi autore, essende per lo co- rich IV,. der auch am 'JO. Juli noch in l.ucca anwesend mnne uficiale siipra le mura. 12* 94 bietet, entsprechen auch den gegebenen Verhältnissen volllcommen. Vor den Ausgängen der römi- schen Umfassungsmauern hatten sich zunächst in der Fortsetzung der zwei Hauptstrassen Häuserlinien gebildet, die sich besonders vor dem Nord- und Ostthore am Leichtesten entwickeln konnten, wäh- rend an der Südseite der Stadt sich der Raum zwischen der Mauer und dem Arno füllte. Auf der Westseite begränzte der Mugnone die ursprüngliche Stadtanlage, der erst weiter nach Westen abgeleitet werden musste, wenn die Stadt sich vor seinen Ueberschwemmungen sichern wollte. Dieses ist denn auch geschehen. Die Folge dieser Bodenconfiguration war nun die, dass auf der Nordseite der Stadt, die Vorstadt, in der die alte Kirche von San Lorenzo lag, die Gestalt eines fast gleicliächenklichen Dreiecks erhielt, dessen Basis die alte Stadtmauer bildete. Die nordöstliche Seite desselben verlängert bildete dann die eine Seite des Vorstadtdreiecks, das sich in ähnlicher Weise vor die östliche Seite der ältesten Umfassung gelagert hatte. Hier lag San Pietro Jlaggiore, nach der auch das am weitesten östlich vorgeschobene Thor benannt ist. Von diesem Thore lief die Mauer dann etwas westlich zurückgenommen nach dem Arno, so iedoch, dass, wenn die Ueberreste des römischen Amphitheaters nicht schon in dem römischen Mauerringe eingeschlossen waren'), jetzt dieselben jedenfalls innerhalb der Stadt lagen. Die Folge der Ausdehnung der Stadt in dieser Rich- tung war nun, dass hier das alte Stadtviertel von Porta Santa Maria sich in zwei Stadttheile auf- löste, von denen der eine nach der 1068 geweihten Kirche San Piero Scherragio^), der andere nach der ältesten Vorstadt, dem Borgo S. S. Apostoli, kurzweg das Borgo genannt \vurde. Nachdem der Mugnone westlich abgedämmt war, konnte sich auch westlich eine Vorstadt vor dem. Thore von San Pancrazio bilden, deren Mauer wesentlich in einer Flucht mit der nordwestlichen Mauerein- fassung der Voretadt von San Lorenzo sich bis an den Arno ausdehnte und an der Brücke alla Carraia ein nach dieser benanntes Thor hatte. Jenseits des Arno war die Stadt damals noch wenig bebaut und nicht ummauert. Erst, nachdem Heinrich IV. vor Florenz gelagert hatte, sollen nach Villani die drei Borghi, aus denen sich nachher der sechste Stadttheil von Florenz gebildet hat, ummauert worden sein^). Die Vertheidigungsanlagen der in dieser Weise ausgedehnten Stadt diesseits des Arno sind anfänglich nm' Gräben und Palisadenzäune (fossi e steccati) gewesen. Die Aufführung der Mauern in der angegebenen Ausdehnung gab dann der Stadt eine durchaus neue Gestalt. Welches die treibenden Kräfte jigewesen sind, die nach den Volksunruhen von 1008 sich hier ein Bollwerk schufen, bedarf keiner Ausführung, wenn uns auch keine Chronik etwas darüber berichtet. Die Grossgräfm 1) Siehe oben S. 79. Es spricht die Beschreibung, liegt. Doch sind in verschiedenen römischen Stadt- die Villani III, 2 von der nach ihm von Karl dem anlagen die Amjjhitheater, die dann jünger sind als die Grossen erbauten Mauer macht, entschieden dagegen, Stadtanlage, vor deren Mauern errichtet. Lami, Lez. dass das Amphitheater innerhalb der Stadt lag. Wäre S. 86 zählt eine ganze Reihe auf. es doch der Fall gewesen, so würde das römische o) Villani III 2. Florenz eine Gestalt gehabt haben, ungefähr wie Pom- y, Villani IV 8 pei, wo das Amphitheater auch weit nach Osten vor- 95 Mathilde hatte gewiss nichts dagegen, wenn sich hier im Gegensatz zu dem wetterwendischen Lucca ein fester Sitz ihrer Partei bildete und König Konrad, Heinrichs IV. Sohn, hätte kaum eine Stadt finden können , die seinem Vater feindlicher gesinnt gewesen wäre als Florenz , wo ihn der Zufall am 27. Juli 1101 das Ende seines traurigen Daseins erreichen liess. Doch damit halben wir uns der Zeit genähert, aus der uns, wenn auch vorläufig noch dürf- tige und nicht ganz fehlerfreie , so doch immerhin zusammenhängendere , glaubwürdige originale Aufzeichnungen , die in der Stadt Florenz selbst entstanden, aufljmvahrt sind. Mit der Zeit , in der Florenz für die Geschichte des mittelalterlichen Tusciens bedeutend zu werden anfängt und sich zu einem eigenen Staatswesen mit ganz bestimmten Tendenzen auszugestalten beginnt, hebt auch seine Historiographie an. Nachtrag zu S. 04. Ich hatte mir wi. derholt die Frage vorgelegt, wann die römischen Umfassungsmauern von Florenz verschwunden sind, ohne zur Beantwortung derselben einen Anhalts- punkt zu finden. Da stosse ich gerade nach Drucklegung der vorausgehenden Seite auf eine Notiz bei G. Villani, die sich höchst wahrscheinlich auf den Abbruch und Verkauf der ältesten Stadtmauern bezieht. Villani schildert Lib. VIII, cap. 2 den Zustand von Florenz unmittelbar nach der Einführung der »Ordnungen der Gerechtigkeit« und dem Frieden mit Pisa und sagt : E nota, che infino a questo tempo, e piü addietro, era tanto il trancjuillo stato di Firenzc, che di notte non si serravano le porte alla cittä , ne avea gabeile in Firenzc (cfr. P. Villari in der Nuova Antologia XI, 44ü) ; e per bi- sogno di moneta per non fare libbra, si venderono mura vecchie e terreni d'entro e di fuori a chi v' era nccostato. Was können es für »alte Mauern«, welche die Ck)mmune verkauft, gewesen sein, als die Mauern des primo ccrchio, die jetzt ganz innerhalb des zweiten Mauerringes lagen und die Anlieger beliLstigten ? Es war die Zeil, in welcher eine nie gesehene Bauthäligkoit in Florenz herrschte, in der man u. A. den Platz um das Battistero von S. Giovanni aufräumte und die Arte di Calimala die Pilaster dieser Kirche mit Marmor incrustiren Hess (1293) , in der man die Grundsteine zur Kirche von Sanhi Croce (1294), dem Dom von Santa Maria del Fiore (1298) und dem Palazzo vecchio legte. Da konnte man auch die Steine der alten Mauer gut verwerthen. 'S ^larburir. KIwerfuL-he Untversitäu-Buchdruckerei. QUELLEN UND FORSCHUNGEN ZUR ÄLTESTEN GESCHICHTE DER STADT FLÖßEM HERAUSGEGEBKN OTTO HARTWIG. ZWEITER THEIL 4. ANNALES FLORKNTINI I. 5. ANNALES FLORENTINI II. 6. DIE VERZEICHNISSE DER CONSULN UND PODE- 8TATEN VON FLORENZ. -. DIE SOGENANS TE CHRONIK DES BRUNETTO LATINI. 8. DIE GESTA FLORENTINORUM UND DEREN ABLEI- TUNGEN UND FORTSETZUNGEN. ANHANG: EINE MOBILMACHUNG IM FLORENZ UND DIE SCHLACHT VON MONTAPERTI. HALLE. MAX NIEMEYER. 1880. v< HERRN MICHELE AMARI HOCHACHTUNGSVOLL UND FREUNDSCHAFTLICH ZUGEEIGNET. •v ^ Vorrede. Der zweite Theil der „Quellen und Forschungen zur ältesten Geschichte der Stadt Florenz" bietet nach der einen Seite viel mehr, als ich im Vorwort zum ersten Theil angekündigt hatte, nach der anderen etwas weniger, als ich gern geboten hätte. Die beiden ersten Abschnitte des Bandes (IV und V) bringen die ältesten annalistischen Aufzeichnungen zur Geschichte der Arnostadt mit einem ausführlichen Commentare, zahlreichen unedirten Urkunden und Urkundenauszügen ausgestattet. S. 1 — 178. Ich habe lange geschwankt, ob ich nicht diesen Commentar zu einer Geschichte von Florenz bis zum Jahre 1250 umarbeiten solle, mich aber schliesslich doch entschlossen, die einmal gewählte Form beizubehalten, wenn dieselbe auch einige Wiederholungen und Verweisungen nöthig machte. Denn einmal waren bei ihr die zahlreichen kritischen Voruntersuchungen leichter unterzubringen; dann wäre es doch nur möglich gewesen, eine Geschichte der äusseren Beziehungen der Stadt zu liefern, weil zu einer Geschichte der inneren Entwicklung von Florenz noch die nothwendigsten Vorarbeiten fehlen. Eh giebt weder eine Ausgabe der ältesten Stadtstatuten, noch sind die frühesten Statuten der Zünfte publicirt; das Verhältniss der Stadt zum Bisthume muss auf Grund von Urkunden noch schärfer, als dieses bisher geschehen, festgestellt werden; femer ist die Veröifentlichung des Re- gistrums (Liber jurium) \on Florenz, oder doch wenigstens eines chronologisch geordneten Ver- zeichnisses der nicht weniger als 42 starke Bände füllenden ofBciellen Abschriften der öffentlichen Urkunden abzuwarten. Ich selbst beabsichtigte auf Grund eines aus dem Anfang des 14. Jahr- hunderts stammenden ausführlichen Kepertoriums zum Registrum von Florenz ein chronologisch geordnetes Urkundenverzeichuiss für die älteste Zeit hier abdrucken zu lassen, unterlasse es aber doch lieber einstweilen, weil diese Zusammenstellung nicht die nöthige Vollständigkeit erlangt haben würde. Die von mir gewählte Commentarienform gestattete es auch allein, auf die Ver- fa.s8ungsentwicklung der Stadt so bald einzugehen, als es die Annalen noth wendig machten, und so weit es das vorhandene Material ermöglichte. Der Benutzung des Commentars habe ich durch ein alphabetisches Register nachzuhelfen gesucht, welches Herr Dr. L. J. Neumann für die histo- rischen Partieen des Buches (111^ — VI) anzufertigen die Güte hatte. Als ein Stück der deside- rirten Verfassungsgeschichte bitte ich das mühsam zusammen gesuchte Verzeichniss (VI) der Consuln und Podestaten der Stadt vom Aufkommen des Consularregimentes an bis gegen das letzte Drittel des 13. Jahrhunderts anzusehen. Einen grösseren Raum als die in diesen Abschnitten veröffentlichten Quellen nehmen die unter VII und VIII zum ersten Male publicirten Chroniken ein. Das eine ist die von mir wieder VI aufgefundene, nach einem aus ihr schon früher bekannt gewordenen Bruchstücke irrthüralich dem Brunettü Latini zugeschriebene Chronik; das andere eine in einer Handschrift der Biblioteca nazionale zu Neapel am vollständigsten erhaltene Bearbeitung der s. g. Gesta Florentinorum und eine sich an dieselbe anschliessende Fortsetzung derselben. Da diese Bearbeitung der ursprünglichen Gestalt der s. g. Gesta Florentinorum am Nächsten steht, und ich eine eigentliche Reconstruktion derselben nicht wagen mochte, weil dieselben nicht, wie ich früher angenommen hatte, in latei- nischer, sondern schon in der Sprache des Trecento abgefasst waren, so habe ich dieselbe hier, in allen ihren originalen Theilen abdrucken lassen. Ich habe mich bemüht, hierbei einen Text dieser Chroniken zu geben, der die alterthümliche, häufig schwankende und noch incorrekte Schreibweise der Handschriften, so weit als die Rücksicht auf die Lesbarkeit des Textes es nur gestattete, beibehalten hat. Manche Form, die in meinem Texte auf den eisten Blick als Lese- oder Druckfehler angesehen werden könnte, schien mir aus sprachgeschichtlichen Gründen der Conser- virung werth zu sein. Da in den historischen Theilen meiner Arbeit so viel von den Feldzügen der Floren- tiner zu reden war, habe ich in dem Anhange einen von mir in der Wochenschrift „Im neuen Reiche" 1873 publicirten Aufsatz theilweise und hier und da verbessert wieder abdrucken lassen, in welchem die Kriegsführung, die Aushebung der Mannschaften u. s. w. , wie diese um die Mitte des 13. Jahrhunderts sich in Florenz ausgebildet hatten, auf Grund eines sehr ausgiebigen urkundlichen Materials dargestellt war. — Es liegt mir nun noch die angenehme Pflicht ob, allen denen zu danken, welche mich bei meiner Arbeit unterstützt haben. Da ich dem liohen Königl. Ministerium des Unterrichts für seine mir wiederholt gewährte BeiliüUe schon schuldigst gedankt habe (S. 271), hätte ich hier noch die Namen der Freunde zu nennen, deren hülfreicher Theilnahme ich so vielfache Aufklärung und Förderung in meiner Arbeit schuldig bin. Doch unterlasse ich das, da ich hier nur die Namen wiederholen müsste, welche ich schon in der Vorrede zum ersten Theile dankbar genannt habe. Von ihnen allen weilt nur der gelehrte Graf L. Passeriui nicht mehr unter den Lebenden. — Dass mein Herr Verleger diesen Theil meiner Arbeit mit einem guten Plane des ältesten Florenz schmücken konnte, verdanke ich dem freundlichen Entgegenkommen der Herrn Gebrüder Henninger in Heilbroun. Dieselben überliessen mir die nöthige Anzahl von Abzügen dieses Planes, der unter meinem ,Beirathe' für den zweiten Theil der , Danteforschungen* unseres Alt- meisters Carl Witte entworfen worden war. — Schliesslich empfehle ich auch diesen zweiten Theil mühevoller Untersuchungen der freund- lichen Beurtheilung der Sachkenner. Derselbe ist in Jahren ausgearbeitet, in denen meine Ge- danken durch die Neuorganisation der hiesigen Universitätsbibliothek gar sehr in Anspruch genommen waren, und in denen ein hartnäckiges Augenleiden monatelang mir nur gestattete, meinen Amtsgeschäften zu leben. Nur das lebhafte Verlangen, mein gegebenes Versprechen ein- zulösen, und die Erwägung, dass die Arbeit, die ich unternommen hatte, doch einmal gemacht werden müsse, trieben mich immer wieder zu ihr zurück. Möchte die Ausführung derselben nicht allzuweit hinter dem guten Willen ihres Urhebers zurück geblieben sein! Halle im September 1880. v^ Erklärung der auf dem Plan befindlichen Zeichen. 1. Kirche Sant' Andrea mit Platz. !"■ ., Saut' Apollinare mit Platz. 2. „ Sauti Apostoli mit Platz. 3. Florentiner ßadia. '6"- Canonica (Domherrenwohuung). 4. Kirche San Firenze. 5. Kirche und Hospital Set. Job. des Täufers. t>. Piazza del grano. 6"- Kirche San Lorenzo mit Platz. 7. „ Santa Maria in Campidoglio. S. „ Santa Maria maggiore mit Platz. 9. „ Santa Maria sopraporta. 10. „ Santa Maria degli Ughi mit Platz. 11. „ San Martino mit Platz. 12. Mercato nuovo. 13. Mercato vecchio. II. A. Corso degli Adimari. B. ßorgo degli Alhizzi oder San Piero. C. Calimara. D. Via de' Cerchi (mit Platz). E. Via de' Cocchi. F. Corso (oder Via San Piero). Die Fort- setzungen nach Westen Via de' Speziali und degli Strozzi. Borgo de' Greci. Kirchen und Plätze. 13" Kirche S. Michele Berteldi. „ S. Michele in orto. 14. „ 14"- „ San Pancrazio mit Platz. 15. „ San Pier maggiore mit Platz. 16. „ San Piero Scheraggio. 17. „ Santa Reparata mit anstossendem Domplatz. 18. „ San Romolo. 19. Platz der Signoria. 20. Kirche Santo Stefano. 21. Platz Tornaquinci, jetzt degli Strozzi. 22. Kirche San Tommaso. 23. „ Santa Trinitä mit Platz. 24. Jetzige Piazza degli Ufizi, früher P. San Piero Scheraggio. Strassen. H. Via Lambertesca. I. Via della Ninna. K. Via Por Santa Maria. L. Via Porta rossa. M. Via del Proconsolo. N. Via de' Portinari, oder Ricciarda. 0. Via dello Studio. P. Via Vacchereccia. G. III. Weltliche, Privat- und öffentliche, Gebäude. a. Häuser der AUighieri. b. Castell Altafronte. c. Häuser der Amidei. d. Bargello. e. Häuser der Buondelmonti. f. » der Caponsacciii. g- » der Cerchi. h. i. der Donati. der Elisei. k. 1. m. n. o. P- q- r. Häuser der Giuochi. „ der Greci. „ der Importuni. Bildsäule des Mars. Häuser der Ormanni und Foraboschi. „ der Peruzzi. „ der Portinari. ,, der Uberti. IV. Annales Florentini I. 2., 1110 7. Kai. Junii. Floreutini juxsta Pesa comites vicerunt. ■je. Mai 1111 9. Kai. Januarii indictione 4. Enricus quavtus Romanorum rex ingressus est Florentiam, a. Oec. 1110 1114 15. Kai. Septembris facta est seeunda et ultima destruccio murorum Monte Cascioli in '■^■■^''^- nocte tarnen. 1115 4. Nonas Madii in nocte tarnen accensus est ignis in burgo Sancti Apostoli, qui nuiltas *' ""' consunsit domos. 1115 mense Julii obbiit Mactilda commitissa. 1117 17. Kai. Septembris ad oram sexstam accensus est ignis qui Florentinam exarsit urbem I«. Ang. indictione decima. 1119 mense Septembris Florentini Monte Cascioli obsiderunt, quem marchio Remperoctus ') defendebat. 1119 6. Nonas Octobris indictione tertia decima de auctore Florentini Monte Cascioli ignem '*■ ""'■ consumpserunt. 1120 16, Kai. Martii. Petrus Mingardole*) ad defendendum se de crucifixo super novem vo- u. Febr. meres ignitos nudis pedibus ambulavit et illesus evasit. 1125 pridie Kai. Julii Florentini ad obsidendum Fesulas cucurrerunt et pridie Idus Septembris ingressi sunt Fesulas. 1129 14. Kai. Decembris Florentini pugnando vicerunt castellum quod vocatur Vingnale et 18. Nov. ji^j plures Senenses capti fuerunt. 1135 16. Kai. Julii Ingilbertus marchio Florentiam est ingressus. le. Jnni 1135 10. Kai. Novembris Florentini superaverunt castelum qui vocatur Monteboni. 23. üct. 1138 Idus Augusfi aniissum est officium in ac civitate et est recuperatum Idus Novembris. 13. Aug. 1141 8. Idus Junii Florentini pugnando vicerunt suburbium extra porta quod vocatur CamoUia '■ "'""' juxsta Seneusem urbem, et per tres fere dies eam obsiderunt. I) Foggini liest fälschlich: Semproeus. 2) Auch Foggini liest so. Es ist daher von der Lesung P. in Ingardole wohl Abstand zu nehmen. 1 1147 Idus Augusti reveisus est populus Florentinus a castello Monti Rollandi supeiato. "■ ■*"^' In nomine Patris et Filii et Spiritus santi Nelia Telia in ripa de maii sedebat Telia dixit: segemus. Nelia dixit: secessemus; Male de oculis famuli maris. 1153 pridie Kai. Maitii lecupeiatum est oficium in civitate Florentina amissum per 5 annos *•• ''''"■ et dimidium. 1173 15. Kai. Madii indictione 6. propter Paterinos admissuni est officium in civitate Florentina. 17. April Diese ältesten Aufzeichnungen zur Gescliicbte von Florenz, welche auf uns gekommen sind, finden sich in einer Handschrift der systematischen Lombarda aus dem 12. Jahrhundert, die in der Vaticanischen Bibliothek aufbewahrt wird. Auf der Kehrseite des Blattes 71 des Nr. 772 niembr. in fol. gezeichneten Manuscriptes der Palatina hat im vorigen Jahrhundert der gelehrte Oberbibliothekar der Vaticana, Pier Francesco Foggini (f 1783), ein geborner Florentiner, diese kurzen Notizen zuerst entdeckt und für den um die Geschichte von Florenz so hoch verdienten Giovanni Lami abgeschrieben. Dieser Gelehrte hat dann in seinen Novelle letterarie pubblicate in Firenze l'anno 1747. Tomo VIII. S. 1 u. f einen Commentar zu denselben veröffentlicht, der wie jene Entdeckung Fogginis Pertz unbekannt geblieben ist. Denn sonst würde derselbe diese Annalen doch wohl nicht als von ihm 1822 zu Rom aufgefunden bezeichnet haben'). Die auf fünfzehn einzelne Jahre sich beziehenden achtzehn Notizen sind von verschiedenen Schreibern des 12. Jahrhunderts auf dem Blatte eingetragen worden. Dabei ist die chronologische Ordnung nicht eingehalten. Zum Beweis, dass es den Schreibern dieser Notizen bei ihren Auf- zeichnungen auf das unbeschriebene Blatt des Lombarda -Codex nicht allein auf eine Sammlung historischer Angaben zur Geschichte von Florenz ankam, hat sich gleich der erste von ihnen erlaubt ein Bruchstück aus einem Volkslied mitten unter diese trockenen Zeitangaben zu setzen, das noch im 14. Jahrhundert gar wohl bekannt war. Der Schreiber, der die Notizen zu den Jahren 1135, 1138 und 1147 geliefert hat, hat zum Jahre 1147 die oben mitgetheilten Verse eines Gedichtes geschrieben, von denen der letzte mit Pertz offenbar zu lesen ist: Male de oculis fa mi lu mari. Es scheint unzweifelhaft, dass damit auf eine Canzone angespielt wird, welche Dioneo') auf das Geheiss der Königin, ein anderes Lied als das von ihm begonnene: Monna Aldruda, levate la coda etc. anzustimmen, sich bereit erklärt zu singen, wenn er nur eine Cembalo hätte, und die anhebt: L'onda del mare mi fa grau male. 1) Ubi repertos Romae 1822 exscripsi. Mon. 1173 abermals von verschiedener Hand nach Foggini. Germ. XIX. S. 223. Nach Foggini 1. 1. p. 2 ist die Notiz zu 1147 il piü 2) Den Anfang bilden die Angaben zu den avanzato nel tempo di tutti gli altri scritti della prima Jahren 1135, lü. Kai. Nov. 1133, 1147; dann 1111, mano. Ich folge der Beschreibung der Handschrift, 1135, 10. Kai. Julii, 1115, 1117, 1119, (i. Non. Oct., 1120; die Pertz gegeben liat. weiter von einer anderen Hand oder zu anderer Zeit 3) Boccaccio. Decamerone. Giornata V. Nov. 10. geschrieben, 1119, Sept. 1125, 1129, 1110, 1114, 1141; Alle die hier mitgetheilten Canzonen waren Spottlieder darauf wieder von anderer Hand 1153 und zuletzt auf das weibliche Geschlecht. Dass die Notizen der Handschrift der Vaticana in Florenz aufgezeichnet sind, unterliegt wohl keinem Zweifel '). Da dieselben aber von verschiedenen Schreibern herrühren , welche zum Theil längere Zeit, bis zu sieben und dreissig Jahren, nach den von ihnen berichteten Ereignissen dieselben niederschreiben, so kann es nicht befremden, wenn sich einzelne irrige Angaben und Widersprüche eingeschlichen haben. Der eine Schreiber beklimmerte sich nicht um das, was sein Vorgänger schon auf das leere Blatt der Handschrift notirt hatte, sondern schrieb nur auf, was ihm zu Ohren gekommen war, oder was er irgend wo anders schon aufgezeichnet ge- funden hatte. Schwieriger ist zu erklären, wie ein und derselbe Schreiber Widersprüche in den wenigen Notizen, die er zu Papier brachte, aufkommen lassen konnte. So hat dieselbe Hand, die zum Jahre 1119 eine Belagerung von Monte Cascioli notirt hatte, zum Jahre 1114 bemerkt, dass dasselbe Castell 1114 zum zweiten und letzten Male zerstört sei. Foggini hat sich leicht zu helfen gewusst, indem er Schreibfehler in der Handschrift annahm. Das geht aber nicht an. Denn in den meisten Fällen sind die Zeitangaben mit Buchstaben ausgeschrieben und dann noch mit Zahlzeichen versehen. Es bleibt hier nichts Anderes übrig als Lesefehler anzunehmen; der Schreiber einer Notiz hat dieselbe irgend wo, sei es in einem Nekrologium, einem Missale oder sonst wo aufgezeichnet gefunden, und sich hier in den Zahlzeichen verlesen, oder die Daten schlecht behalten, als er sie in die Lombarda-Handschrift übertrug. Da Pertz und Foggini darin übereinstimmen, dass die Schriftzüge der verschiedenen Hände sämmtlich auf das 12. Jahrhundert zurückweisen, so haben wir in diesen kurzen Annalen ohne Frage die ältesten Aufzeichnungen zur florentinischen Geschichte vor uns, die auf uns gekommen sind. Da sie, von einigen wenigen Notizen abgesehen, die uns, wenngleich nicht so bestimmt datirt, auch die s. g. Gesta Florentiorum bieten (ad a. 1115. 1117. 1125. 11H5), die einzigen Angaben zur Geschichte der Stadt Florenz für die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts enthalten, habe ich sie hier noch einmal abdrucken lassen und mit einem Kommentar versehen zu sollen geglaubt. Zu der ersten Notiz unserer Annalen, dass die Florentiner die Grafen an der Pesa geschlagen hätten, giebt Lami 1. 1. S. 17 — 21 eine weitläufige Ausführung, welche die Glaubwürdigkeit dieser Angabe erschüttern soll. Das Argument, das er besonders hervorhebt, ist aber hinfällig. Er fragt nämlich, wie es möglich gewesen sei, dass die Florentiner, die Untergebenen der Grossgräfin Mathilde, ihre gleichfalls dieser Fürstin unterstehenden Landsleute, hätten mit Krieg iiberzielien sollen. Die Grafen^), unter denen er die Guidi versteht, hätten allerdings nach dem Tode der Grossgräfin in Feindschaft mit Florenz gelebt. Desslialb sei höchst wahrscheinlich für 1110 1130 zu lesen. Diese Conjektur ist aber gänzlich unnöthig. Denn einmal haben wir gar nicht nöthig unter den Grafen die Guidi, welche mit der Grossgräfin befreundet waren, zu verstehen. Und dann ist der Grund, den Lami gegen die Möglichkeit einer Fehde zwischen Florenz und Grafen der Umgegend zur Zeit der Grossgrälin Mathilde anführt, durchaus nicht beweisend. Seit 1105 1) Zum .Jahre ll;ih heisst es ,in ac civitate", Paolino Pieri ad. a. I2ü:i und 12U5 diesem Sprachge- ■KAS sich doch am eiufachsten so erklären lässt, dass brauche. Aber er war doch nicht durchgehends gültig. man es auf die Stadt bezieht, in der der Schreiber Denn aus Simone della Tosa ergiebt sich, dass man lebte. Doch kann man es auch anders erklären. unter den Conti die Guidi nicht schlechthin verstand. 2) Später verstand man unter den Conti hier Er sagt ausdrücklich ad. a. 1204 und 1209: I conti Guidi. nnd da allerdings schlechtweg die Guidi. So folgt Ebenso Ptolmaeus Luccensis: C'omites Guidi ad. a. 120S. 6 führten die Pisaner und Lucchesen die erbittersteu Kämpfe mit einander, ohne dass die Gross- gräfiu das hätte hindern können. Dieselbe hatte in den letzten Jahren ihies Lebens ja auch sehr viel an Auktorität in Tuscien eingebüsst. Durch die Romfahrt Heinrichs V., der Anfangs De- cember 1110 nach Tuscien kam, nachdem er den Widerstand der Grenzfeste Pontremoli gebrochen hatte, und Weihnachten in Florenz feierte, waren die in Tuscien bestehenden Parteien rielleicht erst recht in lebhafte Bewegung gegeneinander gerathen. Hatte auch die Grossgräfin den Abge- sandten Heinrich's V. gegenüber „ihre Verpflichtungen gegen das Reich anerkannt" und hatte der deutsche König, ohne irgend welchen Widerstand zu erfahren, in Florenz Aufnahme gefunden, so werden wir uns das Verhältniss der Fürstin und ihrer treuen Stadt zu Heinrich V. keineswegs doch als ein sehr freundliches zu denken haben. Kaum dürfte auch der hartnäckige Widerstand, den Pontremoli dem deutschen Heere im November 1110 entgegen setzte, nicht die Billigung der Grossgräfiu, die im Oktober 1110 in dieser den Engpass über den Apennin beherrschenden Feste anwesend gewesen war, gehabt haben. Florenz wird die Anwesenheit eines deutschen Heeres innerhalb der Stadtmauern auch nicht gerade rasch zur Gegenpartei bekehrt haben. Da wir die Stadt wenige Jahre darauf mit einem kaiserlich gesinnten Adelsgeschlecht in Fehde liegend finden, so erscheint es als kaum fraglich, dass, wenn der von unseren Annalen erwähnte Sieg der Florentiner gegen die Grafen überhaupt mit diesem Gegensatze zusammen hängt, wir die Florentiner 1110 vor und nach der Anwesenheit des Königs in ihrer Stadt als Gegner der deutschen Partei anzusehen haben. Aber wir haben nicht nöthig, diese Fehde in irgend welche Verbindung mit den grossen Parteiungen der Zeit zu bringen. Gab es doch in Tuscien im Anfang des 12. Jahrhunderts Ursachen genug, welche zu blutigen Zusamraenstössen der durch keine starke markgräfliche Gewalt mehr gebundenen Machthaber führten. Schon vor dem Tode der Grossgräfin waren hier die Besitzverhältnisse möglichst verworren. Eine Menge KirchengUter waren von den Mark- grafen, namentlich von dem gewaltthätigen Vater der Grossgräfin ßonifacius HL, an das Haus von Canossa gebracht worden. Ein Verzeichniss der Kastelle und Höfe , welche derselbe allein dem Bisthum Reggio abgepresst hatte, füllt bei Tiraboschi mehr als eine Folioseite. Mit diesen Kirchengütern hatte ßonifacius seine Vasalen beliehen, andere hatte er für sieh behalten. Stellten die mit jenen Gütern Beliehenen sich in dem Streite der Grossgräfin mit dem Kaiser auf Seite des Letzteren, so sprach die Markgräfin wegen Felonie ihnen die Lehen ab, belieb Andere damit, während auch die ursprünglichen Besitzer wieder ihre Rechte geltend machten. Neben den Streitigkeiten hierüber liefen noch ganz andersartig enstandene Misshelligkeiten über das Mein und Dein her. Die Kämpfe zwischen den bedeutendsten Communen Tusciens, Lucca und Pisa, schädigten Niemanden mehr, als die Nachbarn dieser Städte, als die Feudalherrn, die in den Grafschaften des unteren Arnothaies auf ihren zahlreichen Burgen hausten. Neutral konnten sich dieselben bei dem Streite der mächtigen Communen nicht halt^'n, ihr Grund und Boden bildete den Kriegsschauplatz. Um ihn vor Verwüstung zu schützen, begabte man nun zum Scheine angesehene Klöster der Nachbarschaft mit demselben. Andere Feudalherrn sahen sich bei dem Wachsen der Municipien, welche die ganze Grafschaft, zu der einst die Stadt gehört hatte, ihrer Jurisdirektion unterwerfen wollten, gleichfalls gezwungen, ihre Burgen und Güter in den Schutz eines Bischofs oder eines grossen Klosters zu stellen. War die drohende Gefahr vorüber, so suchte man sich uatüilich auch von diesen geistlichen Herrn wieder ganz unabhängig zu macheu, und es begannen neue Streitigkeiten i). Als das kräftige Regiment der Grossgräfin in Tuscieu bei deren vorgerückten Alter schwächer wurde, und nun gar als dieselbe gestorben war und die Kirche zu ihrer Erbin eingesetzt hatte, da hatte die Verwirrung in Tuscien gar keine Grenzen. Was Reichsgut und was Allod der Grossgrätin gewesen war, konnte in vielen Fällen nicht mehr sicher bestimmt werden; die Kirchen verlangten das ihnen abgepresste Gut zurück, womit längst schon Andere wieder beliehen waren. Irrthümer aller Art gritten um sich, wie denn z. B. die Kaiser mit mathildiniscbeu Gut irrthümlich belehnten, deshalb darauf recuperiren mussten, um es der Kirche zurückzugeben, die dann die früheren Inhaber damit bolehute '■^). Hier und da suchte auch ein Bischof Güter, die seiner Kirche wieder zugefallen waren, nicht wieder für diese zu recuperiren, sondern in den Besitz seiner J^amilie zu bringen. Kurzum wir haben uns die Besitzverhältnisse in Tuscien im Anfange des 12. Jahrhunderts so unsicher und bestritten als nur möglich vorzustellen. Dass wir unter solchen Verhältnissen bei den zwischen Florenz und seinen Nachbarn in dieser Zeit entbrannten Fehden an sich nicht nöthig haben, dieselben stets auf die grossen Kämpfe der Zeit zwischen der Curie und dem Kaiserthum zurückzuführen, dürfte Jedem einleuchten. Desshalb haben wir auch nicht nöthig, unter den Grafen, welche die Florentiner 1110 au iler Pesa schlugen, an ein besonders kaiserlich gesinntes Grafenhaus zu denkeu. Wir wissen ja nicht einmal, welche Grafen es waren, die die Florentiner besiegten. Doch können nur drei Grafengeschlechter in Betracht kommen: die der Guidi, der Alberti und der Cadolinghi. Die Guidi, ein für die Entwickelung der Stadt so wichtiges Grafengeschlecht, dass man später unter dem Namen: i Conti schlechtweg sie verstand, sind es dann auch nach Lami 1.1. gewesen, welche schon 1110 mit den Florentinern im Felde lagen. Langobardischeu Urs))rungs s) hatten sich die Guidi von ihrem Stammsitze Modigliana in der Romagna aus nach Tuscien ver- breitet und waren hier ein sehr begütertes Grafeugeschlecht geworden. Gamurini giebt ein un- vollständiges Verzeichniss ihrer Besitzungen, zählt aber doch immerhin hundertundneunundneunzig 1) üeber diese Verhältnisse handelt u. A. sehr einsichtig L. Passerini im Archivio storico. N. S. IV. .S. 4H. 2) Theiner, Codex dominii temporalis. I. til. 3) Ueber die Familie der Guidi besitzen wir jetzt eine ausführliche genealogische Arbeit von L. Passe- rini bei Litta, Le famiglie celebri Fase. 149 u. f. Wenn dareh diese auch die älteren genealogischen Werke über diese Familie z. B. die des jüngeren Ammirato und Repettis vollständig antiquirt sind, so wimmelt doch auch Passerinis Stammbaum, wie mir l'h. Wüsten- t'eld versichert, von Fehlern. Daas derselbe selbst für verhältnissmässig späte Zeiten nicht genügt, geht aus K. Wittes schöner Abhandlung: Dante und die Grafen Guidi (Dante Forschungen II. S. 194 u. f.) hervor. Nach der Familiensagc sind die Guidi wie so viele andere vornehme oberitalicuische Familien sächsischen Ursprungs. Ihr Ahnherr soll mit Otto I. nach Italien gekommen sein. Es bedarf keiner Ausführung dass dieser Geschiechtssage keine Glaubwürdigkeit zu- kommt. Die Familie war wohl zweifellos langobar- bardischer Abkunft. Denn sie lebte nach laugo- bardischeu Recht. Ihr Almherr hiess Theudegrim (Tegrimo) und der Stammsitz war die Burg Modigli- ana im Apennin. An Theudegrim war sie aber durch dessen Frau Kngelrade aus der angesehenen raveuna- tischen Familie Onesti gekommen. Engelrade besass die Burg im J. 94s. Theudegrim kommt in Urkuiidon von 927 vor. 2) Lami, Monumenta 1. 21.1. derselben auf*). Da diese Grafen in der Nähe von Florenz Burgen besassen, wäre es möglich, dass die aufblühende Stadt schon damals in Fehde mit diesem mächtigen Geschlechte gerathen ist. Aber das ist für diese Zeit doch noch nicht wahrscheinlich. Die Guidi waren Anhänger der Grossgräfin, standen also auf derselben Partei wie die Florentiner. Die Grossgräfin hatte ja Guido Guerra I. eine Zeit lang zu ihrem Nachfolger ausersehen und denselben adoptirt >). Unter solchen Umständen werden die Florentiner schwerlich sich mit diesem Grafengesehlechte in oifener Fehde befunden haben. Ganz anders liegen die Verhältnisse, wenn wir unter den hier genannten Grafen die Alberti verstehen. Diese gehörten im ersten Jahrzehnt des 11. Säculums doch wohl der kaiser- lichen Partei in Tuscien an. Denn gegen sie stand die Markgräfin mit den Florentinern 1107 vor Prato, das eine ihrer ältesten Besitzungen war, im Felde. Auch auf dem linken Arnoufer haben die Alberti schon früh ansehnliche Besitzungen gehabt, deren Mittelj)unkt Certaldo war. Doch erscheint es nicht sehr wahrscheinlich, dass die Alberti 11 10 an der Pesa geschlagen wurden. Sie scheinen nämlich nach der Belagerung Pratos ihre Parteistellung rasch, wenn auch nur vorübergehend, gewechselt zu haben. Es würde sich sonst kaum begreifen lassen, dass die Grossgräfin und die Florentiner ein Glied dieser Familie 1113 den bischöflichen Stuhl von Florenz hätten besteigen lassen, wenn dieselbe nicht in kirchlich- politischer Beziehung ihnen jetzt zuver- lässig erschienen wäre. Ferner spricht für diese Annahme der Umstand, dass wir einen Theil der Güter des Grafengeschlechts der Cadolinger kurz nach 1110 in den Händen der Alberti finden. Denn ich möchte glauben, dass das Castell und die Grafschaft Mangona, die 1101 noch im Be- sitze der Cadolinger war, 1115 aber schon in den Händen der Alberti ist, von der Grossgräfin ihnen verliehen worden ist-). t) Repetti, Dizionario. Appendice S. 41. Dass die Guidi 1114 mit den Sienesen verbündet die Floren- tiner V)ei Monte di Croce besiegt hätten , wie die An- nales Senenses bei Pertz XIX, 225 melden, war ich geneigt für einen Irrthum dieser Annalen zu halten. Doch ist bei dem häufigen Wechsel der Parteistellung der einzelnen Städte und Dynasten hier Alles möglich. Da Monte di Croce ein Castell der Guidi war, gegen das nach dem Tode der Grossgräfin die Angriffe der Florentiner sich bald richteten, wie wir später sehen werden, so ist immerhin noch wahrscheinlicher, dass die Annales Seneses auch hier Recht haben, als dass unter den Grafen, die 1110 auf dem linken Arnoufer geschlagen werden, die Guidi zu verstehen seien. — Ueber die Stellung der Grafen Guidi zur Markgräfin sind namentlich zwei Urkunden merkwürdig, in denen diese mit ausdrücklicher Zustimmung der Grafen, von welchen sie den Einen ihren Adoptivsohn nennt, Schen- kungen etc. macht. So heisst es in einer Schenkungs- urkunde der Gräfin aus dem Jahre 1099 für das Kloster in Castrum Briscillum (Brescello) am Po: Ego quoque Vido comes, qui dicitur vere filius Vvidonis comitis, factus adoptionis filius supra scriptae Dominae Comi- tissae Matildae hoc praesens scriptum cum et fieri feci et laudando confinuo. Fiorentini, Memorie II. l.iS und in einer anderen Urkunde aus dem folgenden Jahre, in der die Markgräfin die Mönche von Valom- brosa in den Schutz nimmt: Quare eorum dignis peti- tionibus una cum consensu et voto praedictorum co- mitum (Guido et Guido Guerra I.) annuentes, dum in Florentino palatio praesidentes cum nostris militibus et aliis fidelibus de diversis et hujus modi negociis tractaremus. Fiorentini II. 164. Mit der Adoption Guido Guerras durch die Markgräfin scheint es auch zusammen zuhängen, dass dieser sich 1100 Markgrat nennt, während sein Vater (1103) in Palästina war. Vergl. auch Giesebrecht III. 1139. 2) Dazu stimmt , dass nach einer bei Repetti I, ISO citirten Urkunde, die ich aber nicht in dem ange- zogenen Werke von Zacharia finde, vom 10. Juli 1121 Honorius III. durch den Abt Johannes von S. Maria di Montepiano den Grafen Albert mit GUtern aus der V., y Viel wahrscheinlicher ist es mir daher, dass das Grafengeschlecht der Cadolinger, das im unteren Arnothale von Pistoja über Fucecchio bis in die nächste Nähe von Florenz hin die reichsten Besitzungen hatte') und auch im Apennin begütert war, mit der Fehde von 1110 in Verbindung zu bringen ist. Unsere Annalen berichten ja wiederholt, wenn auch widerspruchsvoll, von ver- schiedenen Belagerungen der Florenz benachbarten Burg dieser Grafen, des Castells von Monte- cascioli. Ist eine Angabe Lamis, deren Ursprung mir nicht bekannt ist, richtig, dann wäre uns auch der Ursprung dieser Kämpfe zwischen Florenz und diesen Grafen ersichtlich. Im Anfange des 12. Jahrhunderts war das Haupt der Familie, welche langobardischen Ursprungs im 10. Jahr- hundert das Grafenamt in Pistoja bekleidet hatte '^X dann aber zwischen 1006 und 1028 von dort vertrieben ausser Verbindung mit einer Stadt gekommen, und zu einem Geschlechte von Conti rurali, die Villani u. A. dann wohl auch Cattani Lombardi nennen, herabgesunken war^), ein Graf Hugo (Uguiccione). Derselbe war in erster Ehe mit Adelasia aus dem Geschlechte der Gherardeschi, und in zweiter Ehe mit Cecilia, die der berühmten Pisaner Faiuüe der Upezzinghi augehörte, verheirathet. Dieser reiche Graf hatte eine Menge Kirchengüter an sein Haus gebracht. In seinem Testamente befahl er dieselben den Bischöfen von Lucca, Pistoja und den Kanonikern von Florenz zurück zu geben. Er stand entschieden auf Seiten der kaiserlichen Partei und ver- mittelte noch 1112 einen Vertrag zwischen dem kaiserlich gesinnten Pisa und Volterra, dessen Graf er vielleicht war *). Man kann sich denken, dass zwischen den antikaiserlichen Florentinern und diesem Grafen, der eine wenige Miglien vor den Thoren von Florenz entfernte Burg besass, eine tödtliche Feindschaft bestand, welche denn auch zur Eroberung von Montecascioli durch die Florentiner und zum Sturze des Grafenhauses führte. Dieser Graf Hugo nebst seinem Bruder Bulgarinus, von dem die Familie Bonaparte abstammen soll«), möchte es also unserer Meinung nach gewesen sein, den die Florentiner 1110 an der Pesa schlugen. — Ehe wir den confusen Angaben unserer Annalen über die Zerstörung der diesem Grafen ge- hörigen Burg Montecascioli nahe treten, haben wir die zweite Angabe derselben, dass Heinrich V. am 24. December Uli in Florenz eingezogen sei, zu i)erücksichtigen. Es liegt hier ein Fehler in unsern mathildinigclien Erbschaft beleihen lägst, die zur Graf- schaft Maugona gehören. Passerini, der dieses Faktum auch kennt (1. 1. IV. 4"J), hat wohl auch nur diese Notiz Repettis vor sich gehabt. Man muss übrigens diesen Grafen Alberto sorgfältig von jenem Grafen Albert von Verona unterscheiden , der bekanntlich auch als Inhaber iiiaihiidinischer Güter eine grosse Rolle spielt. Bernhardi, Lothar von Supplinburg 8. 831. 1) II dominio dei Cadolingi moveva dalla citta di Pistoja ed estendendosi per tutta la valle di Nievole, ginngeva ßn presso alle mura di Lncca, si allargava di pol nella valle inferiore dell' Arno e protendevasi fino a cinque miglia della citta di Firenze. Passerini im Archivio storico Ital. N. t>. T. HI. 2. S. 34. 2) So z. B. die Schenkungsurkunde des Grafen Kadolus aus dem J. 052 an die Kirche des h. Zeno bei Zacharia, Anecdota. S. 285. ■.i) L. Passerini 1. 1. S. 38. 4) Pro Opethingis et Cadulingis heisst es noch in einer Pisaner Urkunde aus dem 13. Jahrhundert. Lami Mon. I. iHi. In einer andern Urkunde vom 14. Dec. I2(i9 wird von Otto IV. die fidelitas, quam Cadolinghi fideles imperii semper exhibuerunt, gerühmt. Gamurrini, Istoria genealog. I. 2Stj. Winckelmann, Otto IV. S. 214. 5) Lami, Monumenta. III. Index chronol. CLXXIX ad. a. 1112. Hugo Comes Uguiccionis (Jomitis iilius firmat foedns et amicitiam cum communi Pisano salvo jure auctoritate et dominio Mathildae Marehionissae Tusciae, idque actum est Volaterris cum Rainerio !e- gato Pisanorum in Ecclesia S. Justi. Vergl. auch Passerini 1. 1. IV. 1. S. 47 u. f. 6) L. Passerini I. 1. S. 34. 10 Annaleu vor, denn Heinrich V. ist kurz vor Weihnachten 1110 in Florenz eingezogen. Mit einem Lesefehler und dergl. können wir nichts bessern, da auch das Indiktionsjahr ') zu 1111 stimmt. Wollte mau das Jahr ab nativitate beginnen lassen, wie woiil vorgeschlagen ist, so müsste man doch immer noch Lesefehler und dergl. annehmen, um auf das Jahr 1110 zurückkommen zu können. Wenn nun zu 1114 bemerkt wird, in diesem Jahre sei, Montecascioli, die Jiurg des Grafen Hugo, die kaum eine deutsche Meile westlich von Florenz auf dem linken Arnoufer lag, zum zweiten und letzten Mal zerstört worden, während in denselben Anualen zum Jahre 1119 bemerkt wird, dass diese Burg vom Markgrafen Remperoctus gegen die Florentiner vertlieidigt, von diesen aber doch verbrannt worden sei , so liegt hier ein offenbarer Widerspruch vor. Aber nicht nur unsere Annalen sind hier in Confusion im Betreff der Chronologie. Auch die Gesta Florentinorum haben, nach deren Ableitungen zu schliessen, unrichtige Angaben gehabt und der Verfasser des s. g. Chronicon Brunetti Latini (Siehe weiter unten) hat die Verwirrung noch vermehrt. In den Gesta Florentinorum war nämlich, wie wir aus Villani IV. 29 und den übrigen abgeleiteten Quellen ersehen, zum Jahre 1113 bemerkt: Li Fiorentini disfecero Montecascoli ove Ruberto'-^) tedesco morio, lo quäle stava a Sancto Miniato e faceva guerra a Fiorentini, wie es im Cod. Neapolit. heisst. Dasselbe Ereigniss versetzt der Autor des s. g. Chronicon Biunetti Latini, gerade ein Jahrhundert später, ins Jahr 1213 und schmückt dasselbe noch mit einigen Zusätzen aus. Er erzählt: I Fiorentini disfeciouo Monte Casoli; e Ruberto tedesco mori, sbavigliando alla tavola, 11 quäle stava nella Rocca di S. Miniato al Tedesco vicario per Imperatore, sbundito di Fireme per Site malvagte opere, il quäle molle guerre e di fuoco e di ferro e di ruhagione faceva conlro i l'ioren- lini. Der Verfasser dieser Chronik wusste vielleicht, dass die Gesta Florent. im Irrthum befangen waren, als sie San Miniato schon im Anfang des 12. Jahrhunderts zum Sitz von kaiserlichen Reichs- vicaren machten. Denn San Miniato erhielt seinen Beinamen, den es trotz des Gebotes der Florentiner, die Stadt del Fiorentino zu nennen, bis auf diesen Tag behauptet hat, erst zur Zeit Friedrichs 11.'^) Wenn er desshalb den Vicar Robert 1213 von den Florentinern tödten lässt, so hat er sieh doch darum nicht der historischen AVahrheit genähert, sondern nur noch von ihr entfernt, wie denn auch die von uns durch den Druck hervorgehobenen Zusätze zu dem Texte der Gesta Florent. beweisen, dass es dem Manne mehr auf novellistische Ausschmückung der Geschichte, als auf Kritik seiner Vorgänger ankam. Können wir desshalb diese Nachricht ganz auf sich beruhen lassen , so bleiben uns noch Nachrichten über drei Belagerungen von Montecascioli übrig; die Angabe der s. g. Gesta Fl. von einer Eroberung i. J. 1113, bei der jeuer Robert umgekommen sei; die „zweite und letzte" Be- lagerung i. J. 1114, von der unsere Annaleu berichten und eine dritte Belagerung i. J. 1119, bei der der Marchio Remperoctus diese Feste vertheidigte, die gleichfalls von unsern Annalen berichtet wird. Werden wir die drei Kriegszüge gegen diese eine Burg, die im Verlaufe von 6 Jahren stattgehabt haben sollen, als wirklich verschiedene Ereignisse aufzufassen haben, namentlich da in einer der Nachrichten von einer zweiten und letzten Eroberung der Burg gesprochen wird und 1) Giesebrecht, D. K. G. III. 781. cotesto vicario (Gebharrt von Aruestein) fosse qiiegli 2) Pietro Corcadi hat Roberto di Francla! che diede 11 sopraiiome di Tedesco alla terra di 3) Repetti 1. 1. V. 82. lo non starö a dire che Samminiato. 11 noch andere Anzeigen auf stattgehabte Verwechslungen bei den Annalisten hinzudeuten scheinen? Da nämlicli 1116 ein Rabodo ex largitione Imperatoris marchio Tusciae nachweisbar ist*), der 1120 durch den Markgrafen Conrad ersetzt wird, so liegt die Vermuthung nahe, dass er bei der Eroberung von Montecascioli, bei der ja ein Marchio Remperoctus nach unseren Annalen zugegen gewesen sein soll, umgekommen ist, und dass er mit diesem Remperoctus und dem zu 1113 von den Ableitungen der Gesta Florentinorum erwähnten Vicario Roberto, der damals geblieben sei, ein und dieselbe Person ist. Ist diese Annahme richtig, dann würden sich die drei Belagerungen von Montecascioli auf zwei zusammen ziehen lassen, von denen die eine 1114, die andere 1119 stattgefunden hat. Hiergegen würde aber die Angabe unserer Annalen sprechen, dass die Be- lagerung von 1114 die zweite und letzte gewesen sei. Lami hat desshalb auch an unserer Stelle einen Schreibfehler angenommen und die Ereignisse von 1114 in das Jahr 1134 verlegt. Es wird schwer sein, sich zu entscheiden. Halten wir an den Angaben über drei Belagerungen fest, so würde sich Folgendes ergeben: Die erste fand 1113 statt, wie auch die Annales Florentini H (s. unten) mit den Worten berichten: Florentini distruxerunt castrum Montis Caseioli. Man be- merke wohl, dass diese Annalen noch Nichts von einem Roberto Vicario wissen, und dass erst die Ableitungen der Gesta Florentinorum ihn schon zu dieser Zeit auftreten lassen. In diesem Jahre ist der ältere Graf Hugo gestorben *) und da mochten wohl die Florentiner sicli gern der unbequemen Nachbarschaft entledigen und die Bu:g desselben in ihren Besitz bringen oder zer- stören wollen. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelten sie hierbei nicht nur in Uebereinstimmung mit der Grossgräfin Mathilde, sondern gerade zu auf deren Befehl. Denn sie war es, welche die Macht des mit den Pisanern aufs Engste verbündeten Grafengeschlechtes brach und vor 1115 mit der Grafschaft Mangona im Apennin die Contalberti belehnte, während sie bis dahin dem Grafen Uguccione beliehen gewesen war. Darauf folgte eine zweite Belagerung und Zerstörung der Burg Jedoch zur Nachtzeit" 1214, da vielleicht sich hier der Sohn des an einer Krankheit verstorbenen Grafen festsetzen wollte. Aber auch er vermochte sich den Florentinern gegenüber nicht zu beliaupten. Als daher der Markgraf Rapoto nach dem Tode der Grossgräfin in Tuscien erschien und sich in den Besitz der mathildinischen Güter setzen wollte, fand er schon in dem jungen Grafen höchst wahrscheinlich einen ebenso treuen Anhänger, wie sein Nachfolger Conrad, und trat mit ihm den Florentinern feindlich entgegen 3). Bei der Vertheidigung der Burg Monte- cascioli, die von ihm oder Hugo wieder hergestellt sein mochte, fand er 1119 seinen Tod. Der Verfasser der Gesta Florentinorum, der etwas hiervon wusste, verlegte diese Thatsache ins Jahr 1113 und zog die erste und dritte Belagerung von Montecascioli zu Einer zusammen imd machte 1) Muratori, AntiquiUtes I. 31t). Die Verschieden- heit der Namen Rabodo, Remberoctus, Robertus macht bei der Verstllmmelnng der Namen in den Quellen gar keine Schwierigkeit. 2) Die Frau Hugos Cecilia nennt sich 1113 reliota quondam Ugonis coraitis. Die Urkunde u. A. bei Passerini 1. 1. IV. 1. 72. 3) Der jüngere Graf Uugo, hiiuflg Ugolinus ge- nannt, befand sich 1120 bei dem Markgrafen Conrad nach einer Urkunde bei Lami, Hodoeporicon HI. 1141. 4) Was der Ausdruck in unseren Annalen zum J. 1219 tie auctore Florentini Monte Caseioli ignem consumpserunt bedeuten soll, weiss ich nicht, wenn nicht, was allerdings ganz wahrscheinlich ist, einfach damit gesagt sein soll, die Florentiner hätten absicht- lich Montecascioli verbrannt; es sei das auf ihr Geheiss geschehen. Lami will de auctoritate lesen, was den Sinn doch nicht deutlicher machen würde. 2* 12 den Markgrafen zu einem Reichsvicar , eine Würde, die im 13. Jahrhundert in Tuscien bekannt genug war. Gegen diesen Versuch, die verschiedenenen Angaben der Annalen mit einander auszugleichen, wird mit Recht geltend gemacht werden können, dass der Schreiber unserer Annalen doch un- möglich „eine zweite und letzte" Belagerung von Montecascioli zum Jahre 1114 notirt haben könne, während er zum Jahre 1119 selbst von einer neuen berichte. Denn die erste Angabe zum J. 1119 ist von derselben Hand niedergeschrieben, welche die Notiz zu 1114 eingetragen hat. Hier müsse offenbar ein Missverständniss vorliegen und für 1114 eine andere Zahl zu setzen sein. Auch sei die Angabe der Gesta Florentinorum nicht über allen Zweifel erhaben. Denn oflenbar meinten dieselben doch die von unseren Annalen berichtete Belagerung von 1119, da sie ja von der Anwesenheit eines Reichsvikars R, dabei erzählten. Die Zahl 1113 kann allerdings leicht aus MCXIX entstanden sein und unsere Florentiner Annalen II stimmen mit den Angaben der Gesta Florentinorum in noch vielen anderen Punkten überein, so dass wir eine Verwandtscliaft, beziehungsweise einen gemeinsamen Irrthum derselben wohl annehmen dürfen. Lami, der unsere Annal. Florentini II allerdings nicht gekannt hat, verlegt nun die „zweite und letzte" Belagerung von M. in das Jahr 1134 und behauptet in diesem Jahre sei der Marchio Ramprettus, den wir ad. a. 1131 als Markgraf von Tuscien nachweisen können, bei der Belagerung von M. umge- kommen. Das letztere ist aber eine blosse Vermuthung Lamis. Geht man von der in unseren Annalen gegebenen Chronologie ab, dann wird es nicht möglich sein, die Jahreszahl der zweiten und letzten Belagerung von M. zu fixiren. Mit der Eroberung der Burg von Montecascioli, mag sie um 1113 — 14 oder erst 1119 statt- gefunden haben , hatten sich die Florentiner südwestlich ihrer Stadt Etwas Luft gemacht. Wir werden bald finden , wie sie in dieser Richtung weiter vorzudringen und nach dem Sturze des cadolingi scheu Grafenhauses, das mit dem Tode des älteren Grafen Hugo sehr rasch zurückging, auch der Burgen anderer Dynasten in dieser Gegend sich zu bemächtigen bestreben. Man fing an in dem Gerichtssprengel von Florenz , zu dem auch Montecascioli gehörte ') , alle der Reichs- gewalt zustehenden Befugnisse an sich zu reissen. — Wer die Verstümmelung, welche deutsche Namen in Italien erlitten haben, kennt, wird es unbedenklich finden in dem Remperoctus unserer Annalen und in dem Roberto der Gesta Floren- tinorum den deutschen Markgrafen Rapoto wiederzufinden, welcher nach dem Tode der Gross- gräfin der erste deutsche Reichsbeamte in Tuscien gewesen zu sein scheint 2). Rapoto war nach Giesebrecht und Anderen ein Seitenverwandter der Vohburger, in deren Familie, wie in der der Ortenburger, der Name damals allerdings häufig vorkommt. Dagegen hat Th. Wüstenfeld mir gegenüber eine andere Vermuthung ausgesprochen. Nach dieser gehörte Rapoto zu dem Grafen- geschlecht der Lenzburger, das wahrscheinlich mit Heinrich IV. verwandt war. Seit 1093 hatte dieser Kaiser wenigstens dieses ihm sehr treue Geschlecht nach Italien verpflanzt und in eine 1) Lami, Hodoep. 111. S. 1077. Robert Villanis u. s. \v. mit einem Marchio Ramprettus, 2) Memorie dl Lucca I. 160. Jaffe, Lothar 239. von dem eine Urkunde aus dem J. li:- Aug. circa lü80 hält 1077 den päpstlichen Legaten in Lenciburg gefangen. Advocatus Turicensis nxor: Richenza de Habshurg f 27. Mai circa lllStl. Ulrich V. Arnold IV. Rudolf 1. Chuono IV. Wernher IL Graf im Aargau. Graf von Baden Graf von Lenzburg. Dux Ravennatnm l()'i;5— 1119. bei Zürich. | et Marchio Du.\ Spoletinus Ulrich VII. Tusciae 11211— 2i». et Marchio Gesandter 11.i;t Anconae. Friedrichs I. an Hermann IV. | Durch ihn kommt die Lenzburg an Wernher III. Kaiser Friedrich I. 2) Catalani, Vescovi di Fermo S. A'iH- mit Conrad von Schwaben und dessen Neft'un Friedrich 3) Wernher hat Mehrere seines Stammes und ver- mit dem Kaiser Friedrich L identificirt, so irrt er sehr, wandte burgundische Barone nachweislich nach Italien Der Nefl'e Friedrich war, wie Ficker 1. I. nachweist, gezogen. Bei Colucci, Antichita Picene X.\Ul. 355 der älteste Sohn Wernhers II., dessen Stiefbruder steht ein Stammbaum des Geschlechts. Vergl. auch Wernher III., gleich dem älteren, Dux et Marchio ge- Ficker, Forschungen IL 246 u. f. Wenn Passerini nannt wird. 1. 1. IV. 1. S. 53 noch immer den Markgrafen Conrad 4) Muratori, Antiquitates 1. 31t). u wirklich Jlarkgraf von Tuseieu war, so bleibe ich ))ei der jetzt verbreitetsten Ansicht stehen, dass jene Markgrafen Rapoto und Conrad bairischen Ursprungs sind '). — lieber die Nachricht von dem Brandungliick, das 1115 und 1117 Florenz heimsuchte, kann ich hier auf die Ausführung verweisen, die ich Thl. I. S. XI. hierzu gege])en habe. — Da für die Geschichte der Stadt Florenz der Tod der Grossgräfin Mathilde von der grössten Bedeutung war, so hat einer der Aufzeichner unserer Annalen dieses Ereigniss mit Recht hier uotirt. Vor ihrem Tode hatten ilne Unterthaneu in Tuscien einen Kriegszug unternommen, der ihren vollen Beifall gehabt haben wird. Wenn wir hier näher auf denselben eingehen, so weit Florenz dabei in Betracht kommt, obwohl in unseren Annalen sich keine Notiz über ihn findet, so geschieht es nur, um den Charakter der späteren florentinischen Historiographie, beziehungs- weise die traditionell und offieiell gewordene Auffassung der Florentiner von der Vergangenheit ihrer Stadt, an einem Beispiele recht schlagend nachzuweisen. Vor dem Haupteingange des Battisteros di S. Giovanni, der Facade des Doms gegenüber, stehen zwei Porphyrsäulen, die jetzt gebrochen sind und mit eisernen Bändern fest gehalten werden. Bei der grossen Ueberschwemmung der Stadt im J. 1424 sind sie umgestürzt und gebrochen. Die Stücke derselben werden daher seitdem durch eiserne Bänder zusammen gehalten. Aber auch un- gebrochen werden sie sich nicht durch übertriebene Scliönheit ausgezeichnet haben. Ueber die Herkunft dieser Säulenstümpfe mochten wohl die Florentiner häufig gefragt worden sein , da sie keineswegs dem Battistero zu besonderer Zierde gereichen und nur einer bedeutenden historischen Erinnerung zu Liebe hier aufgestellt sein konnten. Das Andenken an das Ereigniss, dem sie ihre Aufrichtung verdankten, war auch nicht ganz zu verwischen. Im Jahre 1114 hatten die Pisaner einen grossen Kriegszug gegen die ungläubigen Bewohner der Balearen unternommen, welche als Piraten das ganze westliche Mittelmeerbecken unsicher gemacht hatten. In den Zeiten der Kreuzzüge nahm jede derartige kriegerische Expedition die Formen des heiligen Krieges an: der Papst Paschalis liess durch den Erzbischof Petrus die Stadt zum heiligen Kriege auffordern, der Erzbischof selbst begleitete das Heer, dem als päpstlicher Legat der Cardinal Boso folgte '^). Mit Ausnahme von Genua betheiligten sich alle Staaten Mittelitaliens, Lueca nicht ausgeschlossen, an dem h. Kriege *). Pisa selbst stand natürlich während dieses Zuges ganz besonders unter päpstlichen Schutze. Die Florentiner, so berichtet nun Villani, besetzten während der Abwesenheit der wafi'enfähigen Mannschaft von Pisa diese Stadt, um sie gegen die Luchesen zu schützen^). Als die Pisaner nach glücklich beendigten Kriegszuge mit Beute beladen wieder nach Hause 1) Ficker 1. 1. II. 224. Anm. s. Giesebrechtlll. 1214. Riezler, Geschichte Baierns I. .578. Anm. 3. und 4. 2) Gesta Triumphalia bei üghelli X. Appendix S. 91. 3) Interea veniunt quidani de gente remota, Romaque Liica mittit solatia pugnae. Auxilium hello Genuensis sola negavit Patria, quamque potest Pisanos impedit actus. 0 satis eximio felix Aiitonia patre. Nempe tuae regionis hero generaliter urbis Cura datur patriae, quae pellat et arceat hostes. Laurentii Veronensis libri VII de bello Balearico bei Ughelli, I. S. X. UiOK Mnratori, Script. VI. 113. ct. Amari, Stovia dei Musnlmani III. 3Tti. 4) Villani IV. 31. Er verlegt den Zug ins Jalir 111" und erzählt Anekdoten über das Betragen der Florentiner vor Pisa, welche die Mannszucht und die Gesetzlichkeit seiner Landsleute in das günstigste Licht stellen sollen. Die verschiedenen Ableitungen der Gesta Florentinorum weichen in den chronolo- gischen Angaben von einander ab. 15 kamen, wollten sie sieb den Florentinern für die Bewachung ibrer Stadt erkenntlich zeigen und boten denselben ein Geschenk aus der Beute des Kriegszuges au: zwischen zwei Broncethoren und zwei Prophyrsäulen, die sie von Majorca mitgebracht hatten, sollten sie wählen. Die Floren- tiner baten um die beiden Säulen, welche ihnen die Pisaner mit Scharlach bedeckt nach Florenz sandten; man sagt, fügt Villani hinzu, dass die Pisaner die Säuleu aus Neid anbrannten, ehe sie dieselben abschickten. Wie verbreitet diese Fabel war, ergiebt sich aus den Commentaren zur Divina Comedia, welche den bekannten Vers Inferno XV. 67: Vecchia fama nel mondo li cbiama orbi dahin interpretiren, die Florentiner seien blind genannt worden, weil sie nicht bemerkt hätten, dass die beiden Säulen mit Scharlach bedeckt worden seien, damit sie die Feuerbeschädiguug derselben nicht sofort erblicken sollten. Seit dieser Zeit seien die Florentiner Blinde ') und die Pisaner Yerräther genannt worden. Selbst von dem jüngeren Chronisten von Pisa — Marangone hat selbstverständlieli nichts von ihr — ist diese Anekdote aufgenommen und ist noch ausgeschmückt worden. So schreibt Ranieri Sardo in seiner bis zum Jahre 1400 herabgeführten Cronaca Pisana C'ap. XIV. . . . e due colonne che, eome si dice, erano si belle e si per li Saracini iucantate, che chi faceva alcuno furto, v'era dentro veduto; ed arsicciate le mandonno a Fiorenza che avea guar- dato Pisa: e poi le colonne non ebbeno piü vertude, e perö si dice Fiorentini cieehi. Dass diese Erzählungen sämmtlich uuhistorisch sind und nur dem Hasse der Florentiner gegen Pisa ihre Entstehung verdanken, ist nicht nöthig weiter auszuführen. Man wollte in Florenz im 13. und 14. Jahrhundert vielfach nichts mehr davon wissen, dass man im 12. Jahrhundert lange Jahre mit Pisa verbündet gewesen war und im Gefolge der gewaltigen Seemacht einen Kriegszug gegen die Balearen mit gemacht hatte, von dem man als seinen Beuteantheil jene Porphyrsäulen zurück gebracht habe. Dass aber die Florentiner wirklich sich an diesem Kreuz- zuge gegen die ungläubigen Bewohner der Balearen betheiligt hatten, was man bisher wohl ver- muthen aber nicht beweisen konnte, geht aus einer von Wüstenfeld aufgefundenen Urkunde hervor, nach der im September 1114 Raymund Berengar Graf von Barcelona bei der Kirche S. Felix von Gerona den Pisaneru, die auf der Expedition gegen die Balearen begriffen waren, in Auwesenheit von Lucclicsen, Sienesen, Volaterranern und Florentinern Privilegien verleiht 2). Die Florentiner haben bei der Beutetheilung nach Eroberung Majorcas ohne Frage sich die Säulen selbst ausgesucht. Während die Pisaner im Vereine mit tuscischeu Bundesgenossen sich auf diesem Kriegs- zuge befanden, erhielten sie zu ihrem grossen Bedauern die Nachriciit, dass die Grossgräfiu Mathilde gestorben sei. Die Angabe unserer Annalen ist richtig. Sie starb bekanntlich am 24. Juli zu Bianello l>ei Mantua. Die Angabe G. Villanis (IV. 2 1), dass Mathilde in Pisa begraben sei, beruht auf dem Missverständnisse einer Grabsclirift an dem Sarge ihrer Mutter zu Pisa''). — 1) Villani II., giebt freilich einen anderen Ursprung Subduntur, multasque regit pro viribus urbes, des Beinamens an: die Florentiner seien (iechi genannt Cui nomen Keymundus erat etc worden, weil sie den Totila freiwillig in ihre Stadt Charta legi Couiitis petitur fractoque sigillo aufgenommen hätten. Inspexit Lodoicus eam, legitque dccenter. 2) Die Urkunde, die Wiistenfeld vor Jahren im Lecta placet cunctis, Comiti dant agniina laudes. Archiv von Florenio excerpirt hat, muss jetzt im JSancti Felicis portum gens illa vocabat, Pisanischen Archive sein. Cfr. Laurentii Veronensis In quo Fraesul erat etc. puema di bello Balearico Muratori AI. 11.5 n. f. :))Roneioni, IstoriePisane im Arch. stör. Ital. VI. I, .Mittitur ad Comitem cui Barchinon atque Girunda S. \b<>. 16 Es könnte auffällig erscheinen, dass die Notiz unserer Annalen über die Feuerprobe des Petrus Mingardole, welche sonst nirgends erwähnt wird, sich, wenn auch nur äusserlich, hier ebenso an die Nachricht von dem wiederholten BrandunglUcke anreiht, wie bei 6. Villani diese Unglücksfälle in einen inneren Zusammeniiang mit der Verbreitung von Ketzereien und Sekten- wesen in Florenz gebracht werden '). Doch haben wir es hier lediglich wohl rnit einem zufälligen Zusammentreffen zu thun, denn G. Villani hat unsere Aufzeichnungen nicht gekannt, und dann ist es durchaus fraglich, ob Petrus Mingardole wirklich, wie man allerdings auf den ersten Blick anzunehmen geneigt sein könnte, wegen Ketzerei die Feuerprobe zu bestehen hatte. Denn, wenn auch die Worte, dass er sich de crucifixo vertheidigt habe, so aufgefasst werden könnten, als habe er sich wie viele Patarener, die den Cultus der Bilder verwarfen'^), einer Verhöhnung des Crucifixes schuldig gemacht, so möchte ich kaum glauben, dass der Aufzeichner unserer Annalen, der offenbar dem geistlichen Stande angehörte oder doch ein sehr bedeutendes kirchliches Interesse verräth, da er die Verhängung des Interdikts über Florenz so gewissenhaft (1138) berichtet '•*), die Rettung eines Ketzers durch die Feuerprobe gemeldet haben würde. Die Redensart se defen- dere de crucifixo ist übrigens kaum mit Sicherheit so zu deuten, wie hier geschehen, und man hat daher schon gelesen: de ciimine ei infixo*). Villani folgt bei seiner Motivirung des über Florenz hereingebrochenen Unglücks einfach der alttestamentlichen mittelalterlichen Vergeltungs- theorie, die bei ihm besonders stark hervor tritt s). Von jenen Unglücksfällen aus hat er auf das Vorhandensein von Ketzereien geschlossen. Dieselben als eine Strafe für die allzugrosse Vergnügungssucht auszugeben, wie er sonst wohl thut, erschien ihm vielleicht doch allzu harte). Aber in dem Anfang des 12. Jahrhunderts gab es in Florenz wohl noch keine häretisch -patare- nischen Sekten, die nach der Mitte des 12. und 13. Jahrhunderts in Florenz verbreitet waren. Der Epicuräismus , dessen z. B. Farinata degli Uberti, wie das Haupt seiner Partei Friedrich IL, 1) Villani IV. 30. Onde i Fiorentini ebbono grande pestilenzia. E non, sanza cagione e giudizio dl Dio, irapercioche la cittä era malamente corrotta di resia intra l'altre della setta degli Kpiourei etc. 2) Lami, Lezioni S. 482. 3) Auch die übrigen Aufzeichner unserer An- nalen beachäftigen sich mit dem Verlust des Offiziums. Ich glaube, dass die Handschrift in einem Kloster geschrieben ist. 4) Der Ursprung dieser Lesart, die mir Wüsten- feld mittheilt, ist mir unbekannt. Wenn man statt de: cum lesen wollte, so könnte man annehmen, dass auf die Sitte bei (xottesgerichten Bezug genommen sei, mit einem Crucifix in der Hand dasselbe zu be- stehen. Wie dem nun auch sein mag, die Anspielung auf den Patarenismus fällt auch bei dieser Auffas- sung weg. 5) Ich notire hier aus dem VIII. Buch allein das Capitel 32. 37. 39. 56. 68. 72., in denen die Idee, dass Sünde Unglück bringe, wiederholt ausgesprochen ist. Die Idee der göttlichen Gerechtigkeit, welche den Verfasser der Chronik Dino Compagnis so auszeichnen soll, ist demselben nicht so eigenthümlich als Hegel, die Chronik des Dino Compagni S. 87 u. f. nennt. Wenn Hegel S. ito als Parallelstelle zu Dino Compagni Dante (Inferno VI. 74) citirt: Superbia, invidia ed avarizia sono Le tre faville c'hanno i cori accesi so hätte er auch Villani VIII 96 anführen sollen: Questo invidioso portato convenne che partorisse dolorosa fine, che per le peccata della superbia e in- vidia e avarizia e altri vizi che regnavano tra loro, erano partiti in setta; e dell' iina era capo messer Corso de' Donati etc. 6) Villani XI. 2. X. 219. E parve segno per contrario della futura avversita, siccome le piü volte avviene delle false e tallaci felicitä temporali, che dopo la soperchia allegrezza segua soperchio amarore. E ciö ^ bene da notare per esempio di noi e di chi appresso di noi verra. 17 beschuldigt wurde '); «^p« aber Villatii schon im Anfang des 12. Jahrhunderts in Florenz verbreitet sein lässt (IV. 30), war sicher damals dort noch ganz unbekannt. In den Gesta Florentinorum hat auch von den Patarenern, die in Florenz in dieser Zeit vorhanden gewesen, Nichts gestanden. Denn die abgeleiteten Quellen haben ausser Villani Nichts davon erhalten. Simone della Tosa, der allerdings zu 1117 die Notiz hat: E fu in Firenze la resia de' Paterini, hat dieselbe einfach aus Villani herübergenoramen. Der Name Patarener war im 12. Jahrhundert ein Schimpfname für alle Feinde und Beeinträchtiger der Kirche und ihres Gutes geworden ^). Da wir hiermit das Gebiet der kirchlichen Streitigkeiten, die im 12. Jahrhundert in Florenz entbrannten und von unseren Annalen, wenn auch nur sehr kurz erwähnt werden, gestreift haben, 80 wollen wir dieselben gleich hier zusammenfassend behandeln. Und das um so mehr als in der letzten Notiz unserer Annalen die Patarener auch hier als eine der in Betracht kommenden kirchlichen Parteien genannt werden. An und für sich wären wir bei der Mehrdeutigkeit des Wortes officium, das nach unseren An- nalen 1138, 11Ö4 und 1173 in Florenz verloren gegangen sei, nicht gezwungen, nur an das officium missae. den Hauptbestandtheil des Gottesdienstes, zu denken und anzunehmen, dass Florenz in diesen Jahren mit dem Interdikt belegt gewesen sei. Aber da es zum J. 1173 heisst, das officium sei wegen der Patarener zu Florenz verloren gegangen, und Bischof Azzo in einer später zu er- wähnenden Urkunde ausdrücklich vom officium ecclesiasticum spricht, so kann über die Bedeutung von officium an dieser Stelle kein Streit sein. Wir müssen auch für die Jahre 1138 und 1153 und 1173 annehmen, dass die Stadt mit dem Interdikt belegt war. Anderweitige Angaben stimmen hiermit auch überein, so dass wir sogar die Ursachen des Verlustes des Officium ver- muthungsweise wenigstens bestimmen können. Wie weit die curialistisch-asketische Mönchspartei sich im 11. Jahrhundert der Herrschaft im Bisthum Florenz bemächtigt hatte, ist Tbl. I. S. 88 u. f. ausgeführt worden. Dort liabe ich S. 92 die Vermutbung ausgesprochen, dass die Wahl des Nach- folgers von Bischof Rainer, des Bischofs Gottfried aus dem Grafengeschlecht der Alberti, als ein Rückschlag gegen die übertriebenen Tendenzen der Mönchspartei aufzufassen sei. Jedenfalls ge- hörte dieser Kirchenfürst der von 1113 — 1143 in einem für die Entwicklung der Stadt Florenz sehr wichtigen Zeitabschnitte den Bischofssitz der Stadt inne hatte, nicht der bisher herrschenden Richtung an. Bischof Gottfried^) war ein Sohn des Grafen Alberto von Vernio, der nicht lange nach 1133 starb. Derselbe hatte noch drei Brüder Alberto, Bernardo genannt Nontigiova und Mala- branca. Der älteste dieser Brüder scheint früh gestorben zu sein. Er hinterliess einen gleich- namigen Sohn, in der Regel All)ertino genannt. Dieser war mit Aldegarda, der Tochter eines 1) Dante, Inferno X. Villani VI. 1. III. 2 S. 34. Ich gehe auf die genealogischen Fragen 2) Siehe das Iiidicat von Sutri Jan. 1141 (Annales hier näher ein, da Repetti und Passerini hier nicht Camaldulenses III, Append. S. .tOfi). Igitur universi, ganz das Rechte gesehen haben, und das Episcoput qui vulgo Paterenses vocantur, eo quia sub jugo pec- Gottfrieds sehr wichtig für die Entwicklung der floren- cati retinebant omniaqne de predicta ecclesia sancte tinischen Dinge geworden ist. Ist doch durch ihn die Fortunate accipiebant. Stellung des wichtigen Grafenhauses der Guidi zu 3) Repetti in dem Stammbaum der Alberti im der Stndt eine ganz andere geworden. Append. seines Dizionnario S. 27 und Passerini 1. 1. 18 Giafeu Arduin verheiiathet. Dieser Arduiu war nun nicht, wie Passerini will, ein Sohn Guidos, des Sohnes vom Grafen Hugo aus dem cadolingischen Geschlechte, der 1112 starb. Dieser Guido hatte einen Sohn Hugo, der 1198 vorkommt. Jener Arduin, der 1131 erwähnt wird, wäre als Bruder desselben doch mehr als durch ein Menschenalter von ihm getrennt. Ebenso wenig kann er ein Sohn des Grafen Guido Guerra IL gewesen sein. Der Graf Arduin Guidos Sohn, welchem Cecilia, die Wittwe des Grafen Hugo von Montecascioli (f 1112) Güter geschenkt hatte, die sie von ihrem Gemahle als Morgengabe empfangen hatte, und die dieser Graf am 19. Februar 1131 zu Montecastelli der Kirche S. Mariae zu Pisa abtrat i), gehörte einem Geschlechte an, das de Palude später dePalü'^) genannt wird, und in dem damals die Namen Guido und Arduin häufig vorkommen. Die Wittwe des Grafen Hugo von Fucecchio (f 1112) war nun höchst wahrscheinlich in zweiter Ehe mit dem Grafen Guido von Palü verheiratbet , oder sonst irgend wie verwandt. Sie überliess jedenfalls dem Sohne desselben, Arduin, einen Theil der Güter, die sie von ihrem Gemahl Hugo nh Morgengabe empfangen hatte. Durch die Ehe der Aldegarda, der Tochter Arduins, mit jenem Grafen Albertiuo von Veruio, waren diese Güter in Beziehung zu dem Alber- tischen Grafenhause gekommen. Der Graf Bernardo, der Onkel Albertinos, suchte sie desshalb nach dem Tode des Neffen mit Hülfe seines Bruders, des Bischofs Gottfried, für sich zu erwerben, wilhreud Guido Guerra H. aus uns unbekannten Gründen gleichfalls ßechtsansprüche auf dieselben erhob, während sie nach Sanzauome ^) der für diese Verhältnisse hier erste Quelle ist, dem Bisthum von Florenz hätten zufallen müssen. Wahrscheinlich hatten sie diesem ursprünglich gehört und waren demselben sei es durch den Markgrafen Bonifaz oder durch einen Cadolinger abgepresst worden. Der Bischof Gottfried beging nach Sanzauome damals ein doppeltes Unrecht. Einmal indem er gewaltsam pretextu spiritualium in die Besitzung (terra) des Grafen Arduin, die ihm nicht angehörte, eindrang, dann aber sie, das Bisthum beraubend s), seinem Bruder überliess, dessen Nachkommen sie noch bis auf die Zeit Sauzanomes besassen. Dieser Bischoff Gottfried war von den Anhängern der Mönchspartei beschuldigt, durch Simonie seine geistliche Würde erkauft zu haben. Als seine vorzüglichsten Gegner werden genannt der Archidiaconus der Kirche von Florenz, also wohl von S. Giovanni, der Prior Johannes von Sau Lorenzo, der Prior Petrus von San Pietro Scheraggio und der Prior Rambald von San Stephano. Da diese Geistlichen ihren Bischof beim Volk der Simonie beschuldigten, verklagte sie der Bischof beim Papst Paschalis IL Dieser setzte einen Verhandlungstermin i. J. 1116 an, zu dem der Bischof erschien, die Verklagten unter allerlei Vorwänden aber sich nicht einstellten. Darauf liess ihnen der Papst sicheres Geleit versprechen, und nun kam der Archidiaconus und der Prior von S. Lorenzo. Die übrigen hielten sich fern. Der Papst liess jetzt die Parteien vor sich verhandeln. Aber es schien der Gegenstand der Anklage zu schwinden, da die Verklagten leugneten gegen ihren ßischoff conspirirt und ihn der Simonie beschuldigt zu haben; sie hätten in Versammlungen von Clerikern und Laien nur nach dem Ursprung jener Beschuldigung u. s. w. geforscht. Darauf erklärte der Papst den Bischof Gottfried für rechtmässig gewählt, entsetzte die Verklagten tamquam propria confessione convictos 1) Archivlo 6tor. 1. 1. IV. 1. S. 76. den Grafen von S. Bonitäcio, die nach salischem 2) Nach Wüstenfeld. Sie gehörten dem Ge- Rechte lebten. schlechte der Gandolfinger, Grafen von Reggio, Tor- 3) Thl. I. S. 5. Z. 33 u. t. und S. 7. Z. 30. tona, Verona langobardischen Stammes an, gegenüber 19 ihrer Aemter und Würden und bedrohte alle Geistliche, die Gottfried nicht anerkennen würden, mit gleicher Absetzung:, die Laien aber mit der Excomnninicatiou '). Paschalis IL der den Fana- tismus des florentinischen Volkes zur Zeit des allgemeinen Concils von 1106 selbst an sich er- fahren hatte '^), glaubte wahrscheinlich in diesem Falle energisch durchgreifen zu müssen, um die kirchliche Ordnung in Florenz nicht ganz vernichten zu lassen. Nichts destoweniger wurde der kirchliche Friede in Florenz noch einmal während des Lebens des Bischoffs Gottfried gestört. Nach unseren Annalen verlor im J. 1138 die Stadt auf kurze Zeit das officium, nachdem der Schwiegersohn Kaiser Lothars, Herzog Heinrich der Stolze, den Bisehof ein Jahr zuvor wieder gewalt- sam nach Florenz, von wo ihn die Bürger , ungerechter Weise" vertrieben hatten, zurückgeführt hatte. Wir sind nicht unterrichtet, wesshalb die Bürger ihren Bischof vertrieben hatten. Möglicherweise war der Bischof Gottfried kaiserlich gesinnt im Gegensatz zu dem Grafen Guido, dem Herzog Heinrich drei Burgen brach und den er zwang sich seinem Heer anzuschliessen und mit ihm gegen Florenz zu ziehen. .Jedenfalls war der Biscliof ein auf Mehrung der Güter seiner Familie und seines Bisthums sehr bedachter Kirclienfürst, der darum die ihm untergebenen Geistlichen mit Abgaben drückte. Auf einer Diöcesansynode i. J. 1139 musste er daher für sich und seine Nachfolger allen Pfarrern (plebanis) seiner Diöeese geloben, dieselben nicht weiter mit Abgaben zu beschweren, als die ein Jeder von alten Zeiten licr zu leisten verpflichtet sei 3). Der Archi- diakonns Petrus, acht Pfarrer und die Vicedomini hatten die Höhe dieser Leistungen festgestellt. Gottfried bedroht sich selbst und seine Nachkommen, wenn sie je dieses Privileg verletzen sollten, mit dem Anathem. Dass dieser Bischof auch vielfach mit der Curie zu verhandeln hatte, ergiebt sich aus einer Anecdote, die der h. Bernhard in seinem Buche: De consideratione Lib. IV. 5 erzählt. Ein Legat des Papstes Innoeenz II. der Cardinalpresbyter Martin, der von einer Gesandschafts- reise aus Dänemark zurückgekehrt ganz mittellos in Florenz angekommen war, sei von Gottfried in Florenz sehr ehrenvoll aufgenommen und mit einem Pferde beschenkt worden *). Zwei Tage .später sei der Bischof in Pisa erschienen , um einen Rechtsstreit mit einem Gegner zu Ende zu fuhren und habe die guten Dienste seiner Freunde namentlich jenes Cardinalpriesters in Anspruch genommen. Da habe ihm dieser aber gesagt, er solle das Pferd zurücknehmen, das in seinem Stalle stehe, und erklärt, er würde das Geschenk nie angenommen haben, wenn er gewusst habe, dass Gottfried einen bei der Curie anhängigen Process gehabt habe. Wenn nun in unseren An- nalen erzählt wird, die Stadt Florenz sei vom 18. August bis 17. November 1138 mit dem Inter- dikt belegt gewesen, so ist wohl anzunehmen, dass Bischof Gottfried, nachdem er 1137 gewaltsam auf seinen Bischofstuhl zurückgeführt war, mit den Bürgern und Geistlichen seiner Stadt bald wieder in Unfrieden gerathen war, der vorübergehend die schwersten, kirchlichen Censuren Über die Stadt herbeiführte, dann aber durch die Diöcesansynode 1139 endgültig gehoben wurde*). 1) Der Brief des Papstes Paschalis II., in dem ut nee nos iiec nostri successores vos amplius ag- diese Dinge erzählt werden bei Ughelli, Italia 8. III. 94'-'. gravare valeant, vel iu aliquo plus a volns exigant, 2) Theil I. S. 91. praetetquam quod ab antiquis per unum quemque 3) Ughelli, Italia sac. III. 92' id qood petiistis constitatniu est. in Synodo . . . secundam qnod a P. domino nostro 4) Die Erzählung spielt 1135 zur Zeit des Con- Archidiacono, et octu Plebanis ac nostris vicedominis cils von Pisa. inventum et constitutum et confirmatum est, videlicet 5) Da das Consularregiment 1138 in Florenz be- 3* 20 Doch will ich nicht verhehlen, dass dieser Zusammenhang, den ich zwischen den uns durch ver- schiedene Annalisten erzählten und den uns durch Urkunden Überlieferten Einzelheiten hier her- zustellen versucht habe, lediglich ein von mir supponirter ist. Ebensowenig als wir über die Ursachen, die der Stadt i. J. 1138 das Interdikt eintrugen, zuverlässig unterrichtet sind, wissen wir etwas Bestimmtes über die Motive, welche den Papst Eugen III. bewogen, Florenz vom September 114S bis zum 28. Februar 1154, fiiuf ein halbes Jahr, mit gleicher Strafe zu belegen, wie unsere Auualen berichten. Wir wissen nur, dass diese Angabe vollkommen richtig ist. Denn der Nachfolger des Bischofs Gottfried, Atto , hatte vielfach nach Rom zu reisen, um dort für die Aufhebung des Interdikts zu wirken. Am 3i. März 1154 stellte Atto (Azzo) dem Abte Oprandus von San Salvi eine Assecurationsurkunde aus, in der er erklärte, dass aus der Gelduuterstiitzung, die der Abt ihm aus Liebe in necessitate uostra, qua gravabamur pro expensis, quas pro ecclesiastico officio recuperaudo Romani saepe euudo et redeuudo fecimus, habe zukommen lassen, kein Recht erwachsen, sondern das Kloster nach wie vor sich seiner Immunität erfreuen solle '). Wüstenfeld hat mir gegenüber die Vermuthung ausgesprochen, dass das Interdikt vielleicht mit den Fehden der Florentiner gegen den Grafen Guido Guerra zusammenhängen möge; die Florentiner, die 1147 einen Vertrag mit dem Grafen abgeschlossen hatten, der vielleicht mit der allgemeinen Pacification wegen des Kreuzzuges zusammenhänge, hatten denselben treulos gebrochen. Soviel scheint man aus dem corrumpirten Texte des Tolosanus herauslesen zu können 2). Sanza- nome gleitet über das unangenehme Thema mit einer W^endung weg, die auch gerade kein sehr günstiges Zeugniss für die Florentiner ist. Es ist in der That sehr wahrscheinlich, dass die Ex- communication der Florentiner mit ihren unaufhörlichen Kriegszügen zusammenhing. Fast ebenso dunkel in seinen Ursachen als der Verlust des Officiums im Jahre 1153 ist der von 1173 3). Denn wenn es auch in unseren Annalen heisst, wegen der Patarener habe derselbe statt gefunden, so bleibt doch zweierlei dabei immerhin unklar: Einmal wer diese Patarener waren, und wie es möglich war, dass um einer Sekte willen in Florenz das Officium verloren gehen konnte. Es scheint doch bei dem kirchlichen Charakter der Florentiner jener Zeit fast unmöglich, dass eine Sekte solchen Einfluss in der Stadt gewinnen konnte, dass sie auf das Verhältniss derselben zur orthodoxen Kirche bestimmend eingewirkt hat. Und doch scheint dem so zu sein. Die Worte pataria und patareni haben in verschiedenen Jahrhunderten in Italien ganz Verschiedenes bedeutet. Bekanntlich von Mailand aus ungefähr seit der Mitte des 11. Jahrhunderts verbreitet war die Pataria eine revolutionäre Partei, die die Verweltlichung der lombardischen Geistlichkeit im Interesse des gregorianischen Systems bekämpfte und die Freiheit der lombardischen stimmt nachweisbar ist, während sich vorher nur ein- decipientes spreto juramento praedictum destruxerunt zelne Spuren desselben zeigen, so wäre es auch möglich, castellum. Tolosanus in Documenti di Storia Italiana dass der Bischof Gottfried sich mit der Commune über VI. 63it. Sanzanome oben 1. 7. Vergleiche das zu die Kegierungsbefugnisse in der Stadt Uberworfen habe. den Annales Florentini 11 über diese Kriegsaiige be- Dass sich die Ausbildung der Communalverfassung merkte. in Florenz nicht ganz ohne Streit mit dem Bisthum 3) Es kann kein Zweifel darüber herrschen, dass vollziehen konnte, versteht sich von selbst. für ad missum, wie in der Notiz zu 1053, amissum zu 1) Ughelli, Italia sacra III. 95^. lesen ist. 2) Tunc (1149) enim inter Florentinos et comitem 21 Communen gegen das Reich verfocht. Im 13. Jahrhundert bedeutete der Name Patarener so viel als dualistischer Häretiker, als schlimmster Feind der römischen Kirche. Innocenz III. sagt von ihnen impii Manichaei, qui se Catharos vel Patarenos appellant '). Aber man nannte auch Patarener alle die, welche aus irgend welchen Gründen, z. B. weil sie der Kirche occupirte Güter nicht restituiren wollten, mit der Kirche in Couflikte gerathen waren 2). Waren nun die Patarener von Florenz 1173, um deretwillen das Officium verloren ging, solche dualistisch gesinnte Häretiker, oder nur Gegner, vielleicht nur ganz gelegentliche Gegner der römischen Curie? Trotz der viel- gerühmten Kirchlichkeit der antikaiserlich gesinnten Stadt, müssen wir ganz dasselbe von ihr behaupten, was von Mailand schon längst bekannt ist. Die beiden Städte Mailand und Florenz, von denen die eine die Vorkänipferin der jiäpstlicheu Partei in der Lombardei seit dem 11. Jalir- hundert war, und die andere, die sich seit dem 12. Jahrhundert immer mehr zu einer ähnlichen Stellung in Tuscien emporarbeitete, sind gleichzeitig die beiden Hauptsitze der ketzerischen Par- teien in Oberitalien und Tuscieu gewesen. Aus Florenz stammte Petrus, der erste Bischof der- jenigen dualistiscii gesinnten Sekte, welche die vou Concorezo genannt wird, eine Sekte in deren Lehre der mauichäische Dualismus gemildert auftritt-'). Was dieselbe lehrte, sieht man aus den Glaubenssätzen, die Sendboten dieser Sekte, welche von Florenz ausgingen, an anderen Orten ver- kündeten. So lehrten die Ketzer vou Orvieto, wo seit 1150 ein Diotesalvi und eine Frau Julitta aus Florenz neben Anderen die Irrleiiren verbreitet liatten, nach der Biographie des h. Pietro Pareuzo, welche der Magister Johannes von Orvieto im Jahre 12(JÜ verfasst hat u. A. Folgendes: Nihil esse Christi corporis et sanguinis sacramentum; baptismum quem catholica tradidit ecclesia uihil proficere ad salutem; orationes et clemosynas ad absolutionis beueficium non proficere de- functorum, beatum Silvestrum et omnes successores poenae cruciatibus alligatos, omnia visibilia a diabolo facta et ejus subdita potestati, quemlibet bonum beato Petro apostolorum principi meritis et praemiis adaequari, quemlibet malum cum Juda proditore poenam similem sustinere etc.*) Hat jener Diotesalvi aus Florenz diese Irrlehren in Orvieto verkündet, wie jener Magister Johannes behauptet, so werden dieselben sicher auch in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in Florenz selbst verbreitet gewesen sein. Leider giebt uns Papst Innocenz III. in seinem an die Florentiner gerichteten Sclireiben vom März 12015, das sich auf die Ketzer, „welche schon längst in Florenz eingedrungen seien ^ uud eine gegen sie gericlitete vou der Commune getroffene Einrichtung, institutio, bezieht (Epistolae Lib. IX ep. 7), den Inhalt der Lehre der haeretici, so unbestimmt und allgemein an, dass wir diesen frommen Phrasen gar nichts entnehmen können. Wenn mau aber wird einräumen müssen, dass die Häretiker zu Florenz dualistischen Irrlehren huldigten, so bleibt es doch immer noch ganz unerklärt, wie wegen solcher Irrlehrer 1173 die Stadt mit dem Interdikt belegt werden konnte. Denn kaum denkbar ist es doch, dass derartige Häretiker in Florenz um diese Zeit zu solchem Ansehen und Einflüsse gelangen konnten, dass um ihretwillen die Gläubigen mit dem Verluste des Ofüciums bestraft werden mussteu. Denn mau würde über die Stadt doch 1) Innocentis epistolae Lib. X. ep. .54 ed. Migne 0. Schmidt, Histoire et doetrine de la secte des Ca- r. IL S. 1147. thares I. (i3. Wir kommen später ad a. 1245 der Annal. 2) S. das Citat oben S. 1 7. Anm. 2. Florent. IL ausführlicher hierauf zurück. 3) Vignier, Recueil de Tbistoire de l'Eglise bei 4) Acta S. S. Mai. Tom. V. 8ti. 22 nicht das Interdikt ausgesprochen haben, wenn sich dieselbe nicht zu Gunsten der Häretiker irgend welchen kirchlichen Anordnungen gegen dieselben widersetzt h<ätte. Und das noch dazu in einer Zeit, in der dieselbe Stadt gegen den mächtigen deutschen Kaiser und dessen Legaten zu Gunsten des rechtmässigen Papstes sich offen ausgesprochen und die Waffen ergriffen hatte. Denn allein auf diese Zeit scheint es doch zu passen, was die Florentiner in einem fingirten Schreiben an Papst Innocenz III. von sich rühmen: Sane tempore scismatis, quo etiam qui de- bebant esse firmi et stabiles claudicarunt contra Fridericum imperatorem arma sumentes partem confovimas Alexandri et illum qui ab haeresiarcha fuerat jam intrusus de nostris finibus ejecimus violeuter^). Dieses kann nur 1164 geschehen sein, als Rainald von Cöln nach der Wahl Pa- schalis III. die Rektoren des tuscischen zu Borge San Ginesio um sich versammelt und die An- erkennung deg Gegenpapstes gefordert hatte, dann aber nach Oberitalien abgereisst war 2), oder 1165 als Erzbischoff Christian von Mainz Tuscien unter die Obedienz von Paschalis III. gebeugt, dann aber das Land wieder verlassen hatte 3). Wie dem nun auch sein mag, dass eine Stadt, welche sich 1161 oder 1165 noch so ent- schieden für den rechtmässigen Papst ausgesprochen hatte, 1173 wegen der in ihr auf irgend eine Weise zum Ansehen und Einfluss gekommenen häretischen Irrlehrern mit dem Interdikt belegt werden musste, das bleibt uns, selbst wenn wir die Gründe der Opposition gegen den kaiserlichen Papst und seinen ,Eindringling' mehr auf weltliche als auf religiöse Motive zurückführen wollten, immerhin ein nicht einfach zu lösendes Räthsel, das ohne neue unrkundliche Aufschlüsse wohl schwerlich beseitigt werden wird. — Kehren wir nach diesen die kirchlichen Verhältnisse von Florenz betreffenden Angaben unserer Annalen zu einer Nachricht derselben zurück, welche sich auf ein für die Entwicklung der Stadt sehr wichtiges Ereigniss bezieht, das ein halbes Jahrhundert vor den zuletzt erwähnten Begebenheiten stattfand. Nach unseren Annalen belagerten die Florentiner ihre Nachbarstadt Fiesole vom 30. Juni bis zum 12. September 1125*). Unter welchen Bedingungen sie sich derselben bemächtigten, sagen sie nicht. Es ist einer der werthvoUsten Abschnitte der Gesta Florentinorum des Sanzanome, in der 1) Aus dem Formelbuche des Buoncompagnus bei Winkelmann, Philipp von Schwaben I. 656. Auf Wirren in der florentinischen Kirche zu dieser Zeit weisen auch die Angaben bei Ughelli Italia sacra III, 982 hin. Dieselben sind aber so unbestimmt, dass sich aus ihnen nicht ersehen läset, wer damals recht- mässiger Bischof in Florenz war. Vom Bischof Zenobius ist uns urkundlich Nichts erhalten, während der Bischof Julius in mehreren Urkunden vorkommt. Dass Zenobius der kaiserliche Bischof gewesen, ist desshalb noch nicht ausgemacht. Woher die Annales Camaldulenses IV. 180 wissen: Petrus Bernardo suc- cessit anno 1189, Bernardus autem Zenobio anno 1182, Zenobius vero Julie, qui successerat Ambrosio 1158, vermag ich nicht anzugeben. 2) Ficker, Rainald von Dassel S. 58. 3) Varrentrapp., Christian von Mainz S. 2.3. 4) Von einem Kriege, den gleichzeitig mit diesem Kampfe die Florentiner mit der Familie Fabroni von Pistoja und dieser Commune wegen des Castells von Signa gehabt haben sollen, wissen Salvi, Storia di Pistoja I. 67 und Perrens I. 434 zu berichten. Aber Salvi folgt bei dieser Erzählung einer jedenfalls le- gendenvollen Geschichte der Familie Fabroni, die ein G. B. Cicci geschrieben hat. 1. 1. S. 55. Signa gehörte seit dem 10. Jahrhundert nach Florenz, wie zahlreiche Urkunden beweisen, die Lami, Monumenta I. 84 u. f. hat abdrucken lassen. 23 uns die Geschichte dieses Kampfes zwischen Florenz und Fiesole erzählt wird. Mit dem vollsten Bewusstsein von der grossen Bedeutung dieser Eroberung der Nachbarstadt für die Entwicklung von Florenz — sagt er doch, dass Florenz erst von der Zerstörung von Fiesole an seinen Ursprung datire') — und in Uebereinstimniuug mit unseren Annalen und den Ableitungen der Gesta Floren- tinorum berichtet er, die Zerstörung von Fiesole sei im Jahre 1125 nach längerer Belagerung erfolgt. Aber er weiss auch, dass die Florentiner schon 1123 und 1124 die gefährliche Nachbarin in ihre Gewalt zu bringen versucht hätten, dieses ihnen aber nicht gelungen sei, sie vielmehr erst im dritten Jahre des Krieges die Stadt zur Uebergabe durch Aushungerung gebracht hätten, nachdem der Bischof (Johannes II.) von Fiesole eine Capitulation vermittelt habe. Nach dieser sei Stadt und Burg zerstört worden, das Bisthum sei dagegen in seiner Freiheit bestehen ge- blieben -J. In Folge dieser Zerstörung ihrer Stadt zogen nun viele Fiesolaner nach Florenz hinab und es entstand durch Syuoikisnios jene gemischte Bevölkerung in der Arnostadt, aus der nach Dante aller Parteihader derselben mit einer Art Naturnothwendigkeit hervorwuchs. Denn wenn Fiesole auch 1134 noch eine civitas genannt wird^), und um den Bischofssitz noch immer eine Anzahl Häuser sich erhalten haben, so war mit der 1125 erfolgten Zerstörung der Burg und der Mauern der alten etruskischen Stadt ihre Macht für immer gebrochen und sie wurde im Laufe der Jahrhunderte immer unbedeut(;nder. Die Florentiner hatten von jetzt an vollständig erreicht, was sie bei jeuer Belagerung erstrebt: die wegen ihrer Lage und der eigenthiimliclien hier be- stehenden Verhältnisse der Ausbreitung ihrer Macht doppelt gefährliche Stadt war für immer unschädlich gemacht. Im Allgemeinen hatten sich die Grenzen der Bisthümer an die Grenzen der grösseren aus römischer Zeit erhaltenen civitates angeschlossen *). Die Grenzen der Grafschaften fielen nun in der Kegel mit denen der Bisthümer zusammen. Dass dieses auch für Florenz der Fall gewesen, nehmen Borghini und Lami an. Der letztere schreibt: Con gran veritä scrisse il Borghini, che ha avuto sempre il contado equale a'termiui del suo Vescovado , come ha ancora in oggi *) und in den Monumenta ecclcs. Floreut. II, 1229 heisst es: Comitatus Florentinus Arno adjacens olim se extendit ad occasum nou ultra fluminis Elsae ostia, ad orientem non ultra ostia flumiuis Decu- mani, si dioeceseos ecclesiasticae limites prosequamur. Utrinque autem XX circiter M. P. pro- tenditur. Dem entsprechend bildete höchst wahrscheinlich das Bisthum Fäsulae auch eine Graf- schuft, obwohl mir von dortigen Grafen Nichts bekannt ist. Bei der Lage der beiden Bisthümer — der grösste Theil der Diöcese von Fiesole war durch die von Florenz von dem Sitze des Bischofs getrennt und bestand aus zwei sehr uugleichen Theilen — war es daher sehr natürlich, dass 1) Cum ejus occasione — destructlone FaeBularnm — Klorentia sumpsisset originem. 2) Villani IV, ij verlegt das Alles in die Zeit nach der anf^eblichcn Zerstörung i. J. KilO. Thl. I. S. *5(i. ^ In der riorontiner Zeitschrift: II Borghini Anno 2. (IbTä) Nr. 5. S. 73 u. f. habe ich den Beweis zu fuhren gesucht, dass die Kriählung von der Be- lagerung von Fäsulae durch die Römer, wie sie in der Schrift Chronica de origine civitatis (Thl. I. S. .51) vorliegt, nur ein Reflex der Kämpfe von 1125 ist. 3) Ughelli III. 241. Ich weiss nicht, ob es nicht ein Druck- oder Lesefehler ist, wenn in dem sonst mit der Urkunde von 1103, Ughelli III. 237, überein- stimmenden Eingange dieser Urkunde das Wort arcem, das dort steht, hier durch curtem ersetzt ist. Ist richtig gelesen, so weist das auch auf die inzwischen (1125) erfolgte Zerstörung der Arx hin. 4) Bethmann-Hollweg, Römischer Civilproeess V. 2. S. 194. 5) Lami, Lezioni. S. CVIII. 24 man die beiden Grafschaften früh zusammenlegte und zu einer ludiearia vereinigte. Wann dieses geschehen ist, wissen wir nicht. Jedenfalls schon im 9. Jalirhundert. Denn in einer Urkunde von 890 heisst es von der Curtis Sala sie liege sub Castro Fesulae et constat in comitatu Fesulano et Florentino '). In drei anderen von Repetti citirten Urkunden aus den Jahren 903 , 986 und 994, welche in Passignano, Castiglione und Ricavo (Val di Pesa) ausgestellt sind, wird gesagt, sie seien verfasst im Contado oder der Giudicaria von Florenz und FicKole. Dieses Verhältniss bestand im 11. Jahrhundert weiter. In einer Urkunde z. B. von 1016 heisst es: Actum in loco Porciano ludiciaria Florentina seu Fesulana. In einer anderen von 1043: Infra comitatum Floren- tinum et Fesulanum, Aretinum, Senensem etc., in einer von 1094: Actum est hoc in loco Saneto Barillo ludiciaria Florentina ac Fesulana, in einer anderen von 1102: Actum in loco qui vocatur Pinzano ludiciaria Florentina et Fesulana 2). Daraus ergiebt sich mit Sicherheit, das die Bisthümer Florenz und Fiesole jetzt einen Gerichtsbezirk, eine Grafschaft bildeten. Als nun die Markgrafen aus dem Hause Canossa, welche die markgräflichen Befugnisse den Städten gegenüber wesentlich ge- steigert und in Florenz ihre Rechte direkt, nicht durch Vermittelung eines Grafen ausgeübt hatten ä), mit der Markgräfin Mathilde ausgestorben wai-en, suchten die Florentiner eben jene Befugnisse an ihre Stadt zu bringen: der Kampf um die Erwerbung der Grafschaft, um die Bildung eines autonomen Staatswesens, das im Laufe der Jahrhunderte immer grösser geworden sich in unseren Tagen als Grossherzogthum Toscana aufgelöst hat, begann damals. Da in Tuscien, nicht wie in der Lombardei, die Grafschaft an die Bischöfe gekommen war, das Markgrafenthum hier überhaupt die Ausbildung grosser bischöflicher Immunitäten verhindert hatte ^), die deutscheu Markgrafen nach 1115 aber nur so lange einen wirklichen Einfluss geltend machen, die mark- gräflichen Rechte wahren konnten, als sie die nöthigen Truppen zur Verfügung hatten, was doch nur vorübergehend der Fall war, so war dem Umsichgreifen der aufstrebenden Communen keine fremde Macht sehr gefährlich. Nur die verschiedenen Städte selbst beschränkten einander gegen- seitig. Die schwächeren suchten an dem Reiche gegen ihre mächtigen Nachbaren vorübergehend einen Bundesgenossen, dessen man sich aber sofort zu entledigen suchte, so bald man seiner nicht mehr zu bedürfen glaubte. Um jedoch mit Erfolg sich die Selbstständigkeit erringen zu können, mussten vor allen Dingen die Städte in ihrer nächsten Umgebung gegen feindliche Angriffe gesichert sein : es durfte hier, sei es für die deutschen Heere, sei es für die grösseren Nachbarstädte, keine Stütz])unkte geben, von denen aus die Stadt leicht gefährdet werden konnte. Darum suchten sich die Floren- tiner der Burg zu bemächtigen, von der aus die cadolingischcn Grafen in Verbindung mit den deutschen Markgrafen ihre Stadt bedrohten, darum suchten sie vor Allen die Stadt unschädlich zu machen, die fast uneinnehmbar auf der Spitze des Berges lag, der ihr Weichbild überragte. 1) Ughelli III. 214^. S. 09. aus dem Jahre 109U, während von einem Comi- 2) Repetti II. 111. Lami, Lezione C — CIL Ughelli tatus Fesulanus allein, so viel ich sehe, niemals die III. 36. Ueberall wird in den Urkunden aus jener Zeit Rede ist. jedoch nicht der Ausdruck Comitatu8(Judicaria) Floren- 3) Ficker, Forschungen I. 256. Oben I. S. S9. tinus et Fesulanus gebraucht. Der Ausdruck comitatus Anm. 2. Florentinus kommt auch allein vor, z. B. in einer 4) Bethmann- Hollweg, Ursprung S. 116; Hegel, Urkunde in den Annales Camaldulenses III. App. Städteverfassung II. 78 ; Ficker I. 253. 25 Florenz war im 11. Jahrhundert ohne Frage eine weit bedeutendere Stadt als Fiesole geworden. Aber wenn der deutsehe Markgraf diese bischöfliche Stadt zu seinem Sitze erkoren und von hier aus das mittlere Ärnothal zu beherrschen und zu verwalten versucht hätte, so würden die Florentiner sich der Grafschaftsrechte in den Bisthtimern Florenz und Fiesole nimmer haben bemächtigen können, die Besatzung der Feste hätte stets wie eine gefahrdrohende Wolke über ihren Häuptern geschwebt, die Sicherheit des Waarentransportes zu Wasser und zu Lande wäre stets eine illusorische gewesen. Darum musste Florenz die Burg und die Stadt Fiesole vernichten, wenn es selbst existiren und gedeihen wollte. War demnac^h die Eroberung und Schleifung von Fiesole eine Lebensfrage flir das Gedeihen von Florenz, so war diese doch nur in einer Zeit zu lösen, in der, wie nach dem Tode der Markgräfin, in Tuscien das Faustrecht mehr galt als irgend welche gesetzlichen Ord- nungen. Und so ist es denn auch geschehen, wie schon erwähnt: eine dreijährige Belagerung endete, wenn wir einem sogleich weiter mitzutheilenden Aktenstücke irgend welche Glaub- würdigkeit zusprechen wollen, damit, dass die Florentiner die Stadt gegen die abgeschlossene Convention ausplünderten. Denn wenn, wie aus unseren Annalen und aus Sanzanome feststeht, die Florentiner Monate lang Fiesole belagerten, und der h, Atho sagt, sie hätten nicht meditata nequitia gegen Fiesole gehandelt, so kann .sich das, was der h. Atho an den Florentinern ent- schuldigen will, doch nicht auf die Belagerung, sondern auf ein einzelnes mit derselben in Ver- bindung stehendes Faktum beziehen. Der Zwang, der gegen die unglücklichen Bewohner der eroberten Stadt ausgeübt wurde, um sie zu einem Synoikismus mit Florenz zu bewegen, die Art der Plünderung der alten Stadt scheint derartig gewesen zu sein , dass selbst in diesen Zeiten der gräulichsten Verwilderung aller Rechtsbegrifte in Tuscien, man die Thaten, welche die Floren- tiner in der eroberten Stadt verübt hatten, doch als so exorbitant ansah, dass sie den Zoni und die Strafe des Papstes herausfordern müssten. Der h. Atho, Abt von Vallombrosa, sah sich wenigstens veranlasst mit seinen Mönchen einen Brief an Papst Honorius IL zu senden, um den Zorn desselben über die Zerstörung von Fiesole zu beschwichtigen. Da dieser Brief nur in einem diesseits der Berge wenig verbreiteten Werke, in der Historia monasterii S. Michaelis de Passi- niano, die Soldani herausgegeben hat, enthalten ist, glaube ich denselben hier nochmals zum Abdrucke bringen zu sollen. Derselbe lautet wörtlich 1. 1. S. 109: Domino ac Beatissimo Patri Ho. divina gratia primae Sedis Antistiti At(lio) peccator Monach. et reliqui Fratres Valisumbrosae cum debita subjectione voluntariam in omnibus obedientiam. Recolentes integram tidem et devotionem, quam erga Sedem .\postolicam nostri Mtijores actenus servavere non formidamus vestram fiduccialiter adire prae- se tiam pro nostris aliorumque necessitatibus rogaturi humiliter itaque Sanctitatem vestram supplices exoramus ut laboris et obedientiae Vallumbrosanae Familiae nunquam iramemores per- sequentium nos sacvitiani ail praesens aliquatenus arcere dignemini. Quam ideo ex ordine non exjjonimus, quoniam eam Domini Mutinensi sepiscopi ') relatione vos audivisse contidimus. Usque adeo quippe in nostri conculcatione crassantur, ut excepta rapina mobiliura, combustione domorum, pcrsonas insuper nostras turpiter caedere ac nudare minime vereantur. .\d baec ]ir'» FloiPiitinoinm cxccssibus itidem ohsecramus, quos etsi velimus absque maximo 1) Eh war der Bisuliof Üoiio t 1134. 26 scandalo deserere non valemus, quouiam habitantes in medio eoium et ipsorum beneficiis substen- tamur multorum pro injuriis illorum manibus liberamur. Nee ad hoc isla proferimus, ut iniquitas eorum nobis placeat, vel ut prorsus impuiiita remaneat, sed ne major inde ruina nascatur super eos saltem minor vindicta procedat. Dicunt autem se velle corrigere, quod nou meditata nequitia coniniisere. Sunt etiam inter eos utrius- que sexus et ordinis plurimi, quorum uec actu nee voluntate contigit Fesulana destructio, id- circo ne immunes ab hoc crimine cum (noxii)s puniantur in auribus hominum, et innoxia .... citudo ') pariter ab Ecclesiae gremio reparetur Sanctitati vestrae p . . . . ■') est providere. Tandem aucti gratia simul et beuedictione vestra parvitatem nostram totiusque congregationis statum vobis in Domino commendamus, orantes ut in Sagena Petri salvari vobiscum in die domini niereamur. Es ist kein schmeichelhaftes Bild, das der fromme Gottesmann, der die Florentiner doch so gut als es gehen wollte entschuldigte, von diesen entwirft. Wenn er aber hervorhebt, es seien nicht alle Florentiner an der Zerstörung und Plünderung Fiesoles betheiligt gewesen, so haben diese Rede- wendungen nur den Zweck, der von Seiten der Florentiner offenbar gefiirchteten Verhängung des Inter- dikts über ihre Stadt zuvorzukommen und dieselbe abzuwenden 3). Ob das gelungen ist, wissen wir nicht. Jedenfalls haben sich die Florentiner nicht gebessert und sind nach wie vor mit der rück- sichtslosesten Energie gegen ihre Nachbarn vorgegangen. Sie waren hierin gewiss nicht schlimmer als diese selbst, nur glücklicher. Die Zustände, welche sich in Tuscien aus diesem Kriege Aller gegen Alle entwickelten, waren der Art, dass sie selbst einen Nichtitaliener zu den beweglichsten Klagen über das elende und unglückliche Tuscien trieben. Schreibt doch Petrus Venerabilis Lib. V. Epist. 37 an König Roger von Sicilien : Utinam miserabilis ac infelicis Tusciae partes felici vestro imperio cum adjacentibus provinciis adjungerentur et res perditissimae pacifico regni vestri corpori unirentur. Vero non tuuc sicut nunc res divinae ac humanae nullo servato ordine confunderentur, nou urbes, castra, burgi, villae, stratae publicae et ipsi Deo consecratae ecclesiae homicidis sacrilegis, raptoribus exponerentur. Non poenitentes pergrini, clerici, monachi, abbates, presbyteri, ipsi supremi ordinis sacerdotes, episcopi, archiepiscopi primates et patriarchae in mauus talium traderentur, spoliarentur , distraherentur et quid dicam? verberarentur , occiderentur etc«) Man sieht die Zeiten, welche Cacciaguida preist, waren doch nicht die besten. Nur darin hat er vollkommen Recht, wenn er in den bekannten Versen''): 0 quanto fora meglio esser vicine Quelle genti ch'io dico, ed al Galuzzo Ed a Trespiano aver vostro confine. 1) soUicitudo? 2) prorsus? 3) Die Einnahme von Fiesole wurde noch viele Jahrzehnte später in Tuscien als eines der merk- würdigsten Ereignisse des Landes angesehen. In dem merkwürdigen Aktenstück, welches L. Passerini im Ar- chivio storico Ser. III, tom. XXIII unter dem Titel Una monaca etc. veröffentlicht hat, werden die alten Leute befragt, wie lange ihr Gedächtniss zurückreiche, ob sie sich etwa noch der Zerstörung Fiesoles erinnerten. 4) Petrus Venerabilis spielt hierbei auf den Ueberfall an, den er mit den vornehmsten französischen Prälaten auf der Rückkehr vom Pisaner Concil (1135) in der Nähe von Pontremoli zu erleiden hatte. Die Prälaten mussten sich durch hohes Lösegeld aus der Gefangenschaft, in welche sie die Wegelagerer ge- worfen hatten, loskaufen. Epistolae Petri Venerabi- lis II, n. Wilkens, Peter der Ehrwürdige. S. 200. Giesebrecht IV S. 121 und 445. 5) Paradiso XVI. 52 — 55. 'J7 das Weiclibild der Stadt für die ersten Jahrzehnte des 12. Jahrhunderts auf einen so geringen Raum einschränkt, wie er durch die beiden Orte Galuzzo und Trespiano, von denen der eine un- gefähr 2 Miglien südlich, der andere eben so weit nördlich von der Stadt liegt, andeutet. — Die Eroberung des Castells von Vignale durch die Florentiner, welche unsere Annalen zum Jahre 1129 berichten, wird anderweitig nicht erwähnt. Da es mehrere gleichnamige Castelle Vignale gab, so ist es nicht vollkommen sicher, welches hier gemeint ist. Da aber hier Sienesen gefangen genommen wurden, so muss es doch wohl das jetzt verschwundene Vignale im Val d'El.'ia gewesen sein, das in Urkunden bis zum Juli 1129 erwähnt wird i). Es lag unweit der Heerstrasse, welche aus dem Val di Pesa ins Val d'Elsa über die Berge nach Poggibonzi führte, also in einer Gegend, in der die Kämpfe der Florentiner und Sienesen mehr als ein Jahrhundert hindurch vorzugsweise entbrannten. Man wird wohl auch nicht irren, wenn man die Eroberung dieses Castells der Sienesen in Verbindung bringt mit der Fehde, die in diesen Jahren zwischen Pisa und Siena entbrannt war, und der auch der Markgraf Conrad nicht als müssiger Beobachter fern geblieben zu sein scheint. Die Annales Senenses berichten zum J. 1129, der Erzbisehof Roger von Pisa, der zugleich Bischof von Volterra war, sei von den Sienesen gefangen genommen worden^), und in den Miracula S. S. Justi et Clemeutis circa 1140 conscripta ex editione Augustini Florentini Camaldulensis (Acta S. S. 5. Juni S. 443) wird erzählt, durch ein Wunder des h. Justus und des h. Clemens seien Geissein, welche vom Markgrafen Conrad 1128 bei Eroberung des der Familie Gherardesclii gehörigen, unweit Pisa gelegenen Castells Bulgarin) gefangen genommen und in einem scheusslichen Kerker in Silviculae bei Siena festgehalten worden seien, in Folge der Anrufung jener Heiligen befreit worden. — Die Nachrieht unserer Annalen, dass am 16. Juni 1135 der Markgraf Engelbert von Tuscien in Florenz eingezogen sei, stimmt gut zur Angabe der Pisaner Annalen, nach denen der Papst kurz vor dem Schlüsse des Concils von Pisa (6. Juni 1135) den Markgrafen Engelbert am 30. Mai mit der Markgrafenwürde von Tuscien investirt habe. Denn dass wir unter diesem Ausdrucke nichts Anderes zu verstehen haben, als dass der Markgraf als Verwalter des Mathildinischen Allods dem Papste den Treueneid leistete, dürfte unzweifelhaft sein *). Der Vorgänger dieses Markgrafen Engelbert, der wohl den Ortenburgern angehörte und ein Sohn Herzog Engelberts von Kärnthen war, war jener Markgraf Rampert gewesen, von dem uns eine Urkunde bei Muratori berichtet 5). Wann dieser gestorben oder der Markgrafen würde entkleidet worden ist, wissen wir nicht. Denn dass er der bei einer Belagerung von Montecascioli 1134 umgekommene deutsche Markgraf gewesen sei, ist lediglich eine Vermuthung Lamis. Es ist auch nicht gut möglich, dass der Brief des h. Bernhard an die Pisaner"), in dem er diesen den Markgrafen Engelbert, „qui domino Papae et amicis ejus missus est in adjutorium, juvenis fortis et strenuus et, si non fallor, fidelis" empfiehlt, schon in das Jahr 1133 gehört, wie Mabillon annahm,, dass also Engelbert schon t) Repetti V. 770. 4) Annales Pisani, Pertz M. G. XIX, 240. Vgl. 2) Annales Senenses. Pertz. XIX, 225. JaftY', Lothar S. 2:t9, Ficker, Forschungen II, 225. An- 3) .Bulgari oppidiim sive castellum est in ditione merkung 14. Bernhardi, Lothar. S. 565. Anm. 13. Pisana, Gerundesia (sie! Gherardesca?) dieta, haud 5) .\ntiqu. med. aevi I. 963. procul a mari" erklären die Bollandisten. 6) Bernardi epistolae No. 130. 4* 28 1134 nach Italien gekommeu ist. In welcbcr Absicht Engelbert am 16. Juni 1135 seinen Einzug iu Florenz hielt, wie die Stadt sich zu ihm stellte, wissen wir nicht sicher. Jedenfalls stand er mit dem Bischöfe der Stadt in freundlichen Beziehungen. Denn er bestätigte dem Bischöfe Gottfried, der auf dem Concile, wie es scheint, siegreich einen Streit ausgefochteu hatte i), kurz darauf den Besitz von vier Burgen, welche schon Kaiser Lothar demselben zuerkannt hatte 2). Da wir den Bischof Gottfried wenige Jahre später wieder aus der Stadt vertrieben und von dem Herzog Heinrich von Bayern mit Gewalt iu dieselbe zuiückgefiihrt sehen, ist es möglich, dass sich der- selbe dem deutschen Markgrafen eng angeschlossen und von diesem wiederum der Stadt gegen- über begünstigt in allerlei Anschläge gegen die städtischen Freiheiten eingelassen hatte. Jedenfalls hatte der Bischof an Engelbert keinen starken Schutz gefunden. Ein Jahr später schlugen den- selben die Lucchesen in einer grossen Schlacht bei Fucecchio und belagerten diese Feste, die zur Hälfte durch die Wittwe des Grafen Hugo aus dem Geschlechte der Cadolinger 1114 an den Bischof von Lucca gekommen war. Mit welchem Rechte nun der Markgraf Engelbert sich in den Besitz dieser Burg setzte und dieselbe gegen die mit ihrem Bischof verbündeten Lucchesen ver- theidigen konnte, ist nicht ganz klar. Wahrscheinlich war die Abtretung der Hälfte der Burg im Jahre 1114^) nur zum Scheine geschehen, da die Gräfin 1119 dieselbe nochmals wiederholt, und von ihren Allodialbesitzungen ausnimmt. Denn von der anderen Hälfte der Burg, sodass jetzt das Ganze au den Bischof Benedikt von Lucca gekommen wäre, kann nicht die Rede sein, da diese den Söhnen des Bulgarinus, des Bruders von dem 1112 verstorbenen Grafen Hugo, gehörte. Sei es nun, dass der Markgraf Engelbert die Burg Fucecchio als lleichsburg beansprucht., oder dieselbe nur als einem Reichsfeudatar gehörig vertheidigte<), derselbe wurde geschlagen, floh nach Pisa und bat die Pisaner viele Thränen vergiessend um ihren Beistand. Diese, welchen es durchaus nicht gleichgültig war, dass die Burg von Fucecchio, die ihnen den Weg nach Pistoja verlegte*), in die Hände ihrer alten Feinde gerieth, zogen drei Tage nach der Schlacht mit ihrer gesammten Heereswacht gegen die Lucchesen und entsetzten die Burg. So berichten die Aunalen von Pisa, während Ptolmäus von Lucca seinen Landsleuten auch hier den Sieg zuschreibt. Vielleicht dass die Lucchesen sich eines Theiles der Burg, die später wieder aufgebaut wurde"), bemächtigt hatten. Wie dem nun auch sein mag, der junge Engelbert konnte das Ansehen des Reichs in 7) Siehe oben S. 17. Es ist möglich, dass die strenge Münchspartei in Florenz noch einmal einen Versuch gemacht hat sich des adligen und weltlich- gesinnten Bischofs zu entledigen. 2) Lami, Monumenta I. 153. Castrum montis Jovis, Castrum montis Buiani, castrum de monte Acute, castrum de monte Azzi. Diese Burgen liegen im Val di Steve. Die Urkunde ist jedenfalls aus dem J. 1136. 3) Archiviü storico N. S. IV a S. 73. 4) „Castello soggetto all' impero perch6 signo- reggiato da uu feudatario imperiale." Passerini 1. 1. IV a. S. 58. Siehe auch die folgende Anmerkung. 5) Die Pisaner hatten möglicher Weise noch ein näher liegendes Interesse an der Burg. Seit 1114 traten die Upezzinghi als Besitzer eines Theiles der Burg von Fucecchio auf, die durch ihre Mutter, die Gräfin Cecilia, in den Besitz gekommen sein können. Kepetti 11, 351. Die Upezzinghi werden auch noch später als Keichsfeudatare genannt, und es kommt wiederholt der Ausdruck vor: de domo, seu domibus Upezzingorum et Cadolingorum. Die Upezzinghi waren die ^ isconti von Pisa und für eine Burg, an der diese Theil hatten, werden die Pisaner leicht gegen die Lucchesen zu Felde gezogen seio. 6) Heinrich VI. erlaubt die Erbauung eines Castells zu Fucecchio durch eine Urkunde Bologna am 19. August 11 b7. Stumpf, Reichskanzler No. 4020. Ueber die Niederlage Engelberts s. Bernhardi, Lothar S. 648. 29 Tuscien nicht aufrecht erhalten. Schon im Sommer 1136 wird Herzog Heinrich von ßaiern Markgraf von Tuscien genannt, und im Frühjahr des nächsten Jahres zog derselbe nach Tuscien, um hier dem Markgrafen, der jetzt wohl für den Herzog die Mark amtsweise verwaltete, wie früher für den Kaiser , Gehorsam zu erzwingen '). Da Engelbert ein Jahr später in Deutsch- land beim Könige sich betiudet, und 1139 schon Ulrich von Attems als Markgraf von Tuscien auftritt, hat ir den für ihn so unglücklichen Boden früh verlassen. — Bei der Lückenhaftigkeit der Tradition über alle tuscischeu Verhältnisse des 12. Jahr- hunderts'^) können wir nicht feststellen, ob die Eroberung des Castells von Montebuoni durch die Florentiner, die wenige Monate nach dem Einzüge des Markgrafen Engelbert in Florenz 1135 erfolgte, mit dessen Zustimmung oder gegen dessen Willen erfolgt ist. Wäre die Angabe des ViUani und des Paolino Pieri richtig, dass die Florentiner zur Eroberung von Montebuoni im Juni des Jahres 1135 ausgezogen seien, so wäre es freilich kaum einem Zweifel unterworfen, dass sie dieses nur unter Zustimmung des Markgrafen, der am 16. Juni in Florenz einzog, gethan haben können. Aber die Zeitaugabc wie das Motiv, um dessentwillen die Burg zerstört worden sei, scheint nicht richtig. Wir wollen zwar nicht leugnen, dass die Herren von Montebuoni, die Buondelmonti, so gut wie viele andere Feudalherren Tusciens, Wegelagerei getrieben haben werden. Aber der Erklärungsgrund sieht so aus, als hätten ihn Yillani und Paolino Pieri, da er sehr nahe lag, zu der einfachen Angabe der Gesta Florentinorum, dass das Castell vou Montebuoni zerstört sei, hinzuerfunden, da uns Sanzanome einen anderen speciellen Grund für das Vorgehen der Florentiner gegen sie anführt. Die Florentiner, so erzählt dieser Gewährsmann, hätten auf der Rückkehr vou der Zerstörung des Castells von Montegufone auch die Burg von Montebuoni zerstört, weil die Herren dieser Burg, die bei dem Belagerungsheere der Florentiner vor Monte- gufone sich befunden hätten, zur Nachtzeit das Heer verlassen, sich auf ihre Burg zurückgezogen und dieselbe in Vertheidigungszustand gesetzt hätten. Dieselben seien nach der voraussichtlichen Zerstörung von Montegufone für ihr eigenes Schicksal besorgt geworden ^). Wenn Sanzanome hinzufügt, die Florentiner hätten nicht ohne Grund diese Burg angegriffen, während Villani bei Erwähnung desselben Ereignisses Veranlassung nimmt über das Vorgehen der Commune vou Florenz gegen ihre Nachbani zu bemerken, dass das „colla forza piü che con ragione" geschehen sei, so muss ich gegen meine eigene frühere Ausführung*) jetzt selbst bemerken, dass Sanzanome hier vollständig im Rechte ist, wenn er die Handlungsweise der Florentiner vertheidigt. Denn 1092 überträgt ein Ranerius, Sohn eines Ranerius, die Burg und den Hügel von Montebuoni dem Bischöfe von Florenz und schwört demselben Treue''). Die Buüudelmonti waren also Vasallen des Bischofs von Florenz und demselben zur Hecresfolge verpflichtet. Bei dem eigenthümlichen Verhältnisse, in dem die Stadt Florenz zu dem Bischöfe stand, bedeutete diese Unterwerfung fast so viel als eine Unterwerfung unter die Commune. Jedenfalls waren die Buondelmonti, wenn 1) Ficker, Furschungen II, 225. Anders Bernhard! 5) Lami, Monumental, 155. Dieser Kainer war 1. 1. S. 674. verheirathet mit einer Imilda, Tochter üuidob, welche 2) Die Eroberung vou Floreuü durch Herzog früher an einen Guglielmus verheirathet gewesen war. Heinrich von Baiern berichtet z. B. kein tuacischer Sie hatte einen Sohn Guglielmus. War dieselbe viel- Annalist. leicht eine Tochter des Grafen Guido II. und dessen :t) Th. I. .S. 5. l) Th. I. S. VI. Frau Imilda? 30 der Bischof mit der Stadt im Einverständniss war und den Zug gegen Mont«gufone gebilligt hat, zur Heeresfolge verpflichtet. Verliessen nun dieselben eigenmächtig zur Nachtzeit das Heer der Florentiner und verschanzten sich in ihrer Burg, so konnten die Florentiner dieses mit Recht als einen Grund zur Zerstörung des Castells, das die Strasse nach Rom unweit der Stadt beherrschte, ansehen und die Besitzer desselben zwingen, sich innerhalb der Stadt selbst niederzulassen. Ich möchte, wie schon bemerkt, diese Motivirung des Angriffs der Florentiner gegen Montebuoni für richtig halten, wenn ich gleich die Lage des Castells Montegufone nicht mit vollkommener Sicher- heit zu bestimmen weiss. Es giebt nämlich zwei Montegufone. Hütten wir eine Nachricht darüber, dass auf dem Montegufone, der zwischen dem Bache Virginio und der Pesa sich erhebt, im Anfang des 12. Jahrlmnderts eine Burg gestanden hat, dann würde kein Zweifel bestehen können. Die Erzählung Sanzanomes würde dann mit der geographischen Lage beider Burgen vollkommen übereinstimmen. Wir kennen aber urkundlich aus dem 11. und 12. Jahrhundert nur eine Burg auf dem Montegufone im Val di Sieve, die nicht zum Bericht Sanzanomes passt. Doch werden wir trotz des Schweigens der Urkunden ein Castell auf dem Montegufone im Val d'Elsa wohl annehmen und damit allen Schwierigkeiten uns überhoben sehen dürfen. — Die Nachricht unserer Annalen, dass die Florentiner im Juni 1141 einen glücklichen Kriegs- zug gegen Siena unternommen, Camollia, die Vorstadt Sienas, drei Tage lang behauptet und die Stadt selbst belagert hätten, wird auch anderweitig bestätigt. Die Annalen von Siena weichen, vielleicht nur scheinbar, in der Angabe der Tage von unseren Florentinern ab. Sie sagen nämlich, der „Marchese-' sei am 3. Juni vor der porta Scamolii mit den „Florentinern" erschienen, während unsere Annalen berichten, die Florentiner hätten am 8. Juni die Vorstadt Camollia eingenommen. Wir hätten nur anzunehmen, der Markgraf Ulrich von Attems sei am 3. Juni vor der Vorstadt erschienen, habe diese am 8. d. M. genommen und darauf drei Tage lang Siena selbst belagert, um alle Differenzen verschwinden zu lassen. Dass unter dem „Marchese" der Sieneser Annalen nur der Markgraf Ulrich zu verstehen ist, der seit 1139 in Tuscien nachweisbar ist^), bestätigt Otto von Freisingen 2) , der erzählt: Florentini una cum marchione terrae Ulrico usque ad ipsas portas Senensium procedentes, suburbia ejus cremaverunt. Wie dieser deutsche Markgraf, der 1139 die Besitzungen der Kirche von Florenz bestätigt, in diese municipalen Streitigkeiten ver- wickelt wurde, ist nicht klar zu erkennen. Doch lagen die Parteiverhältnisse im zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts in Tuscien noch ganz anders als in späterer Zeit, welche uns bekannter zu sein pflegen. Denn wurde vom 13. Jahrhundert an hier vorzugsweise die Stellung der Parteien durch den Antagonismus von Pisa und Florenz bestimmt, so war im 12. hier noch die Rivalität von Lucea und Pisa und von Siena und Pisa Ausschlag gebend. Zwischen Siena und Florenz bestanden allerdings die Misshelligkeiten über die Grenzen der Bisthümer beider Städte, welche dann später zum Streite über die Grenzen der Grafschaften führten, schon damals. Pistoja war in der Mitte des 12. Jahrhunderts aber noch im besten Einvernehmen mit Florenz. Dadurch dass diese Stadt mit Pisa verbündet war, und die Grafengeschlechter Tusciens, namentlich die Guidi^), damals noch im Besitz bedeutender Besitzungen waren, lagen die Machtverhältnisse hier 1) Flcker, Forschungen II. 22ö. 3) „Qui per se quasi civitas est et provincia" sagt 2) Monumenta German. XX. 264. Sanzanome (Thl. I. 5) vom altissimus princeps comes 31 ganz anders als später. Pisa und Florenz einerseits, die Sienesen, Aretiner, Lucchesen und die Guidi andrerseits standen sich vor 1150 einander gegenüber. Da die Lucchesen sich dem Mark, grafen Engelbert besonders feindlich gezeigt hatten, so erklärt es sich wohl, das dessen Nach- folger auf die Seite ihrer Gegner trat. Doch haben wir damit die Veranlassung zum Kriegszuge des Markgrafen Ulrich und der Florentiner noch nicht erklärt. Ich möchte, da uns jede positive Angabe hierüber fehlt, glauben, dass Siena mit seinem einheimischen Comes et contadinus comi- tatus Senensis Paltonerius den deutschen Markgrafen nicht anerkennen wollte '). Sollte unter dem Hunsiem des Annalista Saxo, wie Muratori angenommen und auch mir wahrscheinlich ist, Siena zu verstehen sein, so wäre ja die Feindschaft Sienas gegen das Reich um diese Zeit hinlänglich erklärt"^). Wie dem nun auch sein mag. der Krieg des Markgrafen Ulrich gegen Siena entzündete in ganz 'l'uscien neue blutige Fehden ^j. Denn wenn auch die Pisaner Annalen den Ausbruch des Kampfes zwischen Pisa und Lucca, der im Jahre 1144 erfolgte, anders motiviren als dieses Otto von Freisingen thut, und dieselben gewiss hierin ganz Recht haben, so hat doch der deutsche Geschichtsschreiber, dem die Einzelheiteu unbekannt waren, den allgemeinen Zusammenhang der Ereignisse richtig erkannt. Otto stellt nämlich diesen so dar, nachdem er die Belagerung Sienas durch den Markgrafen berichtet hat: Senenses vero, numero et viribus impares se cognoscentes Florentinis, Lucensium au.xilium flugitant. Lucenses tam pro ipsis quam pro comite Guidone Guerra, qui et ipse cum Florentinis atrox bellum gerens eos adierat, Florentinos hostes pronun- tiant. Uli autem Pisanis adjuncti non soluni Lucenses belle attemptant, sed etiam castella, oppida agros praefati comitis incendio et rapina devastant; Senenses etiam, qui ad vastandos agros eorum egressi fuerant, insidiis a tergo positis, vix paucis fuga elapsis, captivant, während die Annalen von Pisa berichten: Anno Domiui 1144 incepta est guerra iuter Pisanos et Lucenses. Nam Pisani propter injuriam de Castro Aghinolfi'') et de strata Francorum et Arni eis illatam, castellum de Vuruo a filio Soffredi adquiesciunt. Unde Lucani in maximam tristitiam sunt exci- tati. Dass sich beide Berichte auf dieselben Vorgänge beziehen, geht daraus unzweifelhaft hervor, dass Otto von Freisingen im weiteren ^'erhluf seines Berichts erzählt, er selbst habe die von den Pisanern und J^ucchesen gegenseitig gemachten Gefangenen gesehen, die longa, ut ipse vidi, car- ceris inedia et squalore macerati, omnibus praetereuutibus lacrimabile humani casus in se specta- (Jaido, dem Grafen Guido Guerra II. Die Stellung i'istojas ergiebt sicli aus den Annale» l'isani: 1144 sind die Pistojesen auf Seiten der Lucdiesen gegen die Pisaner; 11.5U mit den Florentinern ebenfalls auf Seiten der LuecUeseu gegen die Pisaner und die Guidi. 1) lluraturi, Antiquitäten IV. ö'l'i u. f. Ficker, Furschungen II. 229. Dass sich in Siena 1 15U ein vom Reiche unabhängiges Regiment behauptete, ergiebt sich aus verschiedenen jetzt von Ficker angeführten Urkunden. HI. S. 43a. IV. S. lö:t. 2) Nach dein Sachs. Annalisten (Monum. Germ. S. S. VI. S. 773) erobert Herzog Heinrich von Baiem auf seinem Zuge durch Tuscien Hunsiem, exnsta omni circumjacentia; aliud qnoque castrum huic vicinum destruxit. Giesebrecht IV. S. 448. Siena liegt an der Strasse, die Heinrich von Lucca nach Grosseto ein- schlagen musste. Beinliardi, Lothar. S. (19.5. 3) Woher L. Passerini die sicher urkundliche Nachricht bezogen hat, dass der Markgraf nach diesem Zuge den Streitapfel zwischen Siena und Florenz, das Castell von Poggibonzi, keiner dieser Gommunen, sondern, die kaiserliche Bestätigung vorausgesetzt, dem Bischof von Volterra zugesprochen habe, vermag ich nicht anzugeben. Passerini in dem Stammbaum der Guidi, der bei Litta, Le famiglie celebri F'asc. 149 u. f. abgedruckt ist, auf Blatt 2 des Faso. 149. 4) Jetzt Montignoso ein wichtiges Grenzcastell gegen die Lnnigiana hin. 32 culum praebent. Da Otto sein Chronicon 1146 — 47 abgeschlosseu hat, darf man das Präsens praebent hier um so mehr pressen , als in der That die Auswechslung der unglücklichen Ge- fangenen erst 1148 erfolgte '). Da Otto aber 1145 — 46 in Italien war, so müssen die Gefangenen, welche er sah, in den Kämpfen der Jahre bis 1145 gemacht sein. Ob aber die Lucchesen nur von den Sienesen aufgefordert sich zum Kriege gegen die Florentiner, und in Folge hiervon aucli gegen die Pisaner, entschlossen haben, dürfte zweifelhaft sein. Wäre dieses wirklich der Ausgang der Kämpfe zwischen Pisa und Lucca gewesen, welclie sich mit mehreren Unter- brechungen bis zum Jahre 1158 liinzogeu, dann mUssten wir allerdings annehmen, dass dieselben schon vor 1144 begonnen haben, und der von den Pisaner Annalen berichtete Streit zwischen Pisa und Lucca, welcher wegen Belästigungen der Handelsstrassen der Pisaner durch die Luc- chesen begann und 1 1 58 auch mit besonderer Rücksicht auf die mercautilen Beziehungen der beiden Städte durch einen ausführlichen Friedenstraktat beendet wurde, eine zweite Evolution der von Otto von Freisingen berichteten Kriege gewesen ist. Doch wie schon bemerkt, mag Otto von Freisingen den Zusammenhang der kriegerischen Ereignisse im Einzelnen nicht ganz exakt angegeben liaben, so hat er doch die Stellung der Florentiner innerhalb derselben richtig bestimmt. Denn die Florentiner blieben bis zum Jahre 1150 Bundesgenossen der Pisaner, um dann von dieser Zeit an auf Seite der Lucchesen zu treten. Der Beweggrund dieses Parteiwechsels ist uns nicht überliefert. Wir werden jedoch kaum fehl gehen, wenn wir denselben in Verbindung bringen mit der Schwenkung, die Graf Guido Guerra II. in dieser Zeit vornahm. Denn war dieser als Feind der Florentiner ein Bundesgenosse der Lucchesen gewesen, so erneuerte er seit 1150 seine alten freundlichen Beziehungen zu Pisa und bedrängte die Lucchesen aufs Heftigste, welche ihrer- seits nun von den Florentinern und Pistojesen unterstützt wurden. Dass Graf Guido Guerra II. vor 1150 die Pisaner verlassen und sich auf Seiten ihrer Gegner gestellt hatte, hängt aber oifen- bar mit den Händeln zusammen, die er mit den Florentinern, den Bundesgenossen der Pisaner, über die Erbschaft des Grafen Arduin hatte, und über die uns Sanzanome jetzt erwünschten Aufschluss giebt^). Graf Guido Guerra II. hatte den Bischof Gottfried von Florenz , welcher die Güter jenes Grafen Arduin de Palu für seine Familie erwerben wollte und sich gewaltsam in den Besitz der- selben gesetzt hatte, geschlagen. Bei dieser Gelegenheit waren Florentiner Bürger gefangen ge- nommen und vom Grafen trotz der Requisition der Commune nicht freigelassen worden. Auch wollte sich der Graf, der in Florenz ansässig war *), der Entsclieidung der Stadt in seinem Streite mit dem Bischof nicht unterwerfen. Um sich an dem gewaltthätigen Magnaten zu rächen, nahmen die Florentiner die Mutter desselben, die Gräfin Imigla (Emilie), welche durch Florenz reiste, gefangen und hielten sie mehrere Tage fest. Das erregte den Zorn des Grafen noch mehr, und es kam zur offenen Fehde zwischen ihm und der Stadt. Der Kampf drehte sich vorzugsweise um die Burg das Grafen Monte di Croce, die zehn Miglien nordöstlich von Florenz gelegen, vom Grafen neu befestigt worden war. Die Florentiner nahmen zunächst eine kleinere Burg des Grafen, Quona, die drei Meilen von Ponte di Sieve entfernt war. Die Besatzung derselben 1) Mon. Germ. XIX. 240. ad. a. 1148. 3) Der Palast der Guidi war später der der 2) Siehe oben S. 18. Sanzanome. Thl. I. S. 6. Cerchi. 33 flüchtete sieb in das benachbarte Castell von Monte di Croce. Dieses leistete desto zäheren Widerstand. Das Kampfglück war den Florentinern keineswegs hold. In den Jahren 1145 und 1146, während im unteren Arnothale der Krieg zwischen Pisa und Lucca mit wechselndem Glücke geführt wurde, sahen die Florentiner wiederholte Angriffe auf das Castell des Grafen abgeschlagen. Derselbe brachte ihnen sogar am 24. Juni 1146 eine bedeutende Niederlage bei, welche die Annalen von Siena, die für das vorhergehende Jahr eine Niederlage der Sienesen gegen die Florentiner am Monte Maggio verzeichnet haben ') , in erster Linie ihren Laudsleuten zu Gute schreiben. Aber auch Aretiner und Faentiner waren dem Grafen zu Hülfe gekommen, so dass wir schon in diesem Falle die Gegner der Stadt, mit denen sie noch mehr als ein Jahrhundert um die Supre- matie zu kämpfen hatte, ihr schon jetzt gegenüber stehen sehen. Denn nicht nur Villani und Simone della Tosa berichten diese Thatsache, sondern auch der Canonicus Tolosanus, der um 1230 schrieb und Faentiner Annalen benutzte. Dieser erzählte, im Jahre 1147 seien die Faentiner im Dienste des Grafen Guido Guerra nach Monte di Croce, welches die Florentiner belagerten, gezogen. Auf die Nachricht vom Anmärsche des Grafen mit den Faentinern, Aretinern und vielen anderen Schaaren (gentibus), hätten die Florentiner mit Zurücklassung des Belagerungsgerätlies die Belagerung aufgehoben. Im folgenden Jahre seien die Faentiner wieder im Dienste des Grafen nach Monte di Croce gezogen, wo die Horentiner gänzlich geschlagen seien. Auch im dritten Jahre seien die Faentiner dem Grafen zu Hülfe gezogen. (Documenti di Storia Italiana VI. 630). Die Zeitangaben sind um zwei Jahre verschoben, so dass die Niederlage doch am 24. Juni 1146 stattfand. Dieselbe muss in der That bedeutend gewesen sein, da die Florentiner fast ein ganzes Jahr „quasi fessi" sich ruhig verhielten, dann aber den Krieg gegen den Grafen mit ihren Bundes- genossen neu aufnahmen. Derselbe führte zunächst zu keinem entscheidenden Resultate. Doch kam man zu einem Abkommen, nach dem ein Theil des Schlosses von Monte di Croce zerstört werden sollte, ohne dass der Besitzer das Recht habe, dasselbe wieder aufzubauen. Dieser Vertrag wurde im Jahre 1147 vielleicht unter dem Drucke des Papstes, der alle Welt befrieden wollte, damit der Kreuzzug desto glanzvoller ausfalle, abgeschlossen, aber von den Florentinern nicht lange gehalten. Sie zerstörten die Burg gänzlich unter dem Vorwande, der Graf habe die nieder- gerissenen Theile der Burg durch ähnliche ersetzt. Wann dieses geschehen sei, sagt Sanzanome, dem wir diese Darstellung verdanken, nicht bestimmt. Er drückt sich ungenau mit postea aus '). Nach den Gesta Florentinorum erfolgte die Zerstörung der Burg 1 1 53 ^). Ob dieselbe 1) Am l.'j. Juli. Die Sienesen hatten sich seit 1144 mit dem Grafen Guido Guerra verbündet, waren 124.5 aber, als sie ins Gebiet von Florenz eingefallen waren, in einen Hinterhalt gefallen, aus dem wenige entkamen. C'fr. Otto Frising. bist. VII. 2'J. — Annal. Senens. bei Pertz, Mon. Germ. XIX. 226. 2) Sanzanome (Th. I. 7) ist überhaupt ungenau. Wenn man ihn liest, muss man annehmen, die terra comitis Arduini sei damals (1153) dem Bischof Gottfried überlassen worden. Dieser war aber schon 1143 ge- storben, was S. offenbar in dem Augenblicke, als er schrieb, übersehen hatte. 3) Villani giebt irrig 1154 an. Er ist sehr un- genau an dieser .Stelle. Die Uebergabe der Güter der Grafen Guidi zu Monte di Croce an den Bischof von Florenz, die Villani im unmittelbaren Anschluss an diese Erzählung berichtet, erfolgte erst 1226. Ammi- rato, Istorie I. S. 188. ad h. a. Paolino Pieri, der die richtige Jahreszahl hat, weiss auch den Monat, Mai, anzugeben, in dem die Florentiner diesen letzten Zug gegen Monte di Croce unternommen hatten. 5 34 durch Venath erfolgt ist, wie Villani will, oder nach einer längeren Belagerung, wie Paolino Pieri berichtet, können wir nicht sicher bestimmen. In den Gesta Florentiuorum war nichts hierüber gesagt i). Was nun zwischen den Jahren 1147 und 1153 geschehen ist, können wir nur theil weise und zwar mit Hülfe der Chronik des Tolosanus, der aber in den Jahreszahlen fehlerhaft ist, und vereinzelter Notizen des Ptolmaeus von Lucca erschliessen. In den Jahren, welche der Eroberung von Monte dl Croce unmittelbar vorausgingen, war Graf Guido wohl mit auf der Kreuzfahrt im heiligen Lande. Denn er ist vor 1150 einige Jahre in Italien nicht nachweisbar. Nach seiner Rückkehr war er dann zunächst in die Kämpfe mit Lucca als Verbündeter der Pisaner verwickelt. Er versuchte mit diesen das den Lucchesen so gefährliche Castell von S. Maria de Monte 2) in die Gewalt Pisas zu bringen, wurde 1151, als er sich auf dem Boden des Castells von Vurno , das die Lucchesen 1 1 50 zerstört hatten , fest- setzen wollte, von diesen geschlagen und musste diesen das Castell von Monte di Croce Vuruese 1152 ausliefern. Dass die Florentiner diesen Kämpfen nicht fern geblieben waren, berichten die Pisaner Annalen zum Jahr 1150 ausdrücklich. Es war eine Zeit des wildesten Durcheinander in Tuscien. Von den aufstrebenden Städten hatten vor Allen, um das hier noch einmal kurz zusammen zu fassen, die Dynastengeschlechter zu leiden. Am heftigsten war aber der Streit zwischen Florenz und den Guidi entbrannt. Ringsum die Stadt lagen die Burgen der Grafen: im oberen Arnothale, Monte di Croce und andere, im Elsathale auf der Grenze der Grafschaften von Florenz und Siena, Poggibonzi, an der Grenze von Pistoja und Florenz, Moutemurlo. Mit Hülfe der Sienesen, Aretiner, Faeutiuer und anderer „Völker" suchten die Grafen Monte di Croce zu behaupten. Es gelingt ihnen auf die Dauer nicht. Ebenso haben sie Unglück im unteren Arno- thale, wo sie jetzt als Verbündete der Pisaner den Lucchesen nicht gewachsen sind. Das ver- einzelte Poggibonzi können sie gleichfalls nicht behaupten. Sie treten ihre Besitzungen aber lieber an Siena ab (1156), als dass sie dieselben dem feindseligen Florenz gönnen. Wenn man diese Vorgänge im Auge behält, erklärt es sich leicht, warum Graf Guido Guerra jenseits der Alpen gegen die aufstrebenden Communen Schutz sucht. Er ist bei der Kaiserwahl Friedrichs I. in Frankfurt 1252 gewesen uud dann von diesem 1253 auch zu der wichtigen Mission an Papst Eugen III. mit verwendet worden. Doch auch die Macht des Kaisers war nicht so gross, dass sie die Dynasten gegen die Städte — und waren dieselben auch selbst unter sich noch so getheilt — in ihrem Besitze und in ihrer Unabhängigkeit mehr als nur vorübergehend hätte schützen können. Am 4. April 1156 musste Graf Guido Guerra den ersten Theil von Podium Bonizi (Poggibonzi) an die Sienesen, seine Bundesgenossen, abtreten, dabei verpflichtet er sich bei 1000 M. Silber, den ihm verbleibenden Theil des Castells von Poggibonzi weder an die Florentiner noch irgend jemanden anders zu verpfänden. Die Bewohner von Poggibonzi 1) Die Handschrift zu Neapel, Simone da Tosa richtet, dass Graf G. das Castell von Monte di Croce und die Annales riorentini II haben 1153, Villani nnd Vurnese 1152 an die Lucchesen übergeben habe, so Pietro Corcadi 1154. unterscheidet er dieses von dem Castell Vurno, dessen 2) Annal. Pis. ad h. a. Wenn Ptolmäus L. be- Zerstörung er ad a. 1150 gemeldet hat. 35 selbst schlössen an demselben Tage einen Bund mit Siena ab, dessen Spitze gegen Florenz ge- richtet war. Man sieht wie hülflos sich Graf Guido Guerra gegen die Florentiner, die mit einem Heere in der Nähe Poggibonzi's gestanden zu haben scheinen, fühlen rausste, wenn er unter solchen Bedingungen den Beistand seiner Bundesgenossen erkaufte. Der Hass der Florentiner gegen ihn und die Sienesen entbrannte wegen dieser Abtretung von Poggibonzi um so heftiger, da jene Poggibonzi zu ihrer Grafschaft rechneten. Aber umsonst suchten sie die Besitzergreifung des Ortes durch die Sienesen zu verhindern. Sie erlitten am 9. April in der Nähe desselben eine Niederlage, worauf dann die Sienesen sofort den Bau eines Castells in demselben begannen fAnnal. Senenses. Mon. Germ. XIX. 226). Doch damit war der Krieg nicht beendet. Erst als Pisa und Lucca am 14. August 125S auf 10 Jahre mit einander Frieden geschlossen hatten, ver- mittelten diese dann als die mächtigsten Communen Tusciens am 15. August 1158 auch einen 20jährigen Frieden zwischen den Florentinern, den Pratesen und den Capitanen des Garfagnana einerseits, dem Grafen Guido Guerra, den Sienesen, dem Grafen Alberto von Prato und den Pistojesen andrerseits (Slarangone. Mon. Germ. XIX. 214.). — Doch ich breche hier ab, da ich später auf diese Verhältnisse in einem anderen Zusammenhange zurückkommen nuiss. — Wenn es schliesslich in unseren Annalen heisst, das Volk von Florenz sei nach der Er- oberung des Castells von Monte RoUandi am 13. Juni 1147 zurückgekehrt, so muss hier ein Irrthum obwalten. Denn man kann unter dem Castell von Monte RoUandi doch nicht die einst den Cadolingern gehörige Burg von Monte Orlando verstehen, welche die Annales Florentini II. und Ptolmacus Lucensis Mons Gualaudi nennen. Es kommt wenigstens in Tuscien keine andere Burg gleichen Namens vor '). Diese Burg von Monte Orlandi bei Lastra a Signa, wenige Miglien von Florenz entfernt, war aber v(m den Florentinern schon 1107 zerstört worden und verschwindet seit der Zeit aus der Geschichte. Einen einfachen Schreibfehler in unserer Handschrift anzu- nehmen, durch den das berichtete Faktum in das Jahr 1 1 07 verlegt, also mit der von den Gesta Florentinorum u. s. w. berichteten Zerstörung einfach identificirt würde, geht nicht leicht an, da die Zahl mit Worten ausgeschrieben ist. Wollen wir aber annehmen, dass beide Angaben doch nur sich auf die Eroberung von 1107 bezieben, so muss man einen Lesefehler des Schreibers unserer Handschrift annehmen. Wäre das Castell von Monte di Croce im Jahre 1147 wirklich zerstört worden, so würde ich geradezu für Monte RoUandi M. di Croce lesen. Da aber dieses nicht der Fall war, Sanzanome vielmehr ausdrücklich berichtet, es sei nur eine particula desselben zerstört worden, so veimag ich auch nicht diesen Schreibfehler im Worte Kollandi zu vermuthen. Es scheint mir aber doch, da ein Castell von Monte RoUandi ausser dem erwähnten, aber schon 1107 geschleiften, nicht vorkommt, dass hier ein Lesefehler des Schreibers unserer Handschrift anzunehmen sein wird. Ich schlage vor statt RoUandi: Rinaldi zu lesen. Das Castell dieses Namens im Val di Pesa gehörte der alten Adelsfamilie Bernardi (Cantini, Saggi VIIL 33). I) MUglich wäre es übrigens doch, dass es noch 2) Ueber Mons Guahindi s. zu Annales Fl. II. ein Castell dieses Namens gegeben habe. Denn Pao- Ueber die Notiz unserer Annalen zu 1147 oben S. 4. lino Pieri fügt ad e. 1107 zur Notiz über die Eroberung Anm. 2. von Monte Orlando, hier offenbar unrichtig, hinzu: del Sanese. Ich kenne dieses aber auch nicht. 5* 36 Während uns urkundlich aus dem 1 1 . und 1 3. *) Jahrhundert mancherlei über die Geschicke dieses Castells aufbewahrt ist, haben wir aus dem 12. Jahrhundert keine Nachricht über es. Da das Castell früher zu der Giudicaria Fesulana gehört hatte, mochten seine Herren sich wohl noch be- sonders weigern, die Oberhoheit von Florenz anzuerkennen. Den Florentinern, die um diese Zeit in der Richtung nach dem Pesathale ihre Grenze vorschoben, musste die Erwerbung dieses Castells besonders erwünscht sein. Doch ist diese meine Annahme, wie ich das ausdrücklich hervorhebe, eine reine Vermuthung. 1) Urkunden aus dieser Zeit bei Repetti III, 505. V. Annales Florentini II. In den Novelle letterarie pubblicate in Firenze 1756 pag. 790 findet sich eine Notiz Fineschis, des ersten Herausgebers der „Ordnungen der Gerechtigkeit", in der er auf eine bre- vissima Cronica dl Firenze dall' anno 1107 fino at 1267 hinweist, welche sich in der Libreria de' 1'. P. Minori d'Oguissanti finde. Bei meinen Nachforschungen nach den Gesta Florentinorum glaubte ich auch diese Chronik nicht übersehen zu dürfen. Ich ermittelte, dass dieselbe aus der Bibliothek der Minoriten von Ognissanti nach der Uiccardiana gekommen sei und sich dort in dem Codex 277'5 befinden müsse. Da diese Bibliothek, als ich diese Notiz 1872 in Florenz fand, geschlossen war, so musste ich meinen Freund A. Gherardi ersuchen, mir nach meiner Abreise eine Abschrift dieser Chronik anzufertigen. Gherardi fand die Handschrift nach meinen Angaben auch in der Riccardiana auf, sah aber sofort, dass sie nur eine Copie sehr jungen Datums, aus dem XVII. Jahrhundert, sei, von der das Original möglicher Weise noch erhalten sei. Denn die Abschrift enthält S. 359 des Cod. 277S in klein Folio die Notiz: Chronicula excerpta ex quodam antico codice papyraceo bibliothecae mauuscriptorum cenobii S. Mariae Noveliae, opere et manibus fratrum predicatorum ejusdem conventus. Da nun die Handschriften von St. Maria Novella in die Biblioteca Nazionale gekommen sind, suchte Gherardi hier nach dem Originale und fand dasselbe auch glücklich. Dasselbe befindet sich in einer Miscellanhandschrift , die mit einer Abschrift der Chronik des Martin von Troppau beginnt und ist gezeichnet: 773 F. 4 dei Conventi soppressi. Blatt 30 '). Nach Gherardi's Urtheil, der als Archivbeamter der Florentiner Handschriften vollkommen kundig ist, stammt dieses Manuscript aus der letzten Zeit des 13. oder dem Anfange des 14. Jahr- hunderts. Dasselbe ist, wie ich erst nachträglich erfahren habe, zwar schon von Fineschi selbst, aber nur bis zum Jahre 1217, abgedruckt in den Memorie istoriche, che possono servire alle Vite degli Uomini illustri del Convento di S. Maria Novella I. S. 330 — 32. Da der Text der Hand- 1) In der Uandsclirif't folgen der Chronik des Martin von Troppau Kataloge aller möglichen geist- lichen und weltlichen Fürsten, namentlich der italie- nischen KOnige und dann besonders der französischen Könige, Herzöge und Bischöfe. Dieselben reichen nicht Über das erste Drittel des 13. Jahrhunderts liinaus. Auf Fol. 30 stehen die Namen der Bischöfe von Paris in der linlcen Columne bis auf Bartholo- meus (1223) und in der Columne rechts beginnen unsere Annalen. Auf. Fol. 30 r heisst es dann: Hie ponatur per ordinem omnia incidentia de ystoria ecclesiastica. Diese Schrift schliesst fol. 33 mit den Worten: Aristobulus natione ludeus peripateticus philosophus scripsit commentarios explanationum in Moisem Ptolomeo Philometori. In der Columne fol. 33 rechts beginnt dann unser Verzeichniss der Consuln und Podestaten von Florenz. Den Schluss der Handschrift bilden die sehr abgekürzt geschrie- benen Worte: Conventus Sancte Marie Novelle or- dinis praedicatorum. 40 Schrift hier zum Theil recht fehlerhaft reproducirt ist ') , auch ein Theil der Handschrift wegge- lassen ist, welcher gerade die wichtigsten Nachrichten enthält, lasse ich sie hier ganz abdrucken. Es kann wohl kaum einem Zweifel unterliegen, dass unsere Handschrift in dem Kloster von St. Maria Novella niedergeschrieben ist, ebenso wie das derselben angehängte Podestatenver- zeichniss. Dasselbe ist bis zum Jahre 1267 herabgeführt. Doch stehen die beiden Theile der Handschrift kaum in einem inneren Zusammenhang. Das Consuln- und Podestatenverzeichniss hat einzelne Bemerkungen in italienischer Sprache, während unsere Chronik lateinisch abgefasst ist. A. c. 30. r. Incipit Cronica quaedam ab anno Domini MC VII usque ad^) MCCXLVII de factis civitatis Florentiae et quibusdum aliis. MCVII. Castrum montis Gualandi destructum fuit a Florentinis. Eodem anno obsedium Prati fuit et destructum*). MCX. Pascalis'*) papa captus fuit Romae ab Henrico rege^). MCXIII. Florentini destruxerunt castrum Montis Cascioli. MCXXXV. Destructum est castrum Montis Boni. MCXLVI. Florentini victi fuerunt apud Montem Crucis. MCLIII. Destructum est ipsum castrum a Florentinis. MCLIV. Federicus imperator coronatus est. MCLXII. Mediolanum destructum est a Federico^) imperatore. MCLXX. Aritium victum est a Florentinis. MCLXXII. Mons Grossoli destructum est a Florentinis. MCLXXIIII. Senenses fuerunt victi a Florentinis apud Ascianum. MCLXXVII. Orta est guerra inter consules et filios Uberti. Eodem anno combusta est civitas Florentina et concordia facta est inter imperatorem Federicum et papam Alexandrum. MCLXXVIII. Cecidit pons. MCLXXXV. Fuit obsedium Pogne') et eodem anno Imperator Federicus abstulit comitatum cuntis^) civitatibus Tuscie praeter 9) Pistorium. MCLXXXVII. Jerusalem capta est a Saladino. MCLXXXVIII. Redditus est comitatus X miliarum Florentinis. MCLXXXVII. Imperator Federicus mortuus esti**) in partibus Armeniae'i). MCLXXXXIII. Pratenses fregerunt Pistorienses. MCLXXXXIV. Henricus coronatus est. MCLXXXXVII. Dominus * 2) Henricus mortuus est in Palermo, et castrum Sancti Miniatis de- structum et Mons Grossoli recuperatum. 1) Die wichtigeren Varianten sind in den An- merkungen zum Text notirt. 2) Fineschi, Memorie I. 330 adalit: annam. 3) 1.1. deest: et d. 4) 1. 1. Paschalis. 5) 1. 1. ab heretico rege destrncto(!). 6) 1. 1. Federigo. 7) 1. 1. Pistorii. 8) 1. 1. F. tulit comitatum cunctis. 9) 1. 1. propter. 10) 1. 1. moritur Frider. U) 1. 1. Ananie. 12) 1. 1. Dictu». 41 MCCII. Sunimofonti destructura est a Florentinis et Combiate *). MCCIII. Floientini fecerunt Montem Lupi. MCCVII. Florentini fiegemnt Senenses apud Montem Altum et castrum destruxerunt tempore Gualfredocti potestatis. MCCVIII. Destructum est Rogomagnus. Eodem anno facta est pax inter Florentinos et Senenses, qui*) Senenses dimiserunt omne jus et actiones quod et quas habe- bant in Podio Bonizi et Tornanum. Gualtredoctus potestas^). MCCVIill. Vacante imperio XII anuis postea Octo coionatus est. MCCXI. Fredericus creatus est imperator a domino papa Inuocentio contra Octonem. MCCXV. Celebratuni est concilium Romae. MCCXVII. Guarnelloctus veudidit Tornanum domino Jobanni Florentino*) episcopo. Eodem auno crevit Arnus tantum quod numquam sie. MCCXVIII. Magnus exercitus ivit ultra marem et imperator Octo mortuus est Oddone de Mandello potestate. MCCXX. Damiata capta est a Cbristianis et in alio anno perdita templarioruni culpa et Castrum Mortisnane destitutum. MCCXXVI. Florentini ceperunt CamoUiam. Item in alio anno facta est fanies magna. MCCXXVIIl. Fuit concilium Romae sub Alexandra papa. Eodem anno Florentini iverunt super Pistorium et devastaverunt civitatem undique et destruxerunt montem Fiore et Cai-mignanum, Lanporecbium et Lartignauum. MCCXXX. Florentini iverunt Senas et eas devastantes destruxerunt Castrum Casciole. Eodem anno miserunt M modios frumenti in Montem Pulcianum. MCCXXXII. Florentini destruxerunt Guerciam Grossam. MCCXXXIl. Florentini fregerunt Pisanos apud castrum de Bosco. MCCXXXV. Nuntii Frederici imperatoris duxerunt Florentiam elefantem. Eodem anno facta est concordia inter Florentinos et Senenses apud Podium Bonizi ab episcopo Palestrino cardinali. MCCXXXVI. Destructum est palatium communis Florentini et palatium filiorum Galigaii. MCCXXXVII. Robaconte existente potestate Florentiae comes Guido et comes Rodulfus fecerunt praecepta ejus. MCCXXXVII. Imperator Fredericus fregit homines de Melano et babuit carrocium ejus. MCCXXXVIII Imperator Fredericus obsedit civitatem Broscianam et nihil ibi fecit. Eodem anno filii .lobannis Donati ceperunt turrem filiorum Fantis. MCCXXXIX. Guelfi fuerunt victi apud Castagnuolum. Eodem anno sol obscuratus est. Eodem anno facta est pax inter filios Donati et fiiios Tedaldini et inter burgenses et filios Pazzi et inter filios Uberti et filios Uguiccionis. MCCXLI Fredericus imperator obsedit et vicit Faveutiam. Eodem anno Pisani ceperunt t) 1. I. Cambiate. 2) I. I. quia. .'t) 1. 1. (Jualfredocto potestate. 4) 1. 1. FI. deest. 42 Palestrinum episcopum cum aliis cardinalibus. Eodem anno filii Giandonati abuerunt discordiam cum Ugone Ugolini de Laterino potestate. MCCXLII. Filii Adimari ceperunt turrem et domum filioium Bonfanlis. Et eodem anno Guelfi iveiunt ad Gangalandi et Ghebellini ad Castignolum et nihil fecerunt episcopo mediante. Item eodem anno Ghebellini iverunt ad Campi et Guelfi eos secuti sunt et fregerunt eos. MCCXLIV. Innocentius papa IV ivit lanuam. MCCXLV. Fredericus imperatos supposuit Floreutinos. MCCXLVII. Beinardus de Orlando Rosso cepit Parmam et interfecit Henricum Testam. Ehe ich in die Untersuchung der einzelnen Angaben unserer Annalen eintrete, ist der Zu- sammenhang derselben mit einer anderen Aufzeichnung zur Geschichte von Florenz ins rechte Licht zu stellen. Unsere kurzen Annalen haben nicht nur durch ihre Angaben über Vorkomm- nisse zur ältesten Geschichte von Florenz einen nicht zu unterschätzenden Werth , sondern er- leichtern uns auch den Einblick in die Entstehung der ältesten florentinischen Annalistik. Vergleichen wir die Angaben unserer Annalen mit den Notizen zur florentinischen Ge- schichte, die uns in wesentlicher Uebereinstimmung mit einander Tolomeo von Lucca, 6. Villani, Paolino Pieri u. s. w. aufbewahrt haben, und die wir nach den Untersuchungen Sclieffer-Boichnrsts auf die s. g. Gesta Florentinorum zurückzuführen berechtigt sind'), so stellt sieh folgendes Verhältniss heraus: Während wir für die Angaben zur inneren Geschichte von Florenz in unseren Annalen, die sich auf die Jahre nach 1235 beziehen, in den Ableitungen der Gesta Florentinorum gar keine Parallelen finden, sind für die Notizen des ersten Theiles unserer Annalen so viele und so deutliche Berührungspunkte nachzuweisen, dass irgend ein Verwandschaftsverhältuiss beider an- genommen werden muss. Die Uebereinstimmung in der Auswahl der berichteten Ereignisse ist sehr gross, es finden sich gemeinsame Fehler in beiden. Die erste Notiz, welche unsere Annalen bieten, ist die zweite der s. g. Gesta Florentinorum gewesen. Diese berichten zu 1107 nach der Fassung derselben im Cod. Neapolitanus: Li Fioren- tini disfecero Monte Orlandi. In questo medesmo anno assediarono Prato e viuta la terra silla disfecero. Tolomeo von Lucca, der seine Notiz freilich den Gesta Lucensium entlehnt haben will, schreibt ad h. a. Eodem anno Florentini destruxerunt quoddam castrum, quod dicebatur Gualandi. Unsere Annalen sagen: Castrum montis Gualandi destructum fuit a Florentinis. Eodem anno obsedium Prati fuit et destructum. Die Eroberung von Montecascioli (1113) berichten unsere Annalen wie die Gesta Florentinorum. Ebenso die von Monteboni (1135) und von Monte di Croce (1147 nnd 1153). Zum Jahre 117S berichten beide vom Einstürze des Pontevecchio, nachdem sie zum J. 1170 von dem Kriege gegen Arezzo, zu 1174 von dem Siege der Florentiner über die Sienesen bei Asciano und zu 1177 über den Streit der Uberti mit den Consuln von Florenz und die Feuersbrunst, die diese Stadt verheerte, berichtet haben. Zu 1185 erzählen beide dann von der Belagerung von Pogna, und dass Kaiser Friedrich den Florentinern die Grafschaft abgenommen habe. Wenn sie darauf aber wieder übereinstimmend zum Jahre 1188 berichten: 1) Der Beweis hierfür wird unten erbracht werden. 43 Redditus est comitatus X miliarum Floientinis, Fue a Firenze renduto lo contado in fino a X miglia fuori della cittade, BO wissen wir jetzt, dass diese Angabe weder in Beziehung auf die Zeit noch auf den Inhalt richtig ist'). Ebenso irrig als diese Angabe ist die andere, dass Kaiser Friedrich 1188 umge- kommen ist 2), während sie wieder zu den Jahren 1197, 1202, 1203, 1204, 1207, 1208, 1217, 1220 u. 8. w. Parallelen darbieten. Die aufifallendste ist jedoch wohl die zum Jahre 1235: Nuntii Frederici imperatoris duxerunt Floren- j Ed in questo anno fue il leonfante in Firenze. tiam elefantem. Wenn diese Notiz von den aus den Gesta Florentinorum abgeleiteten Chroniken Simone della Tosa allein hat, so genügt uns das doch vollkommen zum Beweise, dass dieselbe wirklich in den Gesta Fl. gestanden hat. Neben diesen zahlreiclien Übereinstimmungen finden sich aber auch einige Abweichungen in den Angaben unserer Annalen von den der s. g. Gesta Florentinorum. Zunächst hebe ich einige Differenzen in den Zeitangaben hervor, bei denen unsere Annalen gegen die Gesta Floren- tinorum entschieden im Rechte sind. Zum Jahre 1208 bemerkt Tolomeo von Lucca Otto IV. sei in diesem Jahre zum Kaiser gekrönt worden, fügt aber hinzu: Gesta autem Florentinorum, quod in MCCX. Wirklich finden wir auch bei G. Villani und in anderen Ableitungen der G. Fl. diese Krönung in das Jahr 1210 verlegt, während unsere Annalen die allein richtige Jahreszahl 1209 bieten. Zum Jahre 1)9.') setzt Tolomeo den Tod Kaiser Heinrichs VI. in Palermo an, hebt dabei aber hervor, nach den Gesta Florentinorum sei er 1198 gestorben. In der That hat eine iChronik, die auf diese Quelle zurückgeht, der Cod. Neapol., diese Jahreszahl, während Villani denselben 1200 ansetzt, Simone della Tosa dagegen mit unseren Annalen die richtige Zahl 1197 bietet. Dass Heinrich VI. in Palermo gestorben sei, in dieser falschen Angabe stimmen sie alle uberein. Zum Jahre 1210 bemerken alle Ableitungen der Gesta Florentinorum (bis auf Tolomeo, der das Ereigniss gar nicht berichtet), also doch wohl auch die gemeinsame Quelle derselben, in ihm sei der Frieden zwischen Florenz und Siena abgeschlossen worden, während die Angabe unserer Annalen, dass derselbe 1208 geschlossen sei, die allein richtige ist. Dagegen haben sich in unsern Annalen auch einige Fehler eingeschlichen, die in den Gesta Fl. offenbar nicht vorkamen. So liaben unsere Annalen die Niederlage der Pisaner bei Castell del Bosco ins Jahr 1232 verlegt, die 1222 stattfand. Von einem blossen Schreibfehler in unserer Handscrift kann nicht die Rede sein, da dieselbe ja die Facta chronologisch aneinander reiht, und dieses Ereigniss zu den andern, im 3. Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts eingetretenen, gestellt ist. Die Eroberung CamoUias, der Vorstadt Sienas, ist in unsern Annalen zum Jahre 122(5 notirt, während dieselbe erst 1230 statt- fand. Vergleichen wir unsere Annalen weiter mit den Gesta FL, so ergel)en sich noch andere Differenzen. Eiumal haben die Anualen nicht alle die Angaben, die nachweislich in den Gesta Fl. standen, uns erhalten. So fehlen die Notizen über die Brände in Florenz zu den Jahren 1115 1) Siehe die Urkunde bei Stumpf, Acta imperii Ptolomaeua Lucensis ist in der Chronologie dieser adhuc inedita S. 247 oder Ficker, Forschungen IV. Jahre ganü verwirrt. 8. 213. 3) Simone della Tosa hat das Jahr 1211, aber 2) Villani V. 3. Simone della Tosa ad a. 1188. wie ich glaube nur in Folge eines Druckfehlers. 6* 44 und 1117; über den Tod der Gräfin Mathilde 1115'); ferner wird die Eroberung Fiesoles zum Jahre 1125 nicht berichtet, und die Ermordung Buondelmontes de'Buondelmonti zum Jahre 1215 nicht erwähnt. Dazu kommt, dass unsere Annalen die Data der Gesta Fl. verkürzend wieder zu geben scheinen. Während in diesen z. B. zu den Jahren 1146, 1170, 1174 noch die Monats- angaben beigefügt waren, lassen diese unsere Annalen weg. Dagegen haben hinwiederum unsere Annalen uns Einzelheiten zu einigen Daten aufbewahrt, welche die Gesta FL, soweit wir dieselben aus ihren Ableitungen erkennen können, nicht berichteten, die wir aber zum Theil wenigstens anderweitig verificiren können. So bringen sie zum Jahre 1235 die richtige Angabe, der Friede zwischen Florenz und Siena sei durch den Cardinallegaten Hugo von Präueste vermittelt worden. Zum Jahre 1231 erwähnen sie, die Florentiner hätten Montepulciano mit 1000 Scheffeln Getreide versorgt, während sie zum Jahre 1228 noch die Namen einiger Castelle nennen, welche die Florentiner in der Grafschaft Pistoja zerstört hätten, die in den Gesta Fl. nicht genannt waren. Ueberblicken wir dies^e Uebercinstimmungen und Differenzen, welche sich zwischen unseren Annalen und den s. g. Gesta Florentiuorum aufzeigen lassen, so scheint sich nur eine Annahme zu ergeben, welche dieselben erklärt. Der Schreiber unserer Annalen wie der Verfasser der 8. g. Gesta Florentiuorum hatten eine gemeinsame Vorlage vor sich, in der wesentlich dieselben Ereignisse verzeichnet waren , welche wir in beiden Aufzeichnungen wiedergegeben finden. Ob diese Vorlage sich über die Jahre 1235 hinaus erstreckt hat, möchte ich bezweifeln. Aller Wahr- scheinlichkeit nach hat sie wenigstens nicht die Nachrichten über die Unruhen und Parteikärapfe enthalten , welche allein unsere Annalen aufbewahrt haben. Denn es scheint kein Grund vorzu- liegen, um dessentwillen die Gesta Fl. diese nicht erwähnt haben sollten. Dazu kommt, dass die Gesta Florentiuorum, soweit wir aus ihren Ableitungen schliessen können, für die Jahre nach 1235 auti'allend dürftig und sehr schlecht unterrichtet gewesen sein müssen. Denn wenn auch die Angabe des Tolomeo von Lucca ad a. 1236 falsch ist, dass die Gesta Fl. die Niederlage der Mailänder ins Jahr 1236 verlegt hätten — setzen die Ableitungen derselben sie doch richtig ins J. 1237 — so verlegten doch die Gesta F). die Sonneufinsterniss vom 3. Juni 1239 irrthümlich ins Jahr 1238. Faenza hat sich bekanntlich 1241 am 14. April übergeben. Diesesnial hat Tolomeo von Lucca Recht, wenn er sagt, Friedrich habe nach den Gesta Fl. Faenza 1240 belagert und gewonnen. Wenigstens berichten die Ableitungen derselben nichts davon, dass die Einnahme 1241 stattgefunden habe, während unsere Annalen die Belagerung und Einnahme der Stadt ins Jahr 1241 verlegen. Für dasselbe Jahr melden diese die Gefangennahme der Prälaten durch die pisanische Flotte, die Villani ins Jahr 1237, und Tolomeo ins Jahr 1242 versetzt, während Paolino u. 8. w. darüber schweigen; ein sicheres Zeichen, dass die Gesta Fl. dieses wichtige Ereigniss übergangen hatten. Merkwürdig sind auch die Difterenzen , die innerhalb der Ableitungen der Gesta Fl. in Betreff der Datirung der ersten Vertreibung der Guelfen aus Florenz zn Tage treten. Dieselbe, welche bekanntlich am 2. Febr. 1249 stattfand, wurde nach Tolomeo von Lucca von den Gesta Fl. auf diesen Tag des Jahres 1247 verlegt. In der That finden wir sie in zwei Ableitungen derselben in dieses Jahr versetzt, während drei andere sie ins Jahr 1) Ob der Zug der Pisaner gegen Majorca schon in der ältesten Fassung der Gesta Fl. berichtet war, will ich nicht behaupten. 45 1248 d. li. richtig aumerken, da der 2. Februar 1248 st. 11. nach unserem Jahresanfang ins Jahr 1249 fällt. Alles das beweist sicherlich, wie wenig und wie unzuverlässig die Gesta Floreutinorum über die Ereignisse aus der Zeit nach 1235 unterrichtet waren. Würde man aus den Ableitungen derselben die Digressionen, die Villani hier über Friedrich II. und die Tartaren eingeschoben hat, oder das Podestaten Verzeichnis», das Paoliuo Pieri in seine Chronik hineingearbeitet hat, aus- scheiden, so würde uns diese Thatsache noch stärker in die Augen fallen. Der Schluss, den wir aus dieser für die gemeinsame Vorlage unserer Anualen und der der Gesta Fl. ziehen dürfen, ergiebt sich von selbst. Dieselbe brach mit dem Jahre 1235 ab. Da in unseren Annalen zwei chronologische Irrtliümer vorkommen, darunter ein decennalei- (12H2 statt 1222), die in den Gesta Fl. nicht enthalten waren, so liegt die Annahme nahe, dass wir in ihnen Lesefehler vor uns haben , die leicht begreiflich sind , wenn wir weiter annehmen , dass diese Vorlage nicht anualistisch niedergeschrieben war, sondern aus einer Reihe von einzelnen Isotizen bestand , die wie die Auuales Fl. I uugeordet aufgezeichnet waren. Eine derartige An- nahme würde auch manche andere DiÖereuz zwischen den Gesta Florentinorum und unseren Annalen und einzelne Irrthümer beider aufs Einfachste erklären. An diesen Grundstock von Notizen schloss nach deren chronologischer Ordnung der Schreiber unserer Annalen nun noch Angaben über die Kämpfe der Factionen in Florenz innerhalb der Jahre 1236 — 1245 an, die wir ihm allein verdanken. Dieselben sind unzweifelhaft richtig, wenn wir auch dieselben im Einzelnen zu controUiren keineswegs im Staude sind. Man könnte glauben, dieselben seien kurz nach den berichteten Vorgängen niedergeschrieben. Die letzte Notiz bezieht sich auf ein in Florenz sehr bekauutes Ereigniss, den Uebertritt Parmas zu den Gegnern Friedrichs IL, enthält aber in den wenigen Worten zwei Unrichtigkeiten. Man möchte glauben, sie seien niedergeschrieben, als über das wichtige Ereigniss in Florenz noch die ersten un- sicheren Nachrichten verbreitet waren. Aber ein in Florenz 1247 schreibender Autor hat doch wohl schwerlich die Schlacht vom Castell del Bosco ins Jahr 1232 verlegt. Wir müssen daher die Abfassung unserer Annalen, von denen \ielleicht nur ein Theil in unserer Handschrift vorliegt in eine etwas spätere Zeit versetzen und können den Abschluss derselben vielleicht in die Zeit verlegen, in der das Consuln- und Podestateuverzeichniss (1267) abbriclit. — Das früheste Ereigniss, das unsere Annalen zur Geschichte von Florenz zu verzeichnen fanden, ist die Eroberung eines (Jastells, welches auf einem Hügel bei Lastra a Signa 7 Miglien westlich von Florenz am linken Arnoufer lag. In unseren Annalen wird dieses Castell, das 1107 erobert wurde, castrum uiontis Gualandi genannt. Ebenso nennt es Tolomeo von Lucca in seinen Anualen ad a. 1107 und fügt bei, dass er diese Notiz den Gesta Lucensium entlehnt habe. Da Tolomeo die Gesta Florentinorum sicher zum Jahre 1108 benutzt hat, und dieselben zum vorangehenden Jahre die Eroberung einer Burg, welche sie aber die von Monte Orlandi nennen, berichten, so hat Schetfer- Boichorst angenommen, Tolomeo habe seine Notiz zum Jahre 1107 nicht den Gesta Lucensium, sondern den Gesta Florentinorum entlehnt. Es würde diese Vermuthung gewiss auf keinen Wider- spruch stossen, wenn nicht alle Ableitungen der Gesta Florentinorum, also doch wohl auch diese, statt Monte Gualandi : Monte Orlando läsen. Wie dem nun aber auch sein mag, es unterliegt wol keinem Zweifel, dass unsere Annalen mit dem Monte Gualandi denselben Ort gemeint haben, deu 4G Villaui u. s. vv. Monte Orlando nennen , und dessen Lage wir soeben anj;egeben haben. Offenbar ist die Form Monteorlando , nach der bis zum Jahre 1647 die Pfarrei von S. Michele di Monte Orlando genannt wurde, gegen die andere Monte Gualandi die jüngere. Denn Monte Orlando ist doch die schon italienische Form für Mons Rolandi. Fast möchte man glauben , auch jener Käme sei im Anfange des 14. Jahrhunderts schon wieder fast ganz verschollen gewesen. Denn Villani fügt hinzu: ch'era disopra da Gaugalandi, und Paolino Pieri fügt fälschlich hinzu: del Sa- nese '). Dieser wusste also gar nicht, wo der Monteorlando lag, und jener erläutert die Lage des Castells dahin, dass es oberhalb Gangalandis gelegen habe. Da die Pfarrei von S. Michele di Monteorlando auch S. Michele di Gangalaudi genannt wird, so könnte man zu der Vermuthung veranlasst werden, das Castell von Mons Gualandi sei identisch mit dem Castell der Gangalandi. In der That würde ich einen Schreibfeliler in unseren Annaleu angenommen haben uud für Gualandi Gangalandi lesen , wenn nicht der Name auch durch Tolomeo von Lucca feststände. Denn dass llOS ein castrura Gangalandi in dieser Gegend lag, geht aus einer Urkunde hervor'-). So aber müssen wir an dem Namen Mons Gualandi festhalten'), den wir jedoch mit dem Monte Orlando der Ableitungen der Gesta Floreutinorum identificiren dürfen. Wer der Besitzer der Burg von Monteorlando war, ist nicht mehr sicher zu ermitteln. Woher Repetti (IL 397) so sicher weiss, dass sie den Cadolingern gehörte, vermag ich nicht zu sagen*). Diese Grafengeschlechter hatten ja reiche Besitzungen in dieser Gegend, wie wir oben (S. 9) gesehen haben. Die Burg Montecasci^li, die ihm gehörte, lag nur 2 Miglien von Monteorlando entfernt. Vielleicht gehörte die Burg Vasallen der Cadolinger, eben jenen Grafen Gangalandi, die nie eine Grafschaft besessen haben, oder anderen Adelsgeschlechtern, die wie die Adimari in dieser Gegend begütert waren. Wie dem nun auch sein mag, auch für die Zerstörung von Monteorlando gilt, was wir oben (S. 7) für der Feldzug gegen „die Grafen" festgelialten haben: derselbe ist erfolgt mit Billigung oder auf Befehl der Grossgräfin Mathilde. Aus dem Mangel einer direkten Angabe hierüber dürfen wir jedenfalls nicht folgern, dass jener Befehl nicht vor- gelegen habe. Denn auch von der Anwesenheit der Grossgräfin bei der Belagerung von Prato erfahren wir aus unseren Annalen Nichts. Und doch steht dieselbe urkundlich fest. — Die Stadt Prato, welche nach unseren Annalen und den Ableitungen der Gesta Florenti- ncu'um in demselben Jahre belagert und zerstört wurde wie Monteorlando, war nach verschiedenen übereinstimmenden Berichten allerdings jüngerer Chronisten damals erst seit kurzer Zeit entstanden. Villani erzählt, in jener Zeit sei Prato ein kleiner Ort (di piccolo sito ed podere) gewesen. Denn kurz vorher hätten die Einwohner desselben sich von dem Hügel Chiavello, bei Montemurlo 1) Nach Amati, Corograäa Italiana giebt es ein Monteorlando bei Civitella im Chianti. Ob dieser Ort früher zur Grafschaft Siena gehört hat, weiss Ich nicht. Repetti kennt den Ort nicht. 2) Lami, Monamenta II. 1439. Mitglieder der Familie Adimari schenken ein Stück Land iuxta ripam castri Gangalandi an die Kirche von S. Martino. Diese wurde später mit der von S. Michele di Monteorlando oder Gangalandi vereinigt. 3) Es gab eine Familie der Gualandingi in Pisa. Lami, Mon. I. 475. Sie stand gewiss in Beziehung mit dem Consul Sigerius Gualandi von 1172. .Mon. Germ. XIX. 268. 4) In den sehr zahlreichen Urkunden, die Passe- rini über die Familie der (jadolinger gesammelt hat, kommt keinmal der Name Monte Gualandi oder Monte- orlando vor. — Ein Kolandus Uberto kommt in einer Urkunde von 1098 vor. Derselbe steht in Beziehungen zu den Cadolingern. Ob nach ihm Monteorlando genannt ist? Lami, Ilodoeporieon I. 1086. 47 zwißchen Prato und Pistoja gelegen, hieher gezogen, um als freie und unabhängige Leute zu leben. Die Pratesen seien vorher Untergebene (fedeli) der Grafen Guidi gewesen, hätten sich aber von denselben mit Geld losgekauft und auf einer Wiese (prato) angebaut und danach ihre Stadt genannt. Auf diese Erzählung Villanis wäre aus naheliegenden Gründen kein Gewicht zu legen, wenn dieselbe nicht von einer Seite eine solche Unterstützung zu finden schiene, dass an ihrer Glaubwürdigkeit kaum Zweifel erhoben werden könnten. Die verdächtige etymologische Ableitung und die Entstehung eines Borgo franco um's Ende des 11. Jahrhunderts scheinen wir in der l'iiat mit in den Kauf nehmen zu müssen. Denn in einem Martyrologium des h. Ado finden sich aus dem 12. Jahrhundert nach Fiorentini-Mansi, Memorie etc. zahlreiche historische Eintragungen, unter denen zum Jahre IKKi folgende stehen soll: Florentini destruxerunt Pratuni. Pratenses enim babitabant 1. d. Mons Clavelli et erant fideles Comiti Guedoto et nolentes eorum jugum sustiuere emerunt quoddam piatum ; ibidem ceperunt aedificare castelluni, quod voearunt Pratum '). Man sieht, Villani hat nach einer Quelle des 12. Jahrimnderts gearbeitet uud wie wenig er die Sache erfunden hat, geht noch aus einer Urkunde des 13. Jahrhunderts hervor. Die Pratesen geben nämlich 12S6 dem Legaten König Rudolphs von Habsburg, Percival de' Fieschi, der in Tuscien die alten Keichsrechte geltend macheu wollte, die Antwort, sie lebten unter anderen Bedingungen als die übrigen Städte des Landes; ihr Grund und Boden (luogo) sei gekauft, wie mau ein Pferd und ein Stück Feld feauipo) kaufe'-'). Sie wollten offenbar damit an jene oben mitgetheilte Art der Entstehung ilirer Stadt, die sie in keine Lehnsabliängigkeit von irgend jemanden, und auch dem Reiche nicht, bringe, erinnern. Diesen übereinstimmendeu Angaben gegenüber ist es aber doch eine 'J'hatsache, dass schon ein Jahrhundert vor 1107 au dem Orte, wo Prato nach diesen Zeugnissen erst vor Kurzem gebaut sein sollte, ein Castell und ein Flecken (Borgo) bestand. Das Borgo Cornio von Prato wird schon in eiuer Urkunde Kaiser Ottos lü. von 991 erwähnt, und eine Urkunde von 1Ü35 im Castell bei Prato ausgestellt. Das Castell von Prato gehörte am Ende des 11. Jahrhunderts den Grafen Alberti von Vernio, wie sich aus einer Urkunde von 1Ü92 ergiebt und wurde als zur Grafschaft und dem Gerichtssprengel von Pistoja gehörig bezeichnet*). Könnten scliou diesen Zeugnissen gegenül)er die Erzählung des Villani und die mit ihr über- einstimmende der von Fioreutini-Mansi citirten alten Luccheser Aufzeichnungen nicht aufrecht erhalten werden, so ergab sich bei nälierer Untersuchung dieser letzteren, eigentlich allein in Betracht kommenden Quelle Folgendes: die ältesten historischen Aufzeichnungen zur Geschichte von Lucca, denen Fiorentini-Mansi diese Erzählung entnommen haben wollen ^), enthalten dieselbe gar niciit. Allerdings haben Fiorentini-Mansi die hi-storischen Notizen, welche sich auf zwei Blättern der Handschrift des Martvrologiums des h. Ado in Lucca befinden, vielfach benutzt. Die von ihnen 1) Fiorenti-Mansi, Memorie S. 29S. Baluzc-Mansi, 4) Memorle della Grancontessa Matilda I. S. 2v»> Mibcellanea I. 4:tl. citirten sie als ihre Quelle: Antiq. Martyrol. m. s. m 2) Archivio Communale di Prato. Diario No. 299 Archiv. CaDonic. Luc. Es ist hiermit gemeint Cod. ti\b nach Repetti IV. 637. des Pluteus VIII der Biblioteca Feiiniana i. e. des 3) Alle diese Urkunden sind bei Repetti IV. 636 Cathedralcapitels von Lucca, wie sich aus den n. f. citirt. sonstigen Uebereinstimmungen ergiebt. 4S auf S. 19. 58. 197. 239. 274. 283. 288 der Memorie della Grancontessa Matilda aus jener Hand- schrift gegebenen Auszüge sind richtig nach der Handschrift gemacht. Aber es findet sich in ihr keine Andeutung von dem was sie auf S. 298 in dieser Handschrift gefunden haben wollen i). I) Da diese Aufzeichnungen flie ältesten zur Geschichte von Lucca sind, bisher aber nur ungenau herausgegeben waren , so lasse ich sie hier noch ein- mal vollständig abdrucken. Ich gebe sie nach einer Abschrift, die Herr Arcbivdirektor S. Bongi mir be- sorgt hat, da bei meiner Anwesenheit in Lucca die Biblioteca Feiiniana geschlossen war. — Schon bei oberflächlicher Durchsicht derselben ergiebt sich, dass dieselben aus drei Bestandtheilen bestehen. Die erste Seite des ersten Blattes nimmt ein Verzeichniss der italienischen Herrscher von Karl dem Grossen bis auf Heinrich IV. ein, dann folgt ein Auszug aus den Pisaner Annalen, welche zuerst Ughelli, Italia saora X. Anecdota Ughell. 97 der 2. Ausgabe veiöfl'entlicht hat, von 688 — llOÜ, hier nur um die Notiz vermehrt, dass Karlmann 771 gestorben sei, eine Notiz die sich auch bei Marangone, dem Benutzer derselben Annalen, findet, und zuletzt selbstständige Aufzeichnungen zur Geschichte von Lucca von 1100— 116!». Es war natürlich, dass ein in Lucca schreibender Annalist, und einen solchen haben wir doch in dem Autor der dem Martyrologium der h. Ado vorgesetzten Blätter vor uns, die Namen der Bischöfe von Pisa bis auf den des Patriarchen Daibert wegliess und von llOU an seine Quelle nicht mehr benutzte, da die lucohe- sische und pisanische Auffassung der Kriegsereignisse von 1104 an zu sehr von einander abwichen. Auch das Verzeichniss der Könige von Italien von Karl dem Grossen bis auf Heinrich IV. ist einer pisanischen Quelle entlehnt, da es auf dem Chronicon des Guido Pisanus (Oben ThI. I. S. XXIII. Anm. 5), das Pertz aus dem grösseren Werke dieses Autors Mon. Germ. S. S. V. S. 64 hat abdrucken lassen, beruht. ~— Ob der Verfasser der Gesta Lucensium, die Tolomeo von Lucca in seinen Annalen citirt, unsere Aufzeichnungen gekannt hat, scheint mir sehr fraglich, wenn er auch in einzelnen Punkteh ad a. Uoo, 1104 und 1128 mit ihnen übereinstimmt, in anderen dagegen z. B. ad a. 1198, abweicht. Tolomeo selbst hat sie sicher nicht vor sich gehabt; er hätte sie gewiss ausgiebiger be- nutzt. Die Abschrift der Handschrift, wie mir die- selbe von Bongi zugekommen ist, lautet: Nel Codice n° 618 del Pluteo VIII contenente il Martirologio di Adone, di scrittura del secolo X o XI, conservato nella Biblioteca Feiiniana, ossia del Capitolo della Cattedrale di Lucca, nelle due carte di rispetto anteposte al testo del Martirologio »uddetto, si leggono le segnenti note storiche scritte da piü mani nei See. XI. XII '). Furono poi scorrettamente stampate dal Mansi in Balut. Mise. I. 429 — 431 , ed qui si danno accurata- mente ricopiate sul manuscritto. Initium Caroli in Longobaidia anni Domini ab Incarnatione DCCLXX Regnavit annos XXXVI '■'). Pi- pinus filius eins in primo anno sui regni anno Domini ab Incarnatione DCOX(\ Regnavit annos XXXIV 3). Lodoicus filius eiusdem primo anno sui regni anno Domini ab Incarnatione DC'CCXIII. Regnavit annos VIII. Lotharius, filius eiusdem Caroli, primo anno sui regni erant ab Incarnatione anni Domini DCCCXXII. Regnavit annos XXVIII. Lodoigus, filius Lotharii, in primo anno sui regni erant ab In- carnatione Domini DCCCL. Regnavit annos XXVI. Benengarius (sie), primo anno sui regni erant ab Incarnatione Domini anni DCCCLXXIL Regnavit annos XXX Villi. Hugo, pn'mo anno sui regni erant ab Incarnatione Domini anni DCCCCXXI. Regnavit annos XXVII. Lotharius, filius eius, primo anno sui regni erant ab Incarnatione Domini anni DCCCCVIII*). Regnavit annos duos. Beringarins Rex cum Alberto filio suo, primo anno sui regni erant ab Incarnatione Domini anni DCCCCL. Regnavit annos XP). Octo, primus Imperator, primo anno sui regni erant ab Incarnatione Domini anni DCCCCLXI Re- gnavit annos XI et menses 111. Octo, filius eius, primo anno sui regni erant ab Incarnatione Domini anni DCCCCLXXII*). Regnavit annos XI'). Octo, filius Octonis, primo anno regni sui 1) Wie schon der Inhalt ergiebt, Itaoa von einer Nieder- schrift unserer Annalen im 11. Jalirhundert nicht die Rede sein. 2) Der Abdrucli bei Mansi (.M.) -XXVi. 3) 51. XXIV. 4) M. DCCCCXUll. 5) .M. et menses Ul. 6) M. DCCCULXXIH. 7) M. XII. 49 Es muss hier eine mir unerklärliche Verwechslung mit Villani untergelaufen sein. Damit erledigt sich aber die ganze Erzählung von selbst. Denn Villanis Bericht, welcher mit urkundlich fest- stehenden Thatsachen in Widerspruch steht, hat an sich nicht deu geringsten Anspruch auf Glaub- erant ab lucarnatione Domini ann. DCCCCLXXXIII. Regnavit annos XII. In Italia V. Anni Domini DCCCCLXXXXIV. Permansitvacuum regnum ann. XII. EnriguB primo anno sui regni erant ab Incarna- tione Domini anni MXIV. Regnavit ann. X et menses VI. Pennansit vacuum regnum annis II. Cunradus Imperatoi- primo anno sui regni erant ab Incamatione Domini anni MXXVII. Regnavit ann. XXX. Enrigus filius eins primo anno sui regni erant ab Incamatione Domini anni MLVI. Regnavit ann. II. (8egue dello stesso Martirologio a carta stessa tergo). Anni Domini. DCLXXXVIII. DC'CXVI. DCCXLI. DCCXLVI. DCCLXIX. DCCLXXI. DCCCX. DCCCXIII. DCCCLV. DCCCLXVII. DGCCLXXI. DCCCLXXV. DCCCLXXXV. DCCCCXVII. DCCCCXXII. Pipinns senior regnare cepit. CaroUis filius Pipini regnare cepit. Carolo defuncto. Carolns et Pi- pinus regnare ceperunt insimul. Carolus Magnus Romam perrexit. Pipinus Rex defunctus VIII Kai. Octobris. Carolus Magnus ') defunctus est n Kai. Decenibris. Pipinus Rex Italiae defunctus est. V kal. Februarii Carolus Imperator defunctus. Ludogicus filius re- gniire cepit. Lotharius Imperator obiit IV kal. Octobris. Ludogicus Imperator intravit in regionem Beneventanam. Exierunt Agaren!') de Bari per Francos'). Ludogicus Imperator Romanorum filius Lotharii Imperatoris obiit III Non. Febr.') Greci de Benevento per Francos exierunt. Exierunt Saraceni de Gariliano. Intraverunt Hungari in Italiam mense Febraro. DCCCCXXXVI. DCCCCXXXVII. DCCCCXXXVIIII. DCCCCLXI. DCCCCLXVIIIL DCCCCLXXII. DCCCCLXXXIV. MI. HII. MIV. MV. MVI. MXII. MXVI. MXVIl. MXXIL MXXIV. MXXVIII. MXXX. Depredata est Apulia a gente Greeorum, V kal. Mar.') Intraverunt Hungari in Capuam. Eglipsi solis facta est XIV. kal. Augusti, VI feria, in VI hora diei, usque in ultima parte terre. Beringarius cum Alberto filio suo regnare cepit. Fuerunt Pisani in Calabria. Octo Magnus Imperator obiit. Octo Secundus obiit. Ugo Marchio de Tuscia obiit. Octo Tertius obiit. Fecerunt bellum Pisani cum Lu- censibus in Aqua longa, et vi- cerunt illos. Fuit capta Pisa a Saracenis. Fecerunt Pisani bellum cum Sara- cenis ad Regium, et gratia Dei vicerunt illos in die S. Sixti. Stolus de Hispania venit Pisam, et destruxit eam. Fecerunt Pisani et Genuenses bel- lum cum Mugieto, et vicerunt illum. Fuit reversus Jlugietus in Sar- dineam, et cepit ibi civitatem edificare, atque homines vivos in cruce murare; et tunc Pisani et Genuenses illuc venera, et ille propter pavorem eorum fngit in Africam. Pisani vero, et Genuenses reversi sunt. Turrim *) in quo loco tunc insurrexerunt Genuenses in Pisanos, et Pisani vicere illos. Obsedit Enrigus Imperator Trojam. Enrigus Imperator obit. Cunradus cepit regnare in Italiam. In Nativitate Domini Pisa exusta est. 1) M. Carolus Mannus. 2) M. Agrenl. 3) M. «dii. Non. Febr. 4) M. '). Diese Autwort erregte den Zorn des Volkes von Florenz, und im Parlament versammelt rief es: Nach Arezzo, nach Arezzo! aus einer sehr instruktiven Urkunde eine Mittheilung zu machen. — Wenn an einer Stelle eine neue Burg angelegt wurde, welche den Nachbarn derselben nicht behagte, dann kam es vor, dass dieselben förmliche Einsprache hiergegen erhoben. Ein hierauf bezügliches Instrument aus dem Jahre 1107 ist uns in Lucca aufbewahrt (Me- moria di Lucca IV. 2. App. S. 126). Gewisse Leute, die nicht genannt sind, bauten auf einem Hügel (coUe Beu podio) von S. Martino eine Burg (castrum). Der Bischof von Lucca, die Canonici von S. Martino, der Pfarrer von Montecatini und die Consuln (consules majores) von Lucca legten nun hiergegen durch einen speciellen Abgesandten in Gegenwart von Zeugen Protest ein. Der Bote warf zum Zeugniss, dass dieses geschehen sei, einen Stein in die unvollendete Burg- anlage. Sechs oder fünf Häuser waren in ihr noch nicht ausgebaut; das eine war noch ungedeckt, aber schon zugebaut (clausa), die anderen gedeckt, aber noch nicht ausgebaut. Ungefähr der dritte Theil der Anlage war mit einer Steinmauer (muro sicco) in der Höhe von 2 — 3 Ellen nach Westen ummauert. Nach Westen war auch ein hölzerner Vertheidigungsbau mit zwei Söllern (bretica cum dnobus solariis) angelegt. Naeli Süden befand sich ein gleicher Vorbau mit einem Söller. Der Burggraben war nur auf der Südseite, und zwar erst nur zur Hälfte, vollendet und 6—8 Ellen tief. Das Ganze war aber schon von einem Pallisaden- werk umschlossen. — Urkunden die Anlage von Burgen betreffend hat auch Zacharia, Anecdota etc. S. 65 u. f. zusammengestellt. 1) Fiorentini-Mansi I. 298. II. 72. 2) Nur der Cod. Neap. verlegt den Krieg in das Jahr 1167, ganz gewiss ein Schreibfehler, da er sonst mit den übrigen abgeleiteten Quellen vollkommen, auch in der Angabe des Monats November, übereinstimmt. 3) Quod decet majores, licet sint quasi soluti legibus, tarnen legibus vivere. 53 Doch trug die Stimme der Gemässigten den Sieg davon. Man beschloss eine zweite Gesandtschaft nach Arezzo in der Person der Consuln zu senden und die Aretiner zu ersuchen den Gefangenen zu begnadigen. Die Consuln begaben sich nun nach Arezzo, traten in Verbindung mit dem Gefangenen und sprachen ihm Trost zu: er möge sich auf sie verlassen, es werde ihnen schon gelingen ihn zu befreien. Hierüber wurden die Aretiner erzürnt, und verweigerten den Gesandten jeden officiellen Empfang und nahmen Kainerio in strengere Haft. Da die Florentiner ihre Bitte nicht gewährt sahen, kehrten sie rasch nach Hause zurück und es wurde nun der Krieg gegen Arezzo beschlossen. Man zog rasch vor die feindliche Stadt, schlug ein Lager auf, und nach wenigen Tagen wurde der Gefangene aus seiner Haft befreit. Nach einem freudenreichen Siege kehrten die Florentiner zurück '). Es ist leicht möglich, dass der Krieg zwischen Florenz und Arezzo im Jahre 117Ü diese \eranlassung gehabt hat, die Ursachen desselben lagen aber tiefer und werden von den Gesta Florentinoruin gewiss richtig angegeben. Es ist bezeichnend für den Rhetor Sanzanonie, dass er uns wohl die Ansprache, welche ein Consul an das ausziehende florentinische Heer gehalten haben soll, mittheilt, dagegen über die Thaten der Florentiner vor Arezzo, die das Heer dieser Stadt im freien Felde geschlagen haben sollen^), Nichts berichtet, über die Friedensbedingungen ganz hinweggeht und nur einige moralische Sentenzen bei dieser Gelegenheit zum Besten giebt. — In der Angabe des Jahres, in welchem das Castell von Monte Grossoli von den Florentinern zerstört sein soll, weichen unsere Annalen von den Gesta Florentinorum ab. Denn diese setzten dieses Ereigniss, wie wir aus allen von ihnen abgeleiteten Quellen, Villani, Paolino Pieri, Codex Nea- politanuK u. s. w. ersehen, zehn Jahre später, in das Jahr 1182. Es kann sich in diesem Falle nicht leicht um einen Schreibfehler (1272 statt 1282) handeln. Denn die Ereignisse, welche hier später als die Eroberung von Monte Grossoli gesetzt werden, z. B. die Kämpfe der Uberti gegen die Consuln, werden in den Gesta Florentinorum in dasselbe Jahr verlegt wie hier, unsere Annalen aber, welche die Ereignisse chronologisch verzeichnen, stellen die Zeilen, in denen die Eroberung von Monte Grossoli herichtet wird, vor jene, in denen von diesen Kämpfen die Rede ist. Noch ist ja in unseren Annalen ein anderer decennaler Irrthum enthalten, indem sie die Schlacht von Castell del Bosco ins Jahr 1232 verlegen. Aber in unserem Fall dürften sie doch gegen die Gesta Florentinorum im Rechte sein. Denn die Einnahme des Castells von Monte Grossoli, welches dem Geschlechte der Firidolti gehörte, hängt der Lage des Castells nach mit den kriegerischen L'nteiTielimungen der Stadt gegen Siena zusammen 3), diese aber begannen 1272, und so scheint es nicht unwahrscheinlich zu sein, dass die Eroberung von Monte Grossoli in das Jahr 1272, und nicht nach 12S2 zu setzen ist. Sämmtliche Ableitungen der Gesta Florentinorum haben ja auch nur den Werth Eines Zeugnisses, das in unserem Falle sinkt, da sie ja, wie unsere Annalen, aus einer dritten Quelle geschöpft haben. Nach Ammirato erwarb 1197 die Commune von Florenz das Castell dann von seinen Besitzern, wie ja auch unsere Annalen berichten. Der Ausdruck der- 1) Revers! sunt itaque cum gaudiosa victoria. (1270) si comineio guerra tra' Fiorentini e Sanesi, per 2) Villani V. .'>. cagione delle castella che confinano con loro in Chi- 3) Monte Gro88oli un Castello de' Firidolfi, che anti, che ciascuno commune si volea dilatare e cres- era nel capo del Chianti a la guardia verso Siena. cere il suo contado. l'aolino Pieri ad a. 1282. Villani V. t>. Nel detto tempo 54 selben: recuperatum lässt nur darauf schliessen, dass Florenz das Castell mittlerweile wieder verloren hatte. — Die Niederlage der Sienesen bei Asciano wird von unseren Annalen in Uebereinstimmung mit den Gesta Florentinorum , von denen nur einige Ableitungen andere Zahlen bieten ') , in das Jahr 1174 gesetzt. Die Gesta Flor, geben nur genauer noch die Zeit an: im Juni, während die Annales Senenses gewiss richtiger den 7. Juli als den Tag der Niederlage haben. Villani erzählt, die Florentiner hätten Montepulciano verproviantiren wollen, das die Sienesen bekriegten. Nach- dem ihnen dieses gelungen, hätten sich ihnen auf dem Rtickniarscbe die Sienesen bei Castell d' Asciano entgegen gestellt, wären aber geschlagen worden. Dagegen erzählt Sanzanome ein Jahrhundert frülier die Ursachen, welche zu dem Treffen bei C. d'Asciano führten, ganz anders-). Die Herren (domini) von Asciano, das zum Bisthum von Arezzo gehörte, hätten sich den Florentinern unterworfen, und diese das Castell in ihren Schutz genommen. Damit sich die Sienesen desselben nicht bemächtigten, hätten sie eine Besatzung hineingelegt. Diese sei nun von den Sienesen an- gegriffen worden. Um dieselbe zu entsetzen, wären die Florentiner mit Heeresmacht, doch ohne ihren Fahnenwagen, ausgerückt. Als die Belagerten die Entsatztruppen hätten herannahen sehen, hätten sie die Belagerer angegriffen. Nachdem diese, von zwei Seiten bedrängt, sich den grössten Theil des Tages tapfer vertheidigt hätten, hätten sie scliliesslich doch mit Hinterlassung ihres Lagergeräthes und von tausend Gefangenen weichen müssen. Diese Darstellung ist gewiss die richtige. Dieselbe lässt sich auch, was die Anfänge des Streites zwischen Florenz und Siena über Asciano betrifft, sehr einfach mit urkundlichen Nachrichten combiniren, welche uns Malavolti-') aufbewahrt hat. Die Sienesen, so berichtet er, hätten sich des Castells von Asciano, das in den Händen der Grafen Scialenghi gewesen sei, zu versichern gesucht, damit es nicht in die Hände der Florentiner oder Aretiner falle. Endlich sei ihnen dieses gelungen, und sie hätten einen Theil der Mauern desselben niedergelegt. Um die hierüber entstandenen Streitigkeiten zu beendigen, hätte Graf Aldobrandino, der Sohn Cacciaguerra's, im September 116S das Castell an Siena unter der Bedingung geschenkt, dass dasselbe unter keinen Umständen hergestellt werden dürfe. Es ist sehr leicht möglich, dass sich die Bewohner von Castell d'Asciano in keiner Weise mit der Wehrlosmachung ihrer Stadt befreunden konnten und darum den Schutz der Florentiner suchten. Hieraus hat sich dann der Krieg entzündet, von dem uns Sanzanome allein eingehender berichtet hat. — Wenn der Mangel an Nachrichten über die früheste Entwicklung der Stadt Florenz irgend- wo empfindlich ist, so ist er es für das dritte Viertel des 12. Jahrhunderts. Denn was wollen die vier Notizen, welche die Gesta Florentinorum, wie unsere Annalen, über diese Zeit enthalten, sammt den immerhin nur relativ werthvollen Redeergüssen Sanzanomes den Ereignissen gegenüber bedeuten, die sich damals in Tuscien abspielten, und an denen Florenz, wenn aucli nicht in erster Linie, so doch immerhin aufs Lebhafteste betheiligt war. Da uns die ganz vereinzelten Angaben unserer Annalen zu diesem Vierteljahrhuudert un- verständlich bleiben müssten, namentlich aber die Entwicklung der Stadt in der Folgezeit uns 1) Codex Neapol. 1271. Ebenso Pietro Corcadi. 2) Wir werden weiter unten im Zusammenhange Paolino Pleri 1272. noch einmal auf diese Vorgänge zurückkommen. 3) Historia de' fatti de' Sanesi Bl. M. e 00 gleichsam in der Luft schwebend erscheinen würde, wenn wir nicht die Unterlage derselben, so weit sie uns durch urkundliche Zeugnisse oder durch gelegentliche Bemerkungen in den Annalen anderer 8tädte erkennbar ist, in ihrem Werden darstellen wollten, so müssen wir hier etwas weiter aus- holen und zunächst unsere Annalen verlassen. Wie für die Entwicklung aller italienischen Verhältnisse mit der Thronbesteigung Frie- drichs I. eine neue Zeit begann, so auch in Tuscien. Der letzte deutsche Markgraf, den wir dort gefunden haben, Ulrich von Attems, musste seine Stellung, die er dort nur amtsweise inne hatte, auf- geben, seitdem Herzog Weif 1152 mit Tuscien, dem Herzogthum Spoleto, den Mthildinischen Gütern und den Inseln Sardinien und Corsica belehnt worden war. Man könnte erwarten, dass in Folge der Gründung einer so bedeutenden deutschen Fürstenmaeht in Mittelitalien die Verhältnisse sich hier etwas consolidirt liätten. Aber das Gegentheil trat ein. Der Herzog Weif I. war ein- mal kein Mann, der staatsmännische Gaben besass. Dazu war seine und seines Sohnes Politik der kaiserlichen Politik wenig conform '). Der Herzog Weif I. war desshalb nicht im Stande den Fehden, welche in Tuscien immer von Neuem wieder zwischen Pisa und Lucca und den Bundesgenossen dieser grossen Communen entbrannten, irgendwie Einhalt zu thun. (Siehe oben S. 32.) Im Jahre 115b schlössen zwar die Pisaner mit ihren Bundesgenossen, dem Grafen Guido Guerra II., den Sienesen, Pistojesen und dem Grafen Alberto von Prato einen Frieden mit den Luechesen und deren ^'erbündeten, den Florentinern, den Pratesen und verschiedenen Baronen (capitanei, cattani Lombardi) und den Bewohnern der Garfagnana, auf zehn, beziehungsweise zwanzig Jahre. Aber dieser Frieden war nur durch den Druck, den die kaiserlichen Gesandten, die von den tuscischen Städten Zuzug zum Kampfe gegen Mailand verlangten, ausübten, herbeigeführt worden (Mon. Germ. XIX. 244). In der That sendeten auch Florenz, Siena, Pisa, Lucca, wie die anderen Städte Tusciens, nach Vincenz von Prag (Mon. Germ. XVII, 673) Truppen an den Kaiser, welche Mailand bezwingen halfen. Aber wie wenig das Ansehen des Reichs hier befestigt war, sieht man aus den Vorgängen, welche sich 1160 bei einer Tagfahrt der tuscischen Städte, die Herzog Weif 1160 nach Borgo San Ge- nesio ausgeschrieben hatte. Die Consuln der Städte und die Grafen des Landes sollten dem Herzog den Treueneid leisten. Das thaten auch die Sienesen und die Grafen, vor allen der junge Graf Guido Guerra III., der seinem 1257 verstorbenen Vater gefolgt war, und jetzt durch einen Ritter dem Markgrafen huldigen Hess. Die Pisanei, Luechesen, Florentiner und Pistojesen suchten aber der Huldigung zu entgehen und luden den Markgrafen ein, das Osterfest mit ihnen in ihren Städten zu feiern und dort ihre Huldigung entgegen zu nehmen, wie dieses bei seinen Vorgängern Sitte gewesen sei. Während hierüber verhandelt wurde, brach aber ein Streit zwischen den Florentinern und Luechesen und den Leuten des Grafen Guido aus, bei dem der junge Graf in Lebensgefahr gerieth und sich nur dadurch vor dem Tode rettete, dass er sich zu dem Herzog Weif flüchtete. Jetzt erhoben sich die Pisaner zum Schutze des Grafen, und es kam zwischen ihnen und den Florentinern und Luechesen zu einem lebhaften Kampfe, bei dem der vornehme Florentiner Jacopus Berlingerii umkam. Da die Luechesen alle ihre Leute gegen Pisa aufboten. J) Der Weingartuer MOnch schreibt: Militibus hoc imperatoris offensam nonnunqnam incurrit, popu- imperatoris, qui eo tempore civitatibu» Italiae prae- larem autem favorem eo magis sibi accumulans omnium erant, quotiescunque fines suos injuBta oppressione civitatum in se provocavit atfectum. Mon. Genn. XXI. invadere temptaverant, omni modis se opposuit et ob 469. — Ficker, Forschungen I. 258 u. f. II. 226 u. f. 56 verliessen diese Borgo San Genesio und zogen nach Hause. Ihnen folgte am Festsonnabend, dem 26. März, der Herzog Weif, dem nun die Stadt huldigte, und der dafür die Privilegien derselben bestätigte und ein Schutz- und TrutzbUndniss mit ihr einging. Am 31. März kehrte Herzog Weif nach Borgo San Genesio zurück und empfing nun die Huldigung der übrigen Städte und der Getreuen der Markgrafschaft. Es ist für die Machtstellung des Herzogs Welfs immerhin doch bezeichnend, dass der allerdings ruhmredige pisaner Chronist, dem wir diesen Bericht verdanken, demselben hinzufügen konnte, die übrigen Städte hätten dem Herzog gehuldigt, weil Pisa ihm solche Ehren- bezeugung erwiesen (Mon. Germ. XIX. 245.). Als aber Friedrich I. nach der zweiten Nieder- werfung Mailands die oberitalienischen Veihältnisse dauernd neu geordnet zu haben glaubte, griff der eigentliche Leiter der italienischen Politik des Kaisers, der Erzbischof Reinald von Cöln, nun direkt in die Zustände Tusciens ein. Dieser grosse deutsche Staatsmann, der sich 1163 R. Uei gratia S. Coloniensis ecclesiae eleetus, Italiao archicancellarius et imperatoriae majestatis legatus nennt, war im Frühjahr 1162 in Pisa und Genua im kaiserlichen Interesse thätig gewesen und hatte trotz mancherlei Wechselfällen den Frieden zwischen den beiden verfeindeten Seemächten hergestellt'). Im Frühjahr 1163 finden wir ihn wieder in Tuscien. Von Pisa aus, wo er am 31. März angekommen war, durchzog er in Begleitung von einem Pisaner Gonsul und zwei Pisaner Edlen (viri sapientes) ganz Tuscien. Lucca, Florentia et omnes civitates et ca.«tella omnia, praecepta imperatoris Friderici et praedicti cancellarii obtentu Pisanorum et timore juraverunt, tributa et dona plnrima et infinitam pecuniam ei dederunt. Nullus enim marchio et nullus nun- tius imperii fuit, qui tam honorifice civitates Italiae tributaret et Romano subiceret imperio ^). So erzählte B. Marangone in den Annales rer. Pisanorum und fügt noch bei, dass Reinald erst am 20. September von dieser seiner Rundreise nach Pisa zurückgekehrt sei, dann noch eine Ver- sammlung mit den Consuln der tuscischen Städte zu Sarzana gehalten und darauf dieselben an den Kaiser, der in der Lombardei sich aufhielt, gewiesen habe. Auch im Frühjahr des nächsten Jahres finden wir den Erzbischof Reinald wieder in Tuscien. Am 22. April 1164 Hess er in Lucca an die Stelle des Gegenpapstes Victor hier den Kardinalbischof Guido von Crema unter dem Namen Paschalis IIL zum Papste wählen. Darauf verliess Reinald im Mai Tuscien, um sich nach der Lombardei und Deutschland zurückzuwenden. Reinald hatte in Tuscien während seines dreimaligen Aufenthaltes als kaiserlicher Legat die tiefgehendsten Veränderungen aller politischen Verhältnisse herbeigeführt und hier organisirt, als gäbe es keinen Markgrafen mehr. Obwohl uns ausser der angezogenen Stelle der Pisaner Annalen keine Chronik genauere Kunde von dem Schalten des Erzkanzlers in Tuscien giebt, können wir doch die Spuren seines Wirkens an vielen einzelnen Orten verfolgen. Die Tendenz, von der er dabei ausging, hat Ficker dahin zusammengefasst : „Schwächung der markgräflichen Gewalt zu Gunsten des Reichs". Zu diesem Zwecke überliess er den kaiserlich gesinnten Städten, wie Pisa, 1162 alle Hoheitsreehte, darunter auch die markgräflichen, mit ausdrücklicher Beziehung auf die möglicher Weise sich aus dem Privileg ergebenden Streitigkeiten mit dem Herzog Weif und dessen Nachfolgern. Aehnlich verfuhr Reinald in Lucca (für 6 Jahre) und Pistoja, wie uns urkundlich überliefert ist. 1) Ficker, Reinald von Dassel. S. 42 u. f. 2) Pertz, Mon. Germ. XIX. S. 249. 57 Nur im Betreff der Stadt Florenz siud wir auch iu dieser Hinsicht auf Vermuthuugen an- gewiesen. AVir wissen nur, wie aus der citirten Stelle der Pisaner Annalen hervorgeht, dass die Stadt dem Erzbischof keinen Widerstand entgegen zu setzen wagte, dass sie 1164 demselben Zehnten bezahlen musste. Denn am 28. Februar 1164 verkaufte der Presl)yter ßonicus von St. Andrea in Florenz an den Rektor von St. Maria Novella ein Stück Land neben dieser Kirche für 105 solidi zur Bezahlung von Schulden et pro solvenda decima imposita a cancellario D. Friderici Impera- toris • j. Das Kloster St. Andrea hatte höchst wahrscheinlich eine Quote der Steuer , welche der Erzbischof der Stadt aufgelegt hatte, zu zahlen und musste desshalb ein Grundstuck verkaufen. Obwohl Reinald gewiss nicht um einen Rechtstitel verlegen war, unter dem er Florenz jene Steuer auferlegte, so glaube ich doch, dass wir hier denselben noch ermitteln können. Hatte er ver- schiedene Städte Tusciens mit Privilegien bedacht, durch welche dieselben die Grafschaft erhielten, so hatte er in einer Anzahl anderer Städte Grafen deutschen Geschlechts als Reichsbeamte einges-etzt. Fieker hat die Namen einer ganzen Anzahl derselben nachgewiesen. Da nun der Jurist Pillius in einem kurz vor dem Ende des 12. Jahrhunderts abgefassten Werkchen sagt: sicut fit — es ist von der Demandation durch den Praeses provinciae die Rede — hodie illis, qui praeficiuntur in siugulis provinciis vel in parte alicuius j)rovinciae, ut iu comitatu Senensi, Florentino vel Are- tino, so schliesst Fieker, dass, da iu Siena und Arezzo deutsche Grafen nachweisbar seien, auch Florenz einen solchen höchst wahrscheinlich von Reinald eingesetzt erhalten haben werde. Dass dieser Schluss Fickers für die Zeit vor 1187 richtig ist, hat jetzt eine Urkunde bestätigt, in der ein Graf von Florenz, Henricus comes Florentinus, am 2(). September 1186 als Zeuge erwähnt wird 2). Da nun aber, wie wir später ausführen werden, der Stadt 11S5 von Friedrich I. die Grafschaft genommen wurde, Florenz also doch einmal dieselbe rechtmässig erworben hatte, ausserdem der Erzbischof Christian von Mainz im Betreff der Privilegien, die sie besass und die ihr zu entziehen seien, ira Jahre 1172 schwört: quod mitteret Florentinos in bannum Imperatoris, et cassaret et dcstrueret omnia dona et privilegia facta utrisque, videlicet Pisanis et Florentinis 3), so kann es sich doch in der That fragen, ob zu diesen höchst wahrscheinlich von Reinald von Cöln der Stadt verliehenen Privilegien nicht auch die Grafschaftsrechte innerhalb der Stadt gehört haben, ob nicht Florenz von deutschen Reichsbeamten verschont geblieben ist. Hierüber könnte freilich kein Streit herrschen, wenn die von Fieker III. S. 440 nach Iklefonso di San Luigi IX, 5 erwähnten Walther und Rüdiger (Gualterius et Rodigerius potestates Florentiae), und dann ein Pipin in der That Grafen von Florenz selbst zu dieser Zeit gewesen wären, und nicht, wie das nach der Analogie von Siena das viel Wahrscheinlichere ist, nur Grafen des Contados von Florenz *). Jedenfalls war die Herrschaft der deutschen Grafen von Florenz nicht von langer Dauer. Denn wie hätte Florenz, dessen Macht man in dieser Zeit — so scheint es wenigstens — noch immer geringer anschlug als die der Grafen Guidi^), sich wenige Jahre darauf mit Pisa 1) Fineschi, Memorie istoriche 1. S. 44. Angabe bei Repetti III. 102, dass 1164 die Consuln 1) Stumpf, Reichskauzler III. S. 244. von Floren/. Martignana gekauft hätten, ist falsch. Die 3) Oberti Annales Pertz Mon. Ger, XVIII. ti. 94 Urkunde ist von 1174 datirt. ad a. 1172. r) Annales Pia. ad a. 1172. 4) Vergl. weiter unten hierüber die Bemerkungen Die Lucchesen hatten sich mit den Florentinern zu dem Consulats- und Podeatatenverzeichnisse. Die verbündet. Da sie aber nun auch mit dem Grafen S 58 verbünden und dem gefüichteten , rücksichtslosen Erzbischof Christian von Mainz sich widersetzen können. Denn zu einem Bruch zwischen dem Kaiser und der grossen tuscischen Seestadt war es doch gekommen. Nachdem im Jahre 1163 diese drohende Gefahr, welche sich aus den nicht zu schlichtenden Streitigkeiten zwischen Genua und Pisa über die Insel Sardinien mit einer Art Naturnothwendigkeit entwickeln musste, noch einmal glücklich beseitigt war, und die beiden grossen deutschen Staats- männer Reinald von Cöln und Christian von Mainz dem Kaiser den Weg nach Rom geebnet hatten, auf dem sie „wie kluge Fischer ihre Netze über ganz Lombardien und Tuscien ausgespannt", und ausserordentliche Geldsummen zusammengepresst hatten, kam es im Jahre 1172 zum Krieg zwischen dem Reiche und Pisa, mit dem jetzt Florenz verbündet war. Die Lucchesen, welche die erbittersten Feinde der Pisauer waren und sich durch sie von der See abgedrängt sahen '), hatten die Genuesen 1171 um Hülfe gebeten. Diese war ihnen auch geworden, und ganz Tuscien spaltete sich wieder in zwei einander befehdende Parteien. Nachdem die Florentiner sich anfangs mit Siena und Pistoja fiir Lucca erklärt hatten, entliessen es die Lucchesen, die sich seinetwegen nicht mit dem mit Florenz verfeindeten Grafen Guido Guerra IV. überwerfen, denselben vielmehr für sich gewinnen wollten. Hierauf schlössen Pisa und Florenz im Juli 1171 auf vierzig Jahre ein Schutz- und Trutzbündniss mit einander ab, das nach den Angaben Marangones folgende für Florenz überaus günstige Bedingungen enthielt : Pisani eis dederunt medietatem Lucanae monetae ^) et duos domos super pontem Ami et aliam domum in civitate ad honorem et salvamentum utriusque urbis; et ipsos Florentinos, sicut Pisanos, per mare portare et salvare. Nachdem Christian von Mainz, der den lombardischen Bund bekämpfen und Tuscien befrieden sollte, sich vergebens bemüht hatte, eine Verständigung zwischen den beiden Parteien herbeizuführen, that er auf einem Tage zu Siena am 28. März 1272 Pisa in die Reichsacht und kassirte alle Privilegien der Stadt 3). Dieses energische Vorgehen des Erzbischofs mochten die Pisaner nicht erwartet haben. Sie be- schlossen jetzt mit demselben im Wesentlichen auf die Bedingungen hin, die sie früher nicht hatten acceptiren wollen, über einen Friedensschluss zu verhandeln, wenn er die Achtserklärung zurück- ziehe. In Borgo San Genesio, unmittelbar unter der Reichsburg von San Miniato del Tedesco, wurde Guido abschlössen , mit diesem aber die Florentiner in Fehde lebten, so entliessen die Lucchesen lieber die Florentiner als mit dem Grafen Guido Guerra IV. zu brechen. Vielleicht wollten die Lucchesen auch durch den Grafen Guido auf den Kaiser wirken. Die Guidi waren in Folge ihrer Verwandtschaft mit Wilhelm von Montferrat gut kaiserlich geworden. 1) Im November 1170 griffen die Pisaner die Lucchesen mit einem grossen Heere an, schlugen dieselben und eroberten das Castell von Motrone, das die Verbindung Luccas mit der See deckte. Ehe es zum Kampfe kam, bemühten sich die Consuln von Florenz vier Tage lang um einen Vergleich zu Stande zu bringen. Aber vergeblich. Die Lucchesen hofften auf den Sieg, und die Pisaner misstrauten dem B'rieden, so erzählt Marangone, (Pertz, Mon. Germ. XIX. 260) und es kam am 26. November zum Kampf, in dem die Lucchesen unterlagen. 2) Lucca hatte das Miinzregal für Tuscien. Die Pisaner schlugen aber nun auch Münzen mit dem Wappen von Lucca und an dem hierdurch erzielten Gewinne Hessen sie die Florentiner zur Hälfte theil- nehmen. Durch den Frieden von 1175 wurde den Pisanern dieses Geschäft gelegt. 3) Da das Nähere hierüber zu entwickeln nicht zu unserer Aufgabe gehört, sondern die Stellung, die Florenz damals einnahm, uns allein interessirt, ver- weise ich für die pisanisch-lucchesischen Händel und das Verhalten von Christian von Mainz ihnen gegen- über auf: Varrentrapp Christian I. von Mainz S. 50 u. f. 59 ein feierlicher Vertrag zwischen Christian von Mainz und den Communen von Pisa und Florenz am 26. Mai abgeschlossen, dessen Wortlaut uns noch erhalten ist '). Flir unsere Zwecke ergiebt sich jedoch nichts Bedeutendes aus demselben. Die Florentiner werden in sofern zur Vermittlung benutzt, als ihren Cousuln die Pisaner die gefangenen Lucchesen ausliefern sollen, um dieselben nach dem Abschlüsse des definitiven Friedens freizugeben, oder wenn derselbe nicht zu Stande komme, an die Pisaner zurlickzuliefern. Nachdem Christian die Achtserklärung Pisas vom 23. März am 2S. Mai zurückgenommen und am 1. Juli eine grosse Volksversammlung in Pisa gehalten hatte, der auch die Consuln von Lucca, Genua und Florenz beiwohnten, kam es doch noch zu einem unerwarteten Bruche aller Vorverhandlungen. Der Reichskanzler, der den Städten Tusciens so eben noch in Pisa die Aufrechterhaltung des Friedens anbefohlen und verlangt hatte, dass etwaige neue Streitpunkte innerhalb vierzig Tagen ausgeglichen werden sollten und dieses durch die Consuln und j^e tausend Bürger der betreffenden Städte hatte beschwören lassen, nahm am 4. August die Consuln von Pisa und Florenz zu San Genesio, wohin er sie zu sich beschiedeu hatte, gefangen und warf sie gefesselt in den Kerker. Die Pisauer Annalen erzählen nach Ma- rangone den Vorgang mit folgenden Worten: Darauf befahl der Erzbischof den Consuln der ge- nannten Städte, ihm nacli ßorgo San Genesio"^) zu folgen. Als sie dort versammelt waren und über den Frieden beriethen, nahm am 4. August der Erzbischof in hinterlistiger und verbrecherischer Weise nach dem Plane, den er mit den Lucchesen über den Abschluss des Friedens und die Auslösung der Gefangenen ausgedacht, und weil ihm das Castell von San Miniato viel Geld zu geben versprochen hatte'), die Pisaner Consuln und den Consul Giovanni Douati von Florenz und vier Rathsmänner (sapientes) ^) dieser Stadt gefangen und warf sie mit eisernen Ketten gefesselt in den Kerker. 1) Flaminio clel Borgo, Raccolta di diplomi Piaani S. 3(»9 — 11, wo auch die Namen der Florentiner Con- snin, Joliannes Donati und Mannus (Alainannus), ge- nannt sind. 2) Die Lesart San Gervasio in den Annalen ist ein offenbarer Lesefeliler Ughelli's, den das Breviarium Pisan. bist, des Michael de Vico bei Muratori, S. S. VI, 16» nicht hat. 3) Der Text der Annalen hier entstellt. Ich habe nach Michael de Vico übersetzt. 4) Die Pisaner Annalen (Ughelli, Italia sacra T. X. App. S. 115^) nennt die Namen der Consuln: Quorum nomiua sunt haec. Gualfredus quondam In- tudimele Pisanorum consul, Sigerius Gualandi, Petrus Albichi, Trufta Vernacii, Guido Magnaui filius Ver- nacii, filius Buctari et lo. Donati. Florentinus consul cum quatuor sapicntibus. Michael de Vico, dei- die Annalen ausgeschrieben hat, hat eine andere Hand- schrift derselben benutzt. Er nennt die Gefangenen: Quorum nomina sunt haec: Gualfredus quondam Ilde- braudini Melae, Pisanorum consal, Sigerius Gualandi, Petrus Albithi, Stuflfa Vernacci, Guido Marignani, filius Vernacci, filius Buttari et Johannis Donati, Flo- rentinorum consules cum quatuor sapientibus. Danach könnte es scheinen, als wären die Sigerius Gualandi u. s. w. Florentiner Consuln gewesen. Ich glaube auch, dass Michael de Vico, wenn anders sein Text treu wiedergegeben ist, das selbst geglaubt hat. Aber Sigerius Gualandi und die anderen Gefangenen, mit Ausnahme des Johannes Donati, waren gute Pisaner. (Siehe z. B. Annal. Pisani bei Pertz, Mon. Germ. XIX. S. 2U9. Z. 31.) Dagegen ist die Familie Donati bekannt genug in der Florentiner Geschichte. (Vergl. auch die Unterschriften der Urkunden bei Flaminio del Borgo, Scelti diplo. 308— 311.) Dass wir hier Johannes Donati als Florentiner Consul anzusehen haben, und Marangone ihn auch als solchen aufgezählt hatte, folglich die Pisaner Annalen sammt M. de Vico falsch gelesen haben oder schlecht edirt sind, ergiebt sich aber mit vollkommener Sicherheit aus dem „aliud fra- gmentum", das Ughelli 1. 1. 1 lü herausgegeben hat und das eine selbstständige Ableitung Marangoues repräsentirt. Hier heisst es: Qui postea ad suggestionem Lucanorum cepit Gualfredum quondam Ildini (Ildebrandini) Mele S* 60 Die über diese Vorgänge sonst so ausführlichen Genueser Annalen berichten hier sehr kurz: Nachdem die Hoffnung auf Frieden hinfällig geworden war wegen des Verraths, den die Pisaner und Florentiner an dem Castell von San Miniato, welches dem Kaiser Friedrich in Tuscien gehörte, zu begehen vorgeschlagen hatten, und das sie ihm zu entziehen (auferre) wagten u. s. w. Es ist schwer sich ein bestimmtes Urtheil über diese Gewaltthat des Erzbischofs Christian zu bilden. Und das um so mehr als wir leider nicht mehr an dieser Stelle den Originalbericht Marangones vor uns haben, sondern nur eine Ueberarbeitung desselben. So viel ergiebt sich jedoch aus beiden Berichten mit Sicherheit, dass Christian der äussere Vorwand zu dem Wortbruclie durch gewisse Vorgänge nahe gelegt wurde , in denen die Reichsburg San Miniato eine Rolle spielte. Nach dem Genueser Berichte hätten die Pisaner und Florentiner einen Vor- schlag gemacht sich derselben verrätherischer Weise zu bemächtigen. Wem dieser Vorschlag gemacht worden sei, wird nicht gesagt. Nach den Pisaner Annalen hätten die Castellane von San Miniato den Kanzler zur Gewaltthat, die schon mit den Lucchesen vorher geplant gewesen sei, durch ein grosses Geldgeschenk bewogen. Die Fassung der letzten Angabe ist sicher nur dem Ueberarbeiter zur Last zu legen. Da die Burg von San Miniato, seit Reinald von Cöln die Reichsverwaltung in Tuscien neu organisirt hatte, der wichtigste Stützpunkt für die deutsche Macht in Tuscien geworden war und sich in den Händen eines deutschen Grafen, des vielge- nannten Macharius'), befand, so könnte doch nur von diesem Grafen jenes Geldgeschenk aus- gegangen sein. Wenn man nun erwägt, dass die Pisaner und Florentiner Consuln und Ver- trauensmänner von Pisa weg dem Erzbischof in die Nähe Sanminiatos folgen, dass die Pisauer 800 gefangene Lucchesen schon nach Florenz ausgeliefert hatten, während die Lucchesen bis dahin nur 55 gefangene Pisaner an Pistoja gesandt hatten, so darf man an der aufrichtigen Friedensliebe derselben nicht zweifeln. Sie haben sich desshalb auch jetzt wohl jedes Anschlages auf die Reichsburg enthalten und sich später mit Recht beim Kaiser über die Gewaltthat seines Legaten beschwert. Aber andrerseits lässt sich doch auch nicht erkennen, warum Christian von Mainz, der soeben noch von Vollstreckung der Acht gegen Pisa freiwillig abgestanden war und auf der grossen Versammlung zu Pisa den Frieden hatte beschwören lassen, der es also mit dem Frieden auch ernstlich gemeint hatte, den Frieden muthwillig oder um einer Geldsumme willen hätte brechen sollen. Mir scheint es daher das Wahrscheinlichste, dass die Lucchesen, deren Rachedurst gegen Pisa nicht befriedigt worden war, mit Hülfe des Grafen Macharius von San Miniato, der sich den Pisanern und Florentinern und vor Allen den Bewohnern von San Miniato gegenüber nicht sicher tühlte, den Erzbisehof, aber erst in Borgo Sau Genesio selbst, zu einer Aendrung seiner Politik bestimmt haben. Und dazu konnten die Lucchesen und der Graf dem Erzbischofe einen triftigen Grund leicht liefern. Denn an dem Anschlage der Pisaner und Florentiner auf die Reichsburg ist etwas Wahres. Marangone selbst berichtet ganz treuherzig zum Jahre 1172: Interea, während Christian die Pisaner in den Bann gethan hatte, homines de Pisis Consulem et loannem Donati Consulem Floren- von Florenz wahrscheinlich nicht namentlich aufge- tinum, cum sapientibus, qui cum eis erant. Danach führt hatte. waren die Sigerius Gualandi u. s. w. die sapientes von 1) Ueber die deutschen Grafen von San Miniato Pisa, die Marangone genannt hatte, während er die siehe PMeker, Forschungen IL 228 u. f. 61 Castro Saiicti Miniati juiaveiunt Florentinos et Pisanos adjuvare et cum eis semper esse, salva fidelitate imjieratoris. Was die letzte Clausel aber für einen Werth hatte, ergiebt sich aus der am 5. Mai 1172 ausgestellten Urkunde selbst, die uns glücklicher Weise erhalten ist. Als der Zweck des in Florenz abgeschlossenen Vertrags wird die Eroberung des Castells von San Mi- niato hingestellt, das also die Einwohner der Commune von San Miniato dem deutschen Grafen nicht ruhig belassen wollten. Da dieser Vertrag zwischen den Pisanern, Florentinern und San- miniatesen zu einer Zeit abgeschlossen war, in der die Pisaner schon in die Acht erklärt waren, so konnte der Erzbischof diesen desshalb nicht zUrnen '). Aber er, der in dem am 6. März mit Genua abgeschlossenen Vertrag sich ausdrücklich verpflichtet hatte, auch die Leute von San Mi- 1) Der Vertrag zwischen der Commune von San Miniato und Pisa und Florenz lautet nach einer von mir in Floreniner Archive genommenen Abschrift: In Dei nomine amen. Nos Guiduccius Goncolini frater et Tribaldus Mangiadori filius et Torsellus quondam Griff] atque Albertinus filius Ugolini Landi de Sancto Miniato et de ejus curia vel districtu juramus ad »ancta dei evangelia toto tempore omnes homines Pisanac civitatis atque Florentinae, qui modo sunt in eis et earum burgis aut subnrgis et eorundem di- strictu et qui postea erunt, custodire atque salvare, tarn in avire seu rebus quam in personis in tota no- stra forzia et ubicunque poterimus. Praeterea juramus quod de omni guerra ([uam modo habent vel in antea cum aliquo habuerint totis viribus nostris eosdem per bonam fidcm sine fraude juvare. Et guerram non ricridutam sed vivam omnibus eorum inimicis qiios modo habent vel in antea habuerint cum eis et sine eis (facere '). Et castrum Sancti Miniati eis vel eorum certo nnntio pro pacis corapositione vel ad faciendum bellum seu guerram quibuscunque ipsi voluerint, ex quo a nobis vel ab aliis pro nobis fuerit recuperatum vel in nostram redierit potestatem (dabim)'}us vel dari faciemus et (|Uo minus recuperetur vel in nostram redeat potestatem fraudem non conmittemus. (,'astrum autem intelligimur recuperatum etiam sine superiori incastellatura. Sed si illam recuperaverimus et de ea similiter teneamus insuper pacem vel treugam sine eis cum aliquibus inimicis, quos modo habent aut in antea habuerint, ve(l cum aliis)') quibuscunque nou faciemus. Etsi facta eis ( ) ') qualiter cumque cornipta utpote primo tenebamur et tunc teneamur. Et si aliquid pro se fieri volu ') sint vel pro ipsius nobis fuerit renuncia- 1) Da» Fergiiment durchlöchert. tum faciemus factucique siout ipsis placuerit tenebimus. Et si aliquem eorum inimicum ceperimus eis debimus vel dari faciemus nisi pro recnperamento alicnjus ex nostris ab inimicis capti remanserit. Et omnem po- pulum de castro Sancti Miniati et totius curtis ejus et districtus excepto Buzafello et Buticcia et Gada- nitto bona fide sine fraude haue totam securitatem firmam teuere, tarn majores quam minores jurare fa- ciemus et supra scripto tempore idem jurare pro posse nostro faciemus. Et decem annos hujus totius secu- ritatis sacramenta consules vel capitanei sive rectores, qui pro tempore in Sancto Miniato fuerint renovabuut et toto populo renovari facient. Item si quis nostrum aliquem ex aliqua predictarum civitatum ut dictum est vel ex earum districtu offenderit, juramus conve- nienter infra XXX dies post inquisitionem factam emendare capite tantum. Item juramus quod non re- cipiemus consulem et rectorem capitaneum, qui hoc idem firmum teuere non jnret. Haec omnia ad eorundem purum intellectum per bonam fidem sine fraude observabimus et observari faciemus excepto contra Imperatorem, salvo tarnen quod ipse vel ejus nuncius nos et homines Sancti Miniati ab hujus securitalis sacramento non valeat absolvere. Acta sunt haec Floren tiae in palatio episcopi praesen- tibus Cotinnaceio Sciattc Uberti filio, Filocaro Ciotoli filio, Gerardo Lamberfi, Forese de Campi, Beringario Capo in sacco, Mainitto, Bonaquida, Sanguigno, En- rigitto, Cavalcante, Ildebrandino, Ugicco Bellncci, Fortequerra et aliis pluribus. Anno Millesimo Centesimo Septuagesimo secundo tertio nonas madii Indictione V. Ego Bernardus judex et not. omnibus supra Bcriptis interfui ideoque hujus scripturae completionem impoBui. 62 niato zum Krieg gegen Pisa eventuell aufzubieten ') , mochte sich durch die ihm sich eröffnende Aussicht, dass selbst Städte wie San Miniato sich nicht nur gegen ihn mit seinen Gegnern zu verl)ünden, sondern die Stützpunkte seiner Macht in Tuscien mit List und Verrath in deren Hände zu spielen bereit waren, dazu bestimmen lassen, diese seine Feinde doch mit Gewalt niederzuwerfen und unschädlich zu machen. Es wird nicht vieler Zureden (ad suggestionem) der Lucchesen, von denen das „aliud fragmentum" des Ughelli zu berichten weiss, und keiner grossen Geldsummen von Seiten des Grafen Macharius bedurft haben, um den Erzbischof jetzt zum Kriege gegen Pisa und Florenz zu bestimmen. Aber ein politischer Fehler war es doch von Seiten des deutschen Staatsmannes, von dem Wortbruch, dessen er sich schuldig gemacht hat, ganz abgesehen, in Tuscien den Krieg wieder neu aufleben zu lassen. Denn er verlor durch ihn offenbar die Haupt- aufgabe, zu deren Lösung er nach Italien gesendet war, aus den Augen und war doch nicht im Stande das jetzt erstrebte Ziel, die Niederwerfung der Städte Pisa und Florenz, auch nur an- nähernd zu erreichen. Denn die deutsche Macht war in Tuscien, selbst in Verbindung mit Lueca, Volterra, Siena u. s. w. zu schwach, um die Gegner nieder zu werfen. Dieselben gingen vielmehr gestärkt aus dem Kampfe hervor, der der Lage der Dinge gemäss in der Nähe San Miniatos zum Ausbruche kam. Zunächst freilich erfocht Christian einen Vortheil. Er eroberte das Castell eines den Pisanern verbündeten Grafen Gerhard und griff darauf die Florentiner an, die zur Deckung der Grenzen des Comitats sich bei Castell Fiorentino aufgestellt hatten, während die Pisaner gleichfalls an den Grenzen ihres Comitats, bei Pontedera, standen. Da den Florentinern der erwartete Zuzug ausblieb, sendeten ihnen die Pisaner, als sich Christian gegen sie wendete, eine bedeutende Unterstützung, es waren 225 Ritter mit zwei Consuln, und Christian von Mainz trug nun Bedenken diese Macht anzugreifen. Um aber die Niederlage desselben vollständig zu machen, riethen die Florentiner den Pisanern an, mit dem Rest ihres Heeres einen Einfall in das unge- deckte Gebiet von Lucca zu unternehnem. Die Pisaner gingen auf diesen Plan ein und ver- heerten das Gebiet der feindlichen Stadt bis in deren Nähe, so dass der grösste Theil der im Heere Christians befindlichen Lucchesen über das Schicksal ihrer Heimath besorgt zu werden begann und das Heer Christians verliess. Obwohl die Lucchesen noch rechtzeitig nach Hause kamen, erlitten sie doch eine nicht unbedeutende Niederlage. Die pisanischen Visconti aus der Familie der Uppezinghi, die in der Nähe von Pontedera begütert waren, waren stark genug einen Angriff', welchen nur der Graf Guido und der Ueberrest der Lucchesen auf Betrieb des Erz- bischofs auf die von den Pisanern verlassene Stellung bei Pontedera machten, nicht nur abzu- weisen, sondern die Gegner noch auf dem rechten Arnoufer zu verfolgen. In die Zeit dieser Kämpfe — 18 bis 28. August 1172 — muss auch die Niederlage Christians bei Castell Fiorentino fallen, welche Sanzanome ohne genaue Jahresangabe berichtet. Nach ihm hatten die Florentiner den Erzbischof Christian aus Castell Fiorentino, das er besetzt hielt, ver- trieben, obwohl er selbst an dem Treffen theilnahm und die Fahne tapfer vertheidigte. Sanzanome 1) Monumenta Patriae. Cod. dipl. Sardiniae I. 242. jurare populum Santi Miniati sirailiter facere Der Erzbiscliof beschwört aucli : et similiter jurare fa- Pisanis vivam guerram. Schliesslich verspricht er ciam viginti homines de inelioribus castri Sancti Mi- auch, den Grafen Macharius und seine Söhne oder niati, et postquam predictum bannum missum fuerit die Leute von San Miniato u. s. w. ihres Eides, gegen (gegen die Pisaner) in triginta proximos dies faciam die Pisaner Krieg zu führen, nicht entbinden zu wollen. 63 verlegt iliesen Kampf um Castell Fiorentino vor das Jahr 1170, vor den Zug gegen Arezzo. Aber er selbst deutet an, dass er seiner Sache nicht ganz sicher ist. Er hat die Jahreszahl, die in unserer Handschrift fehlt , offenbar selbst nicht ausgeschrieben '). Dieser Kampf zwischen den Florentinern und dem Erzbischof kann nach den Zeugnisse Marangones zu keiner anderen Zeit stattgefunden haben als im August 1172. lieber den Fortgang dieser Kämpfe sind wir nicht weiter unterrichtet. Der Erzbischof von Mainz hat wahrscheinlich Tuscien im September verlassen und ist nach der Romagna ge- zogen'^), dann aber im December hierher zurückgekehrt, um sich gegen den Grafen Ildebrandino Novello zu wenden. Aber auch gegen diesen Verbündeten der Pisaner hatte Christian keinen Erfolg, er zog sich nach dem Gebiet von Rom zurück, um, so viel wir sehen können, diesen Schauplatz seiner Thaten nicht wieder zu betreten. Der Krieg zwischen den Pisanern und Luc- chesen wüthete unter dessen immer weiter. Aber entschieden neigte sich der Sieg immer mehr auf die Seite der Pisaner und Florentiner. Im Jahre 1174 musste sich der Graf Macharius zu einem Abkommen mit seinen Feinden bequemen, in Folge dessen die Anhänger von Florenz und Pisa, welche aus Sau Miniato vertrieben waren, wieder ehrenvoll in das Castell zuzückkehrten ä). Im folgenden Jahre wurde dann auch unter kaiserlicher Vermittlung der Friede zwischen Genua, Lucca und deren Anhängern einerseits und den Pisanern, Florentinern und deren Bundesgenossen andrerseits zu Pavia abgeschlossen. Der Florentiner geschieht hierbei weiter keiner Erwähnung, als dass sie einfach genannt werden, während Otobonus die Friedensbedingungen zwischen Pisa und Lucca näher angiebt''). Durch diesen Friedensschluss war aber der Krieg zwischen Florenz und Siena keineswegs beendet. Derselbe dauerte vielmehr noch ein ganzes Jahr fort. Da Sanzanome uns ausführlicher über denselben berichtet, wollen wir gleich hier auch auf diese Verhältnisse kurz eingehen. Nachdem die Florentiner 1153 die Burg der Grafen Guidi, Monte di Croce, zerstört hatten, war an eine Aussöhnung mit diesem mächtigen Grafengeschlecht nicht zu denken. Die Florentiner setzten ihre Angriffe gegen die Besitzungen des Grafen fort und suchten namentlich Poggibonzi und den Hof, den der Graf dort bcsass*), in ihre Gewalt zu bringen. Um diesen Bestrebungen der Florentiner mit Erfolg entgegen treten zu können, erbaute er ein Castell (castrum) zu Poggi- bonzi und trat einen Theil des Berges an die Sienesen ab. Hierüber waren die Florentiner, in deren Bisthum Poggibonzi lag, erbittert, und es kam an Ort und Stelle zu einem Gefechte, in dem aber die Florentiner den Kürzeren zogen. Sanzanome, der uns dieses berichtet, hat uns die Zeit hiervon nicht angegeben. Dieselbe ergiebt sich aber deutlich aus der Urkunde, in der die 1) Tbl. I. S. 8. Die Beschreibung der Sctilacht ist sehr unklar. Die Betheiligung des Erisbischofs am Kampfe, ,der die Seinen verlachte und durch eine Eiche (V ((uadam quercu ; lege : quasi quereu V) das Banner deckte, das Niemand anzugreifen wagte", scheint mir doch deutlicli ausgesprochen zu sein. 2) Varrentrapp 1. 1. S. hh. ü) Marangone 1. 1. S. 285. 4) Otoboni Annales 1. 1. H. 97. 5) Podium Bonizi cum tota curte sua, sicut auti- quitus fuit de burgo et rocca de Marturi, cum curte de Vizano et Papiano et Talzonis, cum suo monte et roccite et stupie, due domos in Mortinnano, heisst es in der Urkunde Friedrichs I. von llb4, in der er den Grat'eu von Tuscien, Guido Guerra IV., in seiuen Schutz nimmt und ihm die kaiserlichen Hoheitsrechte auf allen seinen Besitzungen verleiht. Ficker, For- schungen IV. S. 179. ()4 Bewohner vou Poggibonzi sich eidlich verpflichten die Sienesen in ihrem Kriege gegen Horenz, namentlich aber bei Behauptung des ihnen vom Grafen Guido Guerra abgetretenen Theiles von Poggibonzi zu unterstützen, und die am 4. April 1156 ausgestellt ist'). Damit stimmt dann voll- kommen die Notiz der Annalen von Siena überein, dass die Florentiner am 9. April bei Poggi- bonzi geschlagen worden seien, und vierzehn Tage darauf der Bau des Castells (castrum) vou Poggibonzi begonnen sei 2). Die Florentiner Hessen sich aber durch diesen ersten Misserfolg nicht abschrecken und setzten ihre Angriffe gegen Siena fort. Sie belagerten Castiglione am Eingang des Val di Strove*), das einer mit den Sienesen jetzt verbündeten Familie von Staggia gehörte. Die Sienesen kamen zum Schutze ihrer Bundesgenossen herbei, wurden aber auf einem übereilten Rückzuge von den Florentinern eingeholt, geschlagen und einer grossen Anzahl von Gefangenen, die Sanzanome wohl übertrieben auf 1700 angiebt'»), beraubt. Das Castell von Castiglione wurde darauf zerstört. Da uns Sanzanome keine Zeitangabe zu diesem Zuge der Florentiner angiebt, er aber denselben vor dem Krieg der Florentiner gegen Arezzo im J. 1170 erzählt, so dürfen wir wohl annehmen, dass er denselben auch als vor diesem Jahre stattgefunden ansieht 5). In wie weit die Feindseligkeiten zwischen den Florentinern und Sienesen in dieser viel umstrittenen Grenzlandschaft während des Krieges fortdauerten, der im unteren Arnothale 1172 sich entzündete, ist nicht ersichtlich, da alle unsere Quellen hierüber schweigen. Nur zum Jahre 1174 berichten die Gesta Florentinorum, wie unsere Annalen und Sanzanome, von einer Niederlage der Sienesen bei Asciano. Diese Stadt lag im Arnothale und gehörte zum Bisthum Arezzo. Da einer der Herrn der Stadt, der Graf Ildebraudino aus dem Geschlechte der Scialenghi am 16. September 1269 den ihm zustehenden Besitz und der Stadt den Sienesen verkauft hatte"), so wendeten sich die übrigen „domini de Asciano" nach Sanzanome an die Florentiner und boten ihre Unterwerfung unter Ploreuz an. Hierauf nahmen die Florentiner, die sieh erinnerten, wie die Sienesen Poggibonzi in ihren Besitz bekommen hatten, Asciano nach Abschluss eines Vertrags unter ihren Schutz und schickten eine Besatzung dorthin, welche die Mauern der Stadt, die an- geblich von den Sienesen wenigstens theilweise zerstört waren, in Vertheidigungszustand setzten. 1) Ficker, Forschungen IV. 166. Im Jahre 1167 hatte dann Guido Guerra IV. an Siena von Neuem Güter zu Poggibonzi abgetreten , die er dem Abte des Kloster von Marturi (Poggibonzi) wieder abge- presst hatte, nachdem er sie am 28. und 29. März 1156 diesem Abte gegen andere vertauscht hatte. Diese Güter werden vom Erzbischof Reinald von Cöln am 22. April 1167 der Commune von Siena zu San Quirico bestätigt. Repetti, VI. Appendix. S. 43. Dieselben Güter scheint dann Guido Guerra IV. dem Kloster wieder herausgegeben zu haben. Repetti 1. 1. 2) Annal Sen. 1. 1. 226. Es ist möglich, dass Sanzanome den Bau des Castells fälschlich dem Grafen Guido Guerra zaschreibt, während er von den Sienesen ausgegangen ist. :ieden nahe legte. Aber nur langsam und schweren Herzens konnten sich dieselben zur Erfiillung der ihnen von den Florentinern ge- stellten Bedingung entsch Hessen, die Hälfte des Theiles von Poggibonzi, den Guido Guerra III. den Sienesen abgetreten hatte, an sie herauszugeben. Erst nachdem die Gefangenen zwei Jahre in den Kerkern geschmachtet, und viele Berathungen über den Frieden statt gefunden hatten, wurde „durch Vermittlung einiger weiser Männer" am 22. März 1176 in Florenz in der Kirche S. Michaelis das uns noch erhaltene Friedensinstrument unterzeichnet: Siena und Floreuz ver- bünden sich mit einander, die Sienesen treten die Hälfte dessen, was sie in Poggibonzi von Guido Guerra erhalten hatten, ab '). 1) Das Friedensinstrument in Siena. Caleftb vecchio e. 9. Auch im Caleftb della Assunta. Ich gebe hier einen sehr austuhrliciien Auszug des wichtigen Aktenstücks, das noch nicht publicirt ist, so wie mir derselbe von VViistenfeld überlassen ist. In nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti. Die Sienesen schwören, sie werden alle homines von Florenz, burgis et suburbiis und ihr gesammtes Gut verthi'idigen und ebenso alle anderen homines, welche mit Florenz sind, wenn es nicht aperti inimici von Siena sind, und es durch Consuln und Kecioren (von Siena) nicht untersagt ist, üie mit sich zu nehmen. 2. Sie werden Fl renz Hülfe leisten in allen Kriegen ad purum intellectum einmal im Jahr vom 1. April bis I. November. Innerhalb dieses Termins werden die Sienesen cum communi den Florentinern hostem leisten, wo irgend Consuln und Rectoren von Florenz dies» wollen infra corum episcopatus, innerhalb der Bisstlüimer Florenz und Faesulae, wenn sie selbst die ihrigen pro communi miscrint, iiiuerhalb 20 Tagen nacli Aicfforderung durch die Consuln oder certum nuntium derselben, wenn nicht die Muhr/-al der Con- suln oder Rectoren es erlässt. 3. Einmal im Jahre werden die Consuln von Florenz 150 milites innerhalb einer Grenze von 35 milliar. von Florenz geben, wo es irgend ihnen gefällt, milites zu senden pro suo proprio negotio. 4. 21 Tage nach geschehener Auf- forderung von Consuln und Rectoren sind die milites, wie jenes exercitus pro communi zu stellen, so dass sie binnen 21 Tagen iter expeditionis beginnen, und an den Ort kommen sollen, wo es den Florentinern gefüllt; dort mögen sie so lange bleiben, als die Florentiner wollen, deren Consuln nach| Belieben den Termin verlängern oder verkürzen mögen. 5. Wenn die milites gestellt werden , so sollen expeusae con- venientes gegeben werden nach der Entscheidung von arbitri zwischen ihnun und den Sienesen. Alles gilt erst vom Eintreffen in Florenz an, ausser, wenn die Floren- tiner sie nicht dort haben wollen, in diesem Falle primo die. Die Sienesen schwören ebenso den Floren- tinern die Kosten zu stellen, wenn diese ihnen milites geben. (5. Bei Allem ausgenommen der Kaiser, der Erzbischof Christian , Macliarius, der bekannte Grat von S. Miniato, bei denen ich den Florentinern, precibus adjuvabo pro posse und bewirken werde, dass sie bonum et non malnm bei ihnen linden. Sie nehmen aus Comes Ildebrandinus und Frau, Comites Guiliescos und Ardinghiescos, die Städte Orvieto, Sartiano, Montepul- cano, Montealcino, filios Tignosi, Scialenghos, Berar- dengos, filios Pauocchie, fllios Rainerii Bernardini, filios Uguccionis, Lombardos du Casule, Collisianos, Paltone- rium et filios nepotes und alle Anderen, denen ich ver- bunden bin bis zum Termin, wo ich ihnen verbunden bin. 7. Ich schwöre, dass von Allem, was Comes Guido in Stadt oder Bissthum Siena in Podium Bonizi Castro oder appendicibus bewilligt hat (115b), ich Florenz zur Hälfte bewilligen werde, und will Karte darüber ausstellen, ad dictum eorum sapientis sine ullo pretio oder servitio, ausser Kirche S. Agnetis, wie sie designirt ist, ad muniendiim claustro et domo cle- ricorum der plebos, wo sie wohnen cum cimiterio, reservata consuetudine der Kirche. Lasse aber die von Podio bonizi einen besonderen Eid schworen, auch in Betreff der an die Kirche S. Johannis zu entrichten- 9 66 Man würde jedoch inen, wenn man glauben wollte, dass die Florentiner und Sienes-en durch diesen Friedensschluss sofort iu den Besitz von ganz Poggibonzi gekommen seien. Der Graf Guido Guena hatte ja nicht das ganze Castell Poggibonzi den Sienesen abgetreten; da er deu peusio; sie sollen alle Florentiner und Sienesen salvare und defendere. Siena und Florenz sollen dort Nichts ohne gegenseitigen Consens erwerben, und das jetzt oder künftig Erworbene vertheidigen helfen. Zur Zeit, wo die von Podiobonizi, Florentinern und Sienesen den Eid leisten, sollen die Consuln und die Commune von Siena sie von allen Eiden an sie selbst entbinden. Vasallen des Grafen können ihm bei An- grifl' anderer terrae durch Siena oder Florenz Hülfe leisten. 8. Siena überlässt das ganze Bisthum Florenz und Faesulae den Florentinern, wie es terrainatum est lingua vel literis vel cartis notariorum. Bei ent- standener DilTercnz darüber entscheidet das Zeugniss der homines des Comitats, wo der streitige Landstrich liegt, 9. Alle homines milites oder pedites der Bis- thümer Florenz und Faesulae werde ich absolviren lassen von allen juramentis, wozu sie mir verbunden sind, ausser Guarnelotto und seine Söhne. 10. Wenn Jemand vom Bisthum Florenz nach Siena zur Wohnung zieht, werde ich ihn auf Ersuchen der Consuln oder Reetoren von Florenz dahin zurückstellen lassen; ver- mag ich dieses nicht, so lasse ich ihn aus der Stadt, burgis und suburbiis vertreiben und nicht zurück- kehren, wenn er nicht cesserit habitator zu sein per duos annos ante inqnisitionem; alle Verträge von Siena und Florenz über Podiobonizi vorbehalten. 11. Hat Jemand von Stadt und C'omitat Florenz Besitz in Siena , werde ich ihn diesen friedlich behalten lassen, der Commune Siena vorbehalten was ihr pro Comitatu zusteht. 12. Monetam Pisanam, welche jetzt die Flo- rentiner haben, oder künftig erwerben würden, sollen die Sienesen accipere oder tollere in arrengo, d. h. Beschluss über die Annahme fassen. Die Consuln von Siena Werden ihren Bürgern und cambiatores befehlen per sacramentum, dass sie ihr cambium ponent ad mone- tam Pisanam. 13. Die Sienesen können res, welche sie bei den Florentinern impeditas haben oder wo- rüber sie die Investitur verloren, oder fuerint eis ablatae, recolligere per pedagium ad portam über die Florentiner'), und, wenn sie Jemand finden, welcher sie weggenommen oder hominem illius terrae, können sie ihn in Siena gefangen nehmen, oder recuperare als Florentiner. 14. Von Allem, was Siena ausserhalb seines Comitats erwirbt, wird es die Hälfte den Flo- rentinern geben. 15. De pedagio habendo oder po- nendo adjuvabo bona fide beim Pabst; de pedagio toUendo Florentinern oder Sienesen, überlasse ich der Entscheidung der arbitri, deren Spruch ich befolgen werde. 16. Befinden sich die Sienesen im florenti- nischen Dienst, so ist, was sie communiter oder cum militibus erbeuten, gemeinsam, ausser armis et equis, quae per abattimentum aliquis dicat sua esse, worüber die Curie entscheiden soll. Habe ich prisci- ones, Florentinos ut Sanenses tractabo de ipsis pri- sciouibus '). 17. Siena wird in Podiobonizi die an Florenz gegebenen Kirchen nicht bestreiten, S. Agnes für Siena vorbehalten, sondern wird helfen. Alles, was Siena und Florenz in diesem castro zustand, zu behaupten, bei Verhut zu reeuperiren. 18. Ich lasse alle homines von Siena schwören , ausser denjenigen welche durch Zeugen beweisen können, dass sie schon geschworen haben, oder votum fecisse de nonjurando nee propter (praeter) hoc votum fecissent, von 16 — 60 Jahren, wenn nicht die florentinischen Consuln diess erlassen , die Praecepte der arbitri zwischen Siena und Florenz zu halten, und Alles, was dieselben tUr nützlich halten. 19. Die Florentiner und Sienesen werden ihre Gefangenen an demselben Tage entlassen. 20. Alles ist bis zum 1. Mai auszuführen, wenn nicht die Consuln von Siena und Florenz gemeinsam den Termin verlängern. 21. Consuln und Reetoren, wenn sie gewählt werden und sacramentum consulatus fa- ciunt, werde ich den gleichen Eid leisten lassen; ebenso 2 arbitros idoneos in arringo schwören lassen, wenn die Consuln gewählt werden und schwören, wenn die Consuln schwören ad terminandas discordias, quae apparuerint zwischen Sienesen und Florentinern; so stets von Consulat zu Consulat. 22. Die Sienesen schwören besonders, in Podiobonizi >'ichts ohne Consens der arbitri erwerben zu können. Alles für immer, so dass Niemand hiervon entbinden könne. 1175, 22. März, Florenz in der Kirche S. Michaelis. 1) Diess war die allgemeine übliche Weise, um Represaalien- händel zu i^chUchten. 1) d. h. icli gebe sie lier, um üorentiniscbe Gefangene aus- zuwechseln. 67 wahrscheinlich den Rest seiner Gattin als Morgengabe verliehen hatte, so refutirte er am 22. August 1177 dem Kaiser Friedrich I. die Burg und den Hof zu Poggibonzi zu Allod und Lehen, und der Kaiser investirte an demselben Tage noch Konrad, den Sohn des Markgrafen Wilhelm von Montferrat II. Besonderer, undatirter Schwur derer von Podiobonizi. In nomine P. et F. et Sp. S. Ad hono- rem Dei et pacis schwöre ich, dass ich salvabo, de- fendam, custodiam, adjuvabo alle homines et personas der .Städte Florenz und Siena, burgorum et subur- bium und all ihr Gut in meiner ganzen fortia et di- strictu, wo ich kann, in omni termino et loco, und Alle die mit ihnen sind, ausser ihre offnen Feinde, deren MitfUhrung von den Consuln und Recforen von Podiobonizi den Consuln von Florenz oder Siena unter- sagt ist. 2. Ich schwöre, dass ich das ganze, was die Sienesen den Florentinern in Podiobonizi und Zubehör gaben, und die Hälfte aller Possessionen, welche sie in diesem castro haben, ausser S. Agnes, wie sie designirt ist, muniendo pro claustru et cimiterio ipsius i)lebis, wo sie wohnen, mit ihrem cimiterio, wo mortuornm corpora begraben werden , welche Kirche de consuetudine populo Sanensi gehört, quomodo eam in officio divino teuere debet mit der Hälfte alterius solummodo, was sie dort haben, und Alles, was die Florentiner in der Kirche S. Johannis in Podiobonizi haben, d. i. was sie pro restauro haben müssen, für die Kirche S. Johannes , die sie in biirgo Marturi hatten, und alle Kirchen des Bisthums, welche die Florentiner exegerint et reservaverint in Podiobonizi, wie die Sienesen S. Agnes ausnehmen, und was die Florentiner noch ausserdem in podio mit concordia Sanensium erwerben würden, und was sie dort re- serviren, die Hälfte des vom Comes Guido den Siene- sern C'edirten , und die Kirche S. Agnes ihnen recta fide retinere helfen werden, ihnen oder Nuntien non molestabo nee contrariabo ; bei Verlust recuperabo. 3. Ich lasse alle homines von Podiobonizi, welche pensionem der Kirche S. Agnes zu geben pflegten, schwören, diese pensio der Kirche ferner zu geben, sie oder ihre Erben, und Nachfolger in derselben Wohnung de tantis domibus a plateis ad mensuras, als sie einst von der Kirche S. Johannes ad Marturi empfingen. Ich lasse sie schwören, wie sie einst in burgo de Marturi für die Kirche S. Johannis wohnten, nun in Podiobonizi für die dortige Kirche S. Johannis zu wohnen, beim Tod die filios oder filias legitimas; so dass sie ipsi Domini non contendunt noch contrariabunt readmasiare für das Bisthum S. Johannis ad solitas pensiones. Bin ich von denjenigen, welche einst in Marturi für die Kirche S. Johann wohnten. Erbe, oder in deren Häusern wohnend, so zahle ich die pensio. 4. Wenn Siena Florenz, dessen Consuln oder Nuntien die pensio bestreitet, so werde ich Florenz gegen Siena beistehen. 5. Wenn Jemand von Podiobo- nizi diese Eide nicht leistet, werde ich ihn ver- treiben und ohne die Consuln von Florenz die Rückkehr nicht gestatten. 6. Ego qui sum Vasallus Comitis Guidonis werde ihn bona fide bitten, der Kirche S. Johannes von Florenz eine Karte ad dic- tum sapientis zu erlassen, der Kirche S. Johannes de Podiobonizi so viele Häuser zu geben, als die Kirche S. Joh. in Marturi hatte, und dass er darüber der Commune Florenz eine Karte ausstellen wolle. Wenn er dies nicht thut, und Consuln und Rectoren von Florenz mit denen von Siena Besitz von den Gütern der Grafen in Podiobonizi nehmen, so werde ich darin nicht hinderlieh sein. 7. Wenn Florenz oder Siena gegen den Grafen equitarent in alios terras, die er ausserhalb Podiobonizi besitzt, und ich Vasall des Grafen bin feudo oder fidelitate, so kann ich ihm hellen. Weigert sich Graf Guido, jene Karte auszu- stellen, so leistet ihm Siena kein servitium oder ad- jutorium bis er es thut. 8. Die Florentiner werden Alles, worüber Comes Guido ihnen die ICarte erlassen wird, in Betreff des Guts der Kirche S. Johannis an die jetzigen Inhaber ad solitas pensiones zurück- geben. !t. Wenn Jemand von denjenigen, welche in Burgo de Marturi residiren, für die Kirche S. Johannis in Podiobonizi Häuser oder plateas auf dem Eigen- thum der Abtei Marturi bauen will, so werde ich dem Abt von Marturi cartam episcopii S. Johannis geben lassen ad dictum eorum sapientis ohne Entgeld. Alle Consuln und Rectoren von Podiobonizi sollen von Cousulat zu Consulat dies beschwören, kein Papst oder Andere davon entbinden können. — Ich bemerke noch in Betreff dieses Friedens, theilweise nach Wüstenfeld, dass die (Jesammtakten nicht mehr erhalten sind, und das Archiv von Florenz nur einen Theil der Friedensinstrumente in alter Abschrift besitzt, während ein anderer in Siena ist. Das gesammte Friedensinstrument besteht ausfolgenden einzelnen Verträgen: 1. Der Hauptvertrag vom 22. März 1170 enthaltend den Schwur der Sienesen. (üben im Auszuge mitgetheilt.) 2. Conformer Schwur der Floren- 9* 68 für dessen Schwester Agnes und deren Erben mit der Burg zu Lehen i). Zum Verständniss dieses Vorgangs muss man wissen, dass diese Agnes von Montferrat die erste Gemahlin Guido Guerras IV. (f 1213) war, und dass es zur Abtretung der Güter in Poggibonzi an diese der Einwilligung des Kaisers bedurfte, da sie zur Curtis regia dort gehört hatten. Und das um so mehr, als ja für den Fall der Kinderlosigkeit der Agnes ihre Brüder dieses Lehen „uno alteri succedente tamquam esset feudum paternum'< erhalten sollen. Kaiser Friedrich L mochte seine Ein- willigung zu dieser Festsetzung des Hauses Montferrat in Tuscien leicht geben, da er ja mit der Gattin Wilhelms des Alten nahe verwandt war, und dieser bis dahin sein treuester Anhänger in Oberitalien gewesen war. Doch blieb Poggibonzi nicht lange im Besitze der Familie. Denn nachdem Agnes zu Gunsten ihres Vaters Wilhelm und ihres Bruders Rainer auf ihre Güter daselbst verzichtet hatte, belehnten diese am 6. Mai 1170 gegen eine Zahlung von 4000 Pfund guter Paveser Denare einen gewissen Thomas von Siena für die Städte von Siena und Florenz mit denselben 3). Wenn eine der Gemeinden das Lehen refutiren will, so soll es ganz auf die andere übergehen. Wenn keine derselben es mehr zu haben begehrt, so erhält es der Negociant des Vertrages und dessen Compagnon Bragalis und deren Genossen <). — tiner. (Nicht mehr vorhandeTi.) 3. Schwur derer von Podiobonizi. (Oben im Auszuge mitgetheiU.) 4. Ces- sion dessen, was die Sienesen in Poggibonzi abzutreten hatten, vom 4. April ll7(i. (Capitoli XXVI. c. 1. XXIX c. 5 und 63 im Archiv von Florenz. Abgedruclit bei Ficker, Forschungen IV. 1S8.) 5. Instrument vom 8. April 1176 Einweisung in die cedirten Theile von Poggibonzi. (Capitoli XXIX. 7 ungedruckt.) 6. In- strument vom 11; Dec. 1176, in dem die Sienesen auf Grund des Häuptvertrages, nach dem sie das cediren müssen, was in den Bisthümern von Florenz und Fiesole liegt, alles Land abtreten von der Mündung der Burna in die Arbia bis zum Castagno Aretino etc. Capitoli XXVI. 2. XXIX. fi und 64. (Ungedruckt.) — Die Viri sapientes, die den Frieden zum Abschlnss bringen, sind meines Erachtens Abgesandte Alexan- ders III. Siehe oben Th. I. p. XXVIII u. f. 1) Stumpf, Acta III, 4. p. .526 u. f. Statt etsi S. 527 möchte ich nisi lesen. 2) Dass Guido Guerra IV., der beim Tode seines Vaters 11.57 noch so jung war, dass seine Tante Sofia für ihn die Grafschaft verwaltete, im J. 1 167 mit einer ungenannten Tochter des Markgrafen Wilhelm von Monferrat verheirathet war, ergiebt sich aus Tolosanus (Cronache del secolo XIII e XIV. S. 634). Ebenso aus einer Zeugenaussage in dem von Passerini, Ar- chivio storico Ser. III. T. XXIII veröffentlichten Ver- höre. S. 40 des Separatabzuges. Dass diese Tochter Wilhelms von Monferrat und der Juditta von Baben- berg, der Stiefschwester König Conrads des Staufers, Agnes hiess, ersieht man aus demselben Verhöre 1. 1. S. 28 und 43, wo von der Comitissa Angnessa ge- sprochen wird. Die Ehe des Grafen Guido Guerra IV. mit Agnes von Monferrat war kinderlos. Denn die vielgenannten fünf .Söhne des Grafen stammen aus dessen Ehe mit Gualdrada dei Ravignani, die zuerst 1180 als Gattin Guido Guerras nachweisbar ist. Pas- serini 1. 1. S. 13. Agnes von Monferrat ist also zwischen 1 178 und 1180 gestorben. So lange als Guido GuerralV., der einzige raiinnliche Spross seiner Familie, in kinder- loser Ehe mit Agnes lebte, konnten die ehrgeizigen Monferratiner hoffen, die Erben ihres Schwagers zu werden. Wir finden desshalb wohl auch Conrad von Monferrat mit Christian von Mainz in Tnscien , wie denn auch die Mutter, Judith von Monferrat, dort nachweisbar ist (Passerini 1. 1. S. 40. 45. 46). — Guido Guerra IV. war ein wüster Geselle, der nach Tolo- sanus 1. 1. bis in sein Alter Jugendstreiche trieb. Damit stimmt überein, was Boncompagnus (Quellen und Erörterungen zur bayrischen und deutschen Ge- schichte Bd. IX a. S. 165) über die rohen Spässe er- zählt, die er mit Sängern und Gauklern trieb. Doch vergrösserte er seine Grafschaft nach Tolosanus. — Dass Conrad von Monferrat in der Abtretungsurkunde nicht erwähnt wird , hängt wohl mit dessen Händeln mit Christian von Mainz zusammen, die in diese Zeit fallen. Ficker, Forschungen 11. 236. .3) Ficker, Forschungen IV. S. 191 4) Diese hatten sicher, wie dergleichen sehr üblich war, die 4000 libr. hergegeben, die der Marchio (59 Kehren wir nach dieser Abschweifung: zu unseren Annalen zurück, e^o ergiebt sich zwischen den von ihnen zum Jahre 1177 in erster Linie berichteten Ereignissen und den hier so eben aus anderen Quellen erzählten Vorgängen ein enger Zusammenhang. Ehe wir dem- selben jedoch nachgehen können, müssen wir einige andere unbedeutenderen Ereignisse, die nach unseren Annalen die Stadt betrafen , hier der chronologischen Einreibung wegen vorausnehmen und dieselben kurz feststellen. Von der Kotiz über den Frieden von Venedig sehen wir hier natürlich ganz ab. Aus der Dürftigkeit derselben erkennen wir nur, wie gering damals noch in Florenz das Interesse an den wichtigsten Ereignissen war, wenn dieselben nicht die Stadt direkt berührten. Neben weltbewegenden Ereignissen werden als gleichwerthig Vorgänge von nur lokaler Bedeutung aufgo.eichnet. So berichten unsere Annalen neben der Notiz über den Frieden zwischen Friedrich 1. und Alexander III. zum Jahre 1177 von einer grossen Feuersbrunst, die Florenz verheert habe, und dass im folgenden Jahre „die Brücke' eingestürzt sei. Die erste Notiz ist aus zwei Angaben der Quelle der Gesta Florentinorum zusammengezogen. Denn diese letzteren berichteten oöenbar von zwei Bränden, die in dieser Zeit stattgefunden hätten, wie aus den Ableitungen derselben Villaui, Paolino Pieri u. s. w. unzweideutig hervorgeht. Nur scheinen sich die Gesta Florentinorum nicht deutlich über die Zeit dieser beiden Brände ausgedrückt zu liaben. Denn während sie Villani und Simone da Tosa') ganz bestimmt in ein Jahr 1177 ver- legen, sagt Paolino Pieri, welcher am ausführlichsten über sie berichtet, und Tolomeo von Lucca ganz bestimmt, der zweite Brand habe 1178 stattgefunden. Der Codex Neapolitanus und Pietro Corcadi zeigen uns vielleicht, wie der Irrthum bei Villani entstanden ist. In dem Codex Neapo- litanus heisst es : Nel MCLXXVII in Firenze saprese lo fuoco adi IUP d'agosto e arse dal Pontevecchio in fine in Mercato vecchio. E in questo anno cominciö la guerra tra consoli che erano allora in Firenze e li Uberti e bastö due anni. E in questo anno arse Fiorenza da Santo Miniato tra le torri e da Santa Maria Ughi infino ad Arno. . . . Nel MCLXXVIII di 26 di No- %embre cadde lo Pontevecchio di Firenze-). Offenbar will auch der Codex Neapolitanus den zweiten Brand in das Jahr 1177 verlegen. Aber in der von ihm benutzten Quelle war doch wohl in dem zweiten „in questo anno " das zweite Jahr des Kriegs zwischen den Uberti und den Consuln gemeint, also das Jahr 1178. Sonst wäre es kaum begreiflich, wie Tolomeo von Lucca, der sich zum Jahre 11 7ü ausdrücklich auf die Gesta Florentinorum beruft, diesen Brand in das Jahr 1178 verlegen konnte, und Paolino Pieri, der den Umfang der Brandstätte noch genauer augiebt als im Codex Neapolitanus geschehen*), ihn gleichfalls zum Jahre 1178 setzen konnte. dafür empfing, wofür ihnen die Einkünfte von Podio- bonizi verpfändet sein werden. 1) Beiliiufiff bemerkt tritt an dieser Stelle es itranz unwiderleglich liervor, dass Simone da Tosa die Gesta Florentinorum selbstständig benutzt hat. To- lomeo von Lucca, den Niemand als Quelle des Simone ansehen wird, sagt ad a. 127ü: Alii dicunt ut Gesta Lucanorum et Florentinorum, quod 18 ann. fuit (Fri- dericus in discordia cum Alexandro. Simone da Tosa ist der einzige der florentinischen Benutzer der Gesta Fl., der diese Notiz herüber genommen hat : Era stata la guerra XVII anni, was ein einfacher Druckfehler für XVIII ist. 2) Fast ganz wörtlich auch so Pietro Corcadi. Statt 26. November ist 27. November im Cod. Neapol. zu lesen. 3) Da San Miniato tra le torri, che arse come tiene la via de Mercato vecchio a casa de Tornaquinci, e de Santa Trinitä per la via di Terme in fino a Mercato nuovo, che in tutto questo circuito non ri- mase, se non una casa, e quelU fu quella di Messer Alberto Leoni di Gerolami. 70 Da Villaiii aucli den Einsturz des Ponte vecchio in das Jahr 1177 setzt, den sonst alle Ablei- tungen der Gesta Florentinorum richtig ins Jahr 1178 verlegen, so muss hier in der Vorlage die Chronologie nicht ganz deutlich angegegeben gewesen sein i). — Dass der Ponte vecchio im Jahre 1178 iu Folge eines sehr hohen Wasserstandes des Arno eingestürzt sei, berichten Villani und Pietro Corcadi, der auch zu erzählen weiss, dass der Fluss in die Stadt gedrungen sei. An sich ist diese Erklärung des Einsturzes der Brücke ja ganz glaublich. Die Angabe Villanis u. s. w. beruht jedoch nicht auf geschichtlicher Ueberlieferung, sondern ist von ihm als naheliegender Grund des Unglückes selbst erfunden. — Wiclitiger als diese Notizen ist für die Geschichte der Stadt Florenz die andere, dass in diesem Jahre ein zwei Jahre dauernder Krieg zwischen den Consuln der Stadt und dem Geschlechte der Uberti ^) ausgebrochen sei. Stände nur diese Notiz, welche auch in den Gesta Florentinorum nicht ausfuhrlicher lautete, nicht gar zu abgerissen da! Wüssten wir doch etwas Bestimmteres über die Familie der Uberti, ihren Besitz, ihre Herkunft, die uns einen solchen Kampf gegen die legalen Vertreter der Republik erklärlich machen könnte! Der äussere Zusammenbang der Ereignisse ist ja, wie schon bemerkt, klar genug. Bis zum Jahre 1176 hatte der Krieg der Stadt mit Siena gewüthet. Kaum war der Frieden nach Aussen hergestellt, so brachen, genau wie im Jahre 1236 nach dem Frieden mit Siena, die Kämpfe der Parteien im Innern der Stadt aus. Aber im Wesentlichen ist doch damit nichts erklärt. Denn, wie kommt Eine F'amilie, so fragt man sich doch, von deren bedeutendem Besitzstande und legitimen Einflüsse auf die städtischen Angelegen- heiten man gar nichts weiss, dazu, sich der ol)ersten Behörde der Stadt entgegen zu werfen und einen zweijährigen Strassenkanipf mit derselben zu führen? s) Ueber die Entstehung des Consulats zu Florenz sind wir sehr schlecht unterrichtet. Wir haben angenommen, dass die Grafschaftsrechte innerhalb der Stadt in Folge der Reorganisation Tusciens durch Erzbischof Reinald von Cöln an die Stadt gekommen, und damit dem Con.sulat eine legale Basis geschaffen sei. Denn wenn es auch wirklich deutsche Grafen v^n Florenz vor llSr» gegeben haben sollte (Siehe oben), so haben diese aller Wahrscheinlichkeit nach nur die Grafschaft ausserhalb des Weichbildes der Stadt verwaltet. Denn jedenfalls verhandelt Christian 1) Ich will jedoch nicht unterlassen zu bemerken, dass Sanzanome nur vom Brandunglück in Florenz zum Jahre 1177 berichtet: Postea combusta est civi- tas Florentie anno 1177. 2) Pietro Corcadi nennt seinen Albertisclien Be- ziehungen zu Liebe für die Uberti die Alberti. 3) Der Stammsitz der Familie in der Stadt lag ganz in der Nähe der Stelle, wo jetzt der Palazzo Vecchio (Palazzo del Comune) steht. Die bedeu- tendste Besitzung der Familie ausserhalb der Stadt, scheint das Castell von PuUiciano im Val d'Elsa gewesen zu sein. Wir wissen wenigstens von keiner anderen. Dieses Castell verkaufte Rainerio Piccolino Sohn des .iaeopo di Schiatta degli Uberti an die Com- mune Florenz für l-ioo Lire. Libro dei Capitoli XXVL 252. XXIX c. 'M<2. Eine Urkunde über Besitzver- Susserungen von Mitgliedern der Familie Uberti an die Commune von Florenz in der Stadt selbst, findet sich Libro dei Capitoli XXXV. c. 64 — 67. Dieser Verkauf findet statt 1281 — 82 um den Weg zu ver- breiten, der von der Via Torricoda nach der porta Ghibellina führt. Sie erhalten 300 Lire. Ich weiss aber gar nicht, welche Mitglieder der Familie damals noch in der Stadt gewesen sein könnten. Oder liess man die Familie, die nicht zurückkehren durfte, wenigstens doch ihr Eigenthum veräussern? Dasselbe war ja aber doch schon vor 1281 couflscirt. Wissen wir auch ur- kundlich so wenig über den Besitz dieses mächtigen, durch kräfiige Persönlichkeiten sich auszeichnenden Geschlechts, so muss derselbe doch nicht unbedeutend gewesen sein. 71 ^uu Mainz 1172 mit den Consuln von Florenz als mit einer von ihm anerkannten Behörde, die sich durch nichts von dem Consuln von Pisa oder Genua unterschied, und aus dem Friedens- schlüsse mit Siena von 1176 sehen wir, dass die Zahl derselben schon die normale') Höhe von 12 Mitgliedeni erreicht hatte. Wenn nun die Uberti fich dieser schon so entwickelten Institution entgegen warfen, so kann dieses nur geschehen sein, um hier das Stadtregiment an ihre Familie zu bringen, eine Herrschaft derselben zu begründen, wie sie z. B. in Siena ungefähr gleichzeitig in der Uebergangszeit zur Herrschaft der deutschen Grafen von Paltonerius und Scudacollo aus- geübt worden war. Hier übergiebt der letzte einheimische Graf der Stadt Paltonerius dem Po- destä (dominus)*) der Stadt, ScudacoUus, und dessen Nalfolger, qui pro tempore fuerint, sive sit dominus sive consules vel alii rectores et universo populo Seneusi im Jahre 1151 zwei Burgen, und im Jahre 1176 finden wir diesen ScudacoUus unter der Zahl der sienesischen Consuln auf- gezählt, so dass wir denselben jetzt vom Podestä (Dominus) der Stadt zum Consule degradirt sehen. Die Uberti wollten in Florenz das einheitlichere Regiment einheimischer Podestaten gegen die Consularverfassung, bei der die übrigen Adelsfamilien zahlreicher und stärker am Stadtregimente sich betheiligen konnten, zu Gunsten ihrer Familie, so scheint es wenigstens, zur regelmässigen Verfassungsinstitution machen. Bei der Uusicherheit, die in allen städtischen Einrichtungen in Florenz noch um das Jaiir 1177 herrschte, konnte wohl eine bedeutende Adelsfamilie, namentlich wenn sie sich zur kaiserliclien Partei hielt, es wagen sich mit dem erstarkenden und schon legal organisirten Consularregiment in einen Kampf um die Oberherrschaft einzulassen. Da wir von einem so ausgedehnten Besitze der Familie Uberti, dass er den Ansprüclien derselben zur Basis hätte dienen können, gar Nichts wissen, so scheint es so, als wären es nur ein oder mehrere persönlich besonders hervorragende Mitglieder der Familie gewesen, welche den Gedanken einer Unterwerfung der Stadt unter die Herrschaft ihrer Familie geplant und in Folge ihrer persönlichen Stellung für möglich gehalten hätten. Finden wir doch noch in dieser Familie über ein Jahrhundert laug bedeutende Männer erstehen, die wie Fariuata oder Tolosato degli Uberti das Gepräge grosser, leidenschaftlicher und herrschsüchtiger Naturen an sich tragen. Die Abstammung der Familie von Catilina hat man ihr nicht grundlos angedichtet. Der Ausgang dieser Kämpfe ist auch ohne das Zeugniss des G. Villani, der in seiner Weise von denselben- erzählt, sicher erkennbar. Die Uberti hatten ihren Versuch, sich des Stadtregiments zu bemächtigen, zu spät gewagt. Nacii zweijährigen Fehden gegen das Consularregiment mussten sie sich fügen: il rimasero i consoli in loro signoria *). Die bestehende Verfassung entwickelte sich in der einmal geuommeuen Richtung weiter. Aber nicht mit Unrecht erblickt Villani in diesen Kämpfen das erste Hervortreten der politischen Parteiuugen, welche so lange Jahre die Geschicke der Arnostadt wechselvoll bestimmt haben*). — Kaum waren die inneren Unruhen in Florenz gestillt, so griffen die Florentiner ihre alte Eroberungspolitik gegen die ihnen benachbarten Dynasten wieder auf. Nachdem schon die Cado- 1) Auch zum Jahre 1184 werden 12 Consuln H) Lib. V. 9. genannt. Auimirato ad. h. a. 4) In Abschnitt V, dem Consuln- und Podestaten- 2) Dominus, dominans bedeutet in Tuscien — Verzeichnisse, werde ich nochmals auf diese Vorgänge aber auch nur hier, so weit ich sehe — so viel als zurückkommen müssen. I'odesta. linger und dann die Guidi die Angrift'e der rastlos aufstrebenden Stadt zu bestellen gehabt hatten, richteten sich dieselben jetzt gegen die dritte im Contado von Florenz reich begüterte Familie der Grafen Alberti von Prato. Das Haupt dieser damals schon etwas heruutergekommeneu Familie war ein Graf Alberto, ohne Frage ein Enkel jenes gleichnamigen Grafen, der im Anfange des 12. Jahrhunderts lebhaften Antheil an den Kämpfen der Pisaner und Lucchesen nahm, und den die Grossgräfin Mathilde 1107 in Prato belagerte. Schon am 4. Juni 1155 hatte König Friedrich I. durch den Erzkanzler von Italien, Erzbischof Arnold von Cöln dem damals noch ganz jungen Grafen Alberto '), dem Sohne des Grafen Nontigiova und dem Enkel Albertos des Aelteren (senior), dessen ererbte Grafschaft, sowie sie sein Vater und Grossvater besessen, bestätigt. Am 10. August 1164 hatte dann dieser Graf Albert von Pavia aus ein Privileg Kaiser Friedrichs erhalten, in welchem Friedrich ilm in seinen Schutz nimmt, ihm die Güter restituirte, welche seine Vorfahren ver- äussert hatten und ihm für seine einzeln aufgezählten Besitzungen, das Castell von Prato u. s. w. die kaiserlichen Rechte und Regalien verlieh"^). Friedrich I. verfolgte hierbei die Politik den Adel gegen die aufstrebenden Städte zu unterstützen. An demselben Tage, an dem das Privileg für den Grafen Alberto ausgestellt ist, hat er ein ähnliches an den Pfalzgrafen Ildebrandino verliehen: wenige Tage darauf ein andeies für die Guidi unterzeichnet. Die Besitzungen des Grafen Alberti lagen rings um Florenz. Die für die Florentiner wünsclienswerthesten im Elsathale. Auf sie hatte es die Commune zunächst abgesehen. Die all- gemeinen und localen Verhältnisse Tusciens kamen ihnen dabei sehr zu statten. Die Bewohner der Castelle und Städte der Grafen machten sich von ihrem Grundherrn unabhängig und schlössen sieh, um sieh gegen diese zu sichern an die nächste mächtige Commune an. So gingen am 4. März 1182 die Einwohner von Pogna, einen Castell der Alberti, das denselben im Privileg von 1164 ausdrücklich zugesprochen ist, einen Vertrag mit den Florentinern ein, in dem vou Seiten derselben gelobt wurde (nos Pognenses juramus), Krieg und Frieden nach dem Willen der Florentiner zu machen , das Castell von Pogna in demselben Zustande zu erhalten , in dem es sich befinde. Dann wird noch hinzugefügt, dass die Pognesen weder selbst auf dem Hügel von Semifonte ein Castell erbauen und dorthin verziehen wollen , noch dulden werden , dass andere Leute dort ein Castell errichten"3). So weit ich sehen kann, tritt uns in dieser Urkunde zum ersten Male der Namen des Castells von Semifonte, dessen Bezwingung den Florentinern so viele Mühe machen sollte, entgegen^). Da die Florentiner hier der Möglichkeit, dass dem Hügel von t) Puer wird er in der Urkunde — Stumpf, Reichs- kanzler. Acta iraperii No. 127 — wiederholt genannt. 2) Dieses Privileg ist wiederholt gedruckt, z. B. bei Soldani, Historia Passinian. I. 221. Dann mit Vari- anten in der Storia della guerra di Semifonte von Pace da Certaldo. S. XXII u. 5. 3) Den wesentlichen Inhalt des Vertrages im Wortlaute siehe unten im Consularverzeichnisse ad a. 1 182 nach der Copie im Registrum Florentinum (Capitoli. Vol. XXVI. c. 74. Vol. XXIX. c. 79). In diesen Copien ist statt 1182 die Jahreszahl UU2 (1101) ge- schrieben und daraus der Irrthura in Betreif des An- fanges des Consulats in Florenz entstanden. C'ap- poni II. älö. 4) Repetti V. 2.S2 berichtet von einem Vertrage, den am 12. Februar 1180 (1181) die Florentiner mit dem Grrafen Alberto abgeschlossen hätten, und in dem dieser der Commune den Hügel von Semifonte für 400 Pfund Pisaner Denare verkauft habe. loh kenne die Urkunde nicht, auf die sich Repetti stützt, glaube vielmehr, dass dieselbe gar nicht existirt und Repetti einfach irrt. Es ist die Urkunde vom 12. Febr. 1200, in der Alberto den Hügel von Semifonte für 400 Lire an die Florentiner verkauft, gemeint, über welche 73 8emifonte ein Castell angelegt werde, begegnen wollen, so muss iigenil ein Anlass hierzu vor- gelegen haben. Wahrscheinlich war schon einmal ein Versuch gemacht worden den steilen, hohen Hügel von Petrognano, dessen Castell den Namen Semifonte erhielt, zu befestigen. In einer Urkunde vom 24. Dec. 1192, die ich aus den Garte della Badia di Passignano im Florentiner Archive excerpirt habe'), wird zu diesem Jahre von den „alten schon von den Florentinern zer- störten Gräben" von Semifonte gesprochen. Obwohl wir nun von einem Kriege der Florentiner gegen Semifonte vor 1197 nichts wissen, das Castell in dem Privileg Kaiser Friedrichs von 1164 nicht genannt ist, Sanzanome seine Errichtung nach dem Kampfe um Pogna 1185 ansetzt, so müssen wir doch auf Grund der beiden Notizen zu 1182 und 1192 und der Urkunde von 1184 annehmen, dass zwischen 1104 und 1182 ein Versuch gemacht worden ist, auf dem Hügel von Semifonte eine Befestigung anzulegen, die dann aber bald zerstört worden ist. Der Vertrag der Pognosen mit den Consuln von Florenz vom 4. März 1182 scheint nun die Veranlassung geworden zu sein zu einem ernstliclien Zerwürfnisse des Grafen Alberto, Nontigiovas Sohn, mit Florenz. Sanzanome sagt das beslinimt. AVeuige Jahre nacii dem Kriege mit Siena, so erzählt er, enstaud ein Streit zwischen beiden, weil die Florentiner sich das Castell von Pogna, das Eigenthum des Grafen, unterwerfen wollten ■'). Wir sind über den Verlauf des Krieges nicht genau unterrichtet. Derselbe muss Jedoch an zwei verschiedenen Orten geführt sein. Am 28. Oktober 1184 schwören die Bewohner des Castells von Mangona im Mugello, das gleichfalls dem Grafen Alberto gehörte, der Commune von Florenz, nach deren Gutdünken Krieg und Frieden schlicssen und ihr die üblichen Abgaben entrichten zu wollen ^). Einen Monat später schliesst dann die Gi'afeu- familie der Alberti selbst unter sehr harten Bedingungen ihren Frieden mit der Commune. Am 29.(V) November stellt Graf Alberto mit seinen beiden Söhnen erster Väg, Guido und Mainardo und seiner zweiten Gemalilin, 'J'abernaria von Colle, den Tlorentincru eine Urkunde aus, in der er verspricht das Ca.stell von Pogna zu zerstören, excepto palatio cum turri. Item ad ipsum ter- minum (A])ril 1185) habebinus destructus omnes turrcs de Certaldo *). Nee ullo tempore aedifi- cainmus vel permittemus reaedificationem aliquo ingenio castellum de Pogna nee domos aut opera in Sumofonto nee predictas turres de Certaldo. Item in mense Junii proximi vel antea dabiinus consulibus Florentinorum turrem de Capraja, eam scilicet quae consulibus weiter unten gehandelt wird. — Ich glaube bei dieser Oeleg:enheit beuieiken zu sollen, dass so verdienst- voll, ja unentbehrlich für Jeden, der sich mit der mittelalterlichen Geschichte Tusciens beschäftisen will, das Dizic.nario geografico etc. Repettis ist, das- selbe doch nur sehr vorsichtig gebraucht werden darf. Wo Repetti sich auf" gedrucktes Material beruft, ist er zuverlässig. Aber seine ausserordentlich /.ahl- reichcn Notizen aus unpublicirten Urkunden sind schon desshalb nicht siimmtlich zuverlässig, weil er sie theil- weise wenigstens nicht ans den Urkunden selbst, sondern aus UrkundenauszUgen älterer Forscher, aus 8. g. Spogli, die viele Fehler enthalten, inittheilt. Für die florentinischen Urkunden hat er namentlich die Spogli von Pagniai benutzt. 1) Die Angabe, dass Pogna ati die Alberti durch den Bischof Gottfried gekommen ist, dem es Zabo- lina, die Tochter Johannes Bottaccis und Wittwe von Rudolfo Berardi aus Cattignano, mit ihrem ganzen Be- sitze I12() geschenkt habe, ist dahin zu beschränken, dass Zabolina dem Bischöfe nur das vermacht, was sie in Pogna besass. Lami, Monumenta II. 8o2. 2) Sanzanome 'l'hl. I. S. 12. 3) Abschriften des Vertrags im Registrum von Florenz. Staatsarchiv zu Florenz. Capitoli, Lib. XXVI. c. 60. Lib. XXIX. c. 6". 4) Certaldo im Elsathale war eine alte Besitzung der Alberti. Ebenso Capraja im Arnothale. 10 74 placuit et hoc modo aut placueiit cousulibus ad destrueudum vel si voluerint ad teneaduui pro- communi '). Doch damit nicht genug! In einem zweiten Vertrage vom 29. November 1184 verpflichten sich der Graf Albert und seine schon genannten beiden Söhne und seine Gattin den Florentinern die Hälfte der Abgaben zu überlassen, welche die Consuln von Florenz von Anfang Mai bis Anfang August allen Ortschaften, Burgen und Städten des Grafen, welche zwischen dem Arno und der Elsa lagen, auferlegen würden, und im März 1185 eine Summe von 400 Libre guter pisanischer Münze zu zahlen. Die Grafen wollen Krieg und Frieden nach dem Gutdüniceu der Commune machen, in Friedenszeiten jährlich einen Monat, in Kriegszeiten jährlich zwei Monate in Florenz wohnen. Ausserdem bestätigen sie den Vertrag, deu die Florentiner mit den Bewohnern von Mangona abgeschlossen haben und versprechen auch die von Vernio und Ugnano zu einem gleichen Abkommen mit Florenz zu bestimmen'^). Die Familie der Grafen Alberti musste tief gedemütbigt gewesen sein, ehe sie diese Verträge, welche sie in volliiommenc Abhängigkeit von Florenz brachten, einging. Die Nachricht scheint daher sehr glaubwürdig, dass das Haupt der Familie 1184 in die Hände der Florentiner gefallen und als Gefangener diese Verträge mit seinen Kerkermeistern abgeschlossen habe. Leider habe ich übersehen die urkundliche Nachricht, welche für dieses Faktum angeführt ist, in Florenz zu verificiren. In der Vorrede zur Storia della guerra di Semifonte S. XXVI wird aus einem Spoglio Borghini eine Stelle mitgetheilt, die aus einer Urkunde des Archiv von Florenz Capit. Lib. XXIX extrahirt sein soll und in der es angeblich heisst: Postquam ego Albertus exiero de presione, faciam jurare etc. Da ich die Urkunde, die allein hier in Betracht kommen kann, Cart. 78, durchgelesen habe, in ihr aber, wie ich mich bestimmt zu erinnern glaube, diese Notiz nicht gefunden habe, so muss ich diese Nachricht doch auf sich beruhen lassen. Wie dem nun auch sein mag, trotz dieser Abmachungen zwischen dem Grafen Alberto und den Florentinern kamen diese nicht in den Besitz von Pogna, Der Graf Alberto wird, nachdem er aus der Gefangenschaft entlassen war, sein Wort nicht ge- halten haben. Denn im Juni 11S5 mussten die Florentiner Pogna belagern. So berichten unsere Aunalen und die Ableitungen der Gesta Fi. bis auf Villani, der die Belagerung ins Jahr 1184 verlegt. Da Villani in der Chronologie überhaupt, an unserer Stelle aber ganz besonders, unge- nau ist, es dagegen in unsern Annalen ganz bestimmt heisst, dass die Florentiner in demselben Jahre, in welchem Kaiser Friedricli I. den Communen Tusciens das Comitat entzogen habe, Pogna belagert hätten, so ist nicht daran zu zweifeln, dass diese Belagerung 1185 statt gefunden hat. Es ist wohl möglich, dass Paolino Pieri uns ganz richtig berichtet, diese Belagerung habe für die Florentiner nicht den gewünschten Erfolg gehabt ; sie hätten Pogna belagert und verheert aber nicht eingenommen 3). Hätten die Florentiner sich mit der Belagerung Pognas Zeit nehmen können, so würde es wahrscheinlich doch schon jetzt in ihre Hände gefallen sein. Aber gerade damals zog sich ein Gewitter über ihre Stadt zusammen, das alles bisher mühsam Errungene in Frage stellte, ja sicherer Vernichtung ausliefern zu sollen schien. Kaiser Friedrich I. war nicht gewillt die 1) Urkunde im Registrum von Florenz. Capitoli. Lib. XXIX. c. "8. Im Auszug bei Ammirato ad a. 1184. Lib. XXVI. c. 72. Lib. XXIX. c. 79. Im Auszug bei und Delizie degli eruditi Toscani. XV. 227. Ammirato ad a. 1184. 3) Andaro i Fiorentini ad Pogna, et assedetterla 2) Urkunde im Registrum von Florenz. Capitoli. a guastarolla, ma non l'ebbero. 75 tuscischen Städte zu derselben eonimunalen Unabhängigkeit und Selbstständigiieit dem Reiche gegenüber lieianwaehsen zu lassen, welche den lombardischen Städten nicht wieder hatte entzogen werden können. Einige von ihnen, welche ihm besonders wichtig und auch treu erschienen, sollten mit Privilegien bevorzugt bleiben, die andern dagegen in ihrer Entwicklung zurückgedrängt werden. Namentlich sollte Lucca und Florenz, welche sich seit 1184 durch ein ßUuduiss geeinigt und gestärkt hatten '), nicht minder aber auch das damals noch nicht gut kaiserliche Siena, ge- demUthigt werden. Bei der Wichtigkeit, welche der Vertrag zwischen Florenz und Lucca vom 24. Juli 11S4 für die Parteistellung von Florenz für die ganze Folgezeit gehabt hat, lasse ich denselben, da er, so viel ich weiss, noch nicht voröfFentlicht ist, hier abdrucken-). 1) Der Friede, welcher auf Geheiss Friedrichs I. zu Pavia zwischen den streitenden C'ommunen abge- schlossen war, hatte keine Dauer gehabt. Erst 1181 einigten sicli Lucca und Pisa. Am Schlüsse des Frieden.siustrumentes, das Tommasi, Archivio stör. X. S. 4S und 49 genau excerpirt hat, heisst es, dass Lucca jetzt auch mit den Florentinern und anderen Verbün- deten der Pisaner Frieden schliessen und sich ver- bünden dürfe. Das letztere geschah durch den Vertrag vom 24. Juli 1184. 2) Nach der alten Abschrift des Florentiner Ke- gistrums iiu Archiv zu Florenz. Capitoli. Lib. XXIX. c. SO u. f. In nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti amen. Hoc est sacrauientum Lucensium consulum. Ego de hiuc ad XX annos proximos expletos salvabo et defendam unam quamque personam de civitate Florentiae et de ejus burgis et suburbiis et ejus avere ubicumque potcro. Nee studiose eam offendam in persona vel rebus excepto pro debito quod deinceps apparuerit, prius tarnen inquisitis Florentinis consulibus vel Florentino podestate sive rectore vel douiinatore a commuui populo ellecto et exspectatis LX diebus post inquisitioneni, et postea pro salvamento non re- tinebo vel retinere faciam aut consentiam vel per- tuittam per me vel per aliquem nisi capiendo tantum in pro ipso debito, si mihi emendatura non fucrit, tarnen sine Studioso dedecore persone. Et seuiper infra prae- dietum terniinum salvabo honorem et honores Floren- tinae civitatis: excepto contra me vel contra honorem Lucauae civitatis, nee ero in consilio aut facto aut ordinamento ([uod honore Florentiae civitatis minu- antur excepto contra me vel contra honorem Lucanae civitatis. Et ab hac hora in antea usque ad supra- dictum terminum XX annorum succurram et adjuvabo populum de civitate Florentiae et de ejus burgis et de omni guerra et de omnibus guerris et negotiis com- munibns Florentiae, que nuncFlorentinus populus habet, vel infra supradictum terniinum habuerit, et succurram et adjuvabo populum Florentinum infra dies XV dies proximos, postquam Florentini consules vel Florentina potestas sive rector vel dominator per se vel per suas litteras sigillo communis Florentie sigillatas Lu- censes consules vel Lucanam potestatem a communi populo clectim sive rectorem vel dominatorem aut bonos viros Luoensis civitatis, si consu!es vel rector aut potestas tunc ibi non fuerit, publice et communiter sive fraude inquissieriut vel inquisierit, nee contra- riabo studiose aliquo ingenio. Hoc modo adjuvabo et succurram , quod cum communi populo Lucensis civitatis juvabo populum Florentinum et succurram per totum Florentinum et Fesul.anum episcopatum et per totum Florentinum episcopatum et districtum at- que forfiam semel in anno videlicet a die Calendarum Madii usque ad diem Calendarum üctubrium ubicun- que voluerint [et nominatim faciam prefatum adjuto- rium et succursum et dabo Florentinis. Dieses in der alten Abschrift ausgestrichen] XX dies continuos sine frauiie et a Lucca usque Florentiam ubicunque voluerint; et nominatim fiiciara prefatum adjutorium et succursum et dabo Florentinis contra Pistorienses per communem fortiam populi Lucensis civitatis sine fraude et malitia ubicunque et undecunque Floren- tini voluerint in piano et per totum planum Pisto- rieusis civitatis et in montibus episcopatus Pistoriensis civitatis , qui sunt a Monteniurlo usque Caprariam, et in omni parte a Pistoriensi civitate usque Floren- tiam et a Florentia usque Pistoriam et usque Lucam et inde ad ipsara civitatem Pistoriensem per commu- nem fortiam populi Lucane civitatis sine fraude et malitia; et contra Pistorienses adjutores similiter iufra praedictos fines ad hoc quod Florentinus populus semper sit in praedictis finibus cum Lucano populo per XX dies continuos et ex quo ad locum quod a Florentinis consulibus vel Florentina potestate vel Kl* 76 Kaiser Friedrich 1. kam im Juli 1185 nach Tuscieu. Am 31. des Monat« hielt er seinen Einzug in Florenz, nachdem er sich bis dahin einige Tage in San Miniato del 'l'edesco aufgehalten hatte, und entzog der Stadt die Grafschaft bis an deren Mauern. So berichten genauer als rectore sive dominatore assignatum fuerit per se vel per snas literas communi sigillo sigillatas per- venero vel ex quo cum Florentino populo comunis populus Lucanus conjunctus fuerit, nisi remanserit per parabolam Florentinorum consulum omnium vel majoris partis vel potestatis vel reetoris vel domina- toris Florentini a corauni populo sublata fraude et malitia. Et similiter tenear facere et dare adjutorium et succursum Florentinis ex quo a Florentinis consu- libus vel Florentino potestate auf rectore vel domi- natore per se vel per suas litteras Florentini comunis sigillo sigillatas inquisitus fuero semel in anno per totum Florentinum et Fesulannm episcopatum et per totum ejus comitatiim et fortiam atque districtnm et in aliis locis ubicunque Florentini voluerint, ubi suos miserint cum plus CL militibus et cum plus CCCCC pe- ditibus et sagittariis armatis sine fraude ad expensas Florentic, dando unicuiquc militi per diem sine fraude soldos III denariorum Lncensium et unicuique pediti et sagittario denarios XII, ex quo Lucense episcopatum et comitatum praedicti railites et pedites et sagittarii in servitio Florentie per prefatum invitamentum exie- riut. Et cum meo dampno et mendo nee infra pre- dictum terminum nou toUam vel tollere faciam aut consentiam vel permittam Florentinis civibus pedagium in aliquo loco de aliquo soma vel scherpilio aut taasa ultra illud quod constitutum fuerit a oonsulibus mer- catorum Lucensium et a cousulibus mercatorum Flo- rentinorum communi eorum concordia. Interim vero li- ceat eis tollere, pro ut solitum est, pro offensionibus vero predarum, qua facte erant a civibus Liicanis et ab hominibus eorum districtus et fortie Florentinis civibus et eorum fortie et districtus infra supradictum teiininum XX annorum, et pro debitis seu requisitio- uibus, quas aliquis predictorum ab eis vel ab aliquo eorum exigere poterit, tempore retro transacto quod statutuui fuerit a Lucanis consulibus mercatorum com- munis eorum concordia inter predictos Lucenses et homines eorum districtus et forfie et Florentinos cives et homines eorum districtus et fortie ; et pro illis que deinceps apparuerint infra predictum terminum XX annorum faciam jurare duos bonos homines anuuatim de civitate Lucana, qui faciant ea emendare vel red- dere Florentinis civibus et hominibus suae fortie et districtus, secundum quod melius videbitur ad pacem et amorem retinendum et conservandum inter utram- que civitatem videlicet de illis unde reclamatio eis facta fuerit hoc modo, quod si de persona vel avere offensio facta est vel fuerit faciant emendare sicut predictum est; qui duo homines clligantur ea die, qua majores Lucani consules electi fuerint ; nee faciam tinem vel pacem aut Ireugam vel firmam conventionem cum aliqua (civitate?) vel cum aliquo populo contra quam vel quem Florentini consules cum Florentinis civibus de aliqua guerra Lucensem populum adjuvaient, nisi ipsi nominati Florentino populo et Florentinis civibus finem vel pacem aut treugam fecerint. Nee ero eis consilio vel facto aut ordinamento quod aliquod castrum aedi- ficetur vel redificetur in episcopatu vel districtu seu comitatu Florentie contra comniunem et voluntatem com- munis Florentie et nominatim ab Elsa versus Floren- tiam ; nee deinceps in episcopatu Florentinorum vel districtu seu comitatu et nominatim ab Elsa versus Florentiam faciam aliquod aquistum vel, si feci illud vel factum est ab aliqua Lucensi ecclesia vel a com- muni vel pro communi Lucensis civitatis, rehnquam illud et relinquere faciam Florentinis pro eorum vo- luntate. Nee eontrariabo ire aliquam personam extra- neam a comitatu et districtu Florentino que non sit imimica Lucensis civitatis ad Florentinam civitatem cum rebus vel sine rebus. Et de hinc ad proximum festum sancte Marie medii Augusti faciam jurare de Lucanis civibus ducentos homines, taliter qualiter Florentini consules petiverint per se vel per eorum missum hoc totum sacramentum et hanc totam securita- tem firmam et illibatam teuere nee in aliquo vitiare, nisi aliquis eorum fuerit votivus ita quotl jurare non possit vel per etatem se excusaverit; et de aliis salvum can- bium dabo et populum invice et de aliis civibus CCCC de hinc ad festum Omnium Sanctorum proximum, nisi quantum remanserit per parabolam Florentinorum consulum de predictis sacramentalibus et de termiuis, et ad terminum et terminos datum vel datos per se vel eorum litteras communi sigillo sigillatas pariter ob- servabo. In unoquoque vero V. anno has securitates renovare faciam, ita tamen quod faciam populum Lu- censem in voce jurare lias securitates omnes firmas tenere usque ad predictum terminum XX annorum. 77 unsere Annalen die Gesta Florentinorum nach den uns bekannten Ableitungen derselben. Den Versuchen Lamis gegenüber, die Richtigkeit dieser Angabe zu bestreiten, können wir freilich nicht den Wortlaut einer Urkunde, durch welche dieses geschah, entgegen halten. Dieselbe hat Et dabo Florentinis consulibus vel Florentin.ae pote- stati aut rectori vel dorainatorl a communi populo electo vel eorum misso vel dare faciam medietateni de oimii lucro, quod lucratus fueio de canbio de foco quod Florentini cives et homines eonim distrietus et comi- tatiis et episcopatus ad monetani Lucenseiu ad fou- denduui dnxerint vel miserint, sine fraude abstracta priiis inde medietate, quam Pisani habere dehent et omnes expeiisas, qua inde facto sunt sine fraude. Si quid vero additum vel deminutum vel prolonj^atuin luLiit in liac secuiitate communi concordia oninium Lucensium consulum vel majoris partis eorum numero vel potestatis Lacensis vel rectoris vel dominatoris a communi populo electi et eorum consiliariorum, qni sint numero XXV vel plus, in quo sint eonsules militum vel mercatorura et consiliarii electi vel procuratores si faerint Luce, et communi concordia omnium consulum Florentinorum vel majoris partis eorum numero vel potestatis aut rectoris vel dominatoris a communi po- pulo electi et eorum consiliariorum , qui sint XXV numero vel plus, in quo sint eonsules militum et mercatorum Florentinorum, iudicatum ab eis super tucramento ad hoc, quod scribatur et per sigillum utriusque civitatis consignetur, quod de addito et prolongato sie descripto et sigillafo tenear et de demi- nuto absolvar, verum non debeant vel possint aliquid addi et prolongari vel minui, quod sit contra pacem et securitatem et conventionem et securitatem (jue est inter Lucanos et Pisanos, et quin ipsa pax et con- cordia et conventio per omnia firma et illibata per- duret. Et faciam jurare meos proximos successores, eonsules vel potestates aut dominatores a communi populo Lucensi ellectos, has omnes securitates firmas et ratas habere et teuere tacere et observare toto tempore eorum consulatus vel potestatis aut regiminis vfl domiuationis, quos vel quam sjliter esse non con- genriant, et quod ipsi non recipient vel consentient esse aliqnem in consulatu vel potestate ant regiraine vel dominatione Lucanae civitatis, (|nin omnes istas securitates pariter per omnia juret facere et teuere et observare, quod ipsi similiter facient jurare eorum successores eonsules vel potestates sive rectores vel dominatores et illi suos et sie semper usque ad com- pletnm terminum prefatnm XX annorum et plus usque quo prolongatus fuerit et concorditer terminus sicut dictum est. De predicta securitate excipio dominum Imperatorem et ejus filium regem Henricum, ita tamen quod dominus Imperator vel ejus filius Henricus vel aliqua alia persona non possit me extrahere vel libe- rare de prefata securitate vel de aliqua ejus parte, et excipio pacem et securitates ac conventiones quibus teneor Pisanis et quod contra Pisanos non debeam Florentinis jurare, et excipio securitates quibus teneor Januensibus et dominis de Corvaria et filiis Rai- mundi et filiis Guidonis de Montemagno et filiis Or- landini et homini!)us de Garfagnana et dominis de Porcari et Truffe Mediilombardi et Guidoui Burgun- dioni. Haec omnia juravit Tiniosus cansidicus de Monte- catino, Lucanus consul, supra siiam animam bona tide sine fraude et malilia observare et adimplere et super animam Lamberti ailvocati et Uguiccionis Ordelaffl, qui ibi presentes erant, et super animam Guidoti Pas- savantis et Bullonis quondam Gntifredi et Frauchi quondam Sasselli et ejus sociorum tunc temporis ejusdem civitatis consulum et per eorum parabolam et iuvestitionem, quam unusquisque eorum et jurandi dedit hoc sacramentum et postquam dedit ei non abstulit; et Bonfilius notarius juravit similiter super animam Querini quondam Ceci ejusdem civitatis con- sulis et per ejus parabolam sibi jurandi ab eo datam et post datam non ablatam. Acta fueruut hec omnia et jurata feliciter in ecclesia et monasterio beati Petri de Putheole comi- tatu Lucensi anno ab incarnationc domini MCLXXXIV XII Calendas Augusti. Indictione II. In praesentla Bertlialdi tunc temporis consulis de Prato et Ugetti Bellucioli st Turchi Malüre et Lamberti Surnachi et Becchi et Bernardini nuntii Florentinorum consuluni. Ego Guerius judex atque notarius Florentinae civitatis predictis omnibus dum flerent interfui et ea omnia utriusque partis rogatu a me diligenter intel- lecta et rogata , i;t superius legitur , in scripturam redegi. Ego Jacobus felicis memorie domini Henrici im- peratoris tabellio et nunc communis et potestatis Florentie hoc exemplum, secundum quod in autentico vidi, ita in hoc praesenti scripsi et exemplavi. 78 wohl niemals existivt. Aber unsere Darstellung des weiteren Verlaufs der mit dieser Massregel in Verbindung stehenden Ereignisse wird uns der Mühe überheben in eine speeielle Widerlegung der hyperkritischen Bedenken Lamis einzutreten*). Nur gegen ein Missverständniss unserer An- nalen, so wie der Gesta Florentinorum, müssen wir dieselben verwahren. Wenn es in unseren Annalen heisst, dass Friedrich I. allen Städten Tusciens ausser Pistoja den Comitat entzogen habe, während die Gesta Florentinorum genauer berichteten: „e lo sezzaio di del luglio vegnente lo im- peratore Federigo venne in Firenze e a tucte le cittä tolse lo contado infino alle mura cavatone a Pisa e a Pistoja", so könnte man glauben, man habe es hier mit einer generellen Massregel des Kaisers, die von Florenz ausgegangen sei, zu thun. Das würde aber falsch sein. Denn wenn Friedrich I. wirklich am 31. Juli, während seiner Anwesenheit in Florenz, die aber nur bis zum 2. August früh gedauert haben kann, da er an diesem Tage schon auf seinem Zuge gegen Siena in Poggibonzi urkundet, der Stadt den Comitat abgesprochen haben sollte, so bezog sich diese kaiserliche Entschliessung nur auf Florenz und nicht gleichzeitig auf die übrigen Städte Tusciens, . Pisa und Pistoja ausgenommen. Kaiser Friedrich, der die Communeu Tusciens zu gleicher Macht und Selbstständigkeit heranwachsen sah, wie die Oberitaliens, und dem der reichs- unmittelbare Adel der Markgrafschaft jetzt genug über die Vergewaltigungen klagen mochte, die er von Seiten der Städte zu erleiden habe, war mit dem Entschlüsse nach Tuscien gekommen, dieser Entwicklung der Dinge hier jetzt principiell entgegen zu treten. Hatte er früher hier die Markgrafschaft geschwächt, um dieselbe nicht zu einer drohenden Gefahr für die Rechte des Reichs werden zu lassen, so wollte er noch weniger, dass die nicht zuverlässigen Communen sich derselben vollständig bemächtigten und alle ihnen entgegenstehenden Gewalten al)sorbirten 2). Aber ganz durchgreifen und alle Städte des Landes mit einem Masse messen, vermochte er auch jetzt nicht. Pisa war zu mächtig, als dass der Kaiser diese Stadt in das Lager seiner Feinde hätte Ego Belcarius anctoritate imperiali judex Ordi- narius et notarius exemplum hujus eiemplaris vidi diligenter et legi et quidquid in eo reperi liic fideliter scripai ideoqne subscripsi. 1) Lami, Lezione CHI u. f. Stimo una novella etc. P. Villari glaubt auch nicht an die Entziehung des Comitats. II .Politecnico. !866. Juliheft S. 10. So berichtet Perrens I. 153. 2) Es bedurfte wohl schwerlich besonders leb- hafter Vorstellungen von Seiten des tuscischen Adels, um Friedrich I. zum Vorgehen gegen die Communen zu bestimmen. Ein persönliches Moment wirkte hier aber noch besonders mit: die Verwandtschaft des Kaisers mit dem Grafenhause der Guidi. Guido Gu- erra IV. (il vecchio), einer der treuesten Anhänger des Kaisers in Tuscien, war von den Florentinern überall in seineu Interessen geschädigt worden. Wahr- scheinlich hat Guido Guerra auch dem Kaiser den dritten Gegenpapst, den er gegen Alexander III. aufstellte, herbeischaffen helfen. Derselbe, Calixtus III., war früher Abt von Struma gewesen, einem Kloster, mit dessen Namen_ Reuter, Alexander III., Bd. III, S. 7 und Prutz nichts anzufangen wissen. Denn sie sprechen von einem Struma in Arras, Ungarn, Irland u. 3. w. Aber Struma war ein Benediktiner Kloster in der Grafschaft Guido Guerras, das von seinen Ahnen gegründet und reich begabt war. Siehe Kepetti s. v. Baddia di Poppi und di Strunii. Die fautores imperii, die nach den s. g. Annal. Col. maximi (Mon. Germ. XVII. 782) Calixtus III. gewählt haben, sind wohl u. a. die Guidi gewesen. (Ich finde übrigens nicht, dass die Guidi gleich den Montferratinern später sich mit Friedrich I. überworfen hätten. Jedenfalls waren aber beide Familien nach dem Frieden von Venedig wieder mit dem Kaiser ausgesöhnt.) Tolomeo von Lucca nennt den dritten Gegenpapst Johannes Firmensis, was jedenfalls nur ein Schreib- oder Lesefehler für Strumensis ist. Annal. ad. a. 1171. Ueber Calixtus III. ist auch zu vergleichen Tolosanus, 1. 1. p. 635 und 655. 79 hiuiibev drängen mögen, und Pistoja dem Reiche zu ergeben*), als dass er diese zwischen den Gebieten von Lucca und P'lorenz eingekeilte Stadt hätte schwächen und ihren feindlichen Nachbarn damit zur Beute hätte ausliefern mögen. Die Massregel des Kaisers war daher vorzugsweise gegen die Städte Lucca, Florenz, Siena und Arezzo gerichtet. Denn schon am 25. Juli hatte Friedrich I. zu San Miniato del Tedesco Moriano und andere bischöfliche Orte im Gebiete von Lucca von der Gerichtsbarkeit dieser Stadt befreit, nachdem er schon am 5. März d. J. seine Getreuen in der Garfaguana, Versilia und Barga aller fremden Gerichtsbarkeit enthoben und direkt unter das Reich gestellt hatte ■^). Soweit mir die Urkunden über die Massregeln des Kaisers gegen Lucca zugänglich sind, ist aus denselben nicht ersichtlich, dass der Stadt die Jurisdiktion innerhalb ihrer eigenen Mauern entzogen wurde. Dieselbe wurde ihr jedenfalls im folgenden Jahre zuriickgegebeu und ihre Hoheit auf ein Gebiet von 6 Miglien um die Stadt gegen Zahlung einer Abgabe von 60 Mark ausgedehnt, jedoch alle Besitzungen kaiserlicher Vasallen innerhalb dieses Gebietes so wie das Castrum Bulliani, das dem Reich gehörte, hiervon ausgeschlossen^). Aehnlich verfuhr Friedrich gegen Florenz, wenn nicht noch härter. Da Heinrich Vi. in dem Privileg von 1187*) ausdrücklich sagt: coneedimus eis jurisdictionem cum jure et ratione nostra in civitate Florentia et extra civitatem secundum formam subscriptam: versus Septimum ad tria miliaria versus, Campum ad tria, versus Fesulanam terram ad unum, in aliis ])artibus circa civitatem ad decem miliaria; excepto ac salvo jure nobilium et militum, a quibus et iam volumus, ut Florentini nihil exigant, regali educto precipientes, ut nullam omnino personam secularem vel ecclesiasticam iniuste gravent" so muss man glauben, dass Friedrich I. die Gerichtsbarkeit über die Stadt selbst der Commune abgesprochen hat. Denn da Heinrich VL 1187 der Stadt die königliche Gerichtsbarkeit über die Stadt selbst und ihren Distrikt, ihr Weichbild, das sich nach Westen drei Miglien, nach Norden sogar nur Eine, gegen Osten und Süden zehn Miglien aus- dehnte, wieder verlieh und noch dazu alle Nobiles innerhalb desselben von ihr eximirte, so kann mau nur schwer glauben, dass Heinrich VL derselben 1187 nur die Gerichtsbarkeit im Districte der Stadt verliehen iiabe, während ihr die in der Stadt selbst nicht durch den Spruch Friedrichs von 1185 entzogen worden sei. Florenz wurde von Friedrich L strenger behandelt als irgend eine andere tuscische Stadt. Man mochte (Jen Geist, der in ihr herrschte, und der sich durch rück- sichtsloses Umsichgreifen in den Grafschaften von Florenz und Fiesole äusserte, hinlänglich erkannt I) Pistoja hatte der Erzbischof Reinaid schon IIÜ3 mit eineiu Privileg versehen, um es für seine Keichstreue zu belohnen. In diesem Privileg heisst es u. a. von der Stadt: est et specialiter se esse re- uognoscit de duminicatu imperii. Zacharia, Anecdota 234. Der Stadt sollte damit allerdings keine uommu- nale Selbstverwaltung zugestanden werden. Aber 11S2 regierte sich, wie aus den neuerdings wieder von Berlan veröflentlichten Statuten hervorgeht, Pistoja als Commune, und seine Jurisdiktion erstreckte sich 4 Miglien rings um die Stadt. Ficker will II. 236 Pisa nur als die einzige Stadt Tusciens gelten lassen, »der die Hoheit über die Graf- schaft dauernd belassen wurde." Wenn unsere An- nalen allein Pistoja als von Friedrich I. 1185 bevorzugt ausnehmen, so ist das nur ein Versehen. Die Ablei- tungen der Gesta Floren tinorum zeigen, dass in der gemeinsamen Quelle auch Pisa genannt war. 2) Archivio storico X. 54. Scheffer-Boichorst, der letzte Streit S. 75 und 228. 3) Archivio storico X. S. äti. Memorie di Lucca I. 198. Ficker, Forschungen 1. 243. 4) Ficker, Forschungen IV. 212. Stumpf, Keichs- kanzler III. 247. 80 haben. Es ist bezeichnend, dass unsere Annalen und die Gesta Floreutinorum, also auch die ge- meinsame Quelle derselben, ganz ruhig die Grafschaft, welche der Stadt wieder gegeben wurde, ohne Einschränkung zehn Miglien um die Stadt ausgedehnt sein lassen. Hier wird man eine gewisse Absicht nicht verkennen können, wenn gleich die übrigen Irrthümer, die sich au dieser Stelle in unseren Quellen finden, eine gleiche Tendenz nicht verrathen. Denn dass in der gemein- samen Vorlage das Jahr 11 SS als das bezeichnet wurde, in dem die Stadt die Grafschaft wieder erhielt, wie aus der Vergleichung unserer Annalen mit Villani und dem Cod. Neapolit. hervorgeht, während dieses schon ein Jahr zuvor geschehen war, ist doch wohl ein einfacher Irrthum des Autors gewesen, der dabei noch nicht an die Motivirung dachte, die Villani dieser Restitution gab. Villani sagt nämlich, die Florentiner hätten die Grafschaft vom Papste Gregor Vill. und dem Kaiser Friedrich 1. wegen ihrer Devotion und der heiligen Kirche und der Christenheit gelegentlich des Kreuzzuges und bei der Eroberung Damicttes(!) geleisteter Beihiilfo 118S wieder erhalten 9 ! Wie unangenehm den Florentinern überhaupt die Erinnerung an das Abhängigkeits- verhältniss ihrer Commune vom deutschen Reiche im 14. Jahrhundert war, ergiebt sich darau.s, dass Paolino Pieri, der die Wiedererlangung des Comitats ins Jahr 1190 verlegt, von einer Ver- leihung desselben durch den Kaiser oder irgend einer anderen Person gar Nichts sagt, sondern kurz berichtet: Et in quest' anno riebbero i Fiorentini dieci miglia di Coutado, cioe che si ritol- sero. Dass die Florentiner dem Kaiser jedes Jahr an den Calenden des Mai einen guten Samnit- mantel „in recognitiouem hujus magnifice concessionis" geben sollten, wie es in der Verleihungs- urkunde heisst, davon hätten die guelfisch gesinnten Historiker des 14. Jahrhunderts gewiss eben 1) Das Capitel, in dem Villaui dieses berichtet, ist überhaupt ein Musterliapitel dieses Schriftstellers. Das Kloster San Donato tra le Torri, in dem Gerhard von Ravenna das Kreuz predigte, war nicht il muni- stero delle Dünne peroeche '1 detto arcivescovo era deli' orJine di Cestella, sondern ein Mönchskloster und zwar ein Augustinerklostcr — siehe die Urkunde bei Lami, Lezioni CIV — und die Eroberung Damiettes, die Villani in demselben Buche (V. 40) noch einmal den Florentinern (1219) /.uschreibt — keine andere Quelle als Villani weiss etwas von dieser Heldenthat der Florentiner, Wilken, (beschichte der Kreuzziige VI. 294 — kann er nicht früh genug berichten. Das Datum des 2. Februars, an dem der Legat des Papstes nach Florenz gekommen sein soll, ist richtig, wie sich aus der Urkunde bei Lami 1. 1. ergiebt. Aber der Papst, in dessen Namen in Florenz der Legat Gherard das Kreuz predigte, war nicht Gregor VllI, sondern Clemcus III., da Gregor am 17. Dec. 1187 gestorben war. Neben Gerhard war in Florenz damals besonders thätig der Erzbischof von Cäsarea, Haymarus Monacus in den lateinischen Quellen genannt, der einer vor- nehmen Florentinischen Familie, den Corbizzi, ent- sprossen italienisch Auierigo Monaco dei Corbizzi zu nennen sein wird (Riant, Haj'mari Monaci de ex- pugnata Aoeone Über tetrastichus. S. XXVII). Hay- marus war in Folge der Eroberung von Cäsarea durch Saladin (Juli 1187) nach seiner Heimath zurückgekehrt, wo er sich fast zwei Jahre aufhielt. Aus Anhäng- lichkeit an seine Geburtsstadt venuachte Haymarus, der Patriarch von Jerusalem geworden war, auf seinem Sterbebette, der Kirche von S. Giovanni in Florenz einen Arm des h. Apostels Philippus (Herbst 1202). Nach einigen Weiterungen wurde die kostbare Reli- quie auch an die Erbin ausgeliefert und kam dort 1205 an. Wir besitzen über die Translatio einen gleichzeitigen Bericht, der zwischen 12o7 und 1211 geschrieben ist (Riant 1. l.XXIV) und in dem es heisst: Translatum est autem B. Philippi apostoli brachium anno Dominicae lucarnationis MCCIV. VI nonas mar- tii, Pontificatus Innocentii papae anuo VllI etc. Ob- wohl nun G. Villani, wie sich aus seiner Erzählung ergiebt (V. 14), diesen Bericht über die Translation (Riant 1. 1. S. »7. Acta S. S. Mali. T. I. p. 15) vor sich gehabt hat, so verlegt er dieselbe doch ins Jahr 1190, ein rechtes Beispiel für die Zuverlässigkeit dieses Chronisten. 81 so wenig etwas berichtet , wenn sie es gewusst hätten , als der Iudex Sanzanome , der die Ver- leihung erlebt hat, aber über dieselbe das tiefste Schweigen beobachtet. Ist durch diese Urkunde das wirkliche Verhältniss, in dem Florenz damals zum Reiche stand, und der Umfang seiner Grafschaft der traditionellen florentinisehen Geschichtschreibung gegenüber in den Grundzttgen festgestellt, so bleiben doch noch eine Menge Fragen hierbei dunkel. Sicher scheint, dass man Fiesole wieder zu einem besonderen Gerichtssprengel gemacht hat. Jedenfalls wollte man ihm Florenz gegenüber wieder zur Selbständigkeit verhelfen. Denn sonst würde Heinrich VI. das florentinische Weichbild nördlich der Stadt nicht so beschränkt haben, als dieses in seiner Verleihung geschieht'). Da 1186 ein Graf von Florenz nachweisbar ist, so fragt es sich, ob derselbe Graf von Florenz selbst, oder nur von dessen Comitat war, ob er nach der RUckgabe eines Theiles der Grafschaft an die Stadt hier weiter fungirte, hierüber wissen wir nichts Sicheres, eben so wenig als über die anderen Grafen von Florenz, die uns genannt werden '^). Nach der s. g. Storia dei Malespini hätte der Kaiser über die Orte des Gebietes Vicare gesetzt, eine Nachricht, der wir bei der verhältnissmässig späten Entstehungszeit dieser Fälschung au sich keinen historischen Werth beilegen können''). Diese kaiserliche Verwaltung in der Grafschaft hat aber nur zwölf, beziehungweise zehn Jahre bestanden. Denn, — um gleich hier im Zusammen- hange die Bildung der Grafschaft zu einem thatsächlich unabliängigeu Staatswesen bis zum Ende der staufischen Epoche zu verfolgen, — der Tod Kaiser Heinrichs VI., der alle Verhältnisse Italiens in jähem Wechsel umgestaltete, übte auch auf die Zustände Tusciens den grössten Einfluss. Hatten hier die deutsclien Kaiser im Bunde mit einzelnen bevorzugten Städten und dem Adel des Landes die aufstrebenden Communen gewaltsam zurückgehalten, so machte sich nach dem Tode Heinrichs VI. hiergegen eine kräftige Reaktion der lebensfähigsten Communen um so mehr geltend, als sich mit ihnen die Kirche verband , und das italienische Nationalgefühl von Innocenz III. belebt, zum ersten Slale sich gegen die deutsche Gewaltherrschaft kräftig regte. Kurze Zeit, nachdem der Tod Heinrichs VI. bekannt geworden war, wurde am 11. November 1197 zu Borgo San Genesio, im Beisein zweier päpstlicher Legaten, von Florenz, Lucca, Siena, Voltcrra, wo der Bischof der Stadt ausnahmsweise auch die Grafschaft inne hatte, Prato und San Miniato der tuscische Bund geschlossen, dem dann später noch Viterbo, Perugia, Arezzo, Poggibonzi, die Grafen Guidi, und mit Restriktionen die Alberti beitraten, während Pisa und auch Pistoja, so scheint es wenigstens, beharrlich sich fern hielten. Selbst der frühere deutsche Graf von Arezzo, der vielgenannte Henrigus Faffus, trat im Januar 119S dem Bunde bei^). Die Spitze dieses Bundes war gegen das deutsche Reich und dessen tuscische Verwaltung gerichtet. Ganz Tuscien 1) Das Gebiet der Grafschaft von Florenz sollte doch bis Trespiano, dem heutigen Todtenhof von nach Flesole zu nur eine Miglie reichen. Damit ist Florenz an der Strasse nach Bologna, sich ausdehnen der Distrikt von Florenz enger gezogen als von Cac- lässt. ciaquida geschieht, der von den guten alten Zeiten 2) Wir werden weiter unten bei Aufstellung des der Stadt sprechend das Gebiet von Florenz in den Verzeichnisses der Consuln von Floren/, auf diese bekannten Versen: Paradiso XVL 52 — 55: Dinge im Zusammenhange zurückkommen. 0 quanto fora meglio esser vicine 3) Ficker, Forschungen II. 228. 232. Quelle genti ch'io dico, ed al Galuzzo 4) Fijker, Forschungen IV. 251. cfr. II. 232. Ed a Trespiano aver vostro confine. II 82 soll als eine Art Staatenbund eine autonome Einheit bilden. Keine Commune darf ihren Beitritt zu demselben verweigern. Die einzelnen grösseren Städte treten mit ihren Grafschaften, deren Umfang als mit den Grenzen des Bisthums zusammenfallend angesehen wird, in denselben ein. Der Adel der Grafschaften, der durch die kaiserlichen Verordnungen von der Gewalt der Communen selbst in den denselben belassenen kleinen Distrikten befreit worden war, war jetzt in der ganzen Grafschaft als von den Communen abhängig von der selbständigen Mitgliedschaft an dem Bunde ausgeschlossen. Selbst Städte, deren Selbständigkeit bis dahin streitig gewesen war, wurden, als der Herrschaft der Stadt unterworfen angesehen, zu deren Grafschaft sie nachweisbar ge- hörten. Orte, die bis dahin von den grösseren Communen unabhängig gewesen waren, wie die Castelle von Figline und Certaldo, mussten sich einer grösseren Commune, hier Florenz, unter- werfen 1). Ein Umsturz aller staatsrechtlichen Verhältnisse war in Tuscieu durch diesen Bund ange- bahnt, der, wenn auch nicht von langem Bestände, doch die au sich schon nicht tief gelegten Fundamente der Reichsregierung für alle Zeiten sich nicht hat wieder befestigen lassen. Der Papst Innocenz III., die Seele der gegen das deutsche Reich gerichteten nationalen Erhebung Italiens, erndtete freilich keineswegs in Tuscien die Früchte, welche er sich von der Liga der Communen versprochen hatte. Die Genossen des tuscischen Bundes wollten ebenso wenig von der Kirche als vom Reiche abhängig sein, und der Papst musste sich im Wesentlichen mit dem Versprechen begnügen, das bei der Lage der Dinge eigentlich selbstverständlich war, dass der Bund keinen Kaiser, König, Herzog, Markgrafen oder deren Boten ohne die Zustimmung und den speciellen Befehl (mandato) der römischen Kirche anerkennen werde. Denn da der Papst und der tuscische Bund in der Negation der Reichsrechte einig waren, mussten sie natürlich auch in der Anerkennungsfrage der Reichsgewalt gegenüber in jeder Weise von vornherein einig zu bleiben versuchen '). Ohne Frage war Florenz eins der eifrigsten Glieder des neuen Bundes. Hat auch Lucca die Stiftungsurkunde desselben an erster Stelle unterzeichnet, und fand die Gründung an einem Orte statt 3), auf den Lucca als zu seiner Grafschaft geiiörig, Ansprüche erhob, so sind doch die nächsten weiteren Verhandlungen des Bundes, so weit wir dieselben besitzen, auf florentinischem Gebiete oder in der Stadt Florenz selbst geführt worden. Diese Commune war es auch , welche die meisten Vortheile von dem Bunde zog. Denn sie konnte bei der Ausdehnung der Bisthümer von Florenz und Fiesole die weitgehendsten Ansprüche auf Unterwerfung von einzelnen Orten und Burgen seitens faktisch unabhängiger Communen und Feudalherrn innerhalb ihrer Grafschaft erheben. Mit welcher Consequenz die Commune ihre angeblichen Rechte gegen ihre Unterthanen geltend machte, geht aus der Thatsache hervor, dass sie schon 1203 allen Bewohnern der Graf- 1) Die Stiftungsurkuude jetzt auch bei Ficker, ForscliuDgen II. 383 und Winkelmann, Philipp von Forschungen IV. 242 abgedruckt. Schwaben S. 33. 2) Es ist hier nicht der Ort auf die Geschichte 3) Zu Borgo San Genesio waren schon seit alter des tuscischen Bundes näher einzugehen. Ueber das Zeit die Tage der tuscischen Markgrafen gehalten Verhältniss, in das derselbe sich zu Innocenz 111., worden. San Miniato, der Sitz der Reichsgewalt in welcher ganz Tuscien für die Kirche zu recuperiren Tuscien, war gleichsam nur die Burg von Borgo San gedachte, von vornherein stellte, vergleiche Ficker, Genesio. 83 Schaft, mochten sie dem geistlichen oder weltlichen Stande angehören, eine Steuer auferlegte, um die durch den Krieg gegen Seraifonte erwachsenen Kosten zu decken (Repetti V. 243). Wie wir gesehen, hat sie diese Ansprüche auch Figline und Certaldo gegenüber auf friedlichem Wege durchgesetzt. Aber einen mehrjährigen Krieg, über den wir später eingehend reden werden, hat sie gegen das Castell von Semifonte zu führen gehabt, um dasselbe sich gleichfalls zu unter- werfen. Dass eine solche rücksichtslose Ausnutzung der Stipulationen des Bundes von Seiten eines der Contrahenten, den Bund selbst niclit festigen konnte, war unter den gegebenen Verhält- nissen nur zu natürlich. Uenn die Gefahr, von einzelnen stets mächtiger werdenden Bundesgenossen selbst verschlungen zu werden, musste den schwächeren Gliedern der Coalition sich immer deut- licher zeigen, von der specifisch italienischen Untugend der gelosia ganz abgesehen , die hier so lange Zeit ein wesentliciies Hinderniss jeder Unification gewesen ist. Da ausserdem, bei dem in Deutsehland wüthenden Bürgerkriege, die Gefahr vor dem deutschen Kaiserreiche sich in weite Fernen zu verlieren schien , so trat eine Lockerung des Bundes von selbst ein. Derselbe wurde dann faktisch gänzlich durch den Ausbruch des Krieges zwischen Florenz und Siena 1207 ge- sprengt, nachdem schon zwischen Florenz und den Grafen Alberti längst die Feindseligkeiten wieder aufgenommen waren. Die Florentiner, welche Frodigliano im Val d'Elsa gebrochen, sich in entgegengesetzter Richtung, im Mugello, die Dynastenfamilie der Ubaldini schon 1200 unter- worfen'), dann aber auch das südlich von Siena gelegene Montepulciano in ihren Schutz genommen hatten, hatten zwar noch einmal sich 1 203 mit Siena wegen verschiedener Streitpunkte verglichen und im Jahre 1205 fand noch eine Zusammenkunft des tuscischen Bundes in Siena wegen Monte- l)ulciano8 statt, der als Prior societatis de Tuscia der Bischof von Volterra und die Rektoren von Florenz, Lucca, Siena, Perugia und Arezzo beiwohnten'^). Aber das Büudnlss mit Montepul- ciano, durch das Florenz über die Grafschaft hinaus Siena von Süden und Norden zu umfassen drohte, führte zum Bruche. Da wir in einem anderen Zusammenhange auf diesen Krieg zwischen den soeben noch verbündeten Conimunen ausführlicher zurückkommen werden, so genügt es uns hier nur das Resultat desselben zu constatireu: die Feststellung der strittigen Grenze zwischen den beiden Grafschaften von Siena und Florenz an der Wasserscheide im oberen Elsathale und die Aufrechterhaltung des Bündnisses zwischen Florenz und Montepulciano. Hatten so die Florentiner uochmals ganz unzweideutig die Absicht kundgegeben, die ge- samnite Grafschaft Florenz ihrer Commune zu unterwerfen, ja über dieselbe hinaus sich in den Grafschaften anderer Communen festzusetzen, so trat doch nochmals hier ein jäher Wechsel ein. KBnig Otto IV. sendete 1209 den Patriarchen Wolfger von Aquileja als Legaten ganz Italiens auch nach Tuscien, und dieser trat so energisch für die Rechte des Reiches ein, dass die Floren- tiner nur durch Innocenz III. noch Rettung finden zu können hofiften. Wolfger forderte von Florenz die Grafschaft uud Alles, was sich die Commune seit 1197 von Reichsbesitz angeeignet habe. Wie wenig Einigkeit damals unter den tuscischen Communen herrschte, uud ein wie schlechtes Gewissen die Florentiner hatten, verräth doch das Anerbieten, das sie dem König Otto IV. hierauf machen lies-sen. Nach einem Schreiben des Papstes Innocenz IIL an König 1) Die Urkunde hierüber ist nach der Abschrift im 2) Murutori, Antiquitates IV. 4Tß. Registrum vonFlorenz gedruckt beiCantini 11. .S. 61 u.t". 11* 84 Otto ') waren die Florentiner bereit, dem König die Grafschaft und alle Reichsreclite zu restituiren, sobald er selbst persönlich nach Tuscien komme, die Stadt beklage sich nur über die harte Strafe, welche der königliche Legat über sie verhängt habe. Wolfger, der die ungesäumte Re- stitution der occupirten Eeichsbesitzungen verlangte, hatte nämlich die Stadt in eine Strafe von lüüOO Mark genommen. Welchen Verlauf diese Angelegenheit zunächst weiter nahm, wissen wir leider nicht, da nicht einmal fest steht, ob Otto überhaupt auf diese Beschwerde über Wolfgers Vorgehen gegen Florenz dem Papste geantwortet hat. Welche Stellung Wolfger den Ansprüchen Innocenz III. gegenüber dauernd einnahm, ist dagegen bekannt 2). Da aber König Otto IV, genau in die Fusstapfen Kaiser Friedrichs I. eintretend, 1210 z. B. die Edlen der Garfagnana und Versiglia in Keinen Schutz nahm und die Lucchesen nöthigte, dieselben aller ihrer gegen Lucca eingegan- genen Verpflichtungen wieder zu entbinden 3), wie dieses auch Friedrich I. 1185 gethan hatte, so werden wir wohl annehmen dürfen, dass sich der König auch nicht sofort nachgiebig gegen die Prätensionen der Stadt Florenz gezeigt haben wird, die er auf seinem Krönungszuge nach Rom 1209 höchst wahrscheinlich nicht berührte, sondern erst im December 1209 besuchte. Doch blieb Otto IV. in freundlicher Erinnerung bei den Florentinern, wie, von allem Anderen abgesehen, es schon aus der märchenhaften Erzählung von der schönen Gualdrada, die der Kaiser dem Grafen Guido Guerra IV. zur Ehe empfahl, hervorgeht*). Wahrscheinlich stellte Otto IV. ganz Tuscien unter einen Oberbeamten, den Eberhard von Lautern*), dem wie zwanzig Jahre zuvor die Rektoren der kleineren Städte, und die Beamten in den Grafschaften untergeben waren, während die grösseren Städte die Selbstverwaltung behielten. Für Florenz haben wir, wie schon bemerkt, keine positive Nachricht hierüber. Nur eine Neuerung ist zu verzeichnen, die für die innere Vervs'altung der Grafschaft nicht ohne Bedeutung war: der Bischof der Stadt Johann (1205 — 3o), den wir in dieser Zeit wiederholt in der Umgebung des Kaisers finden s), erwirkte sich damals das Recht, in den seiner Kirche gehörigen Castellen und Städten die Rektoren oder Prätoren zu bestellen ''). Dürfen wir freilich eine Vermuthung wagen, — und es verlohnt sich wohl hier, wo wir von der Bildung der Grafschaft Florenz spreciien, auf das Verhältniss der Communen zu einem der ersten Grundbesitzer der Grafschaft näher einzugehen — , so hatten die Bischöfe dieses Recht schon seit der Zeit Kaiser Friedrichs beansprucht und wohl auch geübt. Wenn Lami bemerkt, nach der Annahme Einiger habe Bischof Julius (von 1138 an) das Recht bean- IJ Innocentii epistolae ed. Baluze IL 242 (Lib. XII. ep. 78J, Fickerll. 154 u. f. Winkelmann, Kaiser Otto IV. S. 175 u. f. 2) Winkelmann, 1. 1. S. 174. 3) Ficker, Forschungen IV, 272. Der Stadt Siena bestätigte Otto IV. die Rechte in dem Umfange, in dem sie ihr Heinrich VI. verliehen hatte. Boehmer, Acta Imperii S. 764 und 766. Winkelmann 1. 1. S. 176 und 215. 4) Die Erzählung Villanis V. 37 ist wieder ein Beweis von der gänzlichen Kritiklosigkeit dieses Schriftstellers. Nachdem er erzählt, der Graf Guido Guerra sei 1213 gestorben mit Hinterlassung von 5 Söhnen, verlegt er dessen Eheschliessung in das Jahr 1209, während in der That Guido Guerra schon vor I ISO mit Gualdrada verheirathet war. Bekanntlich erzählt dieselbe Geschichte auch Boccaccio in seinem Commentar zur göttlichen Comodie und beruft sich dabei auf die Mittheilung eines ehrwürdigen Coppo di Borghese Domenichi. Es ist schwer zu sagen, ob der Erzählung irgend etwas Wahres zu Grunde liegt. 5) Ficker, Forschungen IV, 288. Winkelmann 1.1. 8.217. 6) Lami, Monumenta I. 152 u. f. 353. Ughelli, Italia Sacra III. 105. 7) Lami, Monumenta II. 858. 85 bprucht, Rektoren, Prätoreu u. s. w. in die Städte und Castelle, die dem Bisthum gehörten, zu. !-euden, es lasse sich aber kein Document finden, das für diese Thatsache einen urkundlichen Beweis liefere, so mag er hierin vollkommen Recht haben. Aber die Thatsache scheint Nichts destoweniger richtig zu sein. Sie erklärt sich aus der Entwicklung der Stadt und ihres Verhält- nisses zum Bischof und dem deutschen Reiche. Die bischöfliche Gewalt in den tuscischen Städten war durch den Markgrafen aus dem Hause Canossa niedergehalten worden, so dass dieselbe sich hier nicht wie in den oberitalischen Städten entwickeln konnte. Als das Haus von Canossa ausstarb, traten die Communcu als Rechts- nachfolger der markgräflichen Gewalt in den Grafschaften auf und suchten die Rechte der Mark- grafschafteu in den betrefl'endeu Grafschaften an sich zu bringen. Da nuu den Bischöfen in Tuscien keine Gerichtsbarkeit in ihren Besitzungen zugestanden war, sondern diese vou den Markgrafen, beziehungsweise ihren Delegirteu, geübt worden war, so beanspruchte auch die Com- mune vou Florenz die Ausübung der Jurisdiktion in den bischöflichen Besitzungen so gut als in denen irgend eines adeligen Grundherrn. Ebenso verlangte sie jetzt die Entrichtung der den Markgrafen bis dahin zustehenden Abgaben an sie. Darüber entstanden nun natürlich Streitig- keiten zwischen der Commune und dem Bischöfe so gut wie mit dem Landadel der Grafschaft. Die Streitigkeiten mit dem Bischöfe Gottfried, von denen wir oben S. 17 u. f. gesprochen haben, werden sich zum guten Theil wenigstens um diese Dinge gedreht haben. Da die Bischöfe innerhalb der Stadt residirten, ihre Vicedomiui dem damals das städtische Regiment führenden Stadtadel an- gehörten, dieselben ausserdem an dem deutschen Reiche keinen solchen Rückhalt hatten, wie die Dynastenfamilien der Umgegend, so haben dieselben den Ansprüchen der Commune ziemlich früh nachgeben müssen. Die Bischöfe von Florenz, statt die Grafschaft an sich zu bringen, gerietheu in Abhängigkeit vou der Commune, die ihnen gegenüber die Rechte der Markgrafen geltend machte. Wir findeu daher, dass sich die frühesten Gesetze der Republik, von denen wir Kunde haben, auf dass Verhältniss der Commune zum Bisthume beziehen. Zum Jahre 1156 ist uns im BuUettone ') ein Auszug aus einem publicum iustrumeutum quorundam ordinameutorum factorum per Commune et populum Florentinum enthalten, nachdem bestimmt wurde, dass ein jeder Bischof 1) Die Stelle des s. g. BuUettone, d.i. des Re- gistrums der sämmtliclien im erzl)i8chöflichen Archive zu Florenz befindlichen, die Besitzungen, Verleihungen, etc. des Bisthums betreffenden Urkunden, ist abge- druckt bei Lanii, Lezioni CXXIl. Qualiter reperitur quoddam publicum insfrumentum quorundam ordina- mentorum factorum per commune et populum Florenti- num continentium in se, quod si quis de possussione ecclesie Florentinae alienasset, sive modo aliquo con- traxisset, ex nunc sint contractus inde facti cassi et nullius valoris; et episcopus Florentinus sua propria anctoritate et arbitrio possit retractare et contrave- nire. Et in predictis nullus Iudex , nuUusque offi- cialis contra bec debeat aliquod auxilium prebere. Carta manu Alberti Not. cum plurium aliorum Nota- rioruni subscriptione snb MCLVIII. IV Non. Januar. Ind. VII. Maccioni fand Florentiner Statuten citirt zu 1214, 1216, 1222, 1225 bis 1290. Dazu bemerkt Bo- naini, Statuio della Val d' Ambra delMCCVIII. S. 9(i, dass wenn es ihm beschieden sein werde die Ent- wicklung des Stadtrechts von Florenz zu schreiben, er nachweisen werde, dass Florenz schon Compila- zionen von Statuten gehabt habe, die in eine viel frühere Zelt hinaufreiciien als die von Maccioni ange- gebenen. Ich kenne keine frühere Erwähnung von Urdinamenten der Commune als die zu 11 58 gegebenen und es dürfte sich wohl auch schwerlich eine ältere auffinden lassen. Findet sich denn kein Florentiner, der den „lebhaften Wunsch" Bonainis theilt, eine Ge- schichte der Florentiner Statuten zu geben? 86 von Florenz Veräusserungen seines Kirchengutes oder Belastungen desselben mit Obligationen für nichtig und ungültig erklären könne, und dass kein Richter oder Official der Gegenpartei Hülfe leisten dürfe. Dass die Commune von Florenz schon im Jahre 1158 eine solche Verordnung erlassen konnte, setzt doch einen bedeutenden Einfluss des Stadtregimentes auf die Verwaltung des bischöflichen Vermögens voraus. Denn hätten die Veräusserungen etc. des bischöflichen Gutes die Stadt nicht selbst em])findlich berührt, so würde sich dieselbe gewiss nicht zu einem solchen legislatorischen Gewaltstreich haben hinreissen lassen. Aber anders musste sich das Verhältniss der Stadt zum Bisthume gestalten, als Reinald von Cöln die Rechtsverhältnisse Tuseiens neu geordnet, und Kaiser Friedrich I. der Stadt die Grafschaft abgenommen hatte. Da die Florentiner in den Castellen des Adels der Grafschaft keine Rechte mehr auszuüben hatten, so war ihnen gewiss auch auf den bischöflichen Besitzungen, in Castell Fiorentino, Monte Kotondo, und wie sie alle heissen mögend), keine Geiichtsbarkeit mehr zu üben gestattet. Um die Städte, Castelle und Dörfer im bischöflichen Interesse zu ver- walten, werden jetzt wohl die Bischöfe, Podestaten, Rektoren, Prätoren, Syndici und Prokuratoren, die sie selbst ohne die Zustimmung des Capitels zu ernennen berechtigt waren '•'), ohne die Com- mune in ihre Besitzungen geschickt haben, ein Recht, das natürlich sofort ausser Kraft kam, wenn die Commune sich wieder -als Herrin der Grafschaft geriren konnte. Umgekehrt wird dann auch Bischof Julius die Gerichtsbarkeit in den bischöflichen Besitzungen von Otto IV ein- fach wieder erhalten haben, wenn dieser der Stadt wirklich für das Reich Alles das wieder abnahm, was sie seit 1197 von dem Reichsgut an sich gebracht hatte. In demselben Masse als die Reichsge- walt in Tuscien nach der Rückkehr Ottos IV. aus Italien schwand, stieg dann wieder der Einfluss der Commune in Bezug auf die Verwaltung der bischöflichen Güter. Und das um so mehr als die Commune den Bischof bei Erwerbung von Gütern, welche die adlichen Besitzer derselben dem Bischöfe immerhin noch lieber zum Kauf anboten als der verhassten Commune, durch Geld- zuschüsse unterstützten, sich also Rechte an denselben erwarben 3). Allmählich regelte sich dann im 13. Jahrhundert die Besetzung der Stellen in den Besitzungen der Kirche dahin, dass der Bischof die Prätoren u. s. w. ernannte, die Commune sie aber bestätigte. Aber immer mehr stei- gerten sich die Ansprüche der Commune. Sie lässt durch Commissionen untersuchen (1228), ob die Leute des Bischofs secundum formam capituli civitatis Florentiae lebten"'), der Podestä der Stadt schlichtet Streitigkeiten zwischen den bischöflichen Städten, beziehungsweise dem Prätor derselben, und dem Bischöfe selbst, endlich erhebt die Stadt Abgaben von den bischöflichen Be- sitzungen s). Die Fortschritte, welche die Commune dem Bischof gegenüber machte, waren natürlicli 1) Ein unvollständiges Verzeichniss bei Laini, Le- zioni CXXII. Vollständig Lami Monumenta II. 737 u. f. 2) Ughelli, Italia sacra III. 113. Lami, Monu- menta II. S60. 3) Lami, Monumenta II. S62. Eine Sammlung urkundlicher Stellen über das Verhältniss des Bischofs zur Commune bei Lami, Lezioni CXXII u. f. 4) Lami, Monumenta II. 862. Durch einen Be- schluss der Commune von 1226 war z. B. der Bischof verpflichtet, die Bewohner von Monte di Croce in demselben Zustande zu lassen, in dem sie bis zum Jahre 1226 gelebt hattten, so lange sie noch Unter- thanen der Guidi waren. Lami, Lezioni CXXIV. 5) Lami, Lezioni CXXIII und Monumenta I. 56. von 1226 und Lezioni CXXV aus dem Jahre 1250. Graf Guido hatte 122(» Monte di Croce an einen Adi- mari verkauft, der es dann dem Bischof Johannes verkaufte. Lami, Mon. I. 52. 87 mit Keibuugeu zwischen beiden verbunden. Unzählige Transaktionen werden zwischen beiden stattgefunden haben. So schwört der Podestä Torello da Strada dem Bischöfe 1233 auf die Evangelien, dass er dessen Befehlen (mandatis) gehorchen und die der Kirche irrthümlich ent- zogenen Güter wieder zurückgeben werde'). Aus dem Jahre 1236 ist uns im Bullettone die Thatsaclie aufbewahrt, dass der Bischof dem Podesta bei dessen Amtsantritt einen Eid leistet und der Podestä umgekehrt dem Bischöfe schwört: conservare ecclesiasticam libertatem et homines et personas ecclesiasticas^). Es waren glückliche Zeiten für die Entwicklung der Commune, in denen diese das Ober- aufsichtsrecht über die Besitzungen des höchstgestellten und begütertsten Grundherrn in ihrem Comitatc erwerben konnte. Hatte sie doch auch in dieser Zeit einen Schritt gethan, aus dem sich eiu solches Verhältuiss von selbst entwickeln musste. Die Commune Florenz hatte sich selbst 121S förmlich zur Kechtsnachfolgerin des Reichs erklärt und sich alle Bewohner der Grafschaft huldigen lassen. War nach dem Abzüge Ottos IV. aus Italien der Abfall von dem Reiche nicht so gross, als nach dem Tode Heinrichs VI., ja finden wir, dass in Tuscien noch Beamte Ottos IV. weiter fungiren, nachdem in Deutschland der Thronstreit schon fast entgültig zu Gunsten Friedrichs IL eutschiedeu war'*j, so liegt der Grund hiervon darin, dass man in Tuscien die Ansprüche des Papstthumes jetzt kennen gelernt hatte, sich von dem mit dem Papste verbündeten Kaiser daher stärker bedroht sah, und die anfänglichen Massregeln Ottos IV. doch wohl in aller ihrer Schärfe niemals ganz durchgeführt waren. Man sah jetzt in dem legitimen Kaiserthum Ottos IV. eine Stütze gegen einen gefährlicheren Feind. Ich finde daher nicht nur die Nachricht der Gesta Florentinorum , dass Florenz 1218 sich die Einwohner des Contado habe Treue schwören lassen, sondern auch, die Motivirung, welche Paolino Pieri für diese Massregel angiebt, vollkommen glaub- würdig. Dieser sagt: AI tempo di costui (del Podestä Messer Otto de Mandello 1218) i Fioren- tini ei sottomisero il Contado e fecerli jurare sotto loro, perciochö lo imperadore era morto. Da der nach ihrer Meinung legitime Kaiser gestorben war, Friedrich II. fern in Deutschland lebte, und vielleicht die Gefahr nahe zu liegen schien, dass jetzt das Papstthum seine Ansprüche auf Tuscien energischer denn je geltend macheu werde, so benutzten die Florentiner diese Gelegenheit um sich des ganzen Contados zu bemächtigen, von dem G. Villani bei dieser Gelegenheit voll- kommen richtig sagt : ehe prima la maggiore parte si tenea a signoria de' conti Guidi e di quegli di Maugona, e di quegli di Capraia e da Certaldo e di piü cattani^). Diese Nachricht der Gesta Florentinorum wird indirekt dadurch bestätigt, dass in diesem Jahre eine ganze Anzahl Feudal- herrn aus der Grafschaft Florenz ihre Güter und Burgen dem Bischöfe der Stadt verkauften oder schenkten, um sie von demselben als Lehnsgüter wieder zu erhalten. Denn wenn in dieser Zeit überhaupt viele derartige Gütererwerbungeu von Seiten des Bischofs stattfanden, die darin ihre Ursache hatten, dass die bisherigen Besitzer der Castelle oder offenen Güter dieselben als Allode 1) Lami, MonunieDtall. 85ü. tori, so kommt dje florentinische officielle Anschauung 2) Lami I. 1. II. S6S. dabei zum Vorschein, welche verglast, duss die :)) Ficker, Forschungen II. 416 u. f. Rechtstitel dieser Cattani vollkommen so gut, wenn 4) Wenn Villani dann hinzufügt: che '1 s'aveano nicht noch besser, waren als die der Florentiner, welche occupato per privilegi e tall per forza degl' impera- auf die Grafschaft gar keine Rechtsansprüche hatten. 88 der Commune gegenüber für nicht so gesichert hielten wie als Lehnsgüter des Bischofs, so waren doch diese Uebertragungen im Jahre 1218 besonders zahlreich'). Da der Reiehlhum der Stadt, in der sich, wie wir aus den mit Pisa und Lucea abgeschlossenen Verträgen ersehen, die Interessen des Handels und der Fabrikthätigkeit immer stärker entwickelten, schon in dieser Zeit relativ recht bedeutend gewesen sein muss , so kaufte die Commune auch jetzt schon manche der s. g. Cattani Lombardi aus oder verpflichtete dieselben eine oder mehrere ihrer Burgen im Dienste der Stadt besetzt zu halten. Andere nöthigte sie mit sanftem Drucke Schutz- und Trutzbündnisse mit ihr einzugehen. Die Burg der Grafen Guidi, Montemurlo, welche dieselben 1209 den Florentinern verkauft haben sollen, ist damals aber nicht in ihren Besitz gekommen 2). Dagegen unterwarfen sie sich 1220 Mortennano, eine sehr feste Burg im oberen Elsathale, welche die Guidi schon früher an die sienesische Familie der Squarcialupi abgetreten hatten. Es unterliegt keinem Zweifel, dass um das Jahr 1220 die Florentiner im vollen Besitze der ganzen Grafschaft ihrer Stadt und aller Hoheitsrechte, die dem Reiche früher hier zugestanden hatten, sich befand. Kaiser Friedrich H., hat auch, so viel wir wissen, keine Versuche gemacht, dieselben der Stadt wieder streitig zu machen. Er hat ihr die Grafschaft und deren Rechte nicht wieder abgesprochen, sondern sich nur in den Besitz der Stadt setzen wollen; er hat nicht mehr die Bildung eines selbstständigen Staatswesens stören und aufhalten, sondern sich nur mit der Zeit der Leitung dieses Staatswesens bemächtigen und dasselbe in den Dienst seiner Politik nehmen wollen. 1) Borghinill. 521 u. f. 2) Ptolmaeus Lucensis, Giovanni Villani u. s. \v. berichten, die Grafen Guidi hätten die Burg von Monte- murlo schon 1 209 an die Florentiner verkauft. Dieses ist aber falsch. Wie die Nachricht bei Villani (V. 31), der von Grafen von Porciano spricht, vorliegt, müsste man annehmen, dass hier ein Lesefehler des Verfassers der Geata Flor, stattgefunden, der MCCVIIII für MCCLIIII gelesen habe. Denn in diesem Jahre verkauften die Guidi urkundlich Montemurlo, und es gab damals wirklich Grafen von Porciano. Doch ist das nicht richtig; für 1209 ist 1219 zu lesen. Am 2.5. März 1219 hatte Graf Roger, Sohn Guido Guerras, für sich und seine Brüder in einem in Pisa ausgestellten Instru- mente versprochen, bis zum nächsten Sonnabend Monte- murlo an den Podesta Orlandino de' Porcari von Pistoja für diese Gemeinde für 20,000 Pfund zu ver- kaufen. Das scheinen die Florentiner erfahren zu haben und sich dem Verkauf widersetzt zu haben. Was nun auch dazwischen gokommen sein mag, am 24. AprilC?) 1219 übertrugen die Grafen Montemurlo an die Commune von Florenz und verpflichteten ihre Vasallen jährlich dieser Commune einen Wachsstock von 40 Pfunden abzuliefern. Die Grafen boten als Unterpfand für Erfüllung dieses Vertrages ihre im Arnothal gelegenen Castelle Montevarchi, Laurum Puteum, Lancioline, Trapolano und Viesca u. a. dar. Von einem Verkaufe des Castells für 5000 Pfund ist nicht die Rede in der Urkunde, so weit sie mir vor- liegt. Cantini, Saggi IT. 77. Amrairato ad a. 1219 1. di San Lnigi, Delizie VIII. 130. Die Urkunde über das Verkaufsversprechen in Pistoja bei Cantini 1. 1. II. 78. Im Jahre 1220 bestätigte Friedrich II. (Huiilard-Bre- hollesHistoria dipl. 11.61) Montemurlo den Grafen Guidi. Erst 1254 erwarben es die Florentiner. Wie gedanken- los G. Villani bei Abfassung seiner Chronik verfuhr, geht auch aus der Nachricht hervor, die er gelegent- lich des Verkaufs von 1209 anbringt. Er sagt: E ciö fu (der Verkauf von Montemurlo) gli anni di Cristo 1209, ma 1 conti da Porciano mai non vollono dare pa- rola per la loro parte alla vendita (V. 31). Aber was hatten denn 1209 die Grafen von Porciano zu sagen, die es damals noch gar nicht gab? Dieselben stammen ja, wie Villani einige (V. 37) Capitel weiter erzählt, von 'regrinio, einem Sohne Guido Guerras IV., der 1213 starb, ab: onde sono <)uegli da Porciano. Jedenfalls konnte Guido Guerra IV. 1209 noch allein über seine Besitzungen verfügen. Im Jahre 1254 ver- kaufte übrigens auch Guido , der Sohn Tegrimo.s di Porciano, den viortea Theil von Montemurlo an Florenz. Repetti III. 442. 89 Erst mit dem Jahre 122U begauii bekanntlich Friedriuh II. sieh mit den Zuständen Tuscieus zu beschäfti<,'en und denselben seine Aufmerksamkeit zuzuwenden. Neben dem Legaten für ganz Italien, Bischof Conrad von Metz und Speier, welchen er vor sich hersendete, als er zu seiner Kai^*erkrönung nach Italien zurückkehrte, ernannte er am 21. September 1220 zu Mantua einen nuntius specialis per totam Tusciam a Poutremulo superius. So genau wir nun auch, dank namentlich der Forschungen Fickers '), tlber die Stellung, in der dieser Nuntius zu dem Legaten stand, und über die Verhältnisse der Provincialverwaltung Tusciens unterrichtet sind, so wenig ergiebt sich doch hieraus irgend Etwas Sicheres über die Beziehungen Friedrichs II. zu Florenz. Wir wissen nur, dass diese Beziehungen nichts weniger als freundliche waren.. Die Florentiner befanden sich in der Reichsacht, in die sie Conrad von Metz nach einem Schreiben des Bischof Hugo von Ostia an Honorius III. gethan haben soll (Martene et Durand, Aniplissinia eoUectio I. 1160. Edit. 2). Martene verlegt diesen Brief in das Jahr ll2i. Wahrscheinlich hängt diese Achtserklärung von Florenz mit den Kämpfen zusammen, welche bei der Kaiserkrönung Friedrichs II. in Koni im November 1220 zwischen den Pisauern und Florentinern ausbrachen, und über die wir später in einem anderen Zusammenhange handeln werden. Mit dieser Zeitbestimmung stimmt ttberein, dass Conrad von Metz erst um die Jahreswende in Tuscien auftritt, am 26. December 1220 in Poggi- bonzi weilt, am 20. Januar 1221 in San Miniato, am 13. Januar in Fucecchio sich aufhält, um dann nach Oberitalien zu gehen. Wann diese Reichsacht aufgehoben worden ist, wissen wir nicht. Wie es scheint, bestand sie noch 1222 fort, da sich der Truchsess Gunzelin von Wolfenbtittel, wenn ich den Text Sanzanomes recht verstehe, während der Schlacht von Castell del Bosco beim Heere ^ der Gegner von Florenz befand, ohne jedoch an dem Kampfe selbst Theil zu nehmen. Ist die Thatsache, dass so bedeutende Kriege in den ersten Jahren nach der Kaiserkrönung Friedrichs II. in Tuscien stattfanden, wie dieses die Kämpfe der Pisaner und Sienescu gegen die Florentiner und Lucciiesen 1222 waren, ohne dass sie die kaiserlichen Legaten zu hindern im Stande waren, docli ein siciierer Beweis von der Schwäche der Reichsgewalt in diesem Lande, so bemerken wir doch, wie sich alluiählicli hier die Parteiverhältnisse consolidirten, und die kaiserliclie Politik festere Stellung zu ihnen zu nehmen beginnt. Den Erbfeinden der Pisaner, den Genuesen, be- stätigte der Kaiser Friedrich II. ihre Privilegien nicht '^). Den Bewohnern von Poggibonzi räumte er das Recht ein sich Consuln zu wählen und machte die Stadt und ihren Distrikt selbststäudig »). Der Commune von Siena Hess er durch Conrad von Metz die grössten Versprecliuugen machen *). Aber noch für längere Zeit verhielt sich Friedrich II. Florenz gegenüber ganz unthätig. Die Grafen Guidi mussteu 1226 abermals einen Theil ihrer Güter an den Bischof der Stadt verkaufen, der einen Theil der Kaufsumme von der Commune erhalten hatte '"). Die stets kaiserlich gesinnte Stadt 1) Fieker, Forschnngen 11. Wt. und die Ueberlassung dieses Theiles .an die Sieneseu 2) Die Annalen von Genua fiilu-cD die Nichtbe- und die Florentiner wird ausdrücklich wiederrut'en. Btätigung der Privilegien itirer Stadt von Seiten des Ein Jahr später überlässt fieilich Friedrich II. die Kaisers ausdrücklich auf die Umtriebe der I'isancr und Hoheitsrechte des Reiches zu Poggibonzi, drgia und anderer Feinde zurück. Winkelmann, Friedrich II. Montauto wieder an den Ptalzgraten Aidobrandinus. S. 1 44. Fieker IV. S. :i29 u. f. 3) Huillard-Br^hoiles II. S. 37. Die Schenlcung 4) Huillard-Breholles II. S. lo;. eines Theiles von Poggibonzi an den Grafen Guido b) Ammirato I. IS"?. 12 90 Pistoja, die Friedrich II. 1220 in seinen besonderen Schutz genommen hatte '), musste von einem florentinischen Heere hart bedrängt am 27. Juni 1228 unter Vermittlung des Cardinais Gottfried einen Vertrag mit Florenz abschliessen, in dem sie ihre Selbstständigkeit aufgab und Krieg und Frieden nur nach dem Willen der Florentiner zu erklären und abzuschliessen sich verpflichtete^). Schon der häufige Wechsel der kaiserlichen Legaten für Tuscien^) beweist, dass Friedrich IL damals doch noch nicht den Werth auf die Consolidirung der tuscischen Verhältnisse legte, wie später. Die Rücksicht auf das mathildinische Gut, welches Friedrich II. 1220 an die Kirche auszuliefern gelobt hatte, was aber nicht ausgeführt worden war, mochte den Kaiser damals noch abhalten, hier ganz entschieden aufzutreten und es dadurch zum Bruche mit dem Papste zu treiben. Erst mit der Bestellung Gebhards von Arnstein zum kaiserlichen Legaten in Tuscien (1230 — 38) tritt die kaiserliche Politik in Tuscien ganz bestimmt hervor. Sofort sehen wir dieselbe sich in vollem Gegensatze gegen Florenz entwickeln , während Sieua und Pisa jetzt der kaiserlichen Sache un- bedingt anhängen. Aber noch vermag der Kaiser hier seine Getreuen nicht mit Erfolg zu stützen. Unter höchst ungünstigen Bedingungen, wie wir später in einem anderen Zusammenhange aus- führen werden, musste sich Siena unter Vermittlung der päpstlichen Legaten, des Cardinais Jakop von Präneste, zu einem Frieden (30. Juni 1235) mit Florenz verstehen. Ungefähr gleichzeitig mit diesem Friedensschlüsse, der die Suprematie von Florenz über Siena auch im südlichen Tuscien stabilirte, traf der Podestä Torello da Strada eine Massregel, welche den ganz vollkommenen Ab- schluss der Unification der Grafschaft mit der Stadt bezeichnet. Der genannte Podestä, welcher die Ansjn-üche der Stadt auch dem Bischöfe gegenüber sehr energisch vertreten, hier aber, so scheint es wenigstens, theilweise hatte nachgeben müssen *), verordnete nämlich bei hohen Strafen, dass im Laufe des Monats Mai 1233 jeder Bewohner der Grafschaft in Florenz vor den dazu deputirten, nach den Sesti der Stadt vertheilten Notaren zu erscheinen und seinen Stand, als Ritter, Adeliger, Halbfreier, Belehnter, Soldat, Unfreier, Pächter, Arbeiter u. s. w., aufs Gewissenhafteste zu Protokoll zu geben habe. Wenn auch diese genaue Verzeichnung der Bewohnerschaft des Contados nicht die erste gewesen ist^), so war sie doch gewiss die erste sorgfältig und genau veranstaltete, von der uns bestimmte Kunde erhalten ist, und wenn auch nicht eine der ersten Volks- 1) Huillard-BrÄholles II. S. 14. 2) Alte Abschrift des Vertrags im Archiv von Florenz. Libro dei Capitoli XXVI. c. 106. XXIX. c. 110. Animirato I. 180 giebt einen Auszug daraus, der vollkommen genügt. Ein Schiedsspruch des Po- destä von Florenz zwischen Pistoja und Lucca, der sich auf diesen Vertrag stützt, bei Zaccaria, Anecdota I. 373. 3) Ein Verzeichniss derselben bei Ficker II. löS. 4) Sielie oben S. ST. 5) Die Commune hatte schon seit dem Anfange des 13. Jahrhunderts z. B. 1203 von den Geistlichen und Laien der Grafschaft Umlagen erhoben. Um die Höhe derselben berechnen zu können, musste man doch wenigstens annähernd Schätzungen der Volks- zahl vorgenommen haben. Ausser solchen besonderen Umlagen wurden durchgängig 2C Denare jährlich von jedem ^Heerde" erhoben. Diese Abgabe findet sich im 13. Jahrhundert in unzählichen Urkunden erwähnt. Auch in den Besitzungen des Bischofs musste diese Steuer an die Commune bezahlt werden. Lami, Mon. I. 56. Schon 1202 wird dieselbe als die ganz gewöhnliche angesehen. In dem Unterwerfungsvertrage der Semifontesen heisst es: Item Summofontenses debeant esse et permanere pro Communi et sub C'om- muni Florentie et in dando XXVI den. pro focnlarl annualiter, et in omnibus aliis, prout alii de Comi- tatu Florentino erunt et fecerint, excepto tarnen quod Milites et Ecclesie non debeant dare XXVI denar. predictos. Die Nachricht von der Zählung von 1233 hat uns Ammirato aufbewahrt (1. 196), der offenbar einer Urkunde folgt. 91 Zählungen, so doch eine der ersten statistischen Zusammenstellungen der männlichen Bewohner eines Territoriums. Wie viele Ortschaften die Grafschaft 1233 unifasste, wissen wir nicht. Als sich das Volk 17 Jahre später eine neue Verfassung gab, wird uns Ton Villani berichtet, dass es die Grafschaft nacb den sechs Stadtquartieren in sechs Landbezirke und in 96 Pfarrbezirke (piviera, plebatus) getheilt habe, deren Angehörige untereinander Schutzgeuossenschaften (leghe) bildeten. Zu einer Pfarrei gehörten mehrere Ortschaften (popoli), nach dem kirchlichen Verbände derselben , so dass dieselben au Volkszalil sehr verschieden waren. Wenn man bedenkt , dass der Grafschaftsbezirk des Borgo 22 Pfarreien und 222 Popoli, der vom S. Pier Scheraggio 16 Pfar- reien und 56 Popoli, der des Sesto Oltrarno 11 Pivieri und 144 Ortschaften und der von Por S. Piero 25 Plebatus und ISI Popoli zählte'), so kann man sich einen Begriff davon machen, dass die Grafschaft von Florenz damals schon sehr gut angebaut und stark bevölkert war. Ob die Volkszahl in der Grafschaft in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts gewachsen ist, lässt sich bezweifeln. Die Kämpfe mit Siena und Arezzo, welche zu den grossen Schlachten von Mont- aperti und Campaldino führten, haben doch viele Menschenleben verschlungen. Doch breitete sich das Gebiet der Florentiner auch in dieser Zeit immer mehr aus. Wir besitzen aus dem Jahre 1296 ein Verzeichniss von 106 Communen und Kirchspielen (Communi et plebatus), in welche damals der Contado von F'lorenz zerfiel^). — Kehren wir nach dieser langen Abschweifung, durch welche, wie wir hoflen, die ßildungs- geschichte der Commune und Grafschaft Florenz in ein etwas helleres Licht gesetzt worden ist, als dieses in den bisherigen Darstellungen der Geschichte der Stadt geschehen war, zu unseren Annalen und ihren Notizen zurück, so lial)en wir zunächst einige Unrichtigkeiten zu berichtigen, welche sich in dieselben eingeschlichen haben und die uns die Unkenntniss verrathen, die in Florenz um die Mitte des 13. Jahrhunderts über die eigene Vergangenheit und die Geschichte des Reiches herrschte. Die nächste Nachricht, zum Jahre 1187, dass Saladin Jerusalem erobert habe, die in den Gesta Florentinorum enthalten war, da sie auch Paolino Pieri^), Simone della Tosa u. s. w. haben, ist bekanntlich richtig. Aber sclion die folgende, dass die Florentiner 1188 ihren Comitat in einem Umfang von lü Miglieu wieder erhalten hätten, bedarf, wie wir gesehen haben, in doppelter Beziehung der Berichtigung. Noch unrichtiger ist, dass Kaiser Friedrich L 1187 in Armenien*) gestorben sei. Doch ist wohl hier ein Sehreibfehler in unserer Handschrift anzu- nehmen. In den Florentinischen Annaleu, die unseren Notizen so wie den Gesta Florentinorum zu Grunde liegen, muss hier nichts bestimmtes gestanden haben. Denn wir finden alle Ablei- tungen der Gesta Florentinorum hier in merkwürdiger Confusion. Nur Paolino Pieri hat das Jahr 1190 als das Todesjahr des Kaisers, erzählt uns aber dafür, dass derselbe 1189 mit König Richard von England nach dem h. Lande gezogen sei. Villani und Simone della Tosa geben kein 1) Diese Zahlenangaben sind dem 8. g. Libro ist, und der Ciironist beide Ereignisse in einen ur- di detto di Montaperti des Staatsarchivs zu Florenz sächlichen Zusammenhang brachte, entnommen und gelten für das .Jiihi- 120(i. Siehe 4) Der Text bei Fincschi liest Ananiel Der weiter unten. Chronist des Anonimo Fiorentino (Documenti di Storia "2) Ildefonso li Sun Luigi, Dilixie IX, 'Shl. Patria T. VI.) Romania. Derselbe nennt den FIuss, in :)) Paolino Pieri setzt die Rückgabe ins Jahr 1190, dem Friedrich umkam Fiume del ferro, ebenso wie wahrscheinlich nur weil Friedrich I. hier gestorben Villani V. 3. I2* 92 Jahr bestimmt an; doch muss man nach ihueu anuehmen, dass der Tod des Kaisers 1188 statt- gefunden liabe, den Ptolmaeus Liicensis sogar in das Jahr 1183 verlegt. — Ueber die Niederlage, welclie die Pistojesen den Pratesen 1193 beibrachten, ist sonst Nichts bekannt. Die Fehden zwischen beiden Städten waren so zalilreich, dass man bei der Feststellung von Abgaben den Kriegsfall zwischen beiden Städten im Voraus berücksichtige. In einer Urkunde von Prato aus dem Jahre 1191 heisst es wenigstens, gewisse Abgaben von einem Grundstücke brauchten nicht bezahlt zu werden, wenn Krieg zwischen Prato und Pistoja ausge- brochen sei')- — Die Nachricht über die Krönung des Kaisers Heinrichs VI. im Jahre 1194 ist wieder falsch. Sie scheint mir aus einem Missverständnisse der Quelle entstanden zu sein. Da bei Simone della Tosa zu 1194 steht: II detto Arrigo . . . fue fatto Re di Cicilia e di Puglia e di Calavra, so ist wohl anzunehmen, dass in den ältesten Florentiner Annalen zum Jahre 1194 bemerkt war, Heinrich VI. habe sich in diesem Jahre in den faktischen Besitz Unteritaliens gesetzt. Da nun kurz vorher auch von der Kaiserkrönung durch den Papst die Rede war, so hat unser An- nalist beides zusammengezogen und ins Jahr 1 194 verlegt. — Die weitere Nachricht über Heinrich VI., dass er 1197 zu Palermo gestorben sei, ist bekanntlich gleichfalls ungenau'^). — Die folgenden zum Jahr 1197 eingetragenen Nachrichten von der Zerstörung von San Mi- uato und die Erwerbung Monte Grossolis durch die Florentiner waren auch in den Gesta Flo- rentinorum berichtet und sind in der einfachen Fassung, in der sie uns hier vorliegen, richtig, während Yillani die Zerstörung von San Miniato in einen ganz falschen Zusammenhang gebracht hat. Er erzählt nämlich (V. 21), die Bewohner (terrazani) des Castells von San Minato hätten 1 197 ihren Wohnsitz (terra) zerstört, und seien wieder in die Ebene nach Sanginiegio und Santa- gonda hinabgezogen, um dort eine grosse Stadt zu begründen. Zu 1200 bemerkt dann derselbe Chronist (V. 27), die Sanmiuiatesen hätten Sanginiegio wieder zerstört, um auf den Berg (poggio) zurückzukehren und das Castell von San Miniato, das sie wenige Jahre zuvor zerstört hätten, wiederherzustellen, „sodass sie in kurzer Zeit zwei Thorheiten begingen". Da es sich hier um einen Vorgang handelt, welcher für die Geschichte ganz Tusciens nicht ohne Interesse ist, will ich den Thatbestaud, der durch die Erzählung Villanis verdunkelt ist, wieder herstellen '■>). Falsch ist zunächst die Angabe Villanis, dass die Bewohner von San Miniato 1197 ihre Stadt (terra) zerstört hätten. Am 11. November 1197 traten dieselben noch in den zu Borgo San Genesio (Giniegio) gestifteten tuscischen Bund, dachten also noch nicht an die Aufgabe ihrer Sladt. Wohl aber hatten dieselben schon zu dieser Zeit das Castell von San Miniato zerstört, den Sitz der deutschen Reichsverwaltung für Tuscien seit Reinaids von Dassel Reorganisation des Landes. Der Blick eines Staatsmannes und Strategen verräth sich in der Wahl dieses Ortes. Hier in dem westlichen Winkel, den die Elsa vor ihrem Einflüsse in den Arno mit diesem Flusse bildet, liegt auf einer, die Umgegend weit beherrschenden Bergspitze San Miniato- Die Grafschaften von Florenz, Lucca und Pisa stiessen hier zusammen. Die grosse Heerstrasse, die von Norditalien über Pontremoli durch die Lunigiana und Siena nach Rom (die Via fraucigena) 1) Repetti IV. ti;i7. 3) Die Geschichte S. Miniatos von Rondori, die 2) Die Erzählung, die Villani V. 16 u. f. über IbTti erschienen ist, ist leider ein ganz uulcritisches Heinrich VI. giebt, ist wieder ein Musterstiieli der Buch, das gut gemeint ist, aber die Sache nicht fördert. Chronik. 93 führte, überschritt am Fusse dieses Herges den Arno, um in das Elsathal einzubiegen. Hier in der Ebene lag der Vicus Wallari, zu dem die Pfarrei von San Genesio gehörte. Eingepfarrt in diese Kirche war die Kapelle von San Miniato in loco Quarto, der uns schon im 8. Jahrhundert genannt wird. In Borgo San Genesio fanden seit alter Zeit die Hoftage für ganz Tuscien statt '). Hierher lud der Markgraf Weif, die kaiserlichen Legaten Reinald von Köln und Christian von Mainz die Siädteboten von Tuscien ein, und der tuscische Bund wurde 1197 hier geschlossen. Hier lag auch, so scheint es mir wenigstens, die egregia curtis Elisina, von der der Mönch von Steingaden zu berichten weiss '^). Nach dem Tode Kaiser Heinrichs VI., als ganz Tuscien mit Ausnahme von Pisa sich gegen die deutsclie Herrschaft erhob, haben die Samminiatesen, welche schon 1172 mit HUlfe der Pisaner und Florentiner sich des Castells ihrer Stadt, das in den Händen der Deutschen war, bemächtigen wollten, diese Zwingburg angegrifien und dieselbe zerstört 3). An eine Zerstörung ihrer Stadt und eine Ausiedlung in der Ebene, wie Villani sie ihnen zuschreibt, haben sie nicht im Entferutesteu gedacht, wohl aber daran, Borgo San Genesio zu zerstören. Diesen bis dahin, wie es scheint, ganz offenen Ort hatten nämlich die Lucchesen 118-1 gegen den Willen der San- niiniatesen, wie uns Tolomeo von Lucca berichtet, erbaut (aedificaveruut), d. h. hier doch wohl mit Mauern umzogen. Denn Borgo San Genesio ist ja viel älter als 1184. Die Bewohner von San Miniato griffen nun 1198 Borgo San Genesio, vielleicht auf Grund des |eben dort geschlossenen tuscischen Bundes, au und zerstörten ihre Nachbarstadt <). Die Lucchesen, deren Gebiet bis hierher reichte''), und die eine Berechtigung San Miniatos auf ßorgo San Genesio nicht aner- kennen mochten, kamen jedoch zu Hülfe und griffen nun ihrerseits San Miniato an. Erst 1200 kam es zu einem Vertrag (pactio) zwischen Lucca und San Miniato im Betreff' A'on Borgo San Genesio und 12(>() zu einem Frieden. So berichtet uns wenigstens Tolomeo von Lucca in den Annalen seiner Vaterstadt, die allerdings auch an dieser Stelle, wie an vielen anderen, chrono- logisch nicht zuverlässig sind, und hier einen unklaren Gegensatz zwischen den Gesta Florenti- norum et Luccnsium ad a. 1200 constatiren "). Im ,Iahre 1217 wurde Borgo San Genesio von Kaiser Friedrich II. ganz an Sau Miniato überlassen'). Im Jahre 1248 haben die Sanminiatesen die ihnen unbequeme Nachbar8ta Das Castell von Semifonte wurde so gründlich zerstört, dass jetzt keine Spur mehr von ihm erhalten ist, und das Verbot, an der Stelle desselben einen Bau aufzuführen, so streng eingehalten, dass, als Jahr- hunderte nach der Zerstörung der Burg ein Marchese Capponi hier eine Villa bauen wollte, er hierzu die be- sondere Erlaubuiss seiner Vaterstadt einholen musste. 4) Die Urkunde ist schlecht herausgegeben , — offenbar nach der Abschrift des Communalregisters von Florenz. Capitoli Lib. XXIX. c. 75. — in der Storia della gucrra di Semifonte S. 55 u. f. 5) Ich gestehe, den Schluss des Berichtes von Sanzanome über diesen Krieg nicht sicher deuten zu können. Mir scheint es allerdings, dass er unter den, vendentes' die Grafen Alberti verstunden hat. Von dem Verrath Gonellas und dem Vertrage mit den Semifontesen schweigt er. Diese haben wenigstens ihre Ileimath nicht „um sehr hohen Preis" verkauft. 102 Cardinal angeblich über sie desshalb verhängt hat, und Über welchen sie sich mit Berufung auf ihre gute kirchliche Vergangenheit und dem Hinweis auf die an hohen kirchlichen Würdenträgern von Seiten der Semifontesen begangenen Gewaltthaten bei Innocenz III. beschwerten, wie der bekannte Florentiner Buoncompagnus in seinem Formelbuche') angiebt, vermag ich auf Grund anderer Quellen nicht festzustellen. Ganz anders als diese urkundliche Erzälilung von dem berühmten Kriege der Florentiner gegen Semifonte lautet freilich eine andere, die ein Fälscher auf Grund einer Anzahl ächter sämmtlich dem Staatsarchive von Florenz entnommener, und dort noch erhaltener Urkunden am Anfange des 17. Jahrhunderts componirt hat, und die unter dem Titel: Storia della guerra di Semifonte scritta da Mess. Face da Certaldo bekannt ist. Da noch in diesem Jahrhundert Ger- vinus und K. Hillebrand auf diese Schrift hingewiesen haben, und so viel ich weiss bisher kein Versuch gemacht ist, die Unechtheit der Schrift durch die Bloslegung der Tendenz derselben und ihrer Entstehungszeit im Einzelnen darzulegen, so mag hier dieses nachgeholt werden 2). Das Manuscript dieser Storia, welches zur Herausgabe derselben verwendet worden ist, besass der Bibliothekar der Laurenziana Anton Maria Biscioni (f 1756). Derselbe übergab es dem bekannten gelehrten Herausgeber so vieler Werke zur Geschichte von Florenz Giovanni Lami. Obwohl Lami das Manuscript für acht hielt, wenigstens die Aechtheit desselben in so starken Ausdrücken behauptete, dass man schon im vorigen Jahrhunderte den Verdacht aussprach, er handele bei seinen Anpreisungen demselben wohl nicht uninteressirt , sondern sei vielleicht für dieselben sogar bezahlt 3), so hat er dasselbe doch nicht selbst in den Druck gegeben, sondern es an Targioni-Tozzetti überlassen, der es in dem f). Bande seiner Viaggi 1752 zum ersten Male veröffentlicht hat. Darauf ist dasselbe nochmals 1753 in Florenz von Tartini (Stamperia Impe- riale), zugleich mit der Chronichetta di Neri degli Strinati, mit einer gelehrten Einleitung gedruckt worden*). Ausser der Handschrift, auf welche die beiden Drucke der Storia zurückgehen, gab 1) Winkelmann (Philipp von Schwaben ete. I. S. 556) hat aus der Berner Handschrift des Boncom- pagnus No. 322. fol. 58" den betreffenden Brief, den die Florentiner in dieser Angelegenheit an den Papst gerichtet haben sollen, mitgetheilt. Derselbe lautet: Non est mirum, si stupore atque ammirationis vehe- mentia conturbamur, quia nobis a sede apostolica sa- lutationis alloquium denegatur, cuius salutem et ho- norem pre ceteris Italie civibus studuimus omni tempore conservare. Sane tempore scismatis, quo etiam, qui debebant esse firmi et stabiles, claudicarunt, contra im- peratorem Fredericum arma sumentes partem confo- vimus Alexandri et illum, qui ab heresiaroha fuerat jam intrusus, de nostris finibus ejecimus violenter. Cur ergo pro ecclesiis et hominibus de Summe Fonti, qui Octavianum Ostiensem et Veletrensem episcopum cepere atque multos ecclesiae Romanae nuntios spoliarunt, nos excommunicaverit cardinalis, penitus ignoramus et maxime cum appellationem premisimus ante gra- vamen. Contra rationem gravati ad vos recurrimus confidenfer, supplicantes attentius et devote, ut nos ab excomraunicationis vinculo taliter absolvatis, qnod Florentia in ecclesie Romane servitio cunctis possit temporibus reflorere. 2) In unserm Jahrhundert ist ein erzählendes Gedicht, das ich leider nicht gesehen habe, in Florenz erschienen, in dem die Eroberung Semifontes aus- führlich besungen wird. 3) Moreni, Bibliografia I. 251. 4) Der Herausgeber und Verfasser der Einleitung soll nicht wie Mazzuchelli s.v. Biscioni angiebt, Bis- cioni gewesen sein , sondern ein gewisser Rosso Mar- tini. Derselbe war von der Aechtheit des .Machwerks ganz durchdrungen. Sonst würde er nicht selbst die wichtigsten Beweismittel für die UnächtheitserklSrung des Werkes in seiner Einleitung wider seinen Willen geliefert haben. 103 es noch zwei andere, von denen die eine 1620 von dem Cavaliere G. del Turco gemacht sein soll, während über das Alter der zweiten Nichts bekannt ist. Dass das Werk schon im 17. Jahr- hundert vorhanden war, ergiebt sich u. A. daraus, dass der Florentiner Historiker Jakob Gaddi (f 1668) dasselbe benutzt hat*). Gaddi gehörte seiner Abstammung nach der Familie Pitti an, die nach unserer Storia in Semifonte sehr einflussreich gewesen sein soll '2). Die Urschrift der Storia, aus der diese verschiedenen Abschriften geflossen sind, befand sich im Besitze eines Cavaliers Piero della Rena di Messer Pace. ^). Diese Thatsache macht allein schon den Ursprung des ganzen Werkes verdächtig. Denn nur die Abstammung der Familie della Rena bis in die älteste Zeit hinauf festzustellen, ist der Verfasser vor Allem bemüht, so dass der Verdacht, dass das Werk nur um dieses Nachweises willen entstanden ist, sich ganz von selbst ergiebt. Die ganze Erzählung von dem Kriege gegen Semifonte ist nämlich mit der Genealogie der Familie della Rena auf das Unzertrennlichste verflochten. Der Verfasser, oder richtiger gesagt der Redaktor, der Chronik soll ein Piero della Rena gewesen sein, von dem die Familie d. R. di M. Pace, zur Unter- scheidung von anderen Zweigen der Familie so genannt, abstammt. Derselbe soll um 1350 seine Arbeit zum Abschlüsse gebracht haben. Der eigentliche Verfasser der Storia ist aber der Vater des vorigen, Messer Pace di Messer Jacopo di Aldobrandino da Certaldo, der mit dem Chronisten G. Villani 1316 das Priorat bekleidete und von diesem mit ächten Urkunden, welche er in seiner Storia mittheilt, versehen wurdet). Schade nur dass G. Villani, so weit wir aus dessen Chronik ersehen können, dieselben nicht gekannt haben kann. Andere Schriftstücke und Nachrichten hatte dieser Historiograph von seinem Vater, dem Messer Jacopo di Aldobrandino (f 1314), der fünf- mal Prior war, erhalten. Dieser hatte dieselben wieder von seinem Vater Aldobrandino, dieser von seinem Vater Alibrando und dessen Vater Scotus, welchen wir oben als Podestä von Semi- fonte (S. 100) kennen gelernt haben, überkommen 5). Um die Abkunft der Familie della Rena von diesem Manne zu erweisen, ist die Provenienz der Nachrichten der Storia so ausführlich mit- getheilt. So muss es Jedem auf den ersten Blick erscheinen. Die Unächtheit der Storia, deren Tendenz ich von vorneherein hervorheben zu sollen ge- glaubt habe, weil sie sich wohl jedem mit derartigen Machwerken bekannten Leser von selbst auf- drängt, ergiebt sich aus äussern und Innern Gründen. Die Handschrift, von der G. del Turco seine Abschrift nahm, trägt nach dem Urtheile eines Kenners, der sie später selbst besass, in ihrer Schreibweise, es sind z. B. Accente in ihr gemacht, die deutlichsten Spuren einer späteren Zeit. Ihr Wortschatz ist nach der Beobachtung von italienischen Sprachkennern dem des G. Boc- caccio da Certaldo so nahe verwandt, dass entweder dieser der Schüler Pace's da Certaldo ge- wesen sein muss, oder umgekehrt"). Niemand wird aber G. Boccaccio für einen Nachäffer halten. Um aber von allem diesem abgesehen die Unächtheit des Machwerkes zu erweisen, bedarf es nur der Hervorhebung eines einzigen Punktes aus der geschichtlichen Darstellung selbst. 1) Storia etc. Prefazione S. IV u. f. gleichfalls unsere Storia, hielt sie aber für gänzlich apokryph. 2) Bandini, Catalogus Bibl. Laurenz. Mss. Lat. IV. 3) Storia etc. Prefazione S. V. Prefaz. III u. f. Der gelehrte Canonicus Salvini, der 4) Storia S.S. S. 93. die Cronica di Buonaccorso Pitti 1720 herausgegeben 5) Storia S. 4. hat, kannte, wie sich aus der Vorrede S. XXI ergiebt, ü) Moroni 1. 1. I. 251. 14 104 Der Verfasser der Storia will, nachdem er von den Grafen Alberti geredet hat, Semifonte selbst schildern und erzählen, wie dasselbe in den Besitz der Grafenfamilie gekommen ist. Ueber den Ursprung der Stadt war nun in den Urkunden, die dem Fälscher vorlagen, selbstverständlich Nichts gesagt. Es gab in Florenz auch keine Tradition mehr hierüber. Der Fälscher konnte also hier frei erfinden und gelegentlich wieder seine Unwissenheit eingestehen. Beides hat er gethan. Der Mann, der so viel durch Vater, Grossvater und Urgrossvater erfahren hatte, schreibt: la quäle terra — Semifonte — da chiche si fusse stata edificata, o iu quäl tempo, non l'ho mai per piü diligenze fatte possuto rinvergare, tutto che molti antichi e moderni Sa vi abbiano d'essa molte e piü memorie scritto della origine e fundazione sua, a varie genti, e chi oltramondane, e chi nostrane referito i). Den Verlust dieser Schriften ,der alten und neuen Weisen', welche um lo2ü über den Ursprung und die Gründung von Semifonte für ,Ultramontane und Italiener' geschrieben hatten, ohne dass aus ihneu über ihr Thema etwas Näheres zu ei-fahren war, haben wir also desshalb nicht zu beklagen. Dagegen könnten wir wohl gespannt sein in ihnen zu lesen, welchen Namen das alte und vornehme Geschlecht ,der Visconti von Semifonte', dieser , alten, prächtigen und gefürchteten Stadt', getragen habe, deren letzter männlicher Spross ,um das Jahr 1167' mit Kaiser Friedrich I. Rom belagern half und dabei umkam. So erfahren wir nur, dass dieser wackere Mann eine Tochter Emilie hatte, die ihrem Bräutigam, dem Grafen Alberto von Prato, Stadt und Feste Semifonte mit in die Ehe brachte. Denn in der That dieser Graf Alberto konnte sie nicht von seinem Vater ererbt haben, da uns ja Messer Face da Certaldo selbst das an- geblich von G. Villani erhaltene kaiserliche Diplom von 1164 mittheilt, in welchem die Alber- tischen Güter aufgezählt sind, unter denen die ,alte, prächtige und gefürchtete Stadt' nicht genannt wird. Der Graf Alberto musste sie daher von seiner Frau geerbt haben, und da derselbe wirklich eine Frau Emilie (Imelda, Imolda) in erster Ehe heimgeführt hatte, was war da natürlicher, als dass diese dem glücklichen Besitzer ihrer Hand dieselbe zugebracht hatte? Leider wissen wir jetzt besser, wann und in welchem Zusammenhang, ,die alte, prächtige und gefürchtete Stadt' entstanden ist, und können daher der Entstehungsgeschichte des Fälschers entrathen ^). Der Iudex Sanzanome, welcher 1202 die Belagerung der Burg Semifonte selbst mit erlebt hat, ist uns in diesen Dingen eine zuverlässigere Quelle als der Verfasser der Storia, wenn er uns auch nicht so treffliche Details und patriotische Reden und Wappeubilder (S. 82) mittheilt als dieser. Es ist schon oben darauf hingewiesen worden, in wessen Interesse die Storia della guerra di Semifonte, gefälscht sein dürfte. Ich hob hervor, dass das vermeintliche Original derselben, das von Giovanni del Turco 1620 abgeschrieben wurde, im Besitze der Familie della Rena auf- getaucht ist. Die Vorfahren der beiden Familien della Rena und del Turco hatten ja auch bei der Belagerung der Stadt durch die Florentiner eine grosse Rolle gespielt. Halten wir das fest, so ergiebt sich uns auch die Zeit der Fälschung mit einiger Sicherheit. Es liegt kein mir be- kannter Grund vor, die Angabe zu bezweifeln, welche die eine der beiden Abschriften des ver- meintlichen Originals enthält, dass sie 1620 von dem Cavaliere G. del Turco auf Grund der Handschrift des Capitano Piero della Rena di Pace, die sich in einem sehr schlechten Zustande befand und von demselben ergänzt worden war, angefertigt worden sei. Ist dieses aber richtig^ 1) Storia etc. S. 8. 2) Siehe oben S. 94. 105 80 ist die Storia zwischen 1612 und 1620 angefertigt worden. Denn in dem Jahre 1612 kannte Giovanni del Turco dieselbe noch nicht. Derselbe hat nämlich in diesem Jahre einen Stammbaum seiner Familie drucken und denselben mit einer von Jean Callot gestochenen Abbildung von Semi- fonte verzieren lassen. Das Werk ist dem Majordomus des Prinzen Antonio de' Medici, Pier Francesco del Turco, dedicirti). In der Dedicationsepistel sagt er nun, er habe gefunden: Uua chiara e distinta successione de' nostri di piü che 400 anni, poichö sino dall' anno 1202 nella distruzione di Semifonte tra i Semifontesi apparisce descritto nel Popolo di San Lorenzo a \\- gliano Turco, di Bonaccorso, che si vede appresso essere stipite nostro. Dieser Turcus Bonac- cursii ist einer der Semifontesen , welcher die oben (S. 101) erwähnte ünterwerfungsurkunde mit unterzeichnet hat, die dem Libro dei Capitoli XXIX. c. 75 entlehnt ist und in der Storia etc. S. 85 abgedruckt ist. Ist es aber wahrscheinlich, dass G. del Turco sich 1612 in seinem Stammbaume allein auf diese Urkunde berufen hätte, wenn schon damals die Storia vorhanden gewesen wäre, in der sein Ahnherr als brillanter Redner und treft'licher Patriot (S. 43) auftritt? Icii glaube es nicht. Mir scheint es durchaus wahrscheinlich, dass Piero della Rena mit RUcksiclit auf den Stammbaum Giovannis del Turco diese Rede gemacht hat, wenn nicht dieser selbst mit dabei geholfen hat. In dem Kreise Pieros della Rena und Giovannis del Turco haben wir zwischen 1612 und 1620 den Fälscher olme Frage zu suchen. Nachdem diese Untersuchung längst abgeschlossen war, sehe ich, dass Repetti Dizionario V. 242, ich weiss nicht auf welchen Grund gestützt, den Capitano Cosimo della Rena als den Urheber der Fälschung bezeichnet. Soll dieser Cosimo della Rena mit dem Verfasser des bekannten Werkes: Della Serie degli antichi Duchi e Marchesi di Toscana identisch sein, so irrt Repetti aller Wahrscheinlichkeit nach, oder jene Ilandschrifs ist jünger als 1620. Denn dieser Cosimo della Rena lebte noch 1690, kann also doch nicht wohl schon 1612 — 20 gefälscht haben. Doch bestätigt diese Notiz Repettis die Richtigkeit unserer Annahme, dass der Fälscher der Storia der Familie della Rena angehört. — In demselben Jahre, in welchem die Florentiner endlich Meister der Burg von Semifonte wurden, zerstörten dieselben nach unseren Annalen und den Ableitungen der Gesta Florentinorum noch das Castell von Combiate, welches den Uebergang aus dem Thal der Marina nach dem Mugello beherrschte und desshalb eine strategisch wichtige Position hatte. Dasselbe gehörte einer aus Barberino stammenden Adelsfamilie und wurde gleich Semifonte gründlichst zerstört und nie wieder aufgebaut^). — Die Nachrichten, welche die Chroniken über die Grenzkriege der nächsten Jahre geben, sind für die Unsicherheit der Parteistellungen im damaligen Tuscien sehr interessant. Nachdem Semifonte und Combiate zerstört waren, suchten die Florentiner auch auf dem rechten Ufer des Arno Boden zu gewinnen. Die Strasse, die auf dem linken Amoufer die Verbindung mit der See vermittelte, wurde von Wegelagerern beunruhigt, die aus der Grafschaft Pistoja, welche hier sogar bis auf das linke Arnoufer hinUberreichte, hervorkamen. Die Florentiner legten desshalb auf dem linken Amoufer, an einem Punkte in der Nähe der Mündung der Pesa in den Arno, 1) Als eine Schmeichelei gegen die Familie Me- stellt wird. Die Pifti, die Barberini, die Velluti n. s. w. dici ist es aufzufassen, dass der Ahniierr der Familie führten ihren Ursprung sämmtlicli auf Semifonte zurück. Pitti, welche den Medici bekanntlich feindlich gesinnt 2) Repetti I. 789. war, schon in der Storia etc. als revolutionär hinge- 106 welcher zum Bisthum Pistoja gehörte und bisher ein unbefestigter Ort, Malborghetto genannt, gewesen war , 1 203 eine Burg an , welche sie Montelupo nannten. Dieselbe lag der Burg und Commune Capraja auf dem rechten Arnoufer gegenüber. Diese gehörte einem nach dieser Burg genannten Grafengeschlechte, das einen Seitenzweig der Grafen Alberti von Prato bildete '). Mit dem Grafen Guido ßorgoguone von Capraja, den Bewohnern von Capraja und den Pistojesen kam es wegen des Baues der Burg von Montelupo zum Streite^). Am 3. Juni 1204 wurde der- selbe jedoch unter Vermittlung der Lucchesen ausgeglichen. Eine jede der Parteien wollte sich auf das Ufer des Arno beschränken, auf dem ihre hauptsächlichsten Besitzungen lagen; die Pisto- jesen, Caprolesen und die Grafen wollten nicht feindlich auf das linke Arnoufer, die Florentiner nicht auf das rechte übertreten 3). Doch war diese natürliche Grenzregulirung nicht von langer Dauer. Am 29. Oktober 1204 schloss der Graf Guido Borgognone einen Vertrag mit Florenz ab, nachdem er erst am 4. Juli 1204 seinen Thurm zu Capraja für den bevorstehenden Krieg zwischen den Florentinern und den Pistojesen diesen zu übergeben versprochen hatte, wogegen diese ihn gegen die Florentiner zu schützen und ihm für jedes Kriegsjahr 100 Pfund pisanischer Münze zu zahlen versprachen. Im neuen Vertrage, welcher einem anderen am 4. August 1204 zwischen Florenz und Bologna gegen Pistoja abgeschlossenen 0) folgte, versprach der Graf Guido Borgo- gnone mit seinen Söhnen und den Caprolesen den Florentinern, Krieg und Frieden nach deren Gutdünken zu schliessen, überliessen diesen Alles, was sie bis dahin auf dem linken Arnoufer besessen hatten und gelobten jährlich die übliche Abgabe von 26 Denaren für jedes Heerdfeuer zu entrichten. Dagegen gelobten die Florentiner ihre neuen Freunde gegen die Pistojesen und Jedermann zu schützen und die Burg von Capraja nicht ohne deren Einwilligung zu zerstören«). Dieser Vertrag muss zur Ausführung gekommen sein. Denn die Florentiner ernannten den Sohn des Grafen Guido Borgognone, den Grafen Rudolf III., für das Jahr 1205 zu ihrem Podestä. Wenn auch nicht aus den Urkunden ersichtlich ist, warum Graf Guido Borgognone von Capraja einen solchen raschen Partei Wechsel vornahm, so lässt sich doch aus gleichzeitigen Vor- gängen derselbe wohl erschliessen. Die Commune von Pistoja war ebenso wenig als Pisa dem tuseischen Bunde beigetreten. Hatten doch beide Städte kein Interesse daran, das geraubte ßeichs- gut einander zu garantiren. Denn Kaiser Friedrich I. hatte ja diesen beiden Städten die Graf- schaftsrechte belassen "). Brachte das die beiden Communen schon in einen principiellen Gegensatz zu den Gliedern des tuseischen Bundes, so trugen die Händel, welche Pistoja mit dem Grafen 1) Die Contalberti hatten wohl Guido Borgognone mune nicht gehorchen. Man sieht hier an einem recht mit Capraja nur beliehen. Denn sie galten 1185 noch eclatanten Beispiele, was auf Villanis Motivirnngen als die Herrn der Burg , wie sich aus der S. 73 mit- zu geben ist. getheilten Urkunde ergiebt. 3) Zacharia, Anecdotorum medii aevi coUectio 2) VillaniV. 31 folgt einer Handschrift der Ueber- ö. 129. arbeitung der Gesta Florentinorum, welche im Betreff 4) Zacharia 1. 1. S. 130 u. f. des Castells von Montelupo statt feciono : disfeciono 5) Savioli, Annali di Bologna II. 2. 260. las. Diese Lesart hat nämlich auch die Chronik des 6) Archivio delle Riformagionl. Capitoli Libr. Aiionimo Fiorentino zu dem von A. Gherardi heraus - XXVI. c. 28. Libr. XXIX. c. 35. Im Auszug mit- gegebenen Diario. Villani weiss natürlich auch den getheilt von Ammirato II. ad. a. 1204. 1. 1. 165. Grund, warum die Florentiner Montelupo zerstört 7) Oben S. 78. haben: die Bewohner des Castells wollten der Com- 107 Guido Guerra IV. damals ausfocbt, dazu bei, den Conflikt zu einem acuten zu machen und zu verall- jremeinern. Die Pistojesen nämlich, nicht zufrieden damit, sich in ihrem Besitzstande zu behaupten, hatten ein Mitglied des tuscischen Bundes, den Grafen Guido Guerra IV., angegriflen. Sie wollten dessen Burg Montenmrlo in dem Ombronethale zwischen Prato und ihrer Stadt, die zum Bisthume und der Grafschaft Pistoja gehörte, seit 1204 in ihre Gewalt bringen, was ihnen auch gelang'). Der Graf Guido Guerra, der dem tuscischen Bunde beigetreten war, rief den Schutz der Floren- tiner an. Diese verbündeten sich mit den Bolognesen, welche mit den Pistojesen wegen der Grenzcastelle im Apennin Sambuca, Baggio, Stagno in Streit lagen, auf zehn Jahre, und nahmen Ende September 1204 den Pistojesen Montemurlo wieder ab und gaben es dem Grafen zurück 2). Die Pistojesen erbauten hierauf zum Schutze ihrer Grafschaft das Castell Montale auf einem der Burg Montemurlo benachbarten HügeP). Dieses soll daun auch von den Floreutineru 1206 ge- nommen sein *), während die Bolognesen gleichzeitig von Norden her Fortschritte machten und sich Stagnos bemächtigten. Im folgenden Jahre trennt sich der Graf Guido Borgognone von C'apraja wieder von den Florentinern^), um seine Burg den Pistojesen anzuvertrauen, bis dass dann endlich 1208 der allgemeine Friede definitiv zu Stande kam. Am 3. August 1208 wurde der Schiedsspruch zwischen den streitenden Parteien veröffentlicht, nachdem die Verhandlungen seit dem Frühjahre in Gang gekommen waren. Innocenz III. hatte nach Salvi I. S. 119 die Ver- mittlung übernommen. Die Gesta Florentinorum und Salvi setzen den Friedensschluss zwar schon ins Jahr 1207 und nach einer Urkunde im Liber censuum zu Pistoja, welche leider sehr ungenügend bei Ildefonso di San Luigi, Delizie VIII S. 135 mitgetheilt wird, wurden die Verhandlungen zwischen Guido Guerra und den Pistojesen im Schlosse des Grafen Montemurlo allerdings schon 1207 geführt. Aber erst am 26. März, beziehungsweise am I.April 1208 geben die Conimunen von 1) Die Chronologie dieser Jahre ist in Folge von Fehlern in den Ableitungen der Gesta Florentinorum und diesen selbst sehr verwirrt. Villani und Paolino l'ieri setzten den Anfang des Streites zwischen Florenz und Pistoja wegen Hontemurlos ins Jahr 12U3. Das ist aber falsch. Die Florentiner hätten gewiss dann nicht die Vermittlung der Lucchesen im Streite wegen Montelupos angenommen. In der Urkunde vom 4. Juli 1204 (Vertrag zwischen Guido Borgognone und den l'islojesen) ist die Rede von dem Kriege zwischen I'istoja und Florenz. Die Einnahme Montemurlos durch die Pistojesen muss daher zwischen dem 3. Juni und 4. Juli 1204 erfolgt sein. Damit stimmt die Zeitbe- stimmung des Cod. Neapolit. und Simones della Tosa, die den Krieg ins Jahre 1304 versetzen, überein. Wenn dieser von einer Eroberung Monte Ürlandis, die in diesem Jahr stattgefunden habe, berichtet, so weiss ich damit Nichts anzufangen. Es scheint hier ein Schreibfehler vorzuliegen. Da das Castell Artimino zwischen Capraja und Signa in diesem Jahre den Pistojesen von den Florentinern abgenommen wurde, so ist vielleicht dieses gemeint. 2) Die P'lorentiner hatten dieses anfänglich nicht beabsichtigt. Denn in dem Vertrag mit Bologna vom 4. August 1204 heisst es u. A.: salvo quod nos Flo- rentini possimus recipere Capraram et Montemurlum et Artiminum et omnes alios, qui sunt de nostro epi- scopatu vel esse voluerint sub nobis, per vim vel per eorum voluntatem, et ut pacem et concordiam et treu- guam cum eis possimus facere sine licentia et para- bola potestatis vel consulum pro tempore in Bonouia existentium. 3) Der erste Castellan von Montale schwört der Commune von Pistoja Treue am 9. Mai 1200. Fioravanti, Mem. istoriche di Pistoja S. 200. 4) So berichten Savioli, Annali di Bologna II. 1., 283 und Salvi, Delle historie di Pistoja I. S. 117. 5) Gleichfalls nach Savioli I. 1. II. 1. 287. Salvi 1. 1. 1. S. IIS. In den Jahren 1200 und 1207 sandten auch die Faentiner dem Grafen Guido Guerra IV. HUlfsvOlker zu. Tolosanus in den Documenti di storia Italiana VI. S. 686. 108 Florenz und Bologna einander Erlaubniss, mit Pistoja Frieden zu sclüiessen i). Die Pistojesen einerseits, die Florentiner, Bolognesen und der Graf Guido Guerra andrerseits gelobten einander Friede und Freundschaft und Vergessen der begangenen Feindseligkeiten. Moutemurlo und die übrigen Besitzungen der Guidi in der Grafschaft Pistoja werden von den Pistojesen dem Grafen Guido Guerra übergeben, Montale zerstört, und 300 Pfund Denare Kriegsentschädigung an den Grafen gezahlt, dessen SohnTegrimo, oder ein anderer der Söhne, für zwei Jahre Podestä von Pistoja wird 2). Wenn nun die Gesta Florentinorum , wie aus den Annalen des Tolomeo von Lucca mit Bestimmtheit zu entnehmen ist, in Beziehung auf das Verhältuiss der Pistojesen zu den Grafen Guidi weiter berichteten, im Jahre 1208, oder wie die übrigen Ableitungen haben, im Jahre 1209 hätten die Florentiner den Grafen Guidi Montemurlo für 5000 Pfund pisanischer Denare abgekauft und ihnen dann als Lehen aufgetragen, so liegt hier ein Irrthum vor. Schon die Fassung der Nachricht zeigt denselben an. Es gab damals keine Grafen Guidi, welche über Montemurlo hätten verfügen können, sondern nur den einen Grafen Guido Guerra IV. (f 1213), der mehrere Söhne hatte, welche in der That 1219 Montemurlo an die Florentiner verkauften. Doch ist hierüber schon oben in einem anderen Zusammenhange das Nöthigste beigebracht und gezeigt worden 3), wie die Entstehung dieses Fehlers zu erklären ist. — Aus dem Verlauf des Krieges, den die Florentiner 1204^1208 gegen die Pistojesen führten, ist soweit uns derselbe bekannt ist, nicht ersichtlich, welchen Einfluss auf denselben ein anderer Kampf gehabt hat, den die Florentiner gleichzeitig mit Siena zu führen hatten. Die Fehden zwischen diesen beiden Communen hatten längere Zeit geruht. Die beiden in rascher Entwicklung begriffenen Städte hatten die Zeit nach dem Niedergang der Reichsgewalt in Tuscien dazu benutzt, sich gegen die ihnen benachbarten kleineren Orte und die Dynastengeschlechter ihrer Grafschaft zu wenden und ihre Territorien gegen diese zu erweitern. Jetzt geriethen sie über ihre Er- werbungen mit einander in Streit. So lange als die Florentiner mit Semifonte Krieg zu führen hatten, Hessen sie die Sienesen in ihrer Eroberungspolitik gegen die im Süden ihrer Grafschaft gelegenen früher zum Theil reichs- unmittelbaren Städte nicht nur gewähren, sondern versprachen denselben sogar, sie gegen Mon- talcino zu unterstützen *). Kaum aber war Semifonte gefallen, so wurde die florentinische Politik in Betreff dieser Orte eine ganz andere. Die Bewohner von Montepulciano waren es, welche diese Wendung herbeiführten, die den Florentinern allerdings nahe genug lag. Die Grenze derselben gegen die Grafschaft Siena hin bot noch mancherlei Unregelmässigkeiten dar. Es deckten sich die Grenzen des Contados und des Bisthuras hier nicht vollkommen. Wenn nun hier wegen der Grenzregulirung fortwährend Händel auszubrechen drohten, wie vortheilhaft musste 1) Nach Urkunden bei SavioU II. 2. 289. murlo an Florenz im Jahre 1254 siehe die Urkundeii- 2) Die Bedingungen sind hier nach Salvi I. S. 119 ausziige aus dem Florentiner Registrum in den Delizie und Savioli II. 1. 294. degli eruditi Toscani VIII. 13" u. f. 3) S. 88. Die Indiktion VII in beiden Urkunden 4) Oben S. 99. Die Namen der Florentiner, stimmt zu 1219, was ich hervorhebe, da die eine Ur- welche den Vertrag mit Siena von 1201 beschworen, künde in Pisa, die andere zu Florenz ausgestellt ist. sind abgedruckt in den Delizie degli Eruditi Toscani Ueber den perfekt gewordenen Verkauf von Monte- VII. 172 u. f. 109 es den Florentinern sein, im Süden der Stadt Siena zuverlässige Bundesgenossen zu haben, die Siena von Süden bedrohten, während sie selbst von Norden anrückten? Seitdem die Florentiner diese Politik einschlugen, und Siena so zu sagen zu umklammern suchten, war kein dauernder Frieden zwischen beiden Communen möglich. Mochten Kaiser oder Papst Frieden befehlen oder vermitteln, der Streit brach immer wieder von Neuem aus. Derselbe verschlang sich dann mit dem grossen die Welt bewegenden Kampfe des Kaiserthums und der Curie, so dass derselbe nicht nur ein rein locales, sondern auch ein reichsgeschichtliches Interesse beansprucht. Am 29. März 1201 hatten Siena und Florenz jenen schon erwähnten Vertrag mit einander abgeschlossen, der den Sienesen freie Hand gegen Montalcino Hess '). Am 27. September desselben Jahres nahmen diese die kleine Stadt nach einer seehszehnmonatlichen Befehdung ein. Sanzanome berichtet uns ausdrücklich, dass die Florentiner den Sienesen ihre Consuln mit einem Heere zu Hülfe gesandt hätten 2). Nach Sanzanome gab nun die erste Veranlassung zu den Zwistig- keiten zwischen den beiden Communen ein Streit um das Castell Tornano an der florentinisch- sienesischcn Grenze. Die Sienesen hätten dieses Castell, so sagt Sanzanome, treubrüchig von einzelnen Personen gewaltsam in Besitz nehmen lassen^). Es scheint so, dass die Herrn des Castells, Guarnelloctus, Chiantes und Matafellone, die Söhne des verstorbenen Mazzalombardus, und Mazzalombardus und Kainerius, die Söhne des Barakterius, das an der Grenze der Graf- schaften liegende Castell, das ihnen nicht ganz gehörte, durch Gewalt an sich gebracht und vielleicht die Vögte der Florentiner daraus vertrieben hatten. Nicht anders kann ich wenigstens Sanzanome verstehen, welcher die Sienesen den Florentinern sagen lässt, sie hätten keine Gewalt über das Castell, cum per nobiles, quorum est proprium, nobis contradicentibus teneatur, et volentes idem domini forte corpus integrum conservare, dissolutionem membrorum audire miuime patiautur. Dass die Besitzer des Castells, deren Name aus dem Verkaufsinstrument ■•) vom 12. October 1217 sich ergiebt, übrigens ein besseres Recht auf dasselbe hatten, als Sanzanome einräumt, geht ja schon allein aus der Thatsache hervor, dass der Bischof von Florenz dass Castell seinen In- habern abkauft, was gewiss unterblieben wäre, wenn die Guarnelloctus und Genossen einfach das Castell usurpirt hätten. Die zweifelhafte Rechtsfrage mag die Florentiner bewogen haben, nicht sofort loszuschlagen. Nach Sanzanome besannen sich die Florentiner nämlich wegen Tor- nauos Krieg gegen die volkreiche und kriegstüchtige Commune zu beginnen. Da boten die Be- wohner von Moutepulciano, welche versicherten, dass sie ganz unabhängig und nur dem Bischöfe von Arezzo in kirchlichen Dingen verpflichtet seien, ihre Unterwerfung unter Florenz an. Die 1) Muntalcino war durch eine Schenkung Ludwigs des Frommen 814 an die Abtei von S. Antimo ge- kommen. Diese übte hier Gerichtsl)arkeit. Der Prior dieses Klosters Griftb hat 1212 den vierten Theil von .Montalcino an Siena förmlich abgetreten. Malavolti, Historia di Siena Bl. 4ti. b. 2) Annales Senenses bei Pertz XVIII. 22«. Sanza- nome siehe Theil I. S. 13. Auch die Bewohner von Moutepulciano halfen den Sienesen dabei. 3) Tomauum castrum per singulare» personas violenter permittendo teneri fide fractis et pactls. 1. 1. Seite 13. 4) Vendiderunt turrim et palatinm et omnes casas et plateas et res alias pertinentes ad eos et in üassero et in Castro de Torniano, sive ejus burgis et omnes colonoB ascriptitios et inquilinos et homines cujus- que sunt generis cum eorum patribus, filiis, descen- dentibus et familiis et peculiis, qua habent in dicto Ca- stro et ejus curia et districtn. Lami, Monumenta II. 729. 818. nach dem s. g. Bulletone. 110 Florentiner nahmen diese an und stellten Montepulciano unter ihren Schutz '). Darüber wurden die Sienesen sehr erbittert, nahmen Tornano nun oifen in Besitz und bedrohten andere Castelle. Die Florentiner sendeten hierauf eine Gesandtschaft nach Siena und verlangten Genugthuung im Hetrefl' Tornanos, die ihnen aber von Siena in höflicher Form abgesehlagen wurde. Die Eigen- thiimer des Castells, sagten sie, hätten es gegen ihren Einspruch inne '(teneri). Die Florentiner thaten darauf das Castell und seine Herrn in den Bann. Da diese sich am Eigenthum von Florentinern vergriffen, legten jene wiederum auf Befehl der Consuln Beschlag auf 3.3 Packete Waaren sienesischer Kaufleute. Hierüber hätte es zum offenen Bruch zwischen beiden Städten kommen müssen, wenn nicht der Podestä Ogerius von Poggibonzi, wahrscheinlich auf Betrieb der Rektoren des tuscischen Bundes, die Vermittlung übernommen hätte. Er unterzog sich der Mühe, die strittige Grenze zwischen ;achdem es im 12. Jahrhundert meist mit Pisa verbündet gewesen war, als diese Stadt noch mit Lucca um die Vormachtsstellung in Tuscien stritt, neigte es sich gegen den Ausgang des Jahrhunderts immer stärker zu Lucca hin, um mit dieser Commune im Bündnisse Pisa das Gleich- gewicht in Tuscien zu halten. Als Pisa von Friedrich I. vor den übrigen tuscischen Städten begünstigt worden war, während Lucca und Florenz ihren Comitat 1185 verloren, trat Florenz seit 1197 an die Spitze der antikaiserlicheu Partei in Tuscien. Nachdem es nach Beseitigung seiner Irrungen mit dem Legaten Woifgcr von Aquileja, wir wissen nicht auf welche Bedingungen hin, seinen Frieden mit Otto IV. gemacht hatte, blieb es diesem bis zu dessen Tode treu. Nicht anders damals auch Pisa. Da kein Grund zu Rivalitätsstreitigkeiten zwischen beiden Städten vorlag, Florenz Jahre lang durch seinen Krieg gegen Siena in Anspruch genommen war, während Pisa im Kampfe mit Genua vollauf zu thun hatte, so war bis zum 3. Jahrzehnt des 13. Jahr- hunderts das Verhältniss der beiden Arnostädte äusserlich wenigstens ein friedliches. Wären in Florenz die Rücksichten auf Handel und Wandel damals die allein Ausschlag gebenden ge- wesen, so würde sich dieses Verhältniss wahrscheinlich auch noch länger behauptet haben. Denn Florenz, das allmälig eine bedeutende Fabrikstadt geworden war, bedurfte Pisas als des nächst und best gelegenen Seehafens für seine ein- und ausgehenden Waaren aufs Dringendste. Aber diese Handels- und Fabrikstädte waren damals auch von politischem Ehrgeize erfüllt. Ihr Adel war ein kriegerischer und händelsüchtiger; die gewerbetreibenden Bürger und Kaufleute der Städte waren stets fähig und bereit mit den Wafl'en in der Hand im In - und Auslande ihre \\ aaren, Gelder und Interessen zu schützen und zu vertreten. Eine Rauferei kriegerischer Adeliger von Florenz mit ])isanischen Edlen und eine hiermit zusammenhängende Schädigung florentinischer Kaufleute hat dann auch den lange vorbereiteten Bruch zwischen den beiden aufeinander angewiesenen Communeu wesentlich mit herbeigeführt, und damit die Reihe von Kriegen eröifnet, welche sich fast durch zwei Jahrhunderte bis 1406, bis zur gänzlichen Eroberung Pisas durch Florenz, hinziehen. Im Jahre 1218 hatten endlich Pisa und Genua unter päpstlicher Vermittlung mit einander Frieden geschlossen. Die vereinte Kraft der seetüchtigen Republiken sollte sich gegen die Un- gläubigen richten. In Tuscien herrschte Frieden zwischen den grösseren Städten. Doch mochten die Pisaner nicht weniger als die Sieneseu neidischen Blickes den Fortschritten zuschauen, welche die Florentiner an der Südgrenze ihres Contados machten. Es ist kein Zeichen von Eintracht zwischen Pisa und Florenz, wenn in dem Florenz feindlich widerstrebenden Poggibonzi 1220 ein vornehmer Pisauer Podestä war, welcher im Sommer dieses Jahres im Kampfe um Mortennano ^egeu die Florentiner liel. Im November desselben Jahres fand dann in Rom jene Rauferei zwischen adeligen Herrn aus Pisa und Florenz statt, welche sowohl nach der bei Villani vor- liegenden, vielleicht novellistisch ausgesciimückten Tradition, als nach dem Berichte des gleich- zeitigen zuverlässigen Iudex Sanzanome den Bruch zwischen beiden Städten herbeiführte. Zur Krönung Kaiser Friedrichs II. waren im November dieses Jahres aus vielen Communen (lern tingirten Schreiben hervor, das nach dem Formel- gerichtet haben soll. Winkelmann, Philipp von Schwa- bneb dea Buoncompagnus Pisa 1208 nach Deutschland ben I. S. 563 und 461. 118 Italiens Gesandtschafteu nach Rom gekommen. So auch aus Pisa und Florenz. Zwischen den Angehöligen beider Städte, die Zeltlager bezogen hatten, brach aus einem von Sanzanome nicht angegebenen Grunde Streit aus. Die Pisaner stürmten die Zelte der Florentiner, diese schlugen aber den Angriff nicht nur zurück, sondern griffen das Lager der Pisaner gegen Abend an, plün- derten dasselbe und tödteten und verwundeten nicht wenige der Pisaner. Als die Kunde hiervon nach Pisa gelangte, Hess der Podestä der Stadt ßonnacorso Cane die in ilir anwesenden Floren- tiner verhaften und ihre Güter mit Beschlag belegen i). Der Podestä von Florenz, Ugo del Grotto, richtete nun im Anfang des Jahres 1221 ein sehr entgegenkommendes Schreiben an Pisa, in dem er die Commune aufforderte, sich durch das, was Unverständige (insipientes) begonnen hätten, nicht zum Zorn fortreissen zu lassen; wolle Pisa die Commune von Florenz für die That jener verantwortlich machen, so unterwerfe diese sich ihrem Urtheilsspruche '^). Der Podestä von Pisa gab dem Gesandten der Florentiner hierauf nicht nur keine Antwort, sondern bedrohte ihn sogar, wenn er weiter vor ihm erschiene. So Sanzanome. G. Villani weiss auf Grund vou Zeugnissen älterer Personen, die es von ihren Vätern gehört, welche damals in Kom anwesend gewesen seien, den Anlass jenes Kampfes in Rom uns genauer zu erzählen. Er berichtet, seine Erzählung kurz zusammen gefasst, VI. 2, folgendes: Als zur Kaiserkrönung Friedrichs II. Gesandtschaften aus allen ^) Städten Italiens nach Rom gekommen seien, wären auch von Florenz und Pisa viele vor- nehme Herren dort gewesen. Sie habe ein Cardinal zu Tische gebeten, an einem Tage die Florentiner, am folgenden die Pisaner. Bei diesem Gastmahle habe ein Florentiner ein schönes Hündchen des Cardinais zum Geschenk erbeten und erhalten. Am folgenden Tage habe ein Pisaner dasselbe Hündchen erbeten und eihalten, da der Cardinal es vergessen, dass er es schon einmal verschenkt habe. Als nun der Pisaner einen Diener schickte, um das Hündchen abzuholen, hatte es der Florentiner schon erhalten. Darüber fühlte sich der Pisaner beleidigt, und es kam zwischen den Gesandtschaften zu beleidigenden Vorwürfen, dann zu einem Angriff der Pisaner Gesandtschaftsescorte auf die Florentiner Gesandtschaft, bei der diese anfänglich den Kürzereu zog, dann aber von den vielen Florentinern aus der Umgebung des Kaisers und des Papstes und den zahlreichen unter der Führung Oderigos dei Fifanti freiwillig nach Rom gezogenen Lands- leuten bitter gerächt wurde. Auf die Nachricht, welche die Pisaner Gesandtschaft hiervon nach der Heimath gelangen Hess, belegte die Commune von Pisa alle Waaren der Florentiner in ihrer Stadt mit Beschlag. Hierauf sendeten die Florentiner mehrere Gesandte nach Pisa, welche um Freigebung der Waaren baten und, da dieses verweigert wurde, Hessen sie sich zu noch de- 1) Nach einer unten mitzutheilenden Urkunde behaupteten die Florentiner dem päpstlichen Legaten Hugo von Ostia gegenüber, die Pisaner liielten ihnen grosse Geldsummen zurück (et Pisani, sicut asserunt, magnam percuniam detineant). Es scheint diese Klage insofern begründet gewesen zu sein, als die Pisaner ihre Bürger und ihre Bundesgenossen die den Floren- tiner Bürgern schuldige Geldsummen zu zahlen nicht anhielten, wesshalb gerade diese Zahlung im Fiiedens- instrumente hervorgehoben wurde, wie Sanzanome be- richtet. Auch von anderen Städten z. B. von Pistoja ist diese Angabe Sanzanomes urkundlich zu belegen. Salvi, Historia di Pistoja I. 156. Als die Hauptschuldner werden hier genannt Tagliat'erro und Alberto , die Söhne des Grafen Albert (von Mangona), die Söhne Eainers, Foreses und Leute von Capraja. Jetzt sollen diese bei Strafe der Verbannung aus dem Gebiete Pistojas zahlen. 2) Sanzanome ThI. L S. 21. Z. 13. 3) .Alle' Städte Italiens sandten keineswegs Ge- sandte, z. B. Genua nicht. Annales Senenses ad h. a. 119 raüthigereu Bitten, nur um den Ehrenpunkt zu wahren, herab. Aber die Pisaner, welche sich für HeriTi des Meeres und Landes hielten, wiesen selbst diese Anträge zurück und er- widerten, sie würden, wenn die Florentiner sie mit Krieg überziehen sollten, ihnen auf demselben Wege entgegen kommen. So entbrannte der Streit zwischen beiden Communen, der 1222 zur Schlacht von Castell del Bosco führte. — Es giebt einen unwiderleglichen Beweis dafür, dass die Gewährsmänner Villanis über die Anfänge dieses Krieges nicht vollkommen unterrichtet waren oder Villani nicht genau unterrichtet hatten. Dieser kennt die ausschlaggebende Ursache, die 1222 zum voUkommneren Bruche führte, gar nicht. Es war dieses der zwischen Pisa und Lucea ausge- hrochene Streit, der nach Sanzanome den ganzen Feldzug bestimmte. Dürfen wir aber desshalb auch annehmen, dass das, was Villani von der Veranlassung des Streites in Rom erzählt, historisch nicht verbürgt sei ? Bei der sorgfaltigen Angabe von Zeugen , auf die Villani seine Erzählung zurückführt, möchte ich die Erzählung nicht so unbedingt verwerfen, wie Hegel ') dieses thut. Jedenfalls beweist das Schweigen Sanzanomes über dieses Geschichtchen Nichts gegen dasselbe. Ob es innere Gründe unglaubwürdig machen, wird Geschmackssache bleiben. Auf keinen Fall hat Villani, der sonst vielerlei in seiner Weise motivirt und Zusammenhänge erfunden hat, die nie bestanden haben, dieses novellenartige Geschichtchen ersonnen. Zur Sache ist es ja auch gleich- gültig. Im Grossen und Ganzen stimmen Sanzanome und Villani vortrefflich miteinander über- ein: die Florentiner sind in Rom anfänglich die Angegriffenen gewesen, haben sich dann aber bitter gerächt: nichtsdestoweniger bieten sie die Hand zum Frieden, nachdem die Pisaner ganz gegen die bestehenden Verträge ihnen den Frieden in Pisa förmlich gebrochen haben. Dass die Florentiner vom Anfang des Jahres 1221 an bis zum Sommer 1222 mit ihrer Kriegserklärung an Pisa zögerten, beweist, wie unangenehm ihnen dieser Krieg war, und dass sie denselben gern vermieden gesehen hätten. Dazu trug ein Umstand bei, von dem uns weder Sanzanome noch Villani Etwas berichtet haben. Florenz befand sich 1221 noch in der Reichsacht, die der kaiser- liche Legat für ganz Italien, Bischof Conrad von Metz, über die Stadt verhängt hatte. Es ist aus der Urkunde^), die uns dieses Faktum aufbewahrt hat, nicht ersichtlich, warum dieser Bann verhängt worden ist. Da Conrad von Metz Ende 1120 in Tuscien weilte (siehe oben S. 89), so ist es möglich , dass die Florentiner von dem Legaten wegen der Vorgänge in Rom gebannt worden sind. Die Florentiner, die nach dem Ausdrucke des Bischofs Hugo den Papst tamquani tutissimum portum salutis ansahen, waren ofienbar schon jetzt gut päpstlich gesinnt und bereit, an dem Kreuzzuge theilzunehmen, zu dessen Ausrüstung jeder Ritter 20 Solidi, und jeder bürger- liche Haushalt (decem .solidos per quodlibet foculare peditis) 10 Solidi zum Juni 1221 zu zahlen sich verpflichtete. Dazu kam, dass die Pisaner seit 1220 nicht müssig gewesen waren und sich verschiedener wichtiger Bundesgenossen versichert hatten. So hatten sie das Bündniss, dass sie 1208 mit Siena geschlossen, am 10. Jidi 1221 erneuert und dadurch den Florentinern einen nicht verächtlichen Feind erweckt 3). Denn mit Siena war die mächtig aufstrebende Commune von Poggibonzi, die 1) Historische Zeitschrift XXXV. S. 44. zuge datirt, wie ich irgendwo gefunden habe, vom 2) Epistola Hugonis epiacopi Hostiensis ad 4. April 1221. Honoriura III. bei Marlene et Durand, Collectio I. lUiii :i) Den Vertrag mit Siena kenne ich aus dem 2. A. Das Versprechen der Florentiner zum Kreuz- Citat im Archivio storico. Ser. III. Vol. IV. S. 9. Ifi 120 nahe an 2000 erwaclisene männliclie Einwohner zählte, seit dem 10. Juli 1221 duicli ein Bünduit^s aufs Engste verbunden i). Man darf bezweifeln, dass es zwischen Florenz und Pisa damals schon zu einem grossen Zusammenstosse gekommen wäre, wenn nicht eine von dem Zuthun der Florentiner ganz unab- hängige kriegerische Complication , die ganz Tuscien in Mitleidenschaft ziehen musste, dieselben doch zum Losschlagen gezwungen hätte'-). Zwischen den Nachbarstädten Pisa und Lucca bestand schon seit langen Jahren kein dauernder Frieden mehr. Bei jeder Gelegenheit flackerte der tödtliche Hass, der zwischen beiden Conununen bestand, zu kriegerischen Flammen auf Wir werden daher auch der Nachricht der Annalen des Tolomeo von Lucca glauben dürfen, dass sich die Lucchesen bei jener be- rühmten Eauferei, die 1220 gelegentlich der Krönung Friedrichs IL in Rom zwischen Florentinern und Pisanern zum Ausbruche kam, auf Seiten jener gegen diese betheiligt haben. In den meisten dei- artigeu blutigen Händeln scheinen die Pisaner, wie auch hier, der angreifende Theil gewesen zu sein. 1) lieber den Vertrag Sienas mit Poggibonzi siehe unten. 2j Dem Folgenden liegt der Bericht Sanzanomes zu Grunde. Derselbe ist einseitig florentinisoh gefärbt. Bei Erzählung der Streitigkeiten zwischen Pisa und Lucca bin ich der Darstellung Beverinis, Annales Lucensis Urbis I. S. 308 u. f. gefolgt. Beverini, der sein Werk im 17. Jahrhundert in classischem Latein schrieb, ist für uns an sich keine zuverlässige Quelle. Er sagt aber ausdrücklich 1. 1. , dass er diese seine Darstellung aus antiquis annalibus geschöpft habe. Da die von ihm genannten Personen in jener Zeit nachweisbar sind, vor Allem aber seine Beschreibung des Kriegsschauplatzes und Einzelheiten der Schlacht von Castell del Bosco (die Florentiner stehen auf dem rechten Arnoufer, kommen den Lucchesen, die im Gedränge sind, zu Hülfe etc.) mit dem Bericht San- zanomes bei aller Verschiedenheit der florentinischen und lucchesischen Darstellung übereinstimmen, so gewann ich die Ueberzeugung, dass die Darstellung Beverinis auf einer alten Aufzeichnung beruhe und durchaus verwendbar sei. Da in Tommasi, Sommario della stroria di Lucca S. 81 davon die Rede ist, in der berühmten luccheser Chronik von Giovanni Ser- cambi, welche die Geschichte Luccas von 11C4 bis 1423 darstellt, und die leider noch immer nicht voll- ständig herausgegeben ist, sei dieser Krieg ausführ- lich erzählt, so vermuthete ich, Sercambi sei die Quelle Beverinis gewesen. Ich schrieb desshalb an meinen Freund Herrn Archivdirektor S. Bongi nach Lucca. Er antwortete mir umgehend Folgendes: ,11 racconto del Beverini della guerra fra Pisa e Siena dell' anno 1222 e un Impasto delle narrazioni dei nostri aunalisti antecedenti, di cui abbiamo un numero grandissimo d'inediti dei sec. XVI e XVII anteriori ad esso Beve- rini •, i quali alla lor volta hanno lavorato sopra memo- rie ed annali antecedenti per !o piü anonimi, di cui non si hanno generalmente codici anlichi specialmente dopo l'incendio della Biblioteca Pubblica avvenuto nel 1822. II Beverini fu stampato per la sua bella latinita e magniloquenza, ma e pochissimo adatto a servire di base ad una indagine sulle antiche fonti storiche. Altri cronisti, e specialmente il Bendinelli, ch' e tuttora inedito, esaminano anche Archivi e cer- carono documenti. Tutti poi conobbero il Serbambi e se ne valsero. Costui ha un capitolo sopra il fatto guerresco del 1222 ch' ebbe per principale effetto la distruzione del castello di Montemoreccio. Verl docu- menti di quella guerra non conosco, e non pare che ne vedesse nemmeno il Tommasi, che si appoggiö principalmente al Sercambi.' Da Herr Bongi so freundlich war, mir zur Vergleichung das Capitel Ser- cambis, das von der Sohlacht bei Castell del Bosco handelt, aus der Originalhandschrift abzuschreiben, so konnte ich erkennen, dass Beverini hier nicht Ser- cambi folgt, sondern beide eine gemeinsame alte, gute Quelle gehabt haben. Denn dass Sercambi, der im 15. Jahrhundert schrieb, seine richtigen Angaben nicht erfunden haben kann, sondern für unsere Zeit ein älteres Annalenwerk benutzt haben muss, liegt auf der Hand. — Man sieht bei dieser Gelegenheit, was für die ältere Annalistik Luccas trotz der Annalen der Stadt von Tolomeo noch zu thun ist. 121 Das wilde verwegene Piiateug-eschleelit , das in den endlosen Kämpfen gegen die Ungläubigen und die Genuesen in Pisa aufgewachsen war, hatte den Respekt vor dem Rechte der Nachbarn verloren. Wenn im Winter keine Gelegenheit war, seine kriegerische Kraft auf dem Meere zu zeigen, so entspannen sich blutige Händel zu Hause, oder die Herrn der Terra ferma hatten von ihnen zu leiden. So hatten die Pisaner auch bald nach der Rltckkehr von dem grossen Zuge gegen Damiette einen Einfall ins Gebiet von Lucca gemacht und hier geplündert und gesengt. Dafür hatte Pa- rentius, der energische Podestä von Lucca, ein Römer, dessen schweren Arm die Geistlichen von Lucca soeben zu fühlen bekommen hatten, einen Rachezug nach der Küste der Versilia unter- nommen. Einen grossen Transport Oel, den die Pisaner nach Africa hatten verschiffen wollen, hatte er dabei erbeutet. Um sich hierüber zu beschweren, schickten die Pisaner eine Gesandt- schaft nach Lucca, die aber keinen Erfolg hatte. Die Pisaner schaffiten sich desshalb selbst Recht und drangen, in der Nähe des heutigen Viareggio, in den lucchesischen Hafen Porto a Elici ein, nahmen eine Anzahl mit lucchesischen Waaren befrachtete Schiffe weg und schleppten dieselben nach Pisa. Jetzt war die Reihe an den Lucchesen nach Pisa Gesandte zu schicken, die aber nun auch abgewiesen wurden. Da es das Aussehen gewann, als würde ein grosser Krieg ent- brennen, so beschlossen die Lucchesen, einen Hügel am linken Ufer des Serchio, wo jetzt Casti- glioncello liegt, unmittelbar an der Grenze der Grafschaft Pisa, durch eine Besatzung zu schützen. War doch auch das Gerücht verbreitet, der neue Podestä von Pisa, Albergotto di Pandimiglio, ein bewährter Krieger, habe bei Uebernahme seines Amtes versprochen, au der pisauisch- lucche- sischen Grenze drei feste Castelle zu errichten. Die Pisaner waren über die Besetzung des Hügels von Castiglioncello, der den Eingang in das Val di Pisa beherrschte, selbstverständlich sehr er- bittert und erklärten, es könne von keinen friedlichen Verhandlungen zwischen ihnen und Lucca die Rede sein, bis jene Besatzung zurückgezogen wäre. Als Antwort hierauf übertrugen die Lucchesen ihrem Podestä die Entscheidung über Krieg und Frieden. Dieser schickte, ehe er es zum Aeussersteu kommen Hess, seinen Iudex Piero dei Boni von Rom, seinen Schreiber Frederico und 12 adelige Lucchesen als Gesandte nach Pisa, um über Frieden oder Waffenstillstand zu verhandeln. Der Friede solle von allen Bewohnern der Stadt vom 15. bis zum 75. Jahre, wie es vordem geschehen, beschworen werden, der einander zugefügte Schaden abgeschätzt uml ersetzt werden, und keiner der beiden Parteien es gestattet sein, Befestigungen au den Grenzen gegen- einander zu errichten. Doch wollten die Lucchesen nicht gezwungen sein, ihre Besatzung von Castiglioncello zurückzuziehen. Hiergegen wollten die Pisaner nur einen Waffenstillstand von zehn Tagen bewilligen und keinen Eidschwur leisten. Da die Lucchesen glaubten, es sei den Pisanern nur darum zu thun, Zeit zu gewinnen, beschloss ihr Podestä Parentius, die Besatzung von Castiglioncello zu verstärken und durch Mauern und Gräben zu sichern. Dieses geschah in solcher Eile, dass die Pisaner nicht eher Kunde davon erhielten, bis die Bauten nothdürftig vol- lendet waren. Als aber die Nachricht über dieses Vorgehen der Lucchesen nach Pisa gekommen war, wurde das niedere Volk so gegen seine Regeuten aufgebracht, dass diese sich veranlasst sahen, nun ihrerseits Gesandte nach Lucca zu senden, um über Frieden oder Waffenruhe zu ver- liandeln. Der Judex Albertus Roncioni, Ugone de Grotta, Gilbertus und Bonaccursus Gatti, Männer aus vornehmen pisaner Familien, gingen als Gesandte nach Lucca. Da sich dieselben, in der 122 Stadt angekommen, direkt in den Palazzo des Podestä begaben, wies sie dieser kurz ab, worauf die Pisaner sofort nach Hause zurückkehrten. Doch das gefiel auch dem Volke von Lucca nicht. Ein Abgesandter der Stadt, Cacciamonte, holte sie von Pisa zurück. Aber das Verlangen der Pisaner, die Besetzung von Castiglioncello aufzugeben, fand auch in der Eathsversammlung der Lucchesen keinen Beifall. Die Gesandten zogen, ohne Frieden gefunden zu haben, zurück. Der Podestä Parentius begab sich selbst nach Castiglioncello, wo ein glücklich aufgefundener Stein- bruch die Anlage eines festen Castells wesentlich erleichterte. Um sich hierfür zu rächen, zogen die Pisauer mit dem Aufgebot ihres Heeres, das sie namentlich dem Stadtviertel der Kinsica entnommen hatten, am Arno aufwärts auf lucchesi- sches Gebiet zwischen die Era und Evola. Denn bis hierher, bis auf das linke Ufer des Arno, erstreckte sich die Diöcese von Lucca. Durch viele kaiserliche ßeleihungen war den Bischöfen dieser Stadt das Gebiet um Palaja und Montopoli zugesprochen worden, die Lucchesen rechneten es daher zu ihrer Grafschaft. Aber auch vornehme pisanische Geschlechter, z. B. die Uppezzinghi besassen hier Grund und Boden, und die Pisaner hatten sich von den Kaisern an denselben Orten Rechte und Güter bestätigen und verleihen lassen, die diese schon in anderen Urkunden an den Bischof von Lucca vergeben hatten, und umgekehrt. Die Ursache zu endlosen und unentwirrbaren Grenzstreitigkeiten war so hier gegeben. Unter diesem vielumstrittenen Hügellande zwischen Era und Evola, Montecalvoli und Santa Maria a Monte gegenüber, erstreckte sich in das damals sehr waldreiche und sumpfige'Arno- thal ein sich sanft abdachender Hügel. Nach Osten breiteten sich von ihm fruchtbare Felder aus, während nördlich der Arno fliesst. Nach Süden und Westen zogen sich damals Wälder hin. Die Lucchesen nannten den Hügel Montemorectium ') (Montemoreci) , während die jüngeren Florentiner den Ort nach einer später dort erbauten Burg Castell del Bosco nannten. Auf diesem Hügel legten jetzt die Pisaner eine Burg an, befestigten sie mit Mauern und Thürmen und zogen einen grossen, 15 Fuss breiten, Graben um sie. Damit nicht genug, legten sie zu Piannettole di S. Gervasio (Planectule) eine zweite Befestigung an. Die Lucchesen hielten sich diesem Vorgehen der Pisaner gegenüber hier auf der Defensive. Sie begnügten sich, San Gervasio und Pontedera durch rasch dorthin geworfene Besatzungen zu sichern. Ebenso schützten sie die Burg von Palaja. Die Pisaner, welche auf diese Weise den Feind jetzt in ihrem Kücken hatten, suchten desshalb sich San Gervasios zu bemächtigen. Doch wurde ein Angriff, den sie mit 700 Mann auserlesener Truppen machten, zunächst abgewiesen. 1) Ueber die Identität von Montemoreci und Castell del Bosco im Allgemeinen kann kein Zweifel sein. Die älteren Quellen, Sanzanome, Tolomeo von Lucca und die Annalen, die Beverini benutzt hat, nennen den Ort Montemoreci; Villani spricht von der Schlacht bei Castell del Bosco. Wie der ältere Name allmälich unbekannt wurde, sieht man aus Simone della Tosa, der sagt : I Fiorentini sconfissono i Pisani al Castello del Bosco a Monte Moreta. Der von den Fisanern angelegte Bau hat natürlich nicht da gele- gen, wo jetzt „die Poststation Castell del Bosco im sumpfigen Thale' liegt, sondern wahrscheinlich dort, wo die Kirche des Ortes auf dem Hügel rechts von der Heerstrasse erbaut ist. Auf der (österreichischen^ Generalstabskarte von Mittelitalien (Blatt Pisa) tritt der Hügel von Castell del Bosco recht gut heraus. — Ob der Arno nicht auch hier, wie bei Calcinaja, sein Strombett seit dem 13. Jahrhundert verändert hat, wage ich nicht zu entscheiden. Es liegt mir hierüber keine Urkunde vor. Unwahrscheinlich scheint mir aber nicht, dass er nördlicher geflossen ist 123 Von Piannettole aus verwüsteten dann die Pisaner die Gegend und suchten selbst Montecalvoli in ihre Gewalt zu bekommen. Aber auch die Montecalvolesen schlugen den Angriff zurück und nahmen eine Anzahl Schiffe, die auf dem Arno Zufuhr und Waaren herangebracht hatten, weg uder verbrannten dieselben. Hierauf ruhten auf diesem Theile des Kriegsschauplatzes einige Tage die Waffen. Da brach der Markgraf Conrad Malespina vom Norden her in das Gebiet von Lucca ein, und die Lucchesen mussten einen Theil ihrer Truppen unter dem Consul Galganetto Kaiuulfi dorthin werfen. Obwohl nach lucchesischer Darstellung der Sieg auch hier den Gegnern Pisas verblieb, wollte doch diese Stadt nicht auf die Fortsetzung des Krieges verzichten und rief dazu die Hülfe von Pistoja an. Jetzt erst sandte nach lucchesischem Berichte Lucca nach Florenz und bat um Hülfe, während nach Sanzanomes Darstellung, die gewiss die richtige ist, die Luc- chesen sich vor dem Ausbruche des Krieges der Hülfe der Florentiner versichert hatten. Da dieselbe aber auf sich warteu Hess, so bat jetzt Lucca um IJeschleanigung des Ausmarsches der riorentinischen Truppen. Da die Pisaner eine Menge Truppen in der Lombardei geworben hatten und auch des Zuzugs ihrer Bundesgenossen von Siena und Poggibonzi sicher waren, war die Lage der Lucchesen, die bei einzelnen Scharmützeln den Kürzeren gezogen hatten, allerdings eine gefährdete. Da traf die Hülfe der Florentiner ein. Der Podestä derselben , Odo di Pietro Gregori von Rom, hatte vor dem Ausniarsche der Florentiner einen Fehdebrief nach Pisa gesendet, in dem er als Tag seines Aufbruches zum Schutze der verbündeten Lucchesen den nächsten Sonntag ansagte. Umgehend erwiederte der Podestä von Pisa, Albergotto di Pandimiglio, er werde bis zum nächsten Sonntag ruhen, dann aber die erwarten, welche die Pisaner verhindern wollten, das auszuführen, was sie beschlossen hätten. Da rafften die Florentiner rasch ihre Mannschaften zusammen und zogen, obwohl weder ihre Bundesgenossen noch die Krieger des Contados voll- zählig angekommen waren, mit ihrem Fahnenwagen den Arno abwärts dem Kriegsschauplatze entgegen. Nachdem der Podestä Odo di Pietro Gregori eine den Kriegsniuth der Florentiner ent- flammende Rede gehalten hatte, ging ein anderer Führer derselben auf die Situation, in der mau sieh befand, näher ein. Fr hob nach Sauzanome hervor, dass die Pisaner sich auf eigenem Grund und Boden befänden und mit Lebensmitteln reichlich versehen seien und daher darauf' rechneten, dass die Florentiner nicht so lange wie sie im Felde stehen bleiben könnten, dann aber, wenn sie abgezogen seien, die Lucchesen aus dem Felde zu schlagen gedächten ; man müsse daher einen geschickten Angriff machen; er schlage eine Umgehung des Feindes vor und in dessen rechter Flanke das Castell von Bientiua zu überfallen. Entweder würdeu sie dann sich leieher Beute bemächtigen oder mit dem Feinde, der Bientiua zu Hülfe komme, kämpfen. Im Falle, dass sie abgewiesen würden, möge jeder Sachverständige (sapiens) darüber nachdenken, wie sie sich zurückzuziehen hätten. Dieser Vorschlag fand Zustimmung, und sofort zog ein Drittel des Fussvolks der Floren- tiner mit der gesammteu Reiterei gegen Nordwesten ab, halb in den Rücken der pisanischen Aufstellung. Die Umgehungscolonne fand Bientiua unbesetzt, plünderte den Ort aus und zündete ihn an. Als sie beutebeladen nach dem Lager zurückkehren wollte, zeigten sich auf dem linken Arnoufer die Pisaner. Jede der Parteien stürzte sich in den Fluss und es entspann sich ein Kampf in den Fluthen des Arno, bei dem jedoch schliesslich die Pisaner geschlagen wurden, da eine andere Abtheilung ihrer Feinde in Schlachtordnung (acies militum) aus dem Walde hervor- 124 brechend sich in den Kampf einmischte. Von beiden Seiten kamen nicht wenige (plures) um, (loch verloren die Pisaner achtzig vornehme Krieger, die in die Gefangenschaft der Florentiner fielen, worauf sich die Uebrigen zur Flucht wendeten. Die Florentiner verfolgten die Geschla- genen fast eine Miglie lang, drangen in Calcinaja, das damals noch auf dem linken Ufer des Arno lag, ein und verbranten diesen Ort'). Nach diesem für die Pisaner unglücklichen Gefechte trat eine vollkommene Waflfenruhe ein, während der „die Rosse auf den Wiesen weideten"^) und die verschiedenen Abtheilungen der Heere sich auseinander zogen. Ob ein für die Lucchesen günstiges Gefecht, bei dem sich namentlich Ugolinus Paganellus dei Porcari von Lucca und Inghiramus von Montemagno besonders aus- zeichneten, in diese Tage oder in die Zeit vor der Ankunft der Florentiner fällt, wage ich nicht zu entscheiden. Schon glaubte man aber jetzt im Lager der Florentiner bei dem grossen Ver- luste, den die Pisaner erlitten, würde es zu keinen weiteren Kämpfen kommen, und man könne das Heer der Lucchesen ganz von dem florentinischen trennen. Da trafen die Hülfstruppen von Siena, unter der Führung des Podestä Wilhelm von Persico, und von Poggibonzi ein und schlugen von den Pisanern getrennt ein Lager auf Jetzt sahen die Florentiner ein, dass ohne neue Kämpfe kein Frieden zu erreichen sei. War doch die Rückzugslinie der Florentiner durch die Sienesen aufs Aeusserstc bedroht. Ein Angriff, den die Pisaner auf die Lucchesen in früher Morgenstunde am 21. Juli 3) machten, führte zur entscheidenden Schlacht. Die Pisaner und Pistojesen, welche ein verpallisadirtes Lager inne hatten, 'standen aller Wahrscheinlichkeit nach auf dem Hügel, der jetzt nach der Villa Gino Capponis Varramista genannt wird, zwischen dem Bonello und Ricavo, kleinen Gebirgsbächen , die sich hier in den Arno ergiessen. Im Arnothale selbst hatten die Lucchesen ihr Lager aufgeschlagen. Von ihnen getrennt lagerten die Florentiner und zwar, wenn wir nicht eine Theilung derselben in zwei Lagerstätten annehmen wollen, auf dem rechten Ufer des Arno''). Die Pisaner eröffneten in der 1 ) Calcinaja liegt bekanntlich jetzt auf dem rechten Arnoufer. Aber im Mittelalter floss der Arno, der jetzt in der Nähe von Montecalvoli eine starke Biegung nach Süden macht, zwischen S. Colomba und Calci- naja hindurch. Noch jetzt zeigt der s. g. Arno vecchio das alte Strombett an. Unweit von Vico Pisano ver- einigen sich beide Strombetten. Wann der Arno sein neues Strombett gebrochen, weiss ich ich nicht. Am Ende des 15. Jahrhunderts war es nach einer Notiz, die sich bei Paulus Jovius findet, noch nicht ge- schehen. Repetti V. 759. Warum Hegel 1. 1. S. 41 die Niederlage der Pisaner nach Vico Pisano verlegt oder benennt, weiss ich nicht. Von diesem Gefechte be- richten ganz bezeichnend die alten lucchesischeu An- nalen bei Beverini nichts. 2) Caballis per prata ludentibus, sagt Sanzanome. Vielleicht ist unter diesen prata die jetzt noch Prata della Vajana genannte Niederung zwischen Castell del Bosco und der Cecinella gemeint, auf der sich ohne Frage ein Theil der Schlacht abspielte. 3) Der Tag der Schlacht steht durch die Annales Senenses (Monum. Germ. XIX. 221) und die Gesta Fiorentinorum fest. Nach Sanzanome begann die Sehlacht parum post horam nonam, selbstverständlich nach italienischer Zählungsart. 4) Feststeht nach Sanzanome, dass der Lager- platz der Florentiner sich am Arno befand. In campo Fiorentinorum reraanserunt CCC milites juxta flnmeu, sagt S. ganz bestimmt und unzweideutig. Da das Gefecht der Florentiner mit den Sienesen im Arno stattfindet, und man doch nicht annehmen kann, dass die Sienesen, welche von der Heimath auf der grossen Heerstrasse über Poggibonzi nach dem Arno gezogen waren, über diesen Fluss gegangen und sich ganz von den Pisanern getrennt zwischen die Lucchesen und deren Heimath, also genau auf die Rlickzugslinie dieser 125 Frühe des 21, Juli die Schlacht, welche sich bis zur siniiendeü Nacht hinzog. Sie griffen die Lucchesen an und bedrängten dieselben hart. Aber ihnen kamen die Florentiner, die von ihrem Lager aus den Angriif der Pisaner gesehen hatten, über den Arno her, wie die ,alten luccheser Aunalen' ausdrücklich sagten, rasch zu Hülfe, befreiten nicht nur die gefangenen Lucchesen, sondern (hängten die Pisaner nach ihrem Lager zurück. Hier vor dem Lager der Pisaner entbrannte ein wUthender Kampf um dasselbe. Endlich konnten die Pisaner nicht mehr Aviderstehen und flohen. Au 1500 Gefangene fielen den Florentinern in die Hunde'), das Lager der Pisaner wurde ge- plündert. Während sich so in dem Centrum der Sieg auf die Seite der Florentiner neigte, war auch ein Stützpunkt der Aufstellung der Pisauer, das Castell del Bosco, Montemoreci, in die Hände der schwerbewaftnetcn Fusstruppen, der scutiferi, gefallen. Dieselben hatten das erst neuerdings angelegte Castell eingenommen, während der Kampf um das Lager der Pisaner tobte. Gleich- zeilig mit dem Sturme auf das Lager der Pisaner hatte sich stromaufwärts, ein Kampf zwischen einer anderen Heere.sabtheilung der Florentiner und den Sienesen entsponnen. Man kämpfte bei der Julihitze hier wieder, wie vor einigen Tagen, in den Fluthen des Arno. Der Erfolg blieb un- entschieden. Die Sienesen behaupteten das Schlachtfeld und machten eine Anzahl Gefangene'^). In der folgenden Nacht zogen sie sich aber zurück, da sie sieb, wie Sanzanome als Motiv angiebt, nicht mit den Pisanern über den Rückzug verständigen konnten. Die Lucchesen und Florentiner hatten einen grossen Sieg über die erste Stadt Tusciens gestellt haben werden, so bleibt nur übrig anzunehmen, ilass die Florentiner auf dem rechten Arnouter ihr Lager aufgeschlagen hatten, wie sich auch aus dem luccheser Berichte ergiebt. Die Sienesen werden die Schlacht nach dem Orte genannt liaben, an dem sie mit den Florentinern handgemein wurden: in der Nähe iler Brücke über den Arno oberhalb S. Maria a Monte ijiixta pontem Ami supra S. Mariam de Monte). Ob 'iamit die Brücke, die unweit Castelfranco jetzt über den Arno führt, gcmeintist, will ich nicht sagen. Die nächste bekannte Brücke, die 1222 in dieser Gegend über den Arno führte, ist die bei Fucecchio, die Brücke, über welche die Strada Francigcna führte, auf der die Sienesen gekommen waren. Sie kann aber hier nicht -emeint sein. — Die Lucchesen und Florentiner lagerten nicht an einem Orte, das ergiebt sich aus dem Verlaufe der Schlacht. Das Castell del Bosco (Montemoreci) muss von dem ersten Verstösse rechts gelegen haben und zwar nicht so weit von dem Arno zur Linken als das Lager der Pisaner. Denn die langsam vorrückende schwere Infanterie der Florentiner, die scutiferi, nahmen das- selbe ein, während das Lager der Pisaner erstürmt wurde. 1) .Sanzanome giebt diese Zahl der Gefangenen an, unter der ich die Gesammtzahl verstehe. Die Ab- leitungen der Gesta Florentinorum geben verschiedene Zahlen. Die hüchste Zahl 14i:4 hat Paolino Pieri. 2) Die Annalen von Siena sagen von ihren Lands- leuten : solis Senensibus usque ad finem plus in campo perdurantibus. Ist an sich auf dieses Zeugniss nicht mehr zu geben als auf das Sanzanomes, der von den Florentinern sagt, sie hätten die Sienesen, aus dem Flusse wenigstens, in die Flucht geschlagen, dann aber einräumt, dass die Sienesen ihr Lager bis zu ihrem freiwilligen, offenbar nicht belästigten Rückzüge behauptet hätten, so ergiebt sich die Thatsache, dass die Florentiner den Sienesen gegenüber keine entschie- denen Vortheile davon getragen hatten, sicher daraus, dass die Sienesen eine Anzahl gefangener Florentiner mit fortführten. Dieses Faktum wird aus einer Mit- theilung des merkwürdigen von L. Bancin veröffent- lichten Mcmoriale delle offese etc. (Arcliivio storieo Italiano Ser. IIL T. XXII) über allen Zweifel erhoben. Hier heisst es: Item memor esto de Colle Vallis Else, (juod ad ignominiam tuam partem fovet emulorum tuo- rum ; et cum cives tui revertebantur, tempore potestaric Guilielmi de Persico L'remonensls, de exercitu et ad- jntorio Pisanorum contra Lucenses et Floreutinos, abs- tulit quibusdam de tuis in fortia sua plures captivos, quos ceperunt de Florentinis et eos post requisitionem sibi factam tibi reddere contradixit. Diese Notiz ist geschrieben 1223. 1-2(5 erfocliten. Die Schlacht von Castell del Bosco eröftnet die Reihe der Niederlag;en der Pisauer, durch welche diese Stadt im 13. Jahrhundert ihre Vorherrschaft in Tuscien und dem westlichen Mittelmeerbecken verlor. Sie war um so beschämender für Pisa, als der Generallegat des Kaisers für Tuscien, der Truchsess Gunzelin von Wolfenblitteli), der Schlacht, wenn auch nur als Zuschauer beigewohnt hatte -). Unter dem Schutze der Nacht flohen die Pisaner stromabwärts ihrer Heimath zu, wobei die Bewohner von Montecalvoli sie arg bedrängten. Die von den Pisanern auf lucchesi- schem Grund und Boden erbauten Castelle von Montemoreci und Piannettole-*) wurden am Tage nach der Schlacht von den verbündeten Heeren von Grund aus zerstört. Durch diesen Erfolg war in dem Heere der Florentiner, welche wenige Tage zuvor noch um ihre Rüekzugslinie in grosser Sorge gewösen waren und von Proviantmangel sich bedroht gesehen hatten , Manchen der Muth so sehr gewachsen , dass sie riethen vorwärts bis ans Meer zu ziehen und Pisa und die Land- schaft zu verwüsten und zu zerstören. Obwohl Sanzanome die Möglichkeit hiervon bejaht , so entschied sich doch die Mehrzahl dafür, mit dem gewonnenen grossen Siege sich zu begnügen. Mit ihren zahlreichen Gefangeneu, welche zum guten Theile gestorben sein sollen, ehe sie nach Florenz kamen, zogen die Florentiner nach Hause, während die Lucehesen noch eine Anzahl Castelle zwischen Era und Evola, die an die Pisaner sich ergeben hatten, in ihre Gewalt brachten. Die Besatzungen von Cerreto und Montiscastello und S. Gervasio, das nachträglich noch in die Hände der Pisaner gefallen zu sein scheint, waren freilich rasch nach der Niederlage des Heeres geflohen. Aber die Bewohner von Marte mussten erst durch eine Auiforderung des neuen Podestä Wilhelm Ventus aus Genua zur üebergabe bestimmt werden. Die Bewohner von Castell Monte- moreci verpflanzten die Lucehesen in die Nähe von Bientina. Die Thore des Castells führten sie im Triumphe nach Lucca und stellten sie vor San Miehele auf. — Bald darauf trafen Gesandte der Pisaner in Florenz ein, um über den Loskauf der Gefangenen, so wohl der Pisäner als ihrer Bundesgenossen, zu verhandeln. Da von einer Gebietsabtretung und Grenzberichtigung dieses Mal noch nicht die Rede sein konnte, so stellten die Florentiner die For- derung, Pisa solle für sich und seine Bundesgenossen von Siena, Pistoja, Volterra, Colle*), San Gemi- gnano und San Miniato, die gezwungen den Krieg gegen Florenz mitgemacht hätten, alle Forderungen zahlen, welche Florentiner Bürger an Angehörige dieser Städte zu stellen hätten. Obwohl sich die Gesandten von Pisa anfänglich weigerten auf diese Bedingung einzugehen, da sie hierzu keinen Auftrag hätten, so mussten sie nachgeben, da die Befreiung der Gefangenen ohne Erfüllung 1) Vergleiche über diesen wichtigen Reiohs- beamten das Asseburger Urkundenbuch, herausge- geben vom Grafen Bocholtz- Assebiirg. I. S. VII und 27 u. f. 2) Ante faciem ejus (carrocii) Gonzolino legato magnifieentissimi Federigi Imperatoris existente, qui super renes eornra incessabilter fabricassent, si infor- tunium contigisset eisdem. Ich kann den „anschau- lichen" Bericht Sanzanomes doch nur so verstehen, dass Gunzelin , der die Reichsacht gegen die Floren- tiner vollstrecken wollte, sich auf Seiten der Feinde derselben während der Schlacht befunden hat. Nach der Niederlage der Pisaner war von dieser Reichsacht nicht mehr die Rede. H) Das Castell Plauectole i. e. Pianettole di San Gervasio lag im Val d' Era einige Miglien südsüd- westlich vom Schlachtfelde. 4) üb C'olle im Val d'Elsa hier richtig genannt ist von Sanzanome, möchte ich um so mehr bezweifeln, da er hier die Poggibonzesen nicht unter den Bundes- genossen der Pisaner aufführt, die er früher genannt hat. Die Bewohner von CoUe erwiesen sich den Sienesen auf deren Rückzug ohne Zweifel feindlich. Oben S. 125. Anm. 2. 12^ dieser Forderung keinen Fortschritt maciite. Die Pisaner niussten sich bequemen, nach einem Schiedsspruch von Florentiner Sachverständigen 63000 Pisaner Lire für sich und ihre Bundes- genossen auszuzahlen!). Wann dieses geschehen ist, lässt sich bei dem Maugel einer da- tirten Urkunde nicht mehr genau feststellen. Am 27. März 1223 lieferten erst die Pisaner ihre Gefangenen iu Pistoja an Florenz und Lucca aus und im Mai 1224 baten sie die Sienesen ihre Geiseln an Florenz zu geben, damit ihre in Florenz zurückgehaltenen Gefangenen heim- kehren könnten. (Archiv von Siena Kai. vecch. \öO^. vom 10. und 21. Mai.) Erst am 21. Juni 1224 machten die Florentiner bekannt, dass die Sienesen, Pisanei', Pistojesen mit ihrer Habe frei und ungehindert das Gebiet von Florenz passiren könnten. Salvi, Stör, di Pistoja S. 159. — Zu dem Jahre 122ö haben unsere Annalen bemerkt, dass die Florentiner CamoUia, eine Vorstadt Sienas, eingenommen hätten. Die Ableitungen der Gesta Florentiiiorum wissen so wenig hiervon als Sanzauome und die Aunales Senenses. Nur die von Dei, ein volles Jahrhundert nach der angeblichen Eroberung, redigirte Cronica Sauese berichtet zu diesem Jahre, dass in ihm der Krieg mit den Floreutinern wieder begonnen habe, ich glaube, dass hier wie dort chronologische Fehler vorliegen. — Die Huugersnotli, welche hier in das Jahr 1227 — alio anno — verlegt wird, haben zwei Ableitungen der Gesta Florentinorum in das Jahr 1226 gesetzt. Da der Anonymus Neapolit. und Pietro Corcadi sagen, die Hungersnoth habe im ersten Jahre des Pontificats Gregors IX. geherrscht, und auch Kicobald von Ferrara von der im Jahre 1227 in Italien grassirenden Noth berichtet, so stellt wohl dieses Jahr gegen 1226, das Paolino Pieri und Simone della Tosa bieten, fest. Der Scheffel Getreide (lo staio del giano) kostete damals 15 Soldi. — ■Wichtiger -als diese Notizen und die Nachricht über den Bau des Castells von Incisa, den die Gesta Florentinorum zum Jahre 1223 bemerkt hatten'-'), ist das Ereigniss, das unsere Annalen zum Jahre 1228 verzeichnet haben, die Niederwerfung der gut kaiserlich gesinnten Stadt Pistoja durch die Florentiner. Villani erzählt, die Florentiner hätten Pistoja mit Krieg überzogen, weil diese Stadt die Bewohner von Montemurlo belästigt habe. Da die Gesta Florentinorum diese Motivirung des Kriegszuges nicht enthalten zu haben scheinen, so werden wir sie wohl als Er- findung des Chronisten anzusehen haben. Sanzanome der uns versichert, er habe deu Schrifteu- wechsel, der zwischen den beiden Coramunen vor dem Ausbruche des Krieges geführt wurde und 1) .So verstehe ich den Inhalt der Vertrages, den nur Sanzanome mittheilt. Wenn er als eine zweite Bedingung für die Pisaner anführt: quod finem fa- cerent de injnriis, so soll sich das vielleicht auf die Belästigungen der Florentiner Kaufleute in Pisa be- ziehen. Von den Pistojesen verlangten die Florentiner r.:23 Auszahlung der Forderungen, die einzelne ihrer Landsleutc an Pistojesen hatten. Salvi 1. 1. S. 150. Charakteristisch ist, dass die Pisaner Annalistik von dem ganzen Kriege und diesem Frieden nichts berichtet. — Der Krieg zwischen Lucca und Pisa dauerte auch nach 1222 noch bis zum Herbste 122;i fort. Tommasi, Sommario S. Tu u. f. Salvi, Storia di Pistoja S. 157. 2) Die Ableitungen der Gesta Florentinorum sind nicht einig darüber, ob das Castell der Libertini de Gaville im oberen Arnothale, Fighine, vor der Er- bauung des Castells von Incisa erobert worden sei oder nicht. Villani sagt, die Florentiner hätten Fighine nicht genommen und desshalb Incisa gebaut. Tolo- meo von Lucca sagt, Fighine sei genommen worden. Ich glaube, dass Villani aus dem Bau von Incisa ge- schlossen hat , Fighine sei nicht genommen worden. Soviel steht nur fest, dass Fighine nicht dauernd in den Händen der Florentiner geblieben ist. 128 der sich nicht durch diplomatische Feinheit ausgezeichnet habe, selbst eingesehen, weiss offenbar hiervon auch nichts, sondern sagt nur, die Florentiner hätten sich der Hülfe erinneit, welche die Pistojesen Summofonte und Pisa geleistet hätten, und sich durch viele andere Kränkungen beleidigt geftihlt. Pibtoja, die gut kaiserlich gesinnte Stadt, mochte dem in seiner antikaiserlichen Politik sich immer mehr befestigenden Florenz schon längst ein Dorn im Auge gewesen sein, und so begann diese Commune, nachdem sie sich lange Zeit auf den Krieg vorbereitet hatte, und ein Ultimatum ihres Podestä Andrea di Jacopo von dem Podestä von Pistoja Pietro Torelli abgewiesen worden war, zu Anfang des Sommers 1228 den Krieg gegen ihre Nachbarstadt durch einen Einfall in deren Grafschaft. Die Pistojesen waren freilich nicht unvorbereitet. Für die Zustände Tusciens in dieser Zeit ist sehr bezeichnend, was über die Richtung, die die Florentiner ihren Kriegsvor- bereitungen zu geben schienen, erzählt wird. Nach Tommasi, (Storia di Siena I. 215) erzählte der Podestä Malpilio di Malpili im Rath von Siena, er habe in's Geheim einen Mann nach Florenz geschickt, um die Pläne, welche die Florentiner mit ihren Rüstungen verbänden, zu erforschen. Dieser habe ihm berichtet, die Florentiner seien schon zum Ausmarsche bereit gewesen, da hätten die Astrologen denselben widerrathen; man spreche zwar davon, der Zug sei gegen Pistoja ge- richtet, aber schliesslich werde derselbe doch Siena gelten. Denn gegen jene Stadt hege Florenz doch nicht so viel Hass als gegen Siena. Auf Grund dieser Mittheilung beschloss der Rath, einen grossen Theil des Fussvolks und der Reiterei mobil zu machen. Für dieses Jahr war die Be- sorgniss der Sienesen unbegründet gewesen. Doch konnten sie in Folge ihrer Rüstucgen, wenn auch erfolglos, den Pistojesen zu Hülfe kommen. Am T.Juni 1228 war nämlich ein sehr umfassendes Schutz- und Trutzbflndniss zwischen den Podestaten von Pisa, Siena, Pistoja und Poggibonzi in domo Mansionis de Templo im Val d'Era gegen Florenz abgeschlossen worden (puram societatem, ami- citiam et compagniam in perpetuum) '). Obwohl nach den Festsetzungen dieses Buudesvertrages, der ein bleibendes Bfindniss der kaiserlich gesinnten Städte Tusciens gegen Florenz ins Leben zu rufen schien, Pisaner und Sienesen nebst Poggibonzesen sich verbindlich gemacht hatten, Pistoja innerhalb acht, beziehungsweise sechs Tagen nach Requisition mit je 200 Rittern zu Hülfe zu kommen, oder die angegriffene Commune mit Geld in der Höhe des Soldes für 200 Ritter, die fünfzehn Tage im Felde stehen sollten, zu unterstützen und umgekehrt, so versagte doch gleich wenige Tage nach Abschluss dieses Vertrages derselbe fast vollständig. Denn dass die Pisaner und Sienesen den Bundesgenossen mit nur einigem Erfolge zu Hülfe gekommen seien , kann nicht behauptet werden. Wir wissen nicht einmal, ob die Pisaner zu deren Gunsten die Bundes- hülfe nur abgeschickt haben, wie wir dieses wenigstens von den Sienesen erfahren. Diese hatten nämlich dem Vertrage gemäss 200 Ritter mit den entsprechenden Fusssoldaten zu Hülfe geschickt. Dieselben kamen aber zu spät und zogen sich, da sie den Feldzug schon entschieden fanden, unter Verfolgung der Florentiner zurück. Angeblieh bei Monte di Croce kam es zu einem Treffen, bei dem die Sienesen Sieger geblieben zu sein scheinen und von den Florentinern eine grosse Anzahl gefangen nahmen. Nachdem nicht wenige derselben in Gefängnissen umgekommen war, konnten sie 1234 noch 398 Gefangene deren Landsleuten wieder ausliefern-). Jedenfalls 1) Archivio storico Ser. III. Vol. IV. P. 1. S. 9. 2) Tommasi, Storia di Siena I. 248 u. f. In die u. f. ist der umfassende Vertrag vollständig abgedruckt. Darstellung Tommasis haben sich hier oflfenbar schwere 129 hat dieser partielle Misserfolg der Florentiner auf die Entscheidung des Krieges im Grossen und Ganzen keinen Einfluss ausgeübt. Zunächst lagerte sich das Heer derselben vor dem Castell von Montefiore, dass auf der Ostseite des Montealbano südsüdwestlich von Prato liegt. Das Castell ergab sieh gegen freien Abzug seiner Vertheidiger. Der hohe Thurm desselben vrurde sofort zerstört. Dann zog das Heer sengend und brennend in die Ombroneebene hinab, um Pistoja einzuschliessen. Da ermahnte nach Sanzanome ein vornehmer (nobilis) Mann zu friedlicher, unblutiger Lösung des Streites und es erschienen, als derselbe durch seine Rede Alle für sie gewonnen hatte, Gesandte von Pistoja, welche der beleidigten Ehre von Florenz alle Ge- nugthuung zu geben versprachen. Dieser Friedensstifter ist niemand anders gewesen als der l)iipstliche Legat und Cardinal Gottfried di Castiglione von Mailand, der unter dem Namen Cölestin IV. im Jahre 1241 für wenige Tage den päpstlichen Thron bestieg'). Derselbe ver- mittelte auch wirklich den Frieden zwischen den beiden Communen, freilich um einen hohen Preis für Pistoja. Denn diese Stadt musste nach dem vom 25. Juni datirten Friedensinstrumente auf ihre politische Selbstständigkeit verzichten, da sie versprach, nur nach dem Gutdünken der Florentiner Krieg und Frieden schliessen zu wollen. Dagegen übernahmen die Florentiner die Beschützung der Pistojesen gegen deren Feinde. Zur Schlichtung der Streitigkeiten, die sie mit den Lucchesen, den Grafen Guidi, dem Grafen Alberto (von Prato) und dem Grafen Rudolf (von Capraja) hatten, werden die Florentiner und der Cardinallegat zu Schiedsrichtern ernannt. In Abwesenheit des Letzteren schlichten die Florentiner allein diese Händel und auch die, welche die Pistojesen etwa mit den Pratesen haben oder bekommen können. Ferner lieferten die Pistojesen das Castell von Carmignano an die Florentiner aus, die es zerstörten, den Grund und Boden aber an Pistoja zurückgaben. Wenn unsere Annalen allein von allen Quellen berichten, auch die Castelle von Lamporecchio und Lartignano (Larciano) seien zerstört worden, so wird dieses nur in Folge eines Schiedsspruches der Florentiner zu Gunsten der Lucchesen geschehen sein, da diese Castelle auf dem Westabliange des Montealbano liegen. Diesen Vertrag, auf dessen Verletzung von Seiten der Pistojesen eine Strafe von ItJOO Goldgulden gesetzt war, mussteu alle Pistojesen vom 17, — 70. Jahre beschwören ^j. — Diese Niederwerfung der gut kaiserlichen Stadt Pistoja 3), deren Privilegien 1220 Kaiser Irrthlluier eingeschlichen, die ich durch die obige Dar- stellung beseitigt zu haben glaube. An dem Faktum, dass die .Sienesen Pistoja zu Hülfe gekommen sind, ist wohl nicht zu zweifeln. Ebenso daran, dass sie Gefangene den Florentinern abgenommen. Üb die- selbeu so zahlreich waren, wie Tommasi angiebt, will ich nicht behaupten. Auch die Jahreszahl 1235 bei 'l'ommaai ist nicht richtig. 1) Es ist derselbe Legat, der i'I'.iu Genua durch eigenthiimliche KUnste auf die päpstliche Seite bringen wollte. Annal. Januenses Pertz, M. ü. XVIII. S. 17.'!. 2) Erhalten ist der Vertrag in alter Abschrift im Registrum von Florenz. Capitoli Lib. XXIX. Bl. llu. Daraus im Auszuge mitgetheilt von Ammi- rato, Istorie Fiorent. I. 18!». — Der Sehluss aus der Nachricht Villanis VI. .5, dass die Florentiner zu diesem Zuge das Carroeciura mit ins Feld genommen hätten , welchen Ammirato etc. machen , dass dieses in diesem Jahre überhaupt zum erstenmal geschehen sei, ist falsch, da die Florentiner ja schon 1222, wie aus Sanzanome hervorgeht, diesen Fahnenwagen mit sich geführt hatten. Ob das Histörchen , das Villani 1. 1. über die Beschimpfung von Florenz durch die Be- sitzer von Carmignano zum Besten giebt, wahr ist oder nicht, lässt sich nicht mehr controlliren. :i) Mit Ausscliluss der Stadt Pistoja, Pratos und seines Distrikts und einiger kleinerer Ortschaften zählte die Grafschaft im Jahre 12.5.5 nur 265 adelige und 0947 bäuerliche Familien (contadini). Repetti IV. 447. 17* 180 Friedrich II. erneuert hatte, ist ein Zeichen von der Schwäche der kaiserlichen Veiwaltung in Tuseien, wie es kaum ein stärkeres geben kann. Diese Schwäche hatte auch noch eine andere tuscische Stadt zu erproben, die sieh seit dem Anfange des 13. Jahrhunderts von Florenz aufs Aeusserste bedroht sah. Seit dem Frieden, den Florenz und Siena 1208 (siehe oben S. 113) abgeschlossen hatten, war die Waffenruhe zwischen beiden Städten bis zum Kriege zwischen Florenz und Pisa im Jahre 1222 äusserlich nicht gestört worden. Doch war das Verhältniss der beiden Communen zu einander kein wirklich freundnachbarliches gewesen. Sie lebten vielmehr so zu sagen in einem latenten Kriegszustande mit einander. Da Siena die Florentinei- um den materiellen Erfolg des letzten Krieges durch sein geheimes Hündniss mit Poggibonzi gebracht hatte, war eine Aenderung dieses Verhältnisses nur möglich, wenn Florenz endgültig auf die Erwerbung dieser in raschem Aufblühen begriffenen Commune verzichtete. Daran aber war bei dem rapiden Wachsthum der Stadt Florenz an Reichthum und Bevölkerung nicht zu denken. Noch war die Stadt nicht von politischen Spaltungen zerrissen, denen schon am Anfange dieses Jahrhunderts grössere und kleinere Städte Tusciens wie Lucca, Pistoja, Montepulciano u. A. Einbusse an Macht und Einfluss zu danken hatten. Freilich war durch die Ermordung Buondelraontes dei Buondelmonti am Ostermorgen 1215, deren unsere Annalen gar nicht gedenken, der Anfang einer Spaltung zwischen den mächtigsten, bis dahin befreundeten AdelsfamUien , den Uberti und Buon- delmonti, gemacht worden, die dann im Laufe der nächsten Jahrzehnte sich zu einer Kluft er- weiterte, in der der Frieden von Florenz für immer verschwand. Aber bis zum Abschlüsse des siebenjährigen Krieges mit Siena (1235) treten die Folgen dieser Parteiung unter den Adelsfamilien noch nicht äusserlich hervor. Von einem scharfen Gegensatze zwischen dem städtischen Adel und der seiner Macht sich immer mehr bewusst werdenden Bürgerschaft finden wir in dieser Zeit noch weniger Spuren. Derselbe kann in der That auch noch nicht vorhanden gewesen sein. Der Verlauf des Krieges mit Siena spricht entschieden dagegen. Nur die innerlich geeinigte Stadt, in der gerade jetzt die Fabrikation von Tuch, die vorzüglichste Einnahmequelle derselben, einen grossartigen Aufschwung nahm, konnte es wagen, gleichzeitig nicht nur ihren Nachbarstädten, sondern auch dem Kaiser Friedrich II. und dem Papste Gregor IX. zu trotzen, um als Siegerin aus dem Kampfe mit Siena hervorzugehen. Nicht minder als Florenz hatte Siena im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts seine Macht erweitert. Während Siena an der nördlichen Grenze seiner Grafschaft durch ein festes BUndniss mit der volksreichen Commune von Poggibonzi sich eine Vormacht gegen Florenz zu schaffen suchte, giiff es nach Süden und Südwesten gegen Städte und freie Herrn unaufhaltsam, so schien es, um sich. Der Vertrag, den am 10. Juli 1221 Siena und Poggibonzi mit einander abschlössen, war in erster Linie gegen Florenz gerichtet; dann freilich auch gegen alle Feinde beider Com- munen mit Ausschluss des Kaisers und römischen Königs. Noch ist uns die Urkunde über das Schutz- und Trutzbttndniss beider Communen mit der Unterschrift von 1947 Einwohnern von Poggibonzi , die den Bund beschworen hatten , in Siena erhalten '). War das Bündniss zu dem t) Caleffo vecchio fol. HO u. f. Es ist ein ständigen Auszuge durch die Güte Wüstenfelds sehr ausführlicher Vertrag, der mir in einem voll- vorlag. 131 bevorstehenden Kriege gesen Florenz geschlossen worden, so soll dasselbe nach dem Friedens- i^fhlusse , so oft ein neuer Krieg einer der beiden Communen gegen Florenz in Aussicht steht, s:ofoit erneuert werden. Um alle in Zukunft möglichen Streitigkeiten zwischen den contra- hirendcn Städten im Voraus zu entfernen, waren schon im Vertrage zahlreiche Bestimmungen ge- troffen. Namentlich war der Getreideverkehr geregelt, und um die Grenzen beider Communen fest zustellen, Wcählten dieselben Schiedsrichter, die im Oktober d. J. dann auch ihren Spruch über die Grenzen der Höfe (curtes) von Staggia, Strove und Castiglione abgaben. Um dieselbe Zeit (2. Oktober 1221) mussten sich die Grafen Ildebrandino, Bonifazio und Guglielmo und deren Söhne aus dem alten Geschlechte der Pfalzgrafen Aldobrandesehi zu einem Vertrage mit Siena bequemen, durch den sie in Abhängigkeit von der Commune geriethen. Zu Zeiten der Kriege mit Florenz oder Arezzo mussten die Grafen in Siena zwei Monate des Jahres wohnen; in Friedens- zeiten nur einen Monat. Diesen Vertrag beschworen 2000 Ritter und ausgewählte Fusssoldaten des Pfalzgrafen, eine Zahl von Eideshelfem, die uns einen Einblick in die Machtverhältnisse dieser Dynastenfamilie gestattet. Am 27. desselben Monats schloss dann die Commune einen Vertrag mit Orvieto ab, nach dem am 14. Oktober der Podestä Ponzius Arnati an die siene- sischen Unterhändler die Vollmacht hierzu ausgestellt hatte '). Mit den kleineren Gemeinden von Belfonte und Kadicondoli waren am 18. Oktober gleichfalls Verträge abgeschlossen. Trotz dieser umfassenden Vorbereituugen zum Kriege gegen Florenz lief der Feldzug, den Siena im Bunde mit Pisa gegen jene Stadt 1222 unternahm, wie wir sahen, unglücklich aus. Doch hatten die Sienesen keine solche Niederlage erlitten wie die Pisaner, und die Florentiner fühlten sich wohl noch nicht kräftig genug, um einen Rachezug gegen Poggibonzi und Siena zu unternehmen. Um sich für diese Eventualität noch weitere Bundesgenossen zu sichern, schloss der Podestä von Siena Guilielmus de Persico einen Vertrag mit Bürgern von Arezzo ab , welche versprachen, ihre Vaterstadt von dem Bunde mit Florenz abzubringen und mit Siena zu befreunden 2). Derselbe scheint jedoch nicht von praktischer Bedeutung geworden zu sein. Die Florentiner wendeten sich auch im folgenden Jahre nicht gegen Siena, schlössen vielmehr 1224 vollen Frieden mit der Stadt, wie wir schon berichteten*). Vom Norden nicht bedroht, kounten die Sienesen ihre Blicke jetzt nach Süden richten und die Consequenzen ihres Bundes mit den Pfalzgrafen aus dem Hause der Aldobrandeschi ziehen. Diese waren nämlich nicht mehr Herren in der wichtig- sten Stadt der Grafschaft Aldobrandescha, in Grosseto, sondern hatten der Stadt die Freiheit zugestehen müssen. Da die Grossetaner ihre Selbstständigkeit dazu benutzten, die Sienesen zu beleidigen, und ihnen die beschworenen Verträge nicht zu halten *), schlössen diese am 24. August 1224 ein BUnduiss mit dem Pfalzgrafen Guglielmo und dessen Brüdern Bonifazio und Hdebrau- dino gegen Grosseto ab, machten ihr Heer mobil, nahmen unter der Führung ihres ausgezeichneten Podestä Orlandus Rossus von Parma am 8. September Grosseto mit Sturm ein und nöthigten 1) Durch diesen Vertrag wurde das alte Bund- 3) 2t. Juni 1224. Salvi, Storia di Pistoja I. 159. niss mit Orvieto vom 20. August 1202 erneuert. Ar- Siehe oben .S. 127. chivio storieo. Ser. III. Vol. IV. P. 2. S. 5. Anni. 1. 4) Die Beschwerden der Sienesen gegen die Grossetaner näher specificirt in dem Memoriale delle 2) Archivio storieo 1. 1. S. 5 u. f. wo die Urkunde otfese, das L. Banchi im Archivio storieo Ser. III. vollständig abgedruckt ist. T. XXII. herausgegeben hat. S. 33 des Separatabzuges. 132 dessen Bewohner am 27. d. M., einen ihre Unabhängigkeit vernichtenden Vertrag abzusehliessen. Minder glücklich als hier waren sie im folgenden Jahre, als sie den Orvietaneru zu Hülfe ge- zogen waren, und vor Bomarzo eine Niederlage gegen die Viterbesen erlitten. Dafür schien aber ihr Bund mit den Orvietanern ein um so festerer zu werden. In der That erneuerten diese ihren Vertrag am 30. Oktober 1226 und Hessen denselben von 950 Bürgern beschwören. Kurze Zeit darauf erneuerten auch die Poggibonzesen ihr Bündniss mit Siena, das von 1451 Bewohnern aufs Neue beschworen wurde. Aus derselben Zeit ist uns eine Urkunde aufbewahrt (16. November 1226), durch die eine Irrung mit dem Reichscastellan von S. Quirico, Leonardo von Sasso Rosso, gütlich verglichen wurde '■). Die Erwerbung Grossetos drohte jedoch Siena mit dem neuen Papste Gregor IX., der unter dem 19. und 24. September Schreiben an die Grafen Aldobrandeschi und die Sienesen richtete-), in Confiikt zu bringen. Doch war die Stellung der Sienesen um diese Zeit eine so angesehene in Tuscien, dass sie wiederholt zu Schiedsrichtern zwischen ihren streiten- den Nachbarn gewählt wurden oder, wie in Volterra, die mit einander hadernden Parteien durch Schiedsjjruch zu versöhnen hatten. So entschieden sie auch im September 1227 einen Streit zwischen der Commune von Volterra und denen von Montevoltrajo und San Gemignano. Da im folgenden Jahre der Feldzug der Florentiner gegen Pistoja, dessen Vorbereitungen die Sienesen zuerst gegen sich gerichtet ansahen, sehr rasch zu Ende ging, so kamen, wie wir sahen, die Sie- nesen nur so weit zur Aktion, als genügte, um den Bruch zwischen iiinen und Florenz zu einem unheilbaren zu machen. Hatten die Sienesen doch eine Anzahl Florentiner von diesem Feldzuge her in die Kerker ihrer Stadt geworfen. Das Wiederaufleben des Haders um Montcpulciano brachte den schon lange gehegten Hass zum offenen Ausbruche. Was die Sienesen von den Be- wohnern Montepulcianos verlangten, geht klar aus der Urkunde vom 21. März 1229 hervor, in der sie dem aus Montepulciauo geflohenen Stadtadel ihre Forderungen genau fixirten, und auf Grund deren sie sich mit einander vertragen wollten. Die Montepulcianesen sollten anerkennen, dass ihre Stadt zur Grafschaft Siena gehöre, eine jährliche Abgabe bestehend in einem Wachs- stock von 50 Pfunden, 10 Mark Silber und 50 Pfund sienesischer Denare entrichten, den Sienesen in allen Kriegen Beistand leisten, kein Bündniss ferner mit den Florentinern abschliessen u. s. w. 3) Die Sienesen selbst werden wohl schwerlich geglaubt haben, dass die Bewohner von Moutepulcianfi ihnen unter diesen Bedingungen sich freiwillig unterwerfen würden. Doch konnte ein in Monte- pulciauo selbst ausgebrochener Conflikt ihnen die Erreichung des ersehnten Zieles wahrscheinlicher erscheinen lassen. Wir wissen nicht, aus welchen Gründen achtzig adelige Montepulcianesen von der Commune aus ihrer Heimath vertrieben worden waren, sich einen eigenen Rektor bestellten und in Unterhandlungen mit den Sienesen traten. Sanzanome sagt zwar bestimmt, die Sienesen hätten die Adeligen bestochen. Aber schwerlich würden sich diese Männer, die, wenn nicht den gesammteu, so doch den weitaus grössten Theil des Adels der Stadt bildeten, zu diesem Schritte liaben bestimmen lassen, wenn nicht ernste Reibereien zwischen Adel und Volk in Montepulciauo voraus- 1) Ficker, Forschungen IV. S. 3.57. 2) Der Vertragsentwurf abgedruckt im Archivio 2) Nicht bei Potthast verzeichnet. Urkunden im st. Ser. III. T. IV. P. 2. Wenn Banchi diesen Vertrags- Archiv von Siena. Carte sciolte c. 109 und llu nach entwurf auf den 21. März 122S ansetzt, so ist doch WUstenfeld. wohl hier nach fiorentinischem Jahresanfang gezählt. 133 gegangen wären '). Welches nun auch die Ursachen gewesen sein mögen , die den Sienesen in dem Adel Montepulcianos einen Bundesgenossen schafften, der in ein vollständiges von dem Rektor der Flüchtlinge Gulfus Brandoli und dem Podestä von Siena Ugo Ugolini von Citti\ di Castello abgeschlossenes, auf Gegenseitigkeit beruhendes Bundesverhältniss trat 2), Siena bedurfte eines auf diesen Bund begründeten Vorwandes nicht, um gegen Montepulciano vorzugehen. Es wurde hierzu von der Seite aufgefordert, welcher die beste Legitimation zur Seite stand. Eberhard von Estac, Castellan von San Miniato und Vicar des kaiserlichen Generallegaten für Tuscien, des Reinald von Spoleto, hatte die Commune von Montepulciano aufgefordert, sich wegen des zwischen ihr und dem Adel der Stadt ausgebrochenen Streites vor ihm zu rechtfertigen. Da die Commune hierauf nicht einging und die Abgesandten Eberhards beschimpfte, that dieser sie in den Reichs- bauu uud forderte den Podestä von Siena Ugo Ugolini bei einer Strafe von 2000 M. auf, die Reichsacht , an der unbotmässigen Gemeinde zu vollstrecken 3). Auf diese dem Podestä von Eberhard mündlich, aber vor Zeugen, ertheilte Aufforderung hin, zogen nun die Sienesen gegen die widerspenstige Stadt zu Felde. Hatten sie sich doch überzeugt, dass sie mit guten Worten nichts gegen sie auszurichten vermochten. Denn obwohl die Reichsacht schon gegen sie ausge- s])rochen war, hatte der Consul der Stadt Aringarius Johannis Pisani Abgesandten Sienas, die ihm ein Bündniss antrugen, am 25. Mai erwidert, Montepulciano werde ohne Einwilligung von Florenz keinen Frieden mit den Sienesen abschliessen *j. Zu dieser Festigkeit waren die Monte- pulcianeseu offenbar durch grosse Versprechungen, die ihnen inzwischen von den Florentinern und Orvietanern gemacht worden waren, bestimmt worden. Denn aus einer Urkunde scheint hervor zu gehen, dass sie nach der ausgesprochenen Reichsacht sich zu fügen entschlossen waren, und Geissein stellten, dann aber wortbrüchig wurden und nun um so fester mit den Feinden Sienas sich verbanden 5). Die Orvietaner, durch einen Bundesvertrag gegen Siena verpflichtet, waren von dieser Commune anfangs Juni aufgefordert worden, die stipulirte Hülfe zu senden. Sie machten hier- gegen die Kürze des ihnen gesetzten Termines geltend. Hierauf verlängerten die Sienesen denselben. Nichts destoweniger beeilten sich die Orvietaner nicht dem Vertrage gemäss den Bundes- genossen zu Hülfe zu ziehen. Hatten sie doch am 13. Juni einen Vertrag mit den Feinden der- selben, den Montepulciaueseu, abgeschlossen •'). Ein Vertrag mit Florenz zu Gunsten Montepulcianos scheint diesem vorausgegangen zu sein. Die Sienesen musstcn einer solchen Liga gegenüber 1) Der Gegensatz von equites und pedites in der Urkunde vom 25. Mai 1229 weist darauf hin, dass der gesammte Adel auf Seiten Sienas stand. Noch deutlicher geht dieses aus dem Erlass Eberhards von Eätac vom 22. Mai 1229 hervor, wo von der discordia, cjuae erat inter commune et populum dicti castri ex una parte et milites ejusdem terre ex altera gesprochen wird. Dass der Adel von den Montepulcianesen ver- trieben war, ergiebt sich, wie ich nachträglich sehe, aus der Urkunde vom 21. Oktober 1231 bei Ficker Forschungen IV. S. 3G1 ganz sicher. Hier heisst es von den milites von Montepulciano, quos dictum com- mune ejecerat extra castrum. 2) Die Urkunde über dasselbe abgedruckt Arch. stör. 1. 1. S. 20 u. f. 3) Die drei hierauf bezüglichen Urkunden vom 22. Mai, dem 16. und 18. .Juni, die in St. Quirico und Siena ausgestellt sind, bei Huillard-BrehoUes III. 199 u. f. 4) Urkunde abgedruckt im Arch. storieo 1. 1. S. 17. 5) Tommasi, Storia di Siena S. 232. 6) Archivio stör. I. 1. S. 17. 7) Ammirato ad. h. a. 184 sich um so stärker rüsten. Au die Pisaner sandten sie ein Gesuch um Hulfstruppeu und warben Soldaten im Gebiet von Perugia, Todi, Orvieto, Cittä di Castello und Spoleto. Auch Zauberer, es werden ein gewisser Apparizius und ein Bartolomäus genannt, und Hexen (maliarde) nahmen sie in ilire Dienste, und noch ist die Rechnung über ein vergiftetes Pulver vorhanden, das man mit Pfeilen über das feindliche Heer zu streuen gedachte '). Noch im Juni fielen die Sienesen in das Gebiet von Montepulciano ein, ohne dass sie jedoch grössere Erfolge errungen hätten. Die Florentiner und Orvietauer waren offenbar mit ihren Rüstungen noch nicht fertig. Vielleicht hemmte der mit der äussersten Heftigkeit gerade jetzt entbrannte Streit zwischen Kaiser und Papst die Aktionen der Communen. Am 20. August hatte Gregor IX. den Kaiser gebannt. Ebenso auch, was für unseren Kriegsschauplatz besonders wichtig ist, ßerthold, den Bruder Rainalds von Spoleto, weil er sich San Quiricos bemächtigt und von hieraus das Gebiet der Kirche (Orvieto) verwüstet habe. Die Sienesen waren durch ihre guten Beziehungen zu der Reichsverwaltung in Tuscien sofort in einen Gegensatz zur Curie gerathen. Am 30. August schrieb Gregor IX. an Siena, er habe Alle, die Friedrich II. Treue geschworen hätten, von ihren Eiden entbunden; da der Kaiser die Freiheit der Kirche beeinträchtigt, das Patrimonium Petri usurpirt und Benevent belagert habe, so sei er excommunicirt worden. Die Sienesen sollten Nie- mandem glauben, der Anderes schreibe, auch dem Kaiser nicht ^). Erst im September zogen die Florentiner vom Norden und die Orvietauer vom Süden zum Schutze Montepulcianos heran »). Doch hatten sie ihre Bewegungen nicht gescliickt combinirt. Die Florentiner, denen der nächste Weg gegen Siena im Elsathale durch Poggibonzi verlegt war, zogen durchs Chianti bis in die Nähe von Siena und nahmen das Castell Montelisciai , wenige Miglien nordöstlich von der Stadt entfernt, ein. Vou da wendeten sie sich mit ihren Bundesgenossen, den Grafen Guidi, den Pra- tesen, Pistojesen und Lucchesen südöstlich und stiegen ins Arbiathal hinab. Sie lagerten am 19. September vor Pieve Asciata, als die Sienesen mit ihrem Heere, das Sanzanome auf 30iiO Mann anschlägt, gegen sie anrückten und sie von dort vertrieben. Nach sienesischem Berichte wollten die Florentiner nicht mehr fechten ^ sondern flohen von Berg zu Berg, nachdem sie 60 Gefangene verloren hatten und ungefähr 100 umgekommen waren. Doch hatten sie nach der- selben Quelle Selvole und Cerreto eingenommen*). Gleichzeitig mit den Florentinern waren die Orvietaner herangekommen. Nachdem die Sienesen jene abgewiesen hatten, wendeten sie sich sofort gegen diese, welche mit den Montepulcianesen vereint vor Montefullonico lagerten und die Grafschaft verwüsteten. Da sie sahen, dass sie gegen dieses Castell, in dem der aus Montepul- ciano vertriebene Adel eine Zufluchtsstätte gefunden hatte, nichts ausrichten konnten, so wendeten t) Tommasi 1. 1. 8. 232. Die Sienesen nahmen auch Wundärzte in ihre Dienste. Ein Instrument für einen Magister Bonifacius, der die Verwundeten heilen soll, aus dem Jahre 1233 ist abgedruckt bei Muratori, Script. XV. 2.5 in der Anm. 2) Die Excommunicationsurkunde u. A. bei Lami, Monnm. I. 471. Potthast No. 8445. Der Brief des Papstes an Siena nach WUstenfeld im Archiv zu Siena. 3) Sanzanome berichtet von den Schriften, die zwischen Siena und Florenz wegen Montepulcianos gewechselt seien, und theilt den Inhalt der Rede des Podesta von Florenz, die dieser vor dem Ausmarsche gehalten, mit. Der Eingang des von Sanzanome fin- girten Briefes der Florentiner scheint sich nur darauf beziehen zu sollen, dass die Sienesen als Vollstrecker der Reichsacht gegen Montepulciano auftraten. 4) Vielleicht erst nach dem Abmärsche der Sie- nesen gegen die Orvietaner. . 135 sie sich gegen die benachbarte Burg Sciliano und bestürmten dieselbe. Auf die Nachricht von der Ankunft des sienesischen Heeres brachen sie zwar die Belagerung der Burg sofort ab, wurden aber noch von den Sienesen eingeholt und in das Castell von Sarteano getrieben. Aber mit ihnen waren auch ihre Verfolger in die befestigte Stadt eingedrungen, und die Orvietaner mussten sich, den Podesta von Orvieto, Meliorato Catalani aus Florenz, an ihrer Spitze, in die durch ihre Lage uneinnehmbare Burg der Stadt, den Cassaro, zurückziehen. Doch auch diese fiel in die Hände der Sienesen, wie die Orvietaner behaupten, durch den Verrath der Bewohner von Sarteano. Der Podestä, viele Adelige') und Krieger von Orvieto wurden gefangen genommen und in den Kerker geworfen. In einer Woche, so rühmt der Annalist von Siena, habe die Stadt drei C'om- munen in die Flucht geschlagen und die vierte, Orvieto, gefangen genommen'). Schliesslich nahmen noch die Sienesen das viel umstrittene Castell von Tornano mit Sturm ein. Ranieri Pulci war der erste auf der Mauer und erhielt dafür auf öffentliche Kosten eine Mauerkrone- Nach der Versicherung Sanzanomes fiel aber dieses Castell den Florentinern noch in diesem Jahre wieder in die Hände ^). Aus dem ersten Kriegsjahre waren die Sienesen als Sieger hervorgegangen. Doch fühlten die Gegner sich nicht so geschlagen, dass sie den Frieden hätten erkaufen müssen. Tommasi weiss wenigstens davon zu berichten, dass eine Vermittlung, welche Abgesandte des römischen Volks versuchten, scheiterte, da man sich nicht über Montepulciauo einigen konnte 3). Der Krieg begann daher 1230 von Neuem und zwar in noch grösserem Massstabe. Die feindlichen Parteien warben neue Bundesgenossen an, ganz Tuscien südlich vom Arno, selbst das Patrimonium Petri, wurden in Mitleidenschaft gezogen. Gregor IX, der bis zum März 1230 in Perugia residirt hatte und dann nach Rom zurückgegangen war, hielt sich in diesem ihn so nahe berührenden Kampfe neutral, ja er stand jetzt noch eher auf Seiten der Sienesen, die doch aucli von der Reichsverwaltung begünstigt wurden, ein sicheres Zeichen, dass dieser Krieg an sich nicht mit dem grossen Kampfe zwischen Kaiser und Papst, der damals entbrannt war und jetzt seinem Ende durch die Verhandlungen entgegenging, die zum Frieden von San Germano (2S. August 1230) führten, in irgend welcher inneren Verbindung stand. Vielleicht, dass die Ver- heerung des Gebiets von Perugia durch die Florentiner im Sommer 1230 den Papst noch mehr auf die Seite der Sienesen trieb. Doch schon vorher tritt er als in gutem Verhältnisse mit denselben stehend auf. Am 25. Oktober 1229 ermahnt er Podestä, und Volk von Siena, den Napoleone von Campiglia nicht zu schützen, der den Bewohnern von Radicofani grossen Schaden zugefügt habe*). Obwohl er noch am 21. Se])tember 1229 die Sienesen gescholten hatte, weil sie Grosseto, das der römischen Kirche specialiter gehöre, verbrannt hätten, und auch die Grafen Aldobrandeschi, welche die Stadt ja an Siena ausgeliefert hatten, desshalb getadelt hatte, so er- mahnte er doch am 13. April 1230 auf eine Beschwerde der Sienesen hin zwei dieser Grafen, 1) Unter ihnen befand sich als der vornehmste im Jahre 1229 sind die Berichte Sanzanomes, Villanis Petrus Monaldeschi, der I22ti Podestä von Siena ge- und der Annales Senenses (Mon. Germ. XIX. 2J9|, wesen war. Ihn nahm der Podesti'i von Poggibonzi und die archivalischen Notizen bei Tommasi benutzt. Donusdei Guinigi gefangen. Es sollen allein 300 Ca- :t) Tommasi I. 232. valieri gefangen worden »ein. 4) Archiv von Siena. Carte sciolte C. 211 nach 2) Für diese Darstellung der Kriegsereignisse Wüstenfeld. IS 136 Bonifacio und Guglielmo von Santa Fioia, Siena nicht zu belästigen und ihren Verpflichtungen gegen die Commune nachzukommen; sie hätten es sich sonst selbst zuzuschreiben, wenn sie Schaden nähmen '). Diese Grafen, so berichtet Tommasi, neigten zu Florenz hin, und bringt damit in Verbindung, dass die Sienesen die Burgen der Grafen, Radicondoli und Belforte, besetzten. Auf die Seite von Orvieto stellte sich jetzt Chiusi, dessen Bischof und Volk am 22. Januar 1230 ein Biindniss mit dieser Stadt abschlössen. Wichtiger war die Parteinahme der übrigen bedeu- tenderen Städte Südtusciens. Die Rücksichten, von denen diese sich leiten Hessen, lagen nicht nur ganz ausserhalb der Motive des grossen Kampfes zwischen Papst und Kaiser, sondern waren nicht einmal ausschliesslich durch die freundlichen oder feindlichen Beziehungen zu einer der ginssen, hier mit einander streitenden Communen bestimmt. Die lokalen Interessen waren allein die Ausschlag gebenden. Weil Arezzo die Oberhoheit über Cortona beanspruchte, Cortona aber mit Perugia am 3ü. März Frieden und BUndniss geschlossen hatte, trat Arezzo auf Seiten von Florenz. Denn die Peruginer waren wegen der Jurisdiktion über den trasimenischen See, welche die Florentiner beanspruchten 2) , mit diesen verfeindet. Cortona und Perugia standen daher auf Seiten Sienas, das auch mit Sarteano und Chianciano, am 2. Juli 3), Verträge abschloss. Die aus Montepulciano vertriebenen Adeligen besetzten unter ihrem Rektor Ventura di Forleguerra Ar- zocchi diese Grenzorte gegen Orvieto, während das sienesische Heer selbst Montepulciano ein- geschlossen hielt. Da man hotfte, die Montepulcianesen noch immer" auf gütlichem Wege zur Uebergabe zu bestimmen, so enthielten sich die Sienesen aller Gewaltthaten im Gebiete der Stadt, ohne doch damit etwas zu erreichen. Denn die Florentiner rüsteten jetzt ein grosses Heer für den bevorstehenden Feldzug aus und entboten dazu nicht nur die gesammte Mannschaft ihrer Grafschaft, sondern auch ihre gesammteu Bundesgenossen. Lucca, Arezzo, Pistoja, Prato, Cittii di Castello und Orvieto leisteten Zuzug. Mit anderen Städten schlössen sie Verträge und deckten sieh durch diese den Rücken. Ein grosses Heer unter der Führung des Podestä Odo di Mandello zog nun in die Grafschaft Siena ein, zur Zeit als das Korn in die Aehren schoss, wie sich Sanza- nome ausdrückt, nach den Gesta Florentinorum am 22. Mai ^). Zunächst rückten sie an der Stadt selbst vorüber, offenbar um Montepulciano zu entsetzen. Sie nahmen das Castell von San Quirico a Rosenna ein, zerstörten Bagno a Vignone und zwanzig andere Castelle, zogen dann bis Radicofani und plünderten das Gebiet von Perugia aus. Von da wendete sich das Heer zurück und lagerte sich in der Nähe von Siena selbst. Tommasi will wissen, die Kriegsmacht dieser Stadt sei 1) Urkunde im Archiv zu Siena. — Am 6. Januar \T.iO schreibt Gregor IX. auch an Siena und ermahnt die Stadt ein dem deutschen Orden gehöriges Castell nicht zu besetzen. Aroh. Sanese. Carte sciolte c. 213. 2) Der Badia von Florenz stand dieselbe angeb- lich kraft des Privilegs des Markgrafen Hugo zu nach Villani VI. 6. 3) Bolgarello und Rimbotto, Söhne des Grafen 'l'ancred, schlössen mit dem Podesta von Siena, Albert von Montaguto, diesen besonders gegen Orvieto ge- richteten Vertrag ab. Die Urkunde abgedruckt bei Fumi, Gli statuti di Chianciano S. LXVII. 4) Wie genau Gregor IX. über die Kriegsrüstungen und Absichten der Florentiner unterrichtet war, geht daraus hervor, dass er am 17. Mai an den Podesta und Rath von Florenz ein Schreiben richtet, in dem er sie ersucht, die Güter des Vicekanzlers der römi- schen Kirche in Castell Montechiaro nicht zu be- lästigen. — üeber den Tag des Ausmarsches bieten die verschiedenen Ableitungen der Gest. Flor, ver- schiedene Daten: 21., 22. und 31. Mai. Ich entscheide mich für den 22. Mai, da der Zeitraum vom 31. Mai bis zur Schlacht am ]b. Juni zu kurz ist und XXXI leicht aus XXII verlesen ist. 187 während des Pliinderuiigszugs der Florentiner nach dem Süden nordwärts bis nach Semifonte vorgedrungen und habe dort Gefangene gemacht; Montepulciano sei fortwährend eingeschlossen gehalten worden; die Florentiner hätten sich plötzlich gegen Siena gewendet und die Stadt überrumpelt. Diese Darstellung, von der ich nicht weiss, ob sie irgend welche Grundlage in zeitgenössischen Urkunden hat, scheint mir mit den Thatsaehen, die uns Sanzanome berichtet, nicht in Uebereinstimmung zu stehen und parteiisch gefärbt zu sein. Ebenso wenig vermag ich die Quelle der Nachrichten bei Malavolti, die Sienesen seien durch innere Streitigkeiten an wirk- samer Bekämpfung ihrer Feinde verhindert worden, irgendwo zu entdecken. Es seheint vielmehr, dass die beiden sienesischen Chronisten die auch uns befremdliche Thatsache, dass die Kriegs- filhrung der Sienesen in diesem Jahre eine besonders unglückliche war, nur auf ihre Weise er- klären wollen, ohne dass sie bestimmte Nachrichten über dieselbe vor sich hätten '). Nördlich von Siena, kaum zwei Miglien von ihm entfernt, schlugen die Florentiner auf einem Berge, der die Stadt überragte, ihr Lager auf. Die Sienesen hatten die nördliche Vorstadt ihrer Stadt, CamoUia, befestigt und ein Castell vor ihr erbaut. Aus ihm machten sie, so scheint es, Ausfälle gegen die Belagerer und überfielen dieselben, als diese einen Thurm an der grossen Heerstrasse, die aus dem Arnothale über Siena nach Rom führte, zerstören wollten. Aus diesem Scharmützel entwickelte sich eine Schlacht, welche einen guten Theil des Tages dauerte, und nur dadurch sich zu Gunsten der Florentiner entschied, dass deren Nachhut, die gegen die Pisaner und Poggibonzesen aufgestellt war, rechtzeitig in dieselbe eingriff. Die Sienesen erlitten eine furchtbare Niederlage, da sie sich nicht rasch in ihre Befestigungen zurückziehen konnten. An 2300 Sienesen wurden gefangen, von denen jedoch im Dunkel der Nacht 500 wieder entkamen. Fast wäre die Stadt selbst in die Hände der Florentiner gefallen. Der Bannerträger des Grafen Guido mit seinem Beistande drang in sie ein und bis zum Deutschordenshaus (Mangione) vor, wurde aber hier gefangen genommen. Die übrigen in die Stadt eingedrungenen Florentiner wurden wieder aus derselben herausgeworfen. Aber so gross war die Niederlage der Sienesen , dass am folgenden Tage der Bischof der Stadt, Bonfilius, vor dem Podestä von Florenz, Odo di Mandello. im Lager der Feinde mit Vollmachten ausgerüstet erschien, und denselben aufforderte, Schieds- richter zwi.ichen den beiden Conimunen zu werden. .\ber der siegreiche Feldherr nahm die ihm ange- tragene Würde nicht an, da er glaubte, die Sienesen wollten nur Zeit gewinnen. Doch sprach sich der Podestä von Florenz, .der Vergangenheit und Gegenwart sicher, der Zukunft aber nicht gewiss" dem Käthe Einiger gegenüber, welche meinten, man solle Siena bis zur Uebergabe belagern, für den Rückmarsch des Heeres aus. Eine grosse Anzahl Gefangener, deren Zahl auf 1235 angegeben wird-), 1) Tomtnaei hat fast überall auf Grund von Ur- kunden gearbeitet, die auch uns jetzt noch zugänglich sind. Er giebt zu diesem .lahre auch Details über Soldaugzahlungen, die den Kämmereiiechnungen der Stadt Siena entnommen sind. Aber aus ihnen konnte er den Gang der Itriegerischen Operationen nicht ersehen , die er nur conibinirt hat. Die Annal. Senens. berichten zu diesem Jahre nur das Faktum der Niederlage vor CamoUia. Die Gesta Florentinorum sind für dieses Jahr, in dem die Florentiner siegreich waren, in demselben Masse genau, wie die Annalen von Siena für das Jahr 1229. 2) In den Zahlenangaben schwanken die Ab- leitungen der Gesta Florent. Simone della Tosa giebt I2:i5 an: das s. g. Chronicon des Brunetto Latini 13:t5; die Übrigen sagen in verschiedenen Angaben bald 1270, bald 122;i Gefangene. Ich glaube daher an der Angabe Simones della Tosa festhalten zu sollen. Die 8. g. ('hronik des Brunetto Latini erzählt von ge- fangenen schönen Frauen der Sienesen , welche die IS* 138 uahmeo die Sieger mit sich und als Zeichen der Niederlage der Sienesen hiehen sie eine riesige Pinie auf dem Monte Cellese um '). Nachdem die Getreideernte des Jahres vorüber war, und ,die Trauben sich zu färben be- i;aunen', unternahmen die Florentiner einen neuen Zug in die Grafschaft von Siena. Sie belagerten das durch seine Lage sehr feste Castell Selvole, welches nur vier Miglien von Siena entfernt ist. Die Besatzung leistete verzweifelten Widerstand. Aber die Florentiner wendeten dasselbe Mittel au, das gegen Mortennano Erfolg gehabt hatte: sie untergruben die Mauern des (Jastells. Schon sah sich die Besatzung dem Untergang nahe, als es ihr gelang, in einer stürmischen Nacht aus- zubrechen und zu entrinnen. Doch fielen immer noch vierzig Mann in die Hände der Florentiner^). Ob bei diesem Zuge oder dem ersten dieses Jahres die Florentiner lüOd Schelf el Getreide nach Montepulciano geschickt haben, wie unsere Annalen nicht unglaubwürdig berichten, will ich nicht entscheiden. Ist das Datum bei Tommasi I. 234 richtig, dass die Sienesen im Juli durch 370 Armbrustsschützen Montepulciano hätten verheeren lassen, so ist die Getreidesendung wohl mit der zweiten Expedition verbunden worden. Dieselbe war Ende August vorüber. Denn am 2ö. August bevollmächtigen der Podestä und das Consiglio von Siena, zwei Gesandte, welche die Pisaner zur Stellung der durch den Vertrag festgesetzten Hülfstruppen und erlauben den Gesandten in ihre Seelen hinein zu schwören, dass bei dem Zuge gegen Castell Selvole, das zur Commune von Siena gehöre, der Podestä, Beamte uud das Heer der Florentiner anwesend gewesen seien. Die Sienesen mochten an eine Fortsetzung des Kampfes glauben und darum die Hülfe der ver- bündeten Commune erbitten. Da der Papst und der Kaiser jetzt Frieden geschlossen hatten, und die Sienesen sich der Gunst beider erfreuten, — hatte Gregor IX. doch vor dem Abschlüsse des Friedens am 13. Juli von der Commune verlangt , sie solle ihm auf Michaelistag eine Gesandtschaft senden , mit der er Wichtiges zu verhandeln habe, — so mochten sie wohl jetzt hoffen, dass sie gegen die über- mächtigen, gewaltthätigen Florentiner bei ihnen Schutz finden würden. Sanzanome vergleicht sie desshalb mit den Britten, welche den König Artus erwarteten 3). In der That schien ihnen jetzt auch Hülfe zu kommen. Zuerst trat der Papst handelnd auf. Am 3. December 1230 sendete er eine Bulle an die Florentiner, in der er sie aufforderte Frieden zu schliessen und bis zum Epiphanienfeste vier tüchtige (providos et discretos) Männer zu Friedensverhandlungen abzusenden; einstweilen sollten sie Waffenstillstand schliessen; die Kirche, nachdem jetzt die sie ringsum bedrohenden Stürme beschwichtigt seien, müsse wegen der Greuel des Kriegs den Frieden be- Sieger zu Kebsweibern genommen hätten. Auch Pao- lino Pieri erwähnt die gefangenen Frauen. 1) Montecellese liegt nordwestlich von Siena un- getahr 1 '/a Miglien von der Stadt. Da die Florentiner erst am Schlüsse des Kriegszuges in die unmittelbare Nähe von Siena kamen, so fällt das erzählte Ereigniss erst in diese Zeit. 2) Unsere Annalen berichten zu diesem Jahre, die Florentiner halten auf ihrem Zuge gegen Siena Castrum Casciolae zerstört. Ich halte dieses nur für einen Schreibfehler, da es meines Wissens im Siene- nischen kein Castell (Jasciolae giebt. Dass die Floren- tiner CamoUia genommen hätten, haben sie fälschlich zum Jahre 1226 berichtet. In den Ableitungen der Gesta Florentinorum kommt das Wort auch zum Jahre 1230 nicht vor. 3) ThI. I. S. 33. Cum Senenses in astutia dura- rent, tanquam Brittoni, qui regem adhuc expectare dicuntur Arturum. 139 tVirdevu ')• Der Kaiser, der sieb in Apulien aufhielt, sendete im Februar 1231 den Guiccione de .Sassoferato nach Tuscien „wegen sehr wichtiger Geschäfte", die offenbar mit der Pacification des Landes in Verbindung standen. Dann forderte er die Städte flir den 25. April auf, nach der Terra di Lavoro oder der Capitanata Gesandte, die zum Abschluss von Verträgen autorisirt seien, an ihn zu senden, damit Frieden unter ihnen geschlossen werde. Bis zur Rückkunft dieser Ge- sandten verbot er den Städten, einander zu vergewaltigen und zu kränken '^). Den Sienesen wird ausdrücklich das Wohlgefallen des Kaisers versichert, da dieser durch seinen Legaten Gebhard von Arnstein erfahren habe, wie sie dem Keiche immer treu und gehorsam gewesen seien. Der Papst unterstützte diese Friedensversuche des Kaisers aufs Nachdrücklichste. Unter dem 13. Mai erliess er ein Schreiben au Pistoja '') und gewiss auch an die übrigen tuscischen Städte in dem er iiinen die Befolgung der Aufforderung, die der Kaiser ,carissimus in Christo filius noster Fri- dericus' an sie gestellt habe, einschärfte. Um diese Vorladung des Kaisers bekümmerten sich aljer die Florentiner ebensowenig als um die Mahnung des Papstes, sondern sendeten im April 1231 ihr Heer ins Val di Btrove, ein Seitenthal des Val d'Elsa, weil dieser Theil der Grafschaft von Siena auf den bisherigen Kriegszügen von Plttndrung verschont geblieben war*). Nachdem sie ungefähr einen Monat im Felde gestanden und viele Burgen und Orte zerstört hatten, gingen sie nach Florenz zurück. Um sich dafür an den Freunden dieser Commune zu rächen, verpflich- teten die Sienesen den Reichslegaten Gebhard von Arnstein durch eine Urkunde vom 21. Mai die diesjährige Ernte von Montelpulciano zu zerstören"). Mit diesem Versjwechen wird es zu- sammenhängen, dass Gebhard von Arnstein am 11. Juni durch Rudolf di Guido Burgundione und Walther Ubertini den Podestä von Montepulciano, Raineri Zinghani de' Buondelmonti aus Florenz, auffordern Hess, die Entscheidung des Streites zwischen der Commune und dem Adel der Stadt ilim, dem Legaten des Kaisers, zu übertragen. Aber Gebhard wurde abgewiesen, da man er- klärte, diesen Frieden nicht ohne die Einwilligung der Florentiner abschliessen zu können. Nach- dem dann der kaiserliche Legat am 18. Juni durch neue Gesandte seine Forderung wiederholt hatte stellen lassen und abermals abschläglicb beschieden worden war, sprach derselbe dann am folgenden Tage den Reichsbann über die widerspenstige Commune aus''). Wer die Personen und Besitzungen der Stadt schädige, solle straflos sein. Diese Aufforderung scheint keine bedeutende Wirkung hervorgebracht zu haben. Neue Verliandlungcn wurden desshalb mit Montepulciano angeknüpft. Denn unter dem 30. August schreibt der' unerschrockene florentinische Podestä der Stadt an seinen CoUegen von Florenz, Odo di Mandello, dass Rainer de Carpegna ihn im Namen des Kaisers aufgefordert habe, sich binnen acht Tagen bei tausend Mark Strafe vor dem Kaiser zu stellen; er habe um Aufschub gebeten, denselben aber nicht erhalten; man möge ihn wissen lassen, was er thun solle; ohne Befehl von Florenz würden sie sich nicht fügen, auch wenn sie vom Kaiser mit den Waffen angegriffen werden sollten''). Es ist nicht überliefert, welchen Erfolg diese Anfrage gehabt hat. Jedenfalls aber den nicht, dass die Florentiner Montepulciano 1) Sbaraglia Bullarium Fratr. Minorum I. 30 nach 5) So Sanzanome, dessen Gesta Florent. mit dieser Wüstonfeid. Notiz abBchliesseu. 2) Huillard-Briholles Historia III. 263. 0) Ficker, Forsclinngen IV. S. 301. 3) Huillard-Breholles Ilisturia III. 271 u. f. 7J Huillard-Breholles III. 2S8. 4) Huillard-Breholles III. 282. &) Ficker, Forschungen 1 V. S. 3C2. 140 freigaben. Der Podestä Rainerius Zingliani trat zwar jetzt zurück, aber sein Nachfolger Raineriiis Stephani aus Orvieto erwies sich nicht weniger hartnäckig gegen alle Mahnungen der Reichsver- waltung. Denn am 28. Oktober erwiderte dieser auf eine Auflforderung eines Abgesandten ). Aller Wahrscheinlichkeit nach würden seine Predigten in Tuscien auch wenig ge- fruchtet haben. Denn die Parteileidenschaften behaupteten sich hier noch in voller Höhe; die jVoluntas lenior', von der der Papst gesprochen, war nocli nicht wieder eingekehrt '). Konnten 1) Salimbene sagt von diesem Johannes: Iste par- vae litteraturae erat et intromittebat se de miraculis faciendis. S. 34. 2) Ughelli, Italla sacra III. 112. ,3) Matthei, Pisa sacra I. 12. 4) Florentinates super Sanenses vadunt post pro- hibitionem pape; propter quod eoium civitas sub inter- dicto posita est et ipsi excommunioationis vinculo sunt innodati. Monumenta Germaniae XIX. 37(». 5) Potthast, Regesta I. Nr. 9242. 43. 44. 57. 6) Potthast 1. 1. 1. Nr. 7260. 94. 7) Die Florentiner zeigten sich auch bei einer anderen Gelegenheit sehr widerspenstig gegen päpst- liche Befehle. Zwischen dem Bischof Hildebrand von Fiesole und Florentiner Bürgern waren wegen Schuld- forderungen, die diese gegen jenen hatten, Streitig- keiten ausgebrochen. Die Commune hatte sich ilirer Bürger angenommen und den Bischof in seiner Resi- denz so bedrängt und in die Acht gethan, dass er Fiesole und sein Bisthum verliess. Um diese Ange- legenheit zu ordnen, hatte Honorius III. am 8. Juni 1224 den Bisehof von Faenza, den Abt von Nonantola 149 doch die Sienesen noch nicht einmal mit den Montepulcianesen sich verständigen. Das ersieht man aus einem Vertrage, den Wilhelm Amatus von Siena mit Peppo Jacobi, dem Rektor der Jlilites von Montepulciano, am 23. August 1233 abschloss, und in welchem jener diesem versprach, die Commune Siena werde zu Gunsten der Vertriebenen ihren ganzen Einfluss aufbieten, sie nach Montepulciano zurückzuführen, so dass sie den Ort wieder herstellen könnten, wenn die anderen Montepulcianesen zum Vertrag mit Siena kommen und denselben halten iWürden. Dagegen ver- pflichteten sich die Sienesen, keinen Frieden mit Florenz zu machen ohne Einwilligung der Ritter, welche stets zu Diensten von Siena stehen und die übrigen Montepulcianesen nach Kräften be- stimmen wollen, dem Vertrag mit Siena beizutreten i). Die allgemeine Lage gestaltete sich für diese Stadt jedoch immer ungünstiger. Selbst Poggibouzi begann in der lang bewährten Treue zu wanken. Am 21. September giebt der Podestä und mehrere namhaft gemachte Consiliarii durch Urkunde Erlaubniss, an Orgesc di Manetto und den Judex Rainerius q. Mattei mit der Commune Florenz über den Abschluss von Frieden oder Waffenstillstand zu verhandeln. Jedoch soll Nichts ohne die specielle Erlaubniss und eingeholte Willensmeiuung der Commune Poggibonzi geschehen. Doch scheint dieser Auftrag ohne thatsächliche Folgen geblieben zu sein. Schien Montal- cino noch am 29. August sein ßuudesverhältniss mit Siena durch neue Schwüre gekräftigt zu haben, so fiel es doch bald darauf ganz ab. Sein Heer überfiel Moutorgiale, einen Ort der Graf- schaft von Siena. Von dieser Commune wegen des Friedeusbruches zur Rede gestellt, antworteten die Montepulcianesen gar nicht. Die Sienesen wendeten sich desshalb mit einer Klage an den kaiserlichen Legaten Gebhard von Arnstein, der soeben vom kaiserlichen Hoflager zurückgekehrt war, und beschuldigten die Montalcinesen, sich verrätherischer Weise mit den Feinden ihrer Com- mune und des Reichs, namentlich mit den Florentinern, verbündet zu haben. Es half den Sienesen Nichts, dass Gebhard, der die abgefallene Commune vorgeladen hatte, dieselbe, da sie nicht erschienen war, dem Reichsbann unterwarf, sie mit 400Ü M. strafte, und wenn sie sich nicht bis zu einer neu angesetzten Frist stelle, mit Krieg bedrohte-). Im Gegentheil, der Abfall dieser und den Canouicus Tancred von Bologna abgeordnet, nachdem sicli schon der Bischof von Modena ver- geblich um sie bemüht hatte. Aber auch diese neuen licvollmächtigten erreichten Nichts. Ua zog der Papst die Sache direkt vor seinen RichterstuJil. In einem an den Bischof von Florenz gerichteten .Schreiben, in doui auch der Adressat wegen seiner Saumseligkeit in dieser Angelegenheit getadelt wird, ladet der Papst Procuratoren der Commune auf den 1. Februar 122" vor sich, um ihm wegen des dem Bischof zugefügten Unrechts Rede zu stehen. Aber Honorins III. erlebte die Beilegung des Streites nicht. Gregor IX. befahl nun 122"5 dem Bischof von Fiesole, seine Residenz nach Florenz zu verlegen, (juod ex cohabitatione Fesu- lani Episcopi major inter eum et commune Florentinum poterat concordia provenire, und übertrug ihm die Kirche Santa .Maria de Campo in Florenz. Damit war aber der Streit noch nicht zu Ende. Krst im November 12:}:! schlichtete ihn der Papst, den man zum Schieds- richter ernannt hatte. Der Bischof muss 3U0ü Lire pisanischer Münze an seine Gläubiger zahlen, dagegen soll er wieder in den Besitz seiner Güter, Castelle u. 8. w. gesetzt werden. Der Bischof von Florenz soll ihm die Kirche Santa Maria de Campo abtreten und die Commune Florenz ihm binnen drei Jahren einen Palast in ihrer Stadt bauen, in dem er anständig wohnen könne. Damit war aber dieser Handel keineswegs beendet. Drei Jahre später setzt der Papst abermals einen Termin zur Beendigung desselben an. Aber erst nach 12.57 scheint er wirklich zu Grabe getragen zu sein. Ughelü, J. s. III. 2:J9 u. f. Cantini, Saggi I. 112 u. f. 1) Caleffo vecchiü c. 2:i5. Banclii, Memoriale etc. 1. 1. S. 2U. 2) Banchi, Memoriale 1. 1. S. 27. u. f. Ficker, Forschungen IV. 377. i:)0 Commune fand Naclifolge. So verbündete sich der ^'ice-Comes Pepo von Campiglia, der den Sienesen soeben noch zu Händen des Podestä Transmundus degli Anibaldi Treue geschworen hatte, zugleich mit den Bewohnern von Castiglione und den Grafen von Tetinano in den ersten Monaten des folgenden Jahres mit den Florentinern und Orvietanern 7Aim Schutze der Montalci- nesen. Im März 1234 musste desshalb der neue Podestä von Siena mit dem Kriegsvolk von zwei Dritteln der Stadt gegen diesen treulosen Dynasten zu Felde ziehen. Es gelang dem Heere am 17. März einen Theil von Campiglia zu nehmen und am folgenden Tage auch den Cassaro (Burg) derselben '). War die Einnalime dieser Stadt auch ein nicht verächtliclier Erfolg der sienesischen Wafllen, so fiel derselbe doch den Florentinern gegenüber nicht ins Gewicht. Die Sienesen waren daher gern bereit, auf die Friedensvermittlnng , welche Gregor IX. von Neuem anbahnte, einzugehen. Wenige Tage nach der Einnahme von Campiglia, am 23. März, verlängern desshalb der Podestä, der Rath und die Consuln der Milites u. s. w. von Siena den Termin zum Spruch zwischen ihnen und den Poggibonzesen einerseits, den Florentinern "und Orvietanern an- drerseits, welchen der Franziscauerbruder und päpstliche Pönitentiar Willelmus geben und der bei einer Strafe von 10000 Mark gehalten werden soll, bis auf den 1. April: dann (am 31. lilärz) bis zum 25. April, am 24. April auf den 1. Mai, am 1. Mai auf den 8. Mai, am 8. Mai auf den 11. Mai, am 11. Mai auf den 13. Mai, am 13. Mai auf den 16. Mai. Am 2. April hatten zwar auch Johannes Judicis Romanorum consul und Podestä von Florenz nach einstimmigem Beschluss des Rathes der Stadt und der Consuln der Zünfte etc. 2) und Amerigus judex Floren- tinus als Procm-ator und Syndicus des Podestä und der Commune von Orvieto den Pönitentiar des Papstes Wilhelm gleichfalls als Schiedsrichter zur Schlichtung ihrer Händel mit Siena und Poggibonzi angenommen. Aber schon die mitgetheilten wiederholten Fristverlängerungen bezeugen aufs deutlichste, auf welche grosse Schwierigkeiten auch dieses Vermittlungswerk stiess. Wir sind über den Inhalt der Vermittlungsvorschläge, die dieses Mal zur Basis der Verhandlungen genommen wurden, gar nicht unterrichtet 3). 1) Annales Senenses 1. 1. S. 229. - 2) „Potestas congregato consilio tarn generali quam speciali ad sonnm campanae more solito in pa- latio communi vocatis ad ipsa consilia per precones communis consulibiis milituia, judicum, mercatorum, campsonim portis S. Mariae, avtis lanae et capitaneis mercatonim communium." Dieses und die Fristangaben nach WUstenfeld. :i) In Folge der Verwirrung, welche in der Chro- nologie Tommasis (I. 248) herrscht, können wir leider eine Anzahl Thatsachen, die Toramasi allem An- scheine nach aus Urkunden geschöpft hat, nicht ganz sicher verwerthen. Denn die Fristverlängerungen, die entschieden ins Jahr 1234 gehören, setzt T. ins Jahr 1235. Ebenso die Freilassung der gefangenen Florentiner, die im folgenden Jahre nicht denkbar ist, da am 25. April d. J. noch keine Vermittlungs- versuche vom Papste aufgenommen waren. Willkühr- lich ist ferner auch bei Tommasi die Nachricht, der Bischof Jacobus von Präneste habe schon 1234 die Vermittlungsversuche geleitet, dieselben aber aufge- geben, da sie an der Hartnäckigkeit der Florentiner gescheitert, und die Fortführung derselben dem Pönitentiar Wilhelm überlassen. Aus der päpstlichen Urkunde vom 7. Mai 1235, durch welche der Bischof v;on Palestrina — derselbe ist oben S. 44 irrthiimlich Hugo genannt — zum Pacificator Tnsciens berufen wurde, ersehen wir mit keiner Zeile, dass er schon 1234 dort thätig gewesen ist. Der Papst, der von den zahlreichen Briefen und Gesandten spricht, die er zur Befriedigung von nostra provincia speciali, que preter Romanorum Pontificem Metropoliten um alium dinoscatur non habere, geschrieben und abge- sendet habe, würde gewiss auch auf die frühere Thätigkeit seines jetzigen Legaten in dieser Provinz angespielt haben, wenn derselbe wirklich schon ein- 151 Docli scheineu die Verliaudlungen dem Abscliluss nahe gewesen zu sein. Denn am 15. Apiil entliesseu die Sienesen 39S gefangene Florentiner, welche seit 1228 in deren Kerker gelegen hatten, zu Händen des Gesandten Pellegrino di Aldobrandino und Dato di Ugolino. Den Sienesen mochte es wohl auch Ernst mit den Verhandlungen sein, da die Florentiner schon wieder ein Heer an der Grenze der Grafschaft bei Poggibonzi zusammenzogen. Ob es auch den Florentinern Ernst war, möchte ich fast bezweifeln. Am 13. Mai scheint Wilhelm dann die Vergeblichkeit seines Friedensversuches erkannt zu haben. Denn er verspricht an diesem Tage dem Podestä von Siena Trasmundo degli Auibaldeschi, er wolle den Leuten, die den Cassaro von Chianciano inue haben, befehlen, denselben an Siena auszuliefern, falls kein P^-ieden nach Form des Corapromisses zwischen Florenz und Siena zu Stande komme; er will diesen Befehl geben, ehe die Friedensverhandlung abgebrochen würde '). Nicht lange darauf hatten die Verhandlungen auch ihr Ende erreicht. Denn Anfangs Juni rockten die Florentiner mit Heeresmacht in die Grafschaft Siena ein, um dort dreiundfUnfzig Tage zu sengen und zu brennen und Orgiale und Asciano nebst dreiundvierzi;: Ca- stellen zu zerstören. So berichteten die Gesta Florentinorum -). Es scheint mit dieser Ausplünderung der Grafschaft zusammen zu hängen, dass sich die Sienesen am 28. Juli die Erlaubniss zur Einführung von Getreide bis zum 1. Januar des folgenden Jahres durch den Podestä von Grosseto Soartio da CoUe siciiern. Der l»est des Jahres scheint dann friedlich verlaufen zu sein. Sobald aber der Winter sich dem Ende entgegen neigte, mochte bei den Sienesen die Furcht vor der Zukunft sich um so lebhafter einstellen. Schon im Februar verhandeln sie mit ihren Nachbarn um freies Geleit ftlr ihre Gesandten an den Papst. Am 18. Februar bewilligt der Capitano Homodeus von Cortona in einem Schreiben an den Podestä von Siena, Bernardus de Pio von Modena, dessen Gesandten freien Durchzug durch das Gebiet von Cortona. Hatte doch auch der Papst den Bischöfen von Arezzo und Cortona aufgegeben, von ihren Conimunen bei Strafe der Excomrauni- cation freies Geleite für die an ihn zu sendenden Botschafter zu erwirken. Darauf ernannte am 23. Februar der Podestä den Gualterus Arnoldi und Turchius zu Nuntien der Commune Siena bei Gregor IX. Erst am 7. Mai bestellte der Papst aber den Bischof Jacobus von Palestrina, einen vielfach gebrauchten Diplomaten, zu seinem Legaten. In dem Bestellungsschreiben hebt Gregor IX. hervor: licet muifo sudore lahoratum .sit hactenus et multo labore sudatum, cum litteras litteris et nuntios nuntiis inculcaverimus, uon semel sed saepe, non uno tantum sed pluribus de fratribus nostris propter hoc ad Florentinos, Senenses et Urbevetanos specialiter destinatis, ut inimicitiarum jiarietes per pacis unionem in Christo angulari lapide Jungerentur etc. Wenn die Communen nicht mit einander Frieden schliessen wollen, so wird der Legat ermächtigt, die Podestaten und deren Consiglio zu excommuniciren und die Städte fcivitates) mit dem Interdikt zu belegen 3). lu.'il dort zur Vernendnng gekommen wäre. Möglich Der Tag dea Ausmarsches scheint der 4. Juni gewesen ist allerdings, dass ein Cardinal r2.')4 dort war. üoch zu sein. Da Alle angaben, das Heer sei 53 Tage in war dieses sicher nicht Jacob von P.. o^ll Stellt, wenn ich sie recht verstehe, die Haltung der Florentiner 123'.i — 4U als eine dem Kaiser feind- liche dar. Es heisst liier, nachdem berichtet ist, dass der Kaiser Weihnachten 12:)'.l zu l'iHa zugebracht habe: l'uui auteui esset in Apuliani paratis navigiis prot'ec- turus (U Florentinis diu quaesila (iitelitale (Usperaus, cum in belle Senensi populus foeminea compositione insolescens nun armis, sed crinibus colendis addictus, <)uem bellicosa Florentia hostili persecutione vexaliat, multa Bupplicationis instantia in siii praesidium ad- VDcavit, praestito sibi vassallagii juramento. Ich glaube nicht, dass der Kaiser, der am 22. Dec. I23ii /.u Pisa eintraf, am 1. .Januar zu San Miniato, am 4. .lanuar zu Poggibonzi, am '<. Januar zu Siena weilte, also die Treue der Florentiner nicht lange gesucht hat, damals nach dem Süden abgezogen wäre, wenn er sich des Gehorsams von Florenz nicht hätte versichert halten ' können. Die Podestaten der Stadt waren 1239— 124», so weit ich sehen kann, ganz kaiserlicli gesinnt. i) Die Familien Donati, Pazzi sind bekannt genug, lieber die Uguiccioni kann ich nur auf Gamurrini II. tir« verweisen, den ich selbst nicht habe nachsehen können. Die Tedaldini und Uberti sind als Ghibellinen bekannt. Ob der Stammbaum der Familie Uberti, den Lorenzo Mariani 1732 entworfen hat, gedruckt ist, weiss ich nicht. Unter den Burgeuses verstehe ich die Familie Borchesi, die hinter der Via del Garbo ihren Palast hatte. Es gab auch eine Familie del oder dal Borgho. Mahnung des Kaisers, die dieser im Februar 1241 an den Podestä und die Commune richtete, und in dem er sie aufforderte, ihm mit Reitern und Belagerungstruppen nach allen Kräften zu Hülfe zu kommen und den Anforderungen und Anordnungen seines Sohnes, des Königs Enzio, der zu ihnen gesandt war, unbeachtet gelassen hätten •). Hat sich doch auch bei Villani und im Commentar des Jacopo della Lana (oben S. 161) Kunde davon erhalten, dass Ghibellinen und Guelfen sich an der Belagerung von Faenza im Dienste des Kaisers betheiligt haben. Da die Uberti und Buondelmonti seit 1239 sich ausgesöhnt hatten, der Conflikt zwischen beiden erst 1242 wieder ausbrach, so ergiebt sich schon liieraus, dass die Erzählung des Jacopo della Lana in ihren Einzelheiten unrichtig sein muss. Es liegt wenigstens kein Grund vor, dieselben an dem Kampfe betheiligt sein zu lassen, den 1241 die Giandonati gegen den Podestä Ugo Ugolini führten. Sind wir auch nicht über die Ursachen dieses Streites unterrichtet, so ist uns doch eine Urkunde erhalten, welche aller Wahrscheinlichkeit nach von Vorgängen berichtet, die mit diesem Conflikte in Verbindung stehen. Der Podestä hatte für seine Häscher ein Local gemiethet, das den Amidei gehörte. Dafür weist er eine Miethsentsciiädigung von 50 Lire an , gleichzeitig lässt er ihnen aber auch ein Urtheil seines Gerichtes über einen Schadenersatz von 200 Lire zugehen, den die Einschätzer der Commune (magistri communis) den Amidei für den an ihren Gebäuden erlittenen Schaden zugebilligt hatten. Da der Podestä kein Geld zu seiner Disposition hatte, so verpfändete derselbe den Benachtheiligten: librum exbannitorum pro maleficiis suo tempore et duos libros f'ocolarium communitatis Florentie et omnes alios libros exbannitorum communis Florentie, qui sunt in cassa sub duabus clavibus et campanas communis Florentie, volens quod tamdiu retineant predictos libros et campanas, quamdiu de predictis omnibus et singulis eis satis fiat ad plenum^). Mochte vielleicht auch die bevoistehende Amtsniederlegung den Podestaten im December bestimmen, den Amidei auf jeden Fall zum Ersatz des Schadens zu verhelfen, so zeigt es doch von sehr unsicheren und rechtslosen Zuständen in Florenz, dass ein Podestä es für nöthig fand, die Glocken der Commune, welche die Gemeinde zu den Rathsversammlungen zusammen riefen, sowie die Katasterverzeichnisse und die Bücher, in denen die aus Florenz vertriebenen Verbrecher sammt ihren Gütern ver- zeichnet waren, einer Familie in Versatz zu geben. In der That die Macht der damaligen Pode- staten von Florenz muss eine sehr schwaclie gewesen sein, da sie den Frieden in der Stadt nicht aufrecht erhalten konnten. Dass sie dieses aber in keiner Weise vermochten, zeigten die Angaben, welche unsere Annaleu zum Jahre 1242, als der Pfalzgraf Gottfried von Lomello Podestä war, uns aufbewahrt haben. Da wird zunächst berichtet, dass die guelfische Familie der Adimari den Thurm und das Haus der Familie Bonfanti eingenommen habe »). Weiter wird hervorgehoben, 1) Es ist wahrscheinlich, dass die Florentiner die Magistri Brunettus Tropini und Donatus Monaldi, damals dem Kaiser zu Podestaten drei Personen de- die sich vielleicht auf den vorliegenden Fall bezieht, nominirten, ans denen dieser einen auswählte. So wurde ist gleichfalls bei Cantini 1.1. abgedruckt. es wenigstens in Siena 1249 gehalten, und es ist kein 3) Beide Familien wohnten im Sesto San Piere. Grund anzunehmen, warum dieser Modus damals nicht Nach der einen wird ja der Corso degli Adimari ge- auch in Florenz beobachtet wurde. nannt, die anderen sind bei Lami, Mon. I. 130 und IL 2) Cantini, Saggi III. tl. Eine Abschätzung des 14:i"> und H39 erwähnt. Dante gedenkt ihrer nicht. Schadens aa mehreren Gebäuden der Amidei durch 1(J7 die Guelfen seien uach Gaugalandi, die Ghibellinen nach Castagnola gezogen. Offenbar geschah dieses in feindlicher Absicht gegen diese Orte. Denn Gangalaudi gehörte der ghibelliniscbeu Familie der Conti di Gangalandi, und Castognola dem guelfischen Zweige der Grafen Guidi an (siebe oben S. 164). Doch kam es jetzt noch nicht zu einem blutigen Zusammenstosse beider Faktionen, da der Bischof Ardinghus vermittelte •). Als aber die Ghibellinen in demselben Jahre nach Campi zogen, folgten ihnen die Guelfen dorthin nach und schlugen sie. Diese lakonische Notiz unserer Annalen, die dann über das ganze folgende Jahr schweigen, erhält Licht durch den Bericht des s. g. Chronicon des Brunetto Latini. Dasselbe erzählt, ohne jedoch eine genauere Zeitangabe zu machen, Folgendes hierül)er. Die Uberti, Lamberti, Caponsacchi, Auiidei, die Conti di Ganga- landi , die Bogoiesi und Fifanti seien im Dienste der Bertaldi -) nach Campi gegangen, dort seieu sie von deu Buoudelmonti, die es auf die Häupter der Uberti, Messer Farinata, Messer Neri Piccolino und Messer lo Schiatta, abgesehen hätten, und von den Anhängern der guelfischen Partei in verrätberischer Weise überfallen worden. Messer Jacopo della Schiatta degli Uberti, der mehrfach genannte Oderigo dei Fifanti und viele andere vornehme Herrn seien todt auf dem Platze geblieben. Dem Guido de' Galli sei Nase und Oberlippe abgeschnitten und der Mund uach beiden Seiten bis zu den Ohren aufgeschlitzt worden. Nachdem die dem Blutbad Entron- nenen glücklich uach Florenz zurückgekehrt seien, habe uun in der Stadt der Kampf mit Wurf- geschossen und Armbrüsten von Haus zu Haus, von Thurni zu Thurm begonnen; es sei viel Volk dabei umgekommen. Der Kampf zwischen den Buondelmonti und den Uberti und Fifanti sei unter grossen beiderseitigen Anstrengungen geführt worden; die eine der Parteien habe man die der verrätherischen Guelfen und die andere die der patarenischen Ghibellinen genannt 3). Da 1) Für die Stellung dea Bischofs zu den streitigen I'iirteien wäre es wiclitig, wenn die Meinung Ughellis richtig wäre, dass er der florentinischen Familie der Forafjosc'hi, die guelfisch war, angeiiOrt habe. Er ver- waltete das Bisthum in den Jahren 12;JU bis 1249. Ks :icheint, dass er vorzugsweise sich um die geistliche Seite seines Berntes bckiiuiuiert hat. Friedrich II. rühmt von ihm, dass er dem ketzerischen Podest» Rubaconte de Mandello entgegen getreten sei. Später scheint er sich gegen Friedrich II. bestimmt erklärt zu haben. Es hängt das wahrscheinlich mit der ketzerischen liichtung vieler Ghibellinen und den Er- eignissen von 1244 in Floren/, zusammen. Friedrich von Antiüchien beraubte ihn wenigstens seiner Ein- künfte, wesshalb er eine Besitzung des Klosters Set- timo verkaufen musste, da er schwach und krank war; pro cxpensis sibi necessariis in sua aegritudine, qua presentialitcr laborat, cum vicarius princeps secularis :ibstuli8set uäut'ructus suos et proventus plurimos. üghelli, Italia »acra III. 117». 2) (antini, Haggi VII. 145 u. f. :i) In etwas novellistischer Weise ausgeschmückt erzählt das s. g. Chronicon des Brunetto Latini in Verbindung mit diesen Vorgängen folgende Familien- geschichte. Nach dem Ueberfall bei Campi sendete Neri Piccolino degli Uberti sein Weih, die Tochter Raineris Zinghani dei Buoudelmonti, mit den Worten uach Hause zurück, er wolle mit einem Weibe aus der Brut von Verräthern keine SOhne zeugen. (Einen Sohn, Azzo, hatte Neri Piccolino, ob von diesem lui- glüeklichen Weibe, ist unbekannt.) Der Vater nahm seine schöne und kluge Tochter wieder in sein Haus auf, gab sie dann aber dem Grafen Pannochino de' Pannochieschi gegen ihren Willen zum Weibe. Als dieser, ein ritterlich gesinnter Mann, die Ehe voll- ziehen wollte, erklärte ihm die Unglückliche, sie sei die Gattin des besten Ritters in Tuscien, des Picco- lino Neri degli Uberti , worauf sie Pannochino mit reichen Geschenken geehrt cntliess und selbst nach Hause geleitete. Die so doppelt Geschiedene trat in das Kloster Monticelli Vecchio (Santa Maria di Monti- celli, das der Cardinal Ottaviano Ubakliiii auf den Hügel von Colomhaja 1202 verlegte) als suora riu- chiusa ein. Gegen die historische Glaubwürdigkeit dieser Erzählung möchte allerlei Naheliegendes einzu- wenden sein. Doch will ich davon absehen und nur 1G8 dieser Bericht sich leicht in den Rahmen unserer Annalen einfügen Jässt, schenke ich demselben Glauben. Die Kämpfe, welche nach jenem Ueberfalle der Ghibellinen durch die Guelfen bei Campi die Stadt nach dem s. g. Ghronicon des Brunetto Latiui erfüllt haben sollen , haben sich gewiss in das Jahr 1243 hineingezogen. Unsere Annalen berichten über sie nichts, wie sie denn auch zu den Jahren 1244 und 1245 gar keine Nachricht zur Geschichte der Stadt bringen. Wir sind überhaupt, da auch die Gesta Florentinorum ganz über sie schweigen, über die wichtigen Er- eignisse, die sich in diesen Jahren in der Stadt verbreiteten, gar wenig unterrichtet. Die Pode- staten derselben waren zwar wohl noch kaiserlich gesinnt und vom Kaiser ausgesucht. Auch Or- lando di Ugone Rosso, der Podestä von 1243, war dem Kaiser wohl noch treu und ergeben. Dagegen scheint dessen Vetter Bernardo di Orlando Rosso mindestens zweideutig gehandelt zu haben. Er gestattete den zelotischen Ketzerpredigern den Eingang in die Stadt, und das wollte doch soviel heissen, als dieselbe gegen den Kaiser zu rcvolutioniren. — Es ist ein Irrthum zu glauben, dass die Städte, welche in dem Kampfe zwischen Kaiser und Papst auf Seite des letzteren zu stehen i)flegten, weniger von Irrlehrei-n heimgesucht gewesen seien als jene, die gut kaiserlich gesinnt waren. War doch der Hauptsitz der patare- nischen Ketzer in ganz Italien Mailand '). Sie erfreuten sich hier grosser Duldung von Seiten der weltlichen Gewalt, und Innoceuz III. hatte sich über diese lebhaft zu beklagen. Ebenso war Brescia voll von Ketzern. Da Friedrich II. ja die .strengsten Ketzergesetze erlassen hatte, hatten die Häretiker an sich auch keinen Grund, sich für den Kaiser gegen den Papst zu erklären. Der Kaiser, welcher in den Ketzern politische Gegner witterte und sich den gläubigen Katholiken gegenüber als vollkommen rechtgläubiger Fürst ausweisen wollte, und der Papst, der bei seinem Kampfe gegen den Kaiser sich auf Städte stützen musste, die von Ketzern wimmelten, kamen daher in eigenthümliche Positionen denselben gegenüber. Der Kaiser konnte den Papst der Begünstigung der Ketzer beschuldigen, während der Papst dem Kaiser seinen persönlichen Unglauben, die Be- günstigung der Muhamedaner von Lucera und die Bedrückungen der Kirche im sicilischen Reiche vorrücken durfte , dagegen gegen die kaiserliche' Gesetzgebung in Betreff der Häietiker nichts zu sagen vermochte. Erst im Fortschreiten des Kampfes vereinfachten sicli diese Gegensätze. Hatte der Papst Gregor IX. anfänglich die Mailänder, unter denen viele Edle die Gönner der Ketzer waren, anfänglich milder behandeln müssen, um sich nicht dieselben zu entfremden, so durfte er allmählich immer strengere Forderungen an sie in Betreff der Verfolgung der Ketzer stellen. Und die Stadt selbst, für welche die Unterstützung von Seiten des Papstes unumgänglich erforderlich war, nachdem sie sich einmal mit Friedrich II. in einen Kampf auf Leben und Tod eingelassen hatte, musste diesen Anforderungen immer mehr entgegen kommen. Wurden die Ketzer aber von den Städten verfolgt, welche dem Kaiser feindlich gesinnt waren, so lag es nahe, dass sich dieselben doch auf die Seite des letzteren stellten, wenn derselbe ursprünglich auch von ihnen Nichts hatte wissen wollen. Dazu kam, dass der Kaiser bei dem immer heftiger ö bemerken, dass um diese Zeit keiu Pannücchino dei 1) Zahlreiche Beweisstellen hierzu hat Schmidt, Pannocchieschi nachweisbar ist. Doch liegen die ge- Uistoire de Cathares I. 145. Anmerkung t; 7.u.sammen- nealogischen Nachrichten ülter diese Familie sehr gestellt. im Argen. im entbrennenden Kampfe mit der Curie Bundesgenossen nelimen musste, wo er sie fand, und als Freigcii»t den Häretikern gegenüber keine fanatisclie Feindschaft hegte. Waren seine religiösen Ueberzeugungen , mag man dieselben nach den officiellen Aktenstücken, die von ihm ausgingen, oder nach den päpstlichen Anklageschriften, oder nach den einzelnen Aeusserungen unparteiischer Muselmänner sich zurecht zu legen versuchen, auf jeden Fall von den häretischen Meinungen der mehr oder weniger dualistischen Ketzer principiell abweichend, so fand sich doch in dem geraein- samen Hasse gegen die römische Hierarchie und gegen die eifrigsten Bundesgenossen derselben, ilie Bettelorden, ein Berührungspunkt, der sie einander näher brachte und sie zu gemeinsamem Handeln verbinden konnte. Innerlich hatte, wir wiederholen es, Kaiser Friedrich II. nichts mit den dualistisch gesinnten Ketzern gemein, welche in Italien im Anfang des 13. Jahrhunderts sehr verbreitet waren und durch die Verfolgung der Albigenser in Südfrankreich zahlreichen Zuzug erhielten. Dieselben bewegten sich auch ihrer Mehrzahl nach in einer seinem Absolutismus feindlichen lÜchtung. Das hinderte jedoch nicht, dass sie im Kampf gegen den grossen gemeinsamen Feind schliesslich gemeinschaftliche Sache machten. Diese allgemeinen Bemerkungen finden ihre volle Bestätigung durch das, was sich in Florenz 1215 zutrug. Dass in Florenz die häretischen Sekten schon früh Eingang und Verbreitung ge- funden hatten, haben wir schon oben (S. lö. 20) bericlitet. Welchen Charakter aber diese Sekten an sich trugen , konnten wir aus den dürftigen Mittheilungen , die wir über sie vorfanden , nicht mit voller Sicherheit bestimmen. Ganz authentisch , soweit es die Natur des Gegenstandes ge- stattet, sind wir dagegen über die Ketzereien unterrichtet, welche im 13. Jahrhundert hier ver- breitet waren. Sind uns doch noch eine Anzahl von den Inquisitionsprotokollen erhalten, welche liamals beim Verhöre von Anhängern der Irrlehre aufgenommen worden sind. Liegen uns die- sell)en leider noch nicht in ihrer ganzen Ausdehnung gedruckt vor, so hat doch Lami in seinen Lezioni Tom. II. 479 u. f soviel von ihnen drucken lassen, dass über die hier gelehrten Irrlehren kein Zweifel besteht (z. B. i. 1. 552—560). Es kann nicht meine Absicht sein, hier eine mehr oder weniger ausführliche Darstellung der in Florenz gelehrten Irrlehren zu geben. Wer danach verlangt, wird sie am Besten bei C. Schmidt , Histoire et doctrine de la secte des Cathares ou Albigeois T. II. 63 u. f. finden , wo man das System des al)geschwächten Dualismus, die Dogmen der Catharer von Concorezo oder Bagnolo, auf Grund der vorhandenen Quellen dargestellt findet. Denn zu diesem gemilderten Dualismus bekannten sich, wie die meisten italienischen Ketzer überhaupt, so auch die in Tuscien und speciell in Florenz lebenden '). 1) Schmidt I. I. I. 165. Woher die Namen Con- corezo und Bagnolo kommen, ist unsicher. Wie sich die beiden Nnancirungen des gemilderten Dnalismus derer von Concorezo und von Bagnolo zu einander verhalten, ist gleichfalls unsicher. Schmidt II. 28.'). — Der Florentiner DominicanermUnch Domenico Maria Sandrini hat eine Biographie des Inquisitors von Florenz Fra Ruggiero Calcagni geschrieben, die Lami 1. 1. T. II. .S. 540 mit Anmerkungen hat abdrucken lassen. Sandrini stellt 1. 1. S. 551 die Hauptirrlehren der Sekte nach den früher im Archive von Santa Maria Novella aufbewahrten Urkunden zusammen und zählt folgende als die wesentlichsten auf: I. Panis et vinum, (|uod sacrificatur a sacerdote, non est corpus et sanguis Christi, sed est corpus elementatum ex qua- tuor elementis, et est corruptibile. II. Negabant mor- tuorum resurrectionem. III. Christus non venit in mundum , ut salvaret omnes. IV. Negabant virgini- tatem in Matre Christi. V. Quod feminae non poterant salvari in matrimonio carnali. VI. Christus prohi- n* 170 An der Spitze der Sekte stand hier seit dem Anfang des Jahrhunderts (1212) ein gewisser Filippo Pateruon. Derselbe wird Bischof genannt und ihn verehrten die Ketzer durch ganz Tuscien, „von Pisa bis nach Arezzo", als ihr geistliches Oberhaupt. Er theilte seinen Anhängeni durch Handauflegung den h. Geist mit, das s. g. consolamentum, leitete ihre geheimen Versamm- lungen in den verschiedenen Städten des Landes und stand den Schulen derselben in Poggibonzi, Plan di Cascia und Ponte a Sieve vor. Neben ihm wirkten in der ersten Hälfte des 13. Jahr- hunderts in Tuscien ein gewisser Torsello, der auch Bischof genannt wird, ein Brunetto, ein Jaeopo von Montefiascone, ein Marchisiano und ein Farnese. Die Anhänger dieser Sektenhäupter gehörten in Florenz den verschiedensten angesehenen Familien an. Von den Geschlechtern , welche Vil- lani V. 39 zum Jahre 1215 als Guelfen und Ghibellinen aufzählt, habe ich zu gleichen Theilen Angehörige unter den Häretiker bei Lami 1. 1. genannt gefunden. Von den guelfischen Familien der Nerli, der Rossi, Pulci, und den ghibellinischen der Cipriani, Cavalcanti und Caponsacchi, gehörten einzelne Glieder den Häretikern an. Ob Guido de' Cacciaconti, der in Plan di Cascia (Reggello) und bei Ponte a Sieve Besitzungen hatte und sich als Beschützer der Häretiker erwiess'), der bekannten sienesischen Familie Bernardeughi angehörte, wage ich weder zu be- haupten noch zu verneinen. Die Familie der Baroni, von der noch weiter die Rede sein wird, wird weder von Villani noch von Dante erwähnt. Sie ist wohl identisch mit der Familie Baroni Lupicani ^), und scheint dem ältesten Adel nicht angehört zu haben. Unter den zwölf Anzianen von 1250 wird ein Barone genannt, der nach Cantini mit dem Freund der Ketzer identisch ist. Von den angesehensten Familien, die damals in Florenz lebten, den Uberti, Buondelmonti u. s. w. linden wir kein Mitglied unter den Ketzern erwähnt; aber auch keins von ihnen scheint sich besonders im Kampf gegen dieselben hervorgethan zu haben. Denn unter den vier uns nament- lich bekannten „Capitani quaesitorum fidei" befindet sich kein Mitglied der ersten Familien der Stadt. Wie weit die Häresie unter der Bürgerschaft der Stadt um sich gegriffen hatte, wird sich schwerlich auch nur annähernd ermitteln lassen. Ob Sandrini auf Grund einer zeitgenössischen Notiz versicliert, ein Drittel der .Stadtbevölkerung sei den Ketzern zugethan gewesen, oder ob er dieses nur auf Grund eigener Erwägungen behauptet, wage ich nicht zu entscheiden »). Wie dem nun auch sein mag, jedenfalls beweist diese Angabe, dass die Zahl der Häretiker in Florenz eine sehr bedeutende war. Die Ereignisse, die wir zu erzählen haben, bestätigen es auch voll- ständig, dass die Häretiker in P'lorenz zu einer Macht herangewachsen waren, welche auch po- litisch sehr ins Gewicht fallen konnte. Nachdem Innocenz HL, wie schon oben erwähnt wurde (S. 21), die Florentiner wegen buit comedere carnes. VII. In baptismate non datur forsehung der Processakten kann .Sandrini versichern, virtus Spiritus Sancti, nisi prius baptizandus recipiat a dass die Ketzer, was den Verkehr der beiden Ge- eonsolatis impositionem manuum. VIII. Virgo adsum- schlechter mit einander betrifft, sich nichts haben zu Sit et portavit carnem de coelo et reportavit in coe- Schulden kommen lassen, dass ihre Irrthümer „mehr lum, et corpus eius non fuerat ex substantia carnis intellektueller als sinnlicher Art" waren 1. 1. S. 55(». humanae. IX. Nemo ex fidelibus poterat salvari, nisi 1) Lami 1. 1. II. 564. Repetti, Append. S. iX. reciperet remissionem peccatorum per manuum impo- 2) Cantini, Saggi VI. 123 u. f. sitionem habitam a Patarenis. X. Errant illi Judices, :i) Lami 1. 1. IL qui corporaliter puniunt malefactores. Nach Durch- 171 einer gegen die Ketzer getroffenen Einrichtung *) belobt, sie zur Beobachtung derselben aufgefordert und zum Festhalten am rechten Glauben ermahnt hatte, scheint dieser kircliliche Eifer doch bei Vielen wieder eingeschlummert zu sein. Denn gewiss hätte sonst die Ketzerei nicht so rasch wieder um sich greifen können , und man wUrde schon früher von kirchlichen Massregeln gegen diselbe etwas hören. Die wichtigsten Bundesgenossen der Curie in dem Kampfe gegen die Ketzer, die Dominicaner, hatten sich zwar schon 1214 im Oratorium, das dem Apostel Jacobus in Pian di Kipoli, zwei Miglien von Florenz entfernt, geweiht war, niedergelassen. Aber erst 1221 Hessen sie sich, nachdem sie nochmals ihren Wohnsitz gewechselt hatten, daueiod an der Stelle nieder, die durch sie rasch zujn Mittelpunkt einer grossartigen Thätigkeit umgestaltet wurde , in der damals kleinen Pfarrkirche von Santa Maria Novella, unmittelbar vor dem Thore von S. Pan- crazio. Ein Schüler des h. Dominicus, der Fra Giovanni da Salerno (f 1231), wurde der Gründer des Convents der Dominicaner zu Florenz^), dem sein erstes Bcsitzthum durch den päpstlichen Legaten, den Cardinalbischof Ugolinus von Velletri (Gregor IX.), übergeben wurde. Rasch wuchs das Ansehen und der Eintluss der Predigermöuche in der Stadt. Aber dennoch war die von ihnen ausgehende geistliche Bewegung nicht stark genug, um die häretischen Dogmen, die hier verbreitet worden waren, auf friedlichem Wege zu überwinden. Der Bischof der Stadt, Johann von Velletri (1205 — 30), nnisste den Arm der weltlichen Obrigkeit gegen seinen häretischen Neben- bischof Philippus Paternon anrufen. Derselbe wurde 1226 verhaftet, schwor aber seine Irrlehren ab und wurde wieder auf freien Fuss gesetzt. Das Vertrauen seiner Gläubigen hatte er dadurch nicht eingebUsst. Nach wie vor betheiligte er sich an deren Zusammenkünften *). Mit einer solchen milden Behandlung des paterinorum haeresiarcha , wie ihn Gregor IX. nennt, war der Papst nicht einverstanden. In einem au den Magister und Prior der Dominicaner zu Florenz, Giovanni da Salenio, und zwei andere florentinische Geistliche gerichteten Schreiben vom 20. Juni 1227*) ermahnt er sie, energischer gegen die Ketzer vorzugehen, sie gefangen zu setzen und so lange im engsten Gewahrsam zu halten, bis sie vor allem Volke alle Irrlehren aufrichtig (.sine dolo) abgeschworen, dieselben öffentlich enthüllt, ihre schlechten Künste biosgelegt und den wahren Glauben beschworen hätten; gegen die hartnäckigen Ketzer soll nach den Bestimmungen des Generalconcils von 121,") vorgegangen werden; um das durchzusetzen, sollen sie, wenn nöthig, den Beistand der Cleriker und Laien in den BisthUmern von Florenz und Fiesole anrufen und dieselben dazu durch kirchliche Censuren antreiben; der Presbiter M., der dieses Schreiben über- bringe, und der früher selbst ein Anhänger der Ketzer gewesen, sich aber jetzt wieder zur Kirclie bekehrt habe, werde ihnen, wie er versprochen, beistehen, diese schlechten Geschöpfe (feras pes- 8ima.s) wieder einzufangeu. Der Bischof der Patarener, Philippus, scheint sich den Nachforschungen 1) Institutionen], quam contra impios praedictos Bestimmung aufnahm, dass Niemand Consul werden (qui vnlgariter haeretici nunenpantur) fecistis, landa- oder irgend ein anderes Amt bekleiden könne, der biliter observantes, ut vos eoruui haereditas non con- der liTlehren verdächtig war. tingat etc. Innocentii epistolae Lib. IX. ep. 7. Wie 2) Fineschi, Memorie degli uomini illustri etc. I. man aus dem dort folgenden an die Commune Prato S. 20. gerichteten Briefe sieht, scheint diese Institntio darin .3) Lami 1. 1. T. II. 503. bestanden zu haben, dass man in das .Stadtstatut die 4) Fineschi, 1. I. S. 77 u. f. IT -2 der vom Papste angefeuerten Inqui^ituren entzogen zu habei.. Anstatt .seiner trat au die Spitze der Gemeinde ein gewisser Torsello, dem dann Brunetto und schliesslicii Jacol» von Montefiaseoue in dieser Würde nachfolgten •). Die Verfolgung der Ketzer scheint keine sehr eifrige gewesen zu sein. Der Abt Clericus von S. Miniato erlebte die Freude, dass zwei Patarener von Florenz in seine Hände 1229 ihre Irrlebren abschworen und wieder in die Kirche aufgenommen wurden 2). Ich weiss nicht, auf welchen Grund hin behauptet wird, Gregor IX. habe den Dominicanern in Florenz die Inquisition gegen die Ketzer selbstständig und ausschliesslich übertragen. Es scheint das auf einem Irrthum zu beruhen. Die Tribunale der Inquisition waren hier noch nicht von den geistlichen Gerichtshöfen der Bischöfe getrennt, und die Dominicaner allerdings vorzugsweise mit Bekämpfung der Ketzer betraut, und den Bischöfen zur Unterstützung oder als Vertreter beige- geben 3). In dieser Eigenschaft als Inquisitor und Stellvertreter des Bischofs bei Verfolgung der Ketzer fungirte nach dem Tode des Fra Giovanni da Salerno der Fra Ruggiero Calcagni, der einer alten tlorentinischen Familie entsprossen war. Aber auch dieser lichtete zunächst nicht viel gegen die Ketzer aus. In der That machten dem päp.'^tlichen Bekehrungseifer sogar Podestaten, die wir als antikaiserlich gesinnt bezeichnen müssen, Schwierigkeiten. Die Aufnahme der 1236 gegen die Häretiker von Gregor IX. erlassenen Gesetze in die Statuten der .Stadt scheint nicht ohne Schwierigkeiten durchgesetzt worden zu sein, und dass der Podestä Rubaconte von Mandello selbst sich ketzerischer Irrlehren verdächtig gemacht und vom Bischof der Stadt schuldig befunden worden sei, behauptet Kaiser Friedrich II. aufs Bestimmteste. Unter den kaiserlich gesinnten Podestaten, welche die Stadt von 1238 an regierten, wird die Verfolgung der Ketzer wohl auch nicht allzueifrig betrieben worden sein. Als endlich dei- Fra Ruggiero Calcagni 1243 Ernst machte, einige Ketzer gefangen setzen Hess und sie dem weltlichen Arme zur Verbrennung auslieferte, sam- melten die Freunde derselben, vor allen die Brüder Barone, eine Scbaar Bewaffneter ; diese erbrachen das Gefängniss, in dem die Verurtheilten sassen, flüchteten dieselben nach Plan di Cascia, wo Guido Cacciaconti sie in seinen Schutz nahm, und dann, als der dortige Podestä hiergegen- Ein- sprache erliob, nach Ponte a Sieve und auf die Güter der Pazzi im oberen Arnothale. Dadurch werden die Ketzer eher ermuthigt als niedergeschlagen worden sein. Der päpstliche Inquisitor bat sich darum eine Hülfe von Rom aus. Innocenz IV. schrieb sofort an seinen Inquisitor, den Bischof und das Stadtregiment. Und nicht genug damit. Der Papst beorderte den berühmtesten Prediger und Eiferer gegen die Ketzer, den Italien damals kannte, und der selbst von einem Ketzer abstammte, den h. Petrus (Martyr) von Verona, 1244 aus der Lombardei nach Florenz. Bei der Berufung dieses Mannes war es aber nicht allein auf die Ketzer abgesehen. Man wollte die Stadt, welche an dem Kampfe zwischen dem Kaiser und dem Papste sich seit einigen Jahren 1) Lami 1.1. 510 und 5i)U. modum. Nachträglich sehe ich, dass Gregor IX. in 2) Fineschi 1. l. S. 79. einer an den Provincial des Dominicanerordens am 3) Fineschi 1. 1. S. 93. Der Fra Ruggiero nennt 23. August 123ii gerichteten Bulle (Fineschi 1. 1. S. 14(i) sich in einer Urkunde (Lami II. 5S2) Ego Fr. Rogerius denselben mit der Innuisition gegen die Ketzer be- Ordinis Praedicatorum Inquisitor Domini Papae haere- auftragt. Daraus wird wohl jene irrige Ansicht ent- ticorum in Tuscia et Domini Ardenghi Episcopi Flo- standen sein. rentini judicis ordinarii vicarius constitutus in hunc 17J nicht in hervonagender Weise betheiligt hatte, vieliuehr, da der Kaiser die Podestaten derselben mittelbar oder unmittelbar ernannte, auf kaiserlicher Seite stand, auf die päpstliche hinüber führen. Ebensowenig kann es zweifelhaft sein, dass der vom Kaiser bestätigte oder ernannte Podestä ßeinardo Orlandi dei Rossi eine mindestens zweideutige Rolle spielte, als er jenem Petrus Martyr Eintritt in die Mauern der Stadt gestattete. Denn dieser begann nicht nur den Kampf gegen die Häretiker, sondern auch gegen die Auktorität des kaiserlichen Podestä des folgenden Jahres, Pace Pesamigola von Bergamo. Der energische und beredte Dominicanermönch wusste wohl , dass es zur Piekämjjfung der Ketzer und zur Ueberleituug der Stadt ins päpstliche Lager noch anderer Dinge bedurfte als gewaltiger Reden. Er musste sich eine Art Leibgarde bilden, welche unter Umständen das Regiment des kaiserlichen Podestaten zu beseitigen den Willen und die Kraft hatte. Natürlich gaben sich die Dominicaner und ihr Inquisitor als von den Ketzern ijcdroht aus , als sie die ihnen gehorchende Schaar der Rechtgläubigen auflorderten , zu ihrem Schutze sich zu bewaffnen und in zwölf Gonfalonierate mit 12 Capitani quaesitorum fidei (i dodici di S. Maria) an der Spitze zu stellen. Selbst Frauen wurden in diese heilige Schaar aufgenommen, die durch besondere Abzeichen, ein weisses Oberkleid mit rothem Kreuze auf der Brust und dem Schilde, ausgezeichnet wurden. Der Papst verlieh dieser .societas fidei ein Privileg und stellte sie unter den Schutz der römischen Kirche. Man kann sich vorstellen, dass die Bildung einer solchen, den fanatischen Priestern unbedingt gehorchenden Glaubensarmee nicht zur Stärkung der Ordnung und des Ansehens des kaiserlichen Podestaten beitrug. Bald kam es denn auch zu Gewaltthätigkeiteu der organisirten fanatischen Massen. Die Häretiker in der Stadt und deren Umgebung wurden von ihnen verfolgt, gefangen gesetzt, einzelne vom Inquisitor darauf zum Tode verurtheilt und verbrannt. Die Gefahr für die Gönner und Freunde der Häretiker unter den vor- nehmeren Geschlechtern der Stadt wurde immer grösser. Sie glaubten den mit Gewaltthätigkeiteu vorgehenden Glaubeusschaaren auch bewaffnete Massen entgegenstellen zu müssen. Wie weit der Podestä Pace da Pesamigola mit der Bildung dieser Gewalthaufen, die besonders von den beiden Baroni Lupicani ins Leben gerufen waren, übereinstimmte oder dieselbe direkt gefördert hat, .vissen wir nicht. Sind wir doch nur auf die Berichte der kirchlichen Eiferer, beziehungsweise •leren Xachtreter angewiesen. Doch, mag auch der Podestä sich an der Sammlung dieser Häre- tikerschaaren betheiligt haben * '202 streng päpstlich. lu den Jahren 1238 und 39 war er beim Kaiser in Gunst. Noch hielten sich die Parteien in Florenz die Wage. Rolandus Ugonis Rossi wird in Urkunden noch mehrfach erwähnt. 16. Juli. Pecori, Storia di San Gimignano S. 57. Er befiehlt den Bewohnern von San Gimignano und Volterra sich die Beleidigungen zu erlassen. 26. Aiifc'. Pecori 1. 1. Repetti III. 581. Uebergeben die Bewohner von San Gimignano als Unterpfand des Friedens Montignoso an Accursus f. Ugonis Rossi, den Bruder des Podestä von Florenz. 15. Okt. Lami , Mon. II. 730 — 32. Den Streit der Bewohner von San Cassiano mit dem Bischof S. Nov. ' von Florenz betreffend. M. ueo.' Den Streit der Bewohner von San Cassiano mit dem Bischof von Florenz entscheidend'). 1237. Rubaconte de Mandello aus Mailand. Dieser führte die Stadt zum entschiedenen Guelfismus hinüber. 18. A, g. Salvi, Storia di Pistoja S. 178, 179. Entschied den Streit zwischen den Parteien in Pistoja. 123S. Rubaconte de Mandello zum zweiten Male. Derselbe konnte sich nur bis zum Mai d. J. behaupten, da Gebhard von Arnstein Tuscien dem Kaiser unterwarf. Pertz, Monumenta XVIII. 479. Siehe oben S. 164. «• Dec. Angelus Malabrancha. Lami, Mon. I. 733. Sein Judex Galganus entscheidet für den Bischof von Florenz gegen die Bewohner von San Cassiano. 1239. Guglielmus Usimbardi aus Pavia von gut kaiserlicher Gesinnung. Im zweiten Semester war er nach WUstenfeld Podestä von Cremona. An seine Stelle trat Guido da Sesso '^). Derselbe kommt urkundlich nach Wüstenfeld vor bei Lami, Hodoeporicon S. 1447, in dem er dem Grafen Rudolf von Capraja das Repressalienreeht gegen Pisa wegen einer Schuldforderung zugesteht, nachdem es ihm Gebhard von Arnstein gegeben. 2*. Auguät. Guido de Sesso Dei gr. Potestas Florentinus nimmt das Kloster Coltibuono in den Schutz der Commune von Florenz. Das Original im Archiv zu Florenz. Cantini I. 141. (Hier de Sesto uud de Sasso genannt.) Paolino Pieri lässt denselben fälschlich noch im folgenden Jahre Podestä sein. Doch nennt er auch mit den anderen Katalogen den 1240. Castellanus de Cafferis aus Mantua. Urkundlich ist uns von diesem bekannt, dass er am 7. Februar 1240 schon Podestä war, Lami, Mon. II. 760, und es am 19. November noch war. Cantini, Saggi III. 9. 1241. Ugo ügolini de Castello. Annales Flor. IL ad h. a. Er ist ein sehr bekannter Mann, der gleich seinem Vater sehr vielmals Podestä war. Den Päpsten war er sehr verhasst. Seine Be- sitzungen lagen im Gebiete von Cittä di Castello. Daher oft kurzweg von Castello genannt. So 1229 als er Podestä von Siena war, u. März. Lami, Mon. II. 734. »■ Juni. Lami, Mon. IL 732. 1». Juni. Lami, Mon. IL 725. „Ugonis Ugolini Latini Civitatis Fl. Pot." 1) Die Zahlen der Indiktionen etc. seheinen bei henen Familie von Reggio. Aus Reggio ist dann Lami theihveise verdruckt, wenn nicht im Bulletone Resso, dann Rosso entstanden, wie wir ihn in den verschrieben zu sein. Katalogen genannt finden. 2) Guido da .Sesso war aus einer sehr angese- 208 Uccelli, Palazzo del podestä de Fiienze und Cantini III. 5 richtet in palatio veteii de Ami- s. oec. deis juxta plebem Sancti Stephani. Cantini III. 7 Non. Deeembiis Ind. XV. 5 oec. GoöVcdus de Lomello. Nach einem Spoglio Strozziano urkundlich auch genannt: GuiflVedus 1242 Comes palatinus de Lomello. Es ist wohl die Urkunde vom 27. Aug. d. J. gemeint, die bei -' '^"'"" Cantini, Saggi III. 59 Tempore quo Dominus Giusfredi Comes Palatinus de Lomello erat Potestas Florentiae etc. Consule vero (justitiae) Panciatello q. Juliani. Er ist nach Wiistenfeld ein sehr bekannter Mann, der z. B. 1250 Podestä von Vercelli war. Mandelli, Comm. di Vercelli III. 277. ügoliiio di ügone Kosso von Parma. 124:1 Lami, Mou. II. 732 und S61. ,,Ugolini ügonis Rubei." Derselbe war stets gut kaiserlich -.'6. At,g. gesinnt. Am 2(». Juli 1249 vom Kaiser von drei ihm von Siena vorgeschlagenen Personen zum Podestä von Siena gewählt nach Wüstenfeld. Hiernach ist oben Ö. 1(53 zu berichtigen. Bernardo d'Orlando Rosso. Anscheinend gewiss gut kaiserlich, da ihn auch wohl hier wie in 1244. Siena der Kaiser aus den Vorgeschlageneu ernannte. Er duldete die Ketzerpiediger in Florenz und Hess dieselben die Stadt zum Guelfismus überführen. Urkunde bei Cantini, Saggi III, 59. Tempore, quo Dominus Bernardinus Orlandi Rubei erat 20. Msr^. Potestas Flor. . . . Jacobo filio olim Gherardi Tornaquinci Consule pro mauuteuenda ju.stitia per totum etc. , Lami, Lez. S. 566. „Bernardini Rollandi Rubei". Fineschi, Memorie S. 97 und 116. Der 20. oec. Anfang steht bei Uccelli 1. 1. Palazzo del Podestä p. 35. Die Urkunde vollständig bei Cantini II. 111. Dort auch schon Jacobus Alberti judicis et Gherardus Guidi capitanei populi Florentini. Pace Pesamigola ') von Bergamo. Gut kaiserlich. 1245. Pace Pesamiculus Dei gr. Floreutinus potestas und Jacobus Alberti und Gerardus Guidi 20. Aug. capit. populi etc. bestätigen einen kurz zuvor durch beiderseitige Bevollmächtigte geschlossenen Vertrag zwischen Florenz und Siena in Schuldsachen. Kaleffo vecchio p. 264 nach Wüstenfeld. Am 24. August erfolgte die Besiegung der Ketzer und wahrscheinlich die Vertreibung des Podestä. Doch war der Sieg der Orthodoxie keineswegs entscheidend. Der Papst ermahnte zur Wieder- herstellung „unitatis et pacis" in Florenz zu wirken noch am 20. und 21. Jan. 1246. Fineschi, Memorie 149 und 150. Gegen diese päpstlichen Schreiben an Bewohner der Stadt ,sedi aposto- licae carissima' ist nun gewiss auch indirekt das Schreiben des Petrus de Vineis im Namen des Kaisers gerichtet (Lib. III. 9), in dem er seine Freude darüber ausspricht, dass sie den Kaiser wegen ihrer Streitigkeiten zum Schiedsrichter aufgefordert hätten, ein Schreiben, das irrthümlich in das Jahr 124S verlegt wird (Huillard-BreboUes, Eist. VI. 587). In ihm wird Fridericus de 1246. Antiochia Podestä von Florenz genannt. Derselbe war 12. Febr. 1246 zum Generalvicar von Tuscien ernannt (Ficker, Forschungen IV. 413). Der Katalog des Simone della Tosa setzt ihn nun in diesem Jahre auch als Podestä von Florenz an, was richtig ist, ganz wie es sein Vor- gänger im Vicariat von Tuscien, Pandulf von Fasanella, 1244 in Siena gewesen war. Dieses I) In einer Urkunde des Mailänder Archivs vom der mir dieses mittheilt, fügt hinzu Pexa oder Pesa- 30. Juli 1259 kommt derselbe als Podestä von Pavia mi(la)gola sei also ein Spitzname, vor unter dem Namen Pax Pesamigola. Wiistenfeld, 204 eigiebt sich aus der Urkunde bei Cantini Saggi III. 60 vom 20. September 1246. Tempore domi- uatus Dni Frederici de Antiochia Regius Potestas Flor, et ejus Yicarii Dni Emanuellis de Orio . . . Consule Kidolpho fil. Uguccionis Malaspine etc. In einer Urkunde vom 15. Mai d. J. zu Gunsten der Commune Montevoltrajo wird er genannt. Pecori, 1. 1. S. 59, Repetti 1. 1. III. 559. 1246 Als Stellvertreter von ihm fungirte in Florenz Emanuel Doria von Genua, der in ehier 22. Dcc. Urkunde vom 22. December genannt wird; D. Emanuel D, G. Vicarius in civitate Florentiae lUustrissimi Viri Üomini Friderici de Antiochia Domini Imperatoris filii Potestatis Florentiae ex licentia et auctoritate sibi concessa per generale et speciale Consilium supradictae civitatis ad sonum campanae in Palatio filiorum Galigai, ubi ejusdem civitatis consilia fiunt, more solito congregatum, pro Communi Florentiae veudit etc. Lami, Mon. III. 1657. Im Archivio Notarile zu Genua befindet sich nach Wüstenfeld noch die Urkunde, in der er sich zur Annahme der Wahl bereit erklärt. Wüstenfeld fand diese Urkunde in einem authentischen Auszug aller älteren Notariatsprotokolle, dem s. g. Fogliazzo, auf der Stadtbibliothek von Genua p. 370 notirt. Das Verhältniss, in dem Emanuel Doria zu Friedrich von Antiochien stand|, findet sich um diese Zeit häufiger in Mittelitalieu. In Viterbo z. B. hatte 1239 — 43 der kaiserliche Statthalter des oecupirten Patrimoniums Simone von Chieti eine ähnliche Stellung zu deu Podestaten, unter denen 1243 Jacopo della Rota vorkommt. 1247. Als Vicar des Podestä Friedrich von Antiochien fungirte in diesem Jahre Ruggiero di Bagnuolo. 1248. Jacopo della Rota. Unter ihm als Unterpodestä fand die erste Vertreibung der Guelfeu am 2, Febr. 124S statt. Am 12. November dieses Jahres war er noch im Amte, wie aus der Urkunde bei Uccelli, Palazzo etc. S. 37 hervorgeht. Riccardo judice pro Communi Floreutie constituto a D. Friderico de Antiochia D. Friderici Imperatoris filio, tempore potestariae Dn. Jacobi de Rota potestatis Florentie, in curia, quae est ad pedes turris filiorum Soldanerii. Als Ca,pitani der vertriebenen Guelfen fungirten damals Comes Rogerius und Guidoguerra. (Urkunde bei Camiei, Vicarj del Re Corrado p. 80 vom 15. Nov. 1247). 1249 Ubertinus de Audito, auch Ubertinus de Lando oder Landedo geschrieben. Er stammte eptem . ^^^ einer piacentinischen Familie. Urkunde bei Cantini, Saggi III. 60 Dns Ubertinus de Andito Potestas Florent. . . Aldebrando fil. Manetti Aldobrandi Consule. Er war einer der treuesten Anhänger der ghibellinischen Partei in Italien, der ihr bis über den Tod Conradins hinaus treu blieb. Seine Frau war eine natürliche Tochter König Manfreds. Vergl. auch Schirrmacher, die letzten Hohenstaufen. S. 347 u. f. 389. Im Jahre 1250 war er Podestä von Siena. Sein Name kommt nach Wfistenfeld im Libro dei Consigli von Siena in dieser Zeit oft vor. 1249, 2. Dec. (Lib. consigl. Siena I. p. 88) war er schon in Siena, um den üblichen Amtsschwur zu leisten, als eine fiorentinische Gesandschaft bat, ihn nach Florenz heimkehren zu lassen, um dort sein Amt zu beenden. Am 30. December war er dann noch in Florenz uud Hess in Siena bitten, erst am 8. Januar nach Siena kommen zu dürfen, was ihm aber nicht gestattet ward. Von Uberto rührt auch die Sammlung der Breves officiales communis Seuensis her, die L. Banchi im Archivio storico Ser. III. T. III. 2. S. 4 u. f. T. IV. 2. S. 3 u. f. herausgegeben hat. 1250. Rinieri da Montemurlo aus tortonesischer Familie. So unbestritten nach allen Katalogen. Urkunde vom 30. April bei Cantini I. 144. Am 2. Oktober fand eine Umwälzung der Verfassung l't. 205 statt, ,,8i fece popolo", uud man wählte als Capitano del popolo den Uberto d'Orlando aus Lucca. Rinieii starb am 13. Deeember 1250, indem ihn ein einstürzendes Gewölbe im Hause der Abati erschlug. Ubertus de Mandello. Wiistenfeld hat mir aus dem Comniunalregister zu Orvieto S. 117 1251. den Auszug einer Urkunde vom 30. April mitgetheilt, welche D. Ubertus de Mandello nobilissimus civis Mediolanensis Dei gratia Florentinae Potestas et D. Ubertus Ilubeus honorabilis Capitanus populi et lldebrandinus Octobonus houorahilis civis et syndicus communis etc. mit dem Pfalzgrafen Wilhelm und Ildebrandin im Betreff der Wegefreiheit der Florentiner durch das Comitat (der Maritima) uach dem Hafenplatz von Talamone und Porto Hercole ausgestellt haben. Vergleiche auch Archivio storico. Ser. III. T. XXIIl. S. 220—222. Vertrag mit Genua Lib. jur. I. 1109. so. Ang, Dieser Vertrag, der durch Bevollmächtigte abgeschlossen war, wird durch den Podestä lo. not Ubertus de Mandello und den Capitano del Popolo Philippus de Caflferis von Mantua etc. be- stätigt. Ildefonso di San Luigi, 1. 1. XV. 232 und Cantini II. 83. Quittirt am 14. Juni 1252 über Empfang seines Salars als Podestä. Ildefonso 1. 1. XVI. 315. Siehe Capitoli Lib. XXIX. c. 192 und 195. Die zweite Quittung ist vom 31. August 1252. Filippo degli Ugoni von Brescia nach allen Katalogen. In dem sehr merkwürdigen In- 1252 strument der Capitulation der ghibellinischen fuorusciti in Figline. Arch. Siena no. 252 der Carte sciolte nach Wüstenfeld. Gegen Ende des Jahres war Capitano del Popolo Larabertino di Guido Lambertini. Paulus de Sorriso oder da Soresina. Lami, Lez. CXXIV aus .Mailand. Nach Wüstenfeld 1253. 1238 Podestä von Genua, 1249 von Piacenza, und 1252 ein Haupt des Mailander Adels. Schirr- macher, die letzten Hohenstaufeu S. 37. Guiscardus de Pietrasanta Podestä. Guilielmus Raugonis von Modena Capitano del Popolo. 1254. Ildefonso 1. 1. XVII. 182. Derselbe Podestä und Capitano Lib. jur. I. 1201. Derselbe Podestä und als Capitan Bartholomaeus de Nuvolonibus aus Mantua und als zukünftiger Podestä: Alamannus della Tone. Lib. jur. I. 1212. Alamannus della Torre aus Mailand. Lami, Mon. II. 1074. Bartholomaeus de Nuvolonibns ist Capitano del Pojjolo. Ildefonso di San Luigi 1. 1. VIII. 143. Die Anziane dieses Jahres 1. 1. VII. 183. Savioli, Annali di Bologna III. 2. 311. Alamannus de la Torre zum zweiten Male. Ammirato 1. 1. ad h. a. Vertrag mit Arezzo. Frieden mit Pisa. Ildefonso 1. 1. IX. 38. Als Capitano del Popolo erscheint: Pattuccius de Coücesio von Brescia. Luca de Grimaldi von Genua und Matteo da Coreggio. So nach dem Kataloge. In einem Spoglio Strozziano fand ich folgende Notiz über ihn: Luchas de Grimaldis filius Dni Ingonis sive Ugonis de Grimaldis de Jauua pro anno incepto Kai. Jan. 1256 indict. 15. Offic. non com- plevit quia Kai. Jul. 1257 voluntarie officium dimisit. In der Urkunde Libro dei Capitoli XXIX. c. 167 quittirt er in der That am 3. Juli d. J. über Empfang seines Salars als Podestä von 10. Oktob. n »eo. I2.jr, la. Apr. S. Mai. S3 Okt. 1 256. 24. März. 26. Sept. 1257. 20() Florenz. Es ist derselbe L. Grimaldi, der in der Urkunde Lib. jur. I. 1212 die Reihe der Zeugen von Genua eröffnet. Matteo da Corrcggio, der Sohn Gherard's von Parma (Manni ad Paolino Pieri p. 24), kommt nach Wüstenfeld in einer Urkunde von S. Salvatore di Amiata im Archiv von Siena zum 24. August vor. Manni 1. 1. erwähnt eine Urkunde zum 16. September, in der Matteus de Dentibus da Corrigio als Podcstä vorkomme. So wird er auch in einem Spoglio Strozziano des Archivs 16 8e"!t'. '^^ Florenz genannt. Nach einer Urkunde (Libro dei Capitoli XIX. c. 158) quittiren die Söhne von Gherardo Dedeuti da Corigia am 16. Januar 125S der Commune, dass ihr Vater, der Podestä gewesen, sein Salar von der Stadt erhalten habe. 12öS Jacobinus fil. Beruavdi Orlaudi Rossi von Parma mit dem Capitano del Popolo Guidetto 15. Mai. ^j^ Poutecanali bei Ammirato 1. 1. ad h. a. 3. Dec. Jacobinus Bernardi Rubel und Sindestus (verschrieben) de Pontecanali secunda vice Capi- taneus bei Gebauer, König Richard S. 559. 1259. Dainesio Crivelli. So alle Kataloge Villani VII. 67. Er war ein Sohn Landulfs de Cri- \ellis aus Mailand. 1260. Jacopinus Rangonis von Modena, Podestä zur Zeit der Schlacht von Mouteaperto. Filippus de Vicedominis Capitano del Popolo. Von den heimkehrenden Ghibellinen wurde diese Würde abgeschaift. Jacopinus wurde nach der Schlacht verjagt und erhielt den 3. Nov. 1261 von seiner Vaterstadt das Repressalienrecht gegen Florenz wegen seines rückständigen Salärs als Podestä. Ricotti, Milizie I. 348. 351. 359. Am 2. Juli 1264 verkauft er alle seine Ansprüche an die Com- mune von Florenz dann an Pietro Tedaldino del fu Bonora Malchiarelli und erst am 11. Dec. 1272 stellt er eine Quittung an die Commune von Florenz aus. Libro dei Capitoli XXIX. c. 154 und 155. Häufig im Libro di Monte Aperto erwähnt. In einem Spoglio Strozziano finde ich folgende Notiz, nach der ihm schon für 1261 ein Nachfolger ernannt war, der nun nicht zum Amtsantritt kam: D. Filippus de Ugonibus civis Brixiae electus Potestas pro anno initiando Kai. Jan. 1260 (st. FL), sed i ropter mutationem status non fuit admissus et ideo officium non exereuit. Diese Angabe ist vollkommen richtig. Denn am 17. November 1276 quittirt derselbe lOflo Lire Florentine von der Commune Florenz für seine Auslagen erhalten zu haben, die er als gewählter, aber nicht als ins Amt eingeführter Podestä gehabt habe. 16. u. 22. Nov. Der Graf Guido Novello wurde Podestä für den Rest des Jahres 126o vom 15. November an. Ildefonso di San Luigi 1. 1. IX. 19. 1261 Guido Novello als Podestä mit seinen Beamten Ildefonso 1. 1. IX, 29. 11. Jan. 1262 Guido Novello ,secunda vice Potestas, Vicarius Tusciae'. Bonaini, Statut! di Val d'Ambra p. 43. 28. Miirz. 1263. Manfredus Lupi de Canulis. Derselbe trat am 1. Januar 1262 (st. Fl.) nach einer Notiz des mehrfach erwähnten Spoglio Sti-ozziano sein Amt an, kann das jedoch erst nach dem 23. Febr. d. J. gethan haben. Denn im Archiv von Parma findet sich nach Wüstenfeld eine Ur- kunde, nach der er an diesem Tage noch Podestä von Piacenza war. Es ist wahrscheinlich, dass er sein Amt als Supplent des Grafen Guido Novello 1. April 1263 antrat. Nach Wüstenfeld gehörte er der Familie Lupi von Reggio an, nicht zu den Lupi di Soragna. Die Kataloge haben 10. l'ebr. 207 de Canulis vielfach eutstellt. Derselbe quittirte uebst seinen Kichtern u. s. w. am 12. Januar 1264 üi)er den Empfang seines Salärs als Podestä u. s. w. Libro dei Capitoli XXVI. c. 246. Marco Giustiniani, Urkundlich erwähnt Lami, Mon. I. 60: Marchi Justiniani de Venetiis. 1264 16. Nov. Derselbe nach dem Kataloge bei Simone della Tosa auch in diesem Jahre. Auch nach 1265. unserem Kataloge bei constauter Verschiebung um ein Jahr. Comes Napoleon de Mangona. Nach einer Urkunde im Archiv von Siena war er auf 1266 einem Tage der Ghibellinischen Taglia von Tuscien mit den Syndicis von Florenz, Siena, Pistoja, Volterra, CoUe und Poggibonzi unter dem Vorsitze von Guido Novello, Generalvicar von Tuscien für König Manfred, anwesend. Die Zahl der milites der Taglia wird auf 500, binnen 15 Tagen zu stellen, liestimmt. Carte sciolte c. 807 nach Wiistenfeld. Dieser Podestä regierte aber nur bis zum April des Jahres. Denn von diesem Monat an bis zum 15. November herrschten die bekannten Fratres gaudentes'), von denen Catalanus de Malavoltis de Bononia die guelfische Partei, und Ludovicus Andalö de Bologna die ghibellinische vertreten sollte. Den Rest des Jahres verwaltete das Podestariat Armannus sive Ormannus D. Cittadini de Monaldeschis de Urbeveteri. So nach dem Spoglio Strozziano. Ich schliesse diese Zusammenstellung mit dem Jahre 1267 ab, in dem König Karl von Anjnu „usuae ad caleudas Januarii et inde usque ad V^I annos" (es wurden aber faktisch 10 Jahre daraus) zum „potestas sive dominus" von Florenz gewählt wurde, und unser Verzeichniss abbricht. Aus einem Kataloge mit dem Titel: Nomi, coguomi et arme degli ofiziali forestieri della Cittä di Firenze, cioe de' Podestä etc., welches Carlo di Tommaso Strozzi angelegt hat, und das im Archiv von Florenz aufbewahrt wird, setze ich die Namen der Stellvertreter König Karls und der Podestateu von Florenz bis zum Jahre 1279 hierher und dazu die der Chronik des Simone della Tosa. D. Rex Carolus Jerusalem et Siciliae rex, potestas, et D. Jordanus de Insula'^) capitaneus militiae prefati legis ad reformationem Tuscie et in regimine civitatis et provincie Florentine vicepotestas. a. 1267. D. Gotifredi della Torre Dei et Kegia gratia potestas 1267. D. Isnardus L'golini de Provincia, vicarius regius Florentinus 1268. D. Malatesta de Verrucolo de Arimino, vicarius regius pro Dom. Carole Dei gratia pot. Flor. 1269. D. Bernardus de ßayano de Apulia, regius vicarius in regimine Florentino pro anno in- copto Kai. Jan. 1269. D. Isnardus Ugolini de Provincia, vicarius secunda vice in regimiue Flor.; alibi scriptum est vicarius pro D. Comitc Philippo de Monteforti regis, vicarius Florentino p. a. incepto Kai. Jan. 1270. D. Taddeus Montisfeltri et Urbini comes regius, vicarius in regimine Flor. p. a. incepto die primo Jan. 1271. 1) Martene, Ihesaiir. T. II. p. 2S1 steht der Brief haltang von weltlichen Geschäften gebot (vom Mai von Pabst Clemens IV., der sie zur Annahme trotz des 126ö). 2) Dieser genannt; Del Giudice, Cod. dlpl. geleisteten Ordensgeliibdes auffordert, das ihnen Ent- I. 249. Vergl. Busson, bei Kopp. 1. 1. S. 76 u. f. 27 208 ü. Robeitus de Robertis de Regio, regius familiaris et consiliarius in regimine Florentino, vicarius pro anno initiato Kai. Jan. 1272. D. Palmirolus D. Martini de Fano, vicarius pro anno incepto Kai. Jan. 1273. D. Guido Marchio Valianus, regis vicarius pro a. incepto Kai. Jan. 1274. D. Conradus de Palatio de Brixia, vicarius pro a. incepto Kai. Jan. 1275. D. Petrus Gonfalonerius, filius quondam D. Arrighetti Gonfalonerii sive de Gonfaloneriis de Brixia, regius vicarius pro a. incepto Kai. Jan. 1276. D. Joannes de Brayda de' Alba de Pedemonte, regius vicarius pro sex mensibus initiatis Kai. Jan. 1276 (?). 1277. D. Tedicius sive Tescius de Sancti Vitali, regius vicarius in reg. Floren, pro semestri in- cepto primo Julii 1278. D. Baglione de Sancto Joanne de Perusio, regius vicarius pro sex mensibus inceptis primo Januarii 1278. D. Scurra de Porta de Parma, vicarius regius pro semestri incepto Julii 1278 ').. Petrus Stefani Rainerii de Urbe, Romanorum proconsul et potestas Florentinus anno in- cepto Kai. Jan. 1279 2). D. Maflfeus q. D. Emanuelis de Madiis de Brixia potestas 1281. D. Jacobiuus ... de Rodilia potestas. Officium incepit 9. Novembris 1281 ind. X. et finivit dec. Kai. Jan. 1282. D. Aldigherius de Senazza fil. q. Jacobi de Senazza de Parma, p. anno incepto Kai. Jan. 1282 (Stil. Florent.js). 1) Simone della Tosa hat folgende Podestaten: 12Ö7. Messer Ormanno e Amilio di Corbano e Messer Gottifredi della Torre uu anno. 1268. Messer Gottifredi della Torre e Isinardo Ugo- lini, Messer Malatesta_ da Eimini, un anno. 1269. Messer Malatesta da Rimini. 1270. Messer Berardo Ariani di Puglia. 1271. Messer Isinardo Ugolini Provenzale. 1272. Messer Taddeo Conte di Monte Feltro. 1273. Messer Ruberto di Ruberto da Reggio. 1274. Messer Palmeriolo figl. di M. Martino da Fano. 1275. Messer lo Marchesc da Valiano. 1270. Messer Cnrrado da Palazzo di Brescia. 1277. Messer Piero Gonfalonieri di Brescia. 127S. Messer Gianni di Braida di Piemonte e M. Te- dice di Parma, ua anno. Damit scliliesst das Verzeichniss des Simone della Tosa 1. 1. S. 128. 2) Dieser war der erste der nicht von Karl er- nannten Podestaten und wohl ein Verwandter von Papst Nicolaus III. Busson bei Kopp 1. 1. S. 167. 3) Eine Fortsetzung dieser Podestatencataloge bis zum Jahre 13S6 in den Delizie degli Eruditi Tos- cani XVn. 1(16. vn. Die sogenannte Chronik des Bninetto Latini. 27* Die Entwicklung der floientinischen Historiographie geht mit der der Stadt Florenz selbst parallel. Wie diese erst spät in Tuscien von einiger Bedeutung wird, so ist auch die Geschicht- schreibung hier lange hinter der anderer Communen zurückgeblieben. Ganz analog der rapiden Entwicklung, welche dann im 13. und 14. Jahrhundert die vStadt nahm, bildet sich auch hier die Kunst der Geschichtschreibung ans, die erst im 16. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreichte, als die Weltstellung von Florenz in allem, was Künste und Wissenschaften berührt, unbestritten war. Es ist gewiss kein Zufall, dass auf die Ausbildung der florentinischen Geschichtschreibung das Chronikenwerk des Martin von Troppau (Martinus Polonus) vom grössten Einfluss geworden ist. Die antideutsche, guelfische Stimmung, welche in der Arnostadt seit dem 13. Jahrhundert die vorherrschende geworden war, musste sich von einer Weltchronik angezogen fühlen, in der die historischen Anschauungen der Curie des 13. Jahrhunderts ihren Niederschlag gefundon hatten. Nirgends ist daher die Chronik Martins so früh verarbeitet worden als in Florenz. Thomas Tuseus ist der erste , der sie hier verwerthet hat. Als die Florentiner anfingen , in ihrer Sprache die Geschichte ihrer Stadt zu schreiben, war dieses „elende Machwerk" es wieder!, das ihnen als das Balkenwerk für den Aufbau der Geschichte ihrer Vaterstadt diente. In die freie Uebersetzung der Chronik des Martin von Troppau schob man die immerhin dürftigen Notizen ein, welche man über die Vergangenheit der Heimath zur Hand hatte '). AUmälig drängte dann (las vorwiegende Interesse, das man an dieser nahm, die Angaben der Chronik, die auf ein ge- ringes Mass zusammenschrumpften, zurück, bis dass dann in der Arbeit des bedeutendsten floren- tinischen Chronisten, G. Villanis, das Werk des päpstlichen Pönitentiars kaum noch als Gerüst für den Aufbau, geschweige denn als das Gerippe dieses Baues selbst, verwerthet wird. War hoch bis ins 13. Jahrhundert hinein Florenz nur die getreue Tochter und „fattura" Roms gewesen, und hatte sich, von einigen jugendlichen Verirrungen abgesehen, als solche stets gerirt, so begann sie vom 14. Jahrhundert an sich selbstständig zu fühlen und in sich allein das Gesetz ihres Handelns zu suchen. Als G. Villani „Rom fallen, Florenz aber steigen sah", begann er die Chronik seiner Vaterstadt zu schreiben, die dann endlich N. Machiavelli mit vollem Bewusstsein als ein 1) Esgiebtin derßiblioteca Nazionaleund in der schon aus sprachlichen Gründen einer eingehenden Riccardiana zu Florenz noch mehrere ungedruckte Untersuchung werth wären, altflorentinische Uebersetzungen der Chronik, die 212 eigeuaitiges , in all ihren Lebensäusserungen von' allen anderen historischen Gebilden individuell verschiedenes politisches Wesen dargestellt hat. Es sind uns von den Werken, welche mit Hülfe der Chronik des Martin von Troppau und den Aufzeichnungen, die man in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts von der Vorgeschichte von Florenz besass, zusammen geschrieben sind, noch mehrere in einem mehr oder weniger guten Zustande erhalten. Von einem derselben haben wir im ersten Hefte unserer Forschungen schon ausführlich berichtet S. XXIX u. f. Wie uns im Frühjahre 1876 in Lucca versichert wurde, ist eine vollständige Ausgabe dieser Chronik von einem namhaften italienischen Historiker jetzt ernstlich ins Auge gefasst. Eine andere Bearbeitung der Chronik des Martin von Troppau li^gt in Handschriften der Biblioteca Nazionale zu Neapel und Florenz vor, über die wir noch im Abschnitt VIII zu reden haben werden. Ueber die Bruchstücke einer dritten, die in einer Hand- schrift der Biblioteca Nazionale zu Florenz erhalten ist, mag folgendes genügen. Schon seit längerer Zeit hatte man Kenntniss davon, dass es eine ,antica historia manu- scripta' gebe, in der ein bis in das 12. Jahrhundert hinaufgehendes Consularverzeichniss sich befand, und die auch eine von Villani abweichende, beziehungsweise ihn ergänzende Erzählung von dem bekannten Familienzwiste zwischen den Buondelmonti und den Amidei, der zur Er- mordung Buondelmontes de' Buondelmonti am Ostermorgen 1215 führte, enthalten musste. Der Padre Ildefonso di San Luigi hatte in seinen Anmerkungen zur Chronik Marchionnes di Coppo Stefani I. 137 (Delizie degli Eruditi Toscani VII. 137) auf diese Handschrift, die sich in der Biblioteca Gaddiana befinde, ,cuiu8 auctor dicitur Ser. Brunettus Latini' hingewiesen. Aus der Vergleichung der vom Padre Ildefonso aufgezählten Consuln mit dem Consularverzeichnisse des Ammirato I ergab sich, dass auch dieser Historiker des 16. Jahrhunderts schon jene handschrift- liche Geschichte vor sich gehabt haben musste. Da die Biblioteca Gaddiana nicht mehr existirt, suchte ich mir 1872 einen Katalog derselben zu verschaffen, um möglicher Weise zu ermitteln, wohin diese Handschrift gekommen sei. Auf dem Staatsarchive zu Florenz fand ich denn auch einen Katalog der Bibliothek, den der bekannte Polyhistor Targioni-Tozzetti 1751 — 53 angefertigt hatte. Leider war aber in ihm von der gesuchten Handschrift nichts zu entdecken. Da stiess ich beim Durchmustern der Masse von Handschriften, welche die Biblioteca Nazionale von Florenz zur Geschichte der Arnostadt besitzt, auf eine Chronik, oder richtiger gesagt auf Fragmente einer Chronik, welche jenes Consularverzeichniss und auch die Erzählung der Vorgänge von 1215 ent- hielt. Weitere Nachforschungen ergaben dann später, dass diese auch schon gedruckt war, dass aber die Chronik, wie sie hier vorlag, bisher nur von Scipio Ammirato benutzt worden war. Denn jene Erzählung, wie sie bei Lastri, Osservatore Fiorentino T. IV. 64* angeblich nach einer Handschrift des Archivs der Familie Buondelmonte gedruckt ist*), oder bei Fraticelli (Vita di Dante S. 100), oder in Goris Toscana illustrata oder im Anhange zu einem Werke, das der an- rüchige Bibliothekar der Barberina L. M. Rezzi herausgegeben hat: Le tre orazioni di Marco Tullio Cicerone dette dinanzi a Cesare per M. Marcello, Q. Ligario e il re Dejotaro volgarizzate da Brunetto Latini etc. Milano 1832 S. 161 — 68, vorliegt, bildet keineswegs den Haupttheil der Nachrichten unserer Handschrift über die Geschichte von Florenz. Die Rezzische Publication 1) Wohin das Archiv dieser Familie gekommen isf, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. 213 ist von den genannten die umfangreichste und auch desshalb die interessanteste, weil ihr Abdruck nach einer Handschrift gemacht ist, welche der gesuchten der Biblioteca Gaddiana nahe steht. Denn Rezzi hat auch die Consularreihe mit abdrucken lassen, welche wir bei dem Padre Ilde- fonso finden und er sagt daher mit Recht von seiner Handschrift, die der Barberinischen Biblio- tliek angehörte und im 17. Jahrhundert geschrieben ist, sie enthalte die ,storietta antica creduta di Ser Brünette Latini quäle era in mano del Cav. Gaddi. Ob diese Gaddische Handschrift, von der das Manuscript der Barberina nur eine Abschrift zu sein scheint, nichts weiter enthielt, als was Rezzi aus seiner Vorlage hat abdrucken lassen, das wird sich nicht ausmachen lassen, so lange diese Handschrift nicht selbst wieder zum Vorscheine kommt. Bis dahin wird sich auch nicht ermitteln lassen, welche Gründe für die Ansicht sprechen, dieses Fragment zur florentinischen Geschichte rühre^ von Brunetto Latini her. Bei der Stellung, welche Biunetto Latini in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts im floren- tinischen Staatswesen einnahm, und der hervorragenden Bedeutung, die er nach dem Zeugnisse seines grossen Schülers und Villanis für die geistige Cultur in Florenz gehabt hat, wäre es in der That nicht zu verwundern, wenn dieser Mann die Geschichte seiner Vaterstadt zu schreiben unter- nommen hätte. Wissen wir doch auch, dass er die eben erschienene Chronik des Martin von Troppau zwischen der ersten und zweiten Bearbeitung seines Tresor studirt und benutzt hat. Wäre es daher nicht leicht möglich, dass die von mir aufgefundene Handschrift, welche jene Erzählung enthält, die man dem Brunetto Latini beilegt, und die noch dazu in eine altflorentinische Ueber- (^etzuug der Chronik des Martin von Troppau eiugeschobeu ist, ein Werk des berühmten floren- tinischen Staatssclireibers wäre? Leider müssen wir endgültig darauf verzichten, in unserer Handschrift ein Werk dieses berühmten Schriftstellers vor uns zusehen. Denn dieselbe führt die Ereignisse bis zum Jahre 1303, also neun Jahre über den Tod ßrunettos hinaus. Möglich wäre also nur, dass unser Autor jene Erzählung Brunetto Latinis in sein Werk aufgenommen hat, wie er sich nachweisbar eines anderen Werkes zur florentinischen Geschichte bedient hat, oder dass nur das erste der beiden Fragmente, die von unserer Handschrift erhalten sind, von B. L. her- rührt. Doch halte ich beides für unwahrscheinlich, vielmehr die in unserer Handschrift erhaltene Chronik für die Quelle jener Erzählung, die man dann rein willkUhrlich dem Brunetto Latini zu- geschrieben hat, um ihr mit dem Namen dieses berühmten Mannes mehr Relief zu geben. Die Annahme jedoch , auf welche man bei dem äusseren Zustande unserer Handschrift gerathen konnte, und die ich anfänglich selbst getheilt habe, dass wir in ihr einen ersten, vom Autor der Chronik selbst herrührenden Entwurf, und nicht eine Abschrift eines solchen Entwurfes vor uns hätten, kann ich nach reiflicherer Erwägung aller in Betracht kommenden Umstände nicht mehr theilen. So viel scheint mir nur möglich, dass der Schreiber unsere Handschrift noch Nachträge zu dem von ihm vorgefundenen Texte gemacht hat, wodurch jene Annahme und die Zeichen, welche für sie sprechen könnten, ihre Erklärung finden i). Eine kurze Beschreibung der Hand- schrift selbst wird diese unsere Behauptung zu erhärten im Stande sein. Die Handschrift der Biblioteca Nazionale zu Florenz C. XXV. Codex 566 in fol. entstammt 1) Einzelne Notizen zur] Charakteristik des Papstes Cölestin V. sind nachträglich an den Band der Er- zählung geschrieben. 214 dem Nachlasse des bekannten Senators Carlo Strozzi, der selbst eine nicht diplomatisch genaue Abschrift seines Codex angefertigt hat , welche in Nr. 55ö erhalten ist i). Dieses Manuscript besteht aus zwei grösseren Bnichstücken einer altflorentinischen Bearbeitung der Chronik des Martin von Troppau, zu welcher Nachrichten zur Geschichte von Florenz hinzugeschrieben sind. Dadurch, dass diese beiden Fragmente noch falsch gebunden, und in Folge hiervon falsch paginirt *^ind, nachdem eine ältere Faginirung kassirt ist, macht das Ganze einen noch bruchstückartigeren Eindruck , als es in Wirklichkeit der Fall ist. Wenn man aber Blatt 49 der alten Zählung (Blatt 9 der neuen) vor Blatt 47, das in der neuen Zählung fälschlich mit 10 gezählt ist, ein- schiebt, so dass alle Notizen zu den Jahren 1292 u. f., welche sich jetzt unmittelbar an die zu 1245 anzuschliesseu scheinen, vor Blatt 50 der alten Zählung (Blatt 12 der neuen Faginirung) zu stehen kommen, so erhalten wir zwei zusammenhängende Fragmente, welche sich auf die Jahre 1181—1248 und 1285—1303 beziehen. Die Handschrift ist auf Papier in drei Columnen ziemlich undeutlich und ganz unortho- graphisch geschrieben. Der Schreiber derselben gehörte dem Anfange des 14. Jahrhunderts an. Herr Theodor Heyse, welcher die Handschriften des Zeitalters Dantes genau kennt, stimmt in der Schätzung der Zeit der Niederschrift unserer Chronik mit dem Urtheile der florentinischen Archivbeamten über dieselbe vollkommen überein. Betrachtet man das Manuscript rein äusserlich, so kann dasselbe, wie schon bemerkt, den Schein erwecken, wir hätten es mit dem Autograph des Verfassers der Chronik, ja mit einem Brouillon desselben zu seiner Chronik zu thun. Denn an einzelnen Stellen ist Raum für nach- zutragende Worte gelassen, als habe sich der Schreiber im Augenblicke nicht auf die zu nennen- den Eigennamen besinnen können; es soll (ad a. 1289) ein Brief mitgetheilt werden, der dann aber nicht abgeschrieben ist; an anderen Stellen ist Raum für nachzutragende Bemerkungen ge- lassen, mehrere liniirte Blätter sind leer, die Nachrichten über Florenz stellen bald rechts, bald links von der Mittelcolumne. Und doch ist das unrichtig. Denn einmal hat die Handschrift, aus der Rezzi seinen Text abdrucken Hess einige Notizen mehr als unser Manuscript. Auf die Thatsache ist freilich kein Gewicht zu legen, dass der Text der Gaddischen Handschrift, nach der Rezzi mittelbar drucken Hess, an der Spitze des Consularverzeichnisses zum J. 1180 die Namen llberto Uberti und Lamberto Lamberti hat. Es wäre ja möglieh, dass der Gaddischen Handschrift unsei-e noch vollständig, nicht in den jetzt noch vorhandenen Fragmenten, vorgelegen hätte, also auch jene Namen sich in ihr einstmals gefunden hätten. Wichtiger scheint mir zu sein, dass sich zwischen den Consularverzeichnissen beider einige Abweichungen finden, dass der Gaddische Text zum Jahre 1213 einen Zusatz hat, den unsere Handschrift nicht enthält, und dass zwischen beiden Handschriften der Unterschied besteht, dass uusere den Tod des Grafen Guido Guerra IV. 1210 ansetzt, während der Gaddische Text 1217 bietet. Beide Zahlen sind aber falsch, da Graf Guido Guerra IV. 1213 starb. Mir scheint es, dass in der Urhandschrift MCCX deutlich 1) Die Abschrift, nacli der ich die beiden Frag- schrift Strozzis verglichen. Die Handschrift wimmelt niente abdrucken lasse, rührt von A. Gherardi her, von Fehlern, und es war unmöglich sie abzudrucken, der sie 1872 für mich während meiner Anwesenheit wie sie war. Doch habe ich nur das Nöthigste an ihr in Florenz gemacht hat. Ich habe dieselbe dann so- geändert, um sie lesbar zu machen, wohl mit der Urschrift als mit der etwas freien Ab- 215 geschrieben stand: der Rest aber nicht deutlich zu lesen war, oder wirklich den Fehler VII hatte. Diesen erkannte der bchreiber unserer Handschrift leicht, da ja später Ereignisse von 1215 erzählt wurden; der Schreiber der Gaddischen Handschrift schrieb aber gedankenlos VII ab, oder las diese Zahlen für III. Ferner kann ich mir doch nicht vorstellen, dass, wenn der Schreiber unserer Handschrift der Autor derselben gewesen sein sollte, er solche Missverständnisse begangen hätte, wie sie in unserer Handschrift zu lesen sind. Das berühmte Wort Mosca Lamberti's: Cosa fatta capo ha hat unsere Handschrift dahin entstellt, wie deutlich zu lesen ist: Cosa fatta cappa a. Einem gedankenlosen Abschreiber, der z. B. auch deutlich arte statt arse, Arcaleeho für Orgiale schrieb, kann so etwas begegnen, einem Manne, der sich in Florenz entschloss, eine Chronik seiner Vaterstadt in eine andere hinein zu arbeiten, doch wohl schwerlich, wenn er auch sonst noch so leichtfertig arbeitete. Von einer gewissen Leichtfertigkeit bei Abfassung seiner Chronik können wir in der That unsern Autor nicht freisprechen. Denn einmal ist die Reihe der Consuln, welche an der Spitze des ersten erhaltenen Fragments ') stehen, vollständig erfunden, sei es von dem Autor unserer Chronik selbst, oder von einem anderen Chronisten, den dieser benutzte. Zum Jahre 1192 macht er u. A. einen Tegrimo de' Conti Guidi paladini in Toscana zum Consul in Florenz; zum Jahre 1193 bemerkt er: Erano consoli di Firenze Messer Alberto Conte di Mangona e Messer Jacopo üsim- bardi. Der Graf Tegrimo, Sohn Guido Guerras IV. (f 121 H), kommt zum ersten Male 1203 vor und verheirathet sich erst 1225 und stirbt kurz vor 1270. Die Guidi waren gar keine Bürger von Florenz. Im Jahre 1193 gab es keiue Consuln zu Florenz, sondern einen Podestä an- deren Namens. Noch weniger war aber ein Graf Alberti damals Consul zu Floi-enz. Auch 1194 gab es in Florenz keine Consuln, sondern einen Pi'destä. Der Consul des Jahres liyS war kein Graf von Capraja. unter denen kein Conte Arrigo vorkommt u. s. w. u. s. w. Unser Chronist wollte oftenbar der Eitelkeit der Florentiner schmeicheln, indem er so früh Mitglieder der angesehensten tuscischen Grafenfamilien zu Consu n von Florenz machte^). Aehnliche Leicht- 1) Der Anfang lautet: Cicilia uon solamente lo ricevette come papa cavea(I) guerre collui, ma sic- tome fu buono figlo allo suo patre eon molta dolcezza e bontade fedelmente si riconobbe a buona conscienza che lli tenea (ch'elli tenea schreibt ('. Strozzi) la terra e'l regno tutto per la chiesa etc. Dann folgt wörtlich nach Martinus Polonus, wie Friedrich I. das Kreuz genommen und al passare d'un piccolo tiumicello fagho dentro. Dann wird vom Abt Joachim von J'loris und seinen Weissagungen erzählt. Zu llSl wird Lucio terzo nato di Toscana sedette papa anni 4 mesi 2 di IS e vaco di \'.i gesetzt und neben ihm beginnen in der rechten, dritten Columne die Nachrichten über Florenz. Das erste ganze Blatt ist nur in der mitt- leren Columne beschrieben. 2) Dass die Namen der Consuln zum Theil erfunden sind, konnte man auch schon desshalb annehmen, weil sie doch zu häufig den Familiennamen als Vor- namen führen. Das kommt ja freilich vielfach vor, aber so häufig wie hier doch wohl nicht. Man sehe nur zum Jahre 1185. Da einige Abweichungen in dem Gaddischen C'onsularverzeichnisse und unserem bestehen, so setze ich jenes hierher: 1180. Uberto Uberti. Lamberto Lamberti. 1182. Bongianni Amidei. Uberto Infangati. 1183. Bonfantino Bogolesi. Donato (Japonsachi. 1184. Vecchietto Veechietti. Gio. Uberti. 1185. Scolajo Scolari. Ugolino Fifanti. 1186. Pietro Bostichi. Uguccione Uguccioni. Ugho Ughi. 1187. Caponsacco Caponsachi. Accorri Baldi. 1188. Rustico Abati. Giuoco Giuochi. Ugo Albizzi de Galigai. 1189. Uberto Macci. Carretto Compiobesi. Tignosino Uberti. 1190. Mariano della Tosa. Bombarone de Sizii. 28 216 fertigkeiten begeht er da, wo er Namen von Angehörigen berühmter Geschlechter zusammenstellt, denen irgend etwas begegnet sein soll. So sagt er zum Jahre 1192 von einer ganzen Anzahl vornehmer tuscischer Familien, sie hätten von dieser Zeit an „a grande honore del comune" vier Monate des Jahres in Florenz zubringen müssen. Aber einige der hier genannten Familien (abge- sehen davon, dass die ganze Sache nicht richtig ist), wie z. B. die Grafen von Panico, haben nie einen Fussbreit Boden in der Grafschaft von Florenz besessen; sie waren Bolognesen; ebenso gehörten die Herrn von Montemagno gar nicht in die Grafschaft, vielmehr nach Lucca oder Pisa, wo die Paganelli di Montemagno häufiger vorkommen. Grafen von Certaldo gab es damals noch gar nicht. Sie stammten ja erst von Meginhard, dem Sohne des Grafen Alberto de' Alberti ab. Die Pierpagani (von Susinana) gab es damals gleichfalls noch gar nicht u. s. w. u. s. w. Auch bei Zusammenstellung von Ortschaften, die in unserer Chronik vorkommen, sind hier und da grobe Fehler. Die bekannten Städte Montalcino und Montepulciano haben nie und in keiner Weise zur Grafschaft Aldobrandescha gehört (cfr, ad a. 1234); Montepulciano gehört vielmehr zur Grafschaft Siena, wie aus dem berühmten Zeugenverhöre, das am 5. April 1205 in San Quirico in Osenna stattfand, sich ergiebt, und für Montalcino, das früher dem Abte von St. Antimo ge- horchte , kaum zweifelhaft ist. Ebenso unrichtig ist, was zu diesem Jahre über einen Grafen Humbert von Campagnatico , der zur Familie der Aldobrandeschi gehörte, erzählt wird i). Für nicht minder falsch halte ich die Zusammenstellung von Adeligen und Communen, welche 1295 den Granden von Florenz zu Hülfe gekommen sein sollen. Um den Sieg des Popolo um so ehren- voller zu machen, setzt der Verfasser diesen Namenschwall in seinen Bericht. An anderen Stellen ist er wenigstens bei solchen Zusammenstellungen nicht genau. Neri Piccolino e Federigo di Messer Farinata e Lapo di Messer Marto sagt er z. B. zum Jahre 1288. Aber der erste war ein Bruder des berühmten Farinata degli Uberti, wie unser Chronist selbst an einer anderen Stelle sagt, der zweite ein Neife desselben, Sohn Grifo's degli Uberti, und der dritte wahrscheinlich ein Sohn Farinatas, da Marto ein Sohn Schiatta's degli Uberti war 2). Dagegen ist nicht in Abrede zu stellen, dass andere Zusammenstellungen richtig sein können, beziehungsweise richtig sind. Die Namen der Freunde Giano's della Bella (ad a. 1292) kommen damals vielfach vor, und die Prioren des Februar und März 1294, als Giano vertrieben wurde, stimmen mit dem Verzeichnisse bei Ildefonso VHI, 75 überein. Ebenso sind die Prioren zur Zeit des Kriegszugs gegen Arezzo im Jahre 1288 richtig angegeben. Ildefonso 1. 1. VHI. 38. Auch andere Angaben, die wir sonst in keiner Chronik aufgezeichnet finden, welche aber durch Urkunden controUirbar sind, bewahrheiten sich. So hat z. B. unsere Chronik allein von den aus 1191. Manfred! Ponzetti. Schiaccia{!) alias Torrigiano 1199" Arrigho Conte da Capraja. Boncoropagno Lam- Umberti. Chianni Fifanti. berti. 1192. Tegrlmo Contiguiall(!) Palatino in Toscana. Gi- 12U0. Buoncompagno Lamberti. anni Fifanti. 1202. Aldobrandino Barucci. Nerlo de Sizii di Mer- 1194. Catellano della Tosa. Uberto Uberti. cato vecchio. 1195. Lamberto Lamberti. Ubaldo Lusimbardi. 1203. Brunellino Brunelüni e Nerlo sopradetto. 1196. Aldobrandino Barucci. 1) Siehe hierüber weiter unten. 1197. Schiatta Uberti. Compagno Arigucci. 2) Ildefonso VIII. 241. Ob Marto einen Sohn 119S. Davizzino della Tosa. Gherardello Visdomini. Lapo hatte, weiss man wenigstens nicht. 217 den Gesta Florentinoium abgeleiteten Aufzeichnungen, die Nachricht, dass in dem Treffen bei Pieve al Toppo der aus Dante (Inferno XIII) bekannte Öienese Lano geblieben sei. Er allein hat den Namen des Podestä von Arezzo in diesem Jahre, Tegrimo da Porciano, ganz richtig wie sich aus der Stammtafel bei Litta-Passerini ergiebt. Er allein hat zum Jahre 1294 angemerkt, dass der Cardinal Latino in ihm gestorben sei. In der That starb derselbe am 10. August 1294 zu Perugia. Keine der Florentiner Chroniken hat Angaben über einen Zwist zwischen Siena und Montepulciano ad h. a., in den Florenz mit hinein gezogen wurde, Siena aber dieses Mal Montepulciano sich unterwarf. Die Sache ist vollkommen richtig, wie sich aus Urkunden in Florenz und Siena ergiebt 1). Ich könnte noch mehrere derartige Beispiele beibringen, muss jedoch bemerken, dass dieselben meistens aus den letzten von unserem Chronisten behandelten Jahren herrühren, also sich auf Jahre beziehen, iu denen unser Chronist Zeitgenosse der berichteten Vorgänge ist 2). Denn als Zeitgenossen verräth er sich bei Erzählung von Ereignissen im Jahre 1292 und 1294. Als er berichtet, die Florentiner hiitteu im Januar 1292 das Castell von Ampinana, das dem Grafen Guido Novello gehörte, zerstört, brauchte er die erste Person in seiner Erzählung (ase- diamo e disfacemo), als wäre er bei diesem Kriegszuge anwesend gewesen. Zum Jahre 1294 bemerkt er über Gefangene, die dem Papste aus Spanien geschickt seien: Jo li vidi. Trotzdem, dass der Verfasser unserer Chronik also um das Jahr 1290 — 1294 schon er- wachsen gewesen zu sein scheint, hat er doch auch schriftliche Erzählungen Anderer zu der von ihm mit durchlebten Zeit bei Abfassung seines Werkes benutzt. Vor Allem waren ihm die Gesta Florentinorum bekannt. Es ergiebt sich das durch die Vergleiehung mit den übrigen aus diesem Werke abgeleiteten Chroniken von selbst. Man lese nur die Nachrichten zu dem Jahre 1285 u. f. hier und dort. Gemeinsame Fehler finden sich hier wie da. Die Notiz, dass die Grafen Guidi 1209 Montemurlo den Florentinern verkauft hätten, ist ja auf Rechnung jenes Werkes zuzuschreiben. Dass unser Chronist aber die Gesta Florentinorum selbst und nicht eine der Ableitungen derselben vor sich gehabt hat, ergiebt sich aus Vergleiehung mit diesen. Die Nachricht von der Sonnenfinsterniss am 3. Juni 12.39 z. B. hat Villani und Cod. Neapolitanus nicht, Simone della Tosa setzt sie auf den 3. Juni 1238 an; eben so Paolino Pieri. Nur Ptol- maeus Lucensis, den Niemand für die Quelle unseres Autors halten wird, hat sie wie dieser richtig; eben so der Verfasser der Ciironik im Diario des Florentiner Anonymus. — Auch aus einer aller- dings sehr fluchtigen Benutzung der Gesta Florentinorum erklärt es sich, dass es ad a. 1185 heisst, Kaiser Friedrich sei nach Florenz gekommen und habe einen Elephanten mit sich geführt. 1) Kaleffo deir ABsunta c. 275 zum 4. Juni 1291. .Siehe Repetti III. 4ß7 und Malavolti, Storia di Siena ad b. a. 2) An einem Beispiele will ich jedoch auch noch nachweisen , dass unser Chronist Nachrichten über Ereignisse benutzt hat, von denen er kein Zeitgenosse war, und die sich wirklich so zugetragen haben werden, wie er erzählt. Im Jahre 12311, so berichtet er, hätten die beiden seit 1215 entzweiten Parteien in Florenz mit einander Frieden geschlossen. Derselbe sei dann aber durch einen verrätberiscben Ueberfall, den die Guelfen gegen die Ghibellinen in Campi ausgeführt hätten, gebrochen worden. Von diesen beiden Er- eignissen berichten kurz die Annales Florentini II zu den Jahren 1239 und 1242. Siehe oben S. 167. Auch Theoder Wiistenfeld, dem ich auf seinen Wunsch meine Abschrift der Chronik mitgetheilt hatte, und der sie sehr genau durchstudiert und mich mit Bemerkungen zu derselben versehen hat, erklärt dieselbe für die Zeit um 1290 für „durchaus authentisch." Gott. Gel. Anz. 1S75. S. 1562. 28* 218 Bekanntlich hat erst Friedrich II. diese Thiere nach Italien gebracht, und die Notiz über den Elephanten ist aus der Nachricht der Gesta Florentinorum entstanden, dass die Elephanten Kaiser Friedrichs II. 1235 durch Florenz gekommen seien (Siehe oben S. 162). Der Verfasser hatte MCLXXXV für MCCXXXV gelesen. Besonders deutlich tritt die Benutzung der Gesta Floren- tinorum am Anfang des zweiten Fragments hervor, wo man sofort erkennt, dass der leichtfertige Autor, der die Dinge noch ausschmückt, dieselbe Quelle benutzt hat, die auch dem Verfasser der Chronik des Cod. Neapolitanus zur Verfügung stand. An verschiedenen Stellen hat unser Chronist dann zu Angaben der trockenen Gesta Florentinorum ausschmückende Zusätze gemacht, leider aber noch häufiger die Zahlangaben der- selben falsch wieder gegeben. Ein merkwürdiges Beispiel hiervon ist Folgendes. Als 1285 die Aretiner den Sienesen Poggio di Santa Cecilia abgenommen hatten, belagerte die guelfische Liga von Tuscien dieses Castell. Dasselbe rausste sich im April 1286 nach einer Belagerung von mehr als 5 Monaten ergeben, wie Villani und Simone della Tosa sagen, von mehr als 4 Monaten, wie Paolino Fieri und der Cod. Neapolit. berichten, während unser Chronist, nachdem er allein den Namen des Befehlshabers des Castells angegeben hat, schreibt: e tennero il castello contra i Sanesi e Fiorentini e di tutta Toscaua mesi XlIIl e di XVIII conducendosi a mangiare i topi e rodere i chuoi . di tavolacci e richolgleano la rugiada per sete ch'aveano e finalmente il loro piscio medesimo beveano ') . . . . finalmente la notte di venerdie sancto non petendo piü sostenere il castello abaudonaro il castello e fugirono fuori venendo una grande piova e canparo. Diese Erzählungsweise ist sehr charakteristisch für unseren Autor. Gedankenlos schmückt er die Noth der Belagerten aus, die im Winter und Frühjahr so verdurstet sein sollen, dass sie ihren Urin tranken und mit Thau ihre trockene Zunge netzten. . Aus einer Vorlage behält er die Zahlen der Dauer der Belagerung bei, schreibt sie in einer Beziehung genauer ab als alle übrigen Benutzer derselben, die die Tage nicht angeben. Aus IV Monaten macht er aber XIV '^). Ob der Name des Capitans Simon Pazzo dei Pazzi richtig ist, vermag ich augenblicklich nicht zu sagen; noch weniger was er mit der vorhergehenden Notiz hat sagen wollen. Aehnlich verfährt er zum Jahre 1213. Da erzählt er offenbar nach den Gtsta Florentinorum, die Florentiner hätten den Vicar des deutschen Kaisers Robert zu St. Miniato del Tedeseo bei der Eroberung von Montecascioli erschlagen. Novellistisch schmückt er diese Begebenheit, welche die Gesta FI. zum Jahre 1113 berichtet hatten, dahin aus, der kaiserliche Vicar sei aus Florenz, das er bekriegt und ausge- plündert habe, verbannt gewesen und sei „gähnend an der Tafel" umgekommen. Ob unser Chronist den chronologischen Fehler der Gesta Fl., die schon 1113 einen kaiserlichen Vicar in 1) Folgt ein leerer Raum von 4 Reihen in der Handschrift. 2) Die Zahl IV ist die richtige, nicht V. Nach Villani VII. 1U9 verliessen die Belagerten das Castell la notte di sabato d'Ulivo del mese d'Aprile, also am 6. April. Nach unserem Chronisten wohl in der Nacht vom Charfreitag auf Ostersonnabend 1280, also in der Nacht vom 12. — 13. April. Hat die Belagerung nun mehr als fünf Monate (5 M. IS T.) gedauert, so musste die- selbe noch im Oktober 1285 begonnen haben. Das aber ist unmöglich. Denn all' uscita d'Ottobre nahmen ja erst die Aretiner das Castell den Sienesen ab. Einen Monat brauchte aber doch die Taglia di 'J'oscana, um die Rückeroberung desselben beginnen zu können. Man sieht, wie gedankenlos auch Villani abgeschrieben hat. Die Stelle dient übrigens zum Beweise, dass unser Chronist nicht Villanis Werk vor sich gehabt hat. Siehe weiter unten. 219 S. Miniato al Tedesco statuiren, bemerkt hat, und desshalb denselben, so wie geschehen, geglaubt hat verbessein zu sollen, scheint mir nicht wahrscheinlich ; er hat einfach einen säcularen Irrthum begangen. Ob so unverfängliche Notizen, wie die von dem Brande der Thermen 1237, welche eben so wenig eine zweite Chronik als jene anderen über die Auffindung der Heilquellen von Montici und der am Montemorello (ad a. 1230) uns aufbewahrt hat, doch den Gesta Florentinorum oder einer anderen Quelle entlehnt sind, lässt sich nicht mit absoluter Sicherheit entscheiden. Doch ist das letztere das ganz Wahrscheinliche. Einer der übrigen Benutzer der Gesta Fl. würde sonst wohl doch eine dieser Notizen auch in sein Werk aufgenommen haben. Vielleicht hat unser Autor die Notiz über die beiden Heilquellen einem Aktenstücke entlehnt, in welchem der Beschluss über das denselben zuzuweisende Terrain aufgezeichnet war. Ueber die Heilquelle am Monte- morello ist mir übrigens nichts bekannt, während die Quelle von Montici wohl erwähnt wird, aber früh wieder eingegangen zu sein scheint '). Wichtiger als die Untersuchung der Frage nach der Provenienz einzelner Notizen in der Chronik, ist die andere, ob dem Autor derselben nicht schon die grosse Arbeit G. Villanis vor- gelegen hat. Denn so kann es in der That erscheinen. Zwei Stellen insbesondere sind es, die eine Abhängigkeit des Einen vom Anderen zu erhärten im Stande sein könnten. Villani VUI, 8 heisst es nach der Erzählung von der Vertreibung Giano's della Bella : Onde di lui fu gran danno alla nostra cittade, e massimamente al popolo, perocch' egli era il piü leale huomo e diritto popolano di Firenze, amator de! bene comune, e quelli che mettea in commune e non ne traeva, era pres un tuoso e volea le sue vendelte fare, e fece ne alcuna contra a li Abati suoi vicini -) col braccio del Comune. Unser Chronist schreibt: Di questo Giano della Bella si puote con veritade dire ch'elli diritio padre del popolo di Firenze e lo piü leale homo che giamai fosse a popolo, salvo che tutte le sue vendelte facea sotto la signoria del popolo etc. Auch der, welcher jeder „Ver- wandtschaftstiftelei" abgeneigt ist, wird zugeben müssen, dass diese Uebereinstimmung nicht zu- fällig sein kann. Und doch ist folgende fast noch merkwürdiger. Zum Jahre 1232 sagt Villani VI. 9: E per quella guerra i Fiorentini fecero liga col Conte Uberto di Maremma, il quäle si fece distrettuale del commune di Firenze: e ogni anno per la festa di San Giovanni mandava una cervia covertata di searlatto in Firenze; e per suo testamento lasciö reda i Fiorentini: onde Fontercole in Mare e i)iii altre castella di Maremma per ragione sono del commune di Firenze. 11 quäle conte Uberto per tradimento fu morto da Sanesi, onde i Fiorentini si tennero forte gra- vati e piu riscaldarono della guerra contro a Sanesi. Unser Chronist erzählt zum Jahre 1235: die Grafen Umbert und Rosso und die ganze Sippe der Grafen der Maremma wären von den Sienesen schlecht behandelt worden und hätten sich desshalb an Florenz angeschlossen. E questi conte Kosso^j e conte Umberto e le loro castella sicome racomandati del commune e popolo di Firenze ongn'anno la vigilia di sancto Johanni Batista nobili e onorevoli ceri ufereano per om- 1) Repetti II. tiS3. Fähigkeit in Florenz ein Amt zu bekleiden für ver- ".!) Nach Cantini, Öaggi IV, 28 war es besonders lustig erklären Hess. Rinuccio Abbati, der gegen die Familie della Bella ;}) Unter diesen Conte Rosso ist offenbar der Pfalz- aufgebracht war und dieselbe verfolgte, wofür dann graf von Tuscien lldobrandino Rosso gemeint, der z. B. Giano della Bella sich rächt, indem er die Abbati der in der Urkunde bei Busson-Kopp 1.1. 8. 193 erwähnt wird. 220 maggio, e lo detto conte Uberto mandava la cerbia vestita di scharlatto e faeca oste e cavalcata quanto facea bisoguo per li Fiorentini. Der Wortlaut beider Erzähler stimmt hier nicht so weit überein, wie in der obigen Charakteristik des Florentiner Volksmannes. Ein Verwandtschafts- verhältniss zwischen beiden wegen wörtlicher Uebereinstimmung zu statuiren wäre daher hier nicht nöthig. Um so auffallender ist dagegen die Thatsache, dass beide Erzähler gleichmässig Unrichtiges berichten. Der Graf Umberto von Campagnatico, welcher der grossen Familie der Aldobrandeschi angehörte, hatte im Jahre 1232 noch keine Güter an die Florentiner abzugeben. Denn der Vater desselben der Pfalzgraf Wilhelm von Tuscien (comes palatinus) lebte damals noch, und Umberto scheint zu jener Zeit noch ein jüngerer Mann gewesen zu sein. Denn der Graf Wilhelm stirbt erst zwischen 1253 — 56 i), so dass sein Sohn Umberto jenes Bündniss erst 1253 — 59 hätte abschliessen können. Denn 1259 wurde dieser Graf Umberto von den Sienesen ermordet, wie man aus Muratori, Script. XV. 24, den Commentaren zum Purgatorio XI. 66 und vor Allen aus Tommasi, Storia di Siena I. 298 ersehen kann. Wie soll man sich nun den gemeinsamen Irrtbum beider Chronisten, dass dieser Graf Humbert sich 1232 in die Abhängigkeit von Florenz begeben habe, erklären? Aus allgemeinen Gründen können wir keine Entlehnung der Erzählung aus G. Villani annehmen. Es wäre gar nicht zu begreifen, wie .Jemand dem schon Villanis Chronik vorlag auf die Idee kommen sollte, in der Form unserer Chronik ein Werk abzufassen. Die Nachaiimungen Villanis, die handschriftlich noch reichlich vorhanden sind, sehen ganz anders aus. Die Handschrift unserer Fragmente ist auch nicht nach 1348 zu setzen, um andere, theil- weise schon erwähnte Gründe hiergegen nicht noch geltend zu machen. Umgekehrt hat auch Villani unsere Chronik nicht gekannt. Er würde sich manche Notizen derselben nicht haben entgehen lassen. Es bleibt keine andere Möglichkeit über, als anzunehmen, dass beide Chronisten einer Quelle gefolgt sind, der sie ihre Ausdrücke und Nachrichten entlehnten. Im Betreff der Charakteristik Giano's della Bella ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass dieselbe aus der Bearbeitung der Gesta Fl. stammt, die im Codex Neapolitanus (siehe Abschnitt VIII) erhalten ist Denn dieselbe enthielt ja auch Charakteristiken anderer hervorragender Persönlichkeiten, z. ß. eine von Corso Donati (ad a. 1308), die G. Villani ausgeschrieben hat. Die Charakteristik Giano's della Bella wäre nur in der Handschrift zu Neapel weggelassen. Welcher Aufzeichnung aber die Angaben über den Grafen Umberto von Campagnatico entnommen sind, vermag ich gar nicht zu vermuthen. Charakteristisch für G. Villani ist es übrigens im höchsten Grade, dass er zur Motivirung eines Kriegszuges ein Ereigniss verwerthet, das sich 27. Jahre nach demselben zutrug. Die Willkührlichkeit, mit der er historische Vorgänge in Verbindung setzt, zeigt sich hier wie an vielen anderen Orten aufs Schlagendste. — Dass der Verfasser unserer Chronik ein Florentiner war oder doch in Florenz lebte, ergiebt sich schon aus dem allgemeinen Charakter seines Buches zur Genüge und aus einzelnen zum Theil schon angeführten Notizen mit absoluter Sicherheit. Macht er doch den Zug der Floren- tiner gegen das Castell von Ampinana mit. Wer ausser einem Florentiner hätte auch das In- teresse daran gehabt, die Entstehung des Reichthums der Peruzzi so aufzuzeichnen, wie dieses unser Chronist zum Jahre 1291 thut. Dem geistlichen Stande scheint er nicht angehört zu haben. 1) Cecina, Notizie istoriche della Cittä di Volterra S. 55. Kepetti, Dizionario Appendice S. 62. 221 Dazu sind seine Aeusserungen über einzelne Päpste seiner Zeit doch zu rücksichtslos. Nicht genug, dass er die höchst bedenklichen Mittel, durch welche ßonifazius VIII. seinen Vorgänger, den einfältigen Cölestin V., zur Niederlegung seiner Würde bewogen haben soll, als einfache Thatsache mittheilt, während spätere Chronisten wie Ferretus Vicentinus (Muratori IX, 966) und Jobann von Viktring (Böhmer, Fontes I. 334) sie nur als Sage berichten, so nennt er den Papst Honorius IV. ,sehr geizig wie ein Hund' (avarissirao come cane). Erwägt man dagegen, dass unser Autor Nachrichten über verschiedene, nicht florentinische KirchenfUrsten mittheilt, die sonst keiner der übrigen Chronisten aufbewahrt hat, z. B. das Todesjahr der Erzbischöfe von Pisa,^ Bologna, Mailand (1295) u. s. w., so könnte man ihn doch wieder für einen Geistlichen zu halten geneigt sein. Wie dem nun aber auch sein mag, die florentinische Historiographie hat bei der Flüchtigkeit, mit der oflenbar unser Chronist seine Notizen zu Papier gebracht, und der Leicht- fertigkeit, mit der er hier und da Namen und Vorgänge erfunden oder erfundene nachgeschrieben hat, keinen allzuschweren Verlust dadurch erlitten, dass sein Werk uns nur bruchstückweise er- halten ist. Bei der Dürftigkeit der Quellen zur ältesten Geschichte von Florenz aber sind einzelne i^einer Angaben und Erzählungen, die er uns allein aufbewahrt hat, und die wir anzuzweifeln keine Ursache haben, doch nicht ohne wirkliches Interesse'). Die Florenz betreffenden Tbeile desselben lauten: 1181. In questo anno era consolo di Firenze Messer Jacopo Eliseo e Messer 2) Catella Dietisalvi e Messer Uberto Berteldi. Anno 1182. 1 Fiorentini presero per forza Moutegrossoli, ed in Firenze fue grandissimo caro, che lo staio del grano valse soldi VIII. A questo tempo era consolo di Firenze Messer Bongianni Amidei e Messer Uberto Infangati. Poi nel 1183 anui e fue consolo di Firenze Messer Bonfantino Bogolese e Messer Donato Caponsacchi. Poi nel 1184 anni fue consolo Messer Vecchietto de' Vecchietti e Messer Gianni Schiatta delli Uberti. Questi consoli governavano la eittä di Firenze dentro e di fuori in tempo di pace e di guerra. 1185. In questo tempo venne l'imperatore Federigo in Firenze e meno seco un leofante e tolse tutto il contado alle cittä di Toscana in fino alle mura salvo ch'alla cittä di Pisa e di Pistoia, assedette la cittä di Siena e conbattella infino alle mura. 3) Luglio. Di questo anno e mese i Fiorentini asedettero e disfecero il castello di Pongna e di Marcialla. Allora era con- solo di Firenze Misser Petri Bostichi e Messer Uguiccione Uguiccioni e Messer Ugo Ughi. (1186 anni) * . . . . Ed allora era consoli di Firenze Messer Scolaino delli Scolari e Messer Ugholinö de' Fifauti. 1187 anni. Consoli di Firenze Messer Acconi de Tedaldini e Messer Caponsaccho de Ca- ponsacchi 1) Die Abschrift der Handschrift hat 1872 A. Ghe- 2) Anfänglich ist in der Handschrift Misser ge- rardi für micii gemacht. Ich habe sie nach dem Ori- schrieben. ^'inal und C. Strozzis Abschrift verglichen. Ich habe 3) Es folgt hierauf die Erzählung der Eroberung au ihr beim Abdruck nur soviel geändert, als zum von Jerusalem und des Todes des Papstes nach Martin Verständniss absolut nöthig schien. Die Urschrift von Troppau und dann am Rande rechts die folgende wimmelt von WillkUhrlichkeiten und Fehlern. Notiz. 222 E in questo medesimo anno molta jrente di Firenze e di Toscana si ])re8eio croce dall' ar- ciprete di Kavenna a S. Donato a toiri per audaie oltramare. E in questo anno 118S fue ren- duto il contado a Fiorentini X miglia apresso alle mura, cd allora eia consoli di Firenze Messer Rustico Abati e Messer Giuoco Giuochi e Messer Ugho Albizzi de Galigarii. (1189) Allora era consoli di Firenze Messer Uberto de Macci e Messer Carretto de Conpiobbi e Tingnosino delli Uberti. Poi nel 1190 anno era consoli di Firenze Messer Marianö della Tosa ') e Messer ßonba- rone de Sizii. Poi nel 1191 anno erano consoli di Firenze Messer Manfredi Ponzetti e Messer Chianni de Fifanti e lo Schiatta delli Uberti. 1192 In questo anno erano consoli di Firenze Messer Tegrimo-) de conti Guidi paladini in Toschana e Chianni de Fifanti. E in questo anno si feee ordina- niento in Firenze che conti Guidi e li conti Alberti e li conti da Capraia e li conti da Certaldo, Ubaldini e Filigiovauni, Pazzi ed Ubertini, conti da Panago e li singnori da Montemangno e la casa dormagna (sie) e di Pierpagano e d'altri nobili assai cittadini dovessero abitare quatro mesi deir anno nella cittä di Firenze, e luugo tenipo s'aservoe a grande honore del comune 3). In questo anno 1197^) fu disfatta la roccha di öamiato (sie) del Tedesco da terrazani. 1193 anni. Erano Consoli di Firenze Messer Alberto conte di Mangone e Messer Jacopo Usimbardi s); In questo anni fue generale paee per tutta Italia. 1194 anni. Erano consoli di Firenze Messer Catalano Salandri (sie) della Tosa e Messer Uberto delli Uberti. Poi nel 1195 anni fue consolo di Firenze Messer Lamberto Laniberti e Messer übaldo Usinbardi «). Poi nel 1196 anni fue consoli di Firenze Messer Aldobrandino Banicci e conpagni. .• . . (1197) In questo anno erano consoli de Firenze Messer Con- pangno Arrighucci ') e Messer lo Schiatta delli Uberti. Poi nel 119S esendo consoli di Firenze Messer Davizziuo della Tosa e Messer Gherardello de Vissdomini; i Fiorentini disfecero Frondingnano, e l'asedio si puose a Simifonti nobile e for- tissimo castello ch'era de conti da Certaldo *). Anni domini 1199 .... Erano consoli di Firenze Messer Arrigo^) conte di Capraia e Messer Bonconpangno Lamberti. Anni domini 1200. Di nuovo fu fatto ed eletto primamente podestade in Firenze per in- vidia del consolato. Ciö fue Messer Paganello da Porcara di Luccha. El suo salaro con tutta 1) Der Name hat bei den della Tosa gar nicht 6) Falsch. Siehe oben S. 193. existirt. 7) So der officielle Catalog. Der zweite Name, 2) Dieses ist ofifenbar falsch. Tegrimo kommt zum so scheint es, dazu erfunden. ersten Male mit seinem Vater Guido Guerra IV. 1203 8) Grafen von Certaldo gab es damals noch nicht, vor, heirathete die Tochter König Tancreds erst 1225. Sie stammen erst von dem Grafen Maghinardo, einem 3) Alles falsch. Siehe oben S. 216. Sohne des Grafen Alberto von Semifonte ab. 4) Ist trotz dieser Zahl zu 1192 gesetzt. 9) Wieder falsch. Dieser Conte Arrigho war 5) Ist falsch. Siehe oben S. 192. kein Graf von Capraia. Siehe oben S. 194. 223 sua familgla per anno lire C di piccioli Ma in questa indictione nel 1200 anni il nobile borgo di San Ginegio posto a piede di Saminiato per li Saminiatesi fue tutto disfatto e recato a piano ed etiandio le chiese infino le fondamentä. Apresso nel 1202 anni i Floren tini parendo loro esser gravati da certi nobili e potenti homini della terra di Simifonti da capo ricominciaro guerra e fecevo oste e ciö che di prima v'era rimaso si la guastaro e sirailglante fecero al castello di Conbiada in Val di Marina. Allora era conpolo Aldobrandino Barucci e Nerlo de Sizü di Mercato vecebio. Pol apresso 1204 anni i Fiorentini fecero di nuovo il castello di Montelupo per dispetto e contradio del castello di Capraia, il quäle li 6 posto dirinpetto '). E in questo anno a' Fioren- tini per trattato di conti Guidi e Pistolesi tolsero a' Fiorentini il castello di Montemurlo conciosia cosa che '1 terziere di Pistoia cioe porta Guida era libera giurizione di conti Guidi e la terra di Monte Rappoli e tutti greti col castello d'Enpoli vecchio e di Puntormo. . . . E in questo anno 1207 anni 2) esendo podestade di Firenze Messer Gual- fredotto da Milano a' di XXI di giungno i Fiorentini puosero asedio al castello di Montealto di Siena. Onde i Sanesi useirono fuori per fare la difensione. Fecero battalgla dove molta genta fue morta; i Fiorentini ebbero la vettoria sopra i Sanesi e MCC di prigioni ne rnenaro presi in Firenze. E tralli Pistolesi e conti Guidi si cominciö grande guerra ä), onde i Pistolesi li privarono deir onore e del celso*) (sie) ch'elli avevano della cittä di Pistoia. *) Poi nel 1208 i Fiorentini andaro del mese di maggio ad oste sopra la cittä di Siena e tutta la guastaro infino alle mura e poi disfeeero Rugongnano(!) _;(uo nobile castello. Item nel 1209 i Fiorentini conperarono il castello di Monte u-lo^) libre V™ e Fiorentini andaro ad oste sopra Siena e tutta la guastaro e disfeeero Kapolano loro castello. Era podestä Messer Gianni Giudice di Papa. Item 1210 anni si fece la pace tra Fiorentini e li Sanesi ch'era bastata la guerra anni V). Allora era consolo Messer Catalano della Tosa Poi nel 1210 anni morio il grande e valente homo Messer lo conte Guido vecchio di conti Guidi, homo savio e dengno di molte lode *). Item 1215 anni esendo podestade Messer Currado Orlandi nella terra di Canpi (a)presso a Florenzia VI migla si fece chavaliere Messer Mazzingo Tegrimi de Mazzinghi ed invitovi tutta la buona gente di Firenze ed essende (tutti) li chavalieri a tavola uno giucolare di corte (venne e) levö uno talgliere fornito dinanzi a Messer Uberto dell' Infangati, il quäle era in conpangnia di 1) Siehe oben S. 106. 2) Hier beginnt der Text von Rezzi. Dieses und das Folgende auf Blatt 40 1 in der ersten Spalte der Handschrift. 3) Ist ans der Nachricht von dem damals zwischen ihnen und den Conti Guidi durch florentinische Ver- mittlung geschlossenen Frieden absfrahirt. 4) Censo liest Rezzi richtig. f>) Das Folgende fehlt bei Rezzi bis zum Tode des Grafen Guido, der aber hier zum Jahre 1217 an- gesetzt ist. 6) Siehe oben S. 108. 7) Siehe oben S. 111 u. f. 8) In der Abschrift Rezzis folgt auf den Tod des Conte Guido vecchio, und vor 1215 ad a. 1213: I Fiorentini disfeciono Monte Casoli; e Roberto Tedesco mori, sbaviligiando alla tavola, il quäle stava nella rocca di S. Miniato al Tedesco vicario per ITmpera- tore, sbandito di Firenze per sue malvagie opere, il quäle molte guerre e di fuoco e di ferro e di ruba- gione faceva contro i Fiorentini. Siehe oben S. 10. 29 224 Messer Bondelmonte di Bondelmonti; donde foitemente si cruccioe, e Messer Oddo Anighi de' Fi- fanti, homo valoroso, villanamente riprese Messer Uberto predetto, onde Messer Uberto lo smentio per la gola e Messer Oddo Arrighi li gittö nel viso uno talgliere fornito di carne, onde tutta la Corte ne fue travalglata. Quando fuorono levate le tavole e Messer Bondelmonte diede d'uno coltello a Messer Oddo Arrighi (per lo braccio) e villanamente il fedio. Tornati ongnuono a sua magione Messer Oddo Arrighi fece consiiglo di suoi amici e parenti, infra li quali fuorono Conti da Gangalandi, Uberti, Lanberti e Amidei, e per loro i) fue eonsilglato, che di queste cose fosse pace e Messer Bondelmonte tolglesse per molgle la filgluola di Messer Lanbertuceio di capo di ponte delli Amidei, la quäle era filiuola della sorore 2) di Messer Oddo Arrighi. Fatto il trattato e la concordia e l'altro giorno apresso si dovea fare il matrimonio 3) , e madonna Gualdrada, molgle di Messer Forese di Donati, sacretamente mandö per Messer Bondelmonte e disse: Cha- valiere vituperato, cb'ai tolto molgle per paura dell' Uberti e di Fifanti ; lascia quella ch'ai presa e prendi questa e sarai senpre inorato chavaliere. Tantosto elli ebbe sentito ■*) a questa opera fare sanza alkuno consiiglo. Quando venne l'altro giorno al mattino per tenpo giovedi die X dl febraio e la gente dall' una parte e da l'altra fue raunata, venne Messer Bondelmonte e passö per porte Sancte Marie e andö a giurare la donna di Donati e quella delli Amidei lasciö Stare. Sotto questo vituperio, (che inteso avete), vedendo Messer Odd' Arrighi questa cosa fu molto cruccioso e fece uno consiiglo nella chiesa di Santa Maria sopra Porta con tutti li suoi amici e parenti, e quivi fortemente si lamentö della vergongnia, che li era stato fatto per Messer Bondelmonte, si che fue eonsilglato per certi homini, ch'a lui fosse dato d'uno bastone. E altri dissero k'elli fosse fedito nella faccia. Infra li quali rispose Messer Moscha di Lanberti, e disse: Se tu il batti 0 fiedi pensa prima di fare la fossa, dove tue ricoveri, ma dalli tale, che si paia, 1) Hier beginnt der Abdruck bei Lastri, Osser- vatore Fiorentino IV. S. 64 der 3. Ausgabe. 2) Sirocchia liest Eezzi. 3) Bis hierher ist diese Erzählung unserem Chro- nisten eigenthUmlich. Ich finde dieselbe an sich ganz glaubwürdig. Sie erklärt ja auch, warum Buondel- monte dei Buondelmonti so rasch seine Verlobte im Stiche lässt, und warum Oderigo dei Fifanti, der doch nur entfernter bei der Auflösung der Verlobung be- theiligt war, eine solche Rolle bei dem Morde spielt. — Die Gesta Florentinorum erwähnten die berühmte Mordthat, wie sich aus Paolino Pieri u. s. w. ergiebt, nur ganz kurz. Die Tradition hatte dieselbe aber sicher in Einzelheiten durch das 13. Jahrhundert fort- gepflanzt, so dass die Chronisten des 14. Jahrhunderts sie aus dem Volksmunde hätten aufzeichnen können. Daneben hatten aber auch schon die Ricordanze ein- zelner Familien die Erzählung schriftlich fixirt. Lastri führt ja seinen Bericht ausdrücklich auf ein Akten- stück der Familie der Buondelmonti zurück. Villani hat nun offenbar den ersten Theil unseres Berichts nicht gekannt; er würde denselben sonst wohl nicht ausgelassen haben. Dass ihn der Autor der s. g. Chronik des Dino Compagni nicht gekannt habe, möchte ich nicht mit derselben Bestimmtheit behaupten. Denn obwohl er in den Theilen der Erzählung, welche er mit unserer Chronik und der Villanis gemeinsam hat, von unserer mehr abweicht als Villani, (die ver- lassene Braut war nach ihm die Tochter, nicht die Nichte Oderigos dei Fifanti, den er nur ausführlicher Oderigo Giantrufiteti nennt), so hat er doch wieder Anklänge an sie, die mir kaum zweifelhaft erscheinen lassen, dass er unsere Erzählung gekannt hat. Dass er die Mutter der Donati Aldruda und den Vater derselben Forteguerra nennt, während sie in unserer Chronik Forese und Gualdrada genannt werden, passt ganz zu der Art des Autors. (Ein Forese Donati ist um 1200 nachweisbar, während ein Forteguerra Donati ganz unbekannt ist). Ich halte die Erzählung unserer Chronik für die beste, wenn auch eine abge- leitete Quelle über die folgenschwere Unthat des Ostermorgens 1215. 4) Assentito bei Rezzi. — Die wenigen einge- klammerten Worte fehlen bei Rezzi. 09-- che cosa fatta cappa a (sie) '). Avenne che tra loro fue diliberato , che la Vendetta fosse fatta in quello loco, dove la gente era raunata a fare 11 giuramento del matrimonio. Si che la mat- tina della pasqua di risorexio appie di Marzo(!) in capo del Ponte Vecchio Messer Bondelmonte cavalcando a palafreno in giubba di sendado e in mantello con una ghirlanda in testa, Messer lo Schiatta-) delli Uberti li corse adosso e dielli d'una mazza in sulla testa e miselo a terra del cavallo e tantosto Messer Odd' Arrighi con un coltello li seghö le vene. E lasciarlo morto. E questa posta ■*) fue fatta in casa gli Amidei. Allora lo romore fue grande e fue messe in una bara e la molgle istava nella bara e tenea il capo in grenbo fortemente piangendo; e per tutta Firenze in questo modo il portarono. In quello giorno si comincio la struzione^) di Firenze che in primamente si levö nuovo vocabolo: cioc parte Guelfa e parte Ghibellina "). Poi dissero i Guelfi apelli 'anci '>) (sie) parte di chiesa, e Ghibellini s'apellarono parte d'imperio, avengnadio che Ghibellini fossero plubici (sie) paterini; per loro fu trovato lo 'nquisitore della resia per Simone Donati '). Onde per tutti i Christiani e sparta questa malattia e IIFM d'uomini^) e piii ne sono morti ke l'uno pilgla l'una parte e l'altro l'altra, durando la guerra lunghissimi tempi. I Bon- delmonti e li Uberti fecero pace e Messer Riuieri Zingani di Bondelmonti diede per molgle la filglola a Messer Neri Piccolino fratello di Messer Farinata; ciö fue nel 1239 anni. La quäle donna fue molto valente donna e molto savia e bella. 0 avenne che li Uberti, Lanberti, Ca- ponsacchi e Amidei, Conti da Gangalandi, Bogolesi e Fifanti andorono a Canpi in servigio di Bertaldi, (e) da Bondelmonti e loro seguagi Guelfi traditamente (sie) di subito fuorono assaliti e sconfitti e morti. E messer Jacopo dello Schiatta Uberti vi fue morto e messer Oddarighi di Fifanti con altri assai gentili homini, e a Messer Guido de' Galli fu mozzo il naso con tutto il labro e fessa la boccha da ciascuno lato insino alli oreccbi. E questo trattato fue di Bondel- monti credendo avere preso Messer Farinata e Messer Neri Piccolino e Messer lo Schiatta Uberti. Ritornati i Ghibellini in Firenze sconfitti la guerra cittadina fue cominciata (e) le for- tezze di torri e di palagi tutto giorno conbatteano di manganelli e di trabocchi, dove molta gente peria. Allora Messer Neri Piccolino rimando al padre la molgle dicendo: Jo non volglo generare filgloli di gente traditore. Tornata la donna a casa Bondelmonti Messer Rinieri Zingare (sie) suo padre contra sua volontade al conte Pannocchino di conti Pannochieschi la rimaritoe'). E quando la donna fue a casa del suo marito e volendo prendere gioia di lei umgestellt. 1. schliesst 1) Verschrieben für capo ha. 2) Die Handschrift ischiatta. 3) Rezzi: appostamento. 4) Rezzi: (listrnzione. 5) Die folgenden Sätze bei Rezzi Der Abdruck im Osservatore Fiorent. 1 mit diesem S.itze. 6) So steht deutlich in der Handschrift. Rezzi liest apellänci. Ich schlage jetzt vor zu lesen: Poi dissero Guelfi: Apelliamoci parte di chiesa etc. Siehe oben S. 162. Anm. 1. 7) Bekannt ist sonst hiervon Nichts. Einen Si- mone Donatl gab es damals. Delizie degli E. T. VH. 258. Sollte vielleicht Simone rectore di San Donato (Fineschi, Memorie etc. S. 51) gemeint sein? Der Name Patarener bezieht sich auf die Ereignisse von 1245. Siehe oben S. 1T2 n. f. 8) Rezzi: piü centinaja. 9) Über die Familie der Conti Pannochieschi siehe Repetti 1. 1. App. S. 72 u. f. Er kennt keinen Pannochino dei P. um diese Zeit. Dagegen weist WüBtenfeld in seinen Regesten zur Geschichte von Siena zum 9. Nov. 1263 nacli einer Urkunde aus dem Caleffo vecchio einen Panochia quondam D. Ugolini de Papochiensibns nach. Es ist möglicher Weise der hier genannte Pannochino. Siehe oben S. 167. 29* 226 per debito modo, e la donna piangendo li chiese mercede e disse : Gentile bomo, io ti priego per cortesia, che tu non mi debbie (a) apressare ne fare villania, sapiendo che tu se' inganuato, k'io non sono ne posso essere tua molgle, anzi sono molgle del piü savio e milglore chavalieie della provincia d'Italia, cioe Messer Neri Piccolino delli Uberti di J'irenze. Quando il coute Pannoc- chino udio questa eosa, come gentile e cortese homo, non prese di lei alkuno sollazzo, ma prese a dimandare com'era la cagione, e poi amorosamente la prese a confortare e consilglando si le fece nobili e grandi donamenti e si le diede quella conpangnia, cb'a lei si convenia; e fecesi suora rinchiusa del munistero di Monticelli vecchio. Poi rimase la guerra di ßondelmonti colli Uberti e colli Fifanti co' molta travalgla, si come legendo iscritto troverete, ke l'una parte i Guelfa traditori e l'altra sono Ghibellini paterini '). Anni 1222. Esendo podestä di Firenze messer Ugho Gregorii di Roma grande guerra si cominciö tra li Pisani e li Fiorentini, e a' di XX di lulglo i Fiorentini andarono ad oste sopra il terreno di Pisani. E Pisani volendo risistere contra li Fiorentini, usciro di Pisa popolo e chavalieri e fecero battalgla grandissima e perdero, e Fiorentini ebero la vittoria sopra di loro nel piano di Morici al Castello del Bosso (sie), dove fue grande mortalitä e MD di prigioni Pisani ne fuoro menati presi in Firenze. Nel 1225 anni i Fiorentini asediarono Fighini e l'Ancisa, poi l'ebbero e disfecerlo, ma poi rifecero l'Ancisa; e in questo anno valse lo staio del grano soldi XVII. 1228 anni. AUa Singnoria di messer Andrea Jacopi di Perugia i Fiorentini andarono po- polo e chavalieri col carroccio sopra la cittä di Pistoia e le borgora insino alle mura intorno intorno tutto guastaro; e disfecero Montefiore una bella torre e lo cbastello di Carmingnano, poi vennero alle comandameuta di Fiorentini c fecero pace. 1228 anni. I Sanesi ruppero pace alli Fiorentini e per dispetto di Fiorentini guastaro il castello di Monte pulciano, cb'era racomandato di Fiorentini, e questo fue del mese d'.agosto Poi del mese di settenbre per fare la Vendetta i Fiorentini cavalcarouo popolo e chavalieri helle terre di Sanesi sopra il castello d'Asciano, e tutto il conto (sie) di Siena da quella parte intorno guastarono. Nel 1230 i Sanesi ruppero pace a' Fiorentini; e fu trovato nella costa del poggio di Mon- tißci^) nel contado di Firenze uno bangno freddo d'una sancta acqua, la quäle gueria tutte infer- mitadi; ed eziandio somilglante fu trovato un altro bangno freddo santissimo, ch'e nella costa di Monte morello sopra lo rivaggio di TersoUa. E ciascuno di questi bangni per lo comune di Firenze fu dotato de C braccia di terreno intorno intorno. E in questo anno era podestä Messer Otto da Bandello. Die XXI giungno^) i Fiorentini audaro ad oste sopra la cittä di Siena col 1) Der letzte Theil dieser Erzählung, der die In unserer Handschrift folgen drei leere Blätter. Dann Vorgänge von 1239 berichtet, erscheint mir auch aus geht es Bl. 7 rechts und links von der mittleren einer Familiengeschichte entlehnt zu sein. Ich halte Spalte weiter, dieselbe im Ganzen für glaubwürdig. Siehe oben S. 167. 2) Repetti s. v. Lepori II. 683. — In dem Abdruck unserer Erzählung bei Rezzi heisst 3) Luglo war geschrieben, dann aber in giugno es dann weiter: Nel sopradetto anno 1215 Papa Inno- verbessert. Doch ist auch dieser Monat falsch. Siehe cenzo fece a Roma concilio di tutti i cherici d'Italia. oben S. 136. Damit schliesst auf S. 167 das Fragment bei Rezzi. 227 carroccio e coUo stendale ispiegato e guastando tutto d'intorno il contado di Siena infino alle porte, cbavalcaro innanzi infino alla roccha di Radicofano ed a San quilicLo e lo bangno a Pe- triuolo ') e disfeceio XXII castella e talglaio il grandisimo pino da Monte alglese e la torre colli serralgli ed isteccliati del borgo infino alle muia. E Banesi uscendo fuoii per difende (sie) la battalgla fue grande; i Fiorentini li sconfissero, e le donne vi vennero a conbattere, e Alberto conte di Mangone alla porta puose lo schudo ; la mortalitade fue grande e la terra fu quasi tutta presa e se de non fossero stati misericordiosi tutta la poteano distruggere a fuoco ed a ferro. Li prigioni che ne menaro presi in Firenze fuorono 1335 homini; e molte donne belle di Siena fuorono prese e per forza nienate in Firenze per drude di coloro ehe l'aveano guadangnate. Nel 1232 anni i Sanesi per dispetto di Fiorentini disfecero il castello di Monte pulciano. E tantosto i Fiorentini cavalcaro sopra Siena popolo e chavalieri e tutta la guastarono, e poi puosero l'assedio a Quercia grossa a IUI milgla piesso a Siena. E per forza di battalgla la presero e tutti gl'uomini ke v'erano deutro ne menarono in Firenze in prigione; e fue del njese di settenbre battalglato fortemente con VII dificii^). In questo anno s'aprese il fuoco in casa di Caponsacchi tralli spadari, e quivi arf •). In questo anno in Firenze si fece la loggia d'orto San Miebele ornatamente in X pilastri tutta di pietra'^). 1288 anni del inese di maggio. Alla Singnovia di messer Antonio da Forceracha i Fio- rentini colla loro amistade di Toscbana andarono adoste sopra la cittä d'Arezzo arso per fuoco il borgo di Leona e poi si puose ad asedio al castello di Laterino ed ebberlo a patti. Poi an- darono e puosero il canpo al vescovado veccbio lungo le mura d'Arezzo e tutto il suo contado guastaro intorno intorno. I Sanesi esendo in questa oste in conpangnia di Fiorentini, quando Toste tornava partirsi da' Fiorentini per guastare il castello di Lucingnano delli Aretini. E l'Are- tino sentendo, che Fiorentini erano partiti andarono adosso a' Sanesi e fecero battalgla^). 1289 anni del mese di magio Tebaldo soldano di Banbillonia con grandissimo exercito di gente puose assedio alla eitta di Tripuli e per forza la prese con tutta la gente christiana, che erano tra grandi e piccioli piu di XX'**'; tutti a ferro fuoro morti. Nel detto tempo il prin- cipe Carlo secondo venne a corte ed ivi onorevolmente dal apostorico e da suoi frati cardinali fu recejjuto ; e lo giorno della pentacosta proxima venente il detto papa Niccolao il corono re di Pulgla e di Cicilia, salvo ehe in Cicilia non salio elli. In questo anno Guido conte di conti Guidi esendo podestä della cittä d'Arezzo e regevasi per li Ghibellini. E in Firenze era pode- stade messer Ugolino Rosso di Parma. I Fiorentini ke reggeavi parte Guelfa con Lucchesi, Pistolesi Pratesi e Saminiatesi e altra gente assai di loro amistade andaro ad oste sopra la cittä d'Arezzo a' di XV di magio con XV*' pedoni e IP' chavalieri; e passaro Monte al pruno e fuorouo a Bibiena nel piano di Certomondo loco deeto Canpaldino. üsciro fuori gli Aretini per difendere lo guasto e quivi fecero battalgla lo die di Sancto Barnaba, XI di giungno, e gli Are- tini popolo e chavalieri da' Fiorentini fuorono sconfitti e morti assai e presi ne fuoro IX^". Nella parte di Fiorentini fuorono morti due nobili chavalieri, cio fue Messer Guilglelmo, Bernardi balio di Messer Amerigo di Nerbona, ch'era capitano generale dcU' oste di Fiorentini — e '1 decto Messer Amerigo fue nel volto fedito — e Messer Bindo Baschiera de la Tosa fue morto. Dalla parte delli Aretini fuorono morti molti nobilissimi e gentili valenti homini e quasi il fiore di tutta la milglore gente di Toscana d'arme; ciö fue Messer Guilglelmino delli Ubertini, vescovo d'Arezzo, e Messer Guilglelmino Pazzo di Pazzi di Valdarno, Neri Piccolino e Federigo di Messer Farinata e Lapo di Messer Marto, tutti e tre delli Uberti'»), e Ciante de' Fifauti, Loccio da Toscanella e 1) Zur Sache vergleiche die Ausführung von Neri Piccolino ist der Bruder Farinatas; Federigo ist Philalethes zum 33. Gesang des Inferno. der Sohn von Griffo degli U., und Lapo der Sohn von 2) Villani VII, 99 zum Jahre 1184. Schiatta d. U. Ueber den Loccio di Toscanella siehe 3) Der Autor scheint nicht gemerkt zu haben, WUstenfeld in den G. G. Anzeigen 1875. S. 1562. Für dass er das schon einmal excerpirt hatte. Uffredi ist wohl RofFredi zu lesen. Armaleo di Monte- 4) Die Namen der hier genannten vornehmen nero hat Wüstenfeld vor 1284 in einer Urkunde ge- Herrn machen keine Schwierigkeiten, wenn man einige funden. Guiderello, bei Villani VII. 131 erwähnt, war Flüchtigkeiten unseres Autors übersieht. So sind die aus Orvieto. Uberti ihrer Abstammung nach nicht genau richtig. 231 Guiderello d'Allexandro , il eonte Buatto da Monte dolglo, il coute Bonconte da Monte feltio, Francesco da Sinigalgla e Lancialotto Pulglese, Messer Uffredi UfFiedi di Siena e Armaleo da Montenero, Dante delli Abati e Corbizzo da Pelago con altri assai gentili homini, i quali per C anni inanzi in Toscana non s'arebono a uno tenpo trovati. EUi erano VIIF chavalieri e XII*' pedoni e fecero XII paladini tra loro e piü galglardamente conbattero ghe giamai focesse paladini in Francia; XXV^ e piü fuoro li morti. E Guido Conte Novello esendo in s'uno poggio con uno drappello di CCC chavalieri, tantosto che la battalgla fosse cominciata, dovea fedire sopra i Fiorentini. Elli si come vile e codardo tantosto si parti e andö sua via. Incontanente i Fiorentini disfecero Bibiena e tutte le castella d'intorno e eavalcai'o inverso Arezzo e puosero il canpo al Vescovado vecchio ed asediaro la terra e conbatterla co'molti difici gittan- dovi asini e pietre. E Pistolesi vi battero la mnneta, e ben si sarebbe auta la terra, se non fosse che si partiro dall' asedio. E LII die vi stette l'oste. Ed allora era in Toscanella ') papa Niccolao d'Ascholi. Sentio la novella per contrario, credendo ch'e Fiorentini fossero sconfitti chiuse le mani al cielo con allegra faccia dicendo al collegio di cardinali: Dingnum e giusstum est. E perö faciendo manifesto che li Aretini inanzi a questa sconfitta del mese di marzo per forza presero il borge di Fighini e gonbattero l'Ancisa e arsero le porte e poi vennero infino a San Donato in CoUina ardendo e guastando il contado di Fiorentini, e quando fuoro al detto San Donato, talglarono uno ramo dell' olivo della chiesa, avengna che caro costasse loro. Scon- fitti morti e presi gli Aretini frate Guittone chavaliere dell' ordine di Bengodenti al comune di Firenze iscrisse una lettera la quäle disse in questo modo*): Anni 1290. Alla singnoria di Messer Rosso Gabriello d'Agobbio del mese di giungno i F'iorentini andaro ad oste sopra la cittä d'Arezzo e puosero il canpo allato alle mura al Vescho- vado vecchio e intorno intorno tutta la cittä guastaro. Poi si puosero ad asedio al castello d'An- ghiari e III mesi e XVIII die vi stette l'asedio e poi l'ebbero a patti e disfecerlo del mese di settenbre. In questo anno del mese di maggio nel sexto d'oltrarno s'aprese fuoco in casa Pegolotti ed ar- sevi messer Neri Pegolotti e uno suo filgluolo e XI persone. Poi del mese di settenbre die XII esendo podestä di Firenze messer Guido da Ponente (sie) di Ravenna i Fiorentini andaro ad oste sopra la cittä di Pisa e guastarla insino alle mura; e poi andarono colla forza del Geno- vese a Porto Pisano e disfecero il porto e le torri e tutta la contrada di Livornia e tutto il fornimento del porto ne recaro, ke fue pregiato piü XXX*' di fiorini d'auri (sie). E per lo grande di Guido conte di Montefeltro, ch'era potestä di Pisa, si tenne la terra, che non fue presa da' Fiorentini. Nel 1291 anno del mese di maggio i Fiorentini co' loro isforzo andaro ad oste sopra la cittä di Pisa e guastarla tutta intorno dalle tre latora d'una saettata a pie delle mura ed abat- tero Sansevino e'l Ponte ad Era e tutte le loro castella. Poi la notte della nativitä di nostro Singnore Nerino Tezzoni, castellano del Ponte ad Era, per li Fiorentini perdeo il castello, e la 1) Dieses ist nicht richtig nach Wiistenfeld, der Florentiner erzürnt. Ihn zu besänftigen war wahr- sich aaf Sbaraglia, BuUarium fratrnm Minoram bernft, scheinlich der Zweck der Gesandtschaft, die die Flo- aus dem sich das Itinerar des Papstes, der in Rieti rentiner mit dem neuen Bischof von Arezzo an ihn sich befand, ergeben soll. Mir ist Sbaraglia nicht abgehen Hessen. Delizie degli E. T. IX. 289. zugänglich. — Jedenfalls war der Papst über die 2) Dieser Brief wird aber doch nicht mitgetheilt. 30 232 persona con tutta la sua gente dentro da' Pisani fuorono presi e morti anno 1291 di 18 di magio. In questo anno del mese d'aprile die XX Tebaldo soldano di Banbillonia con oste di cento cin- quanta milia chavalieri venne sopia la cittä d'Acii, i speziale camera e magione di cristiani e della Santa Kiesa di Roma, e per forza di fuoco e di ferro la detta cittade prese e distrusse, e piü di LXX" cristiani vi fuorono morti, e XLIII giorni continuamente, si la notte come'l die, tue combattuta, isperando tutta fiata porto di salute infino a tanto che non videro morto 11 famosissi- mo e nobile homo messer Guilglelmo di Belgiuoco, maestro del tenpio, nato della gentil casa di Brabant, il quäle fu uiorto d'una saetta avelenata da un Turcho; tanto che fu morta la gente sua tutta isbigottita. E allora il santisimo homo Messer lo patriarca di Gerusalem con una parte delli scanpati fediti si ricolse in sulla nave sua, ch'erano da XXIF a XXIII'^ di persone, e navicando fugende pocho dimorö che la nave profondö e tutta afocho. Un' altra partita di genti, dove pulzelle e fanciuUi in quantitade di X-'" persone, si richiuse nel cerchiouito del tenpio; finalmente da' Saracini fuoro messi a fuoco ed a ferro. Un' altra partita di giovani homini fuorono presi e menati in servaggio e tutto giorno fatto loro arare la terra come buoi. In questa perdita d'Acri la conpangnia di Peruzzi di Firenze guadaguaro grandissimo tesoro, che fue loro accomandato e giamai non richiesto. In questo anno Ridolfo re della Magna non ve- nendo alla benedizione imperiale, chera eletto re di Romani, morio. E in questo ano del mese di marzo mori il Conte Guido Novelle i) e Messer Rinier della Fagiuola e Messer Ubaldino dalla Pila dei Ubaldini. In questo anno (1292) 2) si fece la pace tra Fiorentini e li Aretini e l'Intarlati. E Fioren- tini rendero loro i prigioni, ch'erano presi. Poi i Fiorentini rendero pace a' Volterrani, e dentro in Volterra per li Fiorentini fu fatto uno chassero a nostro ridotto^). Poi del mese di gennaio asediamo e disfacemo il chastello d'Anpinana, ch'era del Conte Guido Novelle e del mese di settenbre la beata Maria d'orto Sa' Michele cominciö a fare grandisime maravilgle. In questo anno i principi della Mangna concordevolmente elexessero re della Mangna Adolfe conte di Nasso, ma no venne alla benedizione imperiale. In questo anno uno nobile cittadino popolaro, ch'avea nome Giano della Bella, avendo una diferenza co' messer Berto di Frescobaldi, volendoli acupare sue ragioni per forza, il detto messer Berto nella chiesa di San Piero Scheraggio puose la mano in sul naso a Giano della Bella e disse ch'elgle mozzerebbe, e molte altre forze e violenze tutto giorno li grandi faceano contra li popolari<). Per la quäle cagione il detto Giano fue a certi grandi e possenti popolari di Firenze e fecero congregazione e ordine di levare, e levaro popolo incontra li grandi e co' 1) In der Regel wird der Tod Guido Novellos 1293 angesetzt. Unsere Zahl aber wohl richtig, da sein Sohn Manfred in Urkunden gegen Ende des Jahres 1292 allein erwähnt wird. Ubaldino dalla Pila war erst 1291 aus der Gefangenschaft entronnen. Tolomeo von Lucca in den Annal. Lucenses ad h. a. 2) Diese Zahl ist falsch. Der Krieg gegen Arezzo war im Jahre 1290. Der Frieden wurde im Februar 1291 geschlossen. VlUani VII. 124. Simone della Tosa ad a. 1290. — Mit unserer Notiz beginnt auf Blatt 9 (alte Paginirung 49) das versetzte Blatt. 3) Hiervon ist sonst nirgends Etwas überliefert. Die Nachricht beruht wahrscheinlich auf einem Irr- thume. Im Jahre 1254 legten die Florentiner eine Befestigung in Volterra an, wie aus sehr zahlreichen Kaufcontrakten in dem Communalregister von Florenz, — Libro dei Capitoli XXVI, c. 215 — 223. 251. 253 u. s. w. hervorgeht. 4) Dieser Satz steht am Saude von Blatt 9. 233 lui fue Duccio e Cione Magalotti, Cosai) Mancini, Lapo Talenti, Messer Donato Alberti, Messer Albizzo Coibinelli, Messer Boninsengna Becchenugi, Baldo Ruffoli, Giova Algloni, Rosso Buche- relli-) e tutti li altri grandi e nobili popolaui; e fecero popolo sotto questa forma: in conpangnia di priori acrebero uno gonfalouiere di giustizia e MMMM pedoni fecero a seguitare questo gonfalone, tutti ad una insengna: il canpo bianco e la croce vermilgla, e molti forti e duri ordinamenti sopra li grandi. E le prime case, che fuoro disfatte per questo popolo si fuoro quelle di Galli per cagione, che Sengna di Galli uecisse in Francia II fratelli di Vanni Ugolini'). 1293 anni. Del mese di maggio*) si fece la pace tra' Fiorentini e Pisani. E del mese d'ottobre quelli della terra di Prato, tenendo a contrario di Fiorentini uno sbandito e condanato del comune e popolo di Firenze, amichevolemente a' Pratesi da' Fiorentini fue richiesto. Per cagione ch'e Pratesi non rimandaro il detto sbandito da' Fiorentini fuoro condannati nelle mura 0 in diecemilia libre, e dal terzo die inanzi, se non avessero pagata la condanagione, infino a diece die ciascuno die fossero M libre piü, si che finalmente vedendo i Pratesi che l'oste v'an- dava, pagaro lire XI'*' di danari contanti. In questo anno esendo in Siena il re Carlo e lo re d'Ungaria e andavano a corte di Roma*). Quando furouo in Perugia die 13 di luglo il re Carlo fece pilglare il conte dalla Cerra per certa malvioglenza chelli portava secretamente e dapuoseli, che li era soddomita, e d'un palo li fece fiecare per la via di sotto e dispiceiolli per la bocca, e come uno pollo il fece arostire. In questo anno il re di Castello coUa forza del re d'Ingliterra del mese d'aprile fece batalgla contra re saracini, e fue lo re di Granata e lo re di Maroccho e lo re Ai-pino e tutti i tre fuoro sconfitti e morti piu di CCL miglaia di Saracini, CXLII nobili e maggiori baroni di tutta quella gente pagana mandaro prigioni alla chiesa di Roma, e io li vidi*). E menaro colloro uno piccinacho e morto d'uno arae(?) asino vergato"). — In questo anno di settembre Tebaldo Soldano di Babillonia da uno cristiano rinegato nato della casa di Rossi di Firenze fu morto, e tantosto quelli che uccise si fece Soldano e tenne l'uficio*). 1294 anni. In questo anno d'agosto morio il saucto homo Messer Latino cardinale delli Orsini, vescovo d'Ostia, il quäle diede e fece pace in Firenze tra Guelfi e Ghibellini»). In questo i Sanesi levarono guerra incontra la terra di Montepulciano per cagione k'elli s'erano racoman- dati al popolo di Firenze '"). AUora i Fiorentini fece (sie) nobile e grande anbasceria e man- 1) Sonst, z. B. Delizie degli E. T VIII. t)6, Goso geschrieben. 2) Diese Namen kommen in jener Zeit vor und sind gewiss richtig. Sie werden allein hier Überliefert. 3) Wir haben in unserer Chronik die Quelle von Ammirato vor uns, die Scheffer-Boichorst, Florentiner Studien S. 105 u. f. nicht kannte. Vanni domini Ugo- lini Berivieni kommt in einer Urkunde vor, die J. del Lungo, Dino Compagni II. S. 53. citirt. Bei dem s. g. D. C. ist Vanni Ugolini der Vater der Ermordeten, um von Anderen hier zu schweigen. 4) Das Datum des Mai falsch. Der Friede wurde am 12. Juli geschlossen. Flaminio del Borgo, Scelti diplomi Pisani S. 2T9. 5) Sie waren 1294 dort. 6) Das Folgende steht am Kande. 7) Der Krieg der Venetianer und (Genuesen dann erzählt. S) Der Krieg zwischen Philipp II. von Frankreich und England dann erzählt. Das Folgende auf Blatt 9. 9) Der Cardinal starb zu Perugia am 10. August 1294. 10) Allerdings schlössen am 9. Juni 1294 (Caleifo deir Assunta c. 275) die Sienesen mit Montepulciano, 30* 234 dalla al comune d'Aiezzo piegando per loro amoie che non si dovessono tiametteie del fatto di Jlontepulciano. AUora i Sanesi isdengnando a furore gridaro: Muoiano, Moiano i Fiorentini, vitipeiosameute linpioverando loro la dolorosa isconfitta da Montaperti, gittando loro le pietre e lapidaiidolgli. In questo anno lo die di' kalendi novenbre Neri Schelmi fue condannato per lo popolo di Fireuze nell' avere e nella persona e tutti li suoi beni in cittade ed in contado fuoro guasti. lu questo anno die XVII d'ottobre il Conte Guelfo di Pisa fue sconfitto a Villa di Chiesa e perdeo tutta la Sardengna ed ebbe tre fedite e fu preso da Sardi •). Item a' di 23 di geunaio esendo podestä di Firenze messer Giovanni del Luncino da Como in domenica fece condanagione per cagione che Messer Corso Donati fedito (sie) messer Simone Galastrone Donati suo cugino, ed anche avea morto uno suo fante medesimo, e Messer Corso apuose a Messer Simone ch'elli avea morto il fante, e nonn' era la veritade. Per la quäl cosa la predecta podestade secondo le prove de' testimoni condanuö Messer Corso in libre MM e V anni fu privato, che non posse (sie) avere singnoria d'alchuna terra; e Messer Simone Gala- strone condaunö nell' avere e nella persona e tutti li suoi beni fossero disfatti. Allora si levö il popolo a furore gridando : Muoia, Muoia la podestade, ed arsero la porta del palagio e presero la podestade e tutta la sua familgla e tutti li arnesi del palagio e della podestade fuoro rubati per la quäl cosa di questa opera nacque molta zenzania nella cittade. lu questo tenpo avea guerra la casa de' Mozzi e quella di Bardi di Fireuze tra loro. Si fece la pace e Mozzi diedero a' Bardi per questa pace MM fiorini d'oro, ciö fuoro a coloro che ricevettero le fedite da' Mozzi, a' di XXV im di maio. In questo tenpo Messer Gian di Celona venne in Toscana per vicario dello 'nperio avengna che po' aquistasse. In questo tenpo nel Garbo in una schuola di gramatica si trovo morto uno garzone giovane di XV anni, il quäle avendo riotta con Giano della Bella fu plubicato per tutta la cittade, che '1 detto Giäno l'avea facto uccidere"^). Onde poco tenpo dimorö, che '1 detto Giano da tutti i graudi popolari per trattato di grandi fu tradito a' di XVIII di febraio; nell' avere e nella persona fue condannato e co' lui fue il fratello e '1 figluolo e da gonfalone (sie) di po- polo fue disfatto. Era allora Priore Lippo del Velluto, Bachino Tavernaio, Gheri Paganetti, ßar- tolo Orlandini, Messer Andrea da Cerreto, Lotto Milglore, Gherardo Lupicini gonfaloniere ä). Di questo Giano della Bella si puote con veritade dire , ch'elli fosse diritto padre del popolo di Firenze e lo piii leale homo che giamai fosse a popolo, salvo che tutte le sue vendette facea sotto la singnoria del popolo. Anno Domini 1294 alla Signoria di Messer Pino Vernacci da Carmona podestä di Firenze. Celestino quiuto, figlo di Giacopo, nato di Parma, fatto remito, chiamato Piero di Morona, fatto papa di giugno sedette papa mesi cinque e di otto, e vaeo la chiesa mesi XXX. Questi essende das mit einem sienesischen Podesta und einem floren- von resp. 500 und 200 pedites geleistet werden solle, tinischen Kapitän erscheint, einen Vertrag, welcher Diess weist auf vorhergehende Misshelligkeiten hin. wesentlich einen 1261 geschlossenen Unterwerfungs- 1) Wird richtig sein. Koncioni, Istorie Pisane I. vertrag erneuerte und stipulirte, dass fernerhin nicht pag. ü5&. Das Jahr stimmt, wenn man den stilus Pis. nur der Podestä, sondern, wenn Montepulciano künftig berücksichtigt. 2) Dieses nur hier überliefert, einen Kapitän haben wolle, auch dieser von Siena 3) Die Namen richtig. Scheffer-Boichorst. Flo- genommen werden und bei jedem Krieg eine Hülfe rentiner Studien p. b'i. 235 homo religioso e di santa vita elli fue ingannato sottilmente da papa Bonifazio per questa ma- niera, ch'ello detto papa per suo trattato e per molta moneta, che spese al patrizio nuch (? Auch Strozzi hat das Wort nicht lesen können) vedevasi la notte nella camera del papa ed avea una tromba lunga e parlava nella tromba sopra il letto della papa e dicea: Jo sono l'angelo, chetti sono mandato a parlare e comandoti dalla parte di Dio glorioso, che tu immantanente debbi rinunziare al papatico e ritorna ad essere romito. E cosi fece tre notti continue, tanto chelli crette alla boce dinganto (sicl), e rinuncio al papatico del mese di dicembre, e con animo deli- berato colli suoi frati cardinali dispose se medesimo ed elesse papa un cardinale d'Anangna, chaveva nome Messer Benedetto Gatani, e suo nome papale Bonifazio ottavo. E si disse che questo papa fece sacretamente pigliare papa Celestino, che rinunzio e fecelo istrangalare. Et altri dissero, chello fece morire in prigione, acio che non perdesse il papatico; ma di sua morte non si legge alcuna cosa o quello che di lui si fosse'). Elli fue simplicissimo e santo eremita, fece miracoli di molte cose, elli cavalcava l'asino e vilmente vestia e simigliante vivea, e si disse chelli morio in prigione nel castello o roccha di Formone presso ad Anangna a X miglia e di di maggio per fattura di papa Bonifacio E cio saj)piate che da S. Piero in fino a Bonifacio sono stati 200 apostolici e da Julio Cesare infino a Federigo secondo 95 inperadori e 15 in conpangnia di padre e di fratello. Elli fue huomo di preverso animo e di grande corraggio ed asaltoe la chiesa meravigliosamente. In questo tempo Santo Bartolo prete di San Gimingnano santifichoe, e fece meraveglie grandi. 1295 anni alla Singnoria di Messer Matteo de' Maggio de' Brescia si fondö la grande ecclesia di Sancta Croce, e a' di XVllII del detto mese (Maggio) si fece la pace tralla casa delli Adimari e de' Tosinghi e quasi tutte le paci si fecero intra Guelfi solamente per essere a una concordia a uccidere il popolo. Coucordati li grandi insieme e facto intra loro giura (sie) pen- satamente con seralgli e e con saettamenti e co' molta gente e fortezze armati lo die de .Sancto Romolo die VI di lulglo con parola e volontade di singnori sanatori, che reggevano la cittade di Fireuze, uianomisero il pojjolo per tutta la cittade e conbattendo quasi tutto il giorno a cavallo ed a piede in tutte parti i grandi da' popolari per la grazia di dio fuorono isconfitti, non avendo il ])0])olo alkuno capo di suo aiuto. In quello giorno tutti li grandi ebbero a so- spetto la casa di Cerchi per cagione che non fue co'loro sopra il popolo. El comune di Lucea, Conti Guidi e Conti Alberti, Pratesi, Pistolesi e Saminiatesi e tutti i nobili del contado vennero in aiuto de' grandi , el popolo sanza capo fu vettorioso. Donde i Guelfi in quello giorno ebero grande paura di non perdere la terra. L'altro giorno il popolo mise a terra il palagio di Cancino di Visdomini '^). Ed allora era Capitano del Popolo Messer Carlo da Spuleto 3) , savio e leale homo e grande difenditore del popolo. Ed era priore al governamento della terra Nofifo Guidi, Messer Lapo Salterelli iudice, Tingnoso Bellanda, Amannato Kota Beccheuugii, Amadore Ridolfi, Milglore de Guadangni e Conte Guidalotti gonfaloniere. Poi del mese di settenbre moria l'ar- 1 ) Die Erzählung bi8 hierher steht auf dem nur 2) Dieses nur hier erwähnt. Der Betroffene wohl in der Mittelcolnmne halbbeschriebenen Blatte. Das identisch mit dem Canciazzo dei Visdomini. Delizie folgende steht am Rand. — Die sonst bekannten Daten degli E. T. XI. 130. aus dem Leben Bonifacius VIII. habe ich weggelassen 3) Ist richtig. Ammirato ad h. a. und nur den Schluss oben mitgetheilt. 236 civescovo di Pisa e lo vescovo di Bolongna, anbedue nati della casa delli Ubaldini '). El vescovo di Firenze Messer Andrea di Mozzi fue disposto e fatto vescovo di Vincenzio (sie) 2). E morio l'arcivescovo di Milane 8). E a' di 10 di settenbre (1296) Messer lo Piovano di Gherardiui per eerta guerra eh'avea colli Manieri da loro fue fedito e di quelle fedite morio. E a' di XII di settenbre s'aprese il fuoco in Firenze a casa di Lanberti ed arse le case loro e di Pilli e di Pilastri e di Minerbetti e fece grande grandissirao danno*) E aucora esendo prengna la cittä di Firenze di molte diverse e variate macule, uno giorno a' di XVI di dicembre esendo morta una donna a casa di Frescobaldi, al quäl morto molta gente vi fue invitata, intra li quali v'era messer Corso Donati, Simone suo filgluolo e li filgluoli Manieri Bellicozii, i quali aveano guerra colla casa di Gherardini erano una parte, e Gherardini v'erano similglante co' loro gente, dubitö l'uno deir altro, fecero intra loro assalimenti, onde la terra' ando a romore e fue sotto I'arme. La casa di Cerchi colloro conpangni e seguagi, Gherardini, Cavalcanti, Belincioni, armati a cavalli coverti con fanti a piede corsero a furore a San Piero Magiore a cassa di messer Corso gridando : AI fuoco! Messer Corso riparandosi conbattendo, si ch'e Cerchi e loro conpangni vitiperosamente toiTiaro a casa. Guido Cavalcante fue fedito nella mano e condannato per lo comune in MCC libre. Baldinaccio di Messer Bindo delli Adimari fu fedito nel volto e condanato per lo comune in libre MCC. Messer Vieri di Cerchi e Messer Giano suo figluolo, Messer Bindo, Messer Torrigiano e Ubaldino di Cerchi fuoro condannati per questa opera e pagaro al comune di Fi- renze XIFCC libre e dati loro i confini. Sinibaldo fratello di Messer Corso e Simone suo filgluolo fuorono condannati in libre MM e mandati a confini. Onde per questa opera nacque molto male inbrollio della cittä e di cittadini che tutti i grandi e popolari della cittä si partino di volontade, e cbi tenea l'una parte e chi tenea l'altra in tal maniera ch'c sucitato l'auticho odio tra la casa delli Uberti e quella de' Bondelmonti, donte tutta Italia nasparto sangue*) . Ed in questo anno messer Tosolato (sie! für Tolosato) delli Uberti di Firenze talglö la testa al giudice d'Alborea") e tutto il suo tesoro ch'era in grande quantitade si fece venire alle mani, e 1) Delizie degli E. T. VIII. 78. 2) Andreas Mozzins bleibt Bischof von Florenz bis zu den Idns Sept 1295, wird dann nach Vicenza versetzt, stirbt am 28. April 1296 und wird in Florenz in der Capelle der Mozzi beigesetzt. 3) Dann wird erzählt, dass Bonifaz VIII. Frieden zwischen Sicilien und den Anjons gemacht habe, aber Friedr. III. con volontade e richesta di baroni di Ci- cilia monto in sul reame e possedettolo in tempo di pace e di guerra. Dann folgt ad 1296. Maghinardo da Susinana schlägt die Bolognesen; Krieg zwischen England und den Schotten; Seeschlacht zwischen Ve- nedig und Genua; Kämpfe um Forli; Ruggiero di Loria überfällt Brindisi; im September stirbt der Giudice di Gallnra und die Venetianer nehmen 22 Schiffe der Genuesen. 4) Es wird hier der Streit zwischen dem Erz- bischof und Abt von Cosenza erzählt. Dann der grosse Krieg zwischen Bologna und Ferrara be- richtet. Ich habe die Nachrichten, die nichts zur Geschichte von Florenz enthalten und unserer Chronik nicht eigenthümlich sind, vielmehr mit den Notizen der s. g. Gesta Florentinorum übereinstimmen, abzu- schreiben nicht für nothig gehalten. 5) Diese Erzählung ist selbstständig. Man ver- gleiche dazu die s. g. Chronik des Dino Compagni I. 20. In dem hier nicht Abgedruckten wird der Krieg zwischen England und Frankreich erzählt. Der Krieg in Catalonien und der Abfall Ruggieros di Loria von der Sache der Sicilianer berichtet. 6) Nach dem bei Cecina, Notizie istoriche S. 7" abgedruckten Briefe des Papstes Bonifacius VIII. vom 6. Oktober 1296 an die Commune von Volterra war Ugolinus Judex „nuper-* gestorben, lieber die Thaten 237 a' di XV di gennaio (1297) si fece chavalieri in Sardingna, la quäle Isola co' molta travalgla per lui fue aquistata. Poi a' di V di marzo venne in Pisa e da' Pisani non fue acettato a quello onore, che a lui paiea, che si convenisse e com' elli avea aquistata la Sardingna a' Pisani. Cosi la rubellö loro, dove costö loro molta moneta, e poi si riconcilio co' loro. E a' di VIII di marzo i Bolongnesi usciro ad oste sopra le terre del Marchese da Ferraia ed arsero e guastaro infino al ponte a Sant' Abruogioi). 1297 anni Giovedi die III (sie für VII) d'aprile Papa Bonifazio unse e sagro rege di Sar- dengna di Corsica ed Elba lo Re Giacomo di Ragona et Messer Rugiero di Loria fece amiralglo per la chiesa di Roma di L galee'^) E in questo anno del mese di maggio in Firenze si fondo la pila del ponte al castello Altafronte '^) Istando inferma di gravi e dure malattie la cittä di Firenze fue santamente proveduto dalla chiesa di Roma e [da, Messer lo papa Bonifazio sicome attore di pace di volere sanare quelle piaghe e di riconciare la cittade e cittadini insieme a stato di pace e di tranquilitade. Diligen- temente in concestoro fue fermato vece papa paziaro nella cittä di Firenze frate Matteo cardi- nale d'Acquasparte. Giunto in Firenze honuorevolemente fue ricevuto, predicando pace e volendo dar pace no' li fue creduto. 1303. Benedetto XP figluolo di Guliano nato di Trevigi della Marcba Trivigiana. Sedete papa mesi otto die XV; questi fu confermato papa a' di 22 d'otobre^). Di lui si puö dire vita onesta. Fu de l'ordine de' frati predicatori. Elli confermu tutto ciö che papa Bonifazio avea fatto e ricomunichö lo re Filipo di Francia e mandö in Firenze per riconciliare e fare pace tra' Bianchi e Neri il cardinale Nicholao da Prato. Tolosato's degli Uberti in Sardinien ist sonst Nichts bekannt. 1) Dieser Zug nach WiistenfeUl nirgends er- wähnt, wenn er nicht der von ^i!('^ ist, der Muratori, Scriptores XI, 74 und XVII, 131 erwähnt wird. 2) Hier der Krieg Philipps II. von Frankreich mit Burgund und die Beraubung des päpstlichen Schatzes durch die Colonnesen erzählt. 3) Ich weiss nicht, welche Brücke hier gemeint sein kann. Seit 1290 hatte man die Schutzmauer von dem Ponte veechio bis an das Castell Altafronte längs des Arno gebaut. Gaye, Carteggio I. 422. — Darauf wird der Krieg Philipps II. von Frankreich gegen Flandern und der Sieg der Venetianer über die Ge- nuesen erwähnt. 4) Diese Angaben, wie die folgenden, stimmen durchaus mit den Notizen des Cod. Neapolit. Uberein. Nur das Sittenzeugniss, das hier dem Papste ausge- stellt wird, fehlt dort, so wie der Name des Vaters desselben. VIII. Die Gresta Morentiiioruin und deren Al)leitungen und Portsetzungen. 31 In den Annales Lucenses des Tolomeo von Lucca (Ptolemaeus Lucensis)') wird, worauf zuerst Theodor Wüstenfeld -) aufmerksam gemacht hat, neben andern Quellen, die dieser Domini- caner benutzte, ein Werk zur Geschichte von Florenz vielfach citirt, welches er Gesta Florenti- norum nennt ^). Tolomeo führt es häufig, ich habe fUnfundreissigmal gezählt, ausdrükclich als seine Quelle an, hat es aber sicher nachweisbar noch bei vielen anderen Nachrichten, bei denen er es nicht nennt, als Quelle benutzt. Neben den Gesta Florentinorum fiihrt er die Gesta Lucensium sehr häufig namentlich an. Dieselben waren seine Hauptquelle für die Geschichte seiner Vater- stadt neben dem dem Kegistrum Luccas entlehnten urkundlichen Materiale. Tolomeo unterscheidet scharf zwischen den Gesta Lucensium und dem Registrum dieser Stadt da, wo er die vorzüg- lichsten Quellen seines Annalenwerkes zusammenstellt: Quantum reperitur ex chronicis Riccardi Cluniacensis, Gottifredi Viterbiensis, fratris Martini Poloni et in gestis Florentinorm et Lucensium ac ipsorum registro^). Dass Tolomeo unter diesem Registrum von Lucca das versteht, was man gewöhnlich darunter begreift und was sonst wohl auch ,Liber jurium' einer Stadt genannt wird. 1) Der Ordensbruder des Tolomeo Bernard Gni schreibt den Namen desselben in der Originalhand- sehrift der Flores Chronicorum: 'Ptholomeus Luchanus' nach Delisle in den Notiees et Extraits etc. T. XXVII. Part. II. pag. \'.)'. Bernarrt Gui und Tolomeo lebten gleichzeitig in Avignon. 2) Historische Zeitschrift XXIV. 2H3. Anm. 3. .')) Aus dieser Citationsweise ergiebt sich nicht mit .Sicherheit, dass Tolomeo nur Ein Werk als Quelle seiner Florenz betreffenden Notizen benutzt hat. Es wird sieh aber durch unsere Untersuchung heraus- stellen, dass er in der That unter den Gesta Floren- tinorum nur Ein Werk verstanden hat, wenn er mög- licher Weise auch schon mehrere Bearbeitungen des- selben vor sich gehabt haben könnte. 4) Documenti di storia Italiana VI. S. 3(i. Ich folge der Lesart der neuen Ausgabe und schreibe registro, während Muratori regisfris liest. Abgesehen davon, dass der Text von Minutoli correcter ist als der von .Muratori (.Scriptores XI), werde ich noch da- durch in dieser Annahme bestärkt, dass Tolomeo im Verlaufe seines Werkes das Registrum Florentinorum niemals citirt. Denn offenbar liegt an der Stelle, wo er das Registrum Florentinorum citirt (1. 1. S. 72 ad a. 1250) eine Verwechslung des Tolomeo oder seines Abschreibers mit den Gestis Florentinorum vor. Denn er bezieht sich hier auf keine Urkunde, die in dem Registrum Florentinorum enthalten war, sondern theilt eine einfache Thatsache mit, die in den Gesta Floren- tinorum stand. In der Historia ecclesiastica, in welcher er die Gesta Florentinorum gar nicht citirt, bezieht er sich auch einmal auf die Registra Florentino- rum (Muratori, Scriptores XI, 1085 ad a. Uli). Aber es liegt hier dieselbe Verwechslung vor. Das hier berührte Ereigniss war in der That in den Gesta Flo- rentinorum richtig erzählt ad a. 1115. Das Registrum Florentinorum reicht gar nicht bis zum Jahre Uli zurück. Das Ereigniss vom Jahre 1250 ist in den- selben nicht durch eine Urkunde fixirt. 31* 242 ergiebt sich aus der Beobachtung, dass er überall, wo er sich auf dasselbe bezieht, auf Urkunden, Privilegien, Verträge u. s. w. verweist. Auch in Florenz wird die officielle Sammlung der Abschriften der die Stadt betreffenden Urkunden Registrum genannt, während es in Siena 'Über jurium, qui dicitur Caleffus' heisst. Diese die Städte Florenz und Lucca betreffenden Geschichtswerke nennt Tolomeo promis- cue Gesta oder Acta Lueensiura et Florentinorum. Dass er mit dem seltner gebrauchten Aus- druck Acta dasselbe meint, wie mit dem häufiger angewendeten t^esta, ergiebt sich namentlich aus der Bemerkung ad a. 1233 (1. 1. S. 70) 'sicut in dictis actis habetur', womit auf die unmittel- bar vorhergenannten Gesta Lucensium verwiesen wird. Neben diesen Ausdrücken gebraucht Tolo- meo in seiner Kirchengeschichte noch promiscue den Ausdruck Historiae, z. B. Gesta Tuscorum und Historiae T. Lib. XXI. cap. 3. 4. 19. 24. 26. 31. 35. 36 i). Leider sind uns diese Acta Lucensium ebensowenig in originaler Fassung erhalten, als die Acta Florentinorum, so dass wir uns von l)eiden kein unmittelbares Bild machen können. Ebensowenig sind die Geschicbtswerke auf uns ge- kommen, die Tolomeo mit dem Namen Gesta Germanorum, Tuscorum, Lombardorura, Gallicorum, Hispanorum, Franeorum belegt. Scbeffer-Boichhorst 2) hat zwar die Vermuthung ausgesprochen, die Gesta Tuscorum möchten mit den Gesta Germanorum et Lombardorum eine Art historia tripar- tita gebildet haben. Ich kann derselben nicht beistimmen. Denn es ist gar nicht abzusehen, warum nur diese Gesta, die allerdings einmal zusammengenannt werden, weil sie übereinstimmend eine Thatsache berichteten ^), ein Ganzes gebildet haben sollen, uud nicht auch die Gesta Franeorum oder Gallicorum et Hispanorum, welche gelegentlich auch zusammen oder in Verbindung mit den Gesta Germanorum als Quelle citirt werden -i). Welche Geschichtswerke Tolomeo unter diesen Gesta Germanorum, die er in den Annalen von Lucca, wenn ich richtig gezählt habe, sieben mal ad a. 1217, 1220, 1224, 1229, 1234, 1240 und 1260 anführt, verstanden hat, habe ich trotz mancher- lei Vergleichungen nicht ermitteln können. Soviel scheint nur fest zu stehen, dass er mit diesem Namen Chroniken bezeichnet, welche sich vorzugsweise mit der Geschichte der Deutschen ebenso befassten, wie die Gesta Tuscorum mit der Tusciens. Im Betreff dieser sind wir im Staude mit einiger Sicherheit nachweisen zu können, welche Chroniken er unter dem Namen Gesta Tuscorum zusammenfasst. Freilich wird unsere Erkenntniss des Charaeters der Gesta Florentinorum, auf die es uns bei dieser Untersuchung ja allein ankommt, hierdurch nicht gefördert werden. Denn dass Tolomeo unter den Gesta Tuscorum die Gesta Florentinorum mitbegreift, möchte ich viel bestimmter behaupten, als Scheffer-Boichhorst *) dieses in Abrede stellt. In der Historia ecclesiastica lib. XX cap. 41 heisst es (S. 1115.): 'huius tempore creationis Clementis, ut gesta Tuscorum tra- dunt, Henricus jam coronatus vadit Neapolini et ipsam obsidet cum suo exercitu. Sed tanta epidimia invasit exercitum , ut coactus sit inde recedere, ibidemque mortua est uxor sua, quae 1) Die in der Ausgabe der Annalen von Lucca 3) Historica ecclesiastica, über XX. cap. 4ti. von Muratori XI. 12S2 ad a. 1254 erwähnten Chroniken 4) Historica ecclesiastica, über XX. cap. 20, liber von Pisa, sind in der neuen Ausgabe verschwunden! XXII. cap. 29, XXIII. 22. Die historia tripartita, die Sie gehören zu den Willkührlichkeiten, die man sich Tolomeo gesehrieben hat, ist gewiss nicht aus diesen bei der ersten Ausgabe des Werkes (Lyon 1619) ge- Gesta einzelner Nationen zusammengesetzt gewesen, stattete. 5) Florentiner Studien I. S. 2ii3. 2) Florentiner Studien S. 201. 243 Theutonica erat.' ScheÖ'er-Boichhorst hat selbst 1.1. S. 240 u. f. ausgeflihit , dass der nach der Kirchengeschichte des Tolomeo den Gesta Tuscoruni entlehnte Irrthum von dem Tode der Ge- mahlin Kaiser Heinrichs VI, vor Neapel den Gesta Florentinorum entlehnt sein müsse, und ich stimme dem vollkommen bei. Ebenso ftihrt Tolomeo in der Kirchengeschichte die Belagerung und Einnahme von Capraja auf die Gesta Tuscorum zurück, „während die Erzählung doch in Vielem mit den Gesta Florentinorum übereinstimmt" •). Auf die Gesta Tuscorum gründet Tolomeo ausdrücklich die Nachricht, dass Conradin bei „Talliagozzo" geschlagen sei (Annales eccles IIb. XX cap. 36.) ein Name, der nur in den aus den Gesta Florentinorum abgeleiteten Chroniken, also doch wohl auch in diesen, gebraucht wird. Entweder hat Tolomeo also ausser den Gesta Florentinorum et Lucensium bei Abfassung seiner Aunalen von Lucca noch ein von diesen verschiedenes Werk, das er jedoch in diesen nie nennt, die Gesta Tuscoruni, vor Augen gehabt, und dieses Werk haben dann die Chronikenschreiber, welche wir als Benutzer der Gesta Florentinorum nachweisen werden, gebraucht, oder er versteht unter den Gesta Tuscorum, die er in der Kirchengeschichte so häufig citirt, auch die Gesta Florentinorum mit, die er in der Kirchengeschichte, soviel ich sehe, niemals citirt hat^). Ich gebe zu, dass es bei der ganz unbestimmten Citationsweise , die Tolomeo liebt, sehr schwer ist, hier zu ganz abschliessenden Resultaten zu gelangen, da man selbst an Stellen, wo er sich Üir ein und dasselbe Factum auf verschiedene Quellen beruft, nicht mit Sicherheit sagen kaiiu, dass er sich widerspreche; denn dieses Factum kann ja immerhin von den beiden Quellen, welche beide uns nicht mehr vorliegen, berichtet sein •'). Nach alledem sind wir zu näheren Charakterisirung der Gesta Florentinorum also vor- läufig lediglich auf das angewiesen, was Tolomeo mit ausdrücklicher Bezugnahme auf sie aus ihnen mittheilt. Danach hätten dieselben Zeitangaben zur Florentinischen und zur allgemeinen Geschichte von den Jahren 1110 — 1200 <) enthalten. Denn zum Jahr 1108 beziehungsweise 1110 nennt er dieselben zum ersten Male als seine Quelle und zum Jahr 1260 findet sich die letzte namentliche Anführung derselben, während er die Gesta Lucensium von 1087 bis 1295 ausdrücklich als seine Quelle citirt ^). 1) Scheffer- Boichhorst 1. 1. S. 2tl2. 2) üb Tolomeo unter den Gesta Tuscorum seine eigenen Annalcn von Lucca mit einbegreift, will ich nicht entscheiden. .'() In den Annalen von Lucca verweist Tolomeo iiil a. 1224 für die Verhciratliung Kaiser Friedrichs IL mit Julanda von Jerusalem auf die Gesta Germanoriun, während er in der Kirchengeschichte lib. XXI. cap. 20 sagt, die Gesta Tuscorum liericliteten dies Ereigniss, woraus man vielleicht vermuthen dürfte, dass er seine Annalen unter diesen Titel mit einschliesse. Hier und da hat sich Tolomeo wohl auch bei seinen Quellen- angaben geirrt. 4) Da .Scheffer-Boiehhorst nur den corrumpirten Text bei Muratori vor sich hatte, so ist es erklärlich, dass er S. 224 sagen konnte, die Gesta Florentinorum seien zum Jahr 1199 zum letzten Male als Quelle er- wähnt. .5) Ich halte es nicht für unmöglich, dass sich die von Tolomeo benutzten Gesta Lucensium in irgend einer Gestalt noch erhalten haben. Die Geschichts- quellen von Lucca bedürfen noch einer eingehenden Untersuchung. Die berühmte Chronik von Sercambi, deren Original im Archiv zu Lucca sich befindet, harrt noch eines Herausgebers. Dazu sind noch zahl- reiche Handschriften zur lucchesischen Geschichte, die im Archiv und der Bibliothek zu Lucca sich finden, und die Miuutoli in seiner Ausgabe der An- nalen des Tolomeo gelegentlich (z. B. S. 8U) citirt, vorhanden, aber nicht untersucht. — Ueber das Ver- hältniss der Gesta Florentinorum et Lucensium zu einander wird sich schwerlich etwas Sicheres ermitteln 244 Dürfen wir jedoch aus der Tliatsache, dass Tolomeo nur für die Jahre 1110 bis 1260 die Gesta Florentinorum als eine seiner Quellen nennt, den Schluss ziehen, dass er dieselben nicht für sein ganzes Werk, welches die Jahre von 1063 bis 1303 umfasst, benutzt habe? In Anführung seiner Quellen, beschränkt sich Tolomeo, je mehr er sich der Zeit nähert, in welcher er schrieb, überhaupt immermehr, während er im Anfange seiner Chronik die Gesta Florentinorum nur da zu citiren scheint, wo sie im Widerspruche mit seinen übrigen Quellen standen oder wo sie etwas Besonderes berichteten '). Da Tolomeo ferner nachweislich die Gesta Florentinorum innerhalb der Jahre 1110 bis 1260 zu einzelnen seiner Angaben benutzt hat, wo er dieselben als seine Quelle nicht ausdrücklich citirt, so dürfen wir auf keinen Fall die Benutzung derselben von vornherein nur auf den Zeitraum beschränken, für den er sie namentlich anführt. Ehe wir jedoch zur definitiven Entscheidung dieser Frage übergehen, bleiben uns zwei andere, die sich mit dieser compliciren, zu erledigen: die Fragen nach der Abfassungszeit der Annales Lucenses und nach der Integrität derselben in der uns vorliegenden Gestalt. Denn ge- setzt, die Annales Lucenses wären uns nicht vollständig erhalten, oder die Abfassungszeit der- selben wäre von den erzählten Ereignissen durch Jahrzehnte getrennt, so würden wir selbst für den Fall, dass wir die Benutzung der Gesta Florentinorum in den Annalen von Lueca bis zum Schlüsse des uns vorliegenden Werkes nachweisen könnten, doch keinen Schluss auf die Aus- dehnung der Gesta Florentinorum selbst bilden können. Ganz anders würde die Sache liegen, wenn es uns gelänge, den Nachweis zu fuhren, dass die Annalen des Tolomeo nur kurze Zeit nach dem Abschlüsse der Gesta Florentinorum niedergeschrieben und uns vollständig erhalten sind. Dass die Kirchengeschichte des Tolomeo von ihrem Verfasser später niedergeschrieben worden ist als die Annalen -von Lucea, darin stimmen alle, welche sich eingehender mit dem Verhältnisse beider beschäftigt haben, Muratori, Schefifer-Boich hörst, Karl Krüger 2), Dietrich König"') überein. Es kann wohl auch hierüber kein Dissens bestehen, und ich unterlasse es deshalb schon Gesagtes noch einmal zu wiederholen. Ebensowenig besteht Streit darüber, dass die Kirchengeschichte in der Zeit von 1312 bis 1317 verfasst ist, da das Werk dem Cardinal Wilhelm von Godin gewidmet ist, der in dieser Widmung Cardinalpresbyter, was er erst 1312 wurde, aber noch nicht Bischof genannt wird, wozu er 1317 befördert wurde. Hiermit stimmt auch über- ein, dass Tolomeo die Flores Chronicorum des Bernardus Guidonis, deren erste Fassung 1311 publicirt sein soll, schon in seiner Chronik benutzt hat*). lassen, wenn sie auch mehrere auifallende Ueberein- Btimmungen enthielten, von denen einzelne Angaben, wie das Geburtsjahr Friedrichs II. 1105, nicht richtig sind. Ich finde sie von Tolomeo als in ihren Nach- richten übereinstimmend citirt ad a. HOS. 117(5, 122(i. 1222. 1246. Sie weichen von einander ab in ihren Angaben ad a. 119i». 1) Ad a. 1108, ad a. 110.5, 1199, 1208. 2) Des Ptolomaeus Lucensis Leben und Wirken Göttingen 1874. 3) Ptolomaeus von Lucca und die Flores Chro- nicorum des Bernardus Guidonis. Würzburg 1875. 4) Historia ecclesiastica, lib. XXIV cap. 2 (Mura- tori XI. 118(5) heisst es: 'hie papa vocatus est Mar- tinus quartus. Scdit autem annis III, ut communiter Historiae tradunt. Una tamen Chronica nova dicit IV, et XXIV diebus' etc. Diese Zahl bietet uns nur Bernardus Guidonis bei Muratori III a. S. (50^: 'Sedit in Cathedra Pontificali annis IV diebus XXIV. — So hatte ich geschrieben, ehe mir die musterhafte Unter- suchung von L, Delisle über Bernard Gui (in den No- tices et extraits XXVII. Part. II. p. 1(59 u. f.) zu Gesicht kam. Delisle zeigt hier, dass die erste Redaktion der Flores Chronicorum vom 215. März 1311 bis gegen 245 Hiernach fällt also die Abfassungszeit der Annalen von Lucca jedenfalls vor das Jahr 1312, Doch wir können dieselbe noch genauer bestimmen. In den Annalen heisst es zum Jahre 1272 vom König Eduard I. von England: ac demum rediens, niulta in bellis strenue operatus est, et adhuc senex operatur quotidie (1. 1. p. 87). Da nun Eduard 1307 gestorben ist, so müssen die Annalen vor diesem Jahre geschrieben sein. Gegen die Einrede, dass Tolomeo vielleicht sein Werk in längeren Zwischenräumen geschrieben haben könne, also vielleicht zum Jahre 1272 etwas als noch nicht stattgefunden bemerkt haben könne, was nach Abfassung des ganzen Werks schon längst eingetreten sei, dürfte die Beobachtung schützen, dass er zum Jahre 1262 eine Bemerkung über etwas macht, was er später — infra — erzählen wolle, und dieses wirklich ad a. 1274') nachholt, also sein Werk im Zusammenhange niedergeschrieben zu haben scheint. Die Annalen von Lucca sind also vor 1307 abgefasst. Wüssten wir etwas Genaueres über das Leben des Tolomeo zwischen den Jahren 1302 und 1309, in welchen Jahren er sich in Avignon niedergelassen hat, so würden wir vielleicht die Abfassungszeit und den Abfassungsort noch genauer bestimmen können. Da Tolomeo 1301 und 1302 Prior von S. Maria Novella in Florenz war'^), während er 1303 nachweisbar zu Spoleto ist, und mit diesem Jahre seine Kirchen- gescbichte schliesst, so glaube ich, dass er dieselben zwischen diesem Jahre und 1307 in Lucca niedergeschrieben hat. Denn hatte, er sich während seines Aufenthaltes in Florenz leicht eine Abschrift der Gesta Florentinorum verschaifen können, so scheint mir die fortgehende Benutzung des Kegistrums der Stadt Lucca auf Lucca als den Ort, an dem die Annalen dieser Stadt auch wirklich niedergeschrieben wurden, hinzuweisen. Denn Privat -Abschriften des Registrums einer Stadt wird es damals kaum gegeben haben. Tolomeo, der eine ansehnliche geistliche Stellung bekleidete und einer angesehenen Familie Luccas angehörte, wird auf Grund des Registrums von Lucca selbst in seiner Vaterstadt deren Annalen niedergeschrieben haben. Können wir hiernach als erwiessen annehmen, dass die Annales von Lucca nicht später als 1307 verfasst sind, so gilt das doch nicht in gleicher Weise von dem Zeitpunkte, über den hinaus wir ihre Abfassungszeit hinaufrücken zu dürfen geglaubt haben. Denn einmal hat D. Könige) den Beweis zu erbringen versucht, die Annalen hätten nur bis zum Jahre 1300 herabgereicht. Mir selbst ist dann aufgefallen, dass die beiden Handschriften, welche Minutoli neuerdings zur Verbesserung des Textes der Annalen mit Erfolg, wenn auch nicht consequent, verwerthet hat. Emle 1315 niedergeschrieben ist und schon zu dieser ersten Redaktion die Annalen des Tolomeo von Lucca (Ftholomei Luchani) gebraucht worden sind (1. 1. p. IS'J und 197). Dennoch glaube ich, dass das obige Citat des Tolomeo von Lucca sich auf die Flores Chroni- corum bezieht. Bernard Gui sagt von den Vorar- beiten zu seinem Buche: 'opus, a me Jam antea plus (|uam quinfiuennio cum labore scripture et studii premeditatnm , et in meinbranis ac memorialibus pre- notatuin, ex libris originalibus plurium cronicorum' Diese schriftlichen Vorarbeiten Bernards hat sein Or- densbruder Tolomeo, der sich damals in Avignon auf- hielt, wohl einsehen können nnd sie vor der Ausgabe der Flores Chronicorum benutzt. So lange als eine andere Quelle für jene Zeitangabe nicht gefunden ist, halte ich an dieser Deutung fest. 1) Es liandelt sich um eine Notiz zum Leben des heiligen Thomas von Aquino 1. 1. pag. S4 und 88. 2) Muratori SS. XI. 743 und Dietrich Künig, To- lomeo von Lucca. (Osterprogramm der Realschule I. Ordnung zu Harburg von 1878.) S. 5. 3) Ptolomaeus von Lucca und die Flores Chroni- corum S. 2C u. f. 246 und die beide dem 14. Jahih. angehören, mit dem Jahre 1294 sehliepseni), mit dem Jahre also, bis zu welchem Tolomeo auch seine Kirchengeschichte in ihrer ersten Ausgabe wenigstens, herab- gefiihrt hat. Da nun die Fortsetzung der Kirchengeschichte von Bonifacius VIII. an bis zum Jahre KU 3, wie sie in der Handschrift von Padua erhalten ist 2), nach ihrer äusseren Bezeugung keineswegs sicher dem Tolomeo zugeschrieben werden kann, der Schluss der Annalen aber mit dieser Fortsetzung der Kirchengescbichte eine grössere wörtliche Uebereinstimraung zeigt als die früheren, einander entsprechenden Theile beider Werke, so konnte man auf die Vermuthung ge- rathen, Tolomeo habe seine beiden historischen Werke ursprünglich bis zum Jahre 1294 hinab- geführt, ein anderer, der in der Paduaner Handschrift Thomas Tholomaeus de Luca genannt werde, habe dann die Fortsetzungen zu beiden hinzugefügt. Doch erwies sich diese Vermuthung ebensowenig als stichhaltig als die Behauptung Königs, die Annalen hätten nur bis 1300 herabgereicht. Ein Grund, welchen König für seine Annahme geltend macht, dass Tolomeo vor und nach 1300 verschiedene Tempora gebrauche, ist durch die neue Ausgabe hinfällig geworden, wie er selbst jetzt in seiner zweiten Arbeit über Tolomeo 3) einräumt. Er scheint jetzt selbst seine frühere Hypothese, die er bewiesen zu haben glaubte, für höchst zweifelhaft zu halten. Die Annalen aber schon mit dem Jahre 1294 enden zu lassen, weil zwei Handschriften derselben mit diesem Jahre abbrechen, liegt um so weniger Grund vor, als es fest steht, dass die Bemerkungen zu dem Jahre 1294 schon nach 1300 geschrieben sind. Vom Papst Cölestin V. heisst es nemlich ad h. a. ''): 'Hie regi Carolo multum favorabilis fuit, faciens unam ordinationem Cardinalium, in qua quatuor Cardinales feeit ad suam petitionem, inter quos adhuc duo supersunt, videlicet dominus Guillelmus de Pergamo, et dominus Landulphus de Neapoli.' Vergleichen wir nun hiermit die Stelle der Kirchengeschichte, in der er diese Cardinalspromotion erzählt: 'Fecit autem statim post hoc ad petitionem regis unam magnani ordinationem Cardinalium, inter quos tres fuerunt de regno, vi- delicet Dominus Landulphus de Neapoli ; unus de Ordine suo , qui vocatus est Thomas ; tertius autem fuit Archiepiscopus Beneventanus, qui ante fuerat Abbas Montis Casiui. Fecit et Can- cellarium Regis Dominum Guillielmum de Pergamo; fecit et Dominum Joannem Monachi, et Archiepiscopum Lugdunensem, ac Archiepiscopum Bituricensem. Primus vocatus est Beraldus de Gotho, et factus est Albanensis; et secundus factus est Prenestinus', so ergiebt sich, dass die vier Cardinäle, welche Coelestin nach den Annalen auf besonderes Verlangen König Karls ernannte, Petrus de Aquila, Abt von Monte Casino, Thomas de Ocra, Landulphus Brancacius und Guillielmus Longus von Pergamo, der Kanzler des Königs, gewesen sind. Von diesen starb Petrus de Aquila im Jahre 1298 oder 99, Thomas de Ocia 1300, Landulph 1312 und Guillielmus erst 1319 5). Da Tolomeo von den beiden letzteren sagt, sie lebten noch, während die beiden ersten gestorben seien, so muss er diese Stelle nach 1300 und vor 1312 geschrieben haben, ein Resultat, welches mit der früher gewonnenen Bestimmung über die Abfassungszeit der Annalen vollkommen harmonirt. Die Annalen, welches nun auch ihr Verhältniss zu den Papstviten der Paduaner Handschrift sein mag, und Wem diese zugesprochen werden mögen, sind nach 1300 geschrieben, und es liegt nicht die 1) Die Ausgabe der Annalen in dem Bd. VI der H) 1. 1. S. lii. An. I. Documenti di storia Italiana S. 9!l, Anm. 2. 4) 1. 1. S. 9it. 2) Muratori, S. S. XI. 121'* u. f. 5) Ciaconius, vitae etc. ed. Oldoinus II. 254 w. f. 247 geringste Ursache vor, dieselben nicht bis zu ihrem Schlüsse als von Tolomeo in Einem Zuge ge- schrieben anzusehen. — Hieraus ergiebt sich für die von Tolomeo zu seinen Annalen benutzten Gesta Florentinorum der Schluss, dass, wenn Tolomeo diese bis zum Ende der Annalen benutzt hat, auch seine Vorlage spätestens zwischen 1303 und 1307 ihr Ende erreicht haben rauss. Es würde viel leichter sein, den Beweis anzutreten, dass Tolomeo in seinen Annalen die Gesta Florentinorum auch für die Jahre 1260 bis 1303, für die er sie nicht namentlich als eine seiner Quellen anführt, benutzt habe, wenn diese Florentinert baten einen einheitlicheren und lokal- geschichtlicheren Character gehabt hätten. Dass dieses aber nicht der Fall war, ergiebt sich mit Sicherheit aus den fünfunddreissig Citaten, welche wir in den Annalen des Tolomeo aus ihnen haben. Denn neben rein lokalgeschichtlichon Notizen finden wir Nachrichten zur Reiohsgesehiehte und zu anderen hervorragenden Ereignissen der Zeit. So wird zum Jahr 1176 [1. 1. 58] bemerkt, der Streit zwischen Friedrich I. und Alexander III. habe nach den Gesta Florentinorum IS Jahre gedauert; der Tod Philipps von Sehwaben war von ihnen erzählt [1.1. S. 64]; ebenso die Krönung Ottos IV. in Rom [1.1. S. 76]; nicht minder die Friedrichs II. [1.1. S. 69]; sie berichteten von der Schlacht bei Cortenuova [1. 1. S. 73] ; von der Belagerung Faenzas [1. 1. S. 74] ; von der Nieder- lage Friedrichs II. vor Parma [l. 1. S. 75]: aber sie erwähnten auch die Niederlage und Gefangen- nahme König Ludwigs des Heiligen bei Damiette ad a. 1250 [1.1. S. 76]; die Eroberung Constan- tinopels durch den Paläologen [1.1. S. 79] und ad a. 1260 berichteten sie [1.1. S. 80] von der Niederlage des Königs von Ungarn im Kampfe mit dem König von Böhmen. Man sieht hieraus, dass das oder die Geschichtswerke, welche Tolomeo unter dem Namen Gesta Florentinorum zu- sammenfasst, nichts weniger als einen reinen lokalgeschichtlichen Charakter an sich trugen, wir also vollständig irre gehen würden, wenn wir nur die Angaben des Tolomeo in den Annalen von 1260 — 1303, welche sich auf die Geschichte von Florenz Iteziehen, als aus ihnen entlehnt ansehen würden. Es würde uns gänzlicli unmöglich sein, aus dem Ab^clinitte der Annalen von 1260 bis 1303 das auszuscheiden, was den Gesta Florentinorum entlehnt wäre, wenn wir hierfür allein auf die Annalen angewiesen wären. Mit Hülfe einer Anzahl florentinischer Chroniken aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts dürfte aber dieses nahezu gelingen. — Es müsste an sieh Huftallend erscheinen, dass einem Nichtflorentiner, der dem ersten Jahrzehnte des vierzehnten Jahrhunderts angehörend Annalen von Lucca schrieb, ein Werk zur Geschichte von Florenz allein sollte zugänglich gewesen sein, welches Chronikenschreiber von Florenz, die in der ersten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts arbeiteten, und theilweise wenigstens Altersgenossen des Tolomeo waren, nicht gekannt haben sollten. Aber die Paolino Pieri, Giovanni Villani, Simone della Tosa, Pietro Corcadi und die unbekannten Verfasser mehrerer ungedruckten Florentiner Chroniken ') 1) Paolini Pieri lebte noch 132;}, wie sich aus benutzt hat, welche sicher bis über das Jahr 1308 einer Urkunde ergiebt, die Mauni in der Vorrede zn hinausreichte, wie ich später zeigen werde, so rauss seiner Ausgabe der Chronik hat abdrucken lassen. er nach 130S sein Werk verfasst haben. Hiermit Paolino war Kaufmann im Sesto von San Pier Mag- stimmt auch übereiu, dass er zum Jahre 1304 bemerkt, gii)re. Er hat seine Chronik bis zum Jalire 1305 das neue Getangniss, in dem die bei Eroberung des herabgeführt und bezeugt sich wiederholt als Zeitge- Castells der Cavalcanti, Le Stinehe, gefangen genom- nosse der berichteten Ereignisse. Da er eine Chronik menen Weissen , sei nach diesen Le Stinehe genannt 32 248 haben für ihre Werke entweder, um dieses hier noch unbestimmt zu lassen, dasselbe Werk, welches Tolomeo benutzt hat, oder eine demselben nahestehende Ueberarbeitung, welche auch eine Fortsetzung desselben enthielt, vor sich gehabt. Jedermann, der sich die Mühe geben will, diese Chroniken mit den Annalen des Tolomeo hierauf zu vergleichen, wird dieses zugestehen, und ich glaube hier nicht wiederholen zu sollen, was Scheffer-Boichhorst in dieser Beziehung unzweifel- haft erwiesen hat i). Dass Tolomeo unter seinen Gesta Florentinorum nicht eine oder mehrere der hier genannten Chroniken verstanden hat, ergiebt sich mit Sicherheit daraus, dass alle diese Chroniken jünger sind als die des Tolomeo, während umgekehrt Tolomeo nicht ihre Quelle sein kann, da Tolomeo seine Nachrichten über die Florenz betreffenden Ereignisse nicht so genau giebt, wie diese Chroniken, und er seine Nachrichten schwerlich so tendenziös gefärbt haben würde, wie die Florentiner das zu Gunsten ihrer Vaterstadt thun-). Vergleicht man nun die Nachrichten des Tolomeo, welche sich auf die Zeit zwischen 1260 und 1303 beziehen, mit den entsprechenden der Florentiner Chronisten, so wird man nicht ausser Acht lassen dürfen, dass sich Tolomeo in diesen Jahren immer mehr der Zeit nähert, der er selbst angehörte, dass er also die in seiner Vorlage erwähnten Ereignisse selbst mit erlebt oder von Zeitgenossen erzählt erhalten haben könnte. Während er seine Quellen fiir die Angaben über Ereignisse, welche seiner Zeit vorangegangen waren, daher genauer wieder gegeben haben wird, wird er sie da, wo er als Mitlebender und durch Zeitgenossen unterrichtet schreibt, fast nur als Grundlage, als Erinnerungsbuch für seine Aufzeichnungen gebraucht haben. Ein Mann, den Thomas von Aquino seiner Freundschaft für würdig befunden hat und der dessen Traktat 'De regimine principum' fortzusetzen unternahm, war stylistisch genug gebildet, um sich von dem Wortlaute seiner Quellen emancipiren zu können, wenn ihm die von denselben berichteten Daten bekannt waren. Wir werden daher für den Best der Annalen des Tolomeo weniger wörtliche Uebereinstimmung mit den Florentiner Chroniken erwarten dürfen, den Beweis, dass beide eine gemeinsame Quelle benutzt haben, vielmehr aus der Auswahl der berichteten Vorgänge und aus gemeinsamen Fehlern zu erbringen suchen müssen. worden, e cosi si chiama in fino al presente giorno, eine Wendung, welche doch anzudeuten scheint, dass zwischen 1304 und der Niederschrift der Cronica we- nigstens einige Jahre vorübergegangen waren. — G. Vil- lani hat bekanntlich seine Chronik bis zum Jahre 134$ herabgefUhrt , nachdem er seit 1300 Material zu der- selben zu sammeln begonnen hatte. — Simone della Tosa machte am 21. Oktober 1380 sein Testament (Manni in der Vorrede zu den Cronichette antiche S. 18) und starb am 24. Oktober dieses Jahres. Die Chronik Simones endet mit dem Jahre 1346. Wann sie niedergeschrieben ist, lässt sich nicht genauer er- mitteln. — Ueber Pietro Corcadi s. Theil I. Pag. XXX u. f. Ueber die anonymen Chroniken wird weiter unten gehandelt werden/ 1) Florentiner Studien S. 222 u. f. 2) Ich erwähne als Beispiel der einseitigen Be- richterstattung der Florentiner Quelle nur das Faktum, dass diese der Beihülfe des Vicars von König Karl in Tuscien, Guidos von Montfort, bei den Zügen gegen Pian di Mezzo und Poggibonzi im J. 1270 gar nicht ge- denkt (Villani VII. 36), während es doch fest steht, dass diese Stadt nicht mit den Florentinern, sondern mit Guido von Montfort den Unterwerfungsvertrag ab- schloss. Guido de Corvaria bei Muratori S. S. XXIV. 677. Tolomeo folgt getreulich der Florentiner Auffassung hier, während er da, wo die Florentiner seinen eigenen Landsleuten, den Lucchesen, beistanden, wie bei der Belagerung von Serravalle 1302, hiervon absichtlich zu schweigen scheint. Villani VIII. 52. Tolomeo ad a. 1302 1. 1. S. 103: Florentinis recedentibus. 249 Vergleichen wir nun die Erzählung von Vorgängen, die sich z. B. im Jahre 1269 und 1270 zugetragen haben, bei Tolomeo und den Florentinern! Toloraeo berichtet zunächst die Niederlage der Sieneseu bei CoUe, dann erzählt er die Einnahme von Ostina ') durch die Florentiner, den Zug der Lucchesen gegen Massa del Marchese. Darauf folgt der Kriegszug der Florentiner und Lucchesen gegen Pisa und die Einnahme von Asciano. Dann werden die Ueberschwemmungen des Jahres erwähnt. Zum' Jahre 1270 wird von dem Zuge der Florentiner gegen Plan di Mezzo berichtet, darauf die Zerstörung von Poggi- bonzi durch die Florentiner erzählt, des unglücklichen Zuges des heiligen Ludwigs gegen Tunis gedacht, und die Ermordung des Prinzen Heinrich von England durch Guido von Montfort in Viterbo erwähnt. Hieran schliessen sich zwei Lucca betreffende Notizen und die Nachricht von dem Tode Enzios in Bologna, der bei den Predigermönchen beerdigt worden sei. Und nun nehme man eine der Florentiner Chroniken zur Hand und man wird für die beiden Jahre fast genau dieselben Thatsachen in derselben Reihenfolge und theilweise mit dem- selben Detail erzählt finden. Man vergleiche z. B. die Fassung im Cod. Neapolit. mit Tolomeo in folgenden Sätzen: In questo anno lo decto Gianbertaldo coi ! Eodem anno Dominus Joannes Bertaldi Lucchesi e co Fiorentini e con altra gente di Toscaua andaro ad oste a Pisa in fine presso alle mura della terra; elli Lucchesi vi batte- rono muneta ed ebbeno Asciano per forza. cum Lucensibus et Florentinis exercitum con- gregat contra Pisanos, et a parte Montis Pi- sani devastaverunt regionem usque ad muros civitatis et cuderunt ibi monetam et caeperunt Ascianum. Ich glaube, dass man den, der hier einen Zusammenhang findet, nicht einen „Verwandtschafts- tUftler" nennen wird. Die Abweichungen in der Erzählung des Tolomeo und der Florentiner flir beide Jahre erklären sich aufs Sachgemässeste. Tolomeo erzählt allein den Zug gegen Massa und giebt zwei Notizen über Lucca, die die Florentiner nicht haben, während er die Nachricht von der Gefangennahme von drei Angehörigen der bekannten Florentiner Familie der überti und des Bindo de' Grifoni als für die Annalen seiner Vaterstadt zu unbedeutend hinweggelassen hat. — Der Aufstand der Sicilianer i. J. 1282 und die Niedermetzelung aller Franzosen auf der Insel hatte einen sehr lebhaften Eindruck auf alle Zeitgenossen gemacht. Wir finden daher dieser Ereignisse in sehr vielen Chroniken der Zeit gedacht. Dass dieselben je nach dem Stand- punkte der Erzähler verschieden dargestellt weiden, darf uns um so weniger wundern, als es sehr nahe liegend war, den Ausbruch der spontanen Volksbewegung zu Palermo in Verbindung mit diplomatischer Zettelungen zu bringen, die demselben zwischen sicilianischen Baronen, dem Kaiser des oströmischen Reichs und dem König von Aragonien vorangegangen waren. Wir werden daher es natürlich finden müssen, dass selbst die Chronisten, welche sonst ein und der- selben Quelle zu folgen pflegen, an diesem Punkte auseinander gehen und abweichende Relationen bringen. So entsprechen hier die sonst so einigen Florentiner Chronisten einander nicht. Paolino Pieri hat eigene Nachrichten, der Anonymus Neapolit. hat einen besonderen Bericht, von G. Villani und dessen Epitomator Simone della Tosa, welche beide eine jüngere Fassung der Nachrichten 1) Unser Text liest Cascinam, ein offenbarer Schreib- oder Lesefehler. 32* 250 über die sicilische Vesper bieten, ganz abgesehen. Kein Wunder, dass auch Tolomeo selbstän- dige Nachrichten über die Vesper hat, die er in der Kirchengeschichte ausführlicher wiederge- geben hat, als in den Annalen '). Um so aufl'allender muss es in der That erscheinen, wenn Tolomeo mit den Florentinern, so weit diese hier in Betracht kommen-), in einer positiv falschen Angabe übereinstimmt, die sonst nirgends anders berichtet wird. Tolomeo erzählt nämlich, König Peter von Aragonien sei nicht von Afrika direkt nach Sicilien übergesetzt, sondern vorher nach Castellum Castri in Sar- dinien gefahren und von hier nach Palermo unter Segel gegaugen^). Bei allen Abweichungen im Uebrigen berichten dasselbe der Anonymus Neapolit. und Paolino Pieri, nur dass diese noch hinzufügen, dass die Abgesandten der aufständischen Sicilianer in Castello di Castro *) dem Könige die sicilische Krone augeboten hätten, was Tolomeo wegen des ganzen Tenors seiner Erzählung nicht erst hierher verlegen konnte. Fest steht nun aber, dass König Peter gar nicht in Sardinien gewesen ist, sondern die Abgesandten der Palermitaner in Afrika empfingt). Da nun sicher ist, dass der Anonym. Neapolit. und Paolino Pieri eine gemeinsame floreutinisehe Quelle vor sich gehabt haben, so scheint es unmöglich, dem Schlüsse zu entgehen, dass Tolomeo derselben Quelle gefolgt ist, die jene vor sich hatten, da auch er mit diesen eine ganz falsche Thatsche berichtet, die, soweit wir sehen können, allein in jener Quelle der Florentiner mitgetheilt war«). Tolomeo hat also die Gesta Florentinorum auch noch zum Jahre 1282 benutzt. Ob auch noch später? Ich glaube eben so gut, als die Gesta Lucensium, die er ja noch zum Jahre 1295 ausdrücklich citirt. Ja ich glaube, dass dieselben dem Tolomeo, mit Ausschluss der Nachrichten über Lucca und der über kirchliche Ereignisse, fast allen Stoff' zu seinen Annalen gegeu deren Schluss hin geliefert haben. Dass diese ausserdem noch einzelne Notizen enthalten, die von Tolomeo selbst herrühren und von dessen kirchenpolitischeu Ansichten durchzogen sind, wird mau selbstverständlich finden. Dass Tolomeo eine Vorlage gehabt haben muss, nach, der er gearbeitet hat, scheint sich mir u. A. mit Sicherheit daraus zu ei geben, dass er z. B. unter den 12S9 in der Schlacht von Campaldino auf Seiten der Florentiner Gefallenen in erster Linie auf- zählt: unus miles domini Americi de Narbona, qui tunc pro Florentinis ducatum habebat, und 1) Ueber das Verhältniss der verschiedenen Nachrichten zur Geschichte der sicilischen Vesper giebt jetzt, wie wohl kaum nöthig ist zu bemerken, die grosse Vorrede, die M. Amari der achten Auflage seiner 'La guerra del Vespro Siciliano' vorausgeschickt hat, die beste Auskunft. Manchen Einzelheiten in den Ausführungen Ämaris kann ich mich jedoch nicht an- schliessen. Das Verhältniss der Annalen und der Historia ecciesiastica des Tolomeo ist pag. LXVI nicht richtig getasst. Marino Sanudo hat den Traetatus wohl „in Corte Romana" zu Avignon gefunden. Dass Tolomeo die Nachricht von der Verschwörung vielleicht durch Giovanni dl Procida in Rom erhalten, ist nicht unwahrscheinlich. 2) Es kommen hier nur der Anonymus Neapolit. und Paolino Pieri In Betracht, da Vlllani und Simone della Tosa ja einem ganz anderen jüngeren Bericht folgen, und Pletro Corcadi sich sehr kurz über die sicilische Vesper äussert. Das Dlario (s. unten) hat einen kurzen selbständigen Bericht. 3) Ad. a. 12S2. 1. 1. S. !t2. 4) Nur der Anon. Neapolit. hat diesen Namen aus der gemeinsamen Vorlage mit herüber genommen, während ihn Paolino Pieri weggelassen hat. 5) Amari 1. 1. I. S. 19t> u. f. Nachträglich sehe ich, dass auch Bernard Gul etwas über den Aufent- halt König Peters von Aragon in Sardinien weiss. Aber die Quelle von Bernard Gul Ist unser Tolomeo. 6) Dass Tolomeo nicht die Quelle der Floren- tiner ist, erglebt jede Vergleichung. Tolomeo hat auch fremde Nachrichten (ut tradunt) vor sich gehabt 251 nach diesem erst den Bindus Baschiera della Tosa, der in der Schlacht tödlich verwundet worden 1), nennt. Man wird diese Notiz nur verstehen, wenn man aus Villani erfährt"-), dass der gefallene ,mile8 Americi' der ,balio' desselben gewesen ist, Guiglielmo Berardi hiess, und ein ,uon)o di rinomea' war. Die Florentiner Quelle hob den Verlust hervor, und Tolomeo excerpirte dieselbe ziemlich gedankenlos, so dass seine Leser nicht ersehen können, warum er ge- rade einen Ritter des Americus als gefallen hervorhob, da dieser doch wohl mehrere Ca- valiere in seinem Gefolge hatte, und wahrscheinlich auch mehrere in der Schlacht gefallen sind^). — Ueberblicken wir ferner die Auswahl der Ereignisse, welche Tolomeo zum Jahre 1297 u. f. her- vorhebt, so erzählt er zunächst das Vorgehen Bonifacius VIII. gegen die Colonnesen, dann die Niederlage, welche die Venetianer von den Genuesen im September des Jahres ,in partibus Schiavoniae' erlitten, und schiebt den Namen des Potestateu von Lucca darauf ein. Zum Jahre 1298 berichtet er vom Tode des deutsjfhen Königs Adolf von Nassau, von der Wahl eines Do- minicaners zum Bischöfe von Ostia, von Erdbeben, welche zu Kieti stattgefunden hätten, wo sich damals die Curie aufhielt. Darauf folgen Nachrichten , welche Lucca allein betrefi'en , Notizen über die Wahl Albrechts von Oesterreich zum deutschen König, den der Papst aber nicht bestätigt habe, über die Verölientlichung des sechsten Buches der Derretalen; daran reihen sich Angaben tiber den Frieden zwischen Genua und Pisa und über die Kämpfe der Sieilianer gegen die An- giovinen, beziehungsweise gegen die Curie, auf deren Seite jetzt König Jacob von Aragon mit seinem berühmten Admiral Roger de Loria gegen seinen Bruder Friedrich focht und ihn bei Capo Orlando bis zur Vernichtung schlug. Eine Notiz zur Localgeschichte von Lucca schliesst die Nachrichten über das Jahr 1299. Das folgende Jahr ist ausgezeichnet durch Angaben über den Einfall der Tartaren nach Vorderasien, die Feier des Jubeljahres in Rom, über Vorkomm- nisse in Lucca, Pistoja und Sicilien. Vergleichen wir hiermit die Belichte der Florentiner Chronisten zu diesen Jahren, wie sie L. B. bei dem Anonym. Neapolit vorliegen, so werden wir mit Ausnahme der Nachrichten über Lucca, welche hier durch Angaben über Florenz (den Anfang des neuen Mauerbaues) ersetzt werden, und der Angaben über kirchliche Dinge, — das Jubeljahr wird selbstverständlich in beiden erwähnt, — fast derselten Auswahl begegnen. Einzelne der berichteten Ereignisse werden genau in derselben Reihenfolge unmittelbar auf einander folgend erzählt und hier und da klingt der Wortlaut der gemeinsamen Vorlage durch. Denn dass es, und hierauf ist doch bei den Ver- schiedenheiten zwischen Tolomeo und den Florentinern Gewicht zu legen, wenigstens eine ge- meinsame Vorlage für die Florentiner , z. B. Paolino Pieri und den Anonym. Neapolit. für diese Jahre gab, lehrt jede Vergleichuug derselben. Dass wir, die Verschiedenheit der Sprachen, in denen die Annalen des Tolomeo und die Vorlage der Chroniken der Florentiner geschrieben waren, noch dazu genommen, nicht eine solche Uebereinstimmung beider erwarten können, wie wenn Tolomeo die Florentiner Clironiken selbst benutzt hätte, oder diese jenen, wir also auch eine all- 1) Der 8. g. Dino Cuujpagni hat »ich also mit 3) Villani VII. 130. 11 quäle messer Amerigo seiner gleichen Nachricht, durch die er von G. Villani (di Nerbonna) con sua couipagnia , intorno di cento abweicht, keiner Erfindung schuldig gemacht. Scheffer- uomini a cavallo, venne in Firenze coUa detta caval- Boichorst 1. 1. S. 67. leria et«. Ueber Guiglielmo Berardi s. auch Scheffer- 2) Villani VII. 131. Boichorst 1. 1. S. 63. Anm. 2. 2:v> zunähe Uebeieinstimmung zwischen beiden nicht werden aufzeigen können, das lehrt jede Erwägung der Beziehungen der beiden abgeleiteten Geschichtswerke zu einander. Bedenken wir noch, dass die Annalen des Tolomeo, in denen er auch zum Jahre 1302 Nachrichten bringt, welche allein für Florenz von Bedeutung waren, ad a. 1303 mit einer Bemerkung fast abschliessen '), welche gleich- falls wie die vorausgegangenen in der Quelle der Florentiner Chroniken eine Stelle gefunden hatten, so werden wir wohl als sicher annehmen dürfen, dass diese Quelle eben jene Gesta Florentinorum des Tolomeo oder eine denselben sehr nahestehende Bearbeitung gewesen sind, welche Tolomeo bis zum Schlüsse seiner Annalen hat benutzen können. Dass diese Annalen selbst aber nicht über das Jahr 1303 hinaus fortgeführt waren, scheint sich mir mit Sicherheit daraus zu ergeben, dass in der paduanischen Handschrift der Kirchengeschichte, in der die Annalen des Tolomeo bis auf die letzte Zeit so stark ausgeschrieben sind, das letzte Ereigniss, das aus der inneren Geschichte von Florenz angeführt wird, eben jene Hinrichtungen sind, die im Frühjahre 1303 stattfanden. Dem Verfasser der paduanischen Handschrift der Kirchengeschichte, mag er nun Tolomeo selbst, oder ein anderer Lucchese gewesen sein, lag keine weitere Fortsetzung der Annalen vor, in denen die Florenz betreffenden denkwürdigen Ereignisse des Jahres 1304 hätten erwähnt sein müssen, und die er sich bei seiner Erzählung des Lebens des Papstes Clemens V. gewiss nicht hätte entgehen lassen 2). — Als Ergebniss dieser Untersuchung scheint mir sicher festzustehen, dass die Gesta Florentinorum, welche Tolomeo bei Abfassung seiner Annalen von Lucca benutzt hat, bis zum Schlüsse des 13. Jahrhunderts, wenn nicht gar genau bis zum Jahre 1303 herabreichten. Wie verhalten sich zu diesem Resultate die Florentiner Chroniken, welche wir bisher nur in zweiter Linie berücksichtigt haben? Ueber die Vergangenheit der Stadt Florenz berichten originale Florentiner Aufzeichnungen, welche uns in zwei verschiedenen Gestalten überliefert sind. Einmal sind uns dieselben erhalten in Chroniken, die es sich zur Aufgabe gestellt hatten, die Geschicke der Stadt Florenz ex professo zu erzählen. Das verschiedene Wissen und Können der Chronisten bedingte die Ausdehnung ihrer Arbeiten auf näher oder ferner liegende Vorgänge, welche die Geschichte der Stadt Florenz 1) Die vorletzte Notiz der Annalen lautet: 'Nam decapitati fuerunt Florentini de Gherardinis et Caval- cantiis. Item postea DIX de melioribus inter Albes et üuelfos et Ghibellinos, qui fuerunt capti apud Pnlliccianum'. Die Zahl DIX ist ein Schreibfehler der Handschrift, wenn nicht ein Druckfehler. Denn in der Kirchengeschichte heisst die Stelle: 'Nam decapi- tati fuerunt Florentiae de Gherardinis et de C'aval- cantibus VII, item postea XI de melioribus inter Guelfos, Albos et Ghibellinos, qui fuerunt capti apud PuUicianum'. Die Zahlenangaben im Betreff der Hin- gerichteten schwanken bei den verschiedenen Floren- tiner Chronisten. Die Zahl der am 29. Januar ver- urtheilten setzt der Cod. Neapol. auf 5 fest, Villani nennt (i, Paolino ist unbestimmt, Simone della Tosa schweigt ganz. Die am 11. April Hingerichteten zählt Paolino Pieri einzeln auf; es sind 10 di migliori; Simone della Tosa sagt 12 seien hingerichtet; Villani ist nicht ganz klar an dieser Stelle. Doch möchte ich sein 'intorno di dieci' auf die Gesammtzahl be- ziehen. Der Cod. Neapolit. schweigt ganz über diese Hinrichtung. Die Differenzen erklären sich daraus, dass hier Druck- und Schreibfehler die verschiedenen Chroniken entstellen, und dazu einzelne Chronisten, wie Paolino Pieri, zu ihrer schriftlichen Vorlage das persönlich Erlebte nachtrugen und dieselbe berichtigen zu können glaubten. 2) Das Histörchen von dem Ksel, der den von Bonifacius VIII. den Florentinern geschenkten jungen Löwen todt gebissen und getreten haben soll, ist freilich in dieser Fortsetzung der Kirchengeschichte erzählt, wie bei Villani VIII. (i2, wird aber durch das ,fertur' auf eine mündliche Ueberlieferung zurückge- führt. 253 nicht unmittelbar und ausschliesslich berührten. Während auch G. Villani doch nur eine Geschichte seiner Vaterstadt schreiben will, und da wo er Ereignisse berichtet, die mit ihr in gar keinem Zu- sammenhange stehen ausdrücklich hervorhebt, dass er eine Abschweifung (incidenza e digres- sione z. B. YIII, 54) machen wolle, nach der er dann zu seiner „materia" zurückkehrt „seguendo nostro trattato", dabei aber seine Chronik, je mehr sich dieselbe seiner Zeit nähert, zu einem die gesammte Geschichte seiner Zeit umfassenden Werke umgestaltet, halten andere Chronisten den lokalgeschichtlichen Charakter ihrer Arbeiten strenger fest. So Paolino Pieri, Simone della Tosa und der unbekannte Verfasser einer florentinischen Geschichte, die für die zweite Hälfte des 14. Jahrh. von grosser Wichtigkeit ist und erst kürzlich von A. Gherardi theilweise publicirt wurde '). Denn der unbekannte Verfasser dieses Diariums hat seinen eigenen Aufzeichnungen eine offenbar nicht von ihm verfasste, sondern nur copirte Ricordanza vorausgeschickt, die von 1080 — 1341 herabreicht und den Chroniken Paolino Pieris und Simones della Tosa ihrer Substanz und ihrer Anlage nach sehr ähnlich ist*). Da Gherardi (1. 1. S. 283 u. f.) eine sorgfältige Beschreibung der Handschrift gegeben hat, glaube ich hier nicht noch einmal auf dieselbe eingehen zu sollen, obwohl ich das Manuscript schon 1872 selbst untersucht und beschrieben hatte. Ich bemerke nur noch, dass die Chronik 3), welche der Verfasser des Diariums bis zum Jahre 1341 copirt hat, nach dem Urtheile Gherardis in zwei Theile zerfällt. Derselbe sagt, indem er dieselbe mit der Chronik Simone's della Tosa vergleicht : La eonformitä fra i due testi continua fin verso la fine del secolo XHI; poi il nostro s'allarga etc. Woher diese Differenz kommt, wird sich später erklären. Eine Vergleichung der Notizen unserer Chronik mit den Angaben Villanis für die Jahre 1310 — 23 hat mir ergeben, dass dieselbe von dem Werke des letzteren auch für diese Jahre unabhängig ist. Im Gegensatze zu diesen specifisch florentinischen Chroniken des 14. Jahrhunderts, die ihrer Entstehungszeit nach so zu ordnen sind, dass Paolino Pieri vorangeht*), die Chronik des 1) Documenti di Storia Italiana VI. 207 — öS8: Diario d'anoniiiio Fiorentino dall' anno 135S al 1389. 2) Gherardi 1. 1. S. 283 u. f. 'i) Die Notizen der Chronik zu dem ersten Jahr- zehnt des 14. Jahrhunderts habe ich in einer Festschrift zum achtzigsten Geburtstage Karl Wittes jetzt als Manuscript drucken lassen. Die Chronik, welche in Venedig aufbewahrt wird (Classe VI. dell' Appendice al Catalogü dei Manuscritti della Biblioteca Nazionale No. CCLXX) und die mit der unsrigen identisch ist, kenne ich nur zum geringsten Theile: Sie geht nur bis zum Jahre 1315 herab. 4) lieber die Abfassungszeit der CIhronik Pao- lino» 8. oben S. 2-17. In Betreflf der Chronik, welche der Verfasser des Diariums aufgenommen hat, und der Villanis ist das oben Gegebene sicher richtig. Der erste hat Villani nicht gekannt, so weit ich beide ver- glichen habe. — Im Betreff Simone's della Tosa hat Scbeffer-Boichorgt schon das Richtige gesehen, indem er ihn G. Villani und neben diesen dessen Quelle selbständig benutzen lässt (1. 1. S. 238). Wie ober- Sächlich Übrigens Simone den Villani benutzt hat, um einen weiteren Beweis hierzu zu liefern, verräth ein sonderbares Missverständniss desselben. Villani hat VII. ü4 erzählt, die Florentiner Hülfstruppen Karls von Anjou hätten 1282 auf der Flucht von Messina das grosse Stadtbanner dort gelassen, das den Messi- nesetf in die Hände gefallen sei und von ihnen ,per ricordanza' in dem Dom aufbewahrt werde. Simone, der in diesen seinen Angaben Villani sonst ganz folgt, hat die letzte Notiz so missverstanden, dass er sagt, die Florentiner hätten den Messinesen ihr grosses Stadtbanner ,per ricordanza' zurückgelassen. Ein andres Beispiel ist folgendes. Zum Jahre 1306 heisst es bei Simone : E in quest' anno si cominciaro in Firenze gli ordini della Giustizia sopra i grandi e chiamossi l'Ese- cutore. Diese Zeitangabe ist für den ersten Theil der Notiz bekanntlich ganz falsch, da die Ordnungen der 254 Diariums, danu die ^'illauis folgen und schliesslich Simone della Tosa den Beschluss macht, stehen drei andere Werke, welche Aufzeichnungen zur ältesten Geschichte von Florenz enthalten, und von denen bisher nur eine, die des Pietro Corcadi, und zwar höchst unvollständig und fehler- haft publicirt war. Die beiden anderen Werke sind die Chronik des Pseudobrunetto Latini und die eines uns unbekannten Schriftstellers, welche ich bisher, da sie mir mehrere Jahre allein aus einer Handschrift der Biblioteca nazionale zu Neapel bekannt war, die des Anonymus Neapolit, genannt habe: eine Bezeichnung, welche sie auch ferner tragen mag, da die Handschrift der Biblioteca Palatina zu Florenz, die ich dort zuerst 1876 sah'), weniger gut und vollständig ist als die neapolitanische. Das Gemeinsame dieser drei Arbeiten ist das, dass dieselben die Nachrichten fiber Florenz in Uebersetzungen des Martin von Troppau hineingearbeitet enthalten, so dass diese Uebersetzung den grössten Theil der Handschrift für sich in Anspruch nimmt, die Nachrichten lil>er Florenz also nur accessorisch sind und auf rein mechanische Weise in jene Chronik eingeschoben oder nur zu derselben hinzugeschrieben wurden. Da über die Chronik des Pseudobrunetto Latini besonders gehandelt, und auch über Pietro Corcadis Werk schon fiiiher das Nothwendige gesagt ist 2), so bleibt uns nur übrig, auf die Chroniken der Handschriften der Biblic^teca nazionale zu Neapel und der Palatina zu Florenz näher einzugehen. Die Handschrift der Biblioteca nazionale zu Neapel Cod. XIII. F. 16, welche nach dem Urtheile von Palaeographen aus den ersten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts stammt '), ist sehr schön auf Pergament klein Folio, in zwei Spalten geschrieben. Die Ueberschrift 'Vite degli Im- perator! et Papi' ist von viel späterei- Hatid hinzugesetzt. Auf 51 Blättern hat der Abschreibe)' dieser altflorentinischen Uebersetzung, Ueberarl)eitung und Fortsetzung der Chronik des Martin von Troppau sein Werk bis zum Jahre 1308 heruutergeführt. Ob die Vorlage, der er bei seiner Abschrift folgte, nicht noch weiter fortgesetzt war, lässt sich schwer sagen. Jedenfalls hatte der Abschreiber der Handschrift noch Raum zu seiner Verfügung, da Blatt 52 und 54 noch vorbanden sind, während Blatt 53 weggeschnitten ist. Wie dem nun auch sein mag, der Verfasser unseres Werkes hat dasselbe nach 1316 geschrieben, da er weiss, wie lange Clemens V. regiert hat, und welche Sedisvakanz seinem Tode folgte*). Gerechtigkeit 1292 eingeführt wurden. Die Notiz ist nur aus einem Missverständnisse von G. Villani VIII. 7S entstanden. — Uass der Chronist des Diariums seine Daten nicht aus der Arbeit Simone's della Tosa ge- schöpft hat, geht schon daraus hervor, dass er z. B. zum Jahre 1184 Nachrichten bringt, die Simone gar nicht hat u. s. w. 1) Als ich den mir von Neapel nach Florenz ge- sendeten Cod. Neapolit. dem Direktor der Biblioteca nazionale zu Florenz, L. Passerini, ablieferte und im Begriff stand abzureisen, sagte mir dieser, als wir uns über jene Handschrift unterhielten, er glaube, es sei auch in der Palatina eine altitalienische Bearbeitung der Chronik Martins von Troppau, welche mit 'Impercio che li uomini odono' beginne. Er liess dieselbe holen, und es stellte sich bald heraus, dass beide Hand- schriften das.selbe Werk enthielten. Ich konnte der näheren Untersuchung dieser Handschrift leider aber nur einige Stunden widmen. 2) Siehe oben Theil II. S. 211 u. Theil I. .S. XXX. :i) So urtheilten verschiedene Kenner von Hand- schriften in Florenz, und auch Pertz, Archiv V. 192 citirt sie als „aus dem Anfange des U. Jahrhunderts". 4) Die Handschrift desselben Werkes zu Florenz ist gezeichnet: E .5. S. 12 der Palatina (jetzt Abtheilung der Biblioteca nazionale). Dieselbe trägt keinen Namen eines Verfassers. Anf dem kleinen in grilne Seide gebundenen Quartbande von 97 Pergamentblättern ist 255 Der Verfasser dieser Uebersetzung des Martinus von Troppau folgt der von Weiland mit B bezeichneten Recension dieses Werkes»). Doch hat er die Scheidung der Papst- und Kaiser- leben in zwei gänzlich von einander getrennte Theile aufgegeben, vielmehr beide Theile in ein- ander gearbeitet und nach Jahren Christi gezählt. Die Anfänge der einzelnen Viten sind ab- wechselnd durch rothe und blaue Initialen ausgezeichnet. Der Verfasser unserer Pa])st- und Kaisergeschichte hat den ihm vorliegenden Text ziemlich frei behandelt, namentlich die Eliuleitung stark gekürzt, und hier und da falsch übersetzt 2). Weit mehr als diese Bearbeitung der Chronik des Martinus von Troppau, welche gewiss einen bedeutenden sprachgeschichtlichen Werth hat, interessiren uns die Notizen zur Geschichte von Florenz, die der Urheber der Uebersetzung in dieselbe aufgenommen hat. Ja die Erzählung von den „fatti de papi e dell' imperadori", welche er nicht näher als von Martinus von Troppau herrührend bezeichnet, will er einschieben 'de fatti d'alquanti sancti e de fatti di certi altri signori, e de fatti di certe pro\inze e cittadi spezialmente in alcuna parte de fatti passati della citta di Firenze e della provincia di Toscana.' Von den Thateu .einiger Heiliger und gewisser anderer Herrn" habe ich in dem Werke zwar nichts gefunden »), dagegen desto mehr von den Ereignissen, sertrnckt: 'Petrarca vite dei ponte. Imperatori. Cod. Membr. 300'. Die Handschrift beginnt wie der Cod. Neapol. schliesst aber schon mit dem Jahre 1300: II (inal' perdono gran parte de Christiani il detto pelleggrinagio fecero. La quäl giente essende sanza nnmero e di vianda e dalbergo Koma per un anno sostenne nel detto anno di maggio il conte di Fiandra cum due suoi figliuoli MC(;CLXIII (diese Zahl ist roth geschricl)en und scheint das Jahr der Abschrift viirzusfeilen). Im Cod. Neapolit. lautet diese letzte Notiz: 'Nel detto anno del mese di maggio lo conte di Fiandra eon due suoi figliuoli vennero alle coman- domenta del re di Fraucia' etc. Die Handschrift weicht in der Orthographie von diesem ab und giebt die Data nicht so vollständig. Es fehlt z. B. zur Vita von Bonifazius VITI. die Notiz über Giano della Bella. Die Erzählung am Schlüsse der Vita von Nicolaus V. über die Thaten der Florentiner: 'Nel detto anno li Fiorentini' etc. fehlt gleichfalls in dieser Handschrift bis zu den Worten 'fecero pace co Pisani' (129.'<). Aehnlich verhalten sich die beiden Handschriften zu einander an anderen Stellen. Doch hat der Codex der Palatina an manchen Stellen die richtigere Ortho- graphie. Er schreibt z. B. Ruggieri di Loria statt di Lori des Cod. Neapolit. — Nach dem Abschlüsse dieser meiner Untersuchung ersehe ich noch aus einer Brochure S. Ciampis, Disamina sul o])inione di Gio. Boccaccio etc. Firmze, 1828. 8", die ich Carl Witte verdanke, dass es noch eine Handschrift in der Biblio- teca Nazionale Num. 28. Classe 22. Pal. 9 zu Florenz giebt. Dieselbe reicht aber nur bis auf Papst Gregor X. herunter, enthält also den werthvollsten Theil der Chronik nicht 1. 1. S. 13. 1) Monumenta Germaniae XXII. 383. Pertz hat diese Recension die erste genannt. Archiv V. 183. 2) Ein Beispiel siehe bei Pertz, Archiv V. 193. Den Schluss der Chronik, in dem von der Heilig- sprechung der h. Hedwig die Rede ist, hat er auch falsch wieder gegeben. Es heisst C. 42 hier: Questi (Clemens IV'.) canoiiizzo nella chiesa di frati prae- dicatori a Viterho Sancta (der Name der Hedwig ist in der Handschrift nicht ausgeschrieben), la quäle fue diicessa di Pollonia femlna vedova di molta sancti- tade, che tra le altre virtudi che dio fece per lei avemo potuto procacciare di farla canonizzare; ella apparve loro e certificolli ch'el fatto si doveva fare e disegno loro lo die'. Diese Stelle lautet nach einer der hier in Betracht kommenden Handschritten (Mon. Germ. XXII. 442) Codd. 2— ti: . . . 'Polonie mire sanctitatis viduam, que inter alias virtutes cum canonizatio eins per plures annos protraheretur , ipsa procuratori in curia propter hoc in tristitia existent! per visum ap- paruit ac eum de expedicione negocii et die expedi- cionis certiflcavit'. Wie weit derartige Versehen auf Kosten unserer Handschrift zu setzen sind, vermag ich nicht zu sagen. Eine viel sorgfältigere Uebersetzung des lateinischen Textes siehe z. B. zum Jahre 1270. 3) Ich muss allerdings gestehen, dass ich die Handschrift in ihren ersten Partieen hierauf nicht genau durchgesehen habe, da die Zeit fehlte. 33 256 welche die Stadt Florenz und die Provinz Toskana betreffen. Unser Autor hat eins der Bücher hierüber, welche sich nach Pietro Corcadi in italienischer Sprache (per voghare) abgefasst finden '), in seine Schrift ebenso aufgenommen, wie die Substanz der Chronik Martins von Troppau. Das beweist jede Vergleichung mit dem Werke Pietro Corcadis und ist auch schon von Capasso richtig hervorgehoben worden 2). Ich unterlasse es hier weitläufige Vergleich ungen anzustellen und greife aufs Geradewohl ein Paar Zeilen zur Geschichte der siciliselien Vesper heraus, welche für Jeden beweisen werden, dass die eine Chronik aus der anderen abgeschrieben ist, oder beide eine gemeinsame Vorlage gehabt haben. Pietro Corcadi schreibt ad a. 1282 ') und der Cod. Neapolitanus berichtet: Cod. Neapolit. P. Corcadi. A'el MCCLXXXII in Kaiende Aprile Pa- In calettde d'Aprile si rebello Palermo da lermo si ribello da Carlo re di Sicilia e uccisero Carlo Re di Sicilia e uccisero i Franceschi e lo giustitiere che vera per lui con tutti li Fran- '. li justizieri. Poco poi a sommossa de Palermi- ceschi che verano e poco tempo passando alla tani si ribello ttttta Sicilia e tutta la gente che somossa de Palermitani si ribello Messina e j era per Carlo uccisero. tutte le altre terre di Sicilia e tutta la gente che vera per Karlo uccisero. \ Da nun hier, wie fast überall bei ähnlichen Vergleichungen , sich herausstellt, dass der Cod. Neapolit. die ursprünglichere Fassung der gemeinsamen Vorlage bewahrt hat, das Heraus- schälen derselben aus dem Texte der Uebersetzung des Martin von Troppau auch sehr einfacli ist, so lasse ich jene Vorlage vollständig abdrucken, ohne die Uebersetzung der Chronik des Martin von Troppau zu berücksichtigen. Und das um so mehr, als eigenthümliche Beziehungen derselben zu den Chroniken des Paolino Pieri und des G. Villani erst dann klar zu übersehen sind, und der Umfang der s. g. Gesta Florentinorum im Einzelnen festgestellt werden kann. Denn dass wir in diesen „fatti della citta di Firenze" die von Tolomeo von Lucca benutzten Gesta Florentinorum vor uns haben, das haben wir zwar oben schon als erwiesen angenommen, als wir die Annalen des Tolomeo mit den Florentiner Chroniken, in denen jene Erzählungen der „fatti di Firenze" benutzt sind, verglichen haben, um den Endpunkt der Benutzung der Gesta Florentinorum bei Tolomeo festzustellen. Aber es bedarf erst einer sorgfältigeren Vergleichung der Florentiner Chroniken und der altflorentinischen Bearbeitungen des Martinus von Troppau, welche Nachrichten über Florenz enthalten, um die ihnen gemeinsame Quelle mit der Vorlage des Tolomeo zusammen halten und hieraus sichere Endergebnisse im Einzelnen ableiten zu können. Scheffer-Boichorst hat in seiner Untersuchung über die Gesta Florentinorum es als selbst- verständlich angenommen, dass diese Schrift in lateinischer Sprache abgefasst gewesen sei. Nach ihm hat namentlich Simone della Tosa eine lateinische Quelle vor sich gehabt*). Dass ein 1) Theil I. S. XXXI. Kalender, wie es zur Zeit bei den lateinischselireibenden 2) Sui diurnali di Matteo da Giovinazzo S. 49. Italienern nicht ungebräuchlich war, mit der Rechnung 3) Gedruckt ist bei Baluze-Mansi fälschlich 1285. nach aus- und eingehenden Monate wechselte, scheint 4) „Dass Simone aus einer lateinischen Quelle mir auf der Hand zu liegen. Der Uebersetzung ent- schöpfte, aus einer Quelle, in welcher der römische spricht denn auch, dass unsere Florentiner, obwohl 257 von Scbeft'er-Boichorst zur Vergleiebung herbeigezogener Autor, Pietro Corcadi, sein Anonymus, ausdriicklicb von Quellen, welche in italienischer Sprache abgefasst seien, spricht, konnte ScheiTer- Boieborst nicht wissen, da damals die betreffende Stelle aus der Luccheser Handschrift von mir noch nicht publicirt war. Jetzt im Besitze eines grösseren Materials können wir, selbst abge- sehen von dieser Stelle, erweisen, dass die uns erhaltenen Florentiner Chronisten schon eine oder mehrere Vorlagen in italienischer Sprache vor sich gehabt haben. Es kann sich also nur darum handeln, ob auch Tolomeo seine Vorlage schon in italienischer Sprache vor sich hatte, oder ob dieselbe noch in lateinischer Sprache geschrieben war. Versuchen wir zunächst, um diese Frage zu lösen, die Ausdehnung jener italienisch geschriebenen Vorlage festzustellen. Das erste Ereigniss von der sie berichtete, war die unglttekliche Belagerung von Florenz im Jahre 1080 durch Kaiser Heinrich IV. Die ersten Eintragungen zur florentinischen Geschichte in die Uebersetzungen des Martin von Troppau finden sich zu diesem Jahre. So in dem Cod. Neapolit. und bei Pietro Corcadi. Die Ricordanza, welche an der Spitze des von Gherardi heraus- gegebenen Diario steht, sagt ausdrücklich, dass sie mit 1080 beginne'). Paolino Pieri hebt an: Jo ritrovo nel mille ottanta. Auch G. Villani (IV. 23) hat dieselbe Notiz und dass diese aus einer italienischen Quelle entlehnt ist, zeigt der Wortlaut: Cod. Neapolit. Nel MLXXX lo detto Arrigo venne a oste a Fiorenza a di XXI di luglo e levossene ad modo di sconfinta. Diario. MLXXX dl X a l'uscita di luglio il secondo Arrigho inperadore > enne a oste a Firenze es- sendo coronato in questo anno; levo- sene a modo di sehonfita. Paolino Pieri. Jo ritrovo nel MLXXX, che Ar- rigo secondo , il quäle era Impera- dore, venne ad oste sopra la citta di Firenze e puosevi si a campo e fecevi gran dauno, e poi 86 ne levo ad modo di sconfitta e f u a di XXI di luglio. in der SatzfUgung mit einander stimmend, doch oft für den gleichen Begriff ein verschiedenes Wort an- wenden." S. 2.'(4. Villani. Negli anni di Cristo 1080 tornando il sopra detto Arrigo imperadore da Siena per andar- sene in Lombardia, trovando ch'e Fiorentini teneano la parte della Chiesa e del detto papa Gre- gorio, e non volendo obbedire ne aprire le porte al detto impera- dore per le sue ree opere; s) si puose ad oste alla cittä di Firenze dalla parte ove oggi si chiama Cafaggio, e dov' 6 oggi la chiesa de Servi Santae Mariae in fino all' Arno, e fece gran guasto alla detta cittä; e stato vi piü tempo, e date molte battaglie alla terra, e tutto adoperato in vano (im- percio che la citta era fortissima e cittadini bene in concordia e 1) Questo libro e una ricordhanza delie chose ch'avenghono in Firenze a ciertte partti di quelle del mondo continuando prievemente alchuna ohosa dopo l'altra comincia nel mille ottanta alla'ncharnagione. 33* 258 in comune) assalito il suo canipo da loro, se ne levo u modo di sconfitta, e lasciö tiitto il suo campo e aruesi, e ciö fu nel detto auno u dl 21 di luglio. Es kanu liier Niemand zweifeln, dass alle vier Chronisten ein und dieselbe, und zwar italienisch geschriebene Quelle vor sich gehabt haben. Der Eine hat nur die alterthiimlichere Berechnung nach dem Monatsausgange beibehalten, die übrigen dieselbe in die gebräuchliche Datirung umgerechnet. Villani hat die einfache Notiz sehr erweitert, ausgeschmückt, und das in ihr be- richtete Ereigniss ganz in seiner Weise motivirt. Dass wir aus der alterthümlicheren Weise der Datirung bei diesem oder jenen Chronisten den Schluss nicht bilden dürfen, dieselben hätteu un- mittelbar nach einer lateinischen Vorlage gearbeitet, ist zweifellos. Gerade die beiden jüngsten Chronisten, Simone della Tosa und der Verfasser des Diariums, haben die Datirungen ihrer Vor- lage beibehalten, die sie vielleicht nicht mehr verstanden, die übrigen sie umgerechnet. Dieselbe Vorlage, welche 1080 hervortritt, haben dann die Chronisten auch ferner benutzt, und es wiederholen sich dieselben Erscheinungen. So hat z. B. zum Jahre 1207 die Chronik des Diariums die Niederlage der Sienesen bei Montalto am di XI usciente Luglio ') festgesetzt. Simone della Tosa a di XI all' uscita di Giugno, während Paolino Pieri 'a di dicciannove di Giugno' liest, der Codex Neapolit. nur 'nel mese di Giugno' hat und Villani gar kein Monats- datum giebt. Bezeichnend für die Art der Benutzung der Quelle ist auch, dass Villani von 1300 gefangenen Sienesen spricht, ebenso der Chronist des Diariums, während Cod. Neapolit. 1200 hat wie Simone della Tosa, während Paolino Pieri weiss, dass es 1254 waren, eine Zahl, welche es erklärlich macht, dass die Einen sie auf 1200, die Anderen sie auf 1300 abrundeten. Schlagend ftir die Behauptung, dass die italienisch schreibenden Chronisten die Gesta Florentinorum in der italienischen Fassung vor sich gehabt haben, ist auch die Beobachtung, dass sie sämmtlich den Abschluss des Friedens zwischen Florenz und Siena vom 6. Oktober 1208 (siehe oben S. 113) ins Jahr 1210 unter Beifügung des Namens eines Consuls setzen, während die lateinische Quelle der Gesta Florentinorum, wie sie aus unseren Annales Florent. II (siehe oben S. 41) ergiebt, die richtige Jahreszahl boten. Leider erwähnt Tolomeo von Lucca das Ereigniss nicht, so dass wir nicht ersehen können, ob er diese italienische Ueberarbeitung allein vor sich gehabt hat. Ohne alle die einzelnen Stellen, welche erweisen würden, dass die Florentiner Chronisten eine in italienischer Sprache verfasste Vorlage vor sich gehabt haben müssen '^), hier aufzählen zu wollen, bemerke ich, dass eine der letzten Notizen, welche auf diese Vorlage zurückgehen, sich bei Villani, Paolino Pieri und in dem Cod. Neapel, zum Jahre 1300 findet. Dieselbe erscheint mir darum noch besonders interessant, weil Tolomeo von Lucca, der bis zum Schlüsse der Annalen seiner Vaterstadt wesentlich dieselbe Quelle in seinen Gesta Florentinorum benutzt hat, wie diese 1) Dieses ist oifenbai- nur ein Schreibfehler. Die Niederlage der Sienesen fand am 20. Juni 1207 statt, wie aus Sanzanome und den Annales Senenses sicher hervorgeht. Die Umrechnung machte den italienischen Chronikenschreibern schon Schwierigkeiten. Daher die Fehler. 2) Vergleiche hierzu Theil 1. S. XXXVIII u. f. Oben S. 43. Vergl. ad 1210, was in den Annal. Fl. II ad 120b. 259 Florentiner Chronisten, zu diesem Jahre allerdings dieselbe Thatsache, den Einfall der Tartaren, erwähnt, aber in den Namen und in Einzelheiten sehr stark abweicht i). Die Florentiner Chro- nisten schreiben zum Jahre 1300: G. Villani VIII. 35. Nel detto anno del mese di gennaio'^), Cassano impera- dore de Tartari venne in Soria sopra il soldano de Saracini e meno seco due cento mila tra Tartari e cristiani a ea- vallo e a pie per condotta del Re d'Erminia e di quello di Giorgia etc. Cod. Neapolit. Nel detto anno del mese di gennaio Gazzano re de Tar- tari venue ad oste sopra lo soldano di Babilonia eon gran- dissimo exercito accompagnato dallo re d'Erminia e da quello di Giorgia, li quali fuoro nel torno a CC mila di cavalieri; a cui lo soldano si fece in contro con C mila chavalieri e combattendo insieme lo sol- dano lue sconfitto e molta della sua gente vi fue tra morta o presa. Paolino Pieri. S. 65. In quest' anno del mese di Gennaio Gazzano re de Tartari ad prego e per com- pagnia del re d'Erminia e di quello di Giordania (sie!) e furon tutti e tre questi re con gran nuniero di cavalieri e di genti per audare indosso al Soldano e sopra i Saracini, ai quali il Soldano con sua gente si fece in contro, i quali si dice che fuoro almen cento milia cavalieri, e combattendo insieme a dura e forte batta- glia il Soldano e sua gente furono isconfitti e fuoron tra morti e presi gran parte di sua gente. Für die Jahre 1300 — 13t)5 wüsste ich dann bei Paolino Pieri keine Notiz zu finden, welche uns den Beweis zu führen in den Stand setzte, dass er auch für sie noch eine Vorlage benutzt habe, welche Villani und der Cod. Neapolitanus in ihren Nachrichten verrathen. Ich würde die Angabe, die sich bei Villani und Paolino Pieri findet 5), dass im Jahre 1302 grosse Theuerung geherrscht und in Florenz ein Scliefi'el Brodfrucht 22 Soldi gekostet habe, auf jene gemeinsame Quelle zurückzuführen geneigt sein, weil diese gerade derartige Angaben enthalten hat*), wenn Paolino Pieri sagt nämlich, der Scheffel Paolinos Zahl genau mit der Villanis übereinstimmte. 1) 'I'olorueü ad ii. l.ton uud 1301 kennt den Namen Gazzano (Kazan d. h. Kessel) nicht; er scheint ihn unter dem Namen Theca zu meinen. Der Name des Tartarenttlrsten scheint durch die Gesandtschaft in Florenz bekannter geworden zu sein, welche der- selbe an Bonifacins VUI. und die christlichen Fürsten nach Europa entsendete, und der ein Mitglied der Florentiner Familie Bastavi angehörte. Villani VIII. 'M. G. Villani beruft sich ausdrücklich auf diesen Ge- währsmann , verweist aber auch auf das bekannte Werk Haytons, das in den meisten Handschriften: 'Flos historiarum terrae orientis' genannt wird. Hist. littöraire de la France XXIV. 4S2. Doch weicht die Erzählung des 'trattato di frate Alton d'Erminia' von der hier gegebenen ab; Villani hat dieselbe mit Wundergeschichten etc. arg verbrämt. Das Buch Haytons, das 1307 entstanden ist, ist Villani ja auch später in die Hände gerathen als jene Nachrichten über Gazzano schon in Florenz cursirten und schon vor ihm kurz niedergeschrieben waren. 2) Die Schlacht bei Emesa war im December 1299. Dnimann, Bonifaz. VIII. Thl. I. S. 248. 3) Simone della Tosa kommt als Ausschreiber Villanis nicht in Betracht. 4) Vergl. z. B. Villani V. 10 und Paolino Pieri ad a. US2. 260 habe 23 (nicht 22) Soldi gekostet. Aber so wenig diese Uebereinstimmung und diese Differenz beweisen, so lassen sich die übrigen Widersprüche i) zwischen Paolino Pieri und Villani zu einem Beweise verwerthen, dass Paolino für die Jahre 1300 — 1305, wo seine Chronik abbricht, nicht mehr jene Vorlage gehabt haben könne, die er vorher benutzt hat. Es wiederholt sich hier die- selbe Erscheinung, welche wir bei Betrachtung der letzten Jahre der Annalen des Tolomeo von Lucca gemacht haben: Je mehr sich die Chronisten ihrer Zeit nähern, also der Zeitereignisse aus eigener Erfahrung sich sicher erinnern zu können glauben, desto mehr emanci))ireu sie sich von ihrer Vorlage, die sie nur noch als Grundlage ihrer Arbeit heranziehen. Villani macht sein Kecht als Augenzeuge geltend, während Paolino Pieri auch seine abweichenden Daten so bestimmt giebt, dass eine Entscheidung zwischen ihren Aussagen nur auf Grund von Urkunden herbeige- führt werden kann. Vielleicht hatte jene Vorlage auch nicht so bestimmte und detaillirte Zeit- angaben, die dann die Benutzer derselben aus ihrem Gedächtnisse beifügten. Der Cod. Neapolit. hat, allerdings nicht durcli gehend, genaue Zeitangaben. Da dieser aber, wie wir sofort sehen werden, auch über die Jahre 1305 mit Villani Uebereinstimmungen bis auf den Wortlaut ebenso hat, wie er früher mit Paolino Pieri übereinstimmte, so ergiebt sich nur ein zweifaches : Entweder hat Paolino Pieri, wenn wir nicht annehmen wollen, dass zufällig die von ihm benutzte Hand- schrift mit dem Jahre 1300 abbrach, dieselbe Vorlage auch für die Jahre 1300 — 1305 gehabt, die er früher schon benutzt hatte, jetzt aber nicht weiter wörtlich benutzte, oder jene Vorlage endete ungefähr mit diesem Jahre, hat aber später eine Fortsetzung erfahren, welche im Cod. Neapolit. und bei Villani vorliegt. Ehe wir an die Entscheidung dieser Frage herangehen, muss das Verhältniss des Cod. Neapolit. zu Villani genauer festgestellt werden. Feststeht, dass der Cod. Neapolit. und Villani für die Jahre 1300—1309 vielfach bis auf den Wortlaut mit einander übereinstimmen. Schon früher habe ich darauf aufmerksam gemacht, wie die Schilderungen des Charakters des Corso Donati einander decken, und die Chronik Vil- lauis unsere voraussetzt ^). Die Charakteristik von Bonifacius VIII. ist in beiden Chroniken auch mit denselben Worten gegeben. Villani VIII. 64 sagt: 'Ouesto papa Bonifazio fu savissimo di Scrittura e di senno naturale e uomo tnollo avveduto e pratico, e di grande conoscenza e memoria; molto fu altiero e superbo e crudele contro a suoi nimici e avversari e fu di gran cuore e molto temulo da lutta gmte e alzö e aggrandi molto lo stato e ragioni di Santa Chiesa.' Liest man die gesperrt gedruckten Worte allein, so hat man die Charakteristik von Bonifacius VIII., die der Cod. Neapolit. bietet. Ich gestehe, dass wenn man diese Stelle vor Augen hat und die Vertheilung des Stoffes in 1) Ich nenne als solche Widersprüche, die Zeit- angaben über die Ankunft und Abreise des Cardinais Nicolaus von Prato. Paolino lässt ihn am 2. März i;j04 nach Florenz kommen, und am 10. Juni abreisen, Villani am 10. März ankommen und am 4. Juni ab- reisen. Hier könnte die Differenz theilweise wenig- stens durch einen Schreibfehler (due für dieci oder umgekehrt) erklärt werden. — Nach Paolino erscheinen die Weissen am 18. Juli, einem Sonnabend, vor Florenz und berennen die Stadt am folgenden Tage, einem Sonntag. Diese Tage stimmen für 1304. Villani sagt dagegen, die Rettung der Stadt habe an dem Margha- ritentage, dem 20. Juli, stattgefunden (VIII. 72). Eine Differenz zwischen Paolino und dem Cod. Neapolit. im Betreff" des Ilerbstfeldzuges besteht gleichfalls. 2) Theil I. S. XL. 261 der Chronik Villanis mit der des Cod. Neapolit. vergleicht, man auf den Gedanken gerathen könnte, der Cod. Neapolit. enthalte in dieser Partie nur einen Auszug aus Villani. So wesentlich stimmen dieselben auch in der Aufeinanderfolge der Ereignisse mit einander Uberein. Eine andere Beo- bachtung könnte dieses Verhältniss der beiden Chroniken auf den ersten Augenblick weiter zu bestätigen scheinen. Prüft man die Angaben des Cod. Neapolit. für die Jahre, in denen Martin von Troppau nicht mehr seine Quelle für die Papstviten sein konnte, so erhebt sich von selbst die Frage nach dem Ursprünge der Zeitangaben dieser kurzen Papstviten. Denn dass dieselben nicht in dem Werke enthalten waren, welches wir Gesta Florentinorum nennen, dürfte doch kaum zweifelhaft sein, vielmehr Jedermann mit uns übereinstimmen, wenn wir annehmen, der Verfasser der Chronik des Cod. Neajjolitanus habe für die Zeit, zu der ihm Martin von Troppau nicht mehr das Material der Papstviten liefern konnte, dieselben anderswoher entlehnt, oder sie selbst zusammengestellt, und dann zu denselben die von ihm vorgefundenen Notizen zur Geschichte von Florenz ebenso hinzugeschrieben, wie er dieselben früher seiner Uebersetzung der Chronik Martins von Troppau beigefügt hatte. Aber diese Quelle für die nachmartinianischen Papstviten unserer Handschrift hat nicht aufgefunden werden können, vielmehr sich nur herausgestellt, dass Villani zum guten Theile dieselben Angaben hat. Ich setze einige hierher. Von Johann XXI. heisst es bei Vil- lani VII. 50: 'che dormendo in sua camera in Viterbo gli cadde la volta di sopra addosso e morio e fu soppellito in Viterbo a di 20 di maggio 1277.' Der Codex Neapolit. hat über den Tod dieses Papstes Folgendes: 'Nel MCCLXXVII morio Johanni papa cadendo gli a dosso la notte la volta di sopra alla camera sua e fue sepellito a Viterbo a di XX di Maggio.' Von Nicolaus III. heisst es bei Villani VII. 50 und 58 : 'Poi fu detto papa Nicoiao terzo di casa degli Orsini di Roma, ch'avea nome proprio messer Gianni Guatani cardinale, il quäle vivette papa due anni e nove niesi e mezzo Nel anno 1281, del niese d'agosto papa Niccolo terzo degli Orsini passö di questa vita nella citta di Viterbo . . . (Martino quarto) e sedette papa tre anni e uuo mese e ventisette di.' Der Codex Neapolit. hat: 'Nel MCCLXXVII Nicoiao III. nato di Roma ) benutzt habe, so durfte denselben eine Vergleichung der Uebersetzungen , welche Villani VII. 37 und der Codex Neapolit. von der Erzählung geben, die Martin von Troppau uns über den Kreuzzug und den detto Ruberto libero dallo assedio Gregorio papa con cardinali e remiseli nello palazzo di Laterano e molti Romani che erano colpevili *) delle dette cose gravemente punio. Lo detto papa poi nando in Pugla col detto Ruberto e niorio a Salerno facendo dio molti miracoli per lui ^). Nel detto tempo di(?) Seragosa in Cicilia fue gravata d'uno grandissimo tremuoto, per lo quäle cadendo la chiesa maggiore quasi nel lora della terza una domenica quando si cantava la messa tutta la gente che dentro vera fue morta salvo lo prete ello diacono ello subdiacono che cantavano la messa non si fece alcuno male; della quäle cosa le gente molto si meraviglaro. Nel MCXXX lo detto Arrigo venne a oste a Fiorenza a di XXI di luglo e levossene ad modo di sconfitta. Nel anno domini MCXXXVI Vittorio etc. 1) Siehe vorige Seite Anmerkung 5. 2) Romanos in hoc imperatori consencientes exi- Ho et aliis penis graviter affligendo. Martinas 1. 1. S. 468. Z. 46. 3) Quipost in Apuliam descendensSalernomortuus est miraculis coruschando. Martinus 1. 1. S. 434. Z. 38. 4) Ich meine damit selbstverständlich nicht, dass Villani das in Neapel jetzt aufbewahrte Exemplar benutzt habe. Die Abschreiber der Uebersetzung erlaubten sich, wie die Vergleichung des Cod. Neapo- litanus mit der Handschrift der Palatina ergiebt, grosse Freiheiten mit ihren Vorlagen , indem sie z. B. nach Gutdünken aus derselben wegliessen. Daraus dürften sich, von Villanis eigenen Verbesserungen abgesehen, mancherlei kleinere Differenzen zwischen Villani und dem Cod. Neapolit. erklären. 265 Tod Ludwigs des Heiligen ad a. 1270 überliefert, doch überzeugen. Um das zu erhärten, schreibe ich nur folgende Stelle aus: Martinus 1. 1. S. 474. Z. 13. Quam feliciter autem pre- dictus lex terminaverit, rex Navarre domno Thusculano per litteras intimavit. Nam in infirmitate sua laudare nomen Domini non cessans, illam ora- tionem qnandoque intersere- bat: Fac nos, Domine, prospera mundi despicere et nuUa eins adversa formidare. Orabat et pro populo, quem secum ad- duxerat, dicens: Esto, Domine, plebi tue sanctificator et custos. Et cum appropinquaret ad finem susjjexit in celuni dicens: Introibo in domum tuam, ado- rabo ad templum sanctum tuum et confitebor nomini tuo, Domine. Et hoc dicto obdor- mivit in Domino. Et cum de niorte pii regis exercitus chri- stianorum turbaretur et Sarra- cenorum letaretur etc. Cod. Neapolit. fol. 43. E come il detto re ben avventuramente morio lo re di Navarra al cardinale Tos- cano per sue lettere scripse, che nella sua infermitade non cessando di lodare dio di questa oratione spesse volte dicea : Fa annoi signore le cose spere- vili(?) del mondo avere in odio e neuna aversita temere. Anco adorava per lo popolo lo quäle avea seco menato et dicea: Sia Signore del popolo tuo santificatore e guardiano e laltre parole chessi dicono a questa oratione. E alla tine quando venne a morire levo li ochi a cielo e disse : Introibo in domum tuam, adorabo ad templum sanctum tuum et con- fitebor nomini tuo. E detto questo morio in Christo. Et essendo della morte del pie- toso re Toste molto turbata elli Saracini rallegiati etc. G. Villani VII. 37. E come il detto re Luis non bene avventurato fosse nelle dette imprese sopra 1 Saracini ma per la sua anima bene avventuroso morisse, lo re di Navarra ch'era presente, al cardinale Tosculan > per sue lettere lo scrisse, che' nella sua infermitä non cessava di lodare Iddio, e spesso dicendo questa orazione: Fa'a noi Si- gnore, le cose prosperevoli del mondo avere in odio e nessuna avversitä temere. Ancora ora- va per lo popolo il quäle avea menato seco, dicendo: Sil Si- gnore, del popolo tuo santi- ficatore e guardiano; e l'altre parole che sequitano alla detta orazione. E alla fine quando venne a morte, levö gli occhi a cielo e disse: Introibo in domnm tuam, adorabo ad tem- plum sanctum tuum, et confi- tebor nomini tuo: e ciö detto mori in Christo. Et sentendo la sua morte, la sua oste fu molto turbata, e' Saracini molto rallegrati etc. Ich könnte aus dieser Uebersetzung der Erzählung des Martin von Troppau über den Tod Ludwigs des Heiligen noch eben so gut eine ganze Anzahl anderer Stellen ausschreiben, die dieselbe Thatsache erhärten würden, dass Villani die Uebersetzung des Cod. Neapolit. gekannt haben muss. Allein ich niuss hierauf verzichten. Wenn Jemanden hier nicht der Wechsel der Sprache in den dem li. Ludwig in den Mund gelegten Bibelworteu und andere Einzelheiten überzeugen, so werden diesem auch andere Proben nichts beweisen '). 1) Diese Uebereinstimmting der Uebersetzung Villanis und des Cod. Neapolit. hatte mir niemals entgehen Icönnen. Aber ich nahm Anfangs an, der Verfasser der Gesta Florent. habe diese Stelle aus 34* 266 Hat aber Villani, wie wir nicht bezweifeln können, die Compilation des Cod. Neapolitanus benutzt ') , so erheben sich auf diese Beobachtung gestützt eine ganze Anzahl neuer Fragen. Zu- nächst wohl die, ob nicht auch die übrigen Florentiner Chronisten dieselbe Compilation benutzt hätten. Diese Frage beschränkt sich jedoch sofort nur auf die Chronik von Paolino Pieri. Denn der Zusammenhang des Werkes yon Pietro Corcadi mit dem unsrigen ist Ja zweifellos, während über das Verhältniss der Chronik von Simone della Tosa zu" dem Cod. Neapolit. so einfach nicht abgeurtheilt werden kann; denn Simone della Tosa hat, so viel ich sehe, keine Nachrichten aus dem Martinus von Troppau übernommen, welche nicht schon in die Gesta Florentinorum über- gegangen waren. Bei einzelnen Uebereinstimmungen könnte ja möglicher Weise auch G. Villani die Vermittlerrolle gespielt haben, und an den Stellen, wo diese Villani nicht zufallen kann, weil er die Nachricht nicht in wörtlicher Uebereinstimmung bietet, wie z. B. ad a. 1228 und 1240, und doch eine solche Uebereinstimmung zwischen dem Cod. Neapolit. und Simone della Tosa besteht, wird sich diese nicht aus Benutzung des Cod. Neapolit. durch S. d. T., sondern aus Be- nutzung einer gemeinsamen Quelle erklären lassen. Dagegen hat Paolino Pieri einige kleinere Martin wörtlich in sein Werk aufgenommen und aus ihm habe es Villani und der Verfasser des Codex Neapolit. herüber genommen. Diese Ansicht musste ich fallen lassen, als ich die Uebereinstimmung bei den Uebersetzungen auch anderer Stellen constatiren konnte. Die Uebereinstimmung Villanis mit der Ueber- setzung des Martin von Troppau im Cod. Neapolit. dürfte auch an folgender Stelle schlagend sein. Pa- rallel zu Villani VI. 91 heisst es im Cod. Neapolit. über den Cometen des Jahres 1264: che levandosi dalla parte doriente con grande luce infine a mezzo lo cielo in verso occidente colla chioma sua risplen- dea u. 8. w. 1) Die Möglichkeit, dass der Cod. Neapolit. aus zwei selbständigen Arbeiten, der Uebersetzung des Martin von Troppau und den Gesta Florentinorum zusammen geschrieben sei, welche beide getrennt auch Villani benutzt habe, scheint mir doch ausserhalb der Grenzen der Discutirbarkeit zu liegen. Doch will ich nicht unterlassen zu bemerken, dass es eine alt- italienische Uebersetzung des Martin von Troppau giebt (Florenz. Bibl. Naz. XXXVIII. 1. 48), über die S. Ciampi wiederholt gehandelt hat. (Nuovo Raccogli- tore. Milano 1828. Saggio di un antico volgarizza- mertoetc. Milano 1828. Biblioteca critica. Firenze 1S34), welche nach dem Urtheile des Herrn Gymnasiallehrers Freidhof in Metz, der sie untersucht hat, der Ueber- setzung des Cod. Neapolit. zu Grunde gelegen haben könnte. Doch bemerkt Herr Freidhof selbst, dass diese Uebersetzung nach der Recension A des Martin be- arbeitet ist, während der Cod. Neapolit. der von B folgt. Dass diese Uebersetzung Daten der florenti- nischen Geschichte enthalten habe, ist ganz abzuweisen. Denn das Vorwort sagt nichts davon. (Das uns er- haltene Fragment derselben erstreckt sich bis auf Celestinus I. 428). Ciampi bemerkt noch dazu, dass man nicht recht sagen könne, in welchem Dialekte, ob im römischen oder florentinischen , diese Ueber- setzung abgefasst sei. Da Villani jedenfalls die florentinischen Notizen des Cod. Neapolit. vor sich gehabt hat und im Wort- laut mit demselben auch in den Theilen desselben übereinstimmt, in welchen der Verfasser desselben nicht die Gesta Florentinorum benutzt hat, so scheint mir die Möglichkeit, dass Villani eine altitalienische Vor- lage der Uebersetzung des Martinus und dazu unsere Chronik benutzt habe, als eine ganz verschwindend kleine und kaum zu berücksichtigende. Die jüngsten Bestandtheile unserer Chronik, z. B. die Schilderung Corso Donatis, sind ja schriftstellerisches Eigenthnm des Verfassers derselben und nicht anders woher, auch nicht aus den Gesta Fl. entlehnt, so dass Vil- lani diese Chronik in der vorliegenden Gestalt benutzt hat. Es wäre immerhin der Mühe werth, die ältesten italienischen Uebersetzungen des Martin von Troppau, von der z. B. in der Riccardiana allein sich drei finden zu untersuchen. Ist doch auch der älteste venetiani- sche Prosatext eine Uebersetzung des Martin; das Archivio glottologico III. 2 hat denselben veröffent- licht, ohne zu wissen, welche Chronik demselben zur Grundlage gedient hat. 267 Abschnitte aus der Chronik des Martin von Troppau herüber genommen, die nicht ursprünglich in den Gesta Florentinorum enthalten waren. Sie sind allerdings nicht sehr bedeutend und be- ziehen sich auf die Jahre 108(», 1100, 1118, 1120, 1146, 1147, 1159, 1180. Sie bestehen meistens aus einigen wenigen Sätzen, welche sich als Verkürzungen des ursprünglichen Textes ausweisen und daher auch in der Uebersetzung nicht vollkommen übereinstimmen können. Dazu kommt, dass Paolino Pieri seinen Vorlagen gegenüber sich häufig freier verhält, als einer der anderen Chronisten , z. B. vielfach , wenn auch nicht glücklich , die Data umrechnet. Bringt man dieses mit in den Anschlag, so bin ich trotz der Differenzen im Einzelnen geneigt anzunehmen, dass auch er die Bearbeitung, die im Cod. Neapolit. vorliegt, schon vor sich gehabt hat. Wie im Cod. Neapolit. sind ad a. 1159 bei Paolino Pieri die Viten Alexanders III. und Friedrichs I. zusammen- gezogen und was die wörtliche Uebereinstimmung betrifft, so möge folgende Vergleich ung den- selben erweisen: Martinus Oppav. Mon. Germ. XIX. 460. Kegem Francorum , ad quem papa Alexander fngerat, congregata magna niultitudine, praecipue duorum regum vide- licet Boemie et Dacie fultus auxilio nitebatur in Burgun- diam veniens extirpare. Sed rege Anglorum regi Francie ferente auxilium nil profecit. Codex Neapolit. Onde lo papa si fuggio in Francia, e per che lo re dl Francia lo ricevette lo 'mpera- dore li ando adosso con grande sforzo di gente specialmente collo re di Boemia e collore di Dacia e entrandoli in Bor- gogna credetteli al postucto(?) torre la terra tutta. Lo re d'Iughilterra dando aiuto allo re di Francia per la gratia Paolino Pieri. E perche lo re di Francia lo ricevette lo 'mperadore pre- detto gli andö indosso con grande oste e con isforzo di gente specialmente col re di Bueme e col re di Dacia e di Majolica. Ma per la forza di Domeneddio e la sua et anche ajuto, ch'ebbe dal re d'Inghilterra poeo o niente v'aequistaro. Laudato Iddio. di Dio nuUa vi poteo aquistare. Ich glaube, dass die Uebereinstimmung beider Uebersetzungen keine zufällige sein kann, und sich Paolino Pieri trotz seiner zum Theil ganz widersinnigen Zusätze (e di Majolica), als Aus- schreiber der Uebersetzung des Cod. Neapolit. erweist. Man wird in dieser Ueberzeugung bestärkt, wenn man ad a. 1147 bemerkt, dass während Martinus von Troppau von der Ankunft der das Kreuzheer befehligenden Könige Conrad und Ludwig in Constantinopel nichts sagt, sie vielmehr in Iconium zusammen kommen lässt, der Cod. Neapolit. und Paolino Pieri Iconium mit keinem Worte erwähnen, wohl aber Constantinopel nennen und dorthin 'longanno de Greci che mescola- vanno la calcina colla farina' verlegen. Da nun schon früher (Quellen und Forschungen etc. Theil I. p. XXXVIII u. f.) der Nachweis von mir erbracht ist, dass Paolino Pieri mit dem Cod. Neapolit. die merkwürdigsten Uebereinstimmungen bietet, so glaube ich als feststehend ansehen zu dürfen, dass sich unter den verschiedenen Chroniken, die Paolino Pieri benutzt hat'), sich 1) Dass Paolino Pieri verschiedene Chroniken benutzt hat, sagt er in der Vorrede iiusdrücklich und auch im Texte seiner Arbeit a. B. ad a. 1223. Die Schwierigkeit, das rechte Verhältniss zwischen den einzelnen Chroniken unzweifelhaft festzustellen, rührt aber nicht daher, dass sie verschiedene Chroniken 2Ü8 auch ein Exemplar der Chronik des Codex Neapolit. befunden hat. Paolino Picri konnte sich daher des Cod. Neapolit. auch für die Jahre 1300 — 1305 bedienen. Die noth wendige Folge, die sich aus unserer Annahme ergiebt, dass Paolino Pieri seine Arbeit nach 1316 geschrieben haben muss, hat ja auch, so viel ich sehe, Nichts gegen sich. Paolino Piero lebte noch 1323, wie wir bestimmt wissen. Erledigt sich uns also die Alternative, die wir oben S. 260 dahin aufwarfen, dass entweder Paolino Pieri zu seiner Chronik die Quelle, der er bis zum Jahre 1300 gefolgt sei, für die letzten Jahre wohl gekannt, aber nicht mehr benutzt habe, oder dass diese mit jenem Jahre ab- brechend im Cod. Neapolit. eine selbständige Fortsetzung erhalten habe, nach ihrer ersten Seite hin, so ist vielleicht hierfür ein Umstand nebenbei massgebend gewesen, auf den wir hier um so mehr aufmerksam sein müssen, als er uns ein bestimmteres Indicium für den Abschluss der Gesta Florentinorum zu bieten scheint, als wir bisher aus der Vergleichung der Florentiner Chronisten und des Tolomeo von Lucca haben gewinnen können. Schon oben (S. 253) ist bemerkt worden, dass die florentinische Chronik, welche der un- bekannte Verfasser des „Diario" seiner Arbeit vorausgehen lässt, um das Jahr 1300 einen ganz anderen Charakter annimmt und sich von der des Simone della Tosa, mit der sie bis dahin sehr stark übereinstimmt, scharf zu unterscheiden beginnt. Es wurde dort gleichzeitig hervor- gehoben, dass diese Chronik bei aller Uebereinstimmung mit der des Simone della Tosa nicht von derselben abhängt, sondern dass beide eine gemeinschaftliche Quelle benutzt haben. Das tritt an der Stelle, wo sie noch einmal zuletzt mit der des Simone della Tosa am Nächsten übereinstimmt so deutlich hervor, dass ich die betreffende Stelle hierhersetze. Der Verfasser spricht davon, welche Hülfe die Commune von Florenz dem Papst Bonifaz VIII. gegen die Colonnas geleistet habe und sagt: Diario. . . e '1 comune di Firenze vi mando in servigio del papa 200 chavalieri e 600 pedoni tutti vestiti dell arme del co- mune elFue chapitano de' cha- valieri messer Inghiramo da Bisernno e de pedoni fue Ci- angho da Montespertoli e Da- Simone della Tosa ad a. 1297. . . e '1 comune di Firenze vi mandö in servigio della chie- sa e del papa 200 cavalieri e 600 pedoni e capitani de' pe- doni furono Ciango da Monte Spertoli e Davizo da Gaglia- no etc. Villani VIII. 21. . . e il comune di Firenze vi mandö in servigio del papa seicento tra balestieri e pave- sari crociati colle sopransegne del comune di Firenze. vizo da Ghagliano etc. Man sieht, hier hat die Chronik des Diario die Vorlage am Genauesten wiedergegeben, die ohne Zweifel gleich ihrem Verfasser Simone della Tosa und Villani hatten. Unmittelbar nach dieser Erzählung, die mit der Flucht der Colonnas nach Sieilien im Diario abbricht. benutzt haben, sondern daher, dass sie verschiedene mit einander verwandte Quellen, die einen gemein- samen Ursprung hatten, benutzt haben, die in Kleinig- keiten, Schreibfehlern n. s. w. von einander abwichen, darum aber kaum auseinander gehalten und einzeln nachgewiesen werden können. 269 folgt eine Darstellung der Parteiverhältnisse in Florenz zum Jahre 1300, die selbständig ist und mit den Mittheilungen des Simone della Tosa, Villanis etc. keine gemeinsame Quelle mehr gehabt hat. Es werden hier z. B. zum Jahre 1301 Dinge erzählt, die wir in keinem anderen Berichte zu diesem Jahre auch nur angedeutet finden. Wenn ich nun auch nicht behaupten will, dass die Vorlage des Verfassers des Diario genau au der Stelle abgebrochen hat, au der sie derselbe zum letzten Male benutzt hat, mit dem Jahre 1297, so kann doch wohl kaum ein Zweifel darüber bestehen, dass dieselbe zwischen 1297 und 1300 ihr Ende erreicht hat. Denn warum sollte ihr Ausschreiber sie auf einmal so plötzlich ganz verlassen, nachdem er ihr so lange treu gefolgt war, wenn dieselbe sich noch weiter erstreckt hätte? Der Ausschreiber derselben stand ja den Ereignissen der Jahre 1300 u. f. keineswegs so nahe als Tolomeo von Lucca oder Paolino Pieri, so dass er schon von diesem Jahre an seine Vorlage hätte entbehren können. Er folgt vielmehr einer neuen, ganz anderen von 1300 an. Der Grund des Auseinandergeliens der Chronisten von 1300 an kann nur der sein, dass die gemeinschaftliche Vorlage hier zu Ende ging. Auf diese Zeit, wenn auch nicht so bestimmt auf das Jahr 1300, haben wir oben (S. 252) das Ende der Vorlage des Tolomeo von Lucca durch eine Untersuchung festgesetzt, die auf einem ganz anderen Wege als dem hier geführten, zu dem- selben Resultate gelangt ist, so dass das Resultat, dass die s. g. Gesta Florentinorum bis zum Jahre 1300 herabreichten, also jetzt wohl als gesichert und feststehend bezeichnet werden darf. — Auf Grund dieser Untersuchungen, die ich hier so mitgetheilt habe, wie bei meinen Forschungen nach der ältesten erreichbaren Fassung der gemeinschaftlichen Grundlage der Floren- tiner Chroniken dieselben, eine an die andere sich anschliessend, sich mir aufgedrängt haben, wird sich für die älteste Anualistik von Florenz folgendes ergeben: In den ersten Jahren des 14. Jahr- hunderts stellte ein uns unbekannter Autor alle ihm bekannt gewordenen Ereignisse aus der Geschichte seiner Vaterstadt Florenz nicht fehlerfrei zusamn\en. Er entwarf diese Annalen mit Zuhülfenahme von kurzen, vielleicht noch nicht einmal chronologisch geordneten in lateinischer Sprache ge- schriebenen Aufzeichnungen, in denen bedeutende Vorgänge aus der Geschichte von Florenz und der Reichsgeschichte fixirt waren, und von denen uns ein Bruchstück in den Annales Florentini II erhalten ist. Ferner benutzte er die Chronik des Martin von Troppau i). 1) Zu den Jahren 12.5",» und 1200 führt Tolomeo von Lucca auüdriicklicb Angaben auf die Oesta Floren- tinorum zurück , die auch bei Martin von l'roppau stehen, die jene also diesem entlehnt haben. Be- merkenswerth ist, dass die Stelle, welche Scheffer- Boichorst (1. 1. S. 247) besonders zum Beweise heran- gezogen hat, um dieses Abhängigkeitsverhältniss zu beweisen, in dem ('od. Neapolit. nicht steht. Der Cod. Neapolit. übersetzt zur Biographie Heinrichs VI. einfach den Martin von Troppau. Er berichtet also nichts von dem Tode der Gemahlin Heinrichs VL bei der Belagerung von Neapel, den Tolomeo von Lucca, Simone della Tosa und Paolino Pieri, sowie die Chronik des Diaiio übereinstimmend erzählen, im üebrigen sich aber an Martin von Troppau anschliessen. Vil- lani, der den Text der Gesta Fl. und die Uebersetzung des Martinus im Cod. Neapolitanus vor sich hatte, sah den Widerspruch beider und liess darum die Costanza nur erkranken. Denn passirt musste ihr doch etwas sein nach den Gesta Florent., aber gestorben konnte sie nacli dem Texte des Cod. Neapolit. nicht sein. Dieser lautet c. 37i> einfach: 'Nel primo anno che fu coronato (Arrigo V.) entro nel reame di Cicilia e vinse la terra in fine a Napoli per tre mesi, e fue in quella oste tanta infermita che grande parte di quelli dell' oste vi moriro e l'omperadore vinfermo con pochi torno arietro. Questi tolse per mogle Costanza figliii- ola dello re di Cicilia; e nello quarto del suo impc- 270 Dieses Werk, von seinen Benutzern „una ricordauza" genannt, begann mit dem Jahre lOSO, aus dem es die angebliche Belagerung der Stadt durch Heinrich IV.') berichtete, und schloss mit dem Jahre 1300. Dasselbe war in italienischer Sprache geschrieben. Die wörtliche Ueber- einstinmiung der abgeleiteten italienischen Quellen beweist dieses. Von einer lateinischen Bear- beitung derselben ist keine Spur vorhanden. Die alterthümliche Datirung der Ereignisse innerhalb der Monate weist nicht auf eine solche mit Nothwendigkeit hin-). Diese italienisch geschriebenen Gesta Florentinorum , welche in den verschiedenen Hand- schriften schon in Einzelheiten werden von einander abgewichen haben, sind von den verschiedenen fiorentinischen Chronisten, deren Werke uns erhalten sind, also vom Verfasser des Cod. Neapoli- tanus, von Paolino Pieri, Giovanni Villani, dem Verfasser des Diario, Pietro Corcadi, Simone della Tosa u. s. w. , stark benutzt, vielfach geradezu ausgeschrieben, hier und da aber auch ab- gekürzt worden. Eine der wesentlichsten Umgestaltungen, welche diejenigen Chronisten, die nur die Ereignisse von Florenz berichten wollten, mit denselben vornahmen, ist die, dass sie in ihre Arbeiten zu den einzelnen Jahren die Namen der Consuln und Podestaten aus einem Verzeich- nisse derselben entnahmen, wie ein solches an der Spitze der Chronik des Simone della Tosa und oben S. 184 abgedruckt ist. Denn so gewiss als schon in den Gesta Florentinorum bei einzelnen Ereignissen angegeben war, unter wessen Consulate oder Podestariate sich dieselben vollzogen hatten^), so gewiss ist es auch, dass die Gesta Florentinorum kein vollständiges Ver- zeichniss der Consuln und Podestaten enthielten, wie die abgeleiteten Quellen, Paolino Pieri, G. Villani, Simone della Tosa solche mittheilen. Denn die Diiferenzen, welche in den Datirungen der Consulate und Podestariate dieser Chroniken vorhanden sind, erklären sich nur aus Umrech- nungen dieser Chronisten, die sie vornahmen, weil sie über die Anfangszeit der Aemter nicht mehr unterrichtet waren. Würden die Consuln und Podestaten vollständig zu den Ereignissen der be- treffenden Jahre eingetragen gewesen sein, so würden die secundären Quellen hierin keine solphen Differenzen aufzeigen, wie sie in ihnen vorliegen. Der Verfasser der Chronik des Cod. Neapolit., welcher die von ihm benutzten Gesta Florentinorum in seine Uebersetzung und Ueberarbeitung der Chronik des Martin von Troppau einschob, hat dieses Verzeichniss nicht in sein Werk auf- genommen und nur hier und da, z. B. zu den Jahren 12.37 und 1250 die Namen der fiorentinischen Podestaten genannt, wo sich ganz besondere Vorgänge an ihre Personen ankntipften, und sie schon in den Gesta Florentinorum genannt waren. Der Autor dieser Chronik hat dann die mit dem Jahre 1300 abbrechenden Gesta Floren- tinorum bis zum Schlüsse seiner Chronik fortgesetzt. Wann dieselbe endete, lässt sich jetzt doch nicht ganz so sicher bestimmen, als ich früher annahm^). Denn wenn Pietro Corcadi vom J. 1309 an Villanis Chronik nur zu excerpiren scheint, so kann dieser Umstand jetzt, nachdem Villani als ein Benutzer des Cod. Neapolit. erkannt ist, nicht mehr als Grund für das Abbrechen rlato vinze tutto lo regno di Pugla etc. etc. Man 2) Die beiden der Zeit naoli jüngsten Bearbei- sieht, die Nacliriclit von dem Tode der Costanza ist tungen derselben, die in der Chronik des Simone della aller Wahrscheinlichkeit nach nur durch ein Missver- Tosa und des Diario vorliegen, haben gerade die ständniss des Martinus von Troppau von Seiten des alterthümliche Datirung am Meisten bewahrt. Verfassers der Gesta Florent. entstanden. 3) Z. B. Tolomeo von Lucca ad a. 121.5. 1) Er wird Arrigo secondo von ihr genannt. 4) Quellen und Forschungen I. XLI. 271 dieses Codex mit dem Jalire 1309 verwerthet weiden. Villani hat ja möglicherweise in seiner weitschweifigen Erzählung denselben nur erweitert. Da die Abfassungszeit der Chronik von Pao- lino Pieri nicht feststeht, so lässt sich auch von ihr aus kein Schluss auf die Abfassungszeit der Chronik des Cod. Neapolit. machen. Dieses Werk — ob nur bis zum Jahr 1309 oder noch weiter herabgefUhrt, muss unent- schieden bleiben — hat G. Villani für seine grosse Chronik neben vielen anderen von ihm ge- nannten und ungenannten Quellen verwerthet, so dass wir diese Chronik mit einem breiten Strome vergleichen dürfen, in den sich zahllose kleine Bäche ergossen haben. Doch hat dieselbe den bedeutendsten Zufiuss aus den Gesta Florentinorum., und zwar durch verschiedene, aber aus Einer Quelle entspringende Fassungen derselben erhalten. Dadurch ist das Gewässer dieses Stromes schon unklar geworden. Aber er würde immerhin noch viel reiner und durchsichtiger dahinfliessen, wenn ihn nicht G. Villani noch mit zahlreichen eigenen Beimischungen versetzt und dadurch erst recht getrübt hätte. — Eine kritische Ausgabe der grossen Chronik G. Villanis, in der die verschiedenen Bestand- theile und Quellen derselben uns schon äusserlich gesondert und durch den Druck bemerklich gemacht vor die Augen geführt Avürden, ist eine der dringendsten Aufgaben nicht nur für die Geschichte der Stadt Florenz, sondern für die Geschichte des 13. und U.Jahrhunderts überhaupt, Ich horte, dass ich mit dieser kritischen Studie eine nicht ganz unbrauchbare Vorarbeit zu derselben geliefert habe. Die Gesta Florentinorum und deren Fortsetzung im Codex Neapolitanus '). Impercio che li uomini odone voleufieri de fatti che sono stati per li tempi passati, si (liremo de fatti de i)a])a e dell' imperadori che sono stati per li tempi, cominciando dalla incar- nazioue del primo e sommo poutefice cioe Jesu Christo e da Otfaviano imperadore lo quäle nel I) Die hier dargebotene Abschrift dieser Hand- schr t't hat eine kleine Geschichte. Als ich mich von der Wiclitigkeit der in ihr erhaltenen Bearbeitung der (iesta Florentinorum überzeugt, gleichzeitig aber auch erfahret! hatte, wie schwierig es sein würde, die Hand- schrift nacli Deutschland zu erhalten , ersuchte in meinem Namen Michele Amari Herrn Professor G. de Blasiis in Neapel, für mich eine Abschritt der Theile der Handschrift zu machen, die Florenz beträfen. Herr de Blasiis hat dieser Bitte auch entsprochen und eine vortreffliche Abschrift mir geschickt, für die ich ihm hier nochmals danke. Bald sah ich aber ein, dsbs dieselbe doch nicht geniige. Der Verfasser der Gesta Florentinorum hatte ja die Chronik des Martin von Troppau schon benutzt, und darauf der Autor unserer Handschrift dessen Werk in die Chronik Martins wieder hineingearbeitet, so dass die Scheidung der Chronik des Martin von den (iesta Florentinorum doch nicht so einfach war. Ich musste die Handschrift selbst einsehen und untersuchen. Ich bat desshalb Se. Excellenz den Herrn Minister Dr. Falk, mir durch Vermittlung der deutschen Botschaft in Kom die Handschrift nach Deutschland kommen zu lassen. Obwohl der Versuch gemacht wiu'de, mir auf diese Weise das Studium der Handschrift zu ermöglichen, schlug derselbe doch fehl. Die Versendung der Hand- schrift wurde abgeschlagen, da sie ein Unicnm sei. (S. oben S. 2.54). Ich bat nun den Herrn Minister, mich H3 272 detto teiupo signoreggiava , disceucleudo per li papa e per l'iniperadori , dicendo de fatti loro e nel tempo che fuoro, metteadovi tra loro de fatti d'alquauti sancti e de fatti di certi altri signori, 6 de fatti di certe provinze e citta, spezialnieiite in alcuua parte de fatti passati della citta di Firenze e della provincia di Toscana. Onde diciamo che sicome al servigio del nostro Creatore e signore Dio sono tre gerarchie d'angeli cosi souo nella chiesa al servigio del vicario di Jesu Christo cioe luessere lo papa diputati tre generationi di cardiuaii, e pero di loro quanti siano e chi siano e a che officio siano in questo coniinciamento brievemente diremo etc. ') Nel MLXXX lo detto Arrigo (IV) venne a oste a Fiorenza a di XXI di luglo e levosseue ad modo di sconfitta. Nel anno primo del detto imperatore li Fiorentiui disfecero Monte Orlandi; in questo me- desmo anno assediarono Prato e vinta la terra silla disfecero. Nel MCXIU li Fiorentini dis- fecero Moutecascioli ove Ruberto tedesco morio, lo quäle stava a »Saucto .Miniato e facea guerra a Fiorentini. Nel MCXV del mese di maggio saprese lo fuoco in Firenze in Borgo Sancto Apostolo e arse allora la maggiore parte della cittade. E in questo anno medesnio morio la contessa Matteida, la quäle signoreggiava grande parte di Lombardia e di Toscana. Nel MCVII (MCXVII) auco saprese lo fuoco in Fiorenza e arse tutta la terra che poccha ne rimase. 11 primo anno del detto papa li Pisani andarono a oste sopra Maiolica c preserla , e li Fiorentini guardaro la citta di Pisa. Nel primo anno di costui li Fiorentini disfecero Fiesole, cioe certa fortezza che vera rimasa suso. Nel MGXXXV li Fiorentiui disfecero Moutebuoni. (Nel anni domini MCXLV) In questo anno li Fiorentini fuoro scoufitti a Montedicroce del conte Guido del mese di Giuguo. Nel MCLIII li Fiorentini cavalcaro a Montedicroce e presero la terra e tutta la disfecero. (Nel anni domini MCLIV). In questo anno li Fiorentini elli Pratesi furono sconfitti a Carmignano. Nel MCLXVII del mese di Novembre li Fiorentini sconfissero li Aretini. Nel MCLXXV nach Neapel reisen zu lassen, und mir hierzu eine Unterstützung verwilligen zu wollen. Auch dieser Bitte wurde entsprochen. Ich sage hierfür Sr. Ex- cellenz dein Herrn Minister Dr. Falk und dem Herrn Geh. überregierungsrathe Dr. Göppert meinen ehrer- bietigsten Dank. Während ich die Vorstudien zu dieser Reise in Marburg machte, wurde ich aber hierher nach Halle versetzt, und der mir bewilligte Urlaub musste um die Hälfte gekürzt werden, so dass ich nicht nach Neapel reisen, sondern nur bis Florenz kommen konnte. Hierher hatte dann auch ein speciell dazu abgeschickter Beamter der Biblioteca uazionale von Neapel die Handschrift gebracht, wo ich sie auf der Biblioteca nazionale benutzen durfte. Mit Unter- suchung der Schätze des Archivs von Florenz aber mehr als genügend beschäftigt, bat ich Herrn H. Freid- hof, jetzt Lehrer am Lyceum in Metz, die Handschrift zu coUationiren und die Abschrift zu ergänzen. Dieses hat auch Herr Fieidhof gethan, so dass mir bei einer Nachvergleichung nur sehr wenig hinzuzuthun übrig blieb. Am Besten wäre es gewesen , ich hätte die ganze Handschrift abschreiben lassen. Aber ich hätte den Umfang meines Buches dann zu stark anschwellen lassen müssen und mit einem Ballast beladen, der so interessant in vielfacher, namentlich sprachgeschicht- licher Rücksicht er auch gewesen wäre, doch hierher nur sehr mittelbar gehört hätte. — Die Abschrift schliesst sich in der Orthographie möglichst genau an das Original an. 1) Martinus Op]). Monumenta Germaniae XXII. 407. 273 nel mese di Giugno li Fioreutini sconfissero li Saiiesi al castello d'Aseiano. Nel MCLXXVII in Firenze sapiese In fuoco a di IUI" dagosto e arse dal Ponte vecchio in fine in Meicato veccliio. E in questo anno comincio la guena tra consoli che erano alloia in Firenze e li Uberti e basto due anni. E in questo arse Fioienza da Saneto Miniato tra le toiri e da Sancta Maria Ughi infino ad Arno. Nel MCLXXVII di XXVI di Novembre cadde lo Ponte veccliio di Firenze. Nel MCLXXXII li Fiorentini presero Montegrossoli e valse in Firenze lo staio del grano soldi VIII e fu tenuto grande caro. (Nel anni domini MCLXXXV). In questo anno del niese di giugno li Fiorentini assediaro Pogna e lo sezzaio di del luglo vegnente lo 'mperadore Federigo venne in Firenze e a tutte le citta tolse lo contado in fine alle niura cavatone a Pisa e a Pistoia. E in questo anno lo detto imperadore assedio Siena infine alle porte. In questo anno (MCLXXXVIII) di III di febraio niolte genti si crociaro in Firenze a Saneto Donato a torri dallo arciprete di Ravenua, e fue a Firenze renduto lo contado infino a X niiglia fuori della cittade. In questo anno del mese di febraio mosse lo stuolo dei crociati di Italia e andaro oltra niare in Acri. Nel MCLXXXXVII fue disfatta la terra di Saneto Miniato del Tedeseo da terrazani, e Firenze coniperö Montegrossoli. In questo anno fue pace per tntta Italia. Nel prinio anno del suo papato li Fiorentini disfecero Fordignano. Nel detto anno assediaro Semifonti del mese di Settembre. In questo anno (1198) morio Arrigo imperadore in Palermo. Nel detto anno fue disfatto lo borgo a Saneto Ginesio nel piano di Saneto Miniato. In questo tempo li Fiorentini disfecero Simifonti e Combiada. Nel MCCU' li Fiorentini fecero Montelupo, e li Pistolesi tolsero loro Montemurio. E in questo anno nella vendemmia li Fiorentini ello conte Guido lo ritolse (sie!) loro. Nel detto anno (MCCVII) si fece la pace tra li Pistolesi ello conte Guido. E nel detto anno li Fiorentini sconfissero li Sanesi a Montalto del mese di giugno, e disfecerlo e presero MCC prigioni Nel MCCVIII li Fiorentini disfecero Rugomagno e andaro per lo contado di Siena in fine a Rappolano. Nel detto anno li Fiorentini comperaro Montemurio libbre V'" dal conte Guido'). Nel MCCX si fece la pace tra li Fiorentini elli Sanesi, che era durata la guerra tre anni . . . Nel MCCXIV morio lo conte Guido vecchio. In questo medesinio anno (MCCXV) la mattina della Pasqua di resurectio fue morto Bondelmoute de Bondelmonti allo Ponte vecchio per lo Schiapta Uberti e Mosca Laniberti e Lainbertuccio delli Amidei e Arrigo Gianfanti e . . . . dei conti da Gangalandi con loro com- pagna, e da indi innauzi fue parte Guelfa e Ghibellina in Firenze. Nel MCCXVIII li Fiorentini fecero giurare lo contado e in questo anno andarono li Ro- mani oltramare, e fecensi le pile del ponte alla Carraja. Nel MCCXVIII li Christiani presero la citta di Damiata e stettevi l'assedio pin di due anni e ebberla per forza, e li saraceni verano dentro furono tutti tra presi e morti. 1) Oben S. S>< und l(»8. 35* 274 Nel dettü CDronarueuto di Federigo li Fiorentini che vandaro sopercbiaro li Pisaui. Nel detto anno li Fiorentini disfecero Mortenuanua delli Squarcialupi, e fecesi lo ponte alla Carraja. Nel MCCXXI li Saraceni riebbero Damiata che sine riebbono tutti li christiaui che aveano presi. .... Nel MCCXXII a di XXI di Luglo li Fiorentini sconfisseio li Fisaui allo Castello del B08C0; dei quali presero MCCC. Nel MCCXXIII li Fiorentini assediaro Fighine e fecero rAncisa. Lo primo anno di costui (Gregorio IX.) fue grande caro che valse in Firenze lo staio del grano soldi XV. Nel ]iICCXXVIII li Fiorentini andaro a oste a Pistoia collo carroccio e guastaronla in fine nelle borgora e disfecero la torre loro che aveva nome Montefiore e Carmignano. E in quello niedesnu) anno fecero li comandamenta de' Fiorentini li Pistoresi. Nel MCCXXIX li Sanesi disfecero Montelisciai '). Nel MCCXXX di XXII di luaggio li Fiorentini andaro a oste a Siena collo carroccio e andaro infine a Radicofani e a Sancto Quirico e alla Bagno e disfecero XX castella de Sanesi e tagliaro lo pino da Montecellese e puoserosi a Siena e disfecero li serragli dinanzi dalle porto e menaronue presi piii di M uomini. E in questo anuo li Fiorentini disfecero Selvole. Nel MCCXXXII li Sanesi preseno Montepulciano e li Fiorentini andaro a oste a Siena e puosero lassedio a Querciagrosa e ebberla e disfecerla e li huomini che verano cntro menarono presi. E in questo anno saprese lo fuoco in Firenze tra li Spadari da casa li Capoiusacchi e arsenvi XII persone. Nel MCCXXXIII li Fiorentini e li Lucchesi andaro a oste a Siena a niezzo maggio e assediarla dalle tre parti e recarvi difici e trabiiccaronvi dentro pietre e asini. Nel MCCXXXIIII li Fiorentini andaro a oste a Siena in kalen giugno c steteuvi LIIl di e disfeceno Asciauo e Orgiale con anco XLIII castella. In questo anno per Natale arse in Firenze lo Borgo di Piazza Oltrarno. Nel MCCXXXV li Fiorentini fecero pace co' Sanesi e per questa pace li Sanesi rifecero Montepulciano e finiro a Fiorentini Montealcino Nel MCCXXXVII lo detto imperadore (Federigo II) sconfisse li Melanesi a Cortenuova e nel detto anno li Fiorentini fecero lo poute Rubaconte. Per la podesta che aveano allora che avea nome Kubaconte sillo nominaro Rubaconte ])er lui. AI cui tempo le vie della citta di Firenze si lastricaro. Nel MCCXL fue rifatto lo Borgo a Sancto Giniegio nel piano di Sancto Miniato e in quello medesimo anno lomperadore Federigo assedio Faenza per VII mesi e ebbe la a patti. Nel MCCXLVII la notte di Sancta Maria Caudelloro la parte de Guelfi usci di Firenze per forza dimperio e li Ghibelliui signoreggiaro la terra. Nel detto anno poi chello detto Federigo fue disposto e con grande oste assediasse una grande citta di Lombardia che ae(!) nome Parma e in- torno a quella aveudo ordinata una cittade alla quäle avea posto nome Victoria dalli Parmigiaui e dallo legato del papa scioccamente fue sconfitto e vinto lo primo martedi di ferraio; nel quäle luogo perdeo molto tesoro e altri arnesi assai. Nel MCCXLVIII l'ultimo di di giugno fue disfatto 1) Hier miiss in dem Original der Gesta Floren- i Fiorentini. Ebenso auch G. Villani VI. (i und Pietro tinonim eine undeutliche Stelle gewesen sein. Ptol- Corcadi. Dass die Zerstörung Montelisciais durch die maeus Lucensis sagt mit ausdriickliclier Beziehung Florentiner erfolgte, ergiebt sich jetzt aus Sanzanome auf die G. Fl., die Florentiner hätten ein Castell im mit Bestimmtheit. Theil I. 29. Der Verfasser unserer Gebiet der Sienesen gebaut (t'ecerunt) und dasselbe Chronik hat in seiner Vorlage offenbar eine Zeile Monteliscus genannt. Simone della Tosa hat: isfecero übersehen oder gedankenlos gekürzt. Monteliscai: Paolino ebenso disfecero mit dem Subjekt lo borgo a Sanctu Giniegio, e uel detto auuo essendo li Guelti di Firenze in Mouteguarclii la masnada tedesca de Gbibelliui cbe stava iu Gangliereta li asj^aliio del mercataie di Monteguarcbi e in Ai-nt) conibattendd con b)ri) li Guelfi silli sconfissjero e fuvono de Tedescbi grande parte tia niorti e piesi. E in quelb) medesnio auno allo intrante del niese di niaizo essendo li Guelfi entrati in Capraia li Fiorentini ello re Fedeiigo fijrlio dell' imperadore Fedevigo vandarono ad oste e assediaila diutorno e del niese di niaggio prossimo vegnente la vinsero e preseno gli buomini cbe verand entio, cbe vi avea buomini di tutti li niaggioii casati de Guelfi di Firenze, spetialniente due grandi ca|)itani, lo conte Ridolfo di Capraia e Rinieri Zingane de Boudelmouti; e collo im- peradore lo quäle era allora in Fuceccbio ') tutti uandarono con lui presi in Puglia. E per lettere a lui mandate da Ghibellini di Fiorenza a tutti quelli delle grandi case fece trarre gli occbi e ])oi mazzerare in mare excepto Rinieri Zingane lo quäle fece delli occbi abacinare ma non mazzerare. Nel MCCXLVIIll a di XXVII di marzo Lodovico le di Francia essendo passato oltremare con grande oste per conquistare la Terra sancta ebbe allegro cominciamento e trista fine, cbe entraudo oltra mare neue terrc de nimici presc Danimiata, ma poi poeo tempo passando di XXVII di marzo per lo soldano di Babillonia fue preso elli ello conte di Tolosa e Karlo conte di Angio, suoi fVatelli, e morto fue Ruberto conte d'Artese, suo fratello, e quasi tutta sua geute vi rimase tra morta e presa; ma per la volonta di Dio in ])oco tempo lasciando li cbri- stiani Dammiata fue lasciato elli con tutti li altri. In questo anno del mese di niaggio li ßo- loguesi presero a battaglia lo re Enzo figlio di Federigo imperadore e poi miseno in pregione. Nel JICCL essendo li Fiorentini ad oste a Ostina di Valdarno e avendo li loro grande gente uel borgo di Fighine e per loro fue presa grande parte di quella gente, e per questa cagione loste si levo da Ostina. E nel detto anno li Fiorentini fecero popolo a dl XX doctobre e recaro li Guelti (lentro per pace a di XVII di geunaio'^j. Nel detto anno Federigo disposto dello im- perio la notte di Sancta Lucia morio in Firenzuola in questo modo: poiche fue infermato uno suo figlio non legijitimo chiamato Manfredi, desiderando lo regno di Cicilia ello tesoro di Federigo iiuiieiadore e avendo tema cbe non guarisse, con saputa d'uno segretario di Federigo con uno coscino ponendoli in suUa bocca lo affogoe. E in quella medesiraa notte Rinieri da Montemerlo essendo jiodesta di Firenze, cadendoli adosso la volta cbera di sopra alla camera sua, morio. . . . In questo anno (MCCLI) del mese di luglio li Fiorentini andaro a oste a Pistoia e sconfisseli a Monterappoli ■'). Nel detto anno certi casati di Gbibelliui usciro di Firenze. Nel MCCLII li Ubaldini avendo fatta loro adunanza di gente in Mugello per li Fiorentini furono sconfitti. . . . In questo anno (della morte d'Innocenzo IV) essendo li Gbibellini di Firenze co Tedescbi e co 1) EHe Angabe des Ptolinaeus Lucensis, Kaiser Chronisten vor. Monterappoli hiess der Berg, an dem Friedrich sei damals in Florenz gewesen, beruht auf die Pistojesen geschlagen wurden, nicht (.Monterappoli einem Versehen. liegt im Elsathale), sondern Monterobbiolo, wie Ptol- 1) Hier scheint ein Schreibfehler unserer Hand- maeus Luc, Paolino Pieri haben, während Villani und »chrift vorzuliegen. .Statt des 17. Januars haben Vil- Simone della Tosa M. Robolino schreiben. Da Pietro lani, Paolinu Pieri, Simone della Tosa übereinstimmend Corcadi Monterappoli liest, er aber nicht den Cod. Neap. den T. Januar. Perrens I. :i:)4 folgt der Chronik Ste- selbst benutzt hat, wie daraus hervorgeht, dass er fanis, dieAUes auf den 20. December 1250, als man schon nicht den Fehler desselben im Betreff von Montelisciai den Tod des Kaisers in Florenz erfahren habe, verlegt. theilt, so ist es klar, dass beide eine gemeinsame Vor- .•t) Hier liegt ein Fehler der Vorlage unseres läge gehabt haben, die das fehlerhafte Monterappoli las. 27 G Pisaui in Montaia e avendovi seonfitti li cavalieri delle quattro sestora di Firenze, li Fioreutini vandaio a oste del mese di gennaio ed ebbero la terra e disfecerla c menarone presi coloro che vcrano dentro. E quando loste era allo castello li Sanesi elli Pisaui si puosero a campo presso a Fiorentini e vedendo venire li Fiorentini verso loro andaronne quasi ad modo di seonfitta. Kel detto anno del mese di giugno li Fiorentini andaro ])er comune ad oste a Pistoia ed ebbero Tizzano; e essendo li Pisani a Montetojjoli e avendo allcra seonfitti i Lucchesi li Fiorentini vi cavalcaro a di due di luglo e sconfissero li Pisani e tutta loro gente al Ponte ad Era, e fue la caccia in fine presso a Pisa a tre miglia, e preserne III mila') senza li morti e presero la po- desta loro. E in questo anno del mese d'agosto, essendo entrato in Fighine lo conte Guido No- vello coli Ghibelliui, li Fiorentini vaudarono ad oste ed ebberlo a patti, che li Ghibeliini uscirono fuori 0 li Fiorentini ebbero la terra e disfecerla; poi tornaro li Ghibeliini in Firenze per pace. E in questo anno andaro li Fiorentini a soccorrere Montealcino lo quäle era assediato da Sanesi e sconfissero li Sanesi e preserne assai e guarniro Montealcino. Nel MCCLIII li Fiorentini andaro ad oste a Pistoia e guastaronla; e nel detto anno andarono a Montealcino e guernirlo e preseno Kappolano e assai castelli de Sanesi. In questo anno (MCCLIUI) li Fiorentini andaro a oste a Siena per eoniune coi Lucchesi e puosero lo canipo a Montereggione e i^i feceno li Sanesi pace con loro. Et in quella oste li Fioren- tini andarono ad oste a Volterra e vinseronla e Mortennana e Poggibonizi e andaro ad oste a Pisa, e li Pisani fecero j)ace con loro e diedero loro stadicbi. Nel MCCLV, faccendo lo conte Guido Guerra per li P''iorentini mandato per capitano con V cento cavalieri in ser\ igio delli Orbi- taui, giungendo lui in Arezzo caccionne fuore la parte Ghibellina. Per la quäl cosa li Fiorentini andaro ad oste sopra Arezzo e tanto vi stetteno, che vi rimiseno li Ghibeliini. NcUa quäle parte lo comune d' Arezzo spese nel conte Guido Guerra e in certi altri huomini libbre XII mila, li quali presto loro li Fiorentini. Nel MCCLVI, avendo li Pisani rotta pace a Fiorentini, li Fiorentini fesero oste sopra Pisa e sconfisserli al Serchio e presenne molti e molti nafogarono. Ed in questo anno fecero pace insieme. Nel MCCLVII li Fiorentini disfecero Poggibonizi; li quali per carapare la terra \ennero tutti in Fiorenza colle coregge in coUo chiedendo misericordia, e non valse loro. Nel MCCLVIII del mese di luglo lo popolo di Firenze, sentendo che li figliuoli Uberti ordinavano di rompere lo popolo, e essendo citati per la famiglia della podesta ella detta famiglia per loro duramente percossi e fediti , lo comune ello popolo trasse loro alle case ove fue jnorto Schiaptuzzo delli Uberti e preso Uberto Caina delli Uberti, al quäle im parlaniento fue mozzo lo capo, li altri usciro della terra con alquanti Ghibeliini e andarne a Siena. E del mese di settembre proximo lo detto popolo prese labate di Valembrosa, perche fue incolpato di tradimento e im parlamento nella piazza di Santo Apolinare li fue mozzo lo capo. Onde per lo popolo a Fiorentini sententia di scomunicatione si sequitoe. E in questo anno li Aretini preseno di notte Cortona e disfe- cerla. Et in questo anno del mese di febraio li Fiorentini andarono a oste ad un castello del vescovo d' Arezzo, che a\ eva nome Gressa, ed ebberlo e disfecerlo. Poi andarono ad oste a Vernia 1) Ptolmaeus Lucensis liest VUl. Alle übrigen III. 277 de conti Alberti et ebberlo e disfecerlo. Nel MOCLVlIll Cüustautiaopoli , che per li Franceschi e per li Venetiani vigorosaniente era conquistata, per Paglaloco imperadore de Greci per forza di battagla fue riavuta '). Nel MCGLX, essendo li Gbibeliini di Fiorenza insieme con certa masnada tedescha alloro data da Maufredi re di Cicilia cou uno capitano che avea nome Jordano, li Fiorentini con loro amistade e coUo carroccio andarono ad oste a Siena del niese di maggio, et essendo loro presso alla terra chavalieri tedeschi uscirono fuori e assalendo vigorosaniente lo campo per li Fiorentini f'urono tutti tra niorti e presi. In quella oste i Fiorentini presero Men- zano e Casoli. In questo anno lo re d'Ungaria per cagione di terre assalio lo re di Boemia con XL milia-) cavalieri tra pagani e altra gente dello Levante. A cui lo re di Boemia si fece in contro con piii di C niilia con covverte di ferro; e ne confini de reanii essendo comin- ciata la battagia di discorso che fecero li cavalli della terra tante polvere si levoe che essendo di nezzodie non potea conoscere l'uno l'altro. Alla fine l'Ungaii essendo lo re loro nialaniente ferito comiuciaro a fuggin; e nel fuggere che faceano in uno fiunie profondo, lo quäle convenia loro passare, senza li altri niorli piu di XI HI migliaia si diee che uaffogaro. Ma lo re di Boemia di po la victoria entrando nelle terrc di re d'L'ngaria per solemni ambasciatori fue richiesto di jiace, la quäle lo re d'Ungaria le terre onde era stata la discordia per matrimonio fermoS). — In questo anno (MCCLX) Azzolino di Romano dal marchese Palavigino e dali Chermonesi nel contado di Melano con sua gente fue sconfitto e fedito e preso, delle quali fedite in pregione n\orio. Lo quäle tenea sotto sc la niarcha Trevigiana e Cherniona e fue lo piu crudele signore che fosse tra li christiäni. — Nel detto anno del mese dagosto li Fiorentini per comune con loro amista di Lucchesi e Pistolesi e Pratesi e Orbitani e altra gente andaro ad oste per guernire Montealcino, a quali si fece in contro a Monteaperti li Saneai e li Gbibeliini di Fiorenza colla niasnada tedescha che avevano da Manfredi, e sabato a di IV di settembre aboccandosi insieme per certi traditori che erano tra li Fiorentini li Fiorentini furono sconfitti, li quali tra morti e presi piu di VI mila, e lasciaro tutti loro arnesi che portavano colla compagna insieme. E lo giovedi veguente per la detta cagione li Guelfi uscirono di Firenze e andarne a Luccha e simi- glantemente fecero li Guelfi di Pistoia e di Prato. E la domenica a dl XVI di settembre li Gbibeliini col conte Jordano e colla masnada tornaro in Firenze e fecerne podesta lo conte Guido Novello facendo giurare a Fiorentini la fedelta di Manfredi. Poi fecero compagnia colli Pisani 1) Von diesem .Satze sagt Ptolmaeus Luc. aus- drücklich, dass er den üeata Florentinorum entnommen sei. Da derselbe sich geradeso auch bei Martinus 1. I. i''A findet, 80 ist damit der Beweis, dass die Uesta Fl. den Martin von Troppau benutzt haben, direkt erbracht. .Martin schliesst an seine Notiz über die Eroberung Constantinopels die Nachricht von der Niederlage der Florentiner bei Montaperti an, die er tUlschlich in dasselbe Jahr setzt. 2) Villani VL "I macht Soooo daraus. .'() Auch von dieser Erzählung gilt die vorletzte Bemerkung. Ptolmaeus Luc. führt die Erzählung von der .Schlacht an der .M.irch zwischen Üttokar und .Stephan auf die Gesta Florentinorum et Germanorum zurück, während unsere Erzählung eine wörtliche Uebersetzung des Berichts des Martin von Troppau ist. Unter den üesta Germanorum hat er vielleicht die Erzählung der Annales Altahenses (Mon. (Jermaniae XVII. 401) verstanden, oder sich nur mit einem Ci- tate breit machen wollen. — Die letzte Zeile unserer Uebersetzung ist fehlerhaft. Das 'lo re d'Ungaria' passt nicht ; er ist ja der geschlagene, der um Frieden bittet. Ich glaube unser Copist hat sich verlesen; es stand in seiner Vorlage statt dieser Worte „raunate", wie Villani liest. 278 e Sanesi e Pistoresi e Piatesi e Aretiui c altre tenc di Toscana contra li Giielti e contra li Lucchesi dando per patto a Sanesi V castella del contado Fiorentino a disfare. Nel detto anno (MCCLXl) 11 Fiorentini colla conipagna di Toscana e col conte Jordano andaro ad oste sopra le terre di Luccha e preseno Santa Maria a Monte e Montecalvoli e Castel- franco e Sancta Croce e altre castella de Lucchesi, e puoseno l'assedio a Ficecchio e tra- bucclii e altri dificii e non l'ebbeno. Nel MCCLXII li Guelfi di Firenze cherano in Lucca del mese di septembre si mosseno di Luccha e vennerne a Ficecchio c da Ficecchio vennero a Signa per nentrare in Fireuze e per terna de Pisani, li (juali allora vennero in servigio de Ghibellini. si tornaro a Luccha. — E in questo anno (MCCLXIII) li Guelfi di Firenze e li Lucchesi jier la conipagna di T()Kcana e per la masnada Tedesca f'uoro sconfitti a Castiglione. Nel MCCLXV Karlo che per ricoverare lo regno di Cicilia lo quali li fue dato da Urbano Uli" papa a Koma , ove allora era eletto senatore , per niare venne e ivi lo die delle epiphania da due cardinali per luandato del papa del detto regno fue coronato; elli suoi cavalieri Fran- ceschi e Provinzali ella cavalleria de Guelfi di Firenze per Lombardia e per Roraagna nel detto tempo vennero; e intrando in Puglia e preso per forza Sangeruiant» e altre terre infino al ponte a Beuivento colla sua gente venne e ivi abocandosi con Manfredi e sua gente il sezzaio venerdi di febraio per forza di battaglia di carapo Manfredi di reame e della vita spoglio: e della sua gente ne fue niolta Ira niorta e presa, e intra quali presi fue il conte Jordano e Pieio Asiuo, li quali niandatine presi in Provenza di turbida morte fece niorire. Et in questo tempo ebbe tutta la terra di Puglia ella maggiore parte di Cicilia '). Nel detto tempo lo \ escovo d'Arezzo mise li Guelfi di Fireuze nelle castella sue .... Nel detto anno il di di Sancto Martiuo in Firenze si levaro XXXVI huomini e fecero popolo. Per la cui tema in (juello die li Ghibellini col conte Guido Novello e colla masnada Tedesca uscirono di Firenze e andarne a Prato. E del mese di gennaio proximo li detti XXXVI recaro in Fireuze per pace li Guelfi e li Ghibellini, avegna che poco durante, che lo die della prossima pasqua di resurressio(!) a posta de Guelfi lo conte Guido Guerra con III cento chavalieri avuti da Re Karlo di Puglia in Firenze venne, per la cui tema le Ghibellini la notte dinanzi uscirono della terra. Onde li Guelfi rimanendone signori 1) In dieser ErzShluBg ist keine Spur von einem Kampfe an der Brücke von Ceperano. Die ganze Sage von demselben ist durch eine Undeutlichkeit der Gesta Fl. entstanden. Dieselben hatten zum Jahr ri(')5 erzählt, König Manfred habe an der Granze des Kirchenstaats, bei Ceperano, 2 Monate mit seinem Heere gestanden. Das ergiebt sich aus Simone della 'i'osa ad h. a. Mit diesem Aufenthalte Manfreds im süd- lichen Theile des Kirchenstaates combinirt nun Ptol- maeus Luc. den Ausmarsch (Jarls von Anjou, der aber I) Monate später stattfand : l'unc ( 1 265) exivit ei ob- viam Carolus cum sua militia et abstulit ei puntem praedictum et castrum sancti Germani etc. Ptolmaeus Lue. konnte und musste hierzu durch die Ungenauig- keit des Martin verleitet werden, der die Niederlage Manfreds in das Jahr 1265 verlegt oder doch zu ver- legen scheint I. I. S. 483. Die späteren Chronisten sind ihm in demselben Fehler gefolgt. Dante hat die Brücke von Ceperano mit der von Benevent ver- wechselt, und Villani die Verwirrung erst vollkommen gemacht. Die Märchen, die er bei dieser Gelegenheit auftischt, waren übrigens zu seiner Zeit im Schwange, und von den Florentinern schon wohl gleichzeitig mit den Ereignissen erfunden. Von einem historischen Irr- thume der Gesta Fl. kann in diesem Falle (gegen Schelfer-Boichorst S. 2.13 u. f.) also nicht die Rede sein. Zur Sache ist zu vergleichen Capasso, Historia diploniatica p. 301. 279 lo re Karlo ne fecero podesta, lo quäle per piu di X anni per suoi vicarii resse la terra'). — In questo anno del mese di giuorno essend« li Ghibellinl di Firenze in Santellero per fare guerra, li Fiorentini vandaro a oste, alla quäle oste lo maniscalco del re Karlo con molti chavalieri tVanceschi venne; e per forza vincero lo castello e avendovi dentro nel torno di VII cento huo- mini quasi (tutti) fuoro tra morti e presi. E nel proxsimo niese di luglo lo detto malisealco colla sua gente ando ad oste a Siena e stando ivi una grande cavalleria di Ghibellini e di Te- desclii di Pisa vennero a Poggibonizi; per la quäl eosa lo detto malisealco se parci da Siena e vennej a oste a Poggibonizi e ivi co Fiorentini insieme e colla amista di Toscana puosero l'asse- dio dintorno, accioche questi dentro non ne potessero useire. Di steccati e di torii acerchiaro, gitaiido\ i dentro pietre con molti trabucchi. E del mese dagosto essendo lo re Karlo dalla chiesa di Roma fatto vicario dimperio venne in Firenze e da Fiorentini con grande honore fue ricevuto facendoli grandissimi doni e ivi stette otto di, Poi nando nella detta oste e stette allo assedio infine a gennaio-). Poi ebbe la terra alle sue comandamenta securi lavere eile persone, li quali tutti terrazani e forestieri giuraro di non esserli mai incontro. Et Karlo mise sua podesta nella terra e comineiovi a fare una fortezza e stettevi XV di. Poi caballo colla sua gente sopra Pisa e pigliando molte castella ando a Porto Pisano e disfece lo castello del porto. Nel detto anno nel niese di febraio Karlo ando ad oste sopra Motrone, lo quäle tenea lo Pisano, e per forza avuto lo castello diede lo a Lucchesi. Nel detto anno Curradino figlio di Currado del figlio che fue di Federigo imperadore venne della Magna a Verona con grande gente a torre a Karlo lo reame di Cicilia. In questo anno Carlo torno in Puglia lasciando in Toscana lo malisealco suo con sua gente per contrastare a Corradino l'andata di Puglia. Curradino da Verona per Pavia colla forza del Genovese in Pavia venne ove da Pisani e dai Ghibellini di Toscana rive- I) Dieses ist voUkomaien richtig. Denn erst im Jahre r27!t tritt wieder ein nicht von Karl einge- setzter Podesta von Floren/, auf. Man sieht recht deutlich, wie der Fehler bei V'illani entstanden ist, dass die Florentiner Karl von Anjou zum Podesta von Florenz auf 1» Jahre gewählt hätten, während er in der That nur auf ti Jahre bestellt war. Ptolraaeus Luc. und .Simone della Tosa haben die richtige Zahl nach den Oesta Fl. bewahrt. Da faktisch aber Karl In Jahre lang Podestaten als Stellvertreter in P'lorenz eingesetzt hat, so schrieb nnser Bearbeiter der (iesta Fl. dieses nieder. Das ergiebt sich auch aus der(!hronik des Pietro (.'orcadi, der einfach schreibt: li Guelfi fecero podesta Carlo el quäle per suoi Vicarj resse hene l(i anni la terra. Man sieht von einer Einsetzung auf III Jahre ist hier nicht die Rede. Diese hat erst der flüchtige Villani erfunden, der die Einsetzung auf ti Jahre und die faktische Ausübung des Amtes, die er auf mehr als 10 Jahre in seiner Vorlage ange- geben fand, zusammenwarf und daraus eine Einsetzung von 10 Jahren machte. Dieses gegen die Erklärungs- versuche dieser Differenz bei Scheffer- Boichorst S. 229 del Giudice, Codice dipl. II. 1. 29, Anm. 'A. Busson- Kopp S. 7(5. 2) Diese Zeitangabe ist falsch. Poggibonzi ergab sich am 1. December 12ti7. Karl verweilte aber noch längere Zeit dort, und da er erst im Februar nach Lucca geht, so hat sich diese unrichtige Zeitbestim- mung, die auch die Chronik Pietro Corcadis (e qui stette (?) Januarii) zu theilen scheint, gebildet. Villani fand diese Angabe in unserer Chronik zwar vor, setzte die Uebergabe Poggibonzis aber auf den 1.5. December an; oder, was noch wahrscheinlicher ist, er verwechselte den Abzug Karls gegen Pisa, der am Iti. December erfolgte, (Paolino Pieri ist hier in den beiden vorhan- denen Ausgaben wohl falsch interpungirt) mit der Uebergabe von Poggibonzi. Die (iesta Fl. hatten sieh wohl nicht ganz deutlich ausgedrückt, und daher stammt die Verschiedenheit der Angaben in den Be- arbeitungen. Sie hatten übrigens ursprünglich das Richtige: Uebergabe der Stadt am 1. December, Aufenthalt Karls von 15 Tagen nach der Uebergabe, Abmarsch gegen Pisa 16. December. 36 280 renteniente fue ricevuto. La quäle gente co Pisaui venneru sopra Luccha et essendo in Luccha lo nialiscalco di Karlo con sua gente e con lo legato del Papa con gente di crocesignati contra Curradino uscirono fuore per combattere, ma non si abboccaro. Poi Curradin« e sua gente si partio di Pisa e andonne a Poggibonizi, In quäle gia era ribeliato da Karlo, e da Poggibonizi nando a Siena lo di di Sancto Johanni di giugno. Lo nialiscalco di Karlo con sua gente si parti di Firenze per audarne ad Arezzo; al quäle la gente di Curradino si paro dinanzi al ponte a Valle per condotto delli Ubertini, e aboccandosi fue sconfitto lo nialiscalco e preso eile e Amelio di Curbano e morti e presi molti della sua gente. E con questa vittoria Curradino con sua gente e co Ghibellini di Toseana e di Lombardia e co rebelli di Karlo si parti di Siena e andonne a Roma, ove solennemente a modo d'imperadore fue ricevuto e spoglo la sagrestia di Sancto Pietro di tutti li tesori che v'erano. In quello anno del mese d'Agosto Curradino con sua gente accompagnato da donno Arrigo senatore di Roma e fratello de re di Castella e da molti altri Romani contra lo re Karlo entro in Puglia; a cui Karlo coUa sua gente nel pian di Sanvalentino a Taglacozzo si fece incontro e la vigilia di Sancto Bartolomeo d'agosto comiu- ciata la battaglia e gia morto lo nialiscalco de re di Francia e grande parte delle genti di Karlo messa in isconfitta Karlo coUa sua schiera percosse tra nimici e sconfisse Curradino ella sua gente de quali la maggiore parte fuoro tra morti e pressi. E non dipo molto tempo Curradino chera seampato dalla battaglia col figlio del duca d'Ostric e col conte Calvagno ello figlio e col conte Gherardo di Pisa si trovaro in terra di Roma a una terra che ae nome Asturi, e ivi intrando in mare uno de Franipane di Roma li prese e diedeli a Karlo, il quäle del mese di settembre a Curradino e a questi con lui furono presi fece in Napoli mozzare lo capo; e poi in piecolo tempo riebbe tutte le terre che da lui erano ribellate faccendo di loro grande Vendetta. E domino Ar- rigo mise in pregione. In questi tempi morio demente Papa a Viterbo e nella chiesa di Sancto Lorenzo fue sepellito. Nel MCCLXIX li Sanesi col conte Guido Novello e co Ghibellini di Toscana e con grande masnada di Tedeschi e Spagnuoli e altra gente venneio a oste sopra Colle di Valdelsa li quali erano MCCCC chavalieri e VIII mila pedoni. E Gianbertaldo vicario in Toscana per lo le Karlo con CCC chavalieri franceschi e colla compagna di Toscana cavalcarono a Colle, ello die di Sancto Bartolomeo di giugno ') li Sanesi levandosi da campo la mattina per tempo li Fran- ceschi e li Fiorentini che erano quasi VII cento chavalieri uscirono di Colle e abboccarsi in- sieme e dipo la dura e stretta battaglia di campo li Sanesi furo sconfitti e morti e presi molti della loro gente, lasciando con una loro carrocetta tutti loro arnesi; intro quali a Provinzano Salvani quasi capitano del popolo di Siena fue mozzo il capo. E in questo anno del mese di settembre li Fiorentini andaro a oste ad Ostina di Valdarno e puoservi l'assedio; e del mese 1) Es ist das Fest der Translation des h. Bar- der bekanntere des August, 24. August) gemeint, tholomäus gemeint, das am 17. Juni gefeiert wurde. Villani kannte wohl den Bartholomäustag des Juni Der Tag steht ausserdem durch die Annales Senenses nicht und corrigirte desshalb Barnaba i. e. 14. Juni, fest. — Pietro Corcadi und Paollno Pieri haben das worin ihm auch Simone della Tosa gefolgt ist. Die richtige Datum. Der letztere fügt ausdrücklich die Uebereinstimmung Paolino Pieris, Pietro Corcadis und Tageszahl bei, während unser Chronist nur hervor- unserer Chronik tritt hier wieder sehr bezeichnend auf. hebt, es sei der Bartholomäustag des Juni (und nicht 281 (lottobie uscendo quelli ehe erano iu Ostina di notte fuore ]ier andarsene per li Fioreiitini giande parte ne furono tra morti e presi, et ebbono lo castello. Nel detto anuo la notte di kalen oltobre fue si gran diluvio d'acqua, che erebbe Arno per Firenze infine disopra il palagio del Comune a Sancto Apollinare e rovino lo ponte a Santa Trinita e niolte case, ove inolte gente morirono. In questo anno lo detto Gianbertaldo co Lucchesi e co Fiorentini e con altra gente di Toscana andaro ad oste a Pisa infine presso alle mura della terra, elli Lucchesi batterono muneta et ebbeno Asciano per forza. Nel MCCLXX Azzolino Neracozzo e Conticioi» figlio (sie!) Farinata delli Uberti c Bindo Grifoui da Fighine essendo partiti di Siena per audare in Casentino fuoro presi in Valdarno e nienati presi a Firenze, a quali lo die di Saneto Michele di maggio per sententia di Puglia niandata da Karlo fue mozzo lo capo, salvo Conticiuo lo quäle niorio nella prigione di Karlo '). In questo anno del niese di giugno li Fiorentini andaro ad oste a Pian di Mezzo de Pazzi di Valdarno e puosenvi l'assedio ed ebbenlo e dist'eeenlo. In questo anno li Fiorentini disfecero Poggiobonizi per licentia di Karlo '^). Filippo filio prinio di Lodovico a cui sapartenea la dignita della corona di Fraucia coli oste de ehristiani si parti di Cartagine e vennene in Cicilia nel porto di Trapani e ivi per fortuna rieevettero grande danno di navi e d'arnesi ■'). Et di Cicilia accompagnati da Karlo ne vennero a Viterbo la ove era la corte vacante di pastore. E soggiornante in Viterbo Guido da iMonforte, lo quäle era per lo re Karlo vicario in Toscana, uccise Arrigo figlio de re Ricciardo, fratello dello re d'Inghilterra in Viterbo in una chiesa essendo lui alla messa, poi il detto Filippo co Fran- eeschi si parti di Viterbo e andonne in Franeia passando per Fiorenza portandone seco l'ossa di Ludovieo suo patre, e giunto a Parigi con grande solemnita fue coronato. Nel MCCLXXI del niese di nnarzo lo re Enzo morio in pregione e a Sancto Domenieo da Bolognesi fue sepellito a grande honore. Nel MCCLXXIII lo detto Papa (Gregorio XI. sie!) colli cardinali andando al concilio venne in Fiorenza e ivi trattando di pace tra li Guelfi elli Gliibellini*), e del niese di luglo raunata inolta gente nel greto d'Arno ivi venne lo papa co cardinali e con lo re Karlo e sopra la dift'erenza, che era tra li Guelfi e li Ghibellini, diede sententia e tolse mallevadori e stadichi, e certe castella a Ghibellini; li quali stadichi e castella diede in guardia a detto Karlo. E in quello die per li stadichi fece fare pace, la quäle non pervenne a compimento. In quello die lo detto papa nel detto luogo fondo la chiesa di Santo Gregorio; poi lo detto papa si parti di 1) üeher dieses Faktum siehe oben 8. 24M, 2) Diese Darstellung ist sehr stark im florenti- nischen Interesse gefärbt. Siehe dagegen das Tage- buch des Guido de Corvaria bei Muratori, Seriptores XXIV. ti75. t')7T. Die Florentiner traten bei Pian di Mezzo und Poggibonzi lediglich als Hiilfstruppen des Guido von Montfort auf. :j) Ich unterlasse, die ausführliche Erzählung des Zuges Ludwig des Heiligen nach Tunis, 1270, hier ein- zurücken, da dieselbe eine wörtliche üebersetzung des Berichts des Martinus von Troppan ist. (Siehe oben S. 2G4 n. f.) Villani hat unseren Text über- arbeitet und erweitert, wie man aus einer Vergleichuiig von Villani VII. :)7 und :)8 mit Martinus I. 1. ersehen kann. Die Art, wie Villani gearbeitet hat, kann man an dieser Stelle klar erkennen. Dass Villani nnsern Text vor sich gehabt hat, geht u. A. daraus hervor, dass er die beiden ersten 8ät/,e, die Martinus dem sterbenden Ludwig in den Mund legt, genau wie unser Text in italienischer Sprache wieder giebt, den dritten dagegen: Introibo in domum tuam etc. wie unsere Chronik in lateinischer Sprache beibehalten hat. 4) Hier ist offenbar die Zeitdauer des Aufent- haltes des Papstes in Florenz ausgefallen. 3ti* 282 Firenze e andoune a Leoue. — Nel dettn anno (MCCLXXllil) e niese la parte Ghibellina di Bologna ne fue cacciata per forza e audarne a Faenza, onde era uscita in quello anno la parte Guelfa; e del mese di settenibre proxinio li Bolognesi vandarono ad oste e guas'taro Faenza e Iniola. In questo anno MCCLXXIV Johanni giudice di" Gallura con alquanti Pisani Guelfi per li Pisaiii fuoro cacciati di Pisa, li quali ponendose co Lucchesi e colli Fiorentini e coUa coiupagua di Toscana i-on loro insieme andaro ad oste a Montetopoli et ebberlo patti. Nel MCCLXXV del mese di maggio morio il giudice di Gallura a Santo Miniato del Tedescn; uel detto niese lo eonte Ugolino con e altri Pisani Guelfi uscirono di Pisa. E del mese di luglo lo detto conte e Luc- chesi e Fiorentini e li altii di Toscana andaro ad oste a Pisa contra lo comandamento del Papa e guastaro Vico et presero Castella; per lo quäle fatto fuoro scomunicati. In questo anno del mese di giugno li Bolognesi andaro ad oste a Forli, onde era signore lo conte Guido di Monte- feltro e di tutte le altre terre di Romagna; lo quäle con sua gente ssconfisse li Bolognesi di ponte a Sancto Brocolo, e grande gente ne fuoro tra morti e presi. In questo anno a dl II di settem- bre li Lucchesi con li usciti di Pisa e col vicario di Toscana de re Karlo sconfissero li Pisani al castello d'Asciano, ove grande quantita ne fuoro tra morti e presi. Nel detto anno Gregorio papa tornando da Leone iufermo ad Arezzo, a di X di gennaio morio e ivi fue sepellito. Nel MCCLXXVI del mese di giugno lo conte Ugolino e li Guelfi usciti di Pisa co Lucchesi e colli Fiorentini e con li altri di Toscana e coUo vicario di Karlo andaro ad oste sopra Pisa verso lo Ponteadera e fuoro sconfitti li Pisani a uno fosso che avevano fatto e cacciati infino presso a Pisa. Et in quella oste si fece la pace colli Pisani ello conte elli Guelfi usciti tornarono in Pisa. — In questo anno del mese di gennaio fuoro sconfitti li signori della Torre di Melano e cacciati fuore di Melano e mortine e presi di loro per li usciti di Melano e per lo marchese di Monferrato con altri Lombardi; e l'arcivescovo colli usciti ritoruarouo in Melano e quelli della Torre fuoro tutti disfatti e distrutti e discacciati del paese. Li quali erano li maggiori cittadini che fossero tra li christiani e piu signori di loro cittade. Nel MCCLXXVII morio Johanni papa cadeudoli a dosso la uotte la volta di sopra alla Camera sua e fue sepellito a Viterbo a di XX" di maggio. Nel detto anno e mese Filippo re di Franeia per tutto lo reame suo fece pigliare li usorai in avere e in persone e tolse loro LX milia libre di parigini e divietolli di tutto lo reame. Nel MCCLXXVII Nicolas IUI uato di Roma delli Orsini. Sedeva papa anni II, mesi Villi, di XV e vaco mesi VI, di VI. Questi essendo cardinale chiamato Johanni Gaetani a Vi- terbo fue fatto papa a di V di dicembre. Questi fece a Sancto Pietro uno grandissimo palazzo con grande giardino murato. Et essendo Karlo re senatore di Roma e vicario in Toscana dello imperio le dette due signorie li fece rinuntiare. Nel detto tempo del mese d'agosto Ridolfo re della Magna detto imperadore ando cou grande oste adosso allo re di Boemia, lo quäle li si fece incontra con grandissima gente di chavalieri, e dipo la dura battagla di campo essendo morto lo re di Boemia la gente sua fue sconfitta; dei quali molti ne fuoro tra morti e presi. Poi lo detto imperadore collo figlio de re di Boemia fece pace, al (|uale rendeo lo reame dan- (logli la figliuola per moglie. — In questo anno (MCCLXXVII) lo detto papa si fece dare e l)rivileggiare al detto Ridolfo eletto imperadore tutta la citta di Bologna, la ove mando per conte Bertoldo delli Orsini e per suo legato frate Latino del ordine de predicatori cardinale 2ö8 Ostieuse; li quali tiassero Roiuagna della signoria del conte Guido da Moutefeltro e signoreg- giolla lo detto conte Beitoldo per la chiesa di Roma. — Nel detto anuo (MCCLXXVII. VIII?) lo detto papa ricevette in mano la diffeienza ella briga che eia tia li Guelfi elli Ghibellini di Fioreuza dal sindaco de Guelfi e dal sindaco de Ghibellini; la quäle diffeienza lo detto papa comniiiie in frate Latino cardinale. Nel MCCLXXIX lo detto fiate Latino essendoli commessa la differenza che era tia li Guelfi elli Ghibellini di Fiorenza di Romagna in Fiorenza venne a di VIII di i>ttombre e da Fiorentini e dallo ehericato houorevolemente fue vicevuto. Lo quäle lo di di Sancto Luca fondo la chiesa de frati predicatori. Lo detto cardinale ordinando e trat- tando la pace tra li Guelfi elli Ghibellini, e del mese di febraio proximo cougregati nella piazza de Santa Maria Novella podesta, capitano e consoli del comune e grande parte de Fiorentini, cherici e laici e religiosi e sindachi delle parti, alli detti sindachi bacciandosi insieine fece fare pace. E i\i diede sententia de modi e de patti e delle conditioni tra luna parte e laltra fer- mando la detta pace di molti mallevadori. E dallora innanzi potero tornare e tornaro li Ghi- bellini in Fiorenza eile loro famiglie sopra li loro beni e fuoro trattati per cittadini, salvo che alquanti ne puose lo detto cardinale a confini. Anco lo detto cardinale fece fare in Firenze molte paci tra uomini spetiali tra(!) per volonta delle parti e per forza. E ordino e comando chelle donne andassero col capo velato '). Pol dipo molte altre cose fatte lo detto cardinale si torno in Romagna. Nel MCCLXXX del mese d'agosto Nicoiao papa morio a Vlterbo e ivi fue sepellito. Nel tempo della detta vacatione essendo li cardinali riuchiusi in Viterbo per eleggere papa per li Viterbesi fuoro tratti tra cardinali Matteo Rosso e Jordano delli Orsini cardinali e sozzamente fuoro messi in dura prigioue e a grande distretta; e per questa cagione per loro e per li altri cardinali fue fatto papa Simoue dal Torso cardinale. Nel anni domini MCCLXXX Martino IUI nato di Francia. Öedeva papa anni III, mese iino, di XXVII e vaco di VI^). In questo tempo lo conte Guido da Montefeltro avendo occupata Romagna, la quäle dipo la morte di Nicoiao papa avea tolta a ßertoldo conte, lo detto papa Martino, dipo la sconiunicatione di lui fatta, Janni di Epa di Romagna fece conte e con molti cavalieri e pedoni lo mando contra lo detto conte Guido. Questi sconiuuico Paglialoco imperadore di Constantinojxili e tutti li Greci peroche non ubbidiano la chiesa di Roma. Nel MCCLXXXII in kalendi aprile Palermo si ribello da Carlo re di Cicilia e uccisero lo giustitiere che vera per lui con tutti li Franceschi che verano; e poco tempo passando alla sommossa de Palermitani si ribello Messina e tutte l'altre terre di Cicilia e tutta la gente che vera per Karlo uccisero. Et in quello anno del mese di giuguo Piero re di Ragona con suo naviglo e con molto guernimento di gente e d'altre cose per conquistare terre ando nello reame di Tunisi, e qui scendendo in terra non vi pote aquistare altro che danno, e partendosi e intraudo in niare, avendo inteso che li Ciciliani s'erano ribellati da Karlo, si vi mando suoi ambasciadori profferendosi loro. Li quali concordevolemente lo elessero in loro re, ello detto re di Ragona essendo al castello di Castro in Sardigna e ivi venendo allui li ambasciadori I) Diese Notiz über die Kopftracht der Floren- 2) üeber die Dauer dieses Pontificats und die tinerinnen hat nur noch Pietro Corcadi. darauf bezüglichen Angaben s. oben S. 2 14. Anm. 4. 284 de Ciciliani colla detta elettione qulnde si parti e andonue in Cieilia con tutta sua gente, salvo li cheriei elli religiosi li quali per la scomunicatione del papa non vi vollero andaie. Elli Cici- liani lo licevetteio a grande lionore e fecenlo loro re. E nel detto anno del mese di settembre Karlo con grande gente di Franeescbi e Provenzali e Puglesi e Fiorentini e Toscani e Lorabardi per lo Faro andaro ad oste a Messina e stettevi di Poi avendo tema del verno per la fortuna del mare si parti senza alcuno aquisto fare e torno in Pugla. Onde Martino papa in- tendendo cio che aveano fattfi li Cicigliani e lo re d'Aragona contra la chiesa di Roma e contra Karlo si scomuuico loro e chiunque vandasse; e in servigio di Karlo mando per suo legato in Puglia Gherardo di Parma eardinale; poi il detto papa per volonta de cardinali lo detto re di Ragona sententievoleraente dispuose del detto reame di Ragona e concedettelo e diedelo a Karlo figlio secondo di Filippo re di Francia per privileggio boUato della boUa del papa e suggellato de suggelli di tutti li cardinali. Nel MCCLXXXIII avendo lo re Karlo appellato traditore Piero di Ragona per quello appello singaggiaro insieme di battagla, ciascuno insieme di battagla e ciascuno in persona con C cavalieri, la quäle battaglia ingaggiaro di fare a Bordella in Guas- cognia sotto la guardia del siniscalco di Guascogna, che vera per lo re d'Inghilterra. E del mese d'aprile Karlo ando a Bordella per fare la detta battagla, la quäle dovea esscre per la proxima festa di Öancto Johanni di giugno, e ivi si rapresento in fine al termine. E Piero d'Ara- gona non venne alla battaglia, ma chiusamente venne al siniscalco, per non cadere nella infaraia per li patti che erano tra loro. Nel MCCLXXXIIII di VIII di giugno Roggieri dellori ') amiraglio di Piero d'Aragona con molte galee armate venne per mare inline al porto di Napoli e ivi rin- chiese di battaglia lo principe Karlo, figlio di re Karlo, lo quäle principe entrato in mare nelle sue galee con grande gente di baroni e di cavalieri combattero con lui presso a Napoli e dipo la dura battagla dal detto Roggieri fuoro sconfitti e prese ne fuoro Villi galee; nelle quali fue preso lo detto principe e molti altri baroni e cavalieri, e nienoneli presi in Cieilia. E l'altro di lo re Karlo tornando di Provenza con L galee benfornite nel porto di Gaeta giunto ivi ae saputo che lo principe suo con sua gente era preso, incontenente si parti e andonne a Napoli e rifer- mata la terra andonne a Brandisio con tutte sue galee fornite e ivi intro in mare cou sua gente per passare in Cieilia e non vi poteo intrare. Nel detto anno del niese d'agosto li Genovesi sconfissero li Pisani in mare e presero galee ella podesta loro de quali fuoro morti e presi. Nel detto anno lo re Karlo essendo in Capova'-) gravemente infermato lo seguente die depo la festa della hepiphania della detta infermita morio, ello corpo suo fue recato a Napoli e ivi honorevo- lemente fue sepellito. Questo Karlo fue lo piu temuto signore ello piu valente d'arme e di maggiori intendimenti che neuno che fosse da Karlo Magno infine allui e quelli che piu exalto la chiesa di Roma. In questo anno ^) si mossero uno die con grande furore e andarono alla prigione ove li Franceschi erano presi volerli uccidere, e quelli difendendosi nella prigione li detti vi misero fuoco e tutti li arsero. Poi tutte le terre di Cieilia fece ciascuno suo sindaco. 1) So ist der Name durchgängig geschrieben. Nach Paoliuo Pieri starb er: presso di Napoli. Karl Es ist selbstverständlich der berühmte Seeheld Rüg- starb in Foggia. Amari, La guerra etc. I. 325. giere Loria gemeint. 3) Der Name ist ausgelassen. Es muss ergänzt 2) Ebenso Pietro Corcadi, der auch Eigenes hat. werden i Messinesi. Zur Sache vergleiche Amari 1. 1. I. sn u. f. 285 Li quali lauuati coDdaniiaro lo principe Kailo a morte, ma per la gratia di Dio la mogle di Piero di Ragoua avuto miglore consiglo al marito lo adimando in Aragona. Mnrto lo re Karlo riniase guardiano e capitano di Pugla Kuberto coute d'Artese con baroni e cavalieri franceschi con la principessa e con Karlo Martello primogenito del principe Karlo, lo quäle ritenne la signoria et era giovane di XII anni. In questo anno a mezza quaresima Filippo re di Francia si messe con grandissima baronia e cavalleria e altra gente fraucescha, li quali erano di croce segnati in Francia da Cervagio cardinale e legato del papa ') contra Piero d' Aragona. E venne a Nerbona per entrare nello reame da Ragona, lo quäle era privileggiato per lo papa a Karlo suo figlio. Xel MCCLXXXV lo detto re Filippo con tutta suo baronia e cavalleria e gente e collo legato del papa e coUo re di Maiolica fratello di Piero d'Aragona si partio di Nerbona e andonne a Perpignano e per lettere de re di Maiolica infine a pie delle montagne, onde s'entra nello reame d'Aragona, e per uno passo stretto che va, lo quäle Piero d'Aragona avea molto aforzato e con sua gente lo guardava per uon lasciare passare lo re di Francia. Et una mat- tina molto per tempo movendo lo re di Francia con la gente sua e mostrando di venire da questo passo tennero d'altra parte e salirono su per la montagna senza tutti loro arnesi li quali lasciaro nel campo, la quäle era molto ritta e diversa, si che neuua persona avrebbe creduto che quando si fosse potuto passare, e fuoro disopra. E lo detto Piero, quando lo seppe, con tutta sua gente si partio e torno arieto nelle terre sue. AUora tutta la gente che era rimasa nel campo de re di Francia con tutte le some e arnesi e bestiame passaro per lo detto passo e venuero la ove era lo re di Francia, lo quäle inconteneute con tutta loste discese nel piano della montagna 2) et prese et ebbe a suo comandamento molte terre del contado d'Ampuli ; e fece ve- nire per mare C galee armate e navi grosse e altri legni, che avea aparecchiati al Acqua morta e per Proveuza recavano tutta la vittuagla e altre cose che alloste abisognava ; e elli colloste sua puose l'assedio a una citta che ae nome Girona e stettevi dl Ello die di Sancta Maria d'agosto Piero d'Aragona co suoi cavalieri si parti di Barzellona e ciascuno ehavaliore con uno sacchetto di grano dirieto vennero per metterlo in Girona; e quando fuoro presso alla terra CC chavalieri franceschi passavano per quelle parti, e quando si viddero quelli gittaro a terra le sacca del grano elli Franceschi percotendo alloro silli sconfissero, e allora fue ferito d'una lancia nel volto lo detto Piero ■';. Veggeido quelli di Girona che non si poteano teuere feceno le comandamenta de re di Francia. Allora lo re non voglendo tanta spesa fare in fornire galee fece disarmare e rimase con XXV galee armate. In quello tempo li Cicigliani armaro C galee per mandare in servigio di Piero d'Aragona e fecerne ammiraglio Roggieri del Lori; lo quäle giugnendo in Catalogna trovo le galee de re di Francia e combattendo con loro sille prese e uccise tutti coloro che verano suso. Allora lo re di Francia per necessita di vivanda, e anche perche era gia amalato , si parti con tutta sua oste e passo la montagna con grande briga, iasciando di loro some e di loro gente minuta e vennerne a Perpignano; e ivi di quella malatia niorio. Ella reina elli figliuoli elli baroni lo corpo suo ne portaro in Francia. E Filippo suo 1) Der päpstliche Legat hiess Giovanni Chollet, 3) Die Erzähhlnng von der Verproviantirnng nur Cardinal von St. Cecilia. Amari. L :<35. hier. Die Nachricht von der Verwundung Pietros ist 2) .Vlnss heissen: Catalogna. Villani VII. 102. unrichtig. 28(5 primo figlio fue eoronato dello leame. In quello tempo Piero d'Aragona venne ad oste a Giiona e riet)be la terra securaudo le persone a coloro chella teneano. Poi lo detto Piero amalo a Villafranca, ello die di Sancto Martino di quella malatia morio. Lo quäle fue uno de piu valenti huoniini d'arrae e di maggiore cuore che in quello tenapo fosse. E donno Anfusso suo primo figlio ritenne lo reame d'Aragona, e donno Jacopo suo secondo figliuolo ritenne lo reame di Cicilia. Nel anni (!) domini MCCLXXXV. Honorio IUI nato de Savelli di Roma sedette papa anui di . . e vaeo mesi X e di . . Nel tempo di costui lo conte Guido da Montefeltro lo quäle avea oecupata Komagna, dipo molto sangue sparto e grandissimo spendio per la chiesa fatto, e anche per li Fioren- tini in servigio della chiesa, e gia perduta Cervia e Faenza le comandamenta del detto papa fece. Lo quäle papa fece conte di Romagna Guglielmo Durante provinzale. Ello detto conte Guido mando a confini in Pieraonte toglendoli per stadichi due figli. In questo anno del mese d'ottobre Gui- glelmo Vescovo d'Arezzo huomo di guerra alla masnada sua fece torre un castello a Sanesi, ehe avea nome Poggio Sancta Cicilia, ove li Senesi incontenente puosero l'assedio con cavalieri e pe- doni Fiorentini e di tutta la compagna di Toseana. Ello ve8co\o d'Arezzo rauno gente Ghibellina di Toscana per farli levare daoste, la quäle non venendoli fatto la masnada sua di notte aban- dono lo castello elli Senesi lo riebbero e stettervi i)iu di IV mesi. — Nel MCCLXXXVI del mese di aprile e di maggio fue grande caro, e valse in Firenze lo staio del grano soldi XX. — In questo anno Ridolfo re della Magna eletto imperatore fece suo vicario in Toscana Prozzivalle(!) dal Fieseo per raquistare in Toscana le ragioni dello imperio. Lo quäle vicario comando a Fio- rentini e a Senesi e a Pistoresi e a l'altre terre di Toscana che allui giurassero le comanda- menta dello imperio, li quali non volendo ubbedire lo detto vicario condanno li Fiorentini in L'" marchi dariento e condanno li Senesi e Pistoresi e Pratesi. Poi nando in Arezzo e sbandio li Fiorentini colle dette terre in avere e in persone, e poi si parti e andonne nella Magna, — Nel MCCLXXXVII del mese di giugno lo vescovo d'Arezzo fece sua raunata di genti, intra quali fuoro Ubertini e Pazzi di Valdarno e Buonconte da Montefeltro egli Uberti con altri sbanditi di Firenze e di Toscana; entrando per tradimento di notte in Arezzo cacciaronne fuore la parte Guelfa, li quali ne vennero al monte Sansavino e in Rondine, e puosonsi co Fiorentini e colla compagna di Toscana per fare guerra ad Arezzo; ella compagna diede loro li chavalieri della tagla, che erano V cento. In questo tempo Perzivalle vicario dello imperio torno dalla Magna e venne in Arezzo e ivi rauno chavalieri a soldo e facevano guerra a Fiorentini e a Senesi e a Guelfi d'Arezzo. — In questo anno del mese di Giugno Karlo Martello ello conte Artese fecero una grande armata di galee per passare in Cicilia e facendo capitano d'alquante di queste galee con V*^ chavalieri e con sergenti Rinaldo d'Avelli mandaro innanzi a prendere terre; lo quäle aporto a una terra in Cicilia, la quäle ae nome l'Agusta, e ivi scese e prese la detta terra e li legni rimando adrieto. Per la quäle cosa donno .lacomo accio che Rinaldo non prendesse campo in Cicilia con grande oste al Agusta venne. E Rinaldo colla sua gente difendeano la terra. E lo die di Sancto Johannis prossimo l'armata di Karlo Martello raosse del porto di Na- ])oli per passare in Cicilia et erano capitani della armata lo figliuolo del conte di Fiandra ello conte di ßrenna e Guido di Monforte e Arrighino da Mare di Genova. Li quali aveano LX galee bene fornite ello die medesimo VI miglia presso a Napoli trovandosi colla armata di donno 287 Jacomo onde era ammiraglo Roggieri del Loii combattero insieme e dipo la dura battaglia le galee di Karlo fuoio sconfitte, ove molta nobile gente fue morta e piesa. Intra li quali piesi fuord li detti capitani, salvo Arrighino, lo quäle non voglendo combattere con tutte sue galee si partio. E del niese di luglo proxinin Karlo Martello ello conte Artese fecero tregua ') colli Ciciglani da .Sancto Micbele vegnente ad uno anno. Nel anni domiui MCCLXXXVII Nicoiao V nato d'Ascoli sedette papa anni IUI, mese nno, di VIII, e vaco anni due mesi III, di uno 2). Questi essendo frate minore e loro maestro fue fatto cardinale. E poi lo detto anno lo di di cathedra Sancti Petri fue fatto papa. Nel MCCLXXXVIII essendo podesta di Firenze Antonio da Fosseraco da Lodi li Fiorentini andaro adoste a Arezzo di XXIV di maggio con tutto loro amista e colla compagua di Toscana e stet- tero nel contado di Arezzo XXXIII (di) e presero XLIII castella, intralle quali fue lo castello di Laterina, e andaro infine al prato d' Arezzo e tagliaro lolmo. E ivi fecero la festa di Santo Johanni e fecevesi correre lo pallio e fecervisi X chavalieri; e quando loste si partio li Senesi partendosi dalli Fiorentini per andarne a Siena e gia dilungati dalloro piü di IV miglia, la oue si chiama la Pieve al Toppo, Giuglelmino Pazzo con CCC cavalieri e con II inila pedoni nel detto luogo li sconfisse, de quali fuoro tra niorti e presi piü di CCC tra a cavallo e a piedi, Intra quali fue morto Rinuccio di Pepo di Maremma huomo nobile e di grande pregio. In quello tempo lo popolo di Pisa levandosi a romore contra lo conte Ugolino di Pisa, lo quäle era signore di Pisa, presero lui ella nioglie e due suoi figliuoli e tre suoi nipoti figliuoli de' figliuoli e uccisero uno 8U0 nipote e altra sua famiglia e cacciaro fuore di Pisa Nino giudice di Gallura e Visconti e li Opizzini e molti altri Gueiti di Pisa, li quali fecero compagnia co Lucchesi e co Fiorentini e colla compagnia di Toscana contra la citta di Pisa. Ella detta compagnia diede loro chava- lieri, CO quali entraro nel contado di Pisa e presero la maggiore parte delle castella del Pisano. In questo anno del mese di lo vieario elli Pisani avendo soldati chavalieri in terra di Roma e venendo loro a Pisa eol conte da Uci e con altri Ghibellini li quali tra tutti erano CCC chavalieri, la chavalleria di Giudice Nino e Nuccio da Biserno con chavallieri soldati di Luccha e di Firenze parandosi loro innanzi in Maremma, li sconfissero e preserne LXXX e uc- eiserne XXII. Nel detto anno essendo li Aretini a oste nel contado loro a uno castello che ae nome Casciauo la cavalleria si mosse da Firenze con molti pedoni e andaro a Laterino per farli levare da oate, per la cui tema li Aretini di notte quasi a modo di sconfitta si ne leuaro e tor- naro in Arezzo. E domenica a di . . . . di settembre essendo li Fiorentini a Laterina venne la cavalleria d'Arezzo con grande gente di pedoni in su uno poggio di contra a Laterina di la dal Arno faccendo grande vista di volere combattere coli Fiorentini. La quäl cosa veggendo li Fiorentini incontenente usciro di Laterina e vennero loro incontro la giu nel piano infino all Arno accorci per combattere con loro. E li Aretini vedendoli cosi bene schierati sehifaro la battagla e sconciamente tornaro in Arezzo. Elli Fiorentini stati schierati infino a vespro tornaro in Laterina e poi quando tornaro vennero per Valdarno e disfecero Montemarciano e Poggiotazzi 1) Die Handschrift liest guerra. 4. April 1292. Die folgende Vakanzieit 2 Jahre i Mo- 2) Diese Angaben sind die richtigsten von allen. nate 1 Tag ist sogar exakt richtig, da Nicolans am die bei Potfhast, RegestaPontificuiu IL 1S26 verzeichnet 4. April 1292 stirbt und Coelestin V. am ö. Juli 1294 sind. Nicolaus IV. war Papst vom 22. Februar 12SS bis gewählt wird. 37 288 e Montefoitino, li quali erano de Pazzi di Valdarno Ghibellini. In queeto anno a di XIII d'ot- tombie la masnada d'Arezzo con certi Ghibellini essendo a Bibbiena per condotto di certi sban- diti di Valdisieve vennero infino al Ponte a Sieve e rubaro e aisero case e capaune e presero huomini e alquanti n'uccisero. Nel detto anno de! mese di novembre lo principe Carlo usci di prigione per procaccio di Adoardo re d'Inghilterra suo cusino promettendo a donno Anfuso di procacciare a suo potere, che Karlo figlio di Filippo re di Francia finirebbe lo reame d'Aragona per consentimento del papa, e se cio non facesse dal die chelli uscio di prigione a tre anni pro- mise di ritornare in sua prigione e per queste cose diede XXX" marchi di Sterlino. E per queste cose observare li diede per stadichi tre suoi figli e L chavalieri de niigliori di Provenza. Nel detto anno di XII di marzo la masnada d'Arezzo li quali fuoro CCCC chevalieri e III mila pedoni vennero a Monteguarchi , arsero lo borgo di Pianalberti, ne vennero a Fighine infine al Ancisa e arsero lo borgo e quasi tutto lo die combattero lo castello e non lebbero. E aliquant! di loro vennero lo die infine a Sancto Donato in CoUina e arsero le case di Sancto Donato, poi si tornaro la sera adalbergo a Fighine, e la mattina si partiro e tornaro in Arezzo. Per questo non si mossero li Fiorentini e non uscirono fuori di Firenze. In questo tempo del detto mese lo conte Guido da Montefeltro partito di Piemonte e rotti li contini che aveva colla chiesa di Roma venne in Pisa, e per la detta eagione elli ello figlio e lo comune di Pisa dal Papa fuorono scomunicati e piuvicati nemici della chiesa; elli Pisani lo fecero loro signore. E nel detto mese lo detto conte Guido essendo in Pisa li Pisani misero a distretta lo conte Ugolino di Pisa e due suoi figli e due suoi nipoti, figliuoli de figliuoli, in una dura prigione e tanto li ritennero senza mangiare e senza bere che tutti e cinque vi moriro di fame. E una mattina lo conte Ugolino vedendosi morire adomando uno frate per li suoi peccati confessare, e non li lue conceduto. Nel MCCLXXXIX nel mese di maggio lo soldano di Babillonia con grandissimo exereito venne ad oste alla citta di Tripoli e assediandola per forza la prese e tutti li Christianiche v'erano fuoro tra morti e presi. Del detto niese lo principe Karlo venne in Firenze lo quäle venia di Francia e di Provenza poi che di prigione era uscito, e li Fiorentini li fecero grande honore e dipo tre di che vi dimoro nando a corte di Roma, e tutta la cavalleria di Firenze la- compagno infino a Sancto Quirico in Rosenna. E a priego di Fiorentini lascio loro per loro capitano di guerra Amerigo di Nerbona lo quäle era in sua compagna. Poi lo detto principe nando a corte ove dal papa e da cardinali ricevette grande honore; ello die della penticosta prossima lo papa lo coronoe dello reame di Cicilia e di Pugla faccendoli grandi doni et honore e da inde inanzi fue chiamato lo re Karlo. Poi stette aliquanti di e andonne in Pugla. Nel detto anno al uscita di maggio li Fiorentini si mossero per andare ad oste ad Arezzo colla amista loro e con la compagna di Toscana, li quali fuoro MM chavalieri e XII*' pedoni. Et audando per Casentino quastaro le terre del conte Guido Novello lo quäle era allora podesta d'Arezzo. Et essendo la detta oste in Casentino lo vescovo d'Arezzo ello conte Guido Novello colli Aretini e con tutta loro amista, si mossero e vennero a Bibbiena per combattere i Fiorentini, li quali fuoro Otto cento chavalieri e otto mila pedoni. Et sabato lo die di Santo ßarnaba loste de Fiorentini e quella delli Aretini intra Poppi e Bibbiena combattero insieme a stretta battagla di campo. E dipo lo dura battagla li Aretini e li Ghibellini fuoro sconfitti, dei quali fuoro 289 morti MMDCC; intra quali fue morto Guilglelmino Veseovo d'Arezzo e ßuoncoute figlio del coute Guido da Montefeltro e Guilglelmino Pazzo e graude parte di tutta la buona cbavalleria gliibel- lina. Lo quäle veseovo fue uno de guerresehi buomini ebe mai fosse; e presi ne fuoro nel torno di MD, de quali ne vennero nelle prigioni di Firenze DCCXL. Poi disfecero li Fiorentini Bibbiena e Monte Fatucchio e molte altre castella del veseovo d'Arezzo, et vennerne ad Arezzo e quastarlo intomo e rizzaronvi trabocehi e mangani e gittarvi dentro pietre ed asini e rizzaro presso a fossi torri di legname per combattere la terra e fecervi la festa di Sancto Johanni et fecervi c^rrere lo palio. E stände loro a quello oste si ebbero alloro comandamenta Castiglone Aretini e Civitella e Licignano d'Arezzo e quasi tutte le castella del contado d'Arezzo. Poi tor- naro a Firenze a grande bonore. In questo tempo per briga che nacque intra certi signori fue raunamento di cliavalieri in Analto ove ebbe si dura battaglia che combatteudo insieme e durando la battagla piu uno di in picciolo spatio di terra moriro piu di V de migliori chavalieri del mondo dall' una parte e dal l'altra. Del detto mese di giugno donno Jacomo lo quäle tenea oc- eupata Cieilia veune in Calaura per fare levare lo conte Artese da oste di uno castello di Ca- lavra e abbocandosi una gente di chavalieri di donno Jacomo con 11 chavalieri del conte Artese e insieme combattondo quelli di donno Jacomo fuoro sconfitti e tra morti e presi ne fuoro nel torno di IIl* chavalieri; e del mese di luglo proximo lo detto donno Jacomo venne a oste in Gaeta in Pugla ove Karlo re cavalco, ma non v'ebbe battagla, anzi fecero guerra XXVII mesi in ogni parte excepto in Calavra. Nel detto anno del mese d'Agosto li Lucchesi fecero oste sopra Pisa con li chavalieri e pedoni di Firenze e della campagna di Toscana e avuto Caprone andando guastando infine presso a Pisa; poi tornaro a Vico e guastarlo. Nel detto anno lo re d'Ungaria morio: non lasciando figliuoli Andreasso disceso della casa d'üngaria entro nello reanie e in jioeo tempo grande parte ne conquisto. Nel MCCXC lo primo die di giugno li Fiorentini con loro amista e con la compagna di Toscana andaro ad oste ad Arezzo e dimoraro die XXIX guastando intorno e tornaro per Ga- sentino, guastando la terra del conte Guido Novello e disfecerli lo palazzo suo di Poppi con ca- stello Sancto Angelo e col castello di Chiarzuolo e con Monteaguto di Valdarno. In questo anno a die II di settembre li Lucchesi elli Fiorentini andaro ad oste a Porto Pisano con la compagna di Toscana. Ed ivi rauuati colli Genovesi li quali con XL galee verano venuti per raare presero Levoi-no e disfecerlo col fondaco e presero e disfecero le quattro colonne del porto che erano in mare, e tutto lo p Es wird unterschieden zwischen gonfaloni (vexilla), banderiae und insignia. 39 304 (lieser grosse, rotli augestricliene Wagen dazu bestimmt, au dem hohen Mastbaume die Falme der Republik oder sonst ein Wahrzeichen zu tragen '). Derselbe stand in Florenz während der Friedenszeit in einem Nebengebäude der Kirche S. Giovanni. War der Auszug des Heeres be- A'orstehend , so wurde er unter grossen Feierlichkeiten von der Ritterschaft auf den Neumarkt gezogen und völlig kriegsbereit gemacht. Die Ritter, welche ihn begleiten sollten, wurden nach den Stadtbezirken von den Capitänen des Heeres ausgesucht. Zum Heereszuge gegen Siena wurden 48 erwählt, welche aber keineswegs nach den Stadtbezirken gleich vertheilt waren. An ihrer Spitze stand ein Gonfalonier, ein Distringitor und ein Consigliere. Die Fahnenwache, welche das Fussvolk abgab, bestand aus 151 Mann, welche durch Vertrauensmänner in ihren 6 Stadtbezirken ausgewählt wurden. Die Führung des Fahnenwagens und die Aufsicht über Alles, was mit demselben zu- sammenhing, wurde den „sechs Herrn und Vorstehern des siegreichen Carroccio" übertragen. Vier Meister wurden denselben beigegeben, später aber noch vier andere hinzugefügt. Auch 8 Boten erhielten dieselben verwilligt, einen Notar und die nötliige Bedienungsmannschaft. Vier Paar ausgesuchte Stiere waren als Zugthiere für den Carroccio bestimmt. Die Leiter derselben, die sog. grulli werden besonders bezahlt. Der Bedienungsmannschaft werden Zelte, Maulthiere u. s. w., die sämmtlich genau bestimmt sind, zur Verfügung gestellt. Zu dem Fahnenwagen, zu- weilen an demselben angebracht, in Florenz dagegen an einem besonderen Gestelle aufgehängt, gehörte auch die Kriegsglocke, die Martinella. Wurde ein Kviegszug beschlossen, so wurde die- selbe auf dem Thore von St. Maria aufgehängt und Tag und Nacht in Intervallen geläutet. Zog das Heer aus, so begleitete die Glocke dasselbe; nach ihrem Klange marschirte das Heer, auf ihren Ruf traten die Capitäne des Heeres und die Consiglieri zur Berathung in dem Zelte der Commune unter dem Vorsitze des Podestä oder dessen Stellvertreter, dem Assessore, zusammen. Das Amt des Mannes, der diese Glocke zu läuten, beziehungsweise sie läuten zu lassen halte, galt als ein besonderer Ehrenposten. Es wurde daher auch dieses Mal einem Bürger anvertraut, der sieb durch seine Geschicklichkeit und Zuverlässigkeit schon Verdienste um die Commune erworbeil hatte, Oddo Infrangipane de Altomena. Ihm war die Martinella „zu bewachen, zu führen, aufzustellen und zu läuten (pulsare) und läuten zu lassen" gegen einen entsprechenden Gehalt für diesen Feldzug anvertraut. Die Bürgerschaft von der Stadt Florenz bildete in dieser Weise den Kern des Heeres. Aber auch die Bewohner der Grafschaft, der abhängigen Städte, welche ihre Podestaten und Vicare von Florenz gesetzt erhielten, waren zur Heeresfolge verpflichtet. Bildeten die Krieger dieser Städte wohl eigene Heereskörper, so waren dagegen die Mannschaften der Grafschaft nach der 1) Die Angaben über den Bau des Carroccio in den verschiedenen Städten widersprechen einander, so dass man annehmen muss, dass dieselben nicht gleich waren. Es ist auch vielleicht der Zeit nach zu unterscheiden. Auf dem Carroccio von Siena stand 1260 der hohe Mastbaum, der noch heutigen Tages im Dom an einem Pfeiler wohl an fiO Fuss emporragt. Man begreift kaum, wie ein Wagen einen solchen aufgerichteten Baum tortbewegen konnte, selbst wenn noch so viele Vorsichtsmassregeln ergriffen waren. Der kleinere Mastbaum des Carroccio von Siena von 1260 war quer als eine Art Raae an dem grossen Mastbaum befestigt und an diesem Querbaume flat- terte die Fahne der Commune. Auf dem Marsche musste man auch den Hauptmast umlegen. Ventura S. 76 (Porri, Miscellanea storica sanese). 305 städtischen Gliederung in (i Bezirke (sesti) geschieden. Innerhalb dieser 6 Landbezirke aber, welche mit den Namen der städtischen benannt sind, z. B. die Grafschaft des Sesto di S. Piero Scberaggio, folgte die Eintheilung der Mannschaften den Grenzen der Pfarreisprengel (pivieri). Villani giebt an, das Gebiet von Florenz sei 1250 in 96 Pivieri getheilt worden und jede habe eine Fahne erhalten. Es ist wahrscheinlich, dass diese Eintheilung, welche gleichzeitig mit der Vertheilung der Stadtbevölkerung an 20 Banner gegeben wurde, auch für militärische Zwecke in Kriegszeiten festgehalten wurde. Denn wenn wir aus unseren Urkunden auch die Zahl der Pivieri, welche sich an dem Kriegszuge von 1260 betheiligten, nicht ganz genau feststellen können, so vermögen wir das doch für vier der sechs Grafschaftsbezirke, und die hieraus resultirenden Zahlen gestatten die Annahme, dass die Gesammtsumme der Pivieri in der That ungefähr 96 gewesen sein kann. Die Grafschaft des Sesto Por S. Piero zerfiel in 25 Pfarreien mit 181 Gemeinden (popoli), an deren Spitze je ein Rektor stand, der hier und da, wenn die Gemeinden zu klein waren, auch mehrere derselben ftihrte. Die Grafschaft des Borgo bestand aus 22 Pfarreien mit 222 Gemeinden, die von S. Pier Scheraggio aus 16 Landdecanaten mit 56 Popoli, die des Sesto Oltrarno aus 11 Pivieri mit 144 Popoli, welche aber nur 114 Rektoren hatten. Für diese 4 Grafschaftsbezirke wäre also die Zahl von 74 Decanaten nachzuweisen. Leider lässt sich die Mannschaft, die dieselben effektiv stellten, nicht genau berechnen. Von 10 Decanaten, welche der Grafschaft von Por S. Piero angehörten und in 62 Gemeinden zerfielen, wird uns berichtet, dass dieselben 881 Mann stellten. Darunter befand sich das Dekanat von Fiesole mit 193 Kriegern. Dagegen wird von 8 anderen einzelnen Gemeinden (popoli) wieder gemeldet, dass dieselben 1064 Mann zum Heere entsendet hätten. Die grösste derselben schickt 428 Mann und die kleinste 49. Man sieht, dass sich aus diesen Zahlenangaben die männliche Bevölkerung des Contado von Florenz vom 16. bis zum 70. Jahre in keiner Weise selbst nur annähernd berechnen last. Wollte man die Zahl der Pfarreien auf 96 festsetzen und nach der Zählung der Krieger von 10 Decanaten des Se.«to von Por S. Piero, welche am 29. und 31. August und 1. September auf dem Marsche gegen Siena stattfand, annehmen, jede Pfarrei habe durchschnittlich 88 Krieger gestellt, so würde mau die Zahl derselben aus der Grafschaft auf ungefähr 8500 festsetzen können. Aber wäre diese Annahme an sich auch begründeter als sie ist, so könnten wir doch schon aus dem Grunde nicht zu einer so hohen Präsenzstärke der Grafschaftsbewohner im Heere greifen, weil ein guter Theil dieser bäuerlichen Hilfsvölker zur Vertheidigung und Besetzung der Grenzen des Gebietes \ erwendet, beziehungsweise zu Hause bleiben musste. Denn wie leicht hätten sich die Feinde der Republik — uud sie hatte derselben fast auf allen Seiten, von Pisa ganz abgesehen, in dem ghibellinisch gesinnten Landadel und in den aus Florenz vertriebenen Familien — zu einem Einbruch in das Arnothal verbinden und eineu Handstreich gegen die nur durch 12 kleine Abtheilungen Besatzungstruppen (tria vexilla balistariorum, tres banderiae arcatorum et tria vexilla marrarum et cetera tria insignia singulorum officiorum) vertheidigte Stadt ausführen können! Es finden sich daher auch in unserem Urkundenbande verschiedene Instruktionen an die Vicare der Commune in den bedrohten Grenzdistrikten, namentlich an den Vicar Bindo Alamanni im Mugello. In diesen Distrikten blieb die kriegstUchtige Mannschaft entweder ganz, oder doch zur Hälfte zu Hause. Bei anderen wird es genau festgestellt, wie viel Bewaffnete zum Heere zu stellen sind. Natürlicher Weise konnte man sämmtliche Rektoren der 39* 306 Gemeinden u. s. w. nicht ins Feld rufen. Es wird daher beschlossen, dass von den Rektoren, und den Camparii (Fluraufseher) der Grafschaft und den Capellaneu der Stadt (civitatis) von je zweien der ältere zurück bleiben dürfe, vorausgesetzt, dass der jüngere nicht krank sei. Wo aber nur einer vorhanden ist, muss dieser einen Stellvertreter für sich bei dem Heere stellen, während, wenu mehrere vorhanden, nur einer zurückbleiben darf. Die Capitäne, welche au der Spitze der Mannschaft einer Pfarrei standen, werden von Florenz aus ernannt. Nur einzelne Gemeinden hatten das Recht sich dieselben zu wählen. Wie es scheint musste aber ein Floreu- tiner Bürger gewählt werden. Da die meisten vornehmen Geschlechter der einzelnen Orte das Bürgerrecht in Florenz hatten erwerben müssen, so ist die Reiterei der Grafschaft im Verhältniss zu den Fusstruppen verhältnissmässig gering gewesen. Doch bezog man einen guten Theil der Pferde aus ihr. Es waren daher vier Beamte ernannt, dieselbe aufzuschreiben und abzuschätzen. Zu dem auf diese Weise aus den Burgen und der Landmiliz zusammengesetzten Heere kamen nun noch die geworbenen Truppen hinzu. Hatten schon die staufischen Kaiser in Italien ihre Kriege ebenso wie die Päpste zum guten Theile mit Sölduerscbaaren führen müssen, und waren einzelne der „Tyrannen" in Oberitalien nur durch Miethstruppen in den Besitz ihrer Herrschaft gekommen, so glaubten jetzt auch die Städte derselben nicht mehr entbehren zu können. Gegen die deutschen Reiter, die Manfred Siena zu Hülfe gesendet hatte, wollten auch die Florentiner eine geworbene Schaar vou lombardischen Reitern ins Feld stellen. Doch be- schränkte man sich jetzt noch auf eine kleine Zahl, die Petrus de Bizacasse von Mailand der Stadt sammt fünfzig Pferden zu stellen sich erboten hatte. Es wurde ein förmlicher Staatsvertrag durch den Podestä, den Capitano del Popolo und die Anziani von Florenz mit diesem Condottiere auf zwei Monate, oder so weit es der Commune von Florenz gefalle, abgeschlossen. Ebenso glaubte man einer tüchtigen Schaar von 200 Armeegensdarmen nicht entbehren zu dürfen, welche die Bestimmung hatten, die Befehle und Executioncn des Podestä zu vollziehen. Um die Häscher (boerii, berrovieri) herbeizuziehen, wurden nach der Lombardei und der Romagna je zwei Ab- gesandte der Commune von Florenz geschickt, die diese Söldner dort für die Dienste der Re- publik eiigagirten. Zählt man zu diesen drei Bestandtheilen , aus denen sich das Heer der Florentiner zu- sammensetzte noch die Hülfstruppen zu, welche die guelfischen Städte Tusciens, der Romagna und Umbriens, Lucca, Volterra, Arezzo, Prato, Samminiato, CoUe di Valdelsa, Saugimignano, Bologna, Orvieto und Perugia, sendeten, so wird die von den Chronisten auf 30 — 40,000 Manu angegebene Stärke der Heeresmacht als nicht übertrieben erscheinen. Die Ritter bildeten ungefähr den zehnten Theil derselben. Bedenkt man, dass nach der Angabe eines Theilnehmers an der Schlacht ') 20,000 Esel , welche die Lebensmittel für das Heer und die Verproviantirung Montal- cinos trugen, gefangen worden sein sollen, so kann man sich leicht eine Vorstellung von dem Trosse machen, der dem Heere folgte. Um eine Heeresmasse, wie diese, in Ordnung zu halten, war es uöthig, eine Marschordnung, Lagerordnung und ein allgemein giltiges Strafgesetzbuch f(ir die Kriegsdauer zu erlassen. Allen Waffengattungen des Heeres wird daher eingeschärft, dass sie bei Strafe und Bann, die der 1) So berichtet Thomas Tuscus als Augenzeuge. ao7 Podestä nach Gutdünken verhängt, ihren Fahnenträgern zu folgen haben, und die Capitäne, 6on- falonieri und Distringitori nach ihrem Ermessen das Recht haben, ihre Untergebenen zu führen und vorwärts zu treiben. Galt es, das Lager aufzuschlagen — was unter der vollen Kampf- bereitschaft der Armbrust- und Bogenschützen zu geschehen hatte — so durfte kein Zug eher in dasselbe, nachdem es von den Quartiermeistern (banderaio delle poste) abgesteckt war, ein- schwenken, als das Zelt der Commune von P^lorenz aufgeschlagen war. War dieses geschehen, 80 zog die hierzu bestimmte Abtheilung jedes Sestos in dasselbe ein und darauf die einzelnen Fähnlein. Handelt ein Gonfalonier oder ein einzelner Soldat hiergegen, so wird ihm sein Zelt verbrannt und er in schwere Geldstrafe genommen. Innerhalb des Lagers mussten dann die Zelte u. s. w. jedes Öesto so weit von einander aufgeschlagen werden , dass zwischen denselben sich Fussvolk und Reiterei, sowie der Tross frei und bequem bewegen konnten. Wer Feuer in der Nähe leicht brennbarer Gegenstände innerhalb des Lagers anzündete, wurde gleichtalls in harte Geldstrafe genommen; war er insolvent, nackt durch das Lager gepeitscht. Wenn ein Gonfalonier oder einfacher Soldat auf dem Marsche seinen Zug verlässt oder aus dem Lager läuft, sobald irgendwo sich ein Geschrei erhebt, ohne dass er einen besonderen Auftrag oder die Erlaubaiss des Podestä, des Capitano oder Ordnungshalters hat, so sollen demselben die Waffen und das Pferd verbrannt werden und er noch eine schwere Strafe von dem Podestä erhalten. Ebenso sollen nach dem Gutdünken desselben alle die gestraft werden, welche einander beschimpfen oder sich thätlich aneinander vergehen. Um auf dem Marsche die Strassen nicht zu sperren, wurde die Proviantcoloune von dem lieere getrennt. Nur der Tross, welcher dem Zelt der Commune von Florenz, also dem Haupt- (juartiere folgte, durfte sowie das Gepäck der Schildträger und der Armbrustschützen dem Heere folgen. Damit diese nöthigenfalls so rasch als möglich in den Besitz ihrer Waffen kommen konnten, wurden dieselben in dem Heereszuge selbst unmittelbar hinter den betreffenden Ab- t bedungen herbeigeführt. Ausdrücklich wird als Motiv der Trennung der Gepäckcolonnen von dem Heere angegeben, dass man dieses dadurch marsch- und kampfbereiter gegen die Feinde machen wolle. Wenn man bedenkt, dass verboten werden musste, dass neben jedem Saumthier mehr als ein Uubewatlneter hergehe, so muss man selbst, wenn man dem Thomas Tuscus nicht im Betreff der Zahl der Esel, welche bei Montaperti gefangen sein sollen, folgen könnte, doch immerhin die Trossbuben nach vielen TauBcnden zählen. Die Marschordnung des Heeres, sobald man sich auf feindlichem Gebiete befand, war folgende. Die Vorhut bildeten die Bogen- und Armbrustschützen. Dann folgte die Reiterei von drei Sesti von Florenz in einem Haufen (schiera). An sie schloss sich das Fussvolk derselben Sesti an. In derselben Ordnung marschirten dann die drei übrigen Sesti, die Reiterei und das Fussvolk von Lucca, die Reiterei und das Fussvolk der übrigen Verbündeten (niilites et populus amieitiae nostrae). So wurde wenigstens zum Frühjahrsfeldzug 1260, Freitag am 17. Mai, in einem an der vierten Lagerstätte bei Villa Vernagi abgehaltenen Kriegsrathe beschlossen. Ueber die Bewegungen der Feinde unterrichtete man sich rasch und sicher durch Feuerzeichen. Wenn eine Anzahl feindlicher Krieger an der Elsa erscheinen würde, musste von den hierzu aufgestellten Vorposten, die unter dem Befehl des Jacobus Coderinus standen, ein Feuer angezündet werden. Setzten die Feinde in geringer Zahl, etwa 20<» Mann stark, über die Elsa, so wurden zwei 308 Feuerzeichen angezündet und dieselben zweimal verdeckt und wieder sichtbar gemacht. Griff der Feind aber mit grosser Macht die Florentiner an, so mussten drei Feuer (tria falö) angesteckt und dieselben dreimal verdeckt und geöflfnet" werden. In diesem Falle musste aber auch sofort eine reitende Estaifette an den Podestä abgesandt werden. Die Feuermeistei* werden besonders darauf aufmerksam gemacht, die Zeichen an Orten zu geben, von wo aus sie überall gesehen werden könnten, und dieselben nicht eher zu löschen, als bis dieselben von den entsprechenden Feuerstellen aufgenommen wären. Rückt der Feind bei Tage an, treten Rauchsäulen unter den- selben Modalitäten an die Stelle der Feuersignale ')• 1) Diese Art in Kriegszeiten zu signalisiren, wird noch jetzt in Italien geübt. Ich habe selbst während der Feldzüge Garibaldi's 1S6U und 1862 von Messina aus ähnliche Feuersignale weit nach Calabrien hinein leuchten sehen. — ü. Villani hat in seiner Chronik (VI. 77) uns eine Erzählung von Verräthereien und Bestechungen aufbewahrt, durch welche es den aus Florenz vertriebenen Ghihellinen gelungen sein soll, die Bedenken der kriegskundigen Häupter des guelfischen Adels in Florenz gegen einen zweiten Heereszug im Jahre 1260 niederzuschlagen. Gegen diesen Bericht, dessen Tendenz offenbar darauf aus- geht, die furchtbare Niederlage der Florentiner lediglich als die Folge der abgefeimtesten Ränke der eigenen Söhne und früheren Leiter der Republik und der po- litischen Unfähigkeit des grossen Haufens der Spiess- bürger von Florenz, der sich von grosssprecherischen Demagogen habe bestimmen lassen, darzustellen, sind schon von Malavolti und Anderen so begründete Einwendungen erhoben worden, dass wir hier füglich ganz über denselben hinweggehen können. Thomas 'ruscus erzählt als den einzigen Zweck des Heeres- zuges, Montaicino mit Getreide zu versorgen, und urkundlicii wissen wir, dass allein vier Sesti der Grafschaft 6148 Scheffel Frucht dem Heere zur Ver- proviantiruiig Montalcinos zu liefern sich verpflichtet hatten. Hätten die Florentiner Montaicino und die- selben zu verproviantiren ohne nur einen Versuch zu wagen, ihren Bundesgenossen zu Hülfe zu kommen den Sienesen in die Hände fallen lassen, so würde das Ansehen der guelfischen Vormacht in Tuseien einen Stoss erhalten haben, der einer Niederlage gleichgekommen wäre. Der Marsch , den die Floren- tiner einschlugen, beweist es aber auch ganz bestimmt, dass es ihnen vor Allem auf die Unterstützung der befreundeten Stadt abgesehen war. Sie standen schon seitwärts von Siena in der Richtung auf Montaicino, als es zur Schlacht kam. Sind die Nachrichten, durch welche die Florentiner zum Kriegszuge im Herbste 126(1 bestimmt sein sollen, wirklich vor dem Auszuge des Heeres in Florenz colportirt worden, so sind sie gewiss eher auf Erfindungen der Anzianen und Volks- fUhrer zurückzuführen, welche das Volk zu einem zweiten grossen Heereszuge innerhalb sechs Monaten gegen den Rath des kriegskundigeren Adels geneigt und willig machen wollten, denn auf echte Berichte von Farinata degli Uberti und Gherardo Ciccia dei Lam- berti, den Führern der aus Florenz vertriebenen in Siena einflussreichen Ghibellinen. Damit soll natür- lich nicht geläugnet werden, dass sich diese nicht mit ihren in Florenz zurückgebliebenen Freunden und Parteigenossen in Verbindung gesetzt und, wie der Verlauf der Schlacht zeigt, dieselben zu verrätherischen Thaten aufgefordert haben könnten. — Ist Villani in Betreff aller Nachrichten über die Vorgänge, welche mit diesem Heereszuge in Verbindung stehen, nur ndt der grössten Vorsicht zu gebrauchen, so nicht minder die Chronisten von Siena, welche Porri ge- sammelt und herausgegeben hat. Für sie ist allein der Umstand schon hinlänglich bezeichnend, dass sie von der Verrätherei, die in dem Heere der Florentiner während der Schlacht ausbrach, gar Nichts berichten, obwohl Aldobrandini den Villani vor sich gehabt haben muss, da sich bei ihm (S. 26) die Worte: Venuta in Firenze la novella della dolorosa sconfitta aus Vil- lani VII. 79 herübergenommen finden. Die Chroniken in ihrer heutigen Gestalt stammen noch dazu aus späterer Zeit. Von neueren Darstellungen des Kampfes kann nur die von Freidhof, Paoli und allenfalls Aqua- rone (Dante e il suo secolo pag. SSs u. f.) in Betracht kommen. Schirrmacher lässt das Heer der Florentiner am 2. September in der Nähe von Florenz (Druck- fehler für Siena) stehen und den Befehlshaber der Umgehungscolonne der Sienesen, den Grafen d'Arasi, vergebliche Versuche machen „mit den ungeschwächten Kräften (der Florentiner) das Treffen wieder herzu- 309 Diesem für jene Tage isehr zablieichem Heere der Florentiner gegenüber waren die Sienesen in der Minderheit, trotzdem, dass die ghibellinisch gesinnten Municipien und Grafen Tusciens für diesen wichtigen Feldzug ihre Truppen der befreundeten Stadt zugesendet hatten. So waren von Pisa dreitausend auserlesene Krieger gekommen, Cortona hatte seine waflenfäliige Mannschaft gesendet, die aus Arezzo vertriebenen Ghibellinen, den streitbaren Bischof Guglielmino degli Ubertini an ilirer Spitze, waren wie noch manche andere aus ihrer Heimath Verbannte, vor allen die Ghibellinen von Florenz, auf Seite des Königs Manfred und der Sienesen. Man wird nicht irren, wenn man trotz dieses Zuzuges die Stärke der Ghibellinen doch nur auf die Hälfte bis zwei Drittel der feindliclien Macht annimmt. Desshalb glaubten aucli die Sienesen ihren Feinden den Eintritt in ihr Gebiet nicht streitig machen zu können. Als aber dieselben, nur noch wenige Miglien von der Stadt entfernt, eine Gesandtschaft nach Siena schickten, welche Niederreissung der Stadtmauern, Vertreibung der ghibellinischen Flüchtlinge u. s. w. gefordert haben soll, so beschloss mau den Kampf mit dem überm üthigen Gegner aufzunehmen. So berichten wenigstens die sienesischen Chronisten, während Villani von einem doppelten Verräther zu erzälilen weiss, der von den Führern des floreutinischen Heeres nach Siena gesendet, um mit den dort befindlichen vermeintlichen Freunden die Auslieferung des Thores San Vieue i) zu verabreden , von diesen bestimmt wurde, der Volksversammlung der Sienesen auseinanderzusetzen, dass Uneinigkeit im Lager der Florentiner herrsche, die Ghibellinen im Heere bereit seien überzugehen und es nur eines Angriffes von ihrer Seite bedürfe, um die Feinde auseinanderzusprengen. Dürfte man aus dem Ausgange des Kampfes zurückschliessen , so könnte man diesen Berieht für glaubwürdig halten. Aber anderweitige Nachrichten lassen uns denselben in einem sehr zweifelhaften Lichte erscheinen. Möglich, ja höchst wahrscheinlich ist dagegen, dass die Florentiner, welche, wie die Richtung ihres Marsches ganz unzweifelhaft macht, Siena zur Seite liegen lassen wollten, um direkt auf Montalcino zu niarschiren und diese Stadt zu verproviautiren, eine Gesandtschaft nach der Stadt abgeschickt hatten, um ähnliche wie die von den sienesischen Chronisten angegebenen Forderungen zu stellen, zunächst aber gar nicht daran dachten, denselben Thaten entsprechen zu lassen, die Sienesen aber von tüchtigen kriegskundigen Führern beratlieu und im Vertrauen auf die tapferen deutschen Reiterschaaren beschlossen, die sich ihnen darbietende Gelegenheit zu benutzen und das anderthalb deutsche Meilen weit von ihrer Stadt vorüberziehende, mit Gepäck überladene Heer der Feinde anzugreifen. Berichten doch die sienesischen Chronisten selbst, die Florentiner seien mit der Absicht ausgegangen, Montalcino zu verproviautiren und dann die Stadt Siena zu zerstören (Ventura S. 34), und der Angriff der Sienesen auf das feindliche Heer sei erfolgt, als es im Begriff' stand abzumarschiren (Aldobrandini S. 1^). Hatte dieses doch auch den 3. September von Pieve Asciata aus, wie sich aus dem letzten Documente, das uns das Libro detto di Montaperti aufbewahrt hat, ergiebt, einen nicht unbedeutenden Marsch bis an den Ort zu machen, wo es sein Geschick ereilte. Die Thatsache ferner, dass die Florentiner den Höhen- zug von Monteropoli nicht besetzten, was unbedingt nothwendig gewesen wäre, wenn sie jetzt stellen, aber auch er fiillt getroffen von dem Ghibel- 1) Ich kenne diesen Heiligen nicht. Ein Thor linen Alberto". Dieser Alberto ist eine freie Erfindung von San Vito, wie Villani u. s. w. erzählen, gab es in Schirrmachers, so weit ich sehen kann. Siena nicht. Jetzt heisst es Porta Pispini. 310 hätten Siena angreifen wollen, beweist allein schon genügend, dass sie an demselben vorbei zu ziehen beabsichtigten. Auch Thomas Tuscus, der bei dem Heereszuge der Florentiner sich befand, sagt von dem Zwecke desselben nur, „als die florentinischen Guelfen wagten, Montalcino mit Getreide zu versehen". Als am 3. September die Florentiner Heeresmacht im Begriff war östlich an Siena vorüber- zuziehen, beschloss man in Siena dieselbe am anderen Tage mit allen Kräften anzugreifen. Schon Tags zuvor hatte sich das Volk auf einen entscheidenden Kampf vorbereitet. Die Bürger, welche in Feindschaft mit einander gelebt hatten, söhnten sich mit einander aus, die Kirchen waren überfüllt von Beichtenden. Um den Schutz der himmlischen Mächte auf die Vaterstadt in be- sonderer Weise herabzurufen, beschloss man dieselbe der Jungfrau Maria zu weihen. In grosser Procession barhäuptig und barfuss, die Oberkleider abgelegt, zog das Volk, den neugewählten Syndicus Buonaguida Lucari an der Spitze, durch die Strassen der Stadt. Der Bischof Thomas Balzatti zeigte nicht geringeren Eifer, die Rettung seines Vaterlandes durch die Mittel der Kirche zu sichern. Ein reicher Bankier der Stadt, Salimbene Salimbeni, soll derselben um die Söldner willig zu machen 110,000 Goldgulden baar vorgestreckt haben. — Am 3. September gegen Abend zog dann die gesammte waffenfähige Mannschaft aus der Stadt dem Feinde entgegen. Die deutschen Reiterschaaren, 800 Mann, und die Fussvölker, die Manfred geschickt hatte, sammt den ghibellinischen Flüchtlingen befehligte der Graf Jordan. Die Sienesen selbst, nach den drei Stadtbe- zirken, von San Martino, der Stadt und von CamuUia, eingetheilt, wurden von dem Grafen Aldo- brandino di Santafiore geführt, der früher ein Gegner der Stadt durch Manfreds Vermittlung mit derselben ausgesöhnt worden war. Der Podestä Francesco Troghisio stand vor Montalcino. Wenige Miglien von Siena in südöstlicher Richtung erstieg das Heer der Sienesen noch am Abend des 3. September einen Hügelrücken, der sich zwischen dem Bache Bozzone und der Arbia, in die derselbe südwärts mündet, hinzieht. Da sah es den Feind vor sich in dem Thal- gelände, das zwischen diesem Höhenzug, Monteropoli, und dem gegenüberliegenden, Monteselvoli, sich ausbreitet'). In dem Val d'Arbia, das drei Bäche einschliesst, — die Arbia selbst und die Malena, welche hier in die Arbia mündet, und die Biena, die hier nahe an die Arbia herantritt, aber erst mehrere Meilen weiter südlich in dieselbe fliesst, — war das Lager der Florentiner so aufgeschlagen, dass es zwischen den Bächen, der Arbia -Malena und Biena lag und diese zur Flankendeckung hatte. Sein linker Flügel lehnte sich an die Höhe, welche auf dem rechten Ufer der Biena sich hinzieht, und hatte dieselbe noch theilweise besetzt. Der Schlachtplan der sienesischen Heeresföhrer war nach den Ortsverhältnissen leicht gegeben. Nachdem man den Vortruppen den Befehl gegeben hatte, die Florentiner die Nacht über nicht zur Ruhe kommen zu lassen, beschloss man mit dem Gros des Heeres den rechten Flügel der Florentiner anzu- greifen, während ein Theil der deutschen Truppen unter dem Grafen d'Arasi (Harras?) eine Um- gehung des Heeres von links her, um Monteselvoli herum, in der Richtung, in welcher die Floren- tiner abzuziehen gedacht hatten, versuchen sollte'^). — Nachdem am Morgen die Sienesen sich 1) Fährt man mit der Eisenbahn von Siena in 2) Ich übergehe die Erzählungen der sienesischen der Richtung nach Rom , so Itann man das Schlacht- Chronisten , von den wunderbaren Ereignissen , die feld übersehen. Bei Freidhof jetzt S. 14 eine genaue sich in der Nacht zutrugen, von den Reden, welche Beschreibung des Terrains. die Feldherren der Sienesen hielten u. s. w., da sie 311 zum Kampf mit Speise und Trank gestärkt hatten — die deutschen Krieger sollen in Folge davon so guten Muthes gewesen sein, dass sie tanzten und ein deutsches Lied des Inhalts dazu sangen: Tosto vedremo ciö che si ritrova (Bald werden wir sehen, was sich begiebt), stiegen sie mit Hinterlassung alles Gepäckes in das Arbiathal hinab, überschritten den Fluss und griffen die Feinde an. Die Florentiner waren geschlagen, ehe der Kampf begann. „Wir kehren nicht nach Hause zurück, es sei denn von den Sienesen besiegt." So hatten sich nach Thomas Tuscus die Meisten im Heere der Florentiner vorher gesagt. Sei es, dass der Gegensatz zwischen Adel und Volk, der sich in Florenz im Betreff des Kriegszuges schon vor dem Ausmarsch geregt hatte, bei Vielen keine Zuversicht zum Gelingen der Unternehmung hatte aufkommen lassen, sei es, dass die Ahnung, dass Verrath in dem Heere selbst lauere, beänstigend auf die Stimmung ein- wirkte, die Reiterei der Florentiner wurde im ersten Anlauf von den Deutschen geworfen. Da Befehl gegeben war, vorerst keine Gefangene zu machen, wurde das Blutbad ein furchtbares, und das um so mehr , als das florentiner Fussvolk tapferen Widerstand leistete. War die Heiter ei auch geflolien, als jener Verräther Bocca degli Abati') dem Fahnenträger der florentinischeu Reiterei Jacopo dei Pazzi di Firenze die Hand abhieb, mit der er sein Panier hielt, und eine Schaar treuloser Adeliger — primi et praecipui Florentinorum , sagt Salimbene ausdrücklich — ihre Waffen gegen ihre Vaterstadt kehrte, nachdem sie das rothe guelfische Kreuz mit dem weissen ghibellinischen vertauscht hatte, so floh doch das Fussvolk nicht mit ihr. Der Kampf blieb längere Zeit unentschieden. Da fasste die Umgehungscolonne unter dem Schlachtruf: San Giorgio! in denselben ein. Jetzt von rechts und links umfasst, suchte sich das Fussvolk zu retten. So viele als der Boden fassen konnte, drängten sich auf dem Hügel des Castells von Montaperti zusammen. In der Nähe davon fiel der Carroccio der Florentiner den nachdrängenden Sienesen in die Hände, nachdem der grösste Theil seiner Begleitungsmannschaft niedergehauen war. Man glaubt noch jetzt das Grundstück zu kennen (Fonte-al-pino), wo diese Schmach den Florentinern widerfuhr. Um dem Morden, das bis zum Untergange der Sonne fortdauerte, ein Ende zu machen, Hessen die Heerführer der Sienesen jetzt Pardon anbieten. Tausende von Forentinern, Lucchesen und Orvietanern streckten darauf die Waffen, da die hereinbrechende Nacht und der Mangel an Naln-ung die Schrecken des Kampfes noch steigerten. Einer sienesischen Maritetenderin sollen sich 36 Florentiner ergeben haben, die sie an einer Schnur aneinanderband. Wie gross der Verlust der Florentiner an Todten, Verwundeten und Gefangenen gewesen i.«t, lässt sich nicht mit voller Sicherheit feststellen. Tolomeo von Lucca ruft aus, seit den sageohuft mythisch sind (Freidhof hat jetzt den siene- sischen Bericht in deutscher Uebersetziing als Bei- lage 1. S. 17 u. f. gegeben). Die Notiz ist mir inte- ressant erschienen, dass eine sienesische Chronik des 14. Jahrhunderts berichtet, der Feldherr der Floren- tiner habe den Teufel — il diabolo — in einem Fläschchen eingeschlossen mit sich geführt und den- selben gefragt, ob er in dieser Schlacht sterben werde. Der Dämon habe geantwortet, er werde nicht sterben, wenn nicht tra'l bene e'l male. Das that der Dämon, um den Feldherrn zu betrügen. Denn derselbe fiel zwischen der Biena und der Malena. — Die Berichte über die deutschen Hauptloute Walther und Heinrich von Astenberg (?) (Astimbergo) scheinen mir auch fabelhalt. — Ptolemäus von Lucca sagt ganz bestimmt, die Deutschen und Ghibellinen Tusciens: primam aciem in fugam vertunt dolo et proditione. Ich weiche in der Darstellung des Verlaufes des Kampfes von Paoli ab. — 1) Das Testament des Bocca degli Abbati bei Cantini, Saggi IV. 28. 40 312 Tagen des Erlösers sei in Tuscien kein grösserer, blutigerer Kampf gewesen. Villani sagt: damals wurde die alte florenfinisebe Volksgemeiude gebrochen und vernichtet. Bekannt ist, wie Dante wiederholt auf diese furchtbare Niederlage seiner Vaterstadt zurück kommt, „welche roth die Arbia färbte." Die sienesischeu Chronisten geben ziemlich übereinstimmend die Zahl der getödteten Florentiner auf 10,000 und die der Verwundeten und Gefangenen auf mehr als 20,000 au. Thomas Tuscus will dagegen die Zahl der Todten, allerdings nur „so weit er sie schätzen konnte", auf 1200 herabdrückeu , während er von 11,000 Gefangenen berichtet, von denen mehr als achttausend in den Gefängnissen den Hungertod gestorben seien. In Siena selbst nahm man nach der Schlacht, wie aus dem Nekrologium des Doms (Annales Senenses, Monumenta XIX, 225) zweifellos hervorgeht, die Zahl der Todten auf 10,000 an, während 11,000 gefangen und nur viertausend entronnen seien. Die Chronik des Salimbene berichtet von 16,000 Todten und Gefangenen, die Chronik von Parma von mehr als 17,000, die Placentiner ghibellinischen Anna- len von 18,000. Die Angabe G. Villanis, dass 2500 gefallen und mehr als 1500 gefangen seien, ist einfach unrichtig und eine tendenziöse Entstellung der Wahrheit. Gross war die Freude der Sieuesen über den Sieg. Während die Schlacht auf und nieder wogte, hatte ein Bürger der Stadt, Cerreto Ceccolini nennen ihn die sienesischen Chronisten, den 1'hurm des Palastes Marescotti (jetzt Saracini) bestiegen, von dem er das Schlachtfeld überblicken konnte •). Fand eine Bewegung der Heere statt, so gab er ein Zeichen mit einem Tamburin und rief den Frauen und Kindern, den Vätern und Müttern der Streiter, welche am Fusse des Thurms auf den Knieen lagen und die Arme flehend gen Himmel streckten, von oben herab zu, welchen Verlauf die Schlacht nehme, wie die Ihrigen stritten. Als er rufen durfte: „Jetzt sind die Florentiner unterlegen und fliehen", da wusste sich die harrende Menge kaum zu fassen. Aber noch wusste Niemand in Siena, wer von den Seinigen geblieben. An diesem Sonnabend erfuhr es auch Niemand. Denn es war zu spät geworden, als dass das siegreiche Heer noch au diesem Tage hätte zurückkehren können. Die vielen Gefangenen waren zu be- wachen, der reichen Beute sich zu versichern. Nur bis zu ihrer Lagerstätte vom Abend zuvor konnten die Sienesen zurückkommen. Von dort hielten sie den Sonntag früh den triumphirenden Einzug in Siena. Ihn eröflnete einer der beiden Gesandten, welche die Stadt zwei Tage zuvor zur Uebergabe aufgefordert hatten. Rücklings sass er jetzt auf einem Esel, ein Spott der Buben. Seinem Genossen war es beschieden im Kampfe zu fallen. An dem Schweife des Esels befestigt schleifte die grosse Fahne von Florenz durch die Strassen der Stadt. Dann folgte, Trompeter vorauf, die siegreiche Fahne König Manfreds, die Grafen Jordan und d'Arasi und 400 deutsche Keiter mit Oelzweigen geschmückt, die „schönsten Lieder" singend. Hinter dem Carroccio von Siena zogen in langen Eeihen die Gefangenen, dann wurde die Beute geschleppt, die Kriegs- glocke der Florentiner von dem Esel jener Marketenderin getragen, der sich 36 Florentiner als Gefangene ergeben hatten. Daran reihte sich das Fussvolk der Sienesen nach den Terzi der Stadt geordnet, und den Schluss bildete der Rest der deutschen und sienesischen Reiterei. Zum Dome bewegte sich der Zug, daim nach S. Christofano, wo die Trophäen und die Siegesbeute, welche der Stadt zukam, niedergelegt wurde. Drei Tage lang wurden festliche Aufzüge und 1) Freidhof S. 25. Anm. 1. 313 Processionen gehalten, um Gott und der heiligen Jungfrau fiir den Sieg zu danken. Zu Ehren der deutschen Ritter wurde auf dem Schlachtfelde selbst eine Kirche zu bauen und dem heiligen Georg zu weihen beschlossen. Noch sind einige Trümmer von ihr übrig, während das Fest, das jährlich dort am 4. September gefeiert werden sollte, schon im 13. Jahrhundert erstarb. Die deutschen Reiter liessen in Siena selbst ihrem Patron eine Kirche errichten, dem zu Ehren die Sienesen auf Staatskosten jährlich zwei grosse Wachskerzen stifteten, welche die jeweiligen Führer des sienesischen Heeres tragen mussten. Die Verwundeten wurden auf Staatskosten geheilt; aus der Beute erhielten die Feldherren kostbare Geschenke. Zwei Führer der Truppen, die im Treifen gefallen waren, wurden in dem Dome feierlich beerdigt, und ihr Andenken durch ehrenvolle Inschriften für alle Zeiten geehrt. Wer wenigstens heute noch, mehr als sechs Jahr- hunderte nach der Schlacht, diese herrlichste gothische Cathedrale Italiens betritt, der wird nicht nur durch das Crucifix und die zwei riesigen Fahnenstangen des siegreichen Carroccio der Sie- nesen von 1260, sondern auch durch die beiden Inschriften in dem durch Beccafumis einzige Bildnereien weltberühmten Fussboden des Doms an Andreas Beccarini und Johannes Ugurgerius erinnert, die in der Schlacht von Montaperti den Tod für Vaterland starben. 4(1' Nachträge und Berichtigungen. Theil I. S. XXXV und wiederholt ist bei der Correctur Martinas Opp. in Martin von Oppau, statt in Martin von Troppau umgeschrieben worden. S. 1 — 34. Zu dem hier gegebenen Texte der Gesta Florentinorum des Judex Sanzanome ist jetzt die Ausgabe dieser Schrift zu vergleichen, welche G. Milanesi in dem 6. Bande der Documenti di Storia Italiana (Firenze 1876) S. 125 u. f. gegeben hat. S. 77. Wichtige Inschriften über Bauten zu Fiesole, an denen sich u. A. der ordo spleu- didissimus Florentinorum betheiligte, sind in den letzten Jahren zu Fiesole aufgefunden worden. Atti deir Accademia dei Lincei. Transunti. 1879. S. 198. S. 79. Dass das Perilasium ausserhalb der alten Stadtmauer lag, kann ich jetzt durch eine Urkunde aus dem Jahre 1177 beweisen, die bei Soldani, Historia monasterii S. Michaelis de Passiuiano I. S. 269 gedruckt ist. Hier werden die Grenzen eines Grundstücks auf der Ost- seite der Stadt angegeben: de duabus siquidem partibus currit via, de tertio latere determinat perilasio, de quarto est murus civitatis et fossa. Theil IL S. 25. Z. 4 v. U. Für Mutinensi sepiscopi 1. Mutinensis ep. S. 35. Anm. 1. Für ad e. 1. ad a. S. 44, Anm. 1. Für Ob 1. Dass. S. 45. Z. 3 V. 0. Für unzuverlässig 1. ungenau. S. 61. Aum. 1. Für Floreniner 1. Florentiner. S. 69. Für Simone da Tosa 1. S. della T. S. 71. Anm. 4. Für V 1. VI. S 78. Anm. 2 1. Frieden von Constanz für Frieden von Venedig. S. 116 Z. 9 V. U. 1. Papst für Reich. Register zu Abschnitt 8—6. Theil I. S. 73—95. Theil II. S. 1-— 208. Al)tei von Florenz I. 85. Acerbus FalseronisU. 194. 196. Adimari II. 46. 166. Aldobran- du8 II. 197. Aldobrandino U. \dh. Renerio II. 196. Adactus II. 193, Africa II. 49. 50. Agareni II. 49. Agello, Gasten II. 13. Agnanum II. 51. Alamanni, Albertinus II. 195. Alaniano II. 51. Albegna II. 143. Albertus, filius Berengari II. 49. Albert, Cardinal II. 152. Alberti, Grafen U. 7. 8. 11. 18. 51. 70. 72. 73. 74. 81. 83. 94. 95. 98. 101. 104. 106. 129. 188. 191. Keinaldo II. 17. Siehe auch Gottfried. Mangona. Meinhard. Non- tigio\a. Prato. Tabernaria. Vernio. Alberti, Jacobus II. 203. Albertinus II. 192. Albertus, filius ßernucci II. 192. Albichi, Petrus II. 59. Albigenser II. 169. Albizo n. 189. Alboniti, Maranus II. 196. Aldobrandeschi, Pfalzgrafen II. 131. 132. 135. Aldobrandi, Aldebrandus fil. Manetti II. 204. Aldobrandino, Graf II. 54. 89. Aldobrandino , Pellegrino di II. 151. Alexander IL, Papst I. 87. 89. Alexander III., Papst IL 40. 41. 68. 69. 78. Aliana II. 51. Almadia II. 50. Amati, Wilhelm von II. 147. 149. Ambrosius I. 80. 81. Amerigus II. 150. Amidei IL 166. 167. 189. 203. Anaclet, Gegenpapst L 91. Anaclet IL, Papst IL 198. Anagni II. 40. 145. Anagni, Wilhelm von IL 152. Ancona IL 13. Andolö, Andolö degli, aus Bo- logna IL 183. 198. 199. Lu- dovicus A. II. 207. Andito, Abertinus de IL 204. Andreae, Peppo IL 146. Andreolae, Mannettus LI. 196. Angolerius IL 193. Anibaldeschi, T.nsmundo degli IL 150. 151. Anjou, Karl von IL 183. 207. Anselm, Bischof von Havelberg IL 68. Antichrist I. 91. Antiochien, Friedrich von IL 167. 175. 176. 177. 203. 204. Antonius I. 76. Anziaui, Die IL 170. 205. Apulien IL 49. 139. 165. Apparizius U. 134. Aqua longa IL 49. Arbia IL 68. Ardinghieschi, eomites II. 65. 182. Ardinghus, Bischof von Florenz n. 148. 152. 153. 157. 162. 163. 167. 172. 41 316 Arduin, Graf 11. 18. Arezzo (Aritium) 11. 31. 33. 34. 40. 42. 52. 54. 57. 63. 64. 79. 81. 83. 91. 109. 111. 112. 113. 114. 131. 136. 141. 146. 151. 170. 205. Arezzo, Graf von II. 81. s. Hen- rigus. Ariani, Berardo, di Puglia II. 208. Aringarius Johannis Pisani IL 133. Armenien II. 91. Arnati, Porizius II. 131. Arno I. 73. 80. 94. II. 41. 98. 115. 122. 124. 125. Arnothal I. 73. Arnold, Erzbischof von Cöln II. 72. Arnoldus U. 198. Arnstein, Gebhard von IL 90. 139. 140. 145. 146. 147. 149. 164. 202. Arrigho, Conte IL 193. Arrigucci, Compagno IL 191. 193. 194. 196. Artimino U. 107. Arzocchi IL 136. Ascialenghi IL 112. Asciano (Ascianum) IL 40. 42. 51. 54. 64. 151. Asio, Willelmus de IL 189. 192. Assaltus IL 111. Ataviani, Uguccione IL 194. Atho, Abt von Vallombrosa IL 25. Attems, Ulrich von, Markgraf von Tuscien IL 29 f. 55. Attila L 81. Atto IL 153. Atto, Bischof von Florenz, II. 20. Attus, Capellanus IL 158. Augustus I. 76. Austaldus II. 189. Avanis IL 51. Avvogado, Guido de IL 195. Azzo IL 17. B. Bacialdarius IL 192. Badia, La B. di S. Maria, I. 85. Baggio IL 107. Baglioni IL 200. 208. Bagno, Graf von, IL 163. Bagno a Vignone IL 136. Baguolo IL 169. Bagnuolo, Ruggiero de IL 204. Baldovini, Raniero IL 194. ßalduinus Ugonis Jude IL 190. 196. Balearen IL 14. 15. Balneum IL 51. Baonis, Albertinus, de India, Judith IL 50. Barcelona, Raymund Berengar Graf von, IL 15. Barga U. 79. Bari IL 49. Baroni IL 170. 172. 173. 174. Barone f. Ardinghelli IL 193. Bartolomaeus, Zauberer IL 134. Barucci, Aldobrandinus IL 195. Uberto IL 194. Battistero di S. Giovanni IL 178. Beatrix, Gräfin IL 50. Belcarus IL 186. 193. Belforte IL 136. Belforti IL 198. Belfredelli IL 198. Belisar I. 81. Bella, Rainerius de IL 195. Bellisore, Gianni IL 194. 196. Benedict, Bischof von Lucca IL 28. Benincasa, Henricus IL 154. 157. Benevent IL 49. 134. Benfecisti Ruvignani filius IL 189. Bentaecorda IL 199. Benucci, Oderigus IL 198. Berardenghi IL 65. 200. Berardi, Rudolfo U. 73. Berardi, Zabolina IL 73. Berengarius IL 48. 49. Berizzo I. 88. Berlingherii , Jacopus IL 55. 182. 196. Uguccione U. 182. Beruardenghi IL 170. Bernardi U. 35. Bernardi, Ubertus IL 195. Bernardini, Gianni IL 196. Bernardini, Rainerii filii IL 65. Bernardinus, corrector literarum apostolicarum IL 140. Bernardinus, Rambocti IL 1-56. Bernardus, Canonicus von Flo- renz IL 157. Bernardus, Propst IL 153. Bertaldi IL 167. Berthold, Bruder Rainalds von Öpoleto IL 134. Bettelorden IL 169. Betti, Johannes Tliebaldi IL 198. Bianchi IL 13. Bianello bei Mantua IL 15. Bientina IL 123. 126. Bilicocci, Forte IL 196. Bleda L 81. Boccaccio, Joannes IL 200. Bogolesi IL 167. Bolgarello, Sohn des Grafen Tankred IL 136. 317 Bologna II. 107. lOS. 112. 146, 14S. 177. 197. 199. 201. Bomarzo II. 152. Bombaioue 8. Perugia. Boua II. 50. Bonagratia II. 132. 154. 155. 156. 157. Bonaguisi, Bonifacio II. 198. Bonapaite 11. 9. 1S6. Bonati. Albert II. 153. Bonella II. 1S9. Bonello II. 124. Bonfanti U. 166. Bonfantis filii II. 42. Bonfilius, Bischof von Siena II. 137. 152. 157, 158, Boni, Piero dei IL 121. Bonicuü, Presbyter von St. An- drea in Florenz II. 57. Bonifacius III., Vater der Gross- gräfin Mathilde II. 6. 18, 50. Bonus, Bischof von Siena IL 110. Borghesi U. 165. ßorgo S. S. Apostoli I. 84. 94. IL 3. Borgo, Jacobo del IL 145. Borgognone IL 189, Baldovi- nectus IL 182. 186, Guido IL 77. 106. 107, Rudolf IIL di Guido IL 106. 139. 163. Bo.«toli, Reinaldus II. 114. Bottaei, Joannes IL 73. 2(11, Zabolina II. 73. Brandoli, Gulfus IL 133. Biayda de' Alba, Joannes, de Pedemonte II. 208. Brescia IL 41. 161. 164. 168. Broccardus IL 185. Bruuellino IL ly6. Brunetto IL 170. 172, Buctarus (Buttarus) IL 59. Bulgarello IL 27. Bulluzioli, Albertino Ugitti IL 196. Bulsus IL 51. Buondelmonti II. 29. 159. 160. 165. 166. 167. 170, Buondel- monte de' IL 44. 130. 158. 159. 160. 198. 199, Rainen Zinghani de' IL 139. 140. 160. 165. 167, Tegbiarius IL 193. Burellus IL 186. 187. Burna IL 68. Buticcia n. 61. Butilinus I. 82. Buzatello IL 61. C und K. Caccia, Corbizzus de, IL 195. Cacciaconti, Guido IL 170. 172, Cacciaguerra IL 54. 112. 113. Cacciamonte IL 122. Cadolinghi, Grafen IL 7. 8. 9. 10. 12. 18. 35. 40. 71. 72. 85, Adelgarda, Tochter Ar- duins, Grafen, IL 18, Hugo, Graf, IL 9. 11. 28, Lothar, Graf, 1. 85. Caesar I. 76. Cafferis, Philippus de, aus Man- tua IL 202. 205. Calabria IL 49. Calcagni, Fra Ruggiero IL 169. 172. 178. , Calcinaja IL 122. 124. Calixtus III., Papst IL 78. Camaldulenser I. 88. Cambiate IL 41. 105. CamoUia IL 3, 30. 41.43, 127. 137, 138, Campaldino U. 91. Campania, Ambrosius de II. 158, Campi IL 42. 79. 167. 16S. Campi, Bonaccursus de IL 1 95. Campiglia IL 132. 150. 153. 154. 156. 158, Napoleone von IL 135. Campigluola IL 112. Campus regis I. 82. Candidus, Otto IL 145. Caue, Bonnacorso IL 118. Canossa, Markgrafen aus dem Hause von, IL 24. 85. Cantore, Tedaldus filius Te- daldini de, IL 195. Canulis, Manfredus Lupi de, IL 206. Capitanata IL 139. Caponero IL 153. Caponsacchi IL 167. 170, Ghe- rardus IL 192. 193. Cappella U. 51. Capraja (Capraria) IL 73. 75. 87. 118. 163. 194, Beatrix, Tochter des Grafen Rudolf von, II. 197, Orlandino, En- kel des Grafen Arrigho von, IL 195, Orlandus, Bruder Arrighos von, IL 195, Rudolf, Graf von, IL 129. 197. 198. 202, Ugolino, Oheim Arrighos von IL 195. Capua IL 49. Caput de Bagnuolo IL 100. 101. Caput Cavalli IL 189. Karelli, Bonristorus IL 196. Karl d. Grosse IL 48. 49. 77. 83. 84. Karl Martell IL 49. 41' 818 Carlettus U. 193. Karlmann II. 48. Carmignanum II. 41. 129. Carpegna, Rainer de II. 139. Casentino I. 88. Caserta, Pellegrinus von IL 144. Castagno Aretino II. 69. Castagnola U. 164. 167. Castagnuolum H. 41. Gasten del Bosco II. 41. 43. 45. 53. 89. 119. 120. 122. 124. 125. 126. Gasten Bulgari II. 27. Gasten Fiorentino II. 62. 63. 86. Gastelfranco II. 125. Gasten Linari IL 153. Gasteno, Ugo Ugolini de U. 202. Castiglioncello IL 121. 122. Gastiglioncellum Latronum (del Trinoro) IL 143. Castiglione IL 04. 131. 150. GastigHone Baroti IL 112, Gau- fredus de IL 145, Gottfried von IL 129. Castignolum IL 42. Gastruccio Castracani I. 74. Castrum Bojanensium IL 51. Castrum Briscillum IL 8. Castrum Casciolae IL 138. Castrum Gualandi IL 42. Castrum Vadense IL 50. Gatalani, MeUorato IL 135. Gatalanus IL 196. Catliarcr von Concorezo IL 169, von Bagnolo IL 169. Gatilina IL 71. Cattani Lombardi I. 84. IL 9. Cattignano LI. 73. Cavaleanti IL 170. 190, Aldo- brandus n. 197, Dayni U. 196, GiamberteIL196, Ilde- brandinus IL 182. 196, Schi- atta IL 198. Cecinella IL 124. Cerreto IL 126. 134. Gertaldo IL 8. 73. 82, 83. 87. 95. 97. 98. 194, Face da IL 94. 101. 103. 104. Gestella IL 80. Cetona IL 143. Ghianciano IL 136. 143. 144. 151. 152. 154. 157. Ghiantes IL 109. Chianti IL 134. Ghiavello IL 46. Chiermontese, Gerardus U. 198. Chieti, Simone von U. 204. Kinsica (Kinthica) U. 50. IL 122. Chiusi IL 136. 143. 146. Christenthum in Florenz I. 80. Christian, Erzbischof von Mainz IL 22. 57. 58. 60. 62. 63. 65. 71. 93. 189. 190. 191. Ciliano IL 112. 113. Gipriani IL 170, Gherardus IL 193. Cittä di Gasteno IL 134. 136. 153. 156. 202. Clemens III., Papst IL 80. Clemens IV., Papst IL 207. Clemens VII., Papst I. 78. Glericus IL 172. Klosterbildungen in und um Florenz 1. 85. Cluniacenser L 85. Goelestin IV., Papst H. 129. 145. Golle IL 99. 100. 112. 145.207, Lamberteschus de ü. 157, Soartia da IL 151, Taber- naria von IL 73. Collenovo IL 156. 187. Gonisiani IL 65. Colombaja IL 167. Goltibuono 11. 2o2. Comes civitatis Florentiae L 83. Compagnus f. Spiriti 11. 193. Compari, Sinibaldo del IL 194. Compiobbesi, Garetto IL 192. Concesio, Patuccius de, von ßreseia IL 205. Concil von Florenz a. 1055. L 87, a. 1106 L 91. Conoscens, capellamus domini Penestrini IL 158. Conrad, Biscliof von Metz und Speier IL 89. 119. Conrad, K., Sobu Heinrich's IV., 1. 95. Conrad IL, K. IL 49. 50. Conrad III., K. IL 160. Conrad, Markgraf von Tuscien IL 11. 27. Conrad s. Montferrat. Conradin IL 204. Gonstanz IL 190. Constitutiones Olonnenses I. 84. Corbano, Anülio di IL 208. Gorbizzi, Amerigo Monaco dei, Erzbischof von Caesarea U. 80. Correggio, Matteo de n. 205. 206. Corsica IL 55. Cortenuova IL 164. Cortona IL 136. 151. Gorvaria, domini de IL 177. Cotenacius II. 190. Cremona IL 116. 147. 200. 201. 202. Crivelli, Dainesio, aus Mailand n. 206, Landulf U. 206. Cuona IL 187. 319 Curtis regia 1. S2. Curtis Sala II. 24, D. Daibert II. 48. 50. Dalfinus, Petrus, de Venetia 11. 50. Damiani, Petrus 1. 87. Damiette II. 41. 80. 115. 121. 142. Dino Compagni 11. 16. Diotesalvi II. 21. Dominicaner il. 165. 171. 172. 173. Donati II. 165. 189. 193, Gio- vanni II. 41. 59. 188, Roge- rius Johannes U. 190, Vin- ciguerra II. 196. Donati.sten I. 80. Donraudinus II. 196. Doria, Emanuel, aus Genua 11. 176. 177. 204. Dovadola, Graf Markwald von II. 164. 165. Dux I. 82. Dax civitatis Florentinorum I. 83. Duumviri Florentini I. 77. E. Elisina curtis II. 93. Elsa 11. 74. 76. 98. Engelbert, Markgraf von Tus- cien II. .3. 27. 28. 29. Enzio, K. 11. 166. Epicureisnius II. 16. Era II. 122. 126. Erctimpert II. 146. Estac, Eberhard von U. 133, Etrusker I. 73. Eugen III., Papst U. 20. 34. Evola II. 122. 126. Faenza (Faventia) II. 33. 34, 42. 44. 107. 112. 141. 146. 148. 160. 165. 166. Falseronis, Acerbus II. 196. Gi- anni II. 196. Fantis filii U. 41. Farnese IL 170. Fasanella, Pandulf von II. 165. 175. 203. Felix, Bischof von Florenz I. 80. Fermo II. 13. Fieschi, Percival de' II. 47. Fiesole 1. 73. 76. 77. 82. 86. 93. U. 3. 22. 23. 24, 36. 44. 65. 68. 76. 79, 81, 83, 114. 171. 185. 194. 196. 200. Fifanti II. 164. 167. Fifanti, Gianfante di ßertelotto dei II. 201. Fifanti, Oderigo dei II. 118. 160. 167. Figline II. 82. 127. 194. Filipola, Giarnidi II. 193. Firidolfi II. 53. Flaminius 1. 75. Flisso, Sinibaldus de 11. 145. Florentia bei Parma 1. 76. Florenzitu.s II. 186. 187. Foligno IL 198, 200. Fönte Rutoli IL 99. 113. Foraboschi II. 167. Forese U. 118. F'oresis, Manethus IL 195. Forli IL 201. Forteguerra, Ventura di 11. 136. Forum regis I. 82. Fratres Gaudentes 11. 207. Friedrich I, K. U. 13. 39, 43. 56. 67. 68. 69. 72—76. 78 — 80. 84. 86. 91. 99. 104. 106. 117. 160. 191. Friedrich II, K. IL 10. 16. 41. 42. 45. 51. 00. 87. 89. 90. 93, 116. 117. 118. 126. 130. 134. 139. 141. 144. 145, 147, 152, 158. 160 — 169. 172. 175. 176. 177. Frodigliano IL 83, Fucecchio IL 9. 28, 89, 125, Fundiguano IL 98. G. (W.) Gadanitto IL 61. Galganus IL 202. Galigai IL 41, 162. 163, 204. Latinus IL 196, 198, Galli, Guido do IL 167, Galliata 1. 83, Gallus, Bartolomeus IL 145. Galuzzo IL 27. Gambassi IL 201, Gamurini IL 7, Gandolfinger IL 18, Gangalandi IL 46, 164. 167, Garfagnana IL 35. 79. 84. Or- landus de IL 77. Gariliano 11. 49. Gatti, Bonaccursus IL 121. Gil- bertus IL 121. Gaville, Ubertini de, U. 127. Gebhard s. Arnstein. Genua (Janua) IL 14. 42. 49. 50. 56. 58. 59. 71. 77. 89, 116, 117. 121. 126. 129. 162. 183. 205. Gerhard, Bischof von Florenz I. 87. Gerhard, Graf IL 62. Gerhard von Ravenna IL 80, Glierardus U. 182. 320 Geroldi, Giannes II. 195. Gesse, Ubeitimis II. 154. 155. Gheraideschi II, 27. Gheraidesclii, Adelasia II. 9. Gherardini, Octaviano II. 190. Cece II. 175. Ghibelliiien II. 42. 159. 160. 162. 163. 165—168. 170. 17S.201. 204. 205. 207. Giandonati II. 42. 164. 166. 188. Ruggieio IL 193. 196. 198. Gianibei-te II. 194. Gianni fil. Azzi II. 195. Gianuibello II. lli. 194. Giarnidi Filipoia II. 193. Giramonte, Rodulfus f. Durelli II. 193. Giudice del Papa, Gianni del II. 197. Giustiniani, Marco aus Venedig II. 207. Gondo II. 196. Gonella, Guiduccis Sohn II. 100. 101. Gonfolina I. 73. 74. Gonfalonerius , Petrus, filius quondam Gonfalonerii de Brixia, II. 208. Gontolinus IL 51. Gottfried de' Conti Alberti di Vernio, Bischof von Florenz I. 92. IL 17. 18. 19. 28. 32. 73. 85. 90. Gottfried, Herzog und Mark- graf I. 87. 88. II. 50. Gottifredus IL 192. Graeci IL 49. Grassi, Giufredus IL 197. Ja- copo di Gianni IL 198. Grasselli, Gualfredotto IL 197. Guiflfredottus IL 114. Gregor, Cardinaldiacon ^on S. Maria in Porticu IL 112. Gregor VII. s. Hildebrand. Gregor VIII., l'apst IL 80. Gregor IX., Pap.st II. 127. 130. 134—136. 138—144. 146— 153. 158. 163. 164. 168. 171. 172. Griffo, Prior von S, Antimo II. 109. Grimaldi, Luca de, von Genua IL 205. Grosseto IL 131. 132. 135. 151. Grotto, Ugone del IL 118. 121. 200. Guadagnus IL 196. Gualandi, Sigerius IL 46. 59. Gualandingi IL 46. Gualbert, Gründer der Abtei von Vallonibrosa I. 88. 89. 90. Gualdrada IL 84. Gualducci, Uberto IL 184. 198. Gualfredoctus IL 41. Gualterus Arnoldi I. 151. Gualterius IL 187. 188. 189. Guarinus, filius Aczi IL 197. Guarnelloctus IL 41. 66. 109. Gubbio IL 186. Gudibrandus I. 83. Guelfi IL 41. 42. 139. 160. 162 — 168. 170. 175. 177. 178. 201 — 204. 207. Guercia Grossa IL 41. 140. 141. 147. Guerneri, Johannes IL 187. 188. 189. 190. Lucterius filius Gianni IL 188. 195. Guidi, Grafen I. 85. IL 5. 7. 8. 17. 18. 30. 31. 33. 34. 35. 41. 47. 51. 56. 57. 62. 63. 72. 78. 81. 86. 87. 88. 89. 110. 115. 129. 134. 137. 160. 164. 167. 188. 189. 194. 199. 204 s. Dovadola. Porciano. Guido Guerra I. IL S. Guido Guerra IL IL 32. 35. Guido Guerra III. IL 65. 67. 68. Guido Guerra IV. IL 58. 63. 64. 68. 78. 87. 95. 107. 111. 163. Guido Guerra V. IL 165. Guido Kovello U. 206. 207. Roger IL 88. Tegrimo II. 88. 108. Guido , Cardinalbischof von Cremona IL 56. Guido, Gherardus IL 204. Guido de' Papi di Roma, Guido Johannis IL 200. Guido filius Rodulfini II. 192. Guiftredus, Cardinallegat IL 200. Wilhelm, Bisehof von Modena IL 147. Willclmus, Franciscanerbruder IL 150. 151. Wilhelm, Pfalzgraf II. 205. Guinigi, Donusdei II. 135. Guinisius IL 182. Gulieschi, Comites IL 65. Gunzeiin s. Wolfenbüttel. H. Hab.sburg, Rapoto von IL 13. Hadrian, Kaiser I. 80. Hadrian I., Papst L 83. Hadrian IV., Papst H. 51. Haymarus Monacus, Erzbischof von Caesarea IL 80. Heuricus comes Florentinus IL 57. 192. 321 Henrigus Faifus, Graf von Arezzo II. Sl. Heinrich, Herzog von Bayern II. 19. 28. 29. Heinrich I., K. II. 50. Heinrich H., K. U. 49. Heinrich III., K. I. 87. U. 49. Heinrich IV., K. I. 92. 93. 94. II. 3. 12. Heinrich V., K. II. 6. 9. 10. 13. 40. Heinrich VI., K. II. 40. 43. 77. 79. 81. 84. 92. 93. 101. 192. Henrigucci, Compagnus II. 182. Hermann, Bischof v. Constanz II. 6S. Hildebrand (Gregor Vll.) I. 88. S9. 93. Hispania II. 49. Homodeus II. 151. Honorius IL, Papst II. 25. Honorius III., Papst II. 8. 89, 119. 148. 149. Hugo s. Ugo. Hungari II. 49. I. Jacobus, Bischof von Palestrina (Praeneste) II. 90. 150. 151, 152. 153. 154. 155. 156. 157. 158. Jacopo, Andrea di, aus Perugia II. 128. 144. 200. 201. Jambonus, Latinus II. 196. Janua s. Genua. Jerusalem II. 40. 50. 91. Ildebrandinus, nepos Barruccii II. 193. 195. Ildebrandinus , Bischof von Fiesole 1. 85. II. 148. 149. 157, Bischof von Volterra 11.99. 111, GuittonislI. 195. Pfalzgraf II. 65. 112. 205. Imola II. 146. Incisa U. 127. Iniematus II. 190. Innocenz IL, Papst II. 19. 197. Innocenz III., Papst IL 21.22. 41. 81. 82. 83. 84. 102. 107. HO. 112. 114. 168. 170. 196. 197. Innocenz IV., Papst II. 42. 145. 161. 165. 172. 176. Insula, Jordanus de II. 207. Intudimele, Gualfred II. 59. Johannes, Abt von St. Maria de Montepiano II. 8. Johannes IL, Bischof von Fie- sole IL 23. Johannes, Bischof von Florenz IL 41. 84. 86. Johannes, Bischof von Velletri IL 171. Juda, Balduinus Ugonis IL 190. 196. Judice, Bruno IL 196. Judicis, Johannes IL 150. Juditta, s. Montferrat. Julius, Bischof von Florenz IL 84. 86. Justin , byzant. Befehlshaber L 81. K. Siehe C. Lambarda, Abbati di IL 190. Lamberti IL 167, Mosca IL 198, Tiniosus IL 182. 196. Lambertini, Lambertino di Guido IL 205. Lambertus IL 51. Lamporecchio IL 41, 129. Laucioline IL 88. 199. Landedo, Ubertinus de IL 204. Langobarden I. 82. Larciano IL 129. Lartignanum II. 41. Lastra a Signa IL 45. 164. Laterinum IL 42. Laticastelli IL 112. Laurum IL 199. Laurum Puteum IL 88. Lautern, Eberhard von IL 184, Lenzburg, Grafen von, IL 12, Leo IL 196. Lepidus L 75. 76, Leutharis I. 82. Le.x Julia I. 76, Lieti, Adimari Gianni IL 196. Ligurer I. 75. Litius q. Loteringi IL 193. Lodi IL 199. Lombardi de Casule IL 65. Lombardia IL 51. Lombardische Städte IL 162. Lombardus, Archipresbyter S. Severi IL 159. Lomello, Gottfried von IL 166. 203. Lotharius, Hugonis filius IL 48. Lotharius, Kaiser I. 84. IL 28. 48. 49. Lothringische Partei L 87. Lucca I. 84. 88. 92. 93. U. 6, 9, 14. 15.28,31—35.48—51, 55. 56. 58—60. 62—63. 72, 75_77, 79. 81. 83. 84. 88—90. 92. 93. 99. 107. 111. 112. 117. 119—127. 129. 130.134. 136. 141. 145. 146. 189. 190, 195. 200. 322 Lucca, Guidottus von IL 147. Lucera II. 168. Ludwig der Fromme U. 48. 49. 109. Lodoigus, filius Lotharii II. 48. Lupi von Reggio II. 206, von Soragna II. 206, Josep filius U. 189. Lyon II. 175. M. Maeharius II. 60. 62. 63. 65. Maconi, Bartolomeo di Rinal- dino de' II. 111. Madiis, Mafifeus, q. D. Emanu- elis de, de Brixia II. 208. Maginrad s. Meinhard. Maguuoli, Erbolotto II. 191. Magretto, Ingliiranio di II. 200. Mailand I. 90. II. 21. 41. 55. 116. 163. 168. 199. 205. Maiuetus U. 189. Majorca II. 14. Malabrancha, Angelus IL 164. 202. Malatesta IL 20, Malavoltis de Bononia, Cata- lanus de IL 207. Malborglietto IL 106. Malespini I. 77. IL 112. Mark- graf Conrad IL 123. Ridolfus filius Uguccionis IL 204. Spi- nello IL 194. Malpili, Mapilio di IL 128. Mandello, Albertus de IL 116. 199. Odo di IL 41. 136. 137. 139. 183. 199. 201. Ruba- conte di IL 163. 164. 167. 172. 202. Ubertus de U. 205. Manente IL 113. 154. 156. Maneutis filii IL 112. Manetto, Orgese di IL 149. Manfred, König IL 204. 207. Mangona IL 8. 9. 11. 73. 87. 191. 192. Graf Albert von IL 118. Graf Tagliaferro von IL 118. Graf Napoleon von IL 118 s. Alberti. Mannusi. e. Alamannus IL 189. Mantua IL 89. Marangone IL 15. Marca Guavnerii IL 13. Mareello IL 191. Marescotti, Guido IL 182. Marcbigiani IL 142. 170. Markgrafen von Tuscien I. 84. Marte IL 126. Marturi s. Poggibonzi. Masoppinus IL 195. Massa IL 51. 113. Matafellone IL 109. Matteus IL 155. Mathilde, Grossgräfin L 93. 95. IL 3. 5. 6. 7. 8. 11. 13. 14. 15. 44, 46. 50. 52. 72. Mathil- dinisches AUod IL 27. Güter IL 50. 55. 160. Mauerkreis, 2. u. 3. von Florenz I. 93. Mazzolombardus , Sohn des Barakterius IL 109. Mediilombardi, Truflfa IL 77. Mediobarba, Theuzo I. 88. Meinhard, Sohn des Grafen Alberto II. 96. 97. Melfi IL 144. Mingardole, Petrus IL 3. 16. Minucius Thermus I. 76. Modena IL 149. Modigliana IL 7. Monaldeschi, Petrus IL 135. de Urbeveteri, Armannus sive Ormannus D. Cittadini de IL 207. Monaldi, Ugo IL 195. Monisterium IL 112. Monistero, Guido di II. 200, Mons regis I. 82. Montalcino IL 65. 99. 100. 109. 114. 147. 149. 150. 154. 155. 156. 158. Montaguto (Montauto) IL 89. Albert von IL 89. 136. Montagutolo IL 188. Montale IL 107. 108. Montalto IL 41. 112. Montanani, Rainerius Guidonis n. 152. Montaperti IL 91. 206. Montealbano IL 129. Montebuoni IL 3. 29. 40. Montecalvoli n. 122. 123. 124. 126. Montecascioli IL 3. 5. 9. 10. 11. 12. 18.27. 40.41.42.46. 126, Graf Hugo von IL 18, Ce- cilia, Frau des Grafen Hugo von, IL 18. Montecchio IL 13. Monte Cellese U. 138. Montechiaro IL 136. Monte Chiavello n. 51. Monte di Croce U. 8. 32. 33. 34. 35. 40. 63. 86. 128, Bo- nonone de IL 188. Montefellonica IL 112. Montefeltre, Taddeus Graf von IL 207. 20S. Montefiascoue IL 10 1, Jacopo n. 170. 172. Montefiore IL 41. 129. Monteforti, Philippus de IL 207. Montefullico IL 134. 323 Monte Giossoli IL 40. 53. 92. 93. 187. Monte Guallandi U. 35. 40, 45. Montegufone II. 29. 30. Montelisciai II. 134. Montelupo II. 41. 106. Montemaggio II. 33. 1S8, Montemagno, Cacciaguerra di II. 200, Raimundus de II. 77, Inghiiamus de II. 124, Guido de II. 77. Montemesculum II. 143. Montemoreci II. 122. 125. 126. Montemurlo II. 34. 75. 88. 107. 199, Raineri da, aus torto- nesiscliev Familie II. 204. 205. Monte Orlando II. 4. 35. 41, 45. 46. Montepiscini II. 143. Montepulciano II. 41. 44, 54. 65. 83. 108—113. 132—141. 143. 146. 149. 153, 154. 156. 160. 196. Monte Rotondo II. 86. Montevarchi II. 88. 199, Montevoltrajo II. 132. 204. Montfenat, Markgrafen von II. 78. 160, Agnes von II, 68, Conrad von II, 68. 190, Judith II. 68, Rainer von II. 68, Wilhelm von II. 68, Monticelli Vecchio II. 167. Montiduella IL 112. 113. Montignoso II. 202. Montopoli II. 122. Montorgiale II. 149. Moriano II. 79. Mortennano (a) II. 41. 88. 95. 96. 115. 116. 117. 138. Moschadi, Stoldus II. 196. Mosciano, Trinciavella de II, 195. Motrone IL 58. 189. Mugello IL 83. Mugietus II, 49. Mugnone L 73. 74, 94. Muhamraedaner IL 168. Municipalis I, 89. N. Narses I. 82. Nasi, Bartolomeo, aus Bologna IL 199, Nerli IL 170, Jacobus Ugolini IL 182. 196. Nicolaus IL, Papst L 87. Nicolaus III.. Papst IL 208. Nonantula IL 14S. Nontigiova, Graf Alberto IL 194. Nuvolonibus, Bartholomaeus de IL 205. 0. Octavianus IL 51. Octobonus , Ildebrandinus IL 205. Odenrici (Odenrighi), Albertinus IL 182. 186, Petrus IL 189. Ogerius, Podestä von Poggi- bonzi IL 110. 111. 113. 187. 196. Ombronethal IL 113. 119. Orgia IL 89. Orgiale IL 112. 15L Orlandi (Orlandini), Gherardus IL 1S3. 198. 199. 200. Orlandi, Membrottus IL 200. Orlando, Uberto d', aus Lucca IL 204, Ornianno II. 191. 208. Ortenburger IL 27. Orvieto IL 21. 65. 112. 116. 131. 132, 133, 134. 135. 136. 142, 143, 14L 146. 150. 151. 152. 154. 156. 157. 186. 198. 201. Osimo IL 186. Ostia, Hugo von II. 118. Ostgothen L 81. Otto L, K. L 85. IL 48. 49. Otto IL, K. IL 48. 49. Otto III., K. IL 47, 48. 49. Otto IV., K. IL 41. 43. 83. 84, 86,87.93, 115. 116. 117, 160. Paganus, Bischof von Volterra IL 157, Plebanus de Figline IL 157, Propst IL 197. Palaja IL 122. Palatio, Conradusde, de Brixia IL 208. Palermo IL 43. 50. 92. Palestrina IL 150. Palmirolus Martini de Fano IL 20S. Paltonerius IL 65. 71. Palii, de IL 18, Arduin von, IL 18. 32, Guido von, IL 18, Imiglia Gräfin von, IL 32. Panciatellus q. Juliani IL 203. Pandimiglio, Albergotto di IL 121. 123. Pannochieschi IL 65. 99, Pan- nochino IL 167. 168. Paotano, Rainerius IL 193. Papa, Albizzo del IL 141, Gio- vanni del IL 141. Paparoni IL 197. Parentius IL 121. 122. Parma IL 45. 177. 178. 201, Gerhard von IL 206. 42 324 Paschalis II., Papst I. 91. II. 14. 18. 19. Paschalis III., Papst II. 22. 40. 56. Passavanti II. 198. Passignano I. 88. II. 95. Patarener I. 88. II. 16. 17. 20. 21. 167. 170. 171. 172. Pateinon, Filippo II. 170. 171. Patrimonium Petii II. 134. 135. Paulinus I. 80. Pavia II. 75. 201. 203. Pazzi IL 165. 172. Pazzo IL 41. 197, Donato di IL 193, Isacchi IL 200. Peppo von Campiglia IL 150. 152. 154. 155. Peppo, Jacob! IL 149. Perugia IL 81. 83. 111. 134. 135. 136. 146. 153. 200. 201. Perugia, ßombarone da IL 200, Jacopo di II. 140. Persico, Wilhelm von IL 124, 131. Pesa IL 3. 5. 9. Pesamigola, Pace IL 173. 203. Petinano, Grafen von IL 150. Petrognano IL 73. 94. Petrus, Bischof von Florenz I. 88. Petrus Igueus I. 90. Petrus Venerabilis IL 26. Philipp von Schwaben, K. IL 160. Piacenza IL 183. 186. 191. 204. 205. 206. Plan di Cascia IL 170. 172. Plan di Ripoli IL 171. Piannettole di S. Gervasio IL 122. 123. 126. Pierleoni, Franciscus de' IL 198. Uguccione de' IL 198, Pietrasanta, Guiscardus de IL 205. Pietro Grigori, Odo di IL 123. 200. Pieve Asciata IL 134. Pigli, Chiarito IL 101. 194. Pipinus IL 187. 188, 189. Pipinus rex Italiae IL 49. Pipinus senior IL 49. Pisa L 88. IL 6. 9. 11. 14. 15. 18. 27, 28. 30 — 35. 41. 43. 44. 46. 48—51. 55—63. 66. 71. 72. 75. 81. 88 — 90. 92. 93. 116—122. 124—128. 130. 131. 134. 137. 138— 140. 145—148. 155. 160. 165. 170. 185. 189. 190. 200. 201, 202. 205. Pistoja IL 9. 30. 32, 35. 40, 41. 44. 55. 56. 58. 60. 75. 77. 78. 79. 81. 88. 90. 92. 107. 112. 118. 123. 124. 126. 127. 128. 129. 130. 132. 134. 136. 139. 141. 145. 146. 153. 182. 189. 190. 197.200.201. 202. 207. Pititiano IL 186. 187. Pius Bernardus IL 151. 152. 154. 155. 156. 200. Poggibonzi (Podium Marturi. P. Bonithi, ßonizzi) IL 34. 41. 63—68. 78. 81. 89. 110. 113—117. 119. 124.128. 130. 131. 132. 135. 137. 140. 141. 143. 145.149—154. 156. 158. 165, 170. 186, 189. 196. 207. Poggibonzi, Rainerius de IL 157, Robertus fllius Bonin- signie de IL 196. Poggio di Marturi I. 88 s, Poggi- bonzi. Pogna II. 72. 73, 74. 94. 110. 191. Poltrone, Compagno IL 152. 154. 155. 162. 201. Portedera IL 62. 122. Pontecanali IL 206. Poutevecchio I. 84. IL 42. Ponte a Sieve IL 170. 172. Pontremoli IL 6. 92. Poreari, doniini de IL 77, Or- laudino de' IL 88, Paga- nellus de IL 99. 195, Ugo- linus Paganellus dei IL 124. Porciano, Grafen von IL 88, Theudegrimus von IL 165 s. Guidi. Porta, Scurra de, de Parma IL 208. Porto a Elici IL 121. Porto Hercole IL 205. Praefectis, Gottfried de IL 141. 144. 145. Praeses I. 89. Prata della Vajana IL 124. Prato IL 8. 35. 40. 42. 46. 47. 52. 55. 72. 81. 92. 110. 112, 129. 134. 136. 198. 201. Prato, Graf Alberto von IL 35. 51. 52. 55. 104 8. Alberti. Pratum regis I. 82. Precina IL 147. Pri'olis, Henricus de IL 140. Pulci IL 170. Pulci, Ranieri IL 135. Pulliciano IL 70. Puteum IL 199. Quona IL 32. Q- 325 B. Rabodo (Rapoto) marchio Tus- ciae II. 11. Radagais I. 81. Radicondoli II. 136. Radieofani II. 13.'\ 136. 152. 153. Raiuerius II. 192, Sohn des Barakteims IL lü9, Bischof von Florenz I. 91. IL 17. Sohn Manentes IL 156, Siminetti IL 195, Bischof von Orvieto IL 157. 158, Petrus Stephani, de Urbe IL 208, Plebauus St. Agnetis IL 157. 158. Rainulfi, flalganetto IL 123. Ramboctus, Sohn des Grafen Tancred IL 154. 156. Ranionis, Jacobus IL 196. Rampretfus, Markgraf IL 12. 27. Rangouis, Gerhardus IL 146, Guilielmus IL 205, Jacopi- nus IL 206. Rapallum IL 50. Rapolana IL 112. Ratiger I. 81. Ravenna IL 13. Rayano, Bernardus de IL 207. Reggio IL 6. 49. 199. 202. Reichsvicar IL 12. Reinald, Erzbischof von Cöln IL 22. 56. 64. 86. 87. 93. 188, Leonis IL 198, Ram- bocti filius IL 156, von Spo- leto IL 133. Remedius, Canonicus von Or- vieto IL 158. Remperoctus, marchio IL 3. 10. 11. Rena, della IL 103, Cosimo detla IL 105. Renaldini, Bartholomeo IL 182. Renuccius IL 192 s. Staggia. Restauransdampnum Cavalcan- tis IL 190. Restaurus IL 194. Ricavo IL 124. Riccio , Ardinghus Guernerii de IL 195. Richard von England IL 91. Ridolfi, Abate IL 195. Rimbotto, Sohn des Grafen Tancred IL 136. 154. 156. Rimini, Malatesta da IL 208. Rinaldesco del giä Mula IL 194. Ripafracta IL 51. Ristoradanuo IL 191. 195 s. Ristauransdampnuni. Robert, Vicar IL 10. 11. Robertis, Robertus de, de Regio IL 208. Robertus 8. Poggibonzi. Roderich L 81. Rodigerins IL 187. 188. 189. Rodilia, Jacobinus ... de IL 208. Rodulfus, Graf IL 41. Roffiano IL 100. Rogerius, comes IL 204. Roger, Erzbischof von Pisa, Bischof von Volterra IL 27, König von Sicilien IL 26. Rogomagnus (Rugomagno) IL 41. 112. Rolandus, Uberto IL 46. Rom L 90. IL 41. 92. 119. 120. 135. 160. Romuald, d. heil L 88. Roncastaldum I. 196. Roncioni, Albertus IL 121. Rosauo IL 188. Rossi IL 170, Accursus f. Ugo- nis IL 202, Bernardo di Or- lando IL 42. 168. 173. 178. 205, Gherardo IL 194. 196, Gotifredo di Guido IL 194, Jacobinus fil. Bernardi Or- landi IL 200, Octavianus Guittonis IL 195, Orlandus Ugonis IL 131. 162. 163. 165. 168. 201. 202, Ubertus IL 20.5. Rota, Jacopo della IL 204. Rotundus, Bartholomaeus IL 146. Rubei 8. Rossi. Rudighieri, Aldobrandinus II. 201. Rudolf, Bischof von Todi, später von Florenz I. 90. 91. Graf L 84, von Habsburg IL 47. Rugeroctus IL 152. Rugomagno s. Rogomagnus. Rusticus Abatis IL 197, Archi- presbyter IL 143. S. Sacchitti, Brodario IL 196. Saladino IL 40. SO. 91. Saleruo, Fra Giovanni da IL 171. 172, Salvi, Cajetanus IL 152. 154. 155. Salvius, Bischof von Perugia IL 145. Sambuca IL 107. Sandrini, Domenico Maria II. 169. 170. Sauguignii, Guidone IL 194. 196, Renaldisco IL 194. Santagonda IL 92. 42* 326 Sanzanome, Aniizzo qu. II. 201. S. Andrea II. 57. S. Antimo II. 109. S. Apostoli, buigum s. ßoigo II. 3. S. Cassiano II. 202. S. Colomba II. 124. S. Donato in Poggio II. 100. S. Donato tia le Toni II. 80. S. Felix von Gerona II. 15. S. Fiora, Bonifacio von II. 136, Guglielmo von II. 136. S. Gemignano 11.99. 101. 112. 126. 132. 145. 201. 202. S. Genesio II. 22. 55. 58. 59. Sl. 82. 93. 189. 194. S. Germano II. 135, Petrus de IL 147. S. Gervasio IL 122, 126. S. Giovanni I. 82. S. Lorenzo I. 80. S. Maria a Monte IL 37. 112. 122. 125. S. Maria Novella IL 40. 57. 173, 174. S. Michele di Gangalandi IL 46, di Monte IL 46. S. Miniato (bei Florenz) L 85. 8. Miniato del Tedesco II, 10. 40. 58. 60. 61. 62. 63. 76. 79. 81. 82. 89. 92. 93. 126. 133. 145. 165. 172. 175. 177. Graf von S. IL 65. S. Pancrazio I. 94. S. Pier Sclierragio I. 94. 162, S, Quirico IL 132. 133. 134. 145. 146. 196, a Rosenna III. 136. S, Salvi I. 88, S. Vitale, Pedicius von IL 208. Saraceni IL 49. Sardinien IL 49. 55. 58. Sarteano IL 65. 135. 136. 143. 146. Sarzana IL 56. Sassoferrato, Guiccione de IL 139. Sasso Rosso, Leonardo von IL 132. Scaunii, Jacobus IL 152. Scarlato, Torellus de II. 196. Scliöifen in Florenz I. 84. Scialenghi, Grafen IL 54. 65. Ildebrandino IL 14. Sciancati, Ildebrandino IL 194. Sciliano IL 135. Scolay, Sinibaldo IL 195. Scotta, Pontius della IL 198. Scotus, Podesta von Semifonte IL 100. 101. Sorot L 83. Seudacollus IL 71. 188. Selvole IL 134. 138. 140. 141. 147. Selvorus IL 185. Semifonte IL 41. 72. 73, 83, 90. 94. 95. 97. 98. 99. 100. 101. 102. 103. 104. 108. 113. 128. 137. 191, Graf von S. IL 94. Senazza, Aldigherius de, fil. Jacobi de Senazza, de Parma IL 208. Serchio IL 51. 121. Sescalchi, Bernardinus dei IL 196, Bono dei IL 196, Guido dei IL 202. Sesso, Guido da IL 165. Settimo I. 85. 88. IL 79. 167. Sibilia IL 50. Siena IL 3. 8. 15. 27. 30—35. 40—44. 53—55. 57. 58. 62 -68. 70. 71. 73. 78. 79. 81. 83. 84. 88-91. 95. 99. 100. 108 — 115. 117. 119. 120. 124—130. 133—135. 137— 158. 160. 162. 165. 175. 182. 186. 188—190. 195—197. 200—204. 207, Sigerius IL 200, Silliano IL 186, Simiuetti, Rainerius IL 195. Simouisten I. 88. Sizii, Botrighello IL 183. 194. 197. 198. 199. Soana iL 112. Soarzi 11. 188, Bernardo IL 188, Gozzolino IL 188, Guido IL 188, Ottaviano IL 18S. Soldauerii, Gianni IL 196. Soresina (Sorriso), Paulus de IL 205. Speciosus, ßiseliof I. 83. Spoleto IL 13. 55. 134. Squarcialupi IL 88. 95. 115. SquarciasaccLi, Arlotto IL 19S. Staggia (Stagia) IL 64. 131. 153. 198, Renuccius de IL 187. 189. Staguo IL 107. Stepbanus IL 1 1 1. Stepban X., Papst I. 87. Stepbaui, Rainerius IL 140, Stilicho I. 81. Strada francigena IL 92. 125. Strada, Torellus da IL 87. 90. 201. Strido, GrafUgolinodelL 182. Strisius IL 114. 197. Strove IL 131. 188. Struftaldus f. Bellineionis IL 193. 197. Struma (i) IL 78. ■62; Sulla 1. 75. Sutri, Bonito von I. 91. Tabernaria, Gräfin, Gemahlin des Graten Alberto 11. 95. 97. 8. Alberti. Talamone II. 205. Tancred, Canonicus von Bo- logna II. 149. Tartaren II. 45. Tedaklini II. 165. Gianni Bello II. 19G. Tedaldus II. 193. Tedaldino II. 41. Pietro T. del fu Borona Malchiarelli II. 206. Terra del Bagno IL 143. Terra di Lavoro II. 139. Testa, Henricus II. 42. 178. Thebaldus, Archidiaconus II. 158. Thebaldi, Betti filius II. 19S. Theudifrasius, Graf I. 84. Thomas von Siena II. 6S. Teupertus II. 51. Tiber I. 79. Tiberius 1. 79. Tignoso Lambert! IL 192. Tignosi filii IL 65. Todi IL 134. 197. Tolomey, Donato IL 196. Torclli, Pietro IL 128. 197. 20Ü. Tornano IL 41. 109. 110. 113. 114. 115. 135. Tornaquinei, Filocarus IL 1S9. 19ii, Jaeobus filius olim Ghe- rardi IL 203. Torre a Castello IL 112. Torre, Alamannus della IL 205, Gotifredus della IL 2o7. 208. Torrita IL 112. 113. Torsello IL 170. 171. Tosa (Tusa), Davizzo della IL 194. 195. 196. Totila L 77. 81. 82. 86. Trapolauo IL 88. 199. Trasimenischer See IL 136. Trebio IL 192. Tremali IL 186. Trespiano IL 27. 81. Trevalle IL 200. Tribus Publilia I. 77, Scaptia 1. 76. Trincavellus IL 196. Triunivirn I. 75. 76. Troja IL 49. Turchius IL 151. Turin I. 79. Turris IL 49. Tuscia aunonaria I. 80. U. Ubaldini IL 83, Cardinal Otta- viano dei U. IL 167. 177. Uberti I. 89. IL 41. 53. 70. 71. 130. 159. 160. 162. 165. 166. 167. 176. 190. 191. 194. Uberti, Azzo degli IL 167, Fa- rinata degli IL 16, 164. 167, Gianni degli IL 191, Guido degli IL 189. 195, Neri Pieco- lino degli IL 165. 167, Kaine- rius degli IL 195, Schiatta degli IL 167. 192, Uberto degli IL 193. Ubertus IL 41. Ubertini, Kainerio IL 52, Wal- ther II. 139. Ubertino IL 191. Ugnano IL 74. Hugo IL 48. Hugo, Archidiaconus von Siena IL 157. 158, Bischof von Ostia IL 88. 119, Cardinal- legat, von Palestrina IL 44. Ugo, Graf IL 186, Graf von Fucecchio IL 18, Grossgraf, I. 85. 86, Markgraf von Tus- cien IL IL 49. 136, vice- comes IL 50. 51. Ugo Ugolini von Gittä di Cas- tello IL 133. Ugolini, Dato di IL 151, Is- nardus IL 207. 208, Ugo IL 165. 166, Ugo de Laterino IL 42. Ugolinus, Cardinalbischof von Velletri IL 171. Ugoni, Filippo degli IL 205. 206. Uguiccio IL 41. Uguiccio, Graf IL 186. Uguccionis filii IL 65. Uguccioni IL 165. Uliaris I. 81. Uppezzinghi IL 28. 62. 122, Cecilia IL 28. Usimbardi, Guillelmus IL 165. 202. V. W. Vacule IL 50. Waiblinger h. Ghibellinen. Val Cortese IL 112. Val' d'Era IL 126. Vallis Arni IL 190. Val di Pisa IL 121. Val di Strove IL 139. 188. Valentini, Donrandini IL 196. Valianus, Guido Marchio IL 208. VallombrosaL88. IL 8, Petrus 32S vou I. 90, Eolandus Con- verso di II, 191. Varramista II. 124. Vecclanum II. 51, Weif I., Herzog II. 53. 56. Weif III., IL 93. 160. Weifen s. Guelfen. Venedig II. 69. Ventus, Wilhelm II. 126. 162. 201. Veneris j)ortus II. 50. Vercelli II. 201. 203. Vernacii, Guido Magnani filius II. 59, Truffa II. 59. Vernio II. 47. 74, Grafen Al- lierti von II. 17. 18 47. Verona, Graf Albert von II. 9, h. Petrus von II. 172. 173. 174. Verrucolo, Malatesta de, de Ariuiino IL 207. Vcrsiglia IL 79. 84. 121. Via Cassia I. 75. SO. Viareggio IL 121. Wibert von Raveuna, später Gegenpapst Anaclet I. 91. Vieenza, Johann von IL 148. Victor IL Papst I. 87. Vico im Elsathale IL 101. Vicus Vallari IL 93. Viesca IL 88. 199. Wilhelm s. Guillelmus; Vinciguerra IL 193, Hugo IL 111. 195. Vineis, Petrus de IL 147. 203. Vingnale IL 3. 27. Vingonense IL 195. Virginio IL 98. Visconti IL 62. 104. Visdomini IL 195, Alioctus IL 195, Davizzo IL 195, Fi- lippus IL '206. Viterbo IL 81. 132. 204. Wolfenbüttel, Truchsess Gun- zelin von IL 89. 126. Wolfger, Patriarch von Aqui- leja IL 83. 84. 115. 117. Volterra IL 9. 15. 62. 81. 83. 110. 126. 132. 200. 201. 207. Vurno IL 34. Zenobius, Bischof von Florenz L 80. Zinganellus prepositus Praten- sis IL 158. Halle, Druck von E. Karras. üniversity of Toronto L'braiy j DO NOT /^ 1 REMOVE / 1 THE ii ! CARD 1 1 FROM \ i THIS \ POCKET \ Acme Library Card Pocket Under Fat "Ref. Index FU»" Made by LIBRARY BUREAU